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Dieses Buch erzählt vom Leben, Wirken und von der Poesie der großen Zen-Lehrerinnen und -Lehrer. Ganz bewusst sind die Meisterinnen alter Zeit mit einbezogen, die in der Tradition oft wenig Beachtung fanden. Für eine gesunde Zen-Praxis ist es wichtig, dass Feuer und Wasser, Männliches und Weibliches ausbalanciert werden. So wie es Härte und Disziplin braucht, scharfen Geist und kämpferischen Willen, so braucht es auch Einfühlungsvermögen und Hingabe, Kommunikation und Intuition. Poesie hat die Weitergabe des Zen fast immer begleitet, in Koan-Sammlungen ebenso wie im Leben der Meister und Meisterinnen. Auch hier sind Verse zum besseren Verständnis beigegeben. So ist dies ein Buch sowohl für Anfänger und Interessierte wie auch für Geübte und Versierte in der Zen-Praxis. Der Autor, *1957, hat über Meister Eckhart und Martin Heidegger promoviert und ist evang. Pfarrer im Ruhestand. Er hat Zen praktiziert unter Jyō'un-an (Joan Rieck), Zui-Un-An (Gundula Meyer) und Gesshin Myoko Prabhasa Dharma.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Riechst du den Duft des Berglorbeers?
ZEN-Geschichten, –Gedichte, -Biographien
Jürgen Wagner
Impressum
Copyright: 2025 Jürgen Wagner
Druck und Verlag: epubli
GmbH, Berlin, www.epubli.de
Titelbild: Lorbeerzweig, Pixabay
Tag und Nacht,
was immer euch begegnet,
ist euer Leben;
daher sollt ihr euer Leben
der Situation anpassen,
der ihr im Augenblick begegnet.
Verwendet eure Lebenskraft dazu,
aus den Umständen,
die auf euch zukommen,
eine Einheit mit eurem Leben zu gestalten
und die Dinge
an ihren richtigen Platz zu setzen.
Dogen Zenji
Vorwort
I LORBEERDUFT UND TIGERGEIST-Sinnlichkeit und Entschlossenheit
Der Duft des Berglorbeer
Der rauschende Bergbach
Chens Bergblumen
Die Verwandten der alten Frau
Die schmutzige Straße
Tao-shin’s Empathie
Banzan und das beste Stück Fleisch
Huang-bos Tigergeist
Die unbekümmerte Alte
Die Teefrau mit dem Feuerhaken
Eine alte Frau stiehlt Joshus Bambussprossen
Der Mann am Abgrund
Die alte Frau prüft Rinzai
Die alte Frau prüft die Mönche
Shokens wundertätige Katze
Satsujos Sitzplatz
Ganjis Familie
II WASSERMOND UND REISKUCHENLeere und Stille
Chiyonos Wassermond
Tokusans Reiskuchen
Sonins schattenloser Baum
Oryus drei Schranken
Der beste Ort
Raus aus dem Hamsterrad
Shoju und die Wölfe
Die Decke
Der kranke Meister Ba
Die wunderbaren Kräfte der alten Frau
III LEHREN UND LERNENÜbung und Meisterschaft
Siddharta Gautamas Weg der Befreiung
Bodhidharmas Kommen aus dem Westen
Milarepas Suche
Joshus goldene Lippen
Rinzais Schritt zurück
Dogens stiller Weg
Ryonens windstille Nacht
Bankeis ungeborener Geist
Eshuns unendliche Tiefe
Hakuins Gelassenheit
Miaozongs Geburtsort
Ryokans reines Herz
Gettan und Gasan: 3 Arten von Schüler
Yunmens guter Tag
Ikkyu Sojun, die verrückte Wolke
Gudos Langmut
IV NONNEN UND GENERÄLEGeschichten von Lehrern und Schülern
Die Nonne und der Brunnen
Der Zen-Meister und der General
Da fehlt noch was
Ein guter Arzt
Du wolltest etwas Wasser holen
Meine Meditationen
Wie lange dauert das?
Hyakujos Arbeit
Das Wesen des Selbst
Das Sterben des Meisters
Tod und Wiedergeburt
ANHANG
Die buddhistische Lehre genauso wie die Zen-Tradition wurde vor allem von Männern angeleitet und weitergegeben. Das entsprach der Zeit und Kultur. Praxis, Stil und Tonart waren rau und kämpferisch. Ziel war es, sich loszulassen und in die stille Quelle des eigenen Seins und Strebens einzukehren. Männer tun das mit ihrer Energie. Sie gehen es aktiv, geistig und intentional an: mit Disziplin, mit Anstrengung, mit Schreien, Rufen, Schlagen, Wortgefechten:
Ein älterer Mönch namens Jo fragte Meister Rinzai: „Was ist der Wesenskern des Buddhismus?“ Da stieg Rinzai von seinem Sitz herab, packte ihn am Kragen, schlug ihn und stieß ihn weg. Jo stand da wie angewurzelt. Ein Mönch, der in seiner Nähe stand, sagte zu ihm: „Alter Mönch, warum machst du keine Verbeugung?“ Als er sich tief verneigte, erlebte Jo plötzlich eine große Erleuchtung.
Frauen haben eine andere Energie und gehen anders an die Sache heran, nämlich rezeptiv, intuitiv und kommunikativ:
Zen-Meisterin Ryonen sagte zu Kankei: „Woher kommst du heute, wenn ich fragen darf?“ Er antwortete: „Aus Roko.“ Sie sagte zu ihm: „Warum nimmst du, (wie es sich gehört) deinen Bambushut nicht ab?“ Kankei antwortete nicht, sondern verbeugte sich und fragte: „Was ist Massan?“ Sie antwortete: „Er zeigt seine Spitze nicht.“ Er fragte: „Wer ist Massans Meister und Mann?“ Sie antwortete: „Es gibt keine wirkliche Form von Männern und Frauen.“ Er rief (den Zen-Ruf): „Kwatz!“ und fragte herausfordernd: „(Wenn du keine Form hast,) warum verwandelst du dich dann nicht und verschwindest?“ Sie sagte: „Ich bin kein Gott, ich bin kein Dämon, was könnte ich verwandeln?“ Da kniete Kankei nieder und wurde für drei Jahre der Gärtner ihres Tempels.
‚Tigergeist und Wassermond‘: beide Pole sind gefragt: Entschlossenheit und Demut, Männliches und Weibliches, Kraft und Anmut.
Dieses Buch ist eine Sammlung von Zen-Geschichten und Gedichte mit biographischen Hintergründen der wichtigsten Lehrer und Lehrerinnen. Die weibliche Linie des Zen ist mit berücksichtigt und stellt Zen-Meisterinnen wie Ryonen oder Chiyono vor, aber auch namentlich unbekannte Frauen der Tradition. Aber auch die männliche Linie kennt Lehrer, die ihre Anima nicht verstecken: Meister Joshu, Ryokan, Ikkyu oder Shoju. Umgekehrt sehen wir auch Zen-Meisterinnen, die ihren männlichen Anteil stark ausgeprägten und lebten wie Eshun oder die unbekannte Teefrau (S. 22). Oft sind es die Künste, die hier einen Ausgleich zwischen Yin und Yang, Animus und Anima schaffen: Poesie, Malerei, Kalligraphie, Kochkunst, Gärtnerei.
Wir sind heute in der glücklichen Lage, dass es viele Zen-Lehrerinnen und -Schülerinnen gibt, die die weibliche Handschrift in die Tradition einbringen können. So ist es an der Zeit, auch diese im Zen-Weg klarer zu entfalten und zu integrieren: Empfänglichkeit, Sinnlichkeit, Körperlichkeit, Beziehung, Gefühl, Ästhetik, Intuition u.a.m. Wie weit das gehen kann, ist ein offener Prozess. In gewisser Weise spiegeln schon Soto- und Rinzai-Zen den Gegensatz von Anima und Animus. Die Integration des Weiblichen könnte dazu führen, dass sowohl der Aufstieg auf den Gipfel der Erleuchtung wie auch der Rückweg nach unten umfassender gegangen werden kann, so dass man am Ende nicht in der Askese stecken bleibt, sondern wirklich auf dem umtriebigen Marktplatz mit seinen Gerüchen und Waren und Menschen ankommt (Gleichnis vom Ochsen und Hirten). Der Dualismus muss am Ende überwunden sein: Samsara und Nirvana sind nicht getrennt: „Das Lotusland an diesem Ort!“ (Hakuin Zenji).
Traditionelle Zen-Geschichten mit Gedichten auszulegen, ist eine alte Praxis, die sich in den Koan-Sammlungen bewährt hat. Das mag auch heute noch ein gutes Stilmittel sein, ob Haiku, Tanka, Ballade oder einfach nur ein dichtendes Umkreisen des Themas.
Ein Zen-Schüler, der die Erleuchtung suchte, beklagte sich bei seinem Meister ständig darüber, dass dessen Erläuterungen unvollständig seien und der Meister ihm irgendeinen entscheidenden Hinweis vorenthalte. Der Meister versicherte, dass er ihm nichts vorenthalte. Der Schüler bestand darauf, dass es etwas gebe, was der Meister ihm vorenthalte. Der Meister bestand darauf, dass er ihm rein gar nichts vorenthalte. Etwas später gingen die beiden auf einem Pfad durch die Berge spazieren. Plötzlich sagte der Meister: „Riechst du den Duft des Berglorbeers?“ Der Schüler sagte „Ja.“ „Siehst du,“ antwortete der Meister, „ich enthalte dir gar nichts vor.“
Riechst du den Lorbeer?
Oh ja! - Schon sind wir dort,
im Reinen Land
Ein Mönch fragt einen Meister: „Wie kann ich in Zen eingehen?“ Der Meister fragt: „Hörst du den Bergbach rauschen?“ „Ja, natürlich“, sagt der Mönch. „Dann geh von dort aus in Zen ein“, spricht der Meister.
Womit fang ich an?
Ich will, ich muss, ich möchte?
Oh nein, tauch ein ins
Plätschern und Murmeln des Bachs
im verschwiegenen Walde
Chen war eine Laiennonne, die weit herumkam und an viele Orte reiste, um berühmte Meister aufzusuchen. Nachdem sie die Erleuchtung erlangt hatte, dichtete sie folgende Zeilen:
Ganz oben auf den Berghängen
sehe ich nur alte Holzfäller.
Jeder hat den Geist des Messers und der Axt.
Wie können sie die Bergblumen sehen,
gespiegelt im Wasser - leuchtend, rot?
Welch Vorrecht,
auf diesem Stern
leben zu dürfen!
Einst traf ein Mönch auf einer Pilgerreise eine alte Frau, die allein in einer Hütte lebte. Der Mönch fragte: „Hast du irgendwelche Verwandte?“ Sie antwortete: „Ja.“ Der Mönch fragte: „Wo sind sie?“ Sie antwortete: „Die Berge, die Flüsse und die ganze Erde, die Pflanzen und Bäume – sie alle sind meine Verwandte.“
Die Mönche Tanzan und Ekido wanderten einmal eine schmutzige, schlammige Straße entlang. Kurz zuvor war heftiger Regen gefallen.
Als sie an eine Wegbiegung kamen, trafen sie eine schöne junge Frau in einem Seidenkimono, die die Straße überqueren wollte. „Kommen Sie”, sagte Tanzan sogleich. Er nahm sie auf die Arme und trug sie über den Morast der Straße. Sie dankte ihm und schritt weiter ihres Wegs.
Ekido sprach kein Wort, bis die beiden Mönche des Nachts einen Tempel erreichten, in dem sie Rast machten. Da konnte er nicht länger an sich halten.
„Wir Mönche sollen nicht in die Nähe von Frauen kommen”, sagte er zu Tanzan, „und vor allem nicht in die Nähe von jungen und hübschen. Es ist gefährlich. Warum hast du das getan?”
Tanzan lächelte. „Ich ließ die junge Frau an der Wegbiegung zurück”, antwortete er Ekido, „trägst du sie immer noch?”
Es hatte lange und viel geregnet
und lange war ihnen keiner begegnet
Zwei Mönche, die gingen langsam voran
am Rand der matschigen Straße entlang
Es machte der Weg eine Wendung nach rechts,
da stand eine Person weiblichen Geschlechts
im seidenen Kimono mit dem Begehren,
die schlammige Straße zu überqueren
Der Tanzan machte große Schritte
grad auf sie zu: "Kommen Sie bitte!"
Er nahm sie behutsam auf den Arm
und trug sie über die matschige Bahn
Sie dankte ihm herzlich - und ging ihres Wegs
Ekido, der fasste sich nur halbwegs
und ging mit dem Freund weiter den Pfad
sehr schweigsam zu ihrem Kloster hinab
Kaum war'n sie da, musst e r sich beschwer'n:
"Wir Mönche, wir sind doch ohne Begehr‘n
nach Frauen, den hübschen noch umso mehr!
Was hast du getan, bei uns'rer Ehr!?"
Der Tanzan lächelte: "Ach, zum Glück
ließ ich die Frau an der Biegung zurück,
hab nichts unterlassen und nichts versäumt -
Trägst du sie noch immer, guter Freund?"
Tao-hsin sprach zu seinen Schülern: “Was sieht ein Käfer, was fühlt er? Und ein Adler? Und ein Staubkorn?”
Wie ist es, zu einem Käfer zu werden?
Wie ist es, wie ein Adler zu fliegen?
Wie ist es, wie ein Staubkorn auf der Erde zu ruhen?
Bevor er ein großer Zen-Meister wurde, verbrachte Banzan viele Jahre mit der Suche nach der Erleuchtung, aber sie blieb ihm verwehrt. Als er eines Tages über den Marktplatz ging, hörte er ein Gespräch zwischen einem Metzger und seinem Kunden. „Gib mir das beste Stück Fleisch, das du hast“, sagte der Kunde. Und der Metzger antwortete: „Jedes Stück Fleisch, das ich habe, ist das beste. Es gibt hier kein Stück Fleisch, das nicht das beste ist.“ Als Banzan dies hörte, wurde er erleuchtet. “
Denn alles hat ein Recht auf Leben,
behaupten wir so leicht dahin
Doch geht es um ein Spinnchen, Bäumchen,
ist das schnell mal aus dem Sinn
Nach dem Einssein trachten wir
nach Verschmelzung, wie ihr wisst
Und doch muss meist das And‘re weichen,
was da grad im Wege ist
Eins zu werden ist nicht leicht
mit allem, was uns so erreicht,
mit Hitze, Kälte, Sturm und Regen,
mit Menschen, Tieren, starkem Leben
Deshalb ist’s gut, sich zu versenken,
den Schritt zum Quell der Dinge lenken
und aus der Stille zu erwachen
in Freud und Leid, in Weinen, Lachen
Huangbo Xiyu wurde einer der einflussreichsten Zen-Lehrer. Im 17. Jh. entwickelte sich in Japan die nach ihm benannte Huangbo-Schule, bekannt als Ōbaku-shū. Noch einflussreicher ist jedoch die aus seiner Linie hervorgegangene Linji- oder Rinzai-Schule, die zur größten und einflussreichsten Schule des Zen-Buddhismus weltweit wurde.
Eines Tages fragte Baizhang seinen Schüler Huangbo: „Wo warst du und wo kommst du her?“ „Ich war am Fuß des Daxiong-Berges und habe Pilze gesammelt“, antwortete Huangbo. „Hast du den Tiger gesehen?“, fragte der Lehrer weiter. Huangbo begann in diesem Moment wie ein Tiger zu brüllen. Der Lehrer hob die Hand und tat so, als würde er mit einer Axt auf den Schüler einschlagen. Der Schüler gab dem Lehrer eine Ohrfeige. Der Lehrer lachte und ging. Beim Lehrvortrag in der Lehrhalle sagte der Lehrer: „Am Fuß des Daxiong-Berges lauert ein Tiger herum. Passt gut auf euch auf. Der alte Baizhang wurde heute von ihm gebissen.“
Kätzchen sein ist nicht
genug. Man muss auch seinen
Tiger leben mögen
Einmal sah Joshu eine alte Frau auf dem Feld arbeiten. Er fragte sie: „Wenn du einen wilden Tiger träfest, was würdest du tun?“ Die Alte sagte: „Nichts in der Welt bekümmert mich.“ Joshu meinte: „Oh!“ Die Frau sagte: „Oh!“ Joshu erwiderte: „Da ist noch immer das, nicht wahr?“
Ohne Reste
tun, was zu tun
ist
Meister Hakuin Ekaku pflegte seinen Schülern von einer alten Frau zu erzählen, die in der Nähe einen Teeladen hatte und lobte ihr Verständnis von Zen. Die Schüler glaubten nicht, dass eine solche Person viel Weisheit haben könnte und so gingen sie in den Teeladen, um sich selbst davon zu überzeugen. Wenn die Frau sie kommen sah, konnte sie sofort erkennen, ob sie zum Tee gekommen waren oder um ihr Verständnis von Zen zu ergründen. Im ersten Fall bediente sie sie freundlich. Im zweiten Fall winkte sie ihnen, hinter den Wandschirm in den hinteren Teil der Teestube zu kommen. In dem Moment, in dem sie folgten und eintraten, schlug sie mit einem Schürhaken auf sie ein. Neun von zehn entkamen ihrer Prügelstrafe nicht.
Wer den Tiger
herausfordert, sollte ihm auch
begegnen können
Eines Tages war Meister Joshu außerhalb des Klosters und eine alte Frau kam des Weges. Sie trug einen Korb bei sich. Er fragte sie: „Wohin gehst du?“ Die alte Frau sagte: „Ich bin auf dem Weg, um Joshus Bambussprossen zu stehlen.“ Joshu fragte: „Was wirst du tun, wenn du ihm begegnest?“ Die alte Frau ging auf Joshu zu und gab ihm eine Ohrfeige.
Wer Mut hat, gibt
auf eine Zen-Frage eine
Zen-Antwort
Ein Mann, der über eine Ebene reiste, stieß auf einen Tiger. Er floh, den Tiger hinter sich. Als er an einen Abgrund kam, suchte er Halt an der Wurzel eines wilden Weinstocks und schwang sich über die Kante. Der Tiger beschnupperte ihn von oben. Zitternd schaute der Mann hinab, wo weit unten ein anderer Tiger darauf wartete, ihn zu fressen. Nur die Wurzel hielt ihn. Doch zwei Mäuse, eine weiße und eine schwarze, machten sich bereits daran, nach und nach die Weinwurzel durchzubeißen. Da sah der Mann eine saftige Erdbeere neben sich. Während er sich mit der einen Hand an der Wurzel festhielt, pflückte er mit der anderen die Erdbeere und biss hinein. Wie süß sie schmeckte!
In der Ruhe liegt die Kraft
Wenn wir zittern, beben, schwitzen,
zwischen allen Stühlen sitzen,
wenn die Angst in uns aufsteigt,
und kein Ausweg mehr sich zeigt,
wenn es kommt zu starken Stürmen,
wenn Probleme sich auftürmen,
wenn es nicht mehr weitergeht,
alles lähmend stille steht,
wenn’s ein Zurück schon nicht mehr gibt,
wenn man fühlt, man ist besiegt,
wenn unser Boden wankt und bebt,
man über’m Abgrund ängstlich schwebt,
gilt es Ruhe zu bewahren,
nicht in Panik weiterfahren,
stille steh’n und wachsam sein,
bereit zu allem ungemein,
sich halten und nicht abzurutschen,
den Moment einfach zu nutzen
Meister Rinzai suchte Meister Bingdian An auf. Auf dem Weg dorthin begegnete ihm eine alte Frau, die einen Ochsen aufs Feld trieb. Rinzai fragte sie: „Welches ist der Weg, der zu Bingdian führt?” Die Frau schlug den Ochsen mit ihrem Stock und sagte: „Dieses Tier. Es läuft überall hin, ohne den Weg überhaupt zu kennen”. Rinzai wiederholte: „Ich habe dich etwas gefragt. Welches ist der Weg, der zu Bingdian führt? Die Frau sagte: „Dieses Biest! Es ist fünf Jahre alt und kann immer noch nicht dazu gebracht werden, sich nützlich zu machen. Rinzai sagte zu sich: „Wenn du von dem Menschen, den du vor dir hast, etwas erfahren willst, beobachte zuerst, was er tut”. Und er hatte das Gefühl, dass ein Stolperstein aus dem Weg geräumt war. Als er bei Meister An eintraf, fragte dieser ihn: „Ist dir meine Schwägerin begegnet?” Rinzai sagte: „Ja, ich wurde bereits von ihr an die Kandare genommen”.
Kreuz und quer läuft der
hungrige Ochse durch‘s Land
Wer kann ihn zähmen?