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Ein Wölkchen wird geboren und zieht los auf Entdeckungsreise in die weite Welt. Und sie trinkt hier, und sie trinkt dort. Und sie wird geärgert und ärgert sich. Und sie wird größer und größer. Und irgendwann auf ihrem Weg zum Meer beschließt sie, die größte Wolke der Welt zu werden. Wie das ausgeht? Lest einfach selbst diese zauberhafte, poetische und auch ziemlich witzige Geschichte des Magdeburger Vers- und Geschichtenmachers Reiner Bonack.
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Seitenzahl: 39
Es war einmal
Der Anfang
Der Regenbogenwasserfall
Was die Wildgans sagte
Der Fliedergarten
… und nahm schnellstens Reißaus
Der komische See
Freche Wolkenbengels
Zauberei
Die beiden Hasenmädchen
Iiih, die spuckt
Schäfchenwolken
Pause
Geh beiseite alter, grauer Kasten
Wolke Sieben
Der schillernde See
Hicks, gickste Wolke Dickbauch
Wo ist die Erde geblieben?
Guck mal, eine dicke Omawolke
Die Wolkenversammlung
Fischsuppe
Am Meer
Ende?
Der neue Anfang
Es war einmal eine Wolke, und diese Wolke hieß Wolke Dickbauch. Ihr Bauch war so dick und schwer, dass sogar der Wind, der sie vor sich herschob, vor Anstrengung ächzte und stöhnte. Eines schönen Tages nun…
Halt! Hör auf! So geht das nicht! Diese Geschichte muss anders beginnen!
Na sag mal! Ich bin Schriftsteller. Ich werde doch wohl am besten wissen, wie man eine Geschichte beginnt. Wer bist du überhaupt?
Gestatten? Mein Name ist Buchfink. Ich passe auf, dass ihr Geschichtenaufschreiber nicht zu viel dummes Zeug aufschreibt.
Aber warum… Warum darf ich meine Geschichte nicht so beginnen wie sie beginnt?
Wo wurde sie geboren, diese Wolke Dickbauch?
Weißnicht.
Wer gab ihr eigentlich den komischen Namen?
Weißnicht.
Das musst du aber wissen und erzählen, damit ich es ebenfalls weiß, und alle anderen Buchfinken auch. Eine Geschichte sollte mit dem Anfang anfangen. Klar?
Na gut, dann fange ich eben mit dem Anfang an.
Es war einmal ein kleiner Teich.
Und es war Frühling.
Und an einem Frühlingsmorgen lag Nebel
über dem Wasser des kleinen Teiches.
Da erwachte die Sonne.
Der Nebel lichtete sich.
Da erwachte der Wind. Er atmete ein. Er atmete aus.
Da wurde der Nebel zu feinem Frühlingsdunst.
Feiner Frühlingsdunst schwebte über dem Teich neben der Weide.
Und der Wind atmete tiefer ein und aus.
Und vom Teich neben der Weide löste sich ein Dunstwölkchen.
Hauchzart war es. Und der Wind blies es höher und höher.
Als er Atem holte und das Morgenkonzert der Frösche begann, blickte das soeben geborene Wölkchen hinunter zum kleiner gewordenen Wasserspiegel des Teiches. Mitten im schimmernden Frühlingsblau schwamm eine Feder.
Das bin ja ich, staunte die kleine Wolke. Und wie schön ich bin! Eine schöne, schöne Wolke, trallerallalla…
Die vielleicht schönste Wolke der Welt folgte dem Bach bis zum Rand der Wiese. Dort stürzte er mit lautem Rauschen in die Tiefe einer nicht sehr tiefen Schlucht.
In der Tiefe der nicht sehr tiefen Schlucht prallte er auf die Rücken großer, glatter Steine. Auf den Rücken der großen, glatten Steine zerstoben unzählige Tropfen.
Es sah aus, als tanzte über dem fallenden Wasser ein Schwarm blitzender Funken aus Licht. Darüber, nur wenige Froschhüpfer lang, wölbte sich die bunte Brücke eines Regenbogens.
Das Wasser unter einem Regenbogen, das schmeckt bestimmt besonders gut, dachte die kleine, weiße Wolke. Sie atmete tief ein. Dabei saugte sie viele Tropfen auf. Am liebsten hätte sie den ganzen Wasserfall und danach auch noch den Bach ausgetrunken.
Wenn eine Wolke jedoch zu viel trinkt, wird sie dicker und schwerer.
Ihr Bauch färbt sich grau.
Ihr Gesicht bekommt Falten.
Deshalb trank sie weder den ganzen Wasserfall noch den Bach aus.
Schieb mich, lieber Wind, bat sie den Wind. Trag mich weiter. Ich bin neugierig auf das nächste Abenteuer. Und sie trällerte vergnügt vor sich hin.
Wunderbar weiß und leuchtend wie ein in der Sonne leuchtendes, wunderbar weißes Brautkleid sah sie aus bei ihrer Wanderung durch das Frühlingsblau des Himmels.
Plötzlich war ein Rauschen in der Luft.
Hinter der kleinen, weißen Wolke kam mit kräftigen Flügelschlägen ein Keil Wildgänse näher.
Wohin fliegt ihr, rief die kleine, weiße Wolke.
Nach Norden, nach Norden, krächzte Akka, die Älteste, die den Zug anführte. Ihr Gefieder war eisgrau, als hätte es für immer die Farbe der Tau- und Nebelmorgen, die Akka schon erlebt hatte, angenommen.
Nach Norden? Und warum, fragte die kleine, weiße Wolke.
Warum, warum… Warum sind Regenwürmer krumm? Wir fliegen nach Norden, weil wir im Norden geboren wurden, schnarrte die alte Wildgans. Denn dort, wo man geboren ist, schmecken Gras und Beeren am besten, ga, ga, ga.
Und außerdem…, außerdem gibt es nirgendwo Seen, die eine Wildgans sanfter und dennoch sicher vor jedem Feind in den Schlaf wiegen. Und, ga, ga, ga…, sie holte tief Luft: weil es im Norden am allerschönsten ist auf dieser Welt.