Manchmal höre ich Miaumusik - Reiner Bonack - E-Book

Manchmal höre ich Miaumusik E-Book

Reiner Bonack

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Beschreibung

Sie ist witzig. Sie ist frech. Sie ist respektlos und dreist. Sie ist stolz, und sie ist erfinderisch. Sie singt, wenn ihr nach Singen zumute ist, schaurig-schön ziemlich originelle selbsterfundene Lieder. Sie tanzt gern mit Schmetterlingen, kann in Träume springen und träumt davon, bis hinter das Ende ihrer Welt zu reisen. Und manchmal, wenn sie sich begegnen, gibt sie dem Schreiber dieses Buches sogar Ratschläge, wie er schreiben müsse, um endlich bessere Bücher zu verfassen. Ihr Name? Soso. Ihr Zuhause? Im Freien, denn sie ist eine Straßenkatze. Wer sie kennenlernt, wird sie nie vergessen.

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Seitenzahl: 103

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Wie viele Fragen hat eine Katze?

Zieht der Schmetterling fort, wird er dann zum fliegenden Fisch?

Pablo Neruda

Schmeckerlinge sind keine Leckerdinge, aber man kann wunderbar mit ihnen tanzen.

Mia-Maria Magda von Mau

Das im Buch Erzählte

Wie Soso zu ihrem Namen kam

Soso und die Kirchenmäuse

Das Rumpelpumpeirätsel

Der Spaß

Sosos Lied

Kalter Tag

Noch ein kalter Tag

Auf dem Eulenweg nachts vor halb eins

Der Geburtstag

Soso singt ein Lied aus ihrer Katzenkinderstube

Soso ist weg

Der besondere Tag

Unter dem Orchesterbaum

Sosos Frühlingslied

Der Park

Das Interview

Die Wolkenfische

Sosos Anglerlied

Das große Krilalilabum

Vor der Hundegrundschule

Sosos Reise zum Ende der Welt

Sosos Sehnsuchtslied

Traumhafte Begegnung

Sosos Sommerlied

Großes Katzengeheimnis

Soso rechnet mir was vor

Das Ende

Soso singt mir ihre Meinung

Der Lügentest

Das Donnerwetter

Sosos Lied über die Menschen

Der Herbstspaß

Sosos Herbstlied

Der Einbrecher

Sosos Wintersong

Der Kuckuck und der Esel

Noch ein Ende

Sosos Top Ten der Miaumusik,

Der Gedichte- und Geschichtenerfinder

Wie Soso zu ihrem Namen kam

Sie sitzt neben dem Hähnchengrillwagen am Markt.

Grüß dich, sage ich.

Grüß dich, sagt sie, und schielt auf die Tüte mit dem leckeren halben Hähnchen darin.

Wie heißt du, frage ich.

Die einen nennen mich soo, die anderen so, sagt sie. Aber meine Mutter nannte mich Mia-Maria Magda von Mau.

Ich lächele. Ihre Stimme klang, als sei sie stolz auf diesen Namen.

Du bist also von adligem Geschlecht, spotte ich. Leider habe ich meinen Hut vergessen, sonst würde ich ihn vor dir ziehen und mich untertänigst vor dir verbeugen.

Soso, mach dich nur lustig über mich. Das ändert nichts daran, dass meine Ururururururururgroßmutter einst auf einer Burg am großen Fluss wohnte, bis der Burgherr ein Burgfräulein heiratete, das eine Katzenallergie hatte. Da war es dann aus mit dem fürstlichen Leben meiner Ururur ...

Bitte! Hör auf! Ich weiß, wen du meinst. Wie hieß denn diese Burg, frage ich, ohne mehr als nur eine munkeldunkle Antwort zu erwarten.

Maudiburg hieß sie, sagt Mia-Maria Magda von Mau, genau wie diese Stadt hier.

Da staunst du, was?

Sie dreht den Kopf zur Seite und schnuppert in Richtung meiner Hähnchentüte.

Da gibt es nichts zu staunen, antworte ich. Weil es hier vor langer Zeit eine Burg gab, ist es auch kein Wunder, dass die Stadt sie in ihren Namen aufnahm. Außerdem ist er kurz und leicht zu merken. Aber Mia-Maria Magda von Mau - der Name ist mir zu lang, stöhne ich.

Soso? Zu lang? Weißt du einen kürzeren, über den nicht jeder Dackel lacht?

Ich überlege. Doch mir fallen nur die üblichen Katzennamen ein: Minz, Mauz, Mieze, Mimi, Maja, Lilly, Lucie und Molli.

Vielleicht sollte ich dich Minka nennen, sage ich schließlich.

Ihhh, Minka, zischt sie. Untersteh dich! Minka nennt man bestenfalls eine Ziege - aber keine Katze! Denk dir bitteschön einen ganz besonderen Namen für mich aus.

Warum?

Na weil ich etwas ganz Besonderes bin.

Soso, sage ich. Und dann, triumphierend, als hätte ich eben den tollsten Katzennamen der Welt erfunden, wiederhole ich diese beiden Silben: Soso.

Was soll das heißen, fragt sie.

Das heißt: Ich werde dich Soso nennen.

Soso? Sie schüttelt den Kopf. Das ist doch kein Name für eine Katze. Soso klingt fast wie Susi, und Susi hört sich ziemlich blöd an.

Aber immerhin lässt sich vom Namen Susi auf das Geschlecht schließen, versuche ich, ihr den Namen gefällig zu machen.

Vergiss den Namen Soso, faucht sie. Denk dir schleunigst einen schöneren Namen für mich aus.

Sonst ..., frage ich.

Sonst gebe ich dir ebenfalls einen Namen, mit dem du für immer gestraft bist.

Soso, welchen denn?

Sie kratzt sich mit der Pfote hinter dem Ohr als überlege sie und sagt dann: Wie wäre es mit Herr Sauermilch, Peter Silie oder Mister Krautwurm? Naaa?

Soweit kommt's noch, knurre ich. Schließlich bin ich ein Mensch, und der Mensch bestimmt, wie Katzen und andere Tiere heißen. Sogar Hunde akzeptieren das.

Soso guckt, als hätte sie eine saure Gurke verschluckt.

Hunde, erklärt sie herablassend, Hunde sind willenlose Untertanen und keine Persönlichkeiten.

Aber es bestimmt nun mal der Mensch, erwidere ich hilflos.

Sie funkelt mich mit ihren Funkelaugen belustigt an: Was dabei herauskommt, das hört man ja überall, sagt sie.

Zum Beispiel, frage ich.

Na zum Beispiel Hundenamen wie Burger, Hobbit, Schnitzel, Kiwi, Nudel, Frau Zecke, Tante Käthe oder Alexandro von der Pinkelwiese. Und die Katzennamen erst! Ein einziger Jammer!

Hör auf! Halt dein freches Lästermaul, rufe ich. Du heißt Soso! Basta!

Basta? Als Nachname? Igittegitt! Sie rollt mit den Augen.

Schluss jetzt! Ich stampfe mit dem Fuß auf. Seit wann brauchen Katzen einen Nachnamen? Soso - das reicht. Punkt!

Mir reicht's auch, sagt sie sauer.

Sie erhebt sich, streckt sich, leckt sich und geht mit stolz erhobenem Schwanz davon.

Hähnchen schmecken sowieso nicht, raunzt sie, wendet den Kopf und wirft einen letzten Blick auf die Tüte in meiner Hand.

Rotzfrech, diese Soso, murmele ich, und mache mich langsam auf den Heimweg.

Aber so richtig kann ich mich nicht mehr auf das knusprige halbe Hähnchen freuen.

Soso und die Kirchenmäuse

Sie sitzt neben der Kirche hinter dem Markt.

Grüß dich, sage ich.

Grüß dich, sagt sie.

Wie geht's, frage ich.

Soso, sagt sie.

Soso?

Du sollst nicht Soso zu mir sagen, entgegnet sie gereizt.

Ich meinte: Soso ist keine Antwort auf meine Frage, grantele ich zurück. Und außerdem, ob du es willst oder nicht, du bist und bleibst Soso, jedenfalls für mich. Aber sag mir lieber, warum du hier an der Kirche herumlungerst.

Ich lungere nicht herum. Ich warte.

Worauf? Bist du musikalisch? Willst du dem Orgelklang oder dem schönen Gesang lauschen?

Schöner Gesang hin, schöner Gesang her, motzt sie, richtige Katzenmusik ist das nicht.

Dann wartest du vielleicht auf eine Kirchenmaus, versuche ich zu raten.

Ph! Kirchenmäuse! Soso schüttelt angewidert den Kopf.

Doch es wirkt nicht sehr überzeugend auf mich.

Gib es ruhig zu, versuche ich die Wahrheit aus ihr herauszulocken.

Da gibt es nichts zuzugeben, kontert sie. Kirchenmäuse sind nicht sehr schmackhaft. Klappergestelle! Nur Haut und Knochen. Stinken außerdem immer nach Staub und Weihrauch.

Ekelich! Da kann ich ja gleich auf einem alten Putzlappen herumkauen.

Hör auf mit dem Genöle, sage ich. Meinetwegen kannst du hier draußen sitzen, bis du schwarz wirst ...

Ich bin schon ein bisschen schwarz, unterbricht sie mich.

Und nach einer kleinen Pause wird ihre Stimme schmeichelsanft: Aber es gibt Frühlingsnächte, sagt sie, in denen das schimmernde Blau des Himmels, vermischt mit etwas Mondlicht, nicht nur die Luft bläulich färbt, sondern sogar meine Augen und Ohren.

Woher willst du das wissen, frage ich spöttisch. Nimmst du einen Spiegel mit, wenn du nachts unterwegs bist?

Soso lächelt, als denke sie an ein seltenes und deshalb um so kostbareres Glück zurück.

Nein, ich nehme keinen Spiegel mit, antwortet sie. Ich weiß es von einem Freund, der mich manchmal in solchen fliederfarbenen Frühlingsnächten besucht.

Das ist ja gut und schön, sage ich etwas zu barsch, denn Soso lächelt noch immer ihr Glückslächeln. Also bemühe ich mich, das Folgende nicht wie ein Schimpfen klingen zu lassen: Ach Soso, sage ich, du kannst doch nicht einfach in eine Kirche reingehen und den Gottesdienst stören. Er ist für die Menschen dort eine Feier, und das ausschließlich für Menschen und nicht für Katzen.

Reingehen? Das fehlte mir gerade noch, raunzt Soso herablassend. Da drin gießen große Menschen den kleinen Menschen kaltes Wasser aus einem Wasserbecken auf den Kopf.

Pfui Teufel! Wasser! Wenn sie wenigstens Milch nehmen würden. Außerdem pfeifen die Orgelpfeifen so laut, dass ich davon Ohrenschmerzen bekomme. Aber damit du genau weißt, worauf ich warte: Ich warte darauf, dass die Glocken läuten.

Hörst du das gern, frage ich ungläubig.

Gern oder nicht gern - das ist doch egal, erklärt Soso. Aber wenn die Glocken läuten, dann erschrecken sich die fetten Gartenmäuse in den kleinen Gärten dort drüben. Die sind ein bisschen dumm, denn sie stecken ihre Nasen aus den Mauselöchern, um zu riechen, ob die Glockentöne eine Gefahr für sie bedeuten. Und während sie mit geschlossenen Augen rumschnuppern, komme ich und ...

Hör auf! Ich weiß! Ich kann mir das lebhaft vorstellen, bremse ich Sosos Bericht. Das ist ein ganz fieser Trick von dir!

Was kann ich dafür, wenn die Glocken läuten, fragt Soso scheinheilig.

Du kannst sehr wohl etwas ...

Bim, bam, bim, bam, bim, bam ..., dröhnt es vom Kirchturm.

Ein Gespräch ist nun unmöglich geworden, nicht nur wegen der Glocken. Soso saust nämlich flitzeschnell los in Richtung der Gärten.

Und obwohl ich schon das Knacken der Mäuseknöchlein zwischen Sosos spitzen Zähnen zu hören glaube, und es mich schaudert, weiß ich doch: Sie ist eben ganz Katze. Sie kann nicht anders.

Und ich auch nicht, denn ich gehe in die Kirche hinein und zünde eine Kerze an für all die kleinen Mäuse, die nun nicht mehr ihre Nasen in den Blumenduft der Gärten stecken können.

Das Rumpelpumpelrätsel

ICH:

Grüß dich, Soso.

SOSO:

Grüß dich, werter Herr Sowieso.

ICH:

Ich heiße nicht Sowieso.

SOSO:

Und wie heißt du wirklich?

ICH:

Rate mal.

SOSO:

Am frühen Morgen gleich mit dem Kopf arbeiten?

Oje! Da tut mein Kopf ja bis zum Abend weh.

ICH:

Hör auf, Klapperreime zusammenzupappen! Rate!

SOSO:

Wenn's sein muss. Also: Heißest du vielleicht - Heinz?

ICH:

Nein, so heiß ich nicht.

SOSO:

Heißest du vielleicht - Hammelwade?

ICH:

Nein, so heiß ich nicht.

SOSO:

Dann heißt du vielleicht - Rippenbiest?

ICH:

Streng dich nicht an. Alles falsch. Und nun guck nicht wie drei Tage Regenwetter.

SOSO:

Warum sollte ich nicht wie Regenwetter gucken?

ICH:

Weil die Sonne scheint, die Vögel singen, und die Springbrunnen springen.

SOSO:

Ha! Jetzt pappst du ja ebenfalls Klapperreime zusammen. Im Übrigen muss ich aber wie drei Tage Regenwetter gucken.

ICH:

Niemand muss das müssen.

SOSO:

Doch, ich muss!

ICH:

Warum?

SOSO:

Siehst du nie aus dem Fenster? Es waren bis gestern genau 3,2 Regentage hintereinander.

ICH:

Glaubst du, ich habe Langeweile? Ich kann nicht 3,2 Tage lang am Fenster sitzen und Regentropfen zählen. Ich muss mein Buch weiterschreiben. Außerdem habe ich eine Wetter-App auf meinem Handy.

SOSO:

Willst du mich veräppeln?

ICH:

Eine Wetter-App hat nichts mit Äppeln zu tun.

SOSO:

Womit dann?

ICH:

Wie es der Name schon sagt: Die Wetter-App teilt mir mit, wie das Wetter draußen ist, war und werden wird.

SOSO:

Und das Äppeldings hat immer recht?

ICH:

Meistens.

SOSO:

Bloß meistens?

ICH:

Ja, ja ... Selbst Wetterfrösche irren sich öfters.

Ich geb' ja zu, sie hat nicht immer recht.

Einmal sagte sie 30° Hitze voraus, und als ich dann wirklich mal aus dem Fenster sah, fiel gerade Schnee.

Ich musste den ganzen Tag lang aufpassen, dass die Kinder mein eingeschneites Auto nicht mit einem Rodelberg verwechseln.

SOSO:

Aber wozu brauchst du dann diesen Appelquatsch?

ICH:

Quatsch? Solche Irrtümer, wie eben beschrieben, sind äußerst selten.

SOSO:

Schaff dir trotzdem lieber einen Wetterhahn an.

Der liegt nie falsch.

ICH:

Einen Wetterhahn?

SOSO:

Klar. Ich hab vorige Woche einen getroffen.

ICH:

Wo denn?

SOSO:

Auf der Kirchturmspitze.

ICH:

Jetzt veräppelst du mich aber. Wie kamst du auf eine Kirchturmspitze?

SOSO:

Du kannst Fragen stellen.

ICH:

Und du?

Kannst du auch antworten?

SOSO:

Ähm. Möglicherweise war ich nicht ganz oben.

ICH:

Also eher ganz unten?

SOSO:

Nein. Bestimmt nicht. Vielleicht war ich bloß ein bisschen tiefer als ganz oben. Aber ich habe genau gehört, was er mir zugekräht hat.

ICH:

Und was krähte er?

SOSO:

Er rief: Kikeriki!

ICH:

Na das ist ja eine Riesenüberraschung!

SOSO:

Unterbrich mich nicht. Das war noch nicht alles.

Er rief: Kikeriki! Kikerika! Und dann ...

ICH:

Und dann?

SOSO:

Und dann rief er: Hallo, Soso! Pass auf dein Fell auf, dass die Haare nicht verkleben! Am Abend wird es Regen geben! Kikerika! Kikerikum! Sturm faucht los fall bloß nicht um!

ICH:

Wie sah er denn aus, dieser komische Vogel?

SOSO:

Er sah seeehr schön aus. Wunderbunte Federn.

Königsstolzer Gang. Funkelrote Krone.

ICH:

Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Seit wann haben Wetterhähne Federn?

SOSO:

Es gibt eben eine sehr besondere Sorte hier in Maudiburg. Jedes Küken weiß das.

Aber egal. Noch wichtiger ist: Er sah so schön aus, als wäre er zum Braten geboren.

Sag mal, könntest du mir nicht gelegentlich irgendwo ein kleines Wetterhähnchen fangen und dann in deiner Küche ...

ICH: