Mord in Siegburg - Kersten Wächtler - E-Book

Mord in Siegburg E-Book

Kersten Wächtler

1,0

Beschreibung

Rhein-Sieg-Kreis Krimi Der erste Fall der Kommissarin Thekla Sommer Was hat es mit dem gefundenen Ehering, mit der Gravur >Mausi 10.07.89<, auf sich und welche Rolle spielen die Uhren, die als Hehlerware im Nachtkästchen des Toten, Lutz Huber, lagen ? Umfangreiche Ermittlungen der Siegburger Kommissarin Thekla Sommer, als Leiterin einer Sonderkommission, führen zum Erfolg

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Der erste Fall der Kommissarin Thekla Sommer

© Kersten Wächtler

Alle Personen und Tathergänge sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

Inhaltsverzeichnis

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Leseprobe

Erstes Kapitel

Erstes Kapitel

»In jedem Kapitel des vorgelesenen Buches bin ich zunehmend mental gewachsen. Jedes noch so kleine Ereignis hat mich erkennen und lernen lassen und mit jedem abgeschlossenen Kapitel dieses Buches, glaube ich, einen regelrechten Schub gemacht zu haben, dahingehend bereit zu sein, um Weiteres, Elementares aufzunehmen, zu verarbeiten, zu erkennen und zu lernen.

Bei jedem Kapitelabschluss hat sich Grundlegendes verändert und meine Sichtweise ist, wahrscheinlich gelenkt durch eine Übermacht, ich nenne sie Gott, jeweils geschärfter gewesen, um meine eigene Sichtweise auf mein ureigenes Dasein, nämlich MEIN Leben, zu erkennen und weiter zu entwickeln. Meine Erkenntnis, auch für die Zukunft, ist, keiner hört auf zu lernen, im Kleinen, im Großen, wahrscheinlich sogar bis zur Unendlichkeit.

Ist es rückblickend nicht so, dass jeder Schritt, jedes Ereignis und jede Episode uns nicht ein Stück, einen Wimpernschlag näher dahin bringen soll, was uns erschaffen hat und dem wir in Wirklichkeit im Verborgenen, gleich sein wollen? Aus jedem noch so winzigem Moment, jedem Abwägen von wichtig oder vergessen, jeder Entscheidung, ob nun positiv oder negativ verlaufend, wird uns Menschen der Weg des Lernens geebnet. Lernen und uns der Wirklichkeit näher kommen lassen, zu dem Schöpfer der Herrlichkeit, des Seins und der Zeit.

Ob nun Gott, Allah, Shiva oder Buddha, es ist der Schöpfer der uns lernen, erkennen, wachsen und weise werden lässt. Er schenkt uns den freien Willen, uns in der jeweiligen Situation weiter zu entwickeln oder nicht.

Eins ist aber sicher gewiss, Aufgaben werden uns in unterschiedlichster Form wieder begegnen, bis sie verarbeitet, also gelöst werden. Dann sind wir bereit für die nächste Aufgabe, zur nächsten Erkenntnis und zum nächsten Schritt zur wahren Wirklichkeit«.

Mit diesen Worten schloss der Autor >André Guter< die Lesung aus seinem zuletzt veröffentlichen Buch >Ein liebevolles Geschenk<. Die Zuhörer der Lesung im Kreishaus der Stadt Siegburg - einem aus mehreren Flügeln bestehenden Betonhochhauses, welches komplett mit Glas verspiegelt ist - klatschten Beifall. Man hatte Herrn Guter die Gelegenheit gegeben, einen Termin zu einer Literaturlesung wahrzunehmen. Alle vierzehn Tage konnten sich im Rhein-Sieg-Kreis, ansässige Autoren im Kreishaus, einen Termin reservieren. Hier konnten sie ihr neuestes Werk, der Öffentlichkeit in einer Lesung und anschließenden, lockeren Gesprächen, vorstellen.

Auch diesmal wieder, wurde sehr angeregt über das Werk und die Ansichten des Autors diskutiert.

Keiner ahnte, dass bereits einige Tage später, nur zwanzig Meter hinter dem Kreishaus, ein Tötungsdelikt stattfinden würde. Dann würde die >höhere Instanz<, die André Guter beschrieben hatte, eine Seele in ihr Reich aufnehmen.

»Hände hoch, Polizei«

Die Anwesenden im Gruppenübungsraum der Polizeidienststelle Siegburg drehten sich erschrocken um.

Bisher war man von der smarten Kriminalkommissarin solch harschen Ton nicht gewohnt.

»Ganz langsam umdrehen, und ich will die Hände oben sehen«

Thekla Sommer gefiel die Aufmerksamkeit, die ihr nun in dem lichtdurchfluteten Raum, zuteil wurde.

Es war nur die monatlich stattfindende Übung zur Festnahme Straffälliger, doch Thekla wusste, dass ihre kräftige Stimme mit Nachdruck und einer gewissen Lautstärke, ihr Respekt einbrachte.

Seit sie im Polizeidienst war, war Ihr Recht und Ordnung immer wichtig. Nun, - da sie ins Kommissariat nach Siegburg gewechselt war, verschaffte sie sich, trotz Ihrer grazilen Erscheinung, zunehmend Respekt bei Ihren männlichen Kollegen.

»Ach, die Sommer mal wieder« scherzte Robert Hanf, ihr Kollege, der die burschikose Art von Thekla nicht mochte.

»Ja, genau die« antwortete Thekla in normaler Lautstärke. »Die Spinne im Dunkel, wie Du immer sagst, aber die Spinne im Dunkeln siehst Du nicht, - und sie kann deshalb immer unerwartet zubeißen«.

Alle lachten.

Eins zu null für Thekla.

*

Hier saß er nun. In seinem frisch renovierten Zimmer, in dem die noch nicht ausgepackten Kartons in der Ecke standen. Er sollte es sich wie ein Jugendzimmer einrichten. Wie richtet man sich mit vierzehn Jahren ein Jugendzimmer ein? Kopfschüttelnd saß er auf seinem neuen Holzbett, das er vor einigen Tagen mit seiner Mutter im IKEA, in Köln-Godorf, gekauft hatte. Er blätterte gedankenversunken in dem neuesten Comic von >Clever und Smart<.

Er murmelte vor sich her:

»David, - wie konnten mich meine Eltern nur David nennen? So heißt heute kein Mensch mehr. Und wieso haben die nicht geheiratet? So hab ich nicht den Nachnamen meines Vaters, sondern heiße so wie meine Mutter«.

Gedankenversunken schaute er zur Wanduhr und dann auf seine Armbanduhr. Eigentlich wollte seine Mutter heute früher nach Hause kommen. Sie wollten doch gemeinsam beim neuen Italiener am Markt etwas essen gehen. Zähneknirschend murmelte er weiter:

»Und nicht nur David, sondern auch noch Sommer. Was für ein Name? David Sommer«. Er meinte, >David Lay< würde sich besser anhören, als >David Sommer<.

David presste schmunzelnd und nun kopfnickend die Lippen zusammen. Davids Vater, Bernd Lay, war selbständiger Malermeister. Er hatte die neue Wohnung von Thekla und David vor kurzem noch komplett renoviert. Das war sozusagen die >letzte gute Tat<, am Ende der fünfzehnjährigen eheähnlichen Gemeinschaft. Die Diskrepanzen waren zu groß geworden und durch das starke Engagement seiner Frau, nach dem Wechsel zur Kripo, sowie den unregelmäßigen Arbeitszeiten, auch nachts, kam er irgendwie nicht mehr klar. Er lernte durch seinen Beruf dann eine Kundin näher kennen, die ihm erfolgreich schöne Augen machte. Dies führte dann zu einem handfesten Krach, der darin endete, dass sie sich trennten.

Die neuen fünf Zimmer Ihrer Wohnung waren in einem kleinen Einfamilienhaus im Siegburger Ortsteil Stallberg. Im Erdgeschoss zwei Zimmer, Küche und Gäste-WC, - im oberen Stockwerk drei Zimmer und Badezimmer. Alles in allem recht großzügig geschnitten und für die Beiden groß genug. Hinzu kam noch ein Gartenbereich der mit seinem Fischteich und großer Liegewiese zu gemütlichen Grillabenden mit Freunden einzuladen schien.

Von hier aus war es nicht weit zur Dienststelle auf der Frankfurter Straße. Hier war auch die Nähe zu Davids Schule, auf der Zeithstraße, gegeben. Deshalb hatte sich Thekla bei dem Besichtigungstermin für dieses Objekt recht schnell entschlossen.

David hörte nicht den Schlüssel im Schloss der Haustüre, jedoch das Zufallen der Türe im Erdgeschoss.

»David«? hörte er seine Mutter rufen, »David, mein Schatz, tut mir echt leid, dass es etwas später geworden ist, aber der Bollenkamp hatte mal wieder eine kurzfristige Besprechung zur Gefahrenlage einberufen«. Kriminalhauptkommissar Fred Bollenkamp war ihr vorgesetzter Abteilungsleiter und bekannt für seine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsrate im Rhein-Sieg-Kreis. Zu seiner hohen Aufklärungsquote trug sicherlich seine akribische und vorbildliche Arbeitsweise, aber auch seine immer wieder kurzfristig anberaumten Teambesprechungen bei.

»Ja, ja, ist ja schon gut. Können wir dann? Ich hab mächtig Hunger«

»Ich zieh mich nur schnell um« rief Thekla, als sie die Treppe in ihr Schlafzimmer hoch lief.

»Nun schrei doch nicht so rum«. David kam aus seinem Zimmer, welches neben Theklas Schlafzimmer war.

Thekla ging schnell ins Badezimmer um sich frisch zu machen. Danach schlüpfte sie in die neue Jeans und das Sweatshirt, was Bernd Ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. »Sentimental«? fragte David, mit leicht ironischem Unterton.

»Ach Quatsch, einfach nur saubequem« entgegnete seine Mutter. Sie trug in ihrer Freizeit allzu gerne weite, schlabberige Kleidung. Hierin hatte sie Platz genug um sich bequem zu bewegen und gerade beim Essen, nicht den Bauch einziehen zu müssen. Thekla wog bei einer Größe von 1.68 Meter gerade mal 61 Kg, hatte aber immer das Gefühl, bei Ihrer schmalen Oberweite käme ihr eigentlich recht flacher Bauch, zu schnell zur Geltung. Auf der anderen Seite wollte sie aber auch ihre Oberweite kaschieren, da sie der Meinung war, Bernd hätte bei der Neuen die Körbchen >Größe D< so sehr fasziniert. Sie hatte doch noch sehr an der Trennung zu knabbern. Hoffentlich hörte der Verarbeitungsprozess bald auf.

Sie fuhren die Zeithstraße entlang und parkten auf dem großen Parkplatz hinter dem Kaufhof. Von hier war man sofort in der Fußgängerzone und somit auch direkt am Marktplatz. Es war neunzehn Uhr als Sie das Restaurant betraten.

»Ganz schön was los« meinte Thekla zu David gewandt.

Dieser allerdings ging strammen Schrittes zu einem der wenigen freien Tischen in der Ecke.

»So ein Mist« sagte er und hielt das >Reserviert< Schild hoch. Er hatte mächtig Hunger.

Thekla schaute sich in dem Restaurant um. Ein Kellner mit weißem Hemd, schwarzer Hose, schwarzer Schürze, schwarzen, gegeelten Haaren und breitem Grinsen, kam auf die Beiden zu.

»Prego Señora, - nehmen sie bitte Platz. Der Tisch ist erst für zwanzig Uhr dreißig vorbestellt. Sie haben noch genug Zeit zum Essen und genießen«.

»Schleimer«, murmelte David, als er bereits kurze Zeit später die Speisekarte studierte.

»Wie bitte«, fragte Thekla nach. Sie schaute teils belustigt, teils entsetzt zu David.

»Schleimer«, wiederholte David, als der Kellner fort war

»Der ist doch nur auf ein gutes Trinkgeld aus. Wenn der wüsste, dass Du bei den Bullen bist, hätte er nicht so um Dich herum getänzelt. Wetten«?

Thekla bestellte, während der Kellner, immer noch grinsend, die Kerze auf dem Tisch anzündete:

»Einmal Insalata Verde und danach einmal Vitello Tonnato«.

Das hatte sie im vorletzten Urlaub in Piemont gegessen, dem nordwestlichen Teil der italienischen Alpen, nicht weit vom Mittelmeer, dessen bekannteste Region der Lago Maggiore ist. Dünn geschnittene, rosa gegarte Kalbfleischscheiben werden mit einer Thunfischsauce serviert, welche die säuerliche Frische von Zitronen mit der Würze von Kapern und Thunfisch vereint. Abgerundet mit gehobeltem Parmesan und frischen gewürfelten Tomaten.

»Dazu ein kleines alkoholfreies Bier«.

Ein Hochgenuss, wie sie meinte.

David bestellte:

»Pizza Salami mit extra Käserand und eine Cola«.

Zweites Kapitel

Es regnete ein wenig, als Daniel die Disco in dieser Nacht verließ. War es der Alkohol, der ihn so wirr im Kopf sein ließ oder die verqualmte Luft des Raucherbereiches in der Disco, in dem er sich in den letzten dreißig Minuten seines Aufenthaltes aufhielt? Langsam und torkelnd ging er entlang des Mühlenbaches, am Fuße des Michaelsberg. Vor seinen Augen drehte es sich und ihm war kotzübel. War es wirklich der Alkohol, schoss es ihm durch den Kopf, oder hatte jemand aus seiner Jackentasche das Fläschchen mit den KO-Tropfen genommen und diesmal ihm damit eins ausgewischt?

Zweimal bereits hatte er dies bei hübschen Mädchen ausprobiert. Beim ersten Mal hatte sich die kleine Brünette mitten auf der Tanzfläche übergeben und sich somit ganz fürchterlich blamiert. Wahrscheinlich hatte er zu wenig von dem Zeug in ihren Drink gemixt. Dann aber, beim zweiten Mal, war die Wirkung wie er es sich gewünscht hatte. Diana ging vor etwa sechs Wochen wirklich wie in Trance mit ihm aus der Disco, zum nahegelegenen Parkplatz. Sie stieg bereitwillig in seinen Wagen, wo er sich auf brutale Weise an ihr verging. Es war so, als würde Diana gar nichts mitbekommen und sie sei im Halbschlaf gewesen. Er aber befriedigte seine aufgestaute geile Gier nach Sex, wie im Rausch.

Nun aber überquerte er vom Parkplatz am Michaelsberg kommend, die Mühlenstraße, um in Richtung >Leinpfad<, vorbei am Kreishaus, zu gehen. Die hier stehenden kleinen Fachwerkhäuschen schienen in seiner Fantasie noch aus der Zeit, in der der Mühlengraben, an dem er auf seinem Weg vorbei musste, angelegt wurde. Mitte des 12. – 13. Jahrhunderts wurde dieser künstlich angelegte, etwa vier Meter breite Kanal, oberhalb von Siegburg aus der Sieg abgeleitet und auf etwa fünf Kilometer Länge, vorbei am Michaelsberg mit seiner Benediktiner-Abtei, durch Siegburg und dann wieder in die Sieg geleitet. Über Jahrhunderte diente das Wasser des Kanals zum Betreiben der damals fünf ansässigen Mühlen und als Nutzwasser der Siegburger Bürger.

»Warum bin ich bloß heute nicht in die Disco nach Bonn gefahren? Dann wäre ich doch schon zu Hause« lallte er vor sich hin. Es war nicht mehr weit bis zum Bahnhof, wo er die Straßenbahn Linie 66 , Richtung Bonn, nehmen wollte. Es fiel ihm immer schwerer seine Augen offen zu halten und geradeaus zu gehen. Als er hinter dem Kreishaus war und in den kleinen Park gelangte, wurde ihm so, als müsse er sich übergeben. Er ging nahe an den Rand des Leinpfads. Von hier führte eine kleine Böschung, etwa zwei Meter, hinab zum Mühlenbach. Wenn, war hier die geeignete Stelle, sich seiner Übelkeit zu erleichtern. Es regnete immer noch ganz leicht, als er mit einem Fuß über die etwa sechzig Zentimeter hohe Abgrenzung stieg und sich nach vorne beugte…

*

Thekla stieg gerade aus der Dusche und griff nach dem Duschtuch, als das Handy klingelte. Sie war zum Frühstück mit einer Freundin verabredet. Aber war es schon so spät? Eilig schlang sie das Tuch um und hastete ins Erdgeschoss, wobei sie fast auf der Treppe ausrutschte. Warum hatte sie Ihr Handy auch nur im Wohnzimmer gelassen und nicht wie sonst mit nach oben genommen?

»Ja Sylvia, ich komme gleich, bin noch nackt, du holst mich gerade aus der Dusche«.

»Nackt? Oh Kollegin, gerne hätte ich jetzt Videotelefonie«, prustete Robert Hanf.

»Robert, - ich dachte, äh, - ich wollte nicht, äh, - t´schuldigung, - ich…«

»Schon gut, wir brauchen dich. Wasserleiche im Mühlenbach, am Kanaleingang an der Poststraße, dort wo der Mühlenbach am Gerichtsgebäude vorbei geleitet wird«.