Mord in Bornheim-Walberberg - Kersten Wächtler - E-Book

Mord in Bornheim-Walberberg E-Book

Kersten Wächtler

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Beschreibung

Rhein-Sieg-Kreis Krimi Der 15. Fall der Kommissarin Thekla Sommer Eine siebenundsiebzig jährige Bewohnerin des Ortsteils Merten wird in den frühen Morgenstunden erschlagen am Friedhof von Walberberg aufgefunden. Welche Geheimnisvollen Umstände veranlassten sie, zu der frühen Stunde dort zu sein? Taktische Überlegungen führen letztendlich auf die Spur des hinterhältigen Mörders.

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Alle Personen und Tathergänge sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig

Wie jeden ersten Mittwochmorgen eines Monats, war Agnes Werhaus auch diesen Morgen wieder gegen vier Uhr auf dem Friedhof gewesen. Hier lag Martin Schnee, der vor zwei Jahren verstorbene Mann, dem sie mit siebzehn Jahren ihre Unschuld gegeben hatte. Damals hatte Agnes „beste Freundin“ ihrem Herzensmann schöne Augen gemacht und ihn zu einer Trennung bewogen. Letztendlich hatte ihre Freundin mit ihrer Mitgift gelockt, die ihr von ihren Eltern bei ihrer Hochzeit, versprochen wurde. Jeder im Dorf war hinter dem Mädchen her, deren Eltern eines der größten Bauernhöfe im Umkreis besaßen. Sie war im Volksmund eine „gute Partie“, nach der sich so manch einer die Finger leckte. Diese eingebildete Göre konnte alle haben, jedoch wollte sie ausgerechnet Martin Schnee, - den sie dann schließlich auch bekam. Agnes Werhaus hatte Jahre später einen Jungen aus Merten aus einem Nachbardorf geheiratet und mit ihm ihr zweites Kind bekommen. Ihr erster Sohn war das Ergebnis ihrer „Entjungferung“. Ihre „erste große Liebe“ jedoch hatte sie nie vergessen und obwohl das „erste Mal“ mit Martin mittlerweile sechzig Jahre her war, erinnerte sich Agnes daran, als sei es gestern gewesen. Ihre Tante hatte sie einmal beiseite genommen und gesagt: »Das erste Mal vergisst Du nie«. Wie recht sie doch hatte, denn nun ging Agnes, deren Mann vor zehn Jahren bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam, jeden ersten Mittwoch des Monats auf den Friedhof, das Grab ihrer „wahren Liebe“ richten. Agnes ging immer so früh, da sie nicht von den Walberbergern gesehen werden wollte. Keiner hatte, so vermutete sie, eine Ahnung, dass gerade sie es war, die wöchentlich neue Blumen auf das Grab legte, - genauso, wie keiner eine Ahnung davon hatte, das Martin Schnee der einzige Mann war, der schon all die vielen Jahrzehnte in ihrem Herzen wohnte. Sie stellte die Gießkanne an den inneren Bereich des dortigen Friedhofseingangs und ging vom Gelände entlang der Straße in Richtung ihres Hauses im Nachbarort. Von links sah Agnes im Augenwinkel einen Schatten auf sie zukommen, doch die Müdigkeit ihrer Gelenke und die fehlende Reaktionszeit, ließen es geschehen. Mit voller Wucht traf sie die Kühle des Hammerkopfes. Noch beim Fallen spürte Agnes einen zweiten Schlag, ebenfalls wie den ersten auf dem Hinterkopf. Agnes Werhaus würde nie wieder auf den Friedhof zu ihrer „ersten und wahren Liebe“ gehen können. Sie lag auf den Pflastersteinen des Gehwegs und verblutete innerhalb der Zeit die verging, bis ein weiterer Besucher des Friedhofs sie fand.

*

Thekla Sommer, die Kriminalkommissarin der Siegburger Mordkommission und Leiterin der Dienstgruppe II, war mit Robert Hanf, ihrem Lebensgefährten und Kollegen der gleichen Dienstgruppe, sowie ihrem Sohn David Sommer und dessen Freundin Jana Kaminski, bei ihrem Vater in Bornheim-Roisdorf zu Besuch. Peter Sommer war selbst viele Jahre als Hauptkommissar bei der Bonner Mordkommission tätig gewesen, bevor er sich mit seiner Frau Franziska in Roisdorf niederließ, um die Schönheiten des Vorgebirges zu genießen. Zu Zeiten der Beziehung zwischen seiner Tochter Thekla und Bernd Lay, dem früheren Partner seiner Tochter und gleichzeitig dem Vater seines Enkels, war der Kontakt zu seiner Tochter abgerissen, doch seitdem sie mit Robert zusammen war, stabilisierte sich die Vater-Tochter Beziehung wieder. Sehr zur Freude von Peter, hatte Thekla die Einladung angenommen, mit der gesamten Familie in dem Eiscafé Trebellii in Bornheim-Walberberg, ein schönes Beisammensein zu verbringen.

»Ihr werdet erstaunt sein«, meinte Peter Sommer zu seinen Gästen, als sie von der Wohnung in Roisdorf in Richtung Walberberg fuhren, »wie herrlich dort das Eis schmeckt. Der Familienbetrieb wurde erst vor einigen Jahren eröffnet und entwickelte sich schnell zu einem Geheimtipp unter Eis- und Kuchenliebhabern. Die Inhaber verkaufen verschiedene Kreationen unterschiedlicher Geschmacksrichtungen. Es wird nur handgemachtes Eis angeboten, das ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen, wie Biomilch und frischen Früchten hergestellt wird. Dazu kommt noch die herrliche Aussicht von der Terrasse aus«.

»Opa,- Du bist ja mächtig begeistert«, meinte der siebzehnjährige David, als er Peter so reden hörte, »es handelt sich um Eis und nicht um ein Gourmetrestaurant«.

Peter Sommer schaute seinen Enkel von der Seite an und meinte lächelnd: »Also erstens möchte ich, wie Du weißt, nicht „Opa“ genannt werden, schließlich bin ich noch „gut in Schuss“«, dabei schaute er seine Frau Franziska zwinkernd an, »und zweitens sage ich nur „Lass Dich überraschen“«.

Robert, David und dessen Freundin Jana, stiegen in „Opas“ Auto, einem silberfarbenen Mercedes der B-Klasse, zu Franziska, die den Wagen fahren würde. Peter selbst stieg zu Thekla in deren heißgeliebten hellgrünen Twingo ein. Da die ganze Familie nicht komplett in einen Wagen hineinpasste, hatte Peter beschlossen: »Wir fahren mit zwei Wagen, - Thekla und ich fahren vor, - Ihr folgt uns«. Manchmal kam der Ton eines Hauptkommissars noch bei ihm durch, doch seine Frau hatte sich daran gewöhnt und ließ ihn machen. Schließlich wusste sie, dass sie in wichtigen familiären Dingen „die Hosen an hatte“. Kurz hinter der Ortschaft Merten sagte Peter: Da vorne müssen wir links in den Holzweg, den Berg hochfahren«.

»Oh, - ist das ein toller Ausblick«, meinte Jana, als alle auf dem großzügig angelegten Parkplatz des Cafés ausgestiegen waren«.

»Ja, es ist toll hier«, meinte Peter und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das Panorama, »hier kannst Du von Bonn«, er zeigte mit dem Arm nach rechts, »über das Siebengebirge, bis zum „Kölner Dom“«, Peter schwenkte seinen Arm nach links, »schauen. Den Dom erkennt man allerdings nur bei klarem Wetter«.

Als die sechs Familienmitglieder auf der großen Terrasse vor dem Café, Platz genommen hatten und immer noch die herrliche Aussicht genossen, kam die Inhaberin des Anwesens, um die Bestellung aufzunehmen. In liebevoller Kleinarbeit, gemeinsam mit ihrem Mann, hatte die Inhaberin mit ihm das Anwesen seinerzeit aus- und umgebaut.

*

Am folgenden Morgen klingelte das Telefon in Siegburg-Stallberg, dem Wohnort von Thekla und Robert. Robert war vor etwas über einem Jahr, nach einem Wasserrohrbruch in seiner Wohnung, kurzerhand zu Thekla in ihr gemietetes kleines Häuschen gezogen, obwohl die Beiden erst kurze Zeit vorher ihre Liebe füreinander entdeckt hatten und ein Paar wurden. Eigentlich sollte dieser Umzug nur vorrübergehend sein, da „getrennte Wohnungen“ auch etwas für sich hatten, wie Robert meinte. Die angenehme Nähe zueinander war allerdings der Grund dafür, dass sich doch Beide entschlossen, die Suche nach einer weiteren Wohnung aufzugeben.

»Hallo, Thekla Sommer, - guten Morgen!«, hörte Robert, der gerade unter der Dusche stand, seine Liebste sagen. Danach verstand er nichts mehr, da Thekla aus dem angrenzenden Schlafzimmer die Treppe in den unteren Wohnbereich hinunter ging. Kurze Zeit später allerdings, als Robert sich abtrocknete, hörte er Thekla rufen: »Schatz, - beeil Dich, - wir haben einen neuen Fall«.

»Was gibt es denn? « fragte Robert, der in sein T-Shirt geschlüpft war und den Reißverschluss seiner Jeans zuzog, als er die Treppe heruntergelaufen kam. Thekla reichte ihm einen Becher Kaffee, den sie bereits eingegossen hatte, mit den Worten: »Eine tote Frau am Friedhof in Walberberg«.

»Da wo wir gestern das Eis gegessen haben? « fragte Robert überrascht.

»Richtig«, meinte Thekla, »nur war das zwischen Merten und Walberberg. Jetzt müssen wir in den gleichen Ort zum Friedhof. Die Kollegen der Bornheimer Wache haben Bollenkamp verständigt. Er hat als Leiter der drei Dienstgruppen der Mordkommission, nun gerade hier angerufen und mir den Fall zugeteilt. Also, - trink den Kaffee, - wir müssen los«.

»Ich muss mir noch die Haare föhnen«, meinte Robert, doch Thekla verwies darauf, dass es bereits sommerliche Temperaturen seien und sie keine Zeit zu verlieren hätten. Schließlich waren sowohl die Spurensicherung, als auch die beiden anderen Kollegen der Dienstgruppe II, Lisa Drollig und Peter Ludwig, bereits unterwegs zum Tatort.

*

Theklas Handy klingelte und Robert nahm das Gespräch an, da Thekla niemals während der Fahrt telefonierte. Zum einen verbot der §23 die Benutzung eines Telefons während der Fahrt, zum anderen aber widersprach diese Benutzung auch Theklas eigenem Verständnis vom „aufmerksamen Fahren“.

»Ich kann mich nicht den Geschehnissen auf der Straße aufmerksam widmen, wenn ich dabei auch noch ein Handy am Ohr habe«, sagte Thekla immer, wenn Robert sie hin und wieder neckte, indem er meinte, Thekla sei „telefonierfaul“.

Robert hatte im Display erkannt, dass seine Kollegin Lisa Drollig anrief und so meldete er sich mit den Worten »Hallo Lieblingskollegin, - wir sind auf dem Weg, - seid Ihr schon da? «

»Peter und ich warten auf der Hanrathstraße, - wie lange braucht Ihr noch? « fragte Lisa.

»Wir haben gerade die A555 an der Ausfahrt Wesseling verlassen und sind kurz vor Sechtem. Ich schätze mal so etwa fünf Minuten«, meinte Robert, »wo ist denn die Hanrathstraße? «

»Die befindet sich ziemlich in der Ortsmitte, - am besten Ihr orientiert Euch an dem Kirchturm auf der Kitzburger Straße. Von dort geht die Hanrathstraße ab. Habt Ihr denn kein Navi im Auto? «

»Theklas Navi hat einen Defekt. Wir sind doch in dem Twingo unterwegs«, meinte Robert. Thekla machte alle ihre Dienstfahrten mit dem Twingo, da sie diesen Wagen über alles liebte und ihn, obwohl er mittlerweile auch schon "in die Jahre gekommen" war, liebevoll pflegte.

Kurze Zeit kurbelte Robert die Seitenscheibe auf der Beifahrerseite runter und deutete den Kollegen in dem Dienstwagen, der sich nun rechts neben dem Twingo auf dem Parkstreifen befand, an, sie sollen dem Twingo folgen.

Hinter der nächsten Straßenbiegung sahen sie das gespannte rot-weiße Flatterband, womit die Bornheimer Streifenwagenbesatzung, den Fundort der Leiche weiträumig abgesperrt hatten. Der weiße Mercedes-Vito mit der schwarzen Aufschrift „POLIZEI“ mit dem die Kollegen der Spurensicherung stets unterwegs waren, stand auch schon am Flatterband, wobei die Kollegen der Spusi bereits tatkräftig ihre Arbeit verrichteten.

Thekla, Robert und die Kollegen aus dem Dienstwagen, die hinter dem Twingo gehalten hatten, stiegen aus und gingen zu dem Flatterband. Der Leiter der Spusi erkannte Thekla und stimmte zu, dass die Kripobeamten sich innerhalb des abgesperrten Bereiches bewegen konnten.

»Die verwertbaren Spuren sind schon genommen, - Ihr könnt Euch frei bewegen«, meinte er, als er Thekla mit Handschlag begrüßte. »Es handelt sich hier um eine etwa fünfundsiebzig bis achtzigjährige Frau. Die Tote wurde mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen. Die Wunde, hier am Hinterkopf, deutet vermutlich auf einen Hammer hin, so jedenfalls meine erste Einschätzung der untersuchten Wunde. Anhand der Leichenstarre und dem bereits eingetrocknetem Blut, vermute ich einen Tatzeitpunkt von etwa sechs Uhr, plus minus dreißig Minuten, alles weitere nach der Obduktion«.

»Hinweise auf die Identität? « fragte Thekla.

Der Spusileiter schüttelte den Kopf. »Die Tote hat keine Papiere oder Schlüssel bei sich gehabt. Die uniformierten Kollegen der Bornheimer Wache haben bereits den Friedhof und die Umgebung nach einer möglichen Handtasche abgesucht, - ohne Ergebnis«.

Thekla drehte sich zu ihren Kollegen um und meinte: »Möglicherweise Raubmord. Wir müssen als erstes ermitteln, wer die Frau war, - ob sie hier gewohnt hat und was sie so früh bereits hier wollte? War sie zufällig schon so früh hier entlang gegangen und der Täter folgte ihr, oder wurde ihr hier aufgelauert? « Lisa machte mit ihrem Smartphone einige Bilder vom Leichenfundort und der Toten, bevor diese in den Zinksarg gelegt wurde, um sie in die Rechtsmedizin nach Köln am Melatengürtel, zu bringen. Kurz bevor die Zinkwanne geschlossen wurde, rief einer, der inzwischen reichlich umherstehenden Anwohner erschrocken: »Dat is doch dat Werhaus Agnes aus Merten« Die Kripobeamten drehten sich in die Richtung, in der ein Herr, so um die achtzig Jahre alt, stand und gingen zu ihm.

»Kriminalpolizei Siegburg«, sagte Thekla und hielt ihren Dienstausweis hoch. »Thekla Sommer, - Sie kennen die Tote? «

»Ja, - eben als sie auf dem Gesicht lag, konnte ich sie nicht erkennen, - aber jetzt, wo sie in die Wanne gelegt wurde, erkenne ich sie«. Er drehte sich zu dem halb hinter ihm stehenden Mann um und meinte zu ihm: »Dat is doch dat Agnes, - oder? «

Der Mann nickte langsam und unter Schock stehend, wie es den Anschein hatte.

»Und wer sind Sie? « fragte Robert, der Thekla gefolgt war und nun neben ihr stand.

»Wilhelm Assel, - ich wohne da drüben, in der Hauptstraße. Ich bin hierhin gekommen, weil die da unten in der Hauptstraße erzählt haben, hier sei wat passiert, - da wollt ich nur mal gucken«. Der Mann schaute verdutzt und traurig wegen dem, was er gesehen hatte, gleichzeitig aber auch verbittert deswegen, dass hier in Walberberg jemand getötet wurde. »Sie müssen wissen, hier im Dorf passiert normalerweise nichts. Hier wohnen alles anständige Leute, die friedlich und rechtschaffen ihrer Arbeit nachgehen und die Ruhe der dörflichen Gemeinschaft suchen. Da ist man natürlich neugierig, wenn …«.

»Schon gut, Sie müssen sich nicht rechtfertigen, wenn Sie Interesse am Geschehen hier im Ort haben. Bitte geben Sie den Kollegen Ihre Personalien an«, Thekla