Omas zauberhafte Geschichten - Angie Pfeiffer - E-Book

Omas zauberhafte Geschichten E-Book

Angie Pfeiffer

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Beschreibung

Drache Edi und das Geistermädchen: Früher einmal vertrugen sich Drachen und Geisterwesen gut miteinander. Einmal im Jahr, wenn der Kristall der Macht besonders hell leuchtete, feierten sie ein Fest. Doch als der Schattenmann versucht, den Kristall zu stehlen, ändert sich alles. Drachen und Geister misstrauen einander plötzlich. Der kleine Drache Edi möchte in diesem Jahr endlich auch einmal am großen Fest auf dem Drachenberg teilnehmen, aber seine Eltern meinen, dass er zu jung dazu ist. Darüber ist Edi ziemlich sauer. Als er dem Geistermädchen Alf begegnet beschließen die beiden, sich gemeinsam zum Fest aufzumachen, obwohl sich Drachen und Geister eigentlich nicht leiden können. Diese und sechs weitere zauberhafte Geschichten findet ihr in diesem Buch. Für Kinder ab 6 Jahre

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Seitenzahl: 95

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Inhaltsverzeichnis

Drache Edi und das Geistermädchen begegnen sich auf der

Tränenperlen weint eine kleine Meerjungfrau auf der

Der Sonnenstein glitzert auf der

Der verzauberte Wald wächst auf der

Die Kürbiskatze schnurrt auf der

Das Zaubercappy verzaubert auf der

Eine Kaperfahrt machen Tim und Tomte auf der

Drache Edi und das Geistermädchen

Ein besonderer Nebel

„So nicht“, grummelte Edi vor sich hin, warf einen großen Stein in die Luft und versuchte ihn mit einem Feuerstrahl zu treffen. Auch das gelang ihm heute nicht, was kein Wunder war. „Knapp vorbei“, sagte eine quietschige Stimme hinter ihm.

Edi drehte sich verblüfft um, doch er sah niemanden.

„Ich stehe genau hinter dir“, quietschte es vergnügt.

Beim genauen hinschaute sah der kleine Drache einen zarten Nebelschleier, der sich vor ihm hin und her bewegte. Er hob vorsichtig die Pfote und versuchte den Nebel mit einem Finger anzustupsen. Schnell zog er ihn zurück, denn es quiekte wieder, dieses Mal mit einem Kichern.

„Nicht piken, das mag ich nicht. Ich bin nämlich kitzelig am Bauch.“

Edi ließ die Pfote sinken. „Wer bist du denn? Und überhaupt, warum bist du so nebelig?“, fragte er verwundert.

„Ich bin ein Geist“, wisperte es aus dem Nebel.

„Jetzt, bei Tag bin ich so gut wie unsichtbar, aber sobald es Nacht wird, kannst du mich prima sehen. Dann habe ich auch alle meine Kräfte. Ich bin nämlich sehr groß und habe niemals Angst. Also sein vorsichtig mit dem Anstupsen, du Drache.“

Edi überlegte. Dies war also eines der Geistwesen, über die es hieß, dass sie böse und gemein wären.

„Hüte dich, mein liebes Kind. Diese Geschöpfe haben nichts Gutes im Sinn. Ehe du dich versiehst tun sie dir etwas an. Also gehe ihnen besser aus dem Weg“, hatte Oma Elfriede erst letztens mit Grabesstimme gesagt.

Allerdings fand Edi, dass dieser Nebel nicht besonders bedrohlich aussah und auch nicht so klang. Probehalber hob er die Pfote, aber der Nebel wich ihm geschickt aus.

„Ob du besonders groß bist weiß ich nicht, aber ich glaube nicht, dass du böse bist, obwohl meine Oma gesagt hat, dass alle Geisterwesen gemein sind.“

Der Nebel waberte empört. „Von wegen. Alle Drachen sind böse und gemein. Das weiß doch jeder. Man kann ihnen nicht trauen“, hier stockte der Geist. „Aber ich finde du siehst lustig aus und kein bisschen fies“, fügte er hinzu.

„Lustig?“, fragte Edi ein bisschen beleidigt, denn so wollte er eigentlich nicht aussehen. Eher groß und mächtig, wie ein erwachsener Drache. „Sieh dich vor, ich kann mich gut wehren. Aber wenn du mir nichts tust, dann tue ich dir auch nichts.“

„Ich bin ganz friedlich, außer du kitzelst mich“, wisperte der Geist mit seiner Quietschstimme. Das stimmte Edi versöhnlich. „Wie alt bist du?“, fragte er neugierig.

„Ich bin schon dreiundfünfzig Jahre alt“, sagte der Geist, und das hörte sich ziemlich stolz an. „Pah, ich bin älter“, stellte der kleine Drache fest. „Also kannst du gar nicht größer sein als ich.“

Dieses Mal klang der Geist etwas kleinlaut. „Bin ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Ich bin ein ganz klein wenig kleiner als du, aber das siehst du erst, wenn die Sonne untergegangen ist.“

„Wieso bist du überhaupt am Tag unterwegs?“, erkundigte Edi sich neugierig. „Ich dacht, dass ihr Geisterwesen am Tag schlaft und erst am Abend munter werdet. Jedenfalls hat das meine Oma Elfriede auch noch über euch erzählt.“

„Deine Oma hat Recht. Eigentlich müsste ich schon längst schlafen. Ich bin auch hundemüde. Aber ich will unbedingt zum Blocksberg. Dort wird in drei Nächten ein großes Fest abgehalten. Geisterwesen von überall her treffen sich dort und feiern. Auch meine Eltern. Sie haben mir in diesem Jahr schon wieder verboten mitzukommen. Sie haben gesagt, ich wäre noch ein Kind und soll wenigstens zwanzig Jahre warten. Dabei bin ich schon lange alt genug.“

Der Geisternebel hatte sich während des Erzählens auf einen großen Stein gesetzt. Das sah komisch aus. Wie eine große Schäfchenwolke, die auf einem Stein lag.

Edi spitzte die Ohren, denn dem kleinen Geist schien es nicht anders ergangen zu sein als ihm.

„Na ja, da bin ich einfach abgehauen und habe mich auf eigene Faust auf den Weg zum Blocksberg gemacht. Weißt du, ob es noch weit bis dort hin ist?“

Edi zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung wo der Blocksberg ist und ob es noch weit dort hin ist. Aber ich kann dich gut verstehen. Ich wollte so gern mit meinen Eltern zum Drachenberg. Dort wird nämlich in drei Nächten auch ein Fest gefeiert, zu dem alle Drachen von nah und fern kommen. Aber auch meine Eltern haben gesagt, dass ich dazu zu jung bin. Wo ich doch sogar ein Jahr älter bin als du!“, stellte Edi entrüstet fest.

Der Geisternebel erhob sich. „Warum machst du es nicht wie ich und schleichst dich heimlich weg? Wir können ein Stück gemeinsam gehen, denn der Blocksberg und der Drachenberg liegen nicht weit von einander entfernt. Das habe ich gehört, als meine Eltern einmal darüber geredet haben. Sie dachten ich schlafe schon, aber ich habe gut aufgepasst. Zusammen finden wir bestimmt den Weg besser. Du zum Drachenberg und ich zum Blocksberg.“

„Das ist eine gute Idee“, stimmte Edi zu. „Aber wenn ich jetzt sofort verschwinde, dann merken meine Eltern das ganz schnell. Ich würde nicht weit kommen. Ich kann mich erst davonstehlen, wenn sie schlafen. Wenn du so lange wartest, dann begleite ich dich gern.“

Der Geist klatschte in die Hände, jedenfalls hörte sich das so an. „Ich bin sehr müde und wollte mir sowieso einen gemütlichen Schlafplatz suchen. Das mache ich jetzt auch. Wir treffen uns heute Abend wieder. Ich heiße übrigens Alf und du musst ganz bestimmt keine Angst vor mir haben.“

„Ich bin Edi und habe überhaupt keine Angst vor dir. Schließlich bin ich ein mutiger Drache, der vor gar nichts Angst hat. Du kannst mir ganz bestimmt vertrauen.“ Der kleine Drache wandte sich um. „Ich will mal lieber zurück zu unserer Höhle, bevor sie mich vermissen. Bis heute Abend. Ich komme bestimmt.“

„Bis nachher. Ich freue mich, dass ich einen Weggefährten gefunden habe, auch wenn es ein Drache ist. Aber jetzt muss ich schlafen“, gähnte Alf.

Eine gelungene Überraschung

„Hallo, bist du hier?“, rief Edi leise und sah sich suchend um. Es war zwar Nacht, doch erhellten der Mond und die funkelnden Sterne die Umgebung, sodass er gut sehen konnte.

„Ich bin schon hier, hinter dir.“

Dieser Geist schien die Angewohnheit zu haben sich immer von hinten anzuschleichen. Edi drehte sich um. „Aber ... aber ... du bist ja ein Mädchen“, stotterte er.

„Wieso nicht“, kicherte Alf. „Hast du etwas dagegen? Schließlich bist du von oben bis unten ganz grün. Das ist merkwürdiger, als ein Mädchen zu sein.“

„Nein ... ich meine ... ja ... na ja.“ Edi schaut noch einmal genauer hin. Vor ihm stand ein kleines Mädchen mit langen, silberfarbenen Haaren und großen, himmelblauen Augen.

Es hatte ein unförmiges, silbrig schimmerndes Ding an, das ihn an einen Sack mit Ärmeln erinnerte und das Mädchen ganz einhüllte. Nur die Arme und die Füße guckten heraus.

„Ich habe nur nicht damit gerechnet. Überhaupt bist du nicht besonders groß für dein Alter. Jedenfalls bin ich viel größer als du. Bist du wirklich dreiundfünfzig Jahre alt? Und wieso heißt du Alf, ist das nicht ein Jungenname?“

Das Geistermädchen legte den Kopf schief und schaute ihn einen Augenblick lang an.

„Weißt du was, das Beste wird sein, wenn wir uns schon mal auf den Weg machen. Wir müssen immer dem hellen Stern dort oben folgen, dann kommen wir zum Blocksberg und wahrscheinlich auch zum Drachenberg. Ich bin etwas von Weg abgekommen, weil ich auch tagsüber weitergegangen bin. Das habe ich gemacht, damit meine Eltern mich nicht doch noch finden. Dann ist es nämlich für die nächsten fünfzig Jahre aus mit dem Fest auf dem Blocksberg. Ach was, dann kriege ich bestimmt fünfzig Jahre Stubenarrest. Deshalb muss ich ihnen beweisen, dass ich alt genug bin, um allein zum Blocksberg finde.“

Hier schwieg das Mädchen. Wahrscheinlich war ihm beim Reden die Puste ausgegangen.

„Du quasselst ziemlich viel, was“, merkte Edi an, während er neben dem Geistermädchen her trabte.

„Das sagen meine Eltern auch. Dabei stimmt das gar nicht. Ich muss nur immer so viel erklären. Apropos erklären. Ich bin eigentlich dreiundfünfzig dreiviertel. Also fast vierundfünfzig Jahre alt, genau so wie du. Eigentlich heiße ich auch nicht Alf. Das ist eine Abkürzung für Alfinella. Du musst zugeben, dass dies ein ziemlich langer Name ist und überhaupt nicht zu mir passt. Deshalb möchte ich, dass mich jeder Alf nennt. Also hüte dich davor, mich Alfinella zu nennen. Das mag ich gar nicht und werde dann schrecklich böse.“

Alf erzählte noch dies und das, während die beiden dem hellen Stern folgten.

Auch ein Drache braucht mal Pause

Alf und Edi gingen die ganze Nacht, und Edi hörte geduldig zu. Als der Morgen graute machte es ihm weder etwas aus, dass Alf ein Mädchen war, noch dass sie so viel redete und eine ziemlich quiekige Stimme hatte.

„Was meinst du? Sollen wir noch weitergehen? Es dämmert schon. Bald können wir den hellen Stern nicht mehr sehen“, fragte er schließlich. Aber eigentlich war er müde und hätte gern ein wenig geschlafen.

„Stimmt. Es ist besser heute Abend weiterzugehen, sonst verlaufen wir uns noch und finden den Blocksberg nie“, nickte das Geistermädchen. „Wir sollten uns einen Schlafplatz suchen. Bestimmt sind wir weit genug weg. Auch deine Eltern finden uns nicht mehr.“

So legten sich die beiden in das weiche Moos unter einen Baum.

Als Edi vor dem Einschlafen noch einmal blinzelte, merkte er, dass das silbrige Gespenstermädchen sich wieder in eine zarte Nebelwolke verwandelt hatte, die sich dicht an ihn kuschelte.

Er wachte erst auf, als die Sonne schon tief stand. Die Nebelwolke neben ihm reckte sich. Alf wurde also auch gerade wach.

„Es wird Zeit, dass die Sonne endlich untergeht, ich habe nämlich einen Riesenhunger“, nuschelte sie noch ganz verschlafen.

„Was hat dein Hunger mit der Sonne zu tun?“, fragte Edi neugierig.

Alf kicherte. „Das weißt du natürlich nicht. Wir Geisterwesen ernähren uns von Mondstrahlen. Wenn der Mond schön voll und rund am Himmel steht, kriegen wir einen prima Silberschimmer, weil wir dann ganz satt werden. Sag mal, was esst ihr Drachen eigentlich so?“

„Wir essen nicht so oft und schon gar keine Mondstrahlen. In unserer Wohnung gibt es einen kleinen Vulkan. Der spuckt öfter mal Lava aus, die schmeckt super lecker. Letztens war der Vulkan sehr aktiv, da habe ich mich so richtig satt gegessen. Erst dachte ich, mir platzt der Bauch. Aber nachdem ich mich hingelegt hatte, ging es wieder. Das reicht für die nächsten Wochen aus.“

„Cool. Vielleicht sollte ich das auch einmal probieren. Aber ich glaube, dass Lava mir ziemlich schwer im Magen liegen würde“, sagte Alf vergnügt.

Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Alf, die wieder wie ein Mädchen aussah, stand im Mondlicht, das sie sanft umflutete. Sie breitete die Arme aus.

„Das tut gut“, sagte sie überschwänglich.

„Dann wollen wir mal weiter. Immer dem Stern nach.“

Die beiden machten sich auf den Weg, wobei Alf im Mondlicht hin- und her hopste und dabei ununterbrochen redete, während Edi neben ihr her trottete.

Blocksberg oder Drachenberg?

Schließlich, als die Nacht fast vorbei war, sahen sie in einiger Entfernung einen hohen Berg aufragen. „Der Blocksberg“, quiekte Alf begeistert.