Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 03: Eisenfaust - Andreas Zwengel - E-Book

Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 03: Eisenfaust E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Shalyn Shan und ihre Gefährten haben den Bordarzt der Promet III gefunden und folgen der Spur der verschollenen Besatzung. Ihr Ziel ist der Hauptsitz der Örgön Gör auf dem Festungsasteroiden Eisenfaust.Unterdessen muss Peet Orell auf Terra erleben, wie der Start eines Kolonistenraumers sabotiert wird. Plötzlich scheinen sich alle wichtigen Institutionen der Erde von der HTO abzuwenden.

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Andreas ZwengelEISENFAUST

In dieser Reihe bisher erschienen

5101 Andreas Zwengel Mehr als tausend Lichtjahre

5102 Andreas Zwengel & Gerd Lange Geheiligte Spiele

5103 Andreas Zwengel Eisenfaust

5104 Andreas Zwengel Der Weiße Prophet

Andreas Zwengel

Eisenfaust

Raumschiff PrometSternenabenteuer

Band 3

Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Thomas Ziegler † & Gerd LangeTitelbild: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-056-7

Katai, Sonnensystem Ora, Mond Orawarna-7, 19. April 2107, Terra-Zeit

„Ist er das wirklich?“, fragte Patrick O’Healy verblüfft.

„Doktor Ben Ridgers in Person“, bestätigte ich, ohne den Blick vom Bordarzt der Promet III abwenden zu können. Reglos und nackt befand er sich vor uns in dem Stasisfeld. Es war nicht zu erkennen, ob er noch lebte. Er konnte genauso gut tot sein oder schlafen, vom Aussehen her gab es keinen sicht­baren Unterschied. Im Zustand der Stasis gab es keine Lebenszeichen, man war so starr wie eingefroren. Ich wusste, dass Ben Ridgers’ Lebensfunktionen in der Stasis erhalten wurden, doch der leblose Anblick verschaffte mir einen Kloß im Hals.

Sir Klakkarakk kannte den Doc nicht, trotzdem begriff er die Bedeutung dieses Fundes. Schließlich handelte es sich um die erste gute Spur zu den Vermissten und eine Bestätigung dafür, dass wir uns am richtigen Ort für unsere Suche befanden, im Inneren der kosmischen Staubwolke, die Katai schützte. Ich verspürte unglaubliche Erleichterung. Die Promet III war also nicht voll­ständig zerstört worden oder in irgendeinem Wurmloch verschwunden. Sie hatte ebenfalls den Katai-Sektor erreicht.

Ich wollte Ben Ridgers sofort aufwecken, um ihn nach dem Verbleib der übrigen Besatzung zu befragen. So lange wartete ich schon auf die Antworten, die der Doc mir geben konnte. Hoffentlich geben konnte, korrigierte ich mich. Den anderen konnte alles Mögliche zugestoßen sein. Vielleicht waren sie schon vor langer Zeit voneinander getrennt und als Sklaven in verschiedene Bereiche dieses Sektors verkauft worden.

O’Healy suchte mit den Augen eines Technikers das Gerät nach Bedienungselementen ab, um es zu deaktivieren und den Doc zu befreien, doch der Lebensmeister machte mit einer Tentakelbewegung auf sich aufmerksam.

„Wir müssen eine langwierige Aufweckungs­prozedur in Gang setzen, damit euer Freund keinen Schaden nimmt“, sagte Grochmor Tark Groch. Der zynidische Lebensmeister war ein kastenförmiges Wesen vom Format einer Dampflock.

Ich kletterte auf eine Steuerkonsole, damit ich auf Augenhöhe mit ihm sprechen konnte, ohne meinen Nacken weiter zu strapazieren. „Mach so schnell du kannst. So schnell es geht, ohne dass es gefährlich wird. Wir müssen hier weg.“

Grochmor machte mit mehreren seiner Tentakel eine besorgte Geste. „Wir müssen vorsichtig vorgehen. Nicht so abrupt, wie es bei diesen Raubtieren geschehen ist. Ich kann nicht ausschließen, dass sie einen Hirnschaden davongetragen haben, als sie aus der Stasis gerissen wurden.“

„Dann sind sie in Wahrheit gar nicht so bösartig?“ Ich dachte an unsere Erlebnisse auf der Mystery zurück und konnte mir nicht vorstellen, dass sie vorher völlig anders gewesen sein sollten.

„Sie wurden wegen ihrer Aggressivität ausgewählt, waren also niemals harmlos. Aber durch die Erweckung drehten sie völlig durch.“

„Das sollten wir beim Doc vermeiden“, sagte der Major und überließ es Grochmor, das Konservierungsfeld zu deaktivieren.

Wir mussten uns die nötige Zeit nehmen, um den Doc aufzuwecken. Sein Wissen war viel zu wichtig, um ein Risiko einzugehen. Vorerst waren wir hier im Zentral­labor sicher, aber die gesamte Station wurde immer noch von Monstern und Raubtieren aller Art bevölkert, die hier frei herumliefen. Die Lebensmeister ließen sie auf anderen Planeten einfangen und anschließend hierher liefern, um in den Kloning-Fabriken mit ihren Genen herum­zuspielen. Ziel war es, neue und unbezwingbare Wesen zu erschaffen, die wie Gladiatoren ­gegeneinander antraten. Diese Kreaturen wurden Biomechs genannt. Sie liefen ebenso wie die außerirdischen Raubtiere frei in der Station herum und verhinderten, dass wir diesen gesicherten Bereich verlassen konnten. Wo die Biomechs und die außerirdischen Raubtiere aufeinandertrafen, entstanden sofort Kämpfe auf Leben und Tod. Es gab keine Gründe dafür, außer dass Jagen und Töten in ihrer Natur lagen.

Grochmor hatte längst die Anlieferung weiterer Module von der Mystery gestoppt, damit nicht immer mehr Raubtiere in die Station stürmten. Sie liefen jetzt zwar an Bord des Modulschiffs herum, aber dort konnten sie weniger Schaden anrichten als hier. Wahrscheinlich fraßen sie sich gegenseitig auf.

„Ich muss die Vorfälle melden. Das hätte ich schon bei der Ankunft meines Sammlerschiffes tun müssen. Inzwischen ist meine Schöpfungsstation zusammengebrochen und Wrachdek Brark Wrach ist gestorben. Wenn ich die Örgön Gör nicht sofort verständige, werde ich dafür bestraft und alles hier verlieren. Vielleicht werde ich das sowieso. Mein Lebenswerk ist ruiniert.“

„Es wäre nur gerecht, wenn er durch die Monster zu Tode kommt, die er geschaffen hat“, raunte mir der Major zu.

Ich konnte seinen Zorn gut nachvollziehen. Wer solche Kreaturen erschuf, musste auch mit den Konsequenzen leben. Aber wir brauchten weiterhin Grochmors Unterstützung, deshalb war es der falsche Moment, um ihm Vorwürfe zu machen. „Es tut mir wirklich leid für dich, aber deshalb musst du uns nicht ausliefern“, sagte ich stattdessen.

„Ihr kennt die Örgön Gör nicht, mit denen treibt man keine Spiele.“

Wir wussten inzwischen, dass es sich bei den Örgön Gör um die Sicherheitspolizei der Avatara handelte.

„Glaubst du immer noch, dass wir dieser Alte Feind sind?“, fragte ich Grochmor.

„Ihr besitzt zwar die Schlagkraft, um Planeten zu erobern, aber nicht die nötige Einstellung dafür“, antwortete er. „Ihr seid viel zu weich, um die Dinge zu tun, die man dem Alten Feind nachsagt.“

Es klang zwar nicht so, aber ich fasste diese Aussage als Kompliment auf.

Die Örgön Gör verlangten von Grochmor ein falsches Genom-Testat für Ben Ridgers, um ihn als Alten Feind auszugeben. Ihr sogenannter Alter Feind war identisch mit den Zyklops, und sie fürchteten eine Rückkehr genauso wie alle anderen Völker, die jemals mit ihnen Kontakt hatten. Ich kannte noch nicht den wahren Grund für dieses Täuschungsmanöver der Örgön Gör, aber ich ging davon aus, dass sie damit eine Bedrohungs­situation für die übrigen Avatara schaffen wollten. Vielleicht wollten sie dadurch nur ihre Macht und ihre Befugnisse erweitern, aber es konnte sein, dass sie auch einen größeren Plan damit verfolgten.

„Die Örgön Gör verbreiten bereits, der Alte Feind sei zurückgekehrt. Für viele Bewohner unseres Systems hat der Alte Feind nun sein Gesicht.“ Einer der Tentakel wies auf Ben Ridgers. „Und ihr seht ihm ähnlich genug, um dazu gezählt zu werden.“

„Dann sind wir überall in Gefahr“, fasste der Major zusammen. „Wenn wir den Doc einfach mitnehmen, haben wir die Örgön Gör auf den Fersen, die ihren Beweis für die Rückkehr des Alten Feindes zurückwollen.“

„Sie können auch jeden anderen von uns als Beweis nehmen“, sagte ich. „Und die Rettung des Docs durch uns passt ihnen gut ins Konzept, schließlich gibt es jetzt nicht nur einen von uns, und wir haben Orawarna-7 überfallen.“

„Also, nichts wie weg“, meinte O’Healy.

Ich nickte. „Wir verständigen Anake, dass er uns abholen muss.“

Grochmor gab einen unwilligen Laut von sich.

„Was ist?“, fragte ich.

„Wir Lebensmeister stehen in Konkurrenz zueinander. Seit das Sammlerschiff mit der Lieferung angekommen ist, sind sie sehr wachsam.“

„Bedeutet das, sie überwachen die Mystery?“, fragte ich.

„Sie werden alles genau beobachten, was zwischen dem Schiff und der Station geschieht. Wenn sich euer Beiboot nähert, wird ihnen das unmöglich entgehen.“

„Aber irgendwie müssen wir wieder von hier wegkommen.“

„Das wäre gut, denn wir müssen nicht nur mit den Örgön Gör rechnen“, sagte Grochmor.

Ich sah ihn fragend an. Die Art, wie er uns tröpfchenweise immer weitere schlechte Nachrichten übermittelte, sorgte nicht unbedingt für eine entspannte Lage.

„Schon bald wird ein Transporter der Chechuden hier eintreffen“, berichtete der Lebensmeister.

„Wer sind die und was wollen sie?“

„Die Chechuden sind die Händler der Avatara, denn sie besitzen als einzige das Raumfahrtmonopol und möchten im Auftrag der Örgön Gör die bestellte Ware abholen. Sie transportieren eine Biomech-Division, die ich hier in meinen Kloning-Fabriken geformt habe.“

„Gut“, sagte der Major. „Sie kommen und holen die Bestellung ab, das sollte doch kein Problem sein.“

„Leider doch. Einige von dieser Division haben dort draußen gegen die neuen Raubtiere gekämpft, jetzt sind nicht mehr alle von ihnen übrig.“

Ich hatte sowas bereits geahnt. „Deine Kunden werden enttäuscht sein.“

„Ich fürchte, das trifft es nicht einmal annähernd“, erwiderte Grochmor.

„Können wir sie hinhalten?“

„Ich fertige sie immer schnell ab, damit sie wieder verschwinden. Ich mag sie nicht besonders und versuche stets, sie möglichst schnell loszuwerden. Wenn ich plötzlich den guten Gastgeber spiele, werden sie bestimmt misstrauisch. Dann verständigen sie die Örgön Gör. Genauso wird es auch ablaufen, wenn sie merken, dass ich ihnen die vollständige Ware nicht liefern kann.“

Ich seufzte. Um Ben Ridgers unbemerkt aus der Station zu schaffen, gab es also gleich mehrere Hindernisse. „Es sollte also alles ganz normal wirken, wenn die ­Chechuden eintreffen. Wo empfängst du sie? Auf dem Dach?“

„Leider immer hier im Labor.“

Ich sah zu der Leiche des anderen Lebensmeisters hinüber, der den Bestien zum Opfer gefallen war. Grochmor schien den Tod seines Kollegen nicht besonders zu bedauern. Die beiden hatten kein freundschaftliches Verhältnis zueinander gehabt. Sie waren erbitterte Konkurrenten gewesen, die bei jeder Gelegenheit versuchten, sich gegenseitig auszustechen, um die sogenannten Geheiligten Spiele zu gewinnen. Für deren Sieg winkten Ruhm und Anerkennung. Grochmor war der Champion auf dem absteigenden Ast und Wrachdek Brark Wrach der erfolgreiche Aufsteiger, der ihm den Thron nehmen wollte. Zumindest dieser Kampf war inzwischen entschieden.

Vielleicht konnten wir Wrachdeks toten Körper für ein Ablenkungsmanöver nutzen, obwohl es sicher nicht die feine Art war, ihn an die Raubtiere zu verfüttern. Allerdings war er auch durch solche Wesen gestorben, wie jene, die er von ihren Heimatplaneten entführt und in tödliche Kämpfe geschickt hatte. Von daher betrachtete ich es eher als Karma.

„Dann sollten wir hier schleunigst etwas aufräumen“, sagte ich.

„Ja, es wäre schwierig, das alles hier zu erklären“, fand auch Sir Klakkarakk.

Ich wies auf Wrachdek. „Aber wir brauchen Hilfe.“

Der Lebensmeister betätigte ein paar Konsolenelemente und wir konnten hören, wie sich unter uns ein Aufzug in Bewegung setzte. Die Kabine kam nach oben. Als sich die Türen öffneten, erschienen sechs Spezialroboter, die sich sofort an die Arbeit machten. Sie beseitigten die Überreste unserer Gegner. Ich sah noch einmal die Panzer­echse, die Spinnenwesen, den Riesenwurm, die Hyäne und den Eber. Jedenfalls bezeichnete ich sie so, weil sie diesen Tieren auf der Erde ähnelten. Die sechs Entsorgungsroboter aus der unterirdischen Stasishalle nutzten die beiden Entsorgungsklappen im Zentrallabor, um die toten Körper verschwinden zu lassen. Bei diesem Tempo sollten die Aufräumarbeiten bald erledigt sein.

Ridgers Körper zuckte so überraschend, dass wir uns alle erschreckten. Die Bewegung war völlig unvermittelt erfolgt.

„Ist das normal?“, fragte ich Grochmor.

„Keine Sorge, alle Werte sind bestens. Es wird jetzt ziemlich schnell gehen, die schwierige Phase ist längst vorüber“, antwortete er.

Ein weiteres Zucken durchlief den Körper, dann bewegte der Doc den Kopf. Der Major und Sir ­Klakkarakk traten dichter an das Stasisfeld heran.

„Macht euch bereit“, sagte Grochmor. Das Feld begann zu flackern und erlosch völlig. Der Körper von Ben Ridgers straffte sich kurz, saugte tief Luft ein und sackte in sich zusammen. Wir standen alle bereit, um ihn aufzufangen und sofort befand er sich sicher in unserem Griff. Vorsichtig betteten wir ihn auf eine Liege. Er hatte das Bewusstsein noch nicht erlangt, machte aber einen friedlichen Eindruck.

„Wir müssen ihm noch etwas Ruhe gönnen“, sagte Grochmor. „Es ist besser, wenn er von selbst erwacht.“

„Die Zeit haben wir noch“, erwiderte ich und wies auf das Labor. „Hier gibt es noch einiges zu erledigen.“

Nachdem die Roboter die Überreste der Raubtiere eingesammelt und entsorgt hatten, machten sie sich an den schwersten Brocken, den Lebensmeister Wrachdek Brark Wrach. Sein toter Körper zerfiel sehr schnell, aber man konnte ihn nicht einfach in einen der Zersetzer stopfen. Also versuchten die Roboter, ihn erst einmal in eine der großen Aufzugkabinen zu schieben. Doch der gewaltige Brocken überstieg sogar die gebündelten Kräfte eines halben Dutzends Arbeitsroboter, was vor allem an der Nachgiebigkeit des Körpers lag. Sie mussten tief in die weiche Masse drücken, bis sie einen Widerstand spürten, auf den sie Druck ausüben konnten.

Grochmor sah eine Weile ihren vergeblichen Bemühungen zu, bevor er sich zum Helfen entschied. Er schob sich ein Stück zur Seite und hinterließ dort, wo er gestanden hatte, einen Schleimfleck. Ein durchdringender Geruch ging von der Flüssigkeit aus. Ich verzog das Gesicht und der Major drückte sich den Unterarm gegen die Nasenlöcher. Dieser Klotz brauchte den Schleim, um sich fortbewegen zu können, aber weniger geruchsintensiv wäre das Zeug für alle etwas vorteilhafter gewesen. O’Healy griff zu seinem hinteren Kragen und zog sich den Helm über den Kopf. Er verschloss ihn, um den üblen Gestank auszuschließen. Ich widerstand der Versuchung, seinem Beispiel zu folgen.

Der Abtransport in den Aufzug verursachte weitere übelste Gerüche. Die Drüsen des toten Wrachdeks produzierten keinen Schleim mehr, der das Vorwärtskommen erleichtert hätte, dafür sorgte die körperliche Anstrengung von Grochmor dafür, dass seine Sekrete nicht nur stärker flossen, sondern auch einen noch intensiveren Geruch annahmen.

Da Sir Klakkarakk keinen Raumanzug mehr trug, hielt er den Gestank des Zyniden nicht lange aus. Er wich zurück und wedelte mit seinen vier Armen vor dem Gesicht herum, als könne er den Geruch zur Seite schlagen.

„Hey, Klakk“, rief der Major, „was hältst du von diesem Duft.“

Der Quogore begriff zuerst überhaupt nicht, dass er angesprochen wurde. Dann legte er den Kopf leicht schief und wog ab, was er von dieser Verstümmelung seines Namens halten sollte. „Klakk“, sprach er ihn probe­weise aus.

„Soll keine Beleidigung sein, mein Freund. Dein Titel und der vollständige Name sind mir ein bisschen zu lang.“

„Es dauert dir zu lange, meinen Namen auszusprechen?“, fragte Sir Klakkarakk irritiert.

„Bei uns nennt man sowas einen Spitznamen. Es ist ein Zeichen der Zuneigung.“

Der Quogore blieb skeptisch und vermutete einen Scherz auf seine Kosten.

Ich trat an die Schleuse heran, um die Lage draußen auf dem Gang zu überprüfen. Die Raubtiere hatten sich verteilt und durchstreiften die Anlage. Sobald die ersten von ihnen Laut gaben, würde der Rest sofort wieder auftauchen.

„Ich gehe etwas frische Luft schnappen“, sagte Sir Klakkarakk, der plötzlich neben mir stand.

„Dort draußen lauern noch einige der Wesen“, wandte ich ein.

„Allein wäre es dort doch furchtbar langweilig“, antwortete der Quogore und schon war er verschwunden.

Ich hörte seltsame Geräusche hinter mir und stellte fest, dass sie von Grochmor stammten. „Lachst du etwa?“, fragte ich das riesige Wesen.

„Es ist mir nicht entgangen, was euer Begleiter gesagt hat. Ich möchte euch nicht beleidigen, aber ich kann ihn gut verstehen. Der Geruch eurer Art ist wirklich durchdringend.“

„Unser Geruch?“, fragte der Major verblüfft.

„Ja, ich bin zwar nicht ganz so empfindlich wie euer Insektenfreund, aber ich habe es durchaus bemerkt.“

Ich wandte mich ab, damit er mein Grinsen nicht sah. Er hatte wirklich eine gesunde Einstellung zu seinem Körper.

„Euer Freund ist ein famoser Kämpfer“, fuhr Grochmor fort. „Eine Armee von seiner Art wäre unbezwingbar.“

*

Cyberjohn Five schloss die Abdeckung. Er hatte sofort nach dem Erwachen aus dem Parakonschock-Koma auf den Maschinendecks mit den Reparaturen an den Schiffssystemen begonnen, während die Promet IV noch immer im Ortungsschatten der Mystery den Mond umkreiste.

„Willkommen zurück“, hatte Vanessa Modesta ihn begrüßt, als er die Augen aufschlug. Sie wollte sofort eine ganze Reihe von Tests durchführen, um genau zu ergründen, was ihm zugestoßen war. Wie sich die Reise durch das Wurmloch auf ihn ausgewirkt hatte, sodass er in ein Koma gefallen war. Die Antwort konnte auch für die Rückreise wichtig werden, falls sie den Katai-Sektor wieder auf demselben Weg verlassen mussten.

Alles einleuchtende Argumente, aber Cyberjohn Five wollte sich nicht brav auf einer Liege austrecken, während die Promet IV beschädigt durch das All trieb und sich der größte Teil der Besatzung im Außeneinsatz befand.

Vanessa war natürlich dagegen gewesen, dass er nach dem Koma sofort aufstand und an die Arbeit ging. Sie nannte sein Verhalten unverantwortlich, versuchte ihn ansonsten aber nicht zu überreden. Auch ihr war an einem funktionstüchtigen Schiff gelegen. Sobald Cy seine Reparaturen abschloss, wollte sie ihr Angebot noch einmal wiederholen. Da er zur Hälfte eine Maschine war, sollte doch wenigstens dieser Teil von ihm zu logischem Denken fähig sein.

Cy hatte sich durch sich über einen Datenport mit der Promet verbunden. In seine Schläfen befanden sich münzgroße Cyberbuchsen, über die er eine direkte Verbindung zwischen seinem Gehirn und externen Computern herstellen konnte. Auf diese Art konnte ihm das Schiff melden, wo es Probleme gab. Diese Verbindung war noch ergiebiger als die zur Bordintelligenz Kip.

Er kam gut voran, als sein Kopf plötzlich von rasenden Kopfschmerzen geflutet wurde. Cy stöhnte auf und ging vor Schmerzen in die Knie. Er konnte nichts mehr sehen, nur grelle Lichtblitze, die vor seinen Augen tanzten. An seiner Schädelbasis pochte es und zu allem Übel hatte er auch noch das Gefühl, sich übergeben zu müssen.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Kip.

Cy konnte nicht atmen. Seine Hände fuhren durch die Luft, bekamen die beiden Datenkabel zu fassen und rissen sie aus den Buchsen in seinem Schädel. Stöhnend setzte er sich auf den Boden und lehnte seinen Rücken gegen die Wand, während die Schmerzen in seinem Kopf abklangen.

„Verflucht, was war das denn?“, fragte er laut.

„Ich kann keine Störung im System erkennen, auf die eine solche Reaktion zurückzuführen wäre“, erklärte Kip.

„Ich habe das Gefühl, als wäre mein Gehirn gegrillt worden.“

„Über die Datenkabel ist nichts Ungewöhnliches übertragen worden, an der Verbindung kann es nicht liegen.“

„Woher soll es dann gekommen sein? Die Möglichkeiten dürften ja wohl begrenzt sein“, gab Cy gereizt zurück. „Nimm es mir nicht übel, aber die Wurmloch-Passage hat auch dir zugesetzt. Du läufst noch nicht ganz rund.“

„Ich verstehe diese Umschreibung nicht“, antwortete Kip.

Cy verzichtete auf eine Erklärung und die daraus unweigerlich folgende Diskussion über den aktuellen technischen Status der Künstlichen Intelligenz Promet. Stattdessen kämpfte er sich mühsam auf die Beine, atmete ein paarmal tief durch und war im Begriff, seine Arbeit fortzusetzen, als ihn ein neuer Anfall überkam.

Seine Sicht wurde getrübt. Nicht verschwommen oder verdunkelt, sondern eher so, als würden sich zwei Bilder übereinander schieben. Das, was seine Augen vor ihm erblickten, und etwas, das von einem anderen Ort in seinem Kopf kam. Kip hatte recht, es konnte nicht von der Promet kommen. Aber wie konnten seine Augen eine solche Fehlfunktion haben? Bei ihnen handelte es sich um technische Meisterwerke, Sie waren nicht störungsanfällig, geschweige denn, einfach zu manipulieren.

Cy konnte sich nicht daran erinnern, jemals so heftige Kopfschmerzen gehabt zu haben, aber mit der Erinnerung war das generell bei ihm so eine Sache, denn sie reichte nicht sehr weit in die Vergangenheit und vieles, was er für Erinnerungen hielt, war zumindest fragwürdig. Cy wollte Vanessa nichts davon erzählen, aber sie konnte ihm sicher ein paar Tabletten geben, um die Schmerzen einzudämmen. Wenigstens so weit, damit er seine Arbeit fortsetzen konnte. Er musste die Fehlfunktionen der ­Promet beseitigen.

Er machte sich auf den Weg zur nächsten Baustelle, doch immer wieder blitzten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Ein kalter steriler Raum mit wenig Einrichtung. Es handelte sich eindeutig um einen Operationssaal. Alle medizinischen Instrumente lagen ordentlich nebeneinander aufgereiht. Überall waren Spiegel angebracht auch an der Decke über dem Operationstisch. Der Raum kam ihm nicht bekannt vor und bevor er weitere Details erkennen konnte, verschwanden die Bilder.

Äußerlich war er völlig wiederhergestellt, aber mit seinem Kopf stimmte etwas ganz und gar nicht. Seine interne Tronik hatte bereits eine Selbstanalyse durchgeführt und eine technische Ursache ausgeschlossen. Cy empfand diese Information nicht als beruhigend. Der Auslöser steckte in seinem menschlichen Teil und auf den hatte er keinen Einfluss.

Er setzte seinen Weg fort, doch schon nach ein paar Schritten musste er erneut stehenbleiben. Wieder tauchten Halluzinationen auf. Die Bilder kamen anfallartig und kündigten sich nicht an. Von einer Sekunde auf die nächste ersetzten die Eindrücke aus dem Operationssaal seine normale Sicht. Er streckte die Arme vor, um nirgendwo anzustoßen, während er sich Richtung Medo-Station bewegte.

Er erkannte das futuristische Labor und diesmal konnte er sich scheinbar frei darin bewegen. Im Deckenspiegel sah er das Gesicht des Mannes auf dem Tisch. Es war sein eigenes. So wie er früher ausgesehen hatte, bevor er in einen Cyborg verwandelt worden war. Es war seltsam, sein unversehrtes Gesicht zu sehen. Damals, als er noch zu hundert Prozent ein Mensch gewesen war. Bevor ihm zustieß, was auch immer geschehen war. Bekam er hier gerade gezeigt, was mit ihm geschehen war? Gewährte sein Verstand ihm endlich den Zugang zu lange verschütteten Erinnerungen?

Sein Schädel war rasiert und zwei der drei Ärzte machten sich daran zu schaffen. Seine Vitalwerte wurden von einem dritten Mann überwacht. Alle waren völlig vertieft in ihre Tätigkeit. Sein Kopf war geöffnet. Sie operierten an seinem Gehirn herum. Aufhören!,