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Erzählungen, Berichte, Beschreibungen, Storys mit und über Kosta, mit und ohne seinen obligaten Schlusssatz und epochale Telefonate während der Zeit, in der die Welt fast stillstand. Wie bei allen unseren Büchern fließt der Erlös ausschließlich dem gemeinnützigen Verein Kretahilfe e.V. zu.
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Seitenzahl: 114
Erzählungen, Berichte, Beschreibungen, Storys mit und über Kosta, mit und ohne seinen obligaten Schlusssatz und epochale Telefonate während der Zeit, in der die Welt fast stillstand.
Wie bei allen unseren Büchern fließt der Erlös ausschließlich dem gemeinnützigen Verein „Kretahilfe e.V.“ zu.
Kapitel 1
Kurioses / Skurriles / Bizarres
Testpersonen
Kostas auf Diät
Kostas und der Reha-Sport
Kostas und die Alltagsfragen
Ein Theaterabend in Pforzheim
Kosta‘s Vitamin ABC
Wie ich beinahe nicht geboren worden wäre
Vom lecker Essen gehen
Einige Stunden in der Stadt
Vom Altwerden und von Arschloch-Söhnen
Aristidis, unser Kellner an diesem Abend
Positiv- Komparativ - Superlativ
Kostas und die Plastikpuppen
Die Glucken-Eltern
Kostas und das veränderte Erbgut
Nobelessen bei einem Kreter
Bus- und Taxifahren in Berlin
Vom indischen Schnellimbiss
Kostas und Ken Follett
Mein Namensvetter
Kostas Geheimnis für die Liebe
Kapitel 2
Die Corona Telefonate
Phänomen Toilettenpapier
Kostas und die Luxustaschen
Kostas und der Freiflug
Kostas und das Duschen
Kostas Einschlaftipps
Kostas und die Schulküchen
Kostas und die Sommerkrankheiten
Kostas und die Millionäre
Kostas und die Kleptomanie
Kostas Geburtstagsfeier
Kostas und die Glatze
Kostas und die Kindersprüche
Kostas und der Tag des Kusses
Kostas und die Erkältung
Kostas und der Exorzismus
Kostas und die Fledermäuse
Kostas und das horizontale Gewerbe
Kostas und das große Kino
Kostas und die Schulden
Kostas und die genialen Erfindungen
Kostas und sein geheimer Berufswunsch
Kostas und die Motivation
Kostas und die Kinder
Kostas und die starken Frauen
Kostas und das Frauenhaus
Kostas und die Verschwörungstheorien
Testpersonen
Antonis ist ein Nachbar in Heraklion, den wir bislang noch nicht gesehen hatten. Er war öfters ein Thema, wenn man sich die Frage stellte, wie kommt man schnell an viel Geld, denn Antonis, wie mir Kostas einmal berichtete, fährt alle halbe Jahre ein neues Auto, ist immer wieder für einige Wochen nicht in der Stadt, um dann mit einem total veränderten Outfit wieder herumzustolzieren. Ich sagte vorhin „bislang“, denn an diesem Nachmittag sollte es soweit sein. Antonis hatte Kosta angerufen, er wolle seinen Cousin aus Deutschland, also mich, treffen. So kam an diesem Nachmittag ein groß gewachsener Mann Mitte dreißig in einem Armani- Anzug in unseren Hof.
Stellt mir nicht die Frage, wie ich erkannt habe, dass es ein Armani- Anzug war, ganz einfach, an beiden Jackenärmeln waren entsprechende Etiketten aufgenäht und bereits beim zweiten Satz, den Antonis sagte, ging mir der Hut, den ich nicht anhatte, hoch. Ich nehme es vorweg, ich habe ihm das Wort „Arschloch“ nicht ins Gesicht gesagt.
Antonis hatte in den vergangenen Jahren mehrfach an klinischen Studien teilgenommen. Diese fanden in Birmingham statt. Er berichtete, dass die Tagessätze zwischen 300. —und 500. —Euro liegen und diese nach dem Risikofaktor berechnet werden. Nebenwirkungen sind halt immer möglich, was ein Blick auf den Beipackzettel jeder Tablettenschachtel beweist. Die Teilnahme an diesen Studien ist freiwillig, wobei der Verdienst pro Woche das Mehrfache eines Monatsverdiensts in Heraklion ist. Als ihn Tante Filareti fragte, ob er nicht Angst hätte, sich mit irgendeiner Krankheit anzustecken, meinte er sehr herablassend, dass er nicht nur über 3000.—Euro in der Woche kassieren würde, sondern auch die Anreisekosten wären bezahlt und die 5-Sterne- Verpflegung wäre nicht zu verachten. „Wissen Sie, Oma,“ sagte er, wobei Filareti beim Wort Oma immer zusammenzuckt, „wissen Sie, die Nebenwirkungen sind nur temporär und man schließt auch eine Versicherung ab, um mögliche Folgeschäden abzudecken.“
Antonis berichtete stolz über seine „Profession“ und sagte, dass die Firma in England von einem amerikanischen Großkonzern übernommen wurde und die Studien jetzt in den USA stattfinden. Da ihm das zu weit war, dachte er, dass ich ihm helfe, sich in Deutschland für so eine Studie zu bewerben.
Bei der Beantwortung seiner Frage kam mir zur Hilfe, dass ich vor einiger Zeit las, dass die Autoindustrie menschliche Probanden für Abgasexperimente suchte.
Parallel dazu waren folgende Zahlen zu lesen: In einem Jahr finden Testversuche an fast zwei Millionen Mäusen, 312 Tausend Ratten, 300 Tausend Fischen, 96 Tausend Kaninchen, 39 Tausend Hühnern, 18 Tausend Vögeln, 17 Tausend Schweinen und nicht zu vergessen die Menschen, die sich dafür zur Verfügung stellen.
Als Antonis ging, waren fast alle sprachlos. Tante Filareti meinte: „Wie kannst Du ihm versprechen, dass Du dich informieren willst, sowas ist doch gottlos!“ Eleni meinte, dass er glasige Augen hätte und er bestimmt irgendwelches Rauschgift zu sich nimmt. Meine Frau mit medizinischen Vorkenntnissen stimmte Eleni zu, nur Kostas grinste in die Runde und meinte: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“
Kostas auf Diät
Eines möchten Kostas und ich nicht hören und zwar, dass wir keinen Sport betreiben. Kostas zum Beispiel ist ständig damit beschäftigt, die diversen Fernbedienungen hochzuheben, zu drücken und niederzulegen, und das von morgens früh bis spät in die Nacht. Aber mal Ernst bei Seite.
Ernst ist mein alter Kumpel, der es geschafft hat, innerhalb von nur einem halben Jahr über 15 Kilo abzuspecken. Das hatte ich mal nebenbei erwähnt und Eleni sprang sofort auf das Boot auf und meinte zu ihrem Gatten, dass er es auch mal versuchen sollte, da Kostas inzwischen 65 Jahre alt, 120 Kilo schwer, starker Raucher und mit einer schwachen Lunge ausgestattet war.
„Frag mal deinen Freund“, sagte Eleni, „wie er das geschafft hat. Kostas spielt mit seinem Leben, er vespert von morgens bis abends und wenn es ihm langweilig ist auch mal zwischendurch.“
Daraufhin habe ich Ernst eine E-Mail geschrieben und er berichtete keine zwei Stunden später über seine 8 verschiedenen Diäten. Mit den ausgedruckten Blättern marschierte ich in den Hof, wo Kostas seine zweite Tasse Schokotrunk zu sich nahm. „Ich brauche sicherlich auch acht Diäten, weil ich ja von einer allein nicht satt werde“, sagte er und zündete sich eine weitere Zigarette an.
Da wäre als erstes die Osteoporose-Diät: Die Proteine sollen aus pflanzlichen Quellen kommen und man braucht nicht zu glauben, dass der Verzehr von großen Mengen Milch ausreicht. Auch auf Cola-Getränke soll man verzichten, da der Softdrink Koffein, Phosphate und Fructose enthält, was Kalzium aus den Knochen zieht.
Mineralwasser zu trinken wäre der erste Diätratschlag.
Dann die Rheuma-Diät. Hier ist zu beachten, dass Fleischprodukte massiv reduziert werden. Fisch kann jedoch verzehrt werden, da die Fischöle als Gegenspieler auf die Fettsäuren wirken. Fisch essen statt Fleisch ist der zweite Diätratschlag.
Die Migräne- Diät. Hier streiten sich die Gelehrten immer noch, aber die neuesten Studien zeigen, dass je weniger Kohlenhydrate eingenommen werden, umso geringer die Wahrscheinlichkeit ist, Migräne zu bekommen. So haben Forscher in Rom festgestellt, dass die Anzahl der Migränetage von 5 auf 1 im Monat reduziert werden kann, allerdings wird man mit Müdigkeit und Übelkeit bestraft.
Die Bluthochdruck- Diät besagt, dass man den Salzstreuer weit von sich entfernen und dass Salziges wie Wurst oder Kartoffelchips gemieden werden soll.
Außerdem sind Linsen, Datteln und Spinat hier nützliche Helfer, da sie besonders viel Kalium besitzen.
Die Schnupfen- Diät: Viele glauben, dass Vitamin C der Heilbringer ist, jedoch ist erwiesen, dass Zink eine bessere Wirkung gegen Schnupfen hat. Hohe Zinkwerte haben Leber, Haferflocken und die gute alte Hühnersuppe und damit hat man auch eine Waffe gegen Schwellungen der Atemwege.
Nicht zu vergessen, stand in der E-Mail von Ernst, die Antidepressions- Diät.
Schokoladensucht, Heißhungerattacken oder Alkoholmissbrauch, das können Symptome einer Depression sein.
Ernährungswissenschaftler der Uni Melbourne haben festgestellt, dass die kretische Ernährung die gesündeste ist und Depressionen durch eine solche Ernährung wirksam bekämpft werden können.
Wie von einem Mückenschwarm gestochen stand Kostas auf und bat um ein Schlusswort. „Ich kenne Ernst nicht“, sagte er. „Aber diese Nachrichten zeigen wieder einmal deutlich, was ich sage und vorlebe.“ Er machte eine Verschnaufpause und schloss: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“
Kostas und der Reha-Sport
Irgendwann ist jeder dran. Wenn das Ersatzteilalter beginnt, dann beginnen auch die Zipperlein, die Glieder schmerzen, die Beine wollen nicht mehr so wie früher. So geschehen auch bei mir vor einiger Zeit, als der Orthopäde meines Vertrauens meinte, ich müsste Muskelaufbau betreiben und mir 50 Stunden Reha-Sport verordnete. Das erste was ich sagte war: „Erbarmen“, das zweite war der Griff zum Telefon, um Kosta darüber zu berichten und auch um zwei drei Nebensächlichkeiten zu besprechen.
„Wo machst Du diese Anwendungen?“ fragte mich Kostas und ich informierte ihn, dass ich im Nachbarort ein Fitnessstudio gefunden habe, das auch Reha-Sport anbietet. „Oh“, meinte Kostas, „Fitnessstudio, lauter junge hübsche Frauen und Du alter Sack als Hahn im Korb.“
Zwei Wochen später war die erste Stunde angesagt. Der Kurs begann montags und mittwochs um 10:00 Uhr und dauerte gute 50 Minuten. Meine Frau kaufte mir einen Trainingsanzug. Hier sollte ich erwähnen, dass es der erste in meinem Leben war, ein Anzug mit so einem Zeichen eines Herstellers, der weltweit bekannt ist, weltweit viel Geld verdient, jedoch irgendwo in einem Billiglohnland fertigen lässt. Dieser Anzug war schwarz und stromlinienförmig mit dazugehörendem schwarzem T-Shirt, so dass ich wie ein Kaminfeger aussah, der für die nächsten olympischen Spiele trainiert. Manchmal erwischte ich mich dabei, dass ich mich wie die Schornsteinfeger bei Mary Poppins bewegte.
Also machte ich mich an diesem Tag auf den Weg zum Fitness-Studio, betrat die Halle und siehe da, wirklich nur Frauen zu sehen, aber, ich sage es mal so und wirklich ohne Arglist und Hintergedanken, lauter Frauen im mittleren Alter, die nicht alle so aussahen wie die kurvigen Models aus der Werbung. Die eine hatte Probleme mit den Knien, die andere mit der Hüfte oder Schulter. Ich zählte und kam auf 15. In der Sekunde öffnete sich die Tür und zwei Männer betraten den Raum. Schlussendlich waren wir 15 Frauen, drei Männer und eine Trainerin.
Also doch kein Hahn im Korb.
Jeder der mich etwas genauer kennt weiß, dass ich nicht nur Käse über alles hasse, sondern auch das aktive Sportliche eher anderen überlasse. Ich weiß, es ist nicht gut, nicht ok, aber bislang war es so und ich betone das Wort „bislang“.
Mein Arzt meinte, dass der Rehabilitationssport eine ergänzende Maßnahme im Rahmen der medizinischen Rehabilitation darstellt. Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sind unumstritten. Ich möchte betonen, dass das mein Arzt sagt, nicht ich. Alltagsbeschwerden werden vermindert. Das Risiko, Folgeerkrankungen zu erleiden, sinkt enorm. Ok, das hat mich jetzt überzeugt.
Da meine sportlichen Aktivitäten sich bislang darauf beschränkten, den VfB Stuttgart im Stadion oder vor dem Fernseher zu unterstützen, war ich, als die erste Stunde, ich will ehrlich sein, 50 Minuten, vorbei war, auf gut schwäbisch: knock-out, geschafft, kaputt, dahin, hää.
Ich erdachte mir im Laufe dieser 50 Minuten Ausreden, die ich für den Folgetermin bringen konnte, um eben nicht noch einmal diese Tortur über mich ergehen lassen zu müssen.
Es versteht sich, dass ich irgendwo eine Voodoo-puppe organisieren musste, die natürlich wie die Kursleiterin Andrea heißen sollte, um einen fernen Zauber herbei zu rufen.
Dann stellte ich mir diese Andrea, die in Wirklichkeit eine sehr sympathische, sehr nette, mit Sicherheit ihr Fach beherrschende Frau mit viel Witz als Peitsche schwingende Antreiberin auf einem Schiff voller Galeerensklaven wie im Film „Ben Hur“ vor. Manchmal auch als fiese Direktorin Fräulein Knüppelkuh, die von Pam Ferris im Film Matilda so wunderbar dargestellt wurde. Wer diesen Klassiker der 90er Jahre nicht kennt, sollte sich den unbedingt anschauen. Dieses Fräulein Knüppelkuh machte der kleinen Matilda das Leben schwer, bis sich diese für all die Schikanen rächte. Der Gedanke daran, Andrea alles zurück zu zahlen, machte mir die Stunde erträglicher. Nach der dritten oder vielleicht schon vierten Woche wendete sich das Blatt und die Reha-Sport Stunden begannen mir Spaß zu machen, weil einfach auch die Gelenke spürbar besser wurden.
Und nach der zwanzigsten Stunde ungefähr fragte mich Kostas frotzelnd: „Na wie geht es Dir in Deiner Rentnergang?“ Klar, dass ich hier massiv widersprach und es versteht sich, dass ich alle Teilnehmer der Gruppe in Schutz genommen habe. Was Andrea betrifft gebe ich zu, dass ich ihr nicht das antun werde, was Fräulein Knüppelkuh passierte, aber so ohne eine Strafe kommt sie mir nicht weg. Eine gute Flasche Wein oder leckere Pralinen müssen schon drin sein, die ich ihr erst dann schenke, wenn ich tatsächlich zu den Favoriten der Olympiateilnehmer zähle. “Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf“, sagte Kosta und holte noch einmal tief Luft: „Wie gerne würde ich bei der nächsten Reha-Sport Stunde mitmachen“
Kostas und die Alltagsfragen
Als wir vor kurzem in Athen waren und ich den Taxifahrer nach einer Adresse fragte, meinte er: „Da frage ich doch kurz Onkel Google.“ Und als unser Sohn und ich keinen gemeinsamen Nenner über irgendetwas Banales hatten, meinte er: „Warte, ich schau gerade bei Google nach.“ Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich meine erste eigene Wohnung hatte und nicht wusste, wie man Fleischküchle zubereitet. Da griff ich zum Telefon und rief Mama an. Sie hätte es mir damals auch sagen können, nein sie kam zu Fuß eine Dreiviertelstunde später und bereitete die Hackfleischmischung vor.
Heute kann ich leider nicht mehr meine Mutter fragen.
Google ist jetzt für Fragen zuständig, und ob ich nach dem besten Krawattenknoten oder dem besten Abführmittel frage, Google weiß die Antwort. Wenn ich Kosta richtig verstanden habe, hat er einmal gelesen - Kostas weiß halt vieles-, dass man in den USA und Asien am meisten Hilfe beim Reparieren der Toilettenspülung sucht, in den russischen Gebieten eher, wie man eine Waschmaschine repariert. Gemäß einer Studie von Google sind die meisten Fragen, die man stellt, Fragen über Sex, Essen und gutes Aussehen.