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Nebelmond ...unter fernen Sonnen SciFi Abenteuerserie von W. Berner 2. "Flucht durch Aliron" Der Milliardär Taylor M. Harris III und seine beiden besten Freunde Sheila Armstrong und Mike Iron Zeugen geraten durch Zufall in den Besitz einer geheimnisvollen Karte. Sie können die Karte entschlüsseln, die einen Hinweis auf ein verborgenes Tal liefert, welches in Nepal zu finden sein muss. Und tatsächlich: der Zugang ins Tal wird bei einer Expedition ins Hochland des Himalaya gefunden. In einem von hohen, steilen Felswänden und mit dichtem, merkwürdigerweise warmem Nebel angefülltes Tal, stoßen die Freunde bei weiteren Erkundungen auf ein seltsames, steinernes Tor. Taylor M. Harris wagt, angeseilt an seine Freunde, den Durchgang, als ihn unheimliche und unbegreifliche Kräfte hinfort reißen. Mike und Sheila, durch die Seile mit Taylor verbunden, ereilt das gleiche mysteriöse Schicksal. Nachdem sie ihr Bewusstsein wiedererlangt haben, finden die Abenteurer die Welt völlig verändert vor. Sie fühlen sich seltsam schwer, der Himmel über ihnen glänzt in fremdartigem Licht, und sie selbst liegen im Zentrum einer großen Steinkreisanlage. Verblüfft erkunden Taylor, Mike und Sheila die neue, fremdartige Umgebung. Zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass ihnen der Rückweg durch das Steintor verwehrt ist. Noch größer ist die Bestürzung, als sie unter fremder Sonne weilen, auf einem fremden Planeten. Noch ehe die drei Menschen wissen, wie ihnen geschieht, werden sie durch die Einwirkung einer unbekannten Waffe zu Boden gestreckt. Nach Wiedererlangung des Bewusstseins stellen sie fest, dass sich ihre Lage eher verschlechtert als verbessert hat, denn sie befinden sich in Gefängniszellen. Ihr Wärter ist ein Hüne mit tiefvioletter Hautfarbe. Es ist Hlax Pikopiko. Als er erfährt, auf welche Art und Weise die drei Menschen auf den Planeten Oswahaal gelangt sind, drängt er zu einer schnellen "Flucht durch Aliron" ...
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Seitenzahl: 177
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Was bisher geschah:
Der Milliardär Taylor M. Harris III und seine beiden besten Freunde Sheila Armstrong und Mike Iron Zeugen geraten durch Zufall in den Besitz einer geheimnisvollen Karte. Die drei Freunde finden heraus, dass darauf der Weg zu einem geheimnisvollen, mit unwirklichem Nebel angefüllten Tal, irgendwo im Himalaja beschrieben wird. Bald schon sind die drei Freunde zusammen mit einer Gruppe Sherpas in den Bergen Nepals unterwegs, um den Zugang zum geheimnisvollen „Tal der Nebel“ zu finden. Fast schon kurz vor der Aufgabe der Suche entdeckt Sheila in der Landschaft eine Felsformation, die auch in jenem seltsamen Traum bei der Anreise vorkam. Der Zugang ins Tal ist gefunden!
In einem von hohen, steilen Felswänden und mit dichtem, merkwürdigerweise warmem Nebel angefülltes Tal, stoßen die Freunde bei weiteren Erkundungen auf ein seltsames, steinernes Tor. Taylor M. Harris wagt, angeseilt an seine Freunde, den Durchgang, als ihn unheimliche und unbegreifliche Kräfte hinfort reißen. Mike und Sheila, durch die Seile mit Taylor verbunden, ereilt das gleiche mysteriöse Schicksal.
Nachdem sie ihr Bewusstsein wiedererlangt haben, finden die Abenteurer die Welt völlig verändert vor. Sie fühlen sich seltsam schwer, der Himmel über ihnen glänzt in fremdartigem Licht, und sie selbst liegen im Zentrum einer großen Steinkreisanlage. Verblüfft erkunden Taylor, Mike und Sheila die neue, fremdartige Umgebung. Zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass ihnen der Rückweg durch das Steintor verwehrt ist. Noch größer ist die Bestürzung, als sie unter fremder Sonne weilen, auf einem fremden Planeten. Doch kaum ist diese Erkenntnis in ihr Bewusstsein vorgedrungen, naht eine neue Gefahr, die sich in Form von schwarzen, fliegenden, stachelbewehrten Kugeln nähert. Noch ehe die drei Menschen wissen, wie ihnen geschieht, werden sie durch die Einwirkung einer unbekannten Waffe zu Boden gestreckt.
Nach Wiedererlangung des Bewusstseins stellen sie fest, dass sich ihre Lage eher verschlechtert als verbessert hat, denn sie befinden sich in Gefängniszellen. All ihrer Habe und Kleidung beraubt stellen sie Mutmaßungen über ihr Schicksal an. Dann sehen sie sich zum ersten Mal mit ihrem Gefängniswächter konfrontiert, einem Hünen mit tiefvioletter Hautfarbe. Es ist Hlax Pikopiko. Als er erfährt, auf welche Art und Weise die drei Menschen auf den Planeten Oswahaal gelangt sind, drängt er zu eine schnellen Flucht. Noch bevor den Abenteurern so recht bewusst wird, wie ihnen geschieht, befinden sie sich auf der Flucht durch Aliron…
Der wie ein zu groß anmutendes Ruderboot aussehende Gleiter, von Pikopiko ‚Schnellser’ genannt, glitt in die Nacht des fremden Planeten hinaus. Langsam Fahrt aufnehmend, entfernte er sich von der Wachstation, die noch vor Stunden ein Gefängnis für Taylor, Sheila und Mike gewesen war. Doch dann hatten sich die Ereignisse überschlagen. Nicht nur, das ihr Hlax- Wächter eine kaum zu glaubende, genetische Übereinstimmung zwischen seiner Rasse und den Menschen feststellte. Als er nämlich erfuhr, auf welche Art und Weise der Milliardär und seine beiden Gefährten auf den Planeten Oswahaal gelangt waren, hatte er zur gemeinsamen Flucht gedrängt. Dabei legte er eine Eile ab den Tag, die den New Yorkern mulmig werden ließ. Sie bekamen eine Ahnung davon, was es wohl heißen würde, in die Hände der Quintarische Garden zu fallen Mit bangem Herzen und voller Und nun saßen die drei Abenteurer von der Erde in ihren Schalensitzen und blickten voller Unbehagen in den Nachthimmel über ihnen.
„Merkwürdig…“, sinnierte Mike Iron vor sich hin, während er in dem Gewimmel der Sterne am Nachthimmel Oswahaals irgendetwas suchte, was ihm bekannt vorkam. „Auf der einen Seite wirkt diese Sternennacht so vertraut irdisch, und doch, auf der anderen Seite, bei näherem hinsehen, absolut fremdartig.“
„So etwas ähnliches ging mir auch gerade durch den Kopf“, sagte Sheila.
„Ich habe mir….“
Weiter kam sie nicht. Hinter ihnen, bereits ein gutes Stück entfernt, flammte ein sonnenheller Ball genau dort auf, wo sie die Wachstation wussten, die sie gerade mal vor einer handvoll Minuten verlassen hatten.
Sekunden später orgelte der brüllende Donner einer Explosion über den davonschwebenden Schnellser hinweg.
Gleich darauf war auch die Druckwelle heran.
„Wow!“, schrie Taylor Harris erschrocken auf, und die drei Abenteurer zogen Reflexhaft die Köpfe ein.
Doch außer, dass sich das seltsame Schwebegefährt nur kurz ein wenig unwillig schüttelte, geschah den Insassen nichts. Lediglich das Schirmfeld, welches den Passagierraum überspannte, blitzte und leuchtete einige Male kurz auf, hielt aber die Auswirkungen der Explosion ansonsten völlig ab.
„Was war das denn?“, fragte Mike völlig perplex.
„Wieso ist denn die Station in die Luft geflogen?“
Sheila hatte ganz andere Sorgen.
„Zum Glück hat sie das jetzt erst getan!“, gab sie noch immer sehr erschrocken von sich.
„Stellt euch vor, wir wären da noch drinnen gewesen!“
„Na, ich glaube, es wäre uns nicht sonderlich viel geschehen“, meinte Taylor trocken. „Ich meine, wenn wir noch in der Station säßen, dann hätte es keine Explosion gegeben.“
Er wendete sich dem violetten Hünen zu, der den Schnellser völlig unbeeindruckt von dem eben geschehenen in die Nacht Oswahaals hinaus steuerte. „Stimmt’s, oder habe ich Recht, mein neuer Freund?“
Der Hlax am Steuer stieß ein heiseres Lachen aus.
„Du bist nicht nur im Bett zu gebrauchen, du hast auch was in deinem hübschen Kopf, mein Freund“, sagte er.
Taylor M. Harris hüstelte sich verlegen.
„Ach nein, der große Industriemagnat wird doch wohl nicht etwas rot werden?“, feixte Sheila. „Sei froh, dass es dunkel ist, und wir’s nicht sehen können.“
„Du hast Sorgen, Sheila!“, maulte Mike.
„Der große, massige Leibwächter hat offensichtlich nicht ganz so viel Grips unter seinen Kurzgeschorenen, schwarzen Haaren. Daher würde ich wirklich gerne wissen, warum die Wachstation in die Luft geflogen ist!“
„Ganz einfach“, antwortete Pikopiko ohne sich umzudrehen.
„Es verwischt unsere Spuren und verschafft uns ein wenig Zeit.“
„Dann war die Explosion dein Werk?“ fragte Mike verblüfft.
Er konnte sehen, wie die dunkle, massige Gestalt des Hlax in einer sehr menschlichen Geste mit dem Kopf nickte.
„Ich habe in der Energieversorgung eine Überlastung herbeigeführt“, bestätigte er. „Die von den Generatoren gelieferte Energie konnte nicht mehr in Verbrauch oder die Speicher abfließen. Wenn dann ein kritischer Punkt erreicht wird – BUMM!“
„Aber das war doch auch dein Zuhause!“, warf Mike ein.
Pikopiko lachte mit einem bitteren Unterton.
„Hlax haben kein Zuhause. Ich hatte unter Strafandrohung in diesem Außenposten meinen Dienst zu leisten. Da versucht man, es sich wenigstens einigermaßen gemütlich einzurichten.“
Er schwieg einen kurzen Moment.
„Ja, ich habe dort gelebt. Gezwungenermaßen. Ein Zuhause ist in meiner Vorstellung dagegen ein Ort, wo die Hlax dieser Galaxis gemeinsam leben, ein Volk sein können.“
Pikopiko seufzte tief.
„Aber so lange mein Volk über das ganze Quintarium verstreut ist und es uns bei Todesstrafe verboten wurde, dass wir uns an einem Ort sammeln, wird das nur ein vergeblicher Traum bleiben.“
„Und du meinst, diese Explosion wird genügen, um diese ominösen Garden von unserer Spur abzubringen?“, brachte Harris das Thema wieder auf die eigentliche Frage Mikes zurück.
„Für den Moment ja“, antwortete der Hlax.
„Die thermische Explosionswolke breitet sich ringförmig um ihr Epizentrum aus. Dadurch wird die schwache Wärmespur des Schnellsers überlagert“, erläuterte er den drei Menschen die Lage.
„Das Standard- Untersuchungsprozedere konzentriert sich zunächst auf das Explosionszentrum, arbeitet sich dann aber auch in konzentrischen Kreisen von diesem Zentrum weg. Dabei wird dann man zwangsläufig früher oder später auch die Wärmesignatur von uns anmessen.“
„Aber sitzen wir in diesem Ding dann nicht wie auf einem Präsentierteller?“, wollte Sheila besorgt wissen.
„Ab einem gewissen Punkt, ja“, gab Pikopiko zu.
„Und was werden wir dagegen tun?“
„Oh, ich tue schon was“, beruhigte sie der Neugewonnene Freund.
„Wenn ihr über den Rand des Schnellsers schaut, werdet ihr bemerke, dass wir über einem Wasserlauf schweben.
Das dämpft die Wärmesignatur erheblich.“
„Aber das wird letztendlich nicht ausreichen, oder?“,
mutmaßte Taylor.
„Stimmt, mein Freund. Es wird nicht ausreichen.“
„Und dann?“
„Wir fliegen bis zum Morgengrauen in östliche Richtung weiter“, erklärte der violette Hüne. „Dann befinden wir uns bereits tief in der Steppe von Aliron. Da lebt ein guter, alter Freund von mir, ein Orrwe namens Tantraal. Ich habe ihm eine Nachricht zukommen lassen, daher wird er uns mit Reittieren erwarten. Den Schnellser werde ich dann auf einen Kurs zur nördlichen Küste dieses Kontinents programmieren. Außerdem initiiere ich dessen Selbstzerstörung. Unsere Spur wird also im Nichts enden.
Aliron ist ein kleiner Kontinent. Und wenn die Garde nicht weiß, wo sie mit ihrer Suche anfangen soll, kann sie lange suchen. Im der Braungrassteppe ist schon so mancher verschwunden und nie wieder aufgetaucht.“
„Na Prosit!“ meinte Mike und verdrehte die Augen.
„Das sind ja berauschende Aussichten!“
Pikopiko lachte.
„Keine Sorge, mein Freund mit den dunklen Haaren. Uns wird nichts geschehen. Tantraal kennt Aliron wie den Inhalt seiner Umhängetasche.“
„Wird uns die Garde denn genügend Zeit lassen?“, wollte Taylor wissen, der noch nicht ganz beruhigt war.
„Ich denke schon“, antwortete der Hlax.
„Bisher verlief alles nach Standardprozeduren.
Offensichtlich hatte die Drohnenkontrolle euer Auffinden nicht als besonderes Ereignis eingestuft. Sonst wären schon innerhalb von einer Stunde Gardegleiter bei mir aufgetaucht und hätten euch zum Gardehort auf Brasur gebracht. Daher schätze ich, dass die Garde erst so zwei bis drei Stunden nach dem Aufgang der beiden Sonnen an der Wachstation auftauchen werden.“
„Dein Wort in Gottes Ohr!“, brummelte Mike vor sich hin.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich tief ins bequeme Polster seines Sitzes sinken.
„Ihr solltet versuchen, ein bisschen zu ruhen“, schlug Pikopiko vor.
“Es wird ein anstrengender Tag werden.“
„Und was ist mit dir?“, fragte Harris den Hünen mit den orangefarbenen, dicken Haaren.
„Hlax brauchen nur sehr wenig Schlaf. Außerdem muss einer ja den Schnellser steuern. Und ich glaube nicht, dass du oder deine beiden Begleiter viel Erfahrung mit einem solchen Gefährt haben.“
„Der Punkt geht an dich, mein Freund“, erwiderte der Milliardär aus New York schmunzelnd.
Dann lehnte auch er sich zurück und ließ seinen Blick in den Sternenübersäten Nachhimmel Oswahaals hinauswandern.
„So vertraut, und doch so fremd…“, flüsterte er.
Anschließend versuchte er, es sich so bequem wie möglich zu machen, und dem Rat ihres neuen Freundes, sich ein wenig auszuruhen, zu befolgen.
„Aufwachen, Taylor!“
„Hm?“
„Du sollst aufwachen, mein lieber!“
Sheilas Stimme klang ein wenig drängend und hörte sich für Taylor an, als würde sie mindestens fünf Meter von ihm entfernt stehen. Dass dies nicht der Fall war, bemerkte er, als er nach dem zweiten Anruf blinzelnd seine Augen öffnete. Zuerst erblickte er die komische Kopfbedeckung auf Sheilas Kopf, welche ihn am ehesten an einen altertümlichen Nachttopf erinnerte. Dann wurde er erst der langjährigen Freundin gewahr, die neben seinem Sitz kniete und ihn sanft wachrüttelte.
„Was gibt es zum Frühstück?“, brummte er schlaftrunken vor sich hin.
Etwas breites, tief Violettes drängte sich in sein Gesichtsfeld.
„Etwas kaltes Fleisch, Nüsse und ein paar getrocknete Früchte“, sagte Pikopiko und hielt ihm einen Beutel hin, der wohl das beschriebene beinhaltete. „Und zu trinken kann ich anstatt heißem Tembro leider nur Wasser anbieten.“
„Besser als nichts“, sagte Taylor, gähnte herzhaft und streckte sich hernach ausgiebig.
„Sind wir schon, da, wo immer dieses ‚da’ auch sein mag?“, fragte er dann.
„Schau dich halt um“, war die kurze Antwort.
Taylor M. Harris III. erhob sich, um die Umgebung zu mustern. Im rötlichen Dämmerlicht der großen Sonne Bolsa bot sich ihm ein Anblick, der ihn zunächst ein wenig an einen Bambuswald erinnerte. Der Schnellser stand auf einer kleinen Lichtung riesiger Halme, die allerdings nur auf den ersten Blick wie Bambus anmutenden. Auf dem zweiten Blick waren sie Schachtelhalmen sehr viel ähnlich.
Sie ragten bis zu geschätzten vier Metern in die Höhe, und waren zirka alle fünfzig Zentimeter von einer Einschnürung unterteilt, aus der dann jeweils dünne, Unterarmlange Blätter hervor sprossen. Die Gewächse selbst hatten dann an der Spitze Farnähnliche, Büschelweise angeordnete Blattauswüchse. Die Farbe dieser Riesengräßer variierte von dunkelgrün, über Blautöne bis hin zu einem Braun-Violett.
„Und so etwas bezeichnet ihr als Steppe?“, staunte Taylor, während er aus dem Schnellser kletterte.
„Jetzt verstehe ich erst, wenn du sagst, dass hier manche hinein gingen und nie wieder aufgetaucht sind!“
„Mal den Teufel nicht an die Wand!“, rief Mike, der ein paar Meter entfernt stand und damit beschäftigt war, sich eine Art Rucksack umzuschnüren. Momentan kämpfte er mit seiner Sackleinenartigen, weiten Jacke, in der sich die Riemen des Rucksacks immer wieder verhedderten.
„Abgesehen davon, dass hier keine Wand zur Verfügung steht, um Zeichnungen irgendwelcher Art zu fertigen, braucht ihr keine Angst haben“, beruhigte in Pikopiko.
„Tantraal kennt….“
„Die Gegend wie das Innere seiner Umhängetasche!“,
vervollständigte Taylor. „Du erwähntest es schon.“
Daraufhin schlug ihm der Hlax freundschaftlich auf die Schultern, was den Milliardär beinahe dazu veranlasst hätte, stöhnend in die Knie zu sinken. Aber stattdessen biss er die Zähne zusammen und lächelte ein wenig gequält.
Der violette Hüne spähte noch einmal über den Rand in das Innere des Bootsähnlichen Schnellsers.
„Ich glaube, wir haben alles ausgeräumt“, stellte er zufrieden fest.
„Die Flugroute und die Selbstzerstörung habe ich programmiert“, erklärte er dann mit einem Seitenblick auf die drei Menschen.
„Dann wollen wir den Schnellser mal auf seine letzte Reise schicken!“
Er beugte sich durch die geöffnete Seitentüre ins das Innere des Gefährts und presste den Daumen seiner rechten Hand auf den Starsensor. Anschließend schloss er die Türe und trat einen Schritt beiseite. Mit leisem Summen erwachte das Antriebsaggregat zum Leben. Es erhob sich etwa dreißig Zentimeter über den Boden, anschließend wurden die vier kleinen Stummelbeine eingezogen. Nahezu lautlos steuerte das bootähnliche Gebilde mit dem auffälligen, blauen Wulst auf den nahen Wasserlauf zu und verschwand dann in nördlicher Richtung aus dem Blickfeld der Gefährten.
Die drei Abenteurer schauten dem Schnellser mit gemischten Gefühlen hinterher. Es war ein bequemes Gefährt gewesen. Jetzt stand ihnen erst einmal ein längerer Fußmarsch bevor, ehe sie sich mit dem Orrwen Tantraal treffen würden. Und wer weiß, was das für Reittiere sein würden, von denen Pikopiko gesprochen hatte.
Dieser drängte nun zum Aufbruch. Mike und Taylor folgten dem Hlax auch sogleich. Sheila starrte noch einige Momente lang in die Richtung, in der der Gleiter verschwunden war.
„Sheila, kommst du?“, erklang da die Stimme Taylors.
Mit einem tiefen Seufzer wandte sich die irischstämmige New Yorkerin ab, schnappte ihren Rucksack und trottete hinter den Männern her, die einige Meter voraus im Riesengraswald auf sie warteten.
An einem anderen Ort des Planeten erwachte soeben auch das Leben, im häuslichen, privaten Bereich und ebenso auch im Öffentlichen.
Uisuu, seines Zeichens Quin- Regulator im Dienste des Quintariums von Rhog-Than und damit Sachwalter der Quintaten auf Oswahaal, betrat sein großes, karg möbliertes und auf reine Zweckmäßigkeit ausgelegtes Büro im zentralen Trakt des Gardehorts an den Nordküste des Kontinents Brasur. Er hatte schlecht geschlafen, denn sein Körperpanzer befand sich gerade in einer Wachstumsphase und hatte die ganze Nacht über fürchterlich gejuckt. Aus diesem Grund hatte Uisuu äußerst schlechte Laune. Nicht, das er etwa an den anderen Tagen wesentlich besser gelaunt gewesen wäre. Aber an diesem Morgen war er besonders schlecht drauf. Jemand, der ihn kannte, merkte dies an den hektischen Bewegungen seiner vier Augenstiele, und daran, dass er ständig die beiden Gelenke seiner dreigliedrigen Arme knacken ließ. Da Blyss von Natur aus hartherzig, ja sogar grausam veranlagt waren, bedeutete dies, dass es das Beste war, das Genick oder ähnliche Gelenkvorrichtungen einzuziehen, und sich dabei möglichst unsichtbar zu machen. Ansonsten konnte eine Konfrontation mit dem Quin- Regulator schnell tödlich enden. Mit einem mürrischen Pfeifen aus seiner runden Mundöffnung nahm der Blyss im Sessel hinter seinem Schreibtisch platz. Es war eine Spezialanfertigen, die den auf der Rückseite nach außen gewölbte Panzer sanft aufnahm und dem Sitzenden eine bequeme Ruhe- oder Arbeitshaltung ermöglichte.
Uisuu stieß einen grellen Pfiff aus, ein Kommando in der Blyss- Sprache Ou. Auf dieses Kommando hin erhellten sich die großen Fenster des Büroraumes wie von Geisterhand. Das rötliche Licht der gerade aufgegangenen, orangefarbenen Sonne Bolsa flutete in den kargen Raum hinein und verlieh ihm dadurch einen temporären, rotgoldenen Glanz. Bol, der weiße Zwerg, ließ sich noch nicht sehen, aber kalkig weißes Licht am fernen Horizont kündeten sein baldiges erscheinen an. Der Quin- Regulator ließ diese friedliche Morgenstimmung einige Minuten lang auf sich einwirken. Er genoss diese ruhigen Minuten, bevor die niemals enden wollende Arbeit im Dienstes des Quintariums begann. Von seinem Büro aus, hoch oben in einer der fünf Zacken des kronenförmigen Gardehorts, hatte er auch einen faszinierenden Ausblick auf die Landschaft der Nordküste des Südkontinents Brasur. Blickte er direkt in nördliche Richtung, konnte er die Fluten des großen, zentralen Meerkreises erblicken. In Momenten wie diesen dachte er an seine Heimatwelt Blyssaa, der einzige Planet der Sonne Yak-Yak-Sternenglanz, und mehr als 2700 Lichtjahre von Oswahaal entfernt. Nicht, dass er etwa Heimweh hätte. Immerhin aber war Blyssaa die Welt, auf der er aus dem Ei geschlüpft war, und in deren Ozeanen er die ersten fünf Jahre seines Lebens verbracht hatte. Er empfand zumindest so etwas wie Dankbarkeit dafür, dass er leben durfte.
Oswahaal war für Uisuu eine Welt am Rande des Nichts, ganz am Rande des Westquadranten des Quintariums von Rhog-Than. Ein unbedeutender Außenposten, mit einem kleinen Handelsstützpunkt, einem Raumhafen und viel zu viel der lethargischen, tölpelhaften und dummen Orrwen, die zu nichts zu gebrauchen war. Irgendetwas musste er in einer frühen Reinkarnation verbrochen haben, damit ihn das Regulatorium im Quin-Habitat auf Rhog-Than auf diesen Elendsposten verschoben hatte. Nun, er würde wohl an dem faulen Ei riechen müssen und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Immerhin hatte er die Genugtuung, dass er andere, niedergestelltere als ihn, für diese Schmach leiden lassen konnte. Und das wusste er weidlich auszunutzen.
Der schmächtige, mit fast drei Metern Körpergröße überschlank wirkende Blyss stieß ein gleichförmiges Summen aus, Äquivalent für einen tiefen Seufzer. Dann rief er sich das Ereignisjournal der letzten 26 Stunden auf den Tischmonitor seines gewaltigen Schreibtisches. Damit begann er jeden seiner Arbeitstage hier im Gardehort.
Die Liste schien nichts besonderes zu beinhalten. Da war ein betrügerischer Sklavenhändler auf dem Sklavenmarkt des Kontinents Togasta. Ein Händlerschiff hatte eine Bruchlandung auf dem Raumhafen von Nkott-Nkott hingelegt. Nun, dafür würde der Händler zahlen müssen.
Und wenn er das nicht konnte, der Sklavenmarkt brauchte ständig Frischfleisch. Uisuu gab eine entsprechende Anweisung an die Raumhafenverwaltung heraus. Die Orrwen- Siedlungen auf Brasur hatten es wieder einmal überhaupt nicht eilig, ihre Quin- Kontributionen zu entrichten.
„Vielleicht sollten wieder einmal einige öffentliche Züchtigungen durchgeführt werden?“, murmelte der Quin-Regulator vor sich hin, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Orrwen nahmen derartige Strafen mit einem solchen Gleichmut und einer beängstigenden Ruhe hin, dass es einfach keinen Spaß machte, sie zu Quälen. Aber er wäre nicht Uisuu gewesen, wenn ihm bei Gelegenheit nicht irgendeine nette Gemeinheit einfallen würde. Der Rest der Meldungen war der übliche Kleinkram. Das meiste vom am dichtesten besiedelten Kontinent Brasur, einige von Togasta, und eine Meldung vom Kontinent Aliron. Schon streckte er seinen rechten Arm aus, um das Monitorfeld zu deaktivieren, da stutzte er. Seine vier Augenstiele fixierten die Meldung vom Kontinent Aliron.
„Saptraal!“, schrie er im nächsten Moment außer sich vor Zorn nach seinem ersten Sekretär.
Gleich darauf öffnete sich die Tür zum Vorzimmer seines Büros, und die Schlangengestalt seines Sekretärs schlängelte sich nahezu lautlos in den großen Raum hinein.
Vor dem großen Schreibtisch hielt er an und hob seinen Oberkörper so weit nach oben, dass er Problemlos über die Arbeitsfläche schauen konnte. Seine beiden Arme hielt er dabei ehrerbietig vor seinem Körper verschränkt.
„Regulator?“
Die gelben, senkrecht geschlitzten Augen des Ssann hatten sich in Erwartung von Anweisungen auf den Blyss gerichtet.
„Finde heraus, wer gestern in der Nachrichtenzentrale Dienst hatte, und schicke diesen minderbemittelten Flyss augenblicklich zu mir!“, kam es donnernd aus dem Linguator des Quin- Regulators. Das Heulen und Summen der Blyss- Sprache Ou füllte parallel dazu den Raum und peinigte die empfindlichen Schallöffnungen Saptraals.
„Ich werde den Befehl sofort umsetzen“, entgegnete der Ssann servil und sah zu, dass er den Raum verließ.
An seinem Arbeitsplatz rief er sofort die Dienstpläne der verschiedenen Abteilungen des Gardehorts auf. Innerhalb von nur wenigen Minuten hatte er ermittelt, wer am gestrigen Tag in der Nachrichtenzentrale Dienst gehabt hatte. Sogleich informierte er die Leitung der Quintarischen Garde und forderte den Betreffenden an, wobei er betonte, dass dies auf den ausdrücklichen Befehl des Quin-Regulators geschah. Die Art und Weise, wie Saptraal die Order weitergab, signalisierte der entgegennehmenden Stelle, dass der Angeforderte wohl nicht wieder zum Dienst erscheinen würde. Fast hatte der Ssann Mitleid mit dem einfachen Soldaten.
„Besser er, als ich“, stieß er dann zischelnd aus.
Ssann waren als Opportunisten verschrien, die sich ausschließlich um sich selbst und ihr Wohl bemühten, und dabei jedem zu Diensten war, der die Macht innehatte.
Mitleid mit anderen war ihnen eher ein fremdes Gefühl.
Und so widmete sich Saptraal auch sogleich wieder seinen anderen Tagesaufgaben und verschwendete keine weiteren Gedanken mehr an den bedauernswerten Zon, der in diesen Minuten wohl von der Gardeleitung zum Quin-Regulator befohlen wurde.
Es verging einige Zeit, doch dann meldete sich Saptraal bei seinem Herren.
„Regulator, der angeforderte Wachmann ist da!“
„Schick ihn rein!“, kam es mühsam beherrscht über die Sprechanlage durch.
Der Ssann machte eine nickende Bewegung in Richtung der Tür hin und betätigte gleichzeitig den Öffnungsmechanismus. Der kurz zuvor eingetroffene Zon-Soldat aus der Quintarischen Garde setzte sich auf seinen kurzen Säulenbeinen in Bewegung und betrat das Büro des Quin- Regulators. Hinter ihm schloss sich die Tür sogleich wieder.
Uisuu hatte sich erhoben und überragte mit fast drei Metern Körpergröße den Zon- Soldaten um einen guten Meter. Seine vier Augenstiele auf dem Schädelgrat hatten sich auf den Zon- Sarka ausgerichtet, und seine kreisrunde Mundöffnung glühte in Unheil verkündendem Rot. Er betrachtete den Ankömmling, einen Zon- Gardisten des untersten Ranges mit mühsam beherrschter Wut.