Piano-Krieg in Dodge-City - Alfred Wallon - E-Book

Piano-Krieg in Dodge-City E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

"Kansas, 1883: Sein Name ist Short, Luke Short. Er liebt das Kartenspiel, schöne Frauen und seinen Colt, den er schneller ziehen kann als jeder andere. Seine Freunde Wyatt Earp und Charlie Bassett gehören zu den berüchtigsten Männern Amerikas, sein Long Branch Saloon ist die Hauptattraktion, die Dodge-City zu bieten hat. Luke Shorts Leben könnte ein Traum sein – gäbe es da nicht den Bürgermeister, dem Short ein Dorn im Auge ist, und vor allem den Alamo Saloon von Alonzo B. Webster. Was als ganz normale Rivalität zweier Geschäftsmänner beginnt, nimmt lebensbedrohliche Ausmaße an, als die ganze Stadt in Aufruhr gerät …

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Seitenzahl: 136

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PIANO-KRIEG IN DODGE-CITY

ONLY EBOOK - WESTERN

BUCH 14

ALFRED WALLON

IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

e101 Alfred Wallon Die letzten Tage von Stonewall Jacksone102 Alfred Wallon Das Gewissen eines Killerse103 Alfred Wallon Stahlspur nach Leadvillee104 Alfred Wallon Die Pioniere von Kentuckye105 Alfred Wallon Tod am little big Horne106 Alfred Wallon Geistertanze107 Alfred Wallon Die Expeditionen des Jedediah Smithe108 Alfred Wallon Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clarke109 Alfred Wallon John Calhouns Geheimnis - Die Calhouns - Eine Texas-Dynastie - Band 1e110 Alfred Wallon Revolver-Rachee111Alfred Wallon Blutige Grenzee112 Alfred Wallon Der rote Generale113 Alfred Wallon Fehderecht im Pleasant Valleye114Alfred Wallon Piano-Krieg in Dodge-City

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Mario Heyer

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-6874-8

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INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Die geschichtlichen Hintergründe dieses Romans

Über den Autor

KAPITEL1

„Die Cowboys kommen!“, rief der alte Fred Simpson, als er die Schwingtüren des Long Branch Saloons beiseite stieß. „Gleich sind sie da!“

Noch während er das sagte, erklangen vom anderen Ende der Mainstreet donnernde Hufschläge. Gefolgt von mehreren Schüssen und lauten Schreien. Einige der Gäste im Saloon blickten besorgt aus dem Fenster. Sie sahen einen näher kommenden Reitertrupp von zwanzig Cowboys heran preschen, die bereit waren, ihr sauer verdientes Geld in den nächsten beiden Tagen und Nächten in Dodge City auszugeben.

Im Nu war die Mainstreet wie leer gefegt. Einige der Passanten eilten rasch in ihre Häuser. Denn sie wussten, was passierte, wenn ein Trupp Cowboys am frühen Abend in die Stadt kam. Diese wilden Kerle hatten Geld in den Taschen und waren fest entschlossen, notfalls mit dem Teufel Polka zu tanzen. Sie hatten in den langen Wochen des Viehtriebs von Texas nach Kansas genug Strapazen und Entbehrungen erdulden müssen.

Das Ende des langen Trails und das gute Geschäft, das ihr Rancher mit den Viehaufkäufern hinter sich gebracht hatte, war auch das Signal dafür, dass die gesamte Crew nun ordentlich die Puppen tanzen lassen konnte. Jeder wusste das, der in Dodge City lebte. Aber trotzdem war es immer wieder ein besonderes Bild, wenn eine neue Ranchmannschaft in die Stadt geritten kam, um das Ende der Strapazen auf ihre Weise zu feiern. Es war ein Fest, das auch vom Gesetz geduldet wurde. Aber nur wenn die Cowboys nicht zu sehr über die Stränge schlugen. Sonst würde es Ärger geben.

Luke Short registrierte das Eintreffen der Cowboys nur am Rande. Er selbst saß an einem Ecktisch und konzentrierte sich ganz auf die Patience, die er vor sich ausgelegt hatte. Er war nicht groß, nur 1,60 m. Aber dieses Manko glich er durch seine tadellose Kleidung und sein selbstbewusstes Auftreten wieder aus. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er mit seinem Revolver sehr gut umgehen konnte. Das hatte er schon mehrere Male unter Beweis gestellt.

Er spürte die Blicke einiger Gäste auf sich gerichtet. Weil sie sich natürlich schon fragten, wie Short reagieren würde, wenn die Cowboys gleich in den Long Branch stürmten und das Ende des langen und staubigen Trails ordentlich feierten. Würde er zunächst ruhig und gelassen bleiben? Oder würde er gleich die Cowboys in ihre Schranken verweisen, wie er es bereits vor zwei Wochen schon einmal gemacht hatte? Wahrscheinlich wurden darüber insgeheim schon Wetten abgeschlossen.

Short blickte hinüber zur Treppe. Auf halber Höhe stand sein Partner Will Harris, mit dem er zusammen den Long Branch Saloon betrieb und ihn innerhalb weniger Monate zu einer guten Einnahmequelle ausgebaut hatte. Trotz der Konkurrenz des Alamo Saloons, der sich genau gegenüber befand und dessen Besitzer A.B. Webster im Stillen an seiner Wut fast erstickte, dass die meisten der Cowboys lieber in Shorts Vergnügungspalast gingen als ihr Geld im Alamo Saloon auszugeben.

Short lächelte, als er sah, dass sich von den zwanzig Cowboys auch jetzt wieder mehr als die Hälfte für den Long Branch Saloon entschieden. Sie stiegen aus den Sätteln, leinten die Tiere an und betraten wenige Augenblicke später den Saloon mit lautem Gelächter.

Es waren raue Burschen in Staub bedeckter Kleidung. Ihre Gesichter waren bärtig und von der Sonne verbrannt. Einer von ihnen – wahrscheinlich ihr Vormann – hielt seinen Revolver noch in der rechten Hand. Er grinste, als er die Waffe hob und zwei Schüsse in die Decke feuerte.

„Schaut uns nicht so ungläubig an!“, rief er unter dem Gelächter der anderen Cowboys. „Wir wollen was trinken. Wo bleibt der Whiskey?“

Short bemerkte, wie sein Partner dem Barkeeper mit einem kurzen Nicken signalisierte, dem Wunsch des Mannes nachzukommen. Der Keeper stellte etliche Gläser auf den Tisch und wollte aus einer Flasche einschenken. Aber der bärtige Mann riss sie ihm einfach aus der Hand.

„Wir haben Durst“, belehrte er ihn in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Er nahm die Flasche, setzte sie an die Lippen und trank in gierigen Zügen. Als er sie absetzte und zufrieden rülpste, grinsten die anderen.

„Ein guter Tropfen“, stellte er mit einem anerkennenden Nicken fest. „Gib jedem meiner Leute eine Flasche davon.“

Während er das sagte, holte er ein Bündel Geldscheine aus seiner Jackentasche und legte einen Teil davon auf die blank polierte Theke.

„Ich bin Big John Drummond“, sagte er. „Meine Leute und ich kommen von der Double T-Ranch aus San Angelo/Texas. Wisst ihr Stadtfräcke überhaupt, wo das liegt? Texas ist das schönste Land auf Gottes Erdboden. Genau darauf werden wir jetzt trinken. Und zwar so, dass sich die Balken biegen. Wo bleiben die Musik und die Ladies? Oder ist das hier ein Kloster?“

Seine Freunde lachten bei diesen Worten. Auf einen Wink von Will Harris griff der Pianospieler sofort in die Tasten und klimperte „Home on the Range“. Das stellte die Texas-Cowboys mehr als zufrieden. Einige von ihnen sangen den Refrain mit, aber mehr schlecht als recht. Das kümmerte aber niemanden. Hauptsache, dass die neuen Gäste das bekamen, wonach sie verlangt hatten.

Drummond und zwei seiner Leute näherten sich dem Tisch, an dem Short saß. Während dessen hatte Harris dafür gesorgt, dass die drei, im Long Branch Saloon beschäftigten Tanzgirls aus ihren Zimmern kamen und sich unter die neuen Gäste mischten. Nur wenige Minuten später herrschte in der näheren Umgebung der Theke eine solch ausgelassene Stimmung, dass man es draußen auf der Straße hören konnte.

„Haben Sie Lust auf ein kleines Pokerspiel, Gentlemen?“, sagte Luke Short zum Treibherdenboss und vollzog mit der rechten Hand eine einladende Geste.

„Warum nicht?“, brummte Drummond und ließ sich an dem besagten Tisch nieder. Mit einem kurzen Wink gab er seinen zwei Freunden zu verstehen, dass sie sich auch setzen sollten. „Aber eins sage ich Ihnen, Kartenhai: spielen Sie ehrlich, oder es gibt Ärger.“

Der Treibherdenboss bemerkte, wie es in Shorts Augen kurz aufblitzte.

„Ich bin bekannt dafür, dass ich ehrlich spiele“, sagte der tadellos gekleidete Mann und strich sich mit der linken Hand kurz über die Enden seines Schnurrbartes. Der Blick, den er Drummond dann zuwarf, war spöttisch und herausfordernd zugleich. „Mein Name ist Luke Short.“

Drummonds Freunde schauten jetzt ziemlich verunsichert drein, als sie das hörten. Auch Drummond war überrascht. Aber diese Unsicherheit überspielte er mit einem Grinsen.

„Sie sind also Luke Short? Ich habe von Ihnen gehört. Waren Sie mit Wyatt Earp nicht in Tombstone?“

„Jetzt bin ich wieder hier“, antwortete Short. „Irgendwann trifft man die Entscheidung, Wurzeln zu schlagen. Mir und meinem Partner Will Harris dort drüben gehört der Long Branch Saloon. Sie sind uns als Gäste willkommen, Mr. Drummond. Aber nur, wenn Sie auch die Regeln einhalten …“

Mit diesen Worten führte er die rechte Hand in die Nähe seines Revolverhalfters. Drummond blickte missmutig drein, als er das sah. Aber er behielt seine Gedanken für sich und schluckte den Ärger hinunter. Weil er wusste, dass Short ein Mann vom schnellen Eisen war. Ihn herauszufordern, war unter Umständen ein lebensgefährliches Vorhaben.

„Meine Leute und ich sind anständige Cowboys, Short“, sagte Drummond. „Nach einem staubigen Trail spricht aber sicher nichts dagegen, heute Nacht ein wenig zu feiern, oder? Aber auf unsere Art.“

Er schaute bei den letzten Worten hinüber zur Theke, wo eine der stark geschminkten Frauen eifrig damit zugange war, mit den Cowboys zu flirten.

„Natürlich“, versicherte Short achselzuckend. „Die Ladies werden ihr Bestes tun, um Ihre Leute gut zu unterhalten, Mr. Drummond.“

„Aber sie sind sauber, oder?“, fragte Drummond sofort. „Ich will nicht, dass sich meine Leute anstecken, wenn sie …“

„Es ist alles in Ordnung“, fiel ihm Short ins Wort. „Kein Grund zur Sorge. Mein Partner und ich achten auf so etwas. Wollen wir das Spiel jetzt beginnen? Der Mindesteinsatz ist aber fünf Dollar.“

„Na und?“, entgegnete Drummond. „Das macht uns schon nicht arm. Sie mischen und geben, Short.“

Luke Short nickte und machte genau das, was zu seiner Passion in den letzten Jahren geworden war. Bevor er seine Leidenschaft dem Kartenspiel und anderen Vergnügungen zugewandt hatte, war er selbst ein Trailcowboy gewesen. Aber er hatte sehr schnell begriffen, dass man damit nicht reich werden konnte. Deshalb hatte er diesen Job sehr schnell an den Nagel gehängt und hatte statt dessen damit begonnen, sein Interesse anderen, weitaus lukrativeren Jobs zu widmen. Er war Scout und Whiskeyschmuggler gewesen und hatte sich mit letzterem ein gutes finanzielles Polster zugelegt. Das hatte ausgereicht, um mit Will Harris vor einem knappen Jahr eine Teilhaberschaft einzugehen, die bis jetzt für beide Seiten sehr profitabel gewesen war.

Short warf einen kurzen Blick in Drummonds bärtige Gesichtszüge. Er war schon öfters solchen Typen begegnet, die geglaubt hatten, nichts und niemand könnte sich ihnen in den Weg stellen. Drummond hatte Lust auf ein Spiel – und Short war fest entschlossen, ihn nicht daran zu hindern, sondern ihn erst recht dazu zu ermutigen. Natürlich mit dem Hintergedanken, dass er selbst am Schluss der Sieger war!

KAPITEL2

Short eröffnete das Spiel und legte zehn Dollar auf den Tisch. Drummond und seine Leute hielten mit und wurden zusehends fröhlicher, als die ersten Beträge in ihre Tasche wanderten. Short schien an diesem frühen Abend kein Glück zu haben. Er hatte schon zwei Spiele verloren, und es sah ganz danach aus, als wenn er auch bei der dritten Partie den Kürzeren ziehen würde.

„Das wird ein guter Abend für uns alle, Big John“, sagte der untersetzte Riley Kerrigan. Auch Sam Bush, der Dritte im Bunde, grinste bei diesen Worten. Sie hatten dem Alkohol schon ordentlich zugesprochen und bekamen nur noch am Rande mit, wie ihre Freunde drüben an der Theke ebenfalls in ausgelassener Stimmung waren.

„Short, Sie haben wohl eine Pechsträhne?“, schmunzelte Drummond. „Gegen Texas-Cowboys kommt eben keiner an!“

„Neues Spiel, neues Glück“, kommentierte Short diese Bemerkung und mischte die Karten zu einem weiteren Spiel. Er teilte die Karten aus und warf einen kurzen Blick auf sein eigenes Blatt. Zwei Asse und zwei Könige – also eine recht passable Ausgangsposition. Natürlich ließ er sich das nicht anmerken, sondern setzte eine völlig unbeteiligte Miene auf. Das gehörte schließlich mit zum Spiel.

„Ich setze dreißig Dollar“, sagte Drummond. „Gehen Sie mit, Short?“

„Warum nicht?“, entgegnete dieser und schob drei Geldscheine in die Mitte des Tisches. Die beiden anderen Cowboys hielten ebenfalls mit. Aber nur ein mal. Danach stiegen sie aus, als Drummond weitere fünfzig Dollar auf den Tisch legte und Short dabei herausfordernd anschaute. Jetzt wollte er es wissen und diesem aalglatten Kartenhai zeigen, dass er der bessere Spieler war.

„Ich kaufe zwei neue Karten“, sagte Short und bemerkte, wie es in Drummonds Augen triumphierend aufleuchtete. Sollte er ruhig glauben, dass er am längeren Hebel saß. Dieses Spiel gewann derjenige, der die besseren Nerven besaß – und die hatte Luke Short alle mal.

Als er die beiden neuen Karten nahm, wusste er, dass Drummond ihn nicht mehr besiegen konnte. Er hatte schon ein Kreuz-As und ein Herz-As gehabt. Fortuna hatte ihm jetzt noch das Pik-As und das Karo-As zugeschoben. Dieses Blatt war unschlagbar!

„Hier sind hundert Dollar“, sagte Short und legte zum großen Erstaunen des Trailbosses die Geldscheine in die Mitte des Tisches. „Und jetzt sind Sie dran?“

„Sie bluffen doch nur, Short“, erwiderte Drummond mit krächzender Stimme. „Aber mein Blatt ist nicht so schlecht wie Sie vielleicht hoffen. Hundert Dollar halte ich – und noch weitere fünfzig dazu!“

Auch die anderen Gäste im Saloon hatten mittlerweile mitbekommen, dass sich am Spieltisch etwas tat und dass es um viel Geld klingt. Längst hatte der Pianospieler sein Geklimper beendet und schaute genauso gespannt zum Spieltisch hinüber.

„Ihre fünfzig – und noch weitere fünfzig dazu“, grinste Short und bemerkte, wie Drummond erblasste und Hilfe suchende Blicke zu seinen beiden Männern warf.

„Wir haben nicht mehr viel dabei, Big John“, sagte Sam Bush. „Ich kann dir noch zwanzig Bucks leihen.“

„Her damit“, brummte Drummond und war insgeheim erleichtert darüber, dass auch Kerrigan ihm noch etwas ausborgte. Deshalb konnte er mitbieten und legte zusätzliche achtzig Dollar auf den Tisch. „Ich will sehen, welche Karten Sie haben, Short.“

„Ich befürchte, das wird Ihnen nicht gefallen“, erwiderte der Spieler und deckte fast schon genüsslich sein Blatt auf. „Vier Asse – mehr geht nicht.“

Drummond zuckte zusammen, als er die Karten sah. Feine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, und um seine Mundwinkel zuckte es. Im Long Branch Saloon war es jetzt so still geworden, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

„Das … das ist doch …“

Drummond geriet ins Stottern, während er sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn wischte. Auch Kerrigan und Bush hatten nicht mit dieser plötzlichen Wende gerechnet. Das bedeutete einen herben Verlust für den Trailboss und seine Leute.

Short lächelte immer noch, während er seine Hände nach dem Geld ausstreckte, um es an sich zu nehmen. In diesem Moment ließ ihn Drummonds Stimme inne halten.

„Stopp!“, rief er. „Das ging nicht mit rechten Dingen zu, Short. Sie haben diese Asse aus dem Ärmel gezaubert!“

„Ich wäre an Ihrer Stelle etwas vorsichtiger mit solchen Behauptungen, Mr. Drummond“, erwiderte Short mit gezwungener Ruhe. Ein anderer an seiner Stelle hätte wahrscheinlich schon ganz anders auf solch eine schlimme Beleidigung reagiert. „Das Glück war heute auf meiner Seite – ein Mann muss eben auch mal verlieren können.“

„Aber nicht, wenn Betrug im Spiel ist“, knurrte Drummond. „Das Geld bleibt dort liegen, wo es ist. Verstanden?“

„Das schon“, entgegnete Short. „Ob ich das allerdings wirklich tue, ist eine ganz andere Sache. Ich habe dieses Spiel gewonnen, mein Freund – und das wissen Sie ganz genau.“

„Sie sind ein gottverdammter Lügner, Short!“, fuhr ihn Drummond zornig an. Seine Rechte fuhr hinab zur Hüfte und wollte den Revolver ziehen. Aber bei einem Mann wie Luke Short war er an den Falschen geraten. Der kleine Spieler hatte die Absicht seines Gegners schon längst geahnt und natürlich Vorkehrungen getroffen.

Bevor der Trailboss den Revolver ziehen konnte, hatte Short schon seine Waffe in einer einzigen fließenden Bewegung aus dem Halfter gerissen und zielte auf Drummond. Bruchteile von Sekunden später fiel der Schuss. Die Kugel aus Shorts Revolver traf Drummond in der rechten Schulter und stieß ihn zurück. Drummond brüllte vor Schmerz auf, als er stolperte und zu Boden fiel. Auf seinem verwaschenen Leinenhemd zeichnete sich ein dunkler Fleck ab, der rasch größer wurde.

Das registrierte Short jedoch nur am Rande. Seine Aufmerksamkeit galt längst den beiden anderen Cowboys, die mit am Spieltisch saßen und nun ebenfalls nach ihren Waffen griffen. Aber auch hier war Short schnell genug, um diese finstere Absicht sofort im Keim zu ersticken. Kerrigan verpasste er einen Fußtritt, der ihn nach hinten stieß. Das kam so überraschend, dass er seinen Revolver nicht mehr festhalten konnte und dieser polternd zu Boden fiel.

Short wirbelte herum und zielte sofort auf den dritten Gegner.

„Denk noch nicht einmal daran!“, warnte er ihn in einem Tonfall, der Bush eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Oder willst du sterben?“

Das reichte aus, um Bush zur Salzsäule erstarren zu lassen. Kreidebleich blickte er in die dunkle Mündung von Shorts Revolver. Er zitterte am ganzen Körper, während der verletzte Drummond am Boden vor Schmerzen wimmerte.

All dies hatte sich nur innerhalb weniger Sekunden abgespielt. Zeit genug, dass die anderen Cowboys drüben am Tresen jetzt auch in die Auseinandersetzungen eingreifen wollten. Schließlich ging es um ihren Boss und die übrigen Kameraden.