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Die Texte im neuen Lyrikband des Magdeburger Autors Reiner Bonack sind, da gibt es keinen Zweifel, vielen Leserinnen und Lesern zugänglich, auch solchen, die eher zögerlich zu Gedichtbänden greifen. Die Verse dieses Autors bestechen vor allem durch ihre poetische Sprache und durch seine Kunst, alltägliche Vorgänge sowie weit darüber hinausweisende Inhalte und ihren Sinngehalt unaufdringlich und mit neuem Blick zu gestalten. Oft sind es erzählende Gedichte. Sie erzählen von Kindheit, Liebe, Natur, Alltag, der Welt und bringen prägende Lebenserfahrungen bildhaft und detailliert in eindringliche konkrete Sprachbilder. In diesem Buch ist das Lebens-Freudige, Hintersinnige, sind die Momente des Glücks ebenso präsent wie auch das Nachdenkliche, Bedrängende, Traurige.
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Seitenzahl: 39
Noch ist Raum für ein Gedicht
Noch ist das Gedicht ein Raum
wo man atmen kann
Rose Ausländer, 1901-1988
Sogar das einfache Guten Tag, gewechselt mit einem Fisch, stärkt uns, den Fisch und alle im Leben.
Wisława Szymborska, 1923-2012
Und aus solchem Reichtum, den ich mit mir herumschleppe, erwächst eine große Unruhe, die gewöhnlich nur dann eintritt, wenn ein Mensch einen anderen liebt.
Anne Dorn, 1925-2017
Läuten perlte durch Halme und Himmel
Duft
Gezeichnet
Lina
Zu Besuch unterm Mond
Echo
Heimatkunde
Späte Nachschrift
Großmutters Stimme
11 Jahre alt
Retro
In meiner Kindheit, das kleine Kirchlein
Kindheit, Zeit
Am Stadtrand, am Feld
Früher schrien die Lokomotiven Sehnsucht bis in den Traum
Winterbild, späte Kindheit
Schnee ist gar nicht kalt auf der Haut
Mein Vater
Rollen
Wehrlos
Zeit meines Lebens
Früher
Neue Sicht
Heute, die Frau
Geh Lehnstuhl, sagt sie
Wege
Wie lebt es sich mit dem verlorenen Blick zum Himmel der blauen Kuppel
Schöner Tag
Vom Seerosenblatt
Haiku gelesen
Jelängerjelieber
Am Rand
Vorführung
Stille
Das alles
Bitte
...
damit das Leben, endlich, an Poesie gewinnt
Abwesend
Nachmittags, zu gewohnter Zeit, allein
Es ist März, Liebste
Leise Gewissheit
Fast
Der Mensch
Torso
Was ist Glück, vielleicht
Am Bahnhof seufzt ein Akkordeon
Regen dunkelt
In der Nacht
Du hattest Geburtstag
Auch in Europa
Du schaltest ein
Notiz
Ich sehe das Auge des Steinbruchsees
Diese Stille über den Feldern
Feierabend
Eines Abends
Aisha
Frühlingserwachen
Manchmal höre ich noch eure Stimmen aus der entfernten Zeit
Ruf ins Leere
Die Sonne im Herbst
Letzter Besuch
Es ist Frühling
Die alte Frau
Wie damals
Kleine Runde am Rand
Sie, die nicht mehr da ist, hilft mir wenn mir nicht mehr zu helfen ist
Summender Sommer
Fragte mich jemand
Die dunklen Adern
Gegenüber
Löst sich
Warum
Sie, die nicht mehr da ist
Alles
Wie jetzt
Schreibst über den Nebel
Während
Die Jacke
Ich reise
Ich habe deine Hand gehalten bis zuletzt
So weit also, dachte ich, ist es gekommen in diesem Land
Wie lebt es sich so als Dichter
Die Fliege
Vier Minuten meines Lebens
Drei Minuten meines Lebens
Gedicht, etwas hilflos
Jedes Gedicht
Mitteilung
Indiz
Wegbeschreibung
Selbstermunterung
Offener Schluss
Der Autor
Duft gebackenen Brotes,
als strömte er her durch die Jahre
Sie wünschen
Ein Stück Kindheit,
hätte ich fast gesagt
Jetzt könnte ich über
das verschlossene Hoftor klettern,
hinter dem der Himmel
nicht viereckig war
Jetzt dürfte ich zusehen,
wie die Kreissäge sich in das Holz frisst,
die Splitter des Krieges ihr
die Zähne ausschlagen
Jetzt sähe ich das schöne
dunkle Morgenrot der Kindheit
von Licht gezeichnet,
Schwefel, Rauch und Ruß
Jetzt sähe ich wie die verbliebenen Männer
in Bussen, blinde Scheiben,
zur Grube fahren, und ich weiß,
dass diese Worte auch Metapher sind
für die Verwandlung
der Gesichter, Namen
ins Vergessen,
längst entsorgt
die Steine
Graues Baumwollkleid, bis zu den Knöcheln,
kam manchmal, abends, auf einen Sprung,
entfernte Verwandte, wohnte gleich um die Ecke,
brachte Kakao mit, von dem
sie mir manchmal ein Tässchen abgab
Ist aus dem Westen, sagte sie
Frisst sich bloß durch, sagte Oma
Bist etwas wirr im Kopf, sagten
Leute, die sie noch kannten
aus den Nächten im Keller
Ich bewunderte Lina, wenn
sie erzählte, zum Beispiel, wie
sie sich mit Herrn Mozart anlegen wollte,
als sie von seinem Lebenswandel erfuhr:
märchenhaft schöne Musik –
und solch ein Hallodri,
Sie wäre am liebsten stracks
nach Salzburg gefahren,
doch woher,
wenn nicht stehlen, das Geld
für die Fahrkarte nehmen
Schweren Herzens sprach Lina dann,
mehr und mehr,
nur noch vom großen
Ludwig van
Der alte Jakub, knorriger
Verwandter meiner Oma im Dorf
Groß Partwitz, flocht Körbe,
taglang, fast
bis in die Nacht flocht er Körbe
auf seinem Stuhl vor dem Tor
des Hofes an staubiger Straße zur Grube
Einmal, auf einer Fußbank, saß ich
lange neben ihm, bis
in der Dämmerung, silbern,
der Staub zu schimmern begann
Siehste den Mond, Jungchen, da
wolln se hin, irgendwann, wies Radio sagt,
wolln se da hin, aber guck
es dir an, das Möndchen,
kleen, wies is, da falln se doch gleich