Mord in Siegburg-Stallberg - Kersten Wächtler - E-Book

Mord in Siegburg-Stallberg E-Book

Kersten Wächtler

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Beschreibung

Selbst den erfahrenen Beamten der Mordkommission Siegburg stockt der Atem. In solchen Fällen haben sie in ihrer Laufbahn noch nie ermitteln müssen. Sie sehen Sachen, die nichts für schwache Nerven sind. Da es sich um einen Serienmörder zu handeln scheint, läuft die Zeit gegen die leitende Kommissarin Thekla Sommer, zumal Recherchen im Darknet in verschiedene Richtungen führen.

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Alle Personen und Tathergänge sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig

» … und gerade deshalb sage ich und dafür gibt es auch wissenschaftliche Beweise, dass jeder Einzelne eigens dafür verantwortlich ist, für das was er ist. Das soziale Gefüge um uns herum sowie die Erziehung der Eltern prägt unser Leben, doch für das was wir verkörpern, jeder Einzelne von uns, sind wir selber prägend. Gott oder wie man auch immer den Schöpfer bezeichnen möchte, hat uns unseren freien Willen mitgegeben. Den freien Willen, uns so oder „auch anders“, entscheiden zu können und unseren Lebensweg selber zu gestalten. Für das Empfinden des eigenen „ICH“ sind nicht andere verantwortlich zu machen, wenn man nicht gerade eine „ICH-Störung, wie es in der Psychologie heißt, hat. Was macht uns als Mensch eigentlich aus. Es ist nicht das Aussehen, der erlernte Beruf oder das materielle Eigentum, - es ist unser Charakter, unsere Interpretation der Erfahrungen und unsere ureigene Gedankenwelt. Wer sagt denn zum Beispiel, dass wir so alt sein müssen, wie unsere Kalender und die Fotoalben uns widerzuspiegeln versuchen? Ist es nicht eher so, dass wir, wenn wir stets dreißig sein wollen, dies auch sein können. Denkt einmal darüber nach, jeder Einzelne von Euch, wie alt Ihr innerlich seid. Denkt Ihr an Eure Kindheit, seid Ihr plötzlich acht oder elf Jahre, - denkt Ihr an Eure erste große Liebe, seid Ihr plötzlich zwanzig oder fünfundzwanzig. Ihr seht, Euer eigener Geist, Eure Gedanken, erschaffen das, was Ihr zu sein scheint. Folglich liegt es an jedem von Euch selbst zu entscheiden, ob Ihr dreißig Jahre alt sein wollt und Euch entsprechend fühlt und dementsprechend für Euch handelt oder ob Ihr Euch in die „Hände“ des sozialen Drucks der Allgemeinheit begebt und dem nachgebt, was das „soziale Umfeld“ von Euch erwartet und Euch „aufzwingt“. Ihr seht, - Ihr alleine entscheidet. Außer, es liegen die bereits erwähnten „Ich-Störungen“ vor. Ich-Störungen sind psychische Störungen der Selbstwahrnehmung und Störung der „Ich-Umwelt Grenze“, wie zum Beispiel Derealisation, Depersonalisation, Gedankenentzug, Gedankeneingebung, Fremdbeeinflussungserlebnisse. Sollte dies in Betracht kommen, reden wir juristisch von einer krankhaften seelischen Störung und somit unter Umständen von Schuldunfähigkeit. Näheres und ins Detail gehendes, möchte ich Ihnen gerne in meinem angebotenen Beitrag, der im nächsten Monat hier an gleicher Stelle stattfindet, erläutern ebenso die operative Vorgehensweise im kriminalpolizeilichen Dienst Ihrer täglichen Arbeit. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit«.

Mit diesen Worten schloss Felix Bähr seinen Vortrag zu dem Thema: „Die psychologischen Hintergründe eines Täters für seine Handlungsweise“, im Foyer des, an der Frankfurter Straße gelegenen Polizeipräsidiums des Rhein-Sieg-Kreises. Die angebotenen Vorträge des in dieser Dienststelle erst seit kurzem angestellten Polizeipsychologen, wurden immer mehr angenommen. Er war eingestellt worden, um den Beamtinnen und Beamten den Druck der täglich wachsenden Einsatzbelastung in einer Welt von immer größer werdendem Gewaltpotential bei sinkender Altersgrenze der Täter, entgegenzuwirken. Dies sollte in persönlichen, intervallmäßigen Einzelgesprächen aber auch in solchen Vorträgen stattfinden. Unabhängig davon, war er auch stets als Ansprechpartner zu sehen, wenn es darum ging ein eventuelles nicht offensichtlich vorhandenes Tatmotiv für verschiedene, oftmals bestialische Verbrechen, herzuleiten.

*

Nachdem Thekla Sommer, Leiterin der Dienstgruppe II der Siegburger Mordkommission und ihr Lebenspartner und Arbeitskollege Robert Hanf, endlich Feierabend hatten, bereiteten sie die Wohnung auf den anstehenden Besuch vor, in ihrem gemieteten kleinen Haus auf der Straße „Am Stallberg“ im gleichnamigen Siegburger Stadtteil. Theklas Sohn David, der bei seinem Vater in Kaldauen wohnte, hatte sich mit seiner Freundin Jana Kaminski, die in einer Parallelstraße von David wohnte, angemeldet. Auch Theklas Vater, Peter Sommer, der als pensionierter Hauptkommissar der Bonner Kripo in Bornheim lebte, war ebenfalls von David zu dem Gespräch gebeten worden. Das Abendessen hatten Thekla und Robert ausfallen lassen und sich stattdessen an Roberts Lieblingsimbiss, Imbiss Paul in Kaldauen, jeweils eine Currywurst mit Fritten gegönnt. Robert hatte unterwegs noch einen Kasten Warsteiner Pils besorgt, denn schließlich sollte keiner am Abend an Durst leiden. Gegen zwanzig Uhr waren alle im Wohnzimmer versammelt. David freute sich sehr seinen Opa und dessen Frau Franziska Sommer, die er nach der Scheidung von Davids Oma geheiratet hatte, wieder einmal zu sehen. Während des ausgiebigen Gesprächs, teilten David und dessen Freundin Jana mit, dass sie ihren ursprünglichen Wunsch, ebenfalls in den Polizeidienst eintreten zu wollen und bei der Kripo Karriere zu machen, aufgeben wollten. Lieber, so hatten sie es sich überlegt, wollten sie nach ihrem im nächsten Jahr anstehenden Abitur, andere Wege einschlagen. Die beiden hatten sich bei Amazon Prime den Film „War Room“, aus dem Jahre 2016 angesehen. Dieser Film hatte bei den Beiden so starke Emotionen freigesetzt, dass Jana nun den Wunsch verspürte, lieber Psychologie und David hingegen lieber Theologie, zu studieren.

»Entgegengesetzter geht es nicht mehr«, meinte Robert lächelnd, als er sich einen Schluck aus der vor ihm stehenden Bierflasche gönnte.

David entgegnete. »Wieso entgegengesetzt? Du hast zwar vom Grundsatz her Recht, jedoch ist die Intention beider Berufe nicht eigentlich die Gleiche? Als Polizeibeamter bekämpft man das „Böse“, entweder als Prävention oder in der Aufklärung einer Straftat. Als Theologe bekämpft man das „Böse“, wenn man es bereits im Keime ersticken lässt, indem man Gottes Wort und die Existenz „Jesus Christus“ nicht anzweifelt, sondern aktiv verkündet und sich dem „Bösen“ entgegenstellt. Wir«, dabei schaute David zu seiner Freundin Jana, »sind mehr und mehr davon überzeugt, dass unser künftiger Ansatz zu einer harmonischeren und friedvolleren Welt, in dem Verkünden der Existenz Gottes und seiner Sicht des geistigen „Miteinander“ unter uns Menschen, zur Verhinderung einzelner Straftaten, Rechtfertigung findet«.

»Das sind wahrhaft rechtschaffene Ansätze«, meinte Peter Sommer, der die Meinung seines Enkels wohlwollend betrachtete, »gerade auch in der Verbindung Theologie und Psychologie«, er wechselte seinen Blick von David zu Jana, »kann sich eine überaus harmonische Symbiose ergeben«.

Das weitere Gespräch verlief sehr angenehm, obwohl es von zahlreichen unterschiedlichen Standpunkten her betrachtet wurde. Als sich David und Jana, die beide keinen Alkohol getrunken hatten, verabschiedeten und sich mit Davids Motorroller auf den Weg nach Kaldauen machten, war es kurz vor Mitternacht. Der Vollmond reflektierte das Sonnenlicht so stark, dass man fast ohne das Licht anzuschalten hätte fahren können. Theklas Vater und dessen Frau übernachteten im Gästezimmer bei Thekla. In dem ehemaligen Kinderzimmer von David war ein Schreibtisch für diverse Schreibarbeiten sowie ein großes Gästebett untergebracht.

Gegen drei Uhr wurde Thekla wach. Sie hörte das Martinshorn eines herannahenden Feuerwehrwagens. Aus dem Schlaf gerissen, meinte sie zunächst, der Wagen würde bei ihr vor der Tür stehen, jedoch ein Blick durch das geschlossene Fenster vom Bett aus, zeigte kein Blaulicht, deshalb schlief Thekla wieder ein. Etwa fünfundzwanzig Minuten später wurde Thekla, diesmal jedoch auch alle anderen Schlafenden wieder geweckt, als das Telefon des Hausanschlusses klingelte. Thekla hatte ihr Handy ausgeschaltet als sie sich ins Bett legte.

»Bollenkamp«, meldete sich Alfred Bollenkamp, Leiter der aus drei Dienstgruppen bestehenden Mordkommission des Polizeipräsidiums Siegburg, »sorry, dass ich mitten in der Nacht stören muss, - aber wir haben einen neuen Fall«.

»War ich heute nicht als „dienstfrei“ im Dienstplan eingetragen? « fragte Thekla, die sich vor Müdigkeit die Augen rieb.

»Doch, - eigentlich schon«, meinte Alfred, den alle nur liebevoll „Fred“ nannten, »aber das muss irgendwo in Deiner Nachbarschaft sein. Die Feuerwehr wurde zu einem Autobrand gerufen und fand eine halbverbrannte Leiche vor. Die hinzugerufene Streifenwagenbesatzung informierte mich, da sie einen Mann vorfanden, der fürchterlich zugerichtet war. Aus ihm schienen große Stücke seines Fleisches herausgeschnitten worden zu sein. Schaut Euch das mal bitte an. Lisa Drollig und Peter Ludwig werde ich jetzt sofort informieren«.

Thekla war augenblicklich hellwach. »Lass mal ruhig. Die Kollegen aus meiner Dienstgruppe werde ich selbst hierher bestellen. Wo genau ist der Tatort? « fragte Thekla kurz.

»“Am Grafenkreuz“, am Zaun zum TÜV-Gelände. Das muss eigentlich in Deiner Nähe sein«.

Thekla war erschrocken. »Ja genau, das ist keine hundert Meter von hier. Wir gehen sofort dorthin, ich informiere noch schnell Lisa und Peter«.

»Was ist denn los? « fragte Robert, der noch auf dem Bauch liegend, das warme Bett hütete.

Thekla zog ihm die Bettdecke vom nackten Körper. »Mach schnell, - ein neuer Fall hier in unmittelbarer Nachbarschaft«.

Als sie sich angezogen hatten und die Treppe nach unten ins Erdgeschoss hinuntergingen, kam Peter Sommer verschlafen aus dem Gästezimmer. Er rieb sich die Augen, als er fragte was los sei.

»Leg Dich wieder hin Papa«, meinte Thekla leise, um Franziska nicht zu wecken, »wir haben einen Einsatz. Es ist fußläufig nur zwei Minuten von hier«.

»Ich ziehe mich sofort an und komme mit«, meinte Peter.

»Nein! «, meinte Thekla nun resolut, »Du bist nicht mehr bei der Mordkommission, sieh es bitte endlich ein. »Du wartest bitte hier bis wir wiederkommen. Dann erzähle ich Dir von dem Fall«.

»Wir bringen vielleicht auch frische Brötchen von der Tankstelle auf der Zeithstraße mit«, meinte Robert, dem wieder einmal sehr am leiblichen Wohl gelegen war.

*

Als die Beiden am Ort des Geschehens eintrafen, sperrten die Kollegen der Streifenpolizei gerade weiträumig den teilweise abgebrannten Pkw ab.

»Ihr seid aber schnell hier«, sagte der Polizist, der die Beiden aus der Siegburger Wache kannte.

Thekla schmunzelte, als sie meinte: »Sozusagen ein Toter vor der Haustüre. Was ist geschehen? «

Der Kollege erklärte, dass die Feuerwehr von einem Anrufer, der gegenüber der Brandstelle wohnt, angerufen wurde. Er meldete den Brand im Motorraum eines Wagens. Der Anrufer war aufgewacht, weil der Vollmond ihn unruhig schlafen ließ. Danach sei er aufgestanden und wollte sich eine Flasche Wasser ans Bett holen, wobei er dabei aus dem Fenster schaute und den Brand sah. Da die Feuerwehrwache am Ende der Zeithstraße untergebracht ist, waren die Einsatzkräfte innerhalb von drei Minuten vor Ort und begannen augenblicklich mit dem Löschen. Aus diesem Grund hatte das Feuer auch nur den vorderen Teil des Wagens zerstört und drang in den Fahrgastraum ein«.

Der Einsatzleiter der Feuerwehr, der hinzugekommen war und das Gespräch mitverfolgte, sprach weiter: »Der Kollege Alexander«, er zeigte auf einen Mann, der damit beschäftigt war, den nun wieder wasserleeren Schlauch aufzurollen, holte geistesgegenwärtig den Mann aus dem unverschlossenen Wagen und warf eine Löschdecke über ihn. Der Mann war allerdings bereits tot. Die über den Kopf gezogene Plastiktüte, die an seinem Hals verschnürt war, ließ er auf meine Anweisung unberührt. Ich wollte keine Spuren beseitigen, da der Mann, wie gesagt bereits tot war«.

»Da haben Sie vollkommen richtig gehandelt, wie auch Ihr Kollege Alexander«.

Thekla ging zu dem Toten mit dem nackten Oberkörper um ihn sich genauer anzusehen. Was sie aber sah, ließ in ihr einen Brechreiz hochsteigen. Sie musste sich erst einmal umdrehen, um sich zu beruhigen. In dem Moment kam auch der Mercedes-Vito angefahren, in dem die Kollegen der Spurensicherung saßen. Der Leiter dieser Truppe kam zu Thekla, schaute sich den Leichnam kurz an und meinte: »Endlich mal etwas Neues. Nicht immer nur Schussverletzungen oder eingeschlagene Schädel«. Der Tote wies neben der übergestülpten Plastiktüte an beiden Oberarmen, fein säuberlich abgezogene Haut auf. Das rohe Fleisch schien zwischen Ellenbogen und Schulter, wie filetiert herausgeschnitten zu sein.

»Quasi nur das Beste „Muskelfleisch“ hat sich da jemand gegönnt«, meinte der Leiter der Spurensicherung, bevor er seine Kollegen heranwinkte, die sich gerade die weißen Overalls angezogen hatten.

»Dann kann man davon ausgehen, dass der Brand als Verdeckungstat gelegt wurde? « fragte Thekla in Richtung des Feuerwehreinsatzleiters.

Dieser nickte, als er sagte: »Davon ist auszugehen. Da der Tote den Wagen nicht angezündet haben kann und eine Selbstentzündung auszuschließen ist«.

Lisa und Robert kamen zeitgleich am Tatort an und verließen ihre Autos.

»Oh mein Gott«, rief Lisa, als sie sah wie der Tote zugerichtet war.

Peter Ludwig, der sich den halb ausgebrannten Wagen bereits näher angeschaut und sich das hintere noch intakte Kennzeichen aufgeschrieben hatte, fragte schon über Handy den Fahrzeughalter ab. Als er sich Thekla, Robert und Lisa näherte, die immer noch bei den Männern der Feuerwehr standen, meinte er: »Der Wagen ist zugelassen auf „Heiko Honecker, Brabanter Str. 4 in Lohmar«.

»Sehr gut gemacht«, lobte Thekla, »schnelle Arbeit«. Dabei unterstrich sie ihre Aussage mit einigen leichten Schlägen auf seinen Rücken im Bereich seiner Schulterblätter.

Lisa Drollig ärgerte sich ein wenig, dass nicht sie auf die Idee gekommen war, sofort das Kennzeichen überprüfen zu lassen. Sie drehte sich um, um sich die umliegenden Häuser anzuschauen. Als sie die Überwachungskameras des TÜV sah, die sich auf dem Gelände direkt neben dem Tatort befanden, das nur durch einen hohen Zaun abgesichert schien, bemerkte sie stolz: »Vielleicht ist ja etwas auf den Kameras«, wobei sie mit ausgestrecktem Arm und dem Zeigefinger ihrer rechten Hand, auf die Kameras zeigte.