Perry Rhodan Neo 348 - Perry Rhodan - E-Book

Perry Rhodan Neo 348 E-Book

Perry Rhodan

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Beschreibung

Irgendwann in ferner Zukunft: Einst hat der Astronaut Perry Rhodan die Menschen zu den Sternen geführt. Als er jedoch aus einer langen Stasis erwacht, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Mehr als drei Jahrhunderte sind vergangen. Das Sternenreich der Terraner ist zerschlagen, die Erde entvölkert. Immerhin haben mehrere von Rhodans engsten Weggefährten überlebt. Sie erreichen Gäa – die Welt, auf der viele Menschen eine Zuflucht gefunden haben. Aber im Zentrum der Milchstraße lauert eine feindliche Macht namens Paragon. Dahinter steckt der Garbeschianer Amtranik, getrieben von einem unversöhnlichen Hass auf die Menschheit. Nun bereitet er einen Großangriff gegen Gäa vor. Ein Hoffnungsschimmer für die Menschen: Tagrep Kerrek stellt sich auf Rhodans Seite. Der Befehlshaber von Paragons Flotte ist ein Azaraq – er revoltiert gegen den Kriegstreiber, der sich maskiert als DIE SCHWARZE KREATUR DES TODES ...

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Band 348

Die Schwarze Kreatur des Todes

Lucy Guth

Cover

Vorspann

Gesang von Dhrugan Lonim Migurot: Az und Araq

1. Flucht

2. Gypswut

3. Absturz

4. Ein hehres Ziel

5. Friedensverhandlungen

6. In geheimer Mission

7. Die Garbe

8. Zielstrebigkeit

9. Der Anschlag

10. Das Andrix der Rache

11. Auf einem guten Weg

12. Die schwarze Kugel

13. Veränderungen

14. Migurot

15. Der lange Weg

16. Das Ende

Impressum

Irgendwann in ferner Zukunft: Einst hat der Astronaut Perry Rhodan die Menschen zu den Sternen geführt. Als er jedoch aus einer langen Stasis erwacht, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Mehr als drei Jahrhunderte sind vergangen. Das Sternenreich der Terraner ist zerschlagen, die Erde entvölkert. Immerhin haben mehrere von Rhodans engsten Weggefährten überlebt. Sie erreichen Gäa – die Welt, auf der viele Menschen eine Zuflucht gefunden haben.

Aber im Zentrum der Milchstraße lauert eine feindliche Macht namens Paragon. Dahinter steckt der Garbeschianer Amtranik, getrieben von einem unversöhnlichen Hass auf die Menschheit. Nun bereitet er einen Großangriff gegen Gäa vor.

Ein Hoffnungsschimmer für die Menschen: Tagrep Kerrek stellt sich auf Rhodans Seite. Der Befehlshaber von Paragons Flotte ist ein Azaraq – er revoltiert gegen den Kriegstreiber, der sich maskiert als DIE SCHWARZE KREATUR DES TODES ...

Gesang von Dhrugan Lonim Migurot

Az und Araq

Am Anfang der Zeit war das Universum ein unendlicher Ozean aus flüssigem Feuer, der durch die Dunkelheit wogte. In diesem Ozean schwammen Az, die Erste Kreatur der Seele, und Araq, die Erste Kreatur des Geistes. Sie lebten in brüderlichem Miteinander und waren sich gut. Im feurigen Ozean fingen sie flammende Fische, und wenn der eine keine Beute erwischen konnte, teilte der andere mit ihm, damit keiner hungern musste.

Eines Tages schnappte Az seinem Gefährten Araq im Übermut einen Fisch vor der Nase weg. Das hätte ihnen gleich sein können, denn sie teilten ohnehin immer alles, was sie hatten. Araq jedoch ärgerte sich darüber und warf Az Hochmut vor. Das wiederum ärgerte Az, und die beiden gerieten in einen großen Streit darüber, wer von ihnen wohl der Bessere sei. Jeder war der Ansicht, selbst der schnellere Schwimmer zu sein, und keiner wollte es dem anderen zugestehen.

»Lass uns diese Frage in einem Wettstreit klären«, schlug Az vor. »Wir wollen sehen, wer unseren Ozean zuerst durchqueren kann.«

Araq war einverstanden, und so stürzten sich die beiden in die feurigen Fluten und schwammen so schnell, wie sie nie zuvor geschwommen waren.

Sie hatten allerdings nicht bedacht, dass der Ozean unendlich war, und so schwammen sie immer schneller und schneller, um den anderen zu übertrumpfen. Doch keiner war schneller als der andere.

Das Wettschwimmen brachte den Feuerozean in gewaltigen Aufruhr: Seine Wogen teilten sich für immer und wurden zu Milliarden und Abermilliarden Tropfen. Die größeren Tropfen wurden zu feurigen Sonnen, die kleineren Tropfen kühlten ab und wurden zu Planeten.

Als Az und Araq erkannten, dass sie ihr Paradies durch Dummheit und falschen Stolz zerstört hatten, war ihr Kummer so groß, dass es ihre Körper zerriss. Die Fetzen verteilten sich über das neu entstandene Universum. Aus den beiden Ur-Kreaturen wurden Hunderte kleinerer Kreaturen, die fortan in den Niederungen und der Eiseskälte des Weltraums leben mussten.

Aus den Blutstropfen von Az und Araq formten sich die ersten Azaraq. Zuerst trieben sie hilflos im Weltraum umher, bis sich die ebenfalls neu geborene diamantglitzernde Kreatur des Lebens ihrer erbarmte. Sie brachte die Blutstropfen, die nun Azaraq waren, zu verschiedenen Planeten und sorgte dafür, dass sie sich dort ansiedelten.

Ursprünglich waren die Azaraq ein einziges Volk. Die lindgrüne Kreatur des Stolzes indes, die aus dem unseligen Wettstreit von Az und Araq hervorgegangen war, bewirkte, dass sich die Azaraq ebenso wie einst ihre Schöpfer stritten und zankten, weil jeder sich für besser hielt als der andere. Und schon bald gaben sich die Azaraq verschiedene Namen: Apasos, Gataser, Hanen, Latoser, Tangarer, Tentra und noch viele mehr. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und es kam dazu, dass irgendwann nicht mehr jeder Azaraq alle Kreaturen gleichermaßen verehrte. Die Tüftül etwa beten ausschließlich die rosafarbene Kreatur der inneren Einkehr an, während die Hanen die schwarze Kreatur des Todes rundheraus ablehnen und ihre Lehre für Unsinn halten.

1.

Flucht

Hoch aufgerichtet eilte Tagrep Kerrek durch die Gänge seines Flaggschiffs MIGUROT. Der dunkelblaue Umhang, der seinen Rang verdeutlichte, flatterte wie ein Banner hinter ihm her. Da er Oberbefehlshaber der Azaraqflotte war, fragte niemand danach, wohin der Tharvis unterwegs war. Sein hinteres Augenpaar bemerkte hin und wieder verwunderte Blicke, die ihm folgten, doch selbst das war selten.

Auf Azaraqraumschiffen hatte schon immer Disziplin geherrscht – und in den vergangenen Jahrhunderten war diese Disziplin noch schärfer geworden. Seit sie in Paragons Diensten standen, waren sich die Azaraq ihres göttlichen Auftrags bewusst. Ein guter Soldat hinterfragte nicht, er tat seine Pflicht.

Kerrek war froh, dass keiner ihn ansprach. Denn tatsächlich war er unterwegs, um gegen die Regeln zu verstoßen. Er wollte mit dem Feind kollaborieren. Mit Perry Rhodan. Den ersten Schritt dazu hatte er bezüglich des Planetoiden Xarfax getan. Den verheerenden Explosionen, bei denen die XIINEX zerstört worden war, war er nur mit knapper Not entkommen. Danach war er auf die MIGUROT zurückgekehrt, ohne dass einer seiner Untergebenen etwas davon mitbekommen hatte. Nun jedoch wollte er endgültig überlaufen.

Er wusste, dass er ein hohes Risiko einging. Er hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass ihm keine Wahl blieb, wenn er nicht seinen Seelenfrieden verlieren wollte.

Zweifellos machte sich kein anderer Azaraq der Führungsebene Gedanken dieser Art. Sie folgten alle Paragons Befehlen – bedingungslos. Sie waren in diesem System aufgewachsen. Er nicht. Vielleicht lebe ich einfach bereits zu lange, um Befehlen blind zu folgen.

Dann kam der Moment, in dem es heikel wurde. Er hatte den Hangar im Unterschiff des Diskusraumers erreicht. Nun würde es sicher Fragen geben. Er holte tief Luft und trat durch das Eingangstor. Er zwang sich, nicht mehr so hastig zu gehen. Das würde auffallen. Gemessenen Schritts durchquerte er den Hangar und strebte dem Bereich zu, in dem die kleinen, schnellen Ein-Personen-Raumjäger abgestellt waren.

Wie er befürchtet hatte, eilte prompt der Hangarmeister auf ihn zu. »Tharvis Kerrek, was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?«

Kerrek war auf diese Frage gefasst gewesen. »Eine unangekündigte Sonderinspektion. Ich wünsche, dabei nicht gestört zu werden.«

Der Hangarmeister wirkte verwirrt. Sonderinspektionen kamen vor, die nahm allerdings normalerweise nicht der Tharvis selbst vor. »Soll ich Sie herumführen?«

Kerrek blieb stehen und musterte den Hangarmeister kalt. »Sagte ich nicht eben, dass ich nicht gestört werden will?«

Sein Gegenüber zuckte zusammen. »Natürlich, Tharvis. Verzeihen Sie.« Der Azaraq zog sich zurück.

Kerrek ging weiter, behielt den Untergebenen über sein hinteres Augenpaar aber im Blick. Der Hangarmeister kehrte tatsächlich in seine Klause zurück und schien Kerrek nicht weiter behelligen zu wollen. Vielleicht fragte er bei der Schiffsleitung wegen der Inspektion nach, vielleicht auch nicht. Nun musste Kerrek schnell sein. Er steuerte auf eines der kleinen Diskusboote zu. Wenn er den Margor-Schwall durchdringen wollte, hatte er nur mit einem so winzigen Raumfahrzeug eine Chance.

Rasch bestieg er das Gefährt und zog sich den darin bereitliegenden Schutzanzug an. Er ließ sich auf den Pilotensitz gleiten und leitete den Startvorgang ein. Noch während die Triebwerke hochfuhren – im Innern des Hangars benutzte man eigentlich vor allem das Antigravaggregat zum Rangieren –, veranlasste er mit seinen Kommandocodes, dass sich die Ausflugschleuse an der Unterseite der MIGUROT öffnete.

Sofort kam eine Anfrage über Funk. »Wer ist da an Bord dieses Raumjägers? Sie haben keine Starterlaubnis!«

Kerrek erkannte die Stimme. Das war Hafretesi Polko, eine der wenigen Frauen an Bord. Die meisten Azaraqfrauen blieben nach wie vor auf den Planeten zurück, um sich um ihre Kinder zu kümmern und neue in die Welt zu setzen. Gerade in Kriegszeiten und seit sie Paragons Pfad folgten, war Personalnachschub für die Streitkräfte gefragter denn eh und je. Doch es gab auch Ausnahmen wie Polko, die eine militärische Karriere verfolgte. Sie hatte es zu einem hohen Rang als Yerkek gebracht – ein Yerkek war auf einem Azaraqkampfschiff für die Starts und Landungen der Beiboote, die Organisation und Kommunikation verantwortlich und dem Hangarmeister über- sowie dem Tharvis untergeordnet.

»Hier spricht Tharvis Kerrek«, gab er zurück. »Ich erteile mir selbst Starterlaubnis und habe bereits veranlasst, dass das System die Außenschleuse öffnet.«

Kurz blieb es still. »Verstanden, Tharvis. Aber ... warum?«

»Ich mache einen Kontrollflug. Sicherheitsstufe null-vier-zwei.« Das bedeutete in Militärkreisen, dass es sich um eine geheime Mission handelte und niemand weiter nachfragen sollte – vor allem Untergebene nicht.

Noch einmal hörte er: »Verstanden!« Dann blieb es still.

Kerrek absolvierte mit dem Kampfjäger die Ausschleusungsprozedur und fand sich im Weltraum wieder – inmitten einer zahlenstarken Flotte der Azaraq. Die schwarzen Diskusraumer, auch die MIGUROT, sahen äußerlich fast wie die eher schlichten Kriegsschiffe seiner Jugend aus, die einen Molkexpanzer gehabt hatten. Die aktuellen Kampfschiffe waren mit modernster Hochtechnik ausgerüstet – Technik, die sie Paragon zu verdanken hatten. Sein winziger Raumjäger mutete an wie ein Klioskäfer zwischen einer Herde Nuuhks.

Nur nicht davon beeindrucken lassen!, dachte Kerrek und beschleunigte mit Maximalschub.

Es kamen keine weiteren Anfragen – wahrscheinlich hatte Polko den Rest der Kriegsflotte über den Kontrollflug eines Raumjägers informiert. Trotzdem musste er sich beeilen. Er machte sich nichts vor: Auch wenn er unter seinen Leuten als Legende galt, war er nicht unantastbar. Irgendwann würden sie sich fragen, was los war.

Und was ist eigentlich los? Kerrek programmierte seinen Zielkurs und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Er genoss es, den kräftigen Hals einen Moment entspannen zu können.

Eigentlich, musste er sich eingestehen, wusste er selbst nicht recht, was los war. Jahrzehnte-, nein, jahrhundertelang hatte er geglaubt, das Richtige für sein Volk zu tun. Er hatte immer nur das Beste gewollt. Mittlerweile aber hatte er Zweifel daran bekommen. Kerrek war nicht mehr sicher, ob der von Paragon vorgegebene Pfad der richtige war.

Seit er Perry Rhodan und dessen Frau Thora überraschend auf Styx begegnet war, hatte ihm deren Auftauchen keine Ruhe gelassen. Nachdem Rhodan und seine Begleiter durch den Charon-Schacht nach Gäa geflohen waren, hatte zudem ein Terraner namens Galto Quohlfahrt mit Kerrek Kontakt aufgenommen. Quohlfahrt lebte anscheinend in den unterplanetaren Posbianlagen von Styx und hatte aus der Ferne mitverfolgt, dass Kerrek Rhodan und dessen Gruppe geholfen hatte.

Quohlfahrt hatte, wie er erzählte, hieraus geschlossen, dass der Azaraq ein wertvoller Verbündeter gegen Paragon sein könnte. Er hatte Kerrek umfangreich darüber informiert, was sich in den vergangenen Jahrhunderten in der Milchstraße ereignet hatte – vor allem in dem Gebiet, das die Menschen als »Lokale Blase« bezeichneten. Kerrek hatte in all der Zeit nur einmal einen Abstecher dorthin unternommen und war über die chaotischen Zustände im Umfeld der terranischen Heimatwelt entsetzt gewesen. Von Quohlfahrt erfuhr er, welche Ereignisse das verursacht hatten.

Kerrek betrachtete Perry Rhodan als einen Freund und wollte ihm deshalb nun seinerseits die Informationen über das zukommen lassen, was sich im gleichen Zeitraum in der Eastside abgespielt hatte, wie die Terraner die Heimatregion der Azaraq nannten. Sanft strich er mit den drei Daumen seiner rechten Hand über das Montram, das er an einer Kette um den Hals trug. Dieses Amulett war neu – früher hatte er eines getragen, das nur die zu einem Diamanten gepresste Asche seines Sohns Jolkar enthalten hatte. Jenes Montram hatte er in einer würdigen Zeremonie bestattet. Dieses neue Amulett enthielt vor allem die Asche von ... jemand anderem.

Dennoch musste er bei jeder Berührung auch an Jolkar denken. Perry Rhodan hatte Kerreks Sohn einst das Leben gerettet und den Azaraq das Heilmittel gegen eine schreckliche Seuche gebracht. Kerrek war dem Terraner etwas schuldig.

Genau deswegen haderte der Tharvis nun wieder einmal mit dem Schicksal. Er hatte viel, viel mehr erlebt, gesehen und gehört als jeder andere Azaraq. Seine Hoffnung auf Frieden für sein Volk war so viele Male zerstört worden. Mit Paragon hatte er neuen Mut geschöpft – doch nun verlangte die Schwarze Kreatur des Todes etwas von ihm, das unmöglich war: die Eroberung Gäas und die Vernichtung der Menschheit, die dort Zuflucht gefunden hatte.

Auch wenn Paragon uns dafür Frieden, Wohlstand und genug Lebensraum verspricht – das ist etwas, das ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann.

Nach allem, was Kerrek von Quohlfahrt erfahren hatte, wusste er zudem mittlerweile, dass dieser Garbeschianer Amtranik, der mit seinem Hordenzug die Lokale Blase verwüstet hatte, und Paragon ein und dieselbe Person waren ...

Der Raumjäger ließ die Flotte hinter sich und raste nun geradewegs auf den Margor-Schwall zu. Diese rings um den Planeten Gäa und die Sonne Mokosch gelegte Hyperenergiebarriere, die von einer besonderen Gypsvarietät auf dem Planeten gespeist wurde, war kürzlich geschwächt worden, stabilisierte sich jedoch allmählich wieder. Kerrek hoffte, noch durch eine Lücke schlüpfen zu können, ehe sich der Wall wieder vollständig schloss. Er musste dringend mit Rhodan reden, und das war der einzige Weg. Beim Flug zu dem kürzlichen Treffen mit Kerrek hatte der Arkonide Atlan da Gonozal ebenfalls eine solche Lücke genutzt, also war dieses Vorhaben nicht vollkommen wahnsinnig. Zumindest sagte sich Kerrek das immer wieder.

Für das bloße Auge war der Margor-Schwall nur als schwaches Flimmern im All zu erkennen. Das von der Bordpositronik des Raumjägers aufbereitete Ortungshologramm zeigte eine violette, pulsierende Schale. Kerrek suchte darin nach Lücken – und wurde erstaunlich schnell fündig. Ein winziger Spalt befand sich ganz in der Nähe. Das war seine Chance. Hastig korrigierte er den Kurs, schlug mit seinem Raumfahrzeug einen Haken und schoss auf den Durchlass zu.

Offensichtlich hatten die Azaraqraumer im Umkreis bereits damit gerechnet, dass Kerrek sich auffällig verhalten könnte. Zwei Dutzend andere Raumjäger, die sich im Schatten eines unweit entfernten Diskusschiffs verborgen hatten, tauchten aus ihren Verstecken auf und setzten zur Verfolgung an.

»Tharvis Kerrek, was machen Sie?« Es war wieder Hafretesi Polko, ihre Stimme im Funkempfänger klang alarmiert und besorgt. »Wenn Sie Ihren Kurs nicht ändern, müssen wir das Feuer eröffnen.«

Immerhin sind sie so nett, mich zu warnen. Aber natürlich schießen sie nicht einfach auf mich. Ich bin Tagrep Kerrek, eine lebende Legende. Unsterblich, ein Kriegsheld und der erste Azaraq, der die Schwarze Kreatur des Todes persönlich getroffen hat. Dabei hatte Kerrek nie ein Kriegsheld, sondern immer nur ein Friedensbringer sein wollen. Das Leben – und vor allem die Schwarze Kreatur des Todes – hatten jedoch andere Pläne mit ihm gehabt.

Kerrek antwortete nicht auf den Funkspruch. Konsequenterweise eröffneten die Verfolger einige Sekunden später das Feuer. Zu spät: Kerreks Raumfahrzeug war bereits dabei, in die Lücke des Margor-Schwalls einzutauchen. Ein mutiger Raumjäger wagte es tatsächlich, ihm nachzusetzen, und feuerte weiter. Schüsse trafen den Schutzschirm von Kerreks Diskusboot.

Noch machte sich Kerrek darüber keine Sorgen. Er hatte zwar eine geraume Weile gebraucht, um Energieabwehrfeldern dasselbe Vertrauen entgegenzubringen, das er einst ausschließlich in Molkexpanzerungen gesetzt hatte. Mittlerweile wusste er aber, dass auch Schutzschirme sehr zuverlässig arbeiteten.

Diesmal kam es jedoch zu einer seltsamen Wechselwirkung zwischen dem Schutzschirm seines Raumjägers, den Geschützstrahlen seiner Verfolger und dem Margor-Schwall. Die Hyperenergie schien an Kerreks Abwehrfeld zu zerren – und setzte es außer Kraft! Ein Schuss traf das nun ungeschützte Raumfahrzeug in genau dem Moment, als es den Margor-Schwall durchstoßen hatte.

Kerreks heckwärtiges Außenbeobachtungshologramm zeigte, dass es aus irgendeinem Grund auch den Kampfjäger hinter ihm erwischt hatte. Der Verfolger kam nicht mehr dazu, den Margor-Schwall zu verlassen, sondern verging in einer Explosion, die erheblich heller war, als sie sein sollte. Kerrek kniff instinktiv alle vier Augen zusammen, riss sie jedoch gleich wieder auf, um sich der Steuerung seines Diskusboots zu widmen.

Die Folgen des erlittenen Geschütztreffers waren verheerend, Tagrep Kerrek registrierte bei fast allen Bordsystemen Ausfälle. Alarmtöne heulten auf. Er versuchte sein Bestes, konnte aber nicht verhindern, dass sein Raumjäger unkontrolliert auf die Oberfläche von Gäa zutrudelte ...

Gesang von Dhrugan Lonim Migurot

Die schwarze Kreatur des Todes

Nachdem die Körper von Az und Araq sich in kleinen Stücken in den Weiten des Universums verteilt hatten, herrschten Chaos und Unordnung. Die Kreaturen waren verwirrt und wussten nicht, welchen Sinn ihr Dasein haben mochte. Sie stoben wild durcheinander, griffen sich gegenseitig an und fochten nutzlose Kämpfe aus.

Die Azaraq, die Neugeborenen im Universum, waren genauso verloren in dieser für sie unbekannten Welt. Sie waren aus dem Blut der Urkreaturen entstanden und waren ein Teil von ihnen, und auch der göttliche Aspekt der Ersten war noch stark in ihnen erhalten. Deshalb hatten sie auch deren Unsterblichkeit übernommen. Wie alle niederen Lebewesen aber lebten sie, liebten sie und vermehrten sich. So wurden die Azaraq immer mehr, ohne dass sie starben. Auf ihren Welten wurde es enger und enger.

Das sah die schwarze Kreatur, und sie wurde von Mitleid erfüllt. Sie wusste, dass die Unsterblichkeit den Azaraq früher oder später nur Leid und Qualen bringen würde. Die schwarze Kreatur beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Das tat sie, obwohl sie noch immer selbst im Zustand der höchsten Konfusion schwebte und sich dem Zweck ihres Daseins nicht bewusst war.

Die schwarze Kreatur machte sich auf den Weg in das junge Universum, um einen Weg zu finden, den Azaraq zu helfen. Sie kreuzte zwischen sich bildenden Nebeln und aufglühenden Sternen, flog am Ereignishorizont Schwarzer Löcher entlang und tauchte durch Galaxien.

Nachdem sie die Unendlichkeit tausend Mal durchquert hatte, fand die schwarze Kreatur die Seele des Universums. Die schwarze Kreatur trat vor sie und fragte, wie sie den Azaraq helfen könnte.

»Um das Leid der kleinen Wesen zu lindern, musst du es vergrößern«, sagte die Seele des Universums.

»Aber warum?«, fragte die schwarze Kreatur erschrocken. Die Azaraq taten ihr leid. Sie wollte nicht, dass sie noch mehr litten.

Die Seele des Universums gab keine Antwort. Stattdessen sagte sie der schwarzen Kreatur, dass sie, um ihr Ziel zu erreichen, zunächst sich selbst finden müsse. »Und du musst dich verändern. Du musst etwas von dir aufgeben, um den Azaraq das zu geben, was nötig ist, damit ihr Volk gedeihen kann.«

»Wie?«, fragte die schwarze Kreatur. »Wie kann ich das werden, was die Azaraq brauchen?«

»Du musst in dich eintauchen und das finden, wozu du bestimmt bist.«

»Das ist alles?«, fragte die schwarze Kreatur.

»Das ist der schmerzhafteste Weg, den es gibt.«

Und so bat die schwarze Kreatur die Seele des Universums, ihr diesen Weg zu zeigen.

Die schwarze Kreatur riss sich die Brust auf, tauchte tief in sich ein – und fand sich. Sie sah, dass der Tod ihre Bestimmung war. Sie sah, dass sie dafür das aufgeben musste, was sie auf diesen Weg geführt hatte: ihr Mitgefühl.

Die schwarze Kreatur wollte den Azaraq um jeden Preis helfen. Sie packte ihr Mitgefühl an der Wurzel und riss es sich aus dem Innersten heraus. Es waren unerträgliche Schmerzen. Ihre Schreie gellten durch das ganze Universum.

Die Kreatur spürte, dass sie sich veränderte. Sie wurde hart. Sie wurde kalt. Die schwarze Kreatur des Todes war geboren.

Und der Tod kam wie ein Sturm über die Azaraq, die bisher nur Unsterblichkeit kannten. Der göttliche Funke, der in ihnen zurückgeblieben war, erlosch. Mit dem Tod kamen das Leid und der Schmerz, der Verlust und die Trauer.

2.

Gypswut

Das Gyps wucherte und waberte. Die winzigen Blüten erstrahlten, sobald Perry Rhodan ihnen nahe kam. Bei Atlan da Gonozal beobachtete er den gleichen Effekt. Ihm war bereits hinreichend bekannt, wie Gyps auf relativ Unsterbliche reagierte – das war schließlich der Grund, aus dem sie diese Plantage irgendwo in der Wildnis von Gäa aufgesucht hatten. Für Eawy ter Gedan war der Effekt allerdings immer wieder faszinierend, wie sie begeistert versicherte.

»Sehr schön, sehr schön«, sagte die Spezialistin für 5-Vegetation und beugte sich über einen neuen Wuchs Gyps. Ein paar Strähnen ihres langen, tiefbraunen Haars fielen ihr ins Gesicht, und sie strich sie nachlässig hinter ihre Ohren. Ihre Finger berührten sanft die vielfarbenen Blüten.

»Ist es nicht klasse, dass unsere Waldwartin zufrieden ist?« Gucky machte sich einen Spaß daraus, sich telekinetisch über das Blütenmeer treiben zu lassen. Sein Biberschwanz streifte die Oberfläche, aber auf ihn reagierte das Gyps überhaupt nicht. Er war schließlich nicht unsterblich – nur mittlerweile sehr alt. Wie alt genau, verriet er niemandem.

»Zumindest fast zufrieden«, korrigierte ter Gedan. Sie wies auf einen schmalen Streifen am Rand des Felds. »Dort ist das Katarakt-Gyps verschwunden, jedoch nicht wegen der Manipulation der Labori. Ich vermute eher Tierfraß, auch wenn ich nicht weiß, welches der hier lebenden Tiere Gyps fressen sollte. Aber das ist ein Problem, um das ich mich später kümmern kann. Der Tierfraß ist bislang nicht ausreichend groß, um den Margor-Schwall zu beeinflussen. Wichtig ist vielmehr, dass wir diese großen Lücken da vorn schließen konnten. Es war eine gute Idee, hierherzukommen.«

»Na, ich weiß nicht, ob es wirklich eine so gute Idee war.« Atlan blickte mürrisch zum wolkenverhangenen Himmel, in dem Blitze zuckten.

Ein Unwetter zog herauf – mal wieder. Rhodan konnte sich nicht erinnern, auf Gäa bisher einmal einen freundlichen, sonnigen Tag erlebt zu haben. In ihren Einsatzanzügen waren sie vor dem Wetter einigermaßen geschützt, ungemütlich war es trotzdem.

»Stell dich nicht so an, du arkonidisches Schneeflöckchen!« Gucky lachte. »Mistwetter ist hier immer. Und wer hat irgendwann mal gesagt, es gäbe kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung?«

»Garantiert jemand, der noch nie auf Gäa war«, gab Atlan zurück. »Ich hoffe, die anderen haben mehr Glück mit dem Wetter.«

Thora Rhodan da Zoltral, Omar Hawk und Reginald Bull waren unterwegs, um das Wachstum bei einer zweiten Gypslücke zu beschleunigen. Das war dringend nötig, damit der Margor-Schwall rund um Gäa wieder voll funktionsfähig wurde. Zwar war es ihnen gelungen, Imara Tughs Manipulation rückgängig zu machen und die Regeneration der Plantagen mit Katarakt-Gyps und ihrer Hyperenergieproduktion einzuleiten, doch an einigen Stellen »ruckelte« es noch ein wenig. Rhodan betrachtete das Gypsfeld vor ihnen, das sich idyllisch an den Hang nahe eines Eiswalds schmiegte, und vorsichtiger Optimismus stellte sich ein.

Die Plantage war trotz der widrigen Wetterlage ein Panorama blühenden Lebens und bildete einen starken Kontrast zum Eiswald. Diese Art Wälder kam auf Gäa häufig vor, und Rhodan hatte sich an den Anblick der schwarzen, von Reif überzogenen Stämme, an deren Ästen dicke Eiszapfen statt Blätter hingen, erst gewöhnen müssen.

»Das war die letzte Lücke auf unserer Liste«, sagte er. Sie hatten zuvor bereits drei anderen Plantagen einen Besuch abgestattet. »Wir sollten nach Alpha-Eins zurückkehren.«

In Bulls Kommandozentrum unterhalb der New Union Hall von Gäas Hauptstadt Sol-Town stand eine Lagebesprechung an.

»Da bin ich ganz auf deiner Seite.« Atlan rieb sich fröstelnd die behandschuhten Hände. »Bei so einem Wetter sollte man höchstens einen Bissat vor die Tür jagen.« Er warf Gucky einen schiefen Blick zu. »Oder von mir aus auch einen Mausbiber.«

Sie wandten sich zu ihrem Gleiter um, als ein tiefes Knurren aus dem Eiswald zu ihnen herüberdrang.

»Was war das?«, fragte Rhodan alarmiert.

Ter Gedan runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Ich habe so ein Geräusch nie zuvor gehört.«

Atlan blieb stehen. »Gibt es hier wilde Tiere?«

»Keine, die so ein Geräusch von sich ...«

Weiter kam sie nicht, denn zwischen den Bäumen des Eiswalds brach ein Okrill hervor. Das Tier war sogar für die Maßstäbe seiner Spezies riesig und stürmte auf seinen acht Beinen unwahrscheinlich schnell heran. Rhodan dachte zuerst, dass es sich um Watson handeln könnte, korrigierte sich indes sofort. Dieser Okrill vor ihnen hatte eine mehr ins Grünliche schimmernde Hautfarbe und war merklich größer als der Gefährte von Omar Hawk. Und er hatte eindeutig nicht dessen friedfertige Natur, denn er raste ungebremst auf die Gruppe zu.

»Vorsicht!«, rief Gucky, packte Rhodan, Atlan sowie ter Gedan und teleportierte sie aus dem Weg.

Zu ihrem Glück hatte der Ilt entschieden, sie ein Stück weit hinter den Okrill zu bringen statt in den Gleiter – denn nur wenige Augenblicke später rammte das Tier das Flugfahrzeug, das sich überschlug und auf dem Dach liegen blieb. Große Sprünge konnte Gucky im Wortsinn allerdings derzeit nicht machen.

»Ich wusste nicht, dass es hier wilde Okrills gibt«, sagte Rhodan erschrocken.

»Gibt es auch nicht.« Ter Gedan schüttelte den Kopf, während der Okrill sich schwerfällig umdrehte und nach seiner entgangenen Beute suchte. »Aber ein paar Oxtorner haben ihre Gefährten nach Gäa mit gebracht. Ich ahne, was das für ein Okrill ist: Vor ein paar Monaten ist einem Techniker namens Gerard Jones sein Okrill in einem Eissturm hier in der Gegend abhandengekommen. Sein Name ist Stiles. Das muss er sein.«

Erneut raste der Okrill auf die vier Personen zu. Atlan, der als Einziger bewaffnet war, brachte seinen Kombistrahler in Anschlag und jagte dem Tier Paralysestrahlen entgegen. Sie knisterten kurz auf der dicken Haut, zeigten aber sonst keine Wirkung. Gucky musste die Gruppe abermals mit einer kurzen Teleportation in Sicherheit bringen.

»Soll ich uns nach Alpha-Eins zurückbringen?«, fragte der Ilt.

Rhodan wollte Gucky daran erinnern, dass dies derzeit nicht ratsam war. Die fünfdimensionale Granulation der Raum-Zeit erschwerte nicht nur Sternenschiffen Sprünge durch den Hyperraum, auch dem Teleporter Gucky bereitete sie häufig Probleme. Er erschöpfte sich schneller als gewöhnlich, und mit drei Passagieren auf einmal würde er es wohl niemals bis nach Alpha-1 schaffen. Wenn sie Pech hatten, landeten sie auf halber Strecke irgendwo in der Wildnis, und das inmitten eines sich anbahnenden Sturms.

Ter Gedan kam ihm zuvor: »Nein! Wir müssen diesen Okrill sichern!«

»Guter Witz«, erwiderte Atlan keuchend, der erneut mit seinem Paralysator schoss. »Das Vieh scheint komplett immun gegen Lähmstrahlen zu sein. Ich kann auf Thermostrahlfunktion umstellen, aber ich weiß nicht, ob sogar damit eine Waffe reicht.«

»Okrills stecken Paralysestrahlen normalerweise ganz gut weg, doch für gewöhnlich sind sie zumindest kurz ausgebremst«, sinnierte Rhodan. »Was stimmt mit diesem Tier nicht?«

»Ich fürchte, Stiles hat Gypswut«, sagte ter Gedan. »Das erklärt auch den Wildfraß am Gypsfeld.«

Atlan und Rhodan starrten sie fragend an, während Gucky dieses Mal nicht die Gruppe versetzte, sondern auf den Okrill zutrat und ihn gegen eine telekinetische Wand krachen ließ.

Ter Gedan sah hektisch zwischen Feld und Okrill hin und her. »Es ist bislang nur ein paarmal beobachtet worden – bei Okrills noch nie, nur bei terrastämmigen Haustieren. Wenn sie das auf Gäa wachsende Gyps fressen, entwickeln sie manchmal eine Art Sucht danach. Außerdem bekommen sie eine Krankheit, die der terranischen Tollwut ähnlich ist: Sie werden aggressiv und bösartig.«

»Gibt es ein Gegenmittel?«, fragte Rhodan.

»Die Symptome gehen von selbst vorbei, wie ein Rausch. Allerdings muss man die Tiere davon abhalten, immer wieder neues Gyps zu fressen. Dieser Okrill, Stiles, wird aber weiter am Feld grasen, wenn wir ihn nicht aufhalten, und wird immer in diesem Zustand bleiben.«

Zurzeit hatte Gucky den tobenden Okrill telekinetisch gepackt. »Das halte ich nicht ewig durch. Das Vieh ist ganz schön stark.«

»Irgendwelche Vorschläge?«, fragte Rhodan.