Genial, raffiniert, intelligent - Jürgen Wagner - E-Book

Genial, raffiniert, intelligent E-Book

Jürgen Wagner

0,0

Beschreibung

Trickster stehen für den trickreichen Genius, den es schon im Pflanzen- und Tierreich gibt: fleischfressende Pflanzen oder Pilze, Raben, Tintenfische und Spinnen. Die trickreichste Art ist zweifellos der Mensch. Davon künden Gestalten wie Prometheus, der das Feuer stahl, Anansi, der Spinnenmann, der die Göttermythen ablöste, Loki, der den Göttern aus der Patsche half. Trickster können den Unterschied machen. Sie arbeiten mit Tricks: mit Geschick, mit List, mit unkonventionellen Ideen, die nicht nur moralisch gemessen werden dürfen. In diesem Buch sind 74 Trickster-Märchen und Mythen aus aller Welt sind hier aus den verschiedensten Kulturen gesammelt, die auch für uns heute noch unterhaltsam, lehrreich und inspirierend sind. Sie zeigen, wie das Leben magisch wird, wenn man es mit Intelligenz und Kreativität angeht. Das gelingt meist nur, wenn man sich von festgefahrenen Vorstellungen lösen kann und Spielraum bekommt für unkonventionelle, aber gute Lösungen. Trickster sind nicht immer Lichtgestalten, aber sie können etwas bewegen, dort, wo andere versagen oder nicht mehr weiter wissen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Genial, raffiniert, intelligent

Trickstergeschichten

aus aller Welt

Jürgen Wagner

Impressum

© 2025 Jürgen Wagner

Druck und Verlag: Epubli

Damit das Mögliche entsteht,

muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

Hermann Hesse

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

I Tiergeschichten

Einen Schnelleren überholen:

Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel (Deutschland)

Einem Stärkeren entkommen:

Hase und Fuchs (Nordamerika)

Einen Überheblichen besiegen:

Der Hase und die Schildkröte (Griechenland)

Einem Hungrigen entgehen:

Wüstenschildkröte und Kojote (Mexiko)

Geduld lernen:

Kojote baut eine magische Fischfalle (Nordamerika)

Einfach mal dazwischen gehen:

Törichte Hyäne (Westafrika)

Manchmal hilft nur eine Notlüge:

Der Affe und das Nilpferd (Äthiopien)

Werd‘ niemals dreist!

Warum die Spinne keine Wohnung mehr hat (Elfenbeinküste)

Teilen macht das Leben reich:

Anansi und die Schildkröte (Ghana)

Wer hilft, dem wird geholfen:

Anansi und die Antilope (Ghana)

Der Schelm:

Anansi und die sprechende Melone (Ghana)

Sich schlechter Gesellschaft erwehren:

Kluger Hahn (Westafrika)

Einen Stärkeren vertreiben

Wie der Schakal den Löwen verjagte (Sudan)

Der richtige Riecher:

Der Schakal kommt von der Jagd heim (Südafrika)

Trau schau wem!

Wie der Schakal den Löwen heilte (Südafrika)

Sei ohne Furcht!

Der Schakal und der Löwe (Asien)

II Männergeschichten

Geschichten von Hodscha Nasrudin (Türkei)

Gottes Haus

 Das Bankett

 Walnüsse und Kürbisse

 Die Ohrfeige

 Die ältere Ehefrau

 Taube Ohren

 Nasrudin galoppiert über den Markt

 Zahlung in Naturalien

 Nasrudins Esel überquert den Bach

 Die Weisheit der Kamele

 Nasrudins Zahnschmerzen

 Nasrudins Frau und der Eintopf

 Der Turban eines Gelehrten

 Nasrudins Predigt

 Der vierte Laib Brot

 Wieder verheiratet

 Nasrudin im Badehaus

Die Trägheit überwinden:

Achmet-Ahay und das Fass ohne Boden (Krim)

Für Gerechtigkeit einstehen:

Wie Achmet-Ahay den bestechlichen Richter entlarvte (Krim)

Wer ohne Schuld ist …

Achmet-Ahay und die Schatzkammer (Krim)

Die Rosskur:

Wie Aldar-Kosse einen Bei kurierte (Kasachstan)

Auf groben Klotz ein grober Keil:

Wie Aldar-Kosse einen Raufbold bändigte (Kasachstan)

Gott schütze die Liebenden!

Wie Aldar-Kosse einen armen Reiter verheiratete (Kasachstan)

Der Dieb als Wohltäter:

Wie Till Eulenspiegel ein Weihnachtsfest bescherte (Deutschland)

Kluger Narr und furchtsame Gelehrte:

Wie Till Eulenspiegel einem Esel das Lesen beibrachte (Deutschland)

Was trägt:

Kemine und der kleine Gefallen (Turkmenistan)

Glaubwürdigkeit

Kemine und sein Lehrer (Turkmenistan)

Verspekuliert!

Anansi und die Hühnersuppe (Karibik)

Holzauge sei wachsam!

Anansi und die Hexe mit dem Namen ‚Fünf‘ (Ghana)

List geht über Stärke

Wie Jona seine Kreditgeber auszahlte (Sumatra)

Der Aufschneider:

Das tapfere Schneiderlein (Deutschland)

Wenn die Lügen einen einholen …

Warum man nicht lügen soll (Nigeria)

Mit dem Göttlichen verhandeln

Wie Gabrowez sein Versprechen gegenüber Gott erfüllte (Bulgarien)

Ein aufrechter Mann

Wie Ero dem Sultan ein Geschenk machen wollte (Herzegowina)

Kühlen Kopf bewahren

Ero muss sterben (Herzegowina)

Ein bewundernswerter Räuber:

Diebstahl in der Karawanserei (Persien)

Ein kleiner Dieb überlistet einen großen:

Wie ein Junge einen Dieb überlistete (Indien)

Der unerschrockene Richter:

Bao-gong verhört die Steinplatte (China)

Die Macht des Scheins

Fünf Pesos (Kuba)

III Weibliche Trickster - geschickt, raffiniert und lebensklug

Die Frau, die alles kann:

Die Gauner von Bagdad (Persien)

Was eine Frau vermag:

Weibliche List geht über Männerkraft (Rumänien)

Einen Engel überlisten:

Die Alte und das Feuer (Frankreich)

Klugheit & Liebe:

Die kluge Bauerntochter (Deutschland)

Für sich selbst sorgen:

Die kluge Gretel (Deutschland)

Respektiere das andere Geschlecht!

Die List der Frauen und die List der Männer (Libanon)

Der erste Eindruck

Das schlaue Mädchen (Nigeria)

Die eigenen Vorurteile überwinden

Über einen Mann, der die Tücke der Frauen kennen lernen wollte (Dagestan)

In allem das Gute sehen

Hedley Kow (England)

Die Hilfe der Ahnen

Die drei Spinnerinnen (Schweiz)

Die kluge Großmutter

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (Deutschland)

IV Göttliche Trickster - genial, kreativ und verschlagen

Neue Zeiten, neue Geschichten

Anansis Ruhm (Ghana)

Die Sache mit der Weisheit

Die Spinne und die Weisheit (Ghana)

Der ersehnte Frühjahrsregen

Wie Loki half, Thors Hammer zurückzuholen (Skandinavien)

Des Lichtes Kommen und Gehen

Loki und Baldur (Skandinavien)

Der Natur abgerungen:

Wie Cojote das Feuer stahl (Nordamerika)

Begehrlichkeiten sind mörderisch:

Der Rabe und der Wal (Nordamerika)

Segensreicher Raub

Wie der Rabe das Licht in die Welt brachte (Nordamerika)

Anhang

VORWORT

Wir stehen manchmal vor Situationen, in denen es keine Lösung und keinen Ausweg zu geben scheint, im großen gesellschaftlichen wie im persönlich privaten Leben. Dann ist guter Rat teuer. Es ist die Zeit, in der man scheitern oder neu werden kann. Es braucht manchmal eine Idee, etwas Außergewöhnliches, Verrücktes, Magisches. Das ist die Stunde des Tricksters. Er ist derjenige, der auch in einer ausweglosen Situation etwas findet. Er kann etwas wandeln, etwas scheinbar Unmögliches möglich machen.

Der Trickster, der Rätselhafte,

der Hüter des Gleichgewichts,

der mit den vielen Gesichtern,

der das Leben im Tod findet

und nichts Böses fürchtet;

der, der durch Türen geht.

Christopher Paolini

DIE 17 KAMELE

Einst lebte im Orient ein reicher Mann. Er hatte siebzehn Kamele, die waren sein ganzes Vermögen. Und er hatte drei Söhne. Sie waren sein ein und alles. Als der Mann seine letzte Stunde nahen sah, bestimmte er über sein Erbe: Mein erster Sohn sollte die Hälfte bekommen, mein zweiter Sohn ein Drittel und mein dritter Sohn ein Neuntel meines Vermögens. Doch kein einziges Tier darf bei der Erbteilung getötet werden. Kurz darauf starb der Vater. Nach dem Trauern machten sich die Söhne an die Aufteilung des Erbes. Und sie bemerkten, dass es unmöglich war. Sie konnten die Bedingung des Vaters nicht erfüllen und die 17 Kamele rechtmäßig aufteilen. So begannen sie miteinander zu streiten und schließlich machten sie ihrem Vater Vorwürfe, dass er sie vor eine unmögliche Aufgabe gestellt hat. Als sie so miteinander diskutierten, kam ein Derwisch auf seinem Kamel daher geritten.

„Was ist los mit euch? Warum streitet ihr euch auf offener Straße?“ Die drei Söhne klagten ihm ihr Leid. Der kluge Derwisch überlegte einen Augenblick. Dann sagte er: „Ich werde euch helfen.“ Er stellte sein Kamel neben die siebenzehn Kamele des Vaters und somit waren es nun 18. Dem ersten Sohn gab er nach dem Willen des Vaters die Hälfte – das waren neun Kamele. Dem zweiten Sohn gab er ein Drittel, das waren sechs Kamele, und der dritte Sohn bekam ein Neuntel – zwei Kamele. 9 + 6 + 2 macht 17 Kamele. Bleibt 1 Kamel übrig: Es war das seine. Der Derwisch sattelte wieder auf und zog vergnügt seines Weges. Die Söhne dankten ihm und zogen glücklich mit ihren Kamelen davon.

Nach Al-Hwarizmi, einem berühmten Gelehrten des Kalifen von Bagdad aus dem 9. Jh.

Die Geschichten dieses Buches sind allesamt Trickster-Geschichten. Manche sind bekannt, aber es sind auch viele in deutscher Sprache unveröffentlichte Erzählungen dabei. Der Trickster ist eine archetypische Figur, die sich schon im Tier- und Pflanzenreich findet. Er ist kurz gesagt einer, der mit Tricks arbeitet. So hat er moralisch keine weiße Weste, aber er kann dennoch Gutes bewirken - manchmal auch so, dass er uns ein abschreckendes Beispiel gibt. Trickster sind Meister der Subversion, der Irritation und der Provokation. Sie haben viel Licht - und viel Schatten, viel Intelligenz - und viel Unbekümmertheit, sie sind komisch - und ernst zugleich. Ambivalenz ist geradezu ihr Markenzeichen, ist auch das, was sie so interessant macht. Sie sind irgendwo dumm und närrisch – und irgendwo hochintelligent und erfolgreich. Trickster sind Kulturbringer mit heldenhaften, aber auch unberechenbaren Merkmalen. Man kann sie nicht kopieren, aber sie können einen inspirieren.

Trickstergeschichten sind sehr unterhaltsam und es ist wohl kein Zufall, dass es eine trickreiche Spinne ist, die die Göttermythen in Westafrika abgelöst hat. Göttergeschichten helfen einer Gemeinschaft, einem Stamm, einer Kultur, sich geistig zu verorten. Aber das Leben besteht ebenso aus den vielen Dingen des Alltags, die auch gemeistert werden müssen: wie werde ich satt? Wie entkomme ich der Armut? Wie finde ich einen Partner? u.v.a.m.

Ein ‚Trickster‘ ist einer, der eine geniale Idee hat, der einen ‚Trick‘ anwendet. Das tun nicht nur Menschen. Schon Blütenpflanzen mussten sich einiges einfallen lassen, damit ihre Pollen aus den Staubgefäßen zum Stempel der Samenanlage einer anderen Blüte gelangen. Denn nur dann beginnt der Samen zu reifen und nur so kann eine neue Pflanze entstehen. Viele Pflanzen überlassen es dem Wind. Das ist die einfachste Methode, aber dafür muss man eine große Menge an Pollen produzieren, damit die Wahrscheinlichkeit der Bestäubung hoch genug ist. Andere Pflanzen rekrutieren tierische Helfer und müssen süßen Nektar bereithalten, damit diese auch angelockt werden. Doch damit nicht genug. Dieser Nektar muss in der Blüte versteckt sein, damit die Bienen und Hummeln, Wespen und Falter die Staubgefäße streifen, wenn sie den Nektar trinken wollen. Die Pollen bleiben dann am Körper haften. Fliegen die Insekten anschließend zur nächsten Nektartränke, nehmen sie den Pollen mit und bestäuben dort die Blüte. Neben dem süßen Nektar locken die Pflanzen auch mit Gerüchen und Farben. Orchideen der Gattung Ophrys gaukeln den Bienen mit Lockstoffen sogar vor, ein Sexualpartner zu sein. Beim vermeintlichen Akt kommt es dann zur Bestäubung. Niemand erleidet Schaden – aber das Leben geht weiter!

Noch offensichtlicher ist es bei den Tieren. Neukaledonische Krähen zerhacken mit ihrem Schnabel Blätter und puhlen damit in Astlöchern nach Insekten. Dohlen setzen sich auf die Außenspiegel von Autos und lassen sich in der Gegend herumfahren. Kolkraben rutschen auf dem Bauch schneebedeckte Abhänge herunter.

Doch die trickreichste und genialste Art ist zweifellos der Mensch. Hat er sich nicht zuletzt deshalb an die Spitze der Evolution gesetzt, weil er so erfinderisch und lernfähig ist? Anders als der Tintenfisch lebte Homo sapiens in Gruppen, wo jeder sich von anderen etwas abschauen und es direkt übernehmen und davon lernen konnte. Man teilte sich wie die Wölfe die Arbeit und die Aufgaben und war bei der Jagd so viel effizienter. Gruppen können ihr Wissen direkt an die Nachkommen weitergeben.

Schaut man beim Menschen auf dessen Verwandtschaft, sieht man, dass auch die anderen Primaten und Affen ganz schön tricky sein können. Schimpansen hat man dabei beobachtet, wie sie mit Grashalmen Termiten aus einem Erdhügel fischen und sie verspeisen. Sie stochern mit Stöckchen in Bienennestern, um an Honig zu kommen. Makaken verwenden Haare als ‚Zahnseide‘. Kapuzineraffen nehmen Steine und graben damit Wurzeln aus.

Mögen die bekannten und unbekannten Erzählungen dieses Buches uns inspirieren und helfen, unsere kleinen und großen Ratlosigkeiten zu überwinden und mit Klugheit und Mut auch neue Räume zu betreten.

Man nennt den Trickster deshalb auch einen Kulturhelden und Kulturbringer. Er ist ein Genius, der nicht immer Erfolg hat mit seiner Kreativität, aber manchmal die entscheidende Hilfe bringt. Er hat etwas Ambivalentes: manchmal ist er der Retter, manchmal der Narr, manchmal der Heilige, manchmal der Schuft.

Trickster sind findige, trickreiche Figuren: intelligent und kreativ, manchmal magisch, manchmal komisch, manchmal Helden, manchmal Schurken. Aber sie verändern und bewegen etwas! Der Trickster ist ein Typos, der die Menschheit schon lange begleitet. Bereits in den prähistorischen Felszeichnungen der Pueblo-Indianer finden wir den lustig aussehenden Flötenspieler Kokopelli, der Weltenschöpfer, Jagdzauberer und Regenpriester zugleich war. Aus historischer Zeit kennen wir z.B. den Götterboten Hermes, Erfinder der Leier, der (sich) einiges geleistet hat oder den Gestaltwandler Loki. Weitere berühmte Trickster sind Prometheus, der die Götter überlistete, Till Eulenspiegel, Das tapfere Schneiderlein, Mephisto in Goethes Faust, Coyote, Raven, Anansi in Westafrika. Es gibt sie in fast allen Kulturen. Gibt es sie auch in der jüdisch-christlichen Tradition?

Dort stehen Propheten gegen Ungerechtigkeiten auf und gegen allzu stolze Herrscher. Sie sind Visionäre und Heiler, setzen Zeichen, fordern die Mächtigen heraus aber ‚tricky‘ sind sie eigentlich nicht. Diese Rolle hat allenfalls ein Engel, der im Hiobbuch (Hiob 1/6ff) als Versucher und im Elia-Zyklus als Lügengeist im Auftrag Gottes handelt (1. Könige 22/20ff). In späterer Entwicklung spaltet sich diese Gestalt ganz vom Göttlichen ab und wandert als Teufel und Gegenspieler Gottes vom Himmel hinab in den Untergrund, in die Hölle. Das mag der Grund sein, warum es im Christentum keine echten Trickster-Gestalten gibt: Lüge, Täuschung und Versuchung sind nicht mehr Mittel, die Menschen zu prüfen und den Weg des Himmels durchzusetzen. Sie werden nur noch als böse und verwerflich wahrgenommen. Nur weniges erinnert noch an die alte Weisheit wie das Jesuswort: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!“ (Mt 10/16).

Auch wenn es Trickstern öfters an Moral, Liebe und Wahrhaftigkeit mangelt, ist es wichtig, sie erst einmal wertfrei in den Blick zu nehmen. Erst dann sieht man, dass dieser Archetyp eine Kraft ist, die immer wieder gebraucht wird.

Ein ‚Trickster‘ ist, kurz gesagt einer, der mit Tricks arbeitet. Das müssen keineswegs nur üble Tricks sein. Im Kern geht es darum, dass Grundbedürfnisse gestillt und Entwicklungsschritte gemacht werden. Da braucht es manchmal außergewöhnliche Mittel und außergewöhnliche Charaktere, ohne die manchmal nichts voran geht.

Das gibt es schon bei den Blütenpflanzen. Sie mussten sich einiges einfallen lassen, damit ihre Pollen aus den Staubgefäßen zum Stempel der Samenanlage einer anderen Blüte gelangen. Denn nur dann beginnt der Samen zu reifen und nur so kann eine neue Pflanze entstehen. Viele Pflanzen überlassen es dem Wind. Das ist die einfachste Methode, aber dafür muss man eine große Menge an Pollen produzieren, damit die Wahrscheinlichkeit der Bestäubung hoch genug ist. Andere Pflanzen rekrutieren tierische Helfer und haben verführerisch-süßen Nektar entwickelt, damit diese auch angelockt werden. Doch damit nicht genug. Dieser Nektar muss in der Blüte versteckt sein, damit die Bienen und Hummeln, Wespen und Falter die Staubgefäße streifen, wenn sie den Nektar trinken wollen. Die Pollen bleiben dann am Körper haften. Fliegen die Insekten anschließend zur nächsten Nektartränke, nehmen sie den Pollen mit und bestäuben dort die Blüte. Neben dem süßen Nektar locken die Pflanzen auch mit Gerüchen und Farben. Orchideen der Gattung Ophrys gaukeln den Bienen mit Lockstoffen sogar vor, ein Sexualpartner zu sein. Beim vermeintlichen Akt kommt es dann zur Bestäubung. Der Trick hat keinen Schaden angerichtet – aber das Leben kann weitergehen!

Auch Tiere müssen erfinderisch sein um zu überleben. Neukaledonische Krähen zerhacken mit ihrem Schnabel Blätter und puhlen damit in Astlöchern nach Insekten. Richtige Schelmen sind Dohlen, die sich auf die Außenspiegel von Autos setzen und sich in der Gegend herumfahren lassen. Auch Kolkraben sind Witzbolde und rutschen auf dem Bauch schneebedeckte Abhänge herunter.

Ernster ist die Sache bei den Oktopussen. Ihre Cleverness ist im Tierreich wohl unübertroffen. Sie sind Meister der Tarnung, vernebeln die Sicht ihrer Feinde mit Tinte und ahmen sogar die Gestalt anderer Tiere nach um Angreifer zu täuschen. Legendär ist die Geschichte von Inky.

Inky lebte im National-Aquarium von Neuseeland an der Hawke's Bay im Osten des Landes. Nicht dass er seines Lebens in Gefangenschaft überdrüssig geworden wäre, meinte sein Tierpfleger, der Oktopus namens Inky sei einfach immer schon neugierig gewesen. Immer für die eine oder andere Überraschung gut, habe Inky wohl nur herausfinden wollen, was die Welt noch so zu bieten hat. Inky hatte eines Nachts eine Lücke im Deckel seines Beckens gefunden, war an der Glaswand hinabgerutscht und einige Meter weit über den Fußboden geglitscht, bis zu einem 50 Meter langen Abwasserrohr, das ins offene Meer führte. Sein weniger abenteuerlustiger Artgenosse namens Blotchy blieb zurück. In einem anderen Aquarium Neuseelands zeigte sich, dass ein Oktopus nachts regelmäßig andere Becken aufsuchte, um die dortigen Krabben zu verspeisen um dann in sein eigenes Gehege zurückzukehren.

‚Okto‘pusse, die ‚Achtarmigen‘, haben weder Eltern noch eine Gemeinschaft, von denen sie etwas lernen können, sie sind ganz allein auf sich selbst angewiesen. Sie erschließen sich die Welt tastend mit ihren vielen feinfühligen Armen. Damit öffnen sie Muscheln und wenn es sein muss, auch Schraubverschlüsse. Aufgrund ihrer vielen und großen Feinde, darunter Haie, Wale, Seehunde und Pinguine, m ü s s e n sie stark und intelligent sein. Neun Nervenzentren und drei Herzen haben sie ausgebildet und sind schlau bis in die Glieder. Den größten Teil ihres ungewöhnlichen Gehirns haben die ‚Kopffüßler‘ gar nicht im Kopf. Ihr neuronales Gewebe ist überall verbreitet und funktioniert wie ein körpereigenes Internet. Insgesamt 500 Millionen Nervenzellen, von denen zwei Drittel in den Extremitäten stecken, machen die Tiere erstaunlich beweglich und verleihen ihnen ein gehöriges Maß an Intelligenz. Jeder Arm hat seine eigene Sensorik und Steuerung. Würden sie wie die Wölfe, Vögel und Menschen auch noch den Schritt zum sozialen Wesen machen anstatt Mitgenossen mit Steinchen und Sandfontänen zu bewerfen: wer weiß, welche Burgen wir da Unterwasser zu bestaunen hätten und welche Dominanz sie in den Ozeanen entwickeln würden! Aber als Einzelgänger ist es selbst beim Liebesleben schwer, romantische Gefühle zu entwickeln und den anderen an sich heran zu lassen. Die meisten Oktopusarten bleiben bei dem einzigen Liebesakt im Leben auch dann lieber auf Distanz. Noch gravierender ist, dass die Weibchen nach der Eiablage diese so sorgsam bewachen, dass sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen und sich in einen frühen, unnötigen Tod treiben. Manchmal helfen sie mit Selbstverstümmelung noch nach und erleben das Schlüpfen ihrer Kinder gar nicht mehr mit. Auch das klügste Wesen, auch der geschickteste Trickster hat seine Schwächen.

Doch die trickreichste Art ist zweifellos der Mensch. Hat er sich nicht zuletzt deshalb an die Spitze der Evolution gesetzt, weil er so erfinderisch und lernfähig ist? Anders als der Tintenfisch lebte Homo sapiens in Gruppen, wo jeder sich von anderen etwas abschauen und es direkt übernehmen und davon lernen konnte. Man teilte sich wie die Wölfe die Arbeit und die Aufgaben und war bei der Jagd so viel effizienter. Gruppen können ihr Wissen direkt an die Nachkommen weitergeben. Der Tintenfisch, der sich nur einmal in seinem Leben fortpflanzt, kann nur seine Eier ablegen und der Nachwuchs hat nur das, was die DNA gespeichert hat und muss ohne Eltern sofort ins volle Leben schlüpfen.

Schaut man beim Menschen auf dessen Verwandtschaft, sieht man, dass auch die anderen Primaten und Affen ganz schön ‚tricky‘ sein können. Schimpansen hat man dabei beobachtet, wie sie mit Grashalmen Termiten aus einem Erdhügel fischen und sie verspeisen. Sie stochern mit Stöckchen in Bienennestern, um an Honig zu kommen. Makaken verwenden Haare als ‚Zahnseide‘. Kapuzineraffen nehmen Steine und graben damit Wurzeln aus.

Dieser Blick in die Weite des Pflanzen- und Tierreichs kann uns davor bewahren, Tricks vorschnell moralisch zu bewerten. Wohl kennen einige Tiere auch Humor oder sind wie die Elstern echte Gauner und Räuber. Aber in erster Linie geht es um das Überleben und die Nachkommenschaft, wenn jemand andere täuscht. Wenn Gefahr im Verzug ist, sind manche Oktopusse Gestaltwandler: auf einmal mimen sie den giftigen Feuerfisch oder die Seeschlange – vielleicht lässt der Hai von ihnen ab. Oder sie tarnen sich farblich so gut, dass sie quasi unsichtbar sind.

Die Tricks der Trickster sind Überlebensstrategien, auf die nicht jeder kommt. Dazu braucht es viel Klugheit, Intelligenz und Geschick. Das ist nicht jedem gegeben. Oft sind es Diebe und Räuber, die darüber in einem besonderen Maße verfügen. Doch gilt vom Trickster auch, dass er nicht selten ein Kulturbringer und -held ist. Doch sein ambivalenter Charakter bleibt ihm: seine Klugheit zieht fast immer auch einen Schatten von Rücksichtslosigkeit und Verschlagenheit oder von Dummheit und Einfalt mit sich. So förderlich er wirken kann, so sehr kann er auch verletzen. Er bringt die Menschen zum Lachen, aber er lehrt sie auch das Fürchten. So genial er hier hilft, so naiv bewegt er sich dort. Deshalb ist vor einer Verklärung dieses Archetyps zu warnen. Raven, der Rabe, der Tanz und Lied auf die Erde brachte, hatte zuvor dem Wal die Seele herausgerissen, weil er sein Begehren nach dem schönen Mädchen nicht bezähmen konnte. Anansi, der Spinnenmann, der die schweren Göttermythen durch unterhaltsame Abenteuermärchen ersetzte, hatte alle mit frechen Lügen betrogen, denen er begegnete und nur so sein Ziel erreicht. Achmet-Ahay hat zwar einen korrupten Richter bloßgestellt, doch auf Kosten eines armen Mannes, den er an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte. Die Beispiele ließen sich beliebig vermehren.

Ein abschließendes Urteil lässt sich kaum fällen. Unter dem Strich stehen Absicht und Ergebnis: was waren die Intention und Motivation? Und: wozu hat es am Ende geführt? Oft ist es so, dass eine Weiterentwicklung einfach einen kräftigen Impuls oder Tritt braucht, dass eine Ungerechtigkeit gar nicht sauber gelöst werden kann, dass man einen genialen Einfall braucht, um weiterzukommen. Dann heiligt der Zweck auch mal die Mittel.

Es sind hier Geschichten aus verschiedenen Kulturen gesammelt, die oft sehr unterhaltsam und witzig sind, die uns aber auch einen Spiegel vorhalten. Tiere und Götter handeln wie Menschen und sind auch so dargestellt. Das Kaninchen trägt Mokassin und die Spinne einen Korb mit Süßkartoffeln auf dem Kopf. Das zeigt, dass es einerseits um den Tiergeist geht und seine Kräfte, aber auch um unseren menschlichen Geist, um unsere menschlichen Stärken und Schwächen. Diese überraschungsreichen und nicht selten auch genialen Geschichten durchbrechen das gewohnte Schema von gut oder böse, klug oder dumm und stoßen uns auf die Realität, in der jedes Licht auch seine Schatten wirft und jeder Schatten ein Licht erfordert.

I Tierische Trickster - mit Lebenswillen, Klugheit und Witz

Der HASE ist wegen seiner Schnelligkeit und Wendigkeit ein trickreiches Tier und ist in Comics wie Bugs Bunny oder Br(oth)er Rabbit auch als solches berühmt. Hier wird er Opfer seiner eigenen Überheblichkeit.

Mit ihrem Stachelpelz stehen IGEL für Selbstschutz und Wehrhaftigkeit. Sie sind wohl kleine Tiere, aber wissen, wie man in einer Welt voller Gefahren überleben kann. Wer die Ruhe bewahrt, kann auch gegen überlegene Gegner gewinnen, wenn er es schlau anstellt.

DER WETTLAUF ZWISCHEN DEM HASEN UND DEM IGEL

Es war an einem Sonntagmorgen zur Herbstzeit, gerade als der Buchweizen blühte: die Sonne war hell am Himmel aufgegangen, der Morgenwind ging warm über die Stoppeln, die Lerchen sangen in der Luft, die Bienen summten im Buchweizen, die Leute gingen in ihrem Sonntagsstaat nach der Kirche, und alle Kreatur war vergnügt, und der Igel war es auch.

Der Igel aber stand vor seiner Tür, hatte die Arme übereinander geschlagen, guckte dabei in den Morgenwind hinaus und summte ein kleines Liedchen vor sich hin, so gut und so schlecht, wie nun eben am lieben Sonntagmorgen ein Igel zu singen pflegt. Indem er nun so vor sich hinsang, fiel ihm auf einmal ein, er könnte doch, während seine Frau die Kinder wüsche und anzöge, ein bisschen ins Feld spazieren und nach seinen Steckrüben sehen. Die Steckrüben waren aber dicht bei seinem Haus, und er pflegte mit seiner Familie davon zu essen, darum sah er sie als die seinigen an. Gesagt, getan. Der Igel machte die Haustür hinter sich zu und schlug den Weg nach dem Felde ein. Er war noch nicht weit vom Hause weg und wollte just um den Schlehenbusch, der dort vor dem Felde steht, nach dem Steckrübenacker abbiegen, als ihm der Hase begegnete, der in ähnlichen Geschäften ausgegangen war, nämlich, um seinen Kohl zu besehen. Als der Igel den Hasen sah, bot er ihm einen freundlichen guten Morgen. Der Hase aber, der auf seine Weise ein vornehmer Herr war, und grausam und hochfahrend dabei, antwortete nicht auf des Igels Gruß, sondern sagte zum Igel, wobei er eine gewaltig höhnische Miene aufsetzte: "Wie kommt es denn, dass du schon so früh am Morgen im Felde herumläufst?" - "Ich geh spazieren," sagte der Igel. "Spazieren?" lachte der Hase, "mich deucht, du könntest die Beine auch wohl zu besseren Dingen gebrauchen." Diese Antwort verdross den Igel ungeheuer, denn alles konnte er ertragen, aber auf seine Beine ließ er nichts kommen, eben weil sie von Natur aus schief waren. "Du bildest dir wohl ein," sagte nun der Igel zum Hasen, "dass du mit deinen Beinen mehr ausrichten kannst?" - "Das denke ich," sagte der Hase. "Das käme auf einen Versuch an," meinte der Igel, "ich wette, dass wenn wir einen Wettlauf machen, ich an dir vorbeilaufe." - "Das ist zum Lachen, du mit deinen schiefen Beinen," sagte der Hase, "aber meinetwegen mag es sein, wenn du so große Lust darauf hast. Was gilt die Wette?" - "Einen goldenen Louisdor und eine Buddel Branntwein," sagte der Igel. "Angenommen," sprach der Hase, "schlag ein, und dann kann es gleich losgehen." - "Nein, so große Eile hat es nicht," meinte der Igel, "ich bin noch ganz nüchtern; erst will ich nach Hause gehen und ein bisschen frühstücken. In einer halben Stunde bin ich wieder hier auf dem Platz."

Damit ging der Igel, denn der Hase war es zufrieden. Unterwegs dachte der Igel bei sich: Der Hase verlässt sich auf seine langen Beine, aber ich will ihn schon kriegen. Er ist zwar ein vornehmer Herr, aber doch nur ein dummer Kerl, und bezahlen soll er doch. Als nun der Igel zu Hause ankam, sprach er zu seiner Frau: "Frau, zieh dich schnell an, du musst mit mir aufs Feld hinaus." - "Was gibt es denn?" sagte seine Frau. "Ich habe mit dem Hasen gewettet um einen goldenen Louisdor und eine Buddel Branntwein; ich will mit ihm um die Wette laufen, und du sollst mit dabei sein." - "O mein Gott, Mann," fing nun dem Igel seine Frau an zu jammern, "bist du nicht recht gescheit? Hast du denn ganz den Verstand verloren? Wie kannst du mit dem Hasen um die Wette laufen wollen?" - "Sei still, Frau," sagte der Igel, "das ist meine Sache. Zieh dich an und komm einfach mit!" Was sollte Igels Frau machen? So folgte sie und ging mit ihm.

Wie sie nun miteinander unterwegs waren, sprach der Igel zu seiner Frau: "Siehst du, auf dem langen Acker dort wollen wir unseren Wettlauf machen. Der Hase läuft nämlich in der einen Furche und ich in der andern, und von oben fangen wir an zu laufen. Nun hast du weiter nichts zu tun, als dich hier unten in die Furche zu stellen, und wenn der Hase auf der andern Seite ankommt, so rufst du ihm entgegen: 'Ich bin schon hier'."

Damit waren sie beim Acker angelangt. Der Igel wies seiner Frau den Platz an und ging nun den Acker hinauf. Als er oben ankam, war der Hase schon da. "Kann es losgehen?" sagte der Hase. "Jawohl," sagte der Igel. "Dann also los!" Und damit stellte sich jeder in seine Furche. Der Hase zählte: "Eins, zwei, drei!" und los ging es wie ein Sturmwind den Acker hinunter. Der Igel aber lief nur ungefähr drei Schritte, dann duckte er sich in die Furche und blieb ruhig sitzen.

Als nun der Hase in vollem Lauf unten am Acker ankam, rief ihm dem Igel seine Frau entgegen: "Ich bin schon hier!" Der Hase stutzte und verwunderte sich nicht wenig: er meinte nicht anders, als wäre es der Igel selbst, der ihm zurief, denn bekanntlich sieht dem Igel seine Frau just so aus wie ihr Mann. Der Hase aber meinte: "Das geht nicht mit rechten Dingen zu." Er rief: "Nochmal gelaufen, wieder rum!" Und fort ging er wieder wie ein Sturmwind, dass ihm die Ohren um den Kopf flogen. Dem Igel seine Frau aber blieb ruhig auf ihrem Platz stehen. Als nun der Hase oben ankam, rief ihm der Igel entgegen: "Ich bin schon hier!" Der Hase aber, ganz außer sich vor Ärger, schrie: "Noch einmal gelaufen, wieder rum!" - "Mir macht das nichts," antwortete der Igel, "meinetwegen, sooft du Lust hast." So lief der Hase noch dreiundsiebzigmal, und der Igel hielt es immer mit ihm aus. Jedes Mal, wenn der Hase unten oder oben ankam, sagte der Igel oder seine Frau: "Ich bin schon hier."

Beim vierundsiebzigsten Male aber kam der Hase nicht mehr bis ans Ende. Mitten auf dem Acker stürzte er zur Erde, das Blut schoss ihm aus dem Halse, und er blieb tot auf dem Platze. Der Igel aber nahm seinen gewonnenen Louisdor und die Buddel Branntwein, rief seine Frau aus der Furche heraus, und beide gingen vergnügt miteinander nach Hause: und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch (Der Hase und der Igel KHM 187).

FÜCHSE sind seit jeher von überlegener Klugheit und großem Einfallsreichtum und vielleicht auch deshalb für viele Jäger eine solch verlockende Beute. Der listige Fuchs ist in Sagen und Märchen der Geprellte oder der Verführer, er kann aber auch als Helfer gegen die Stärkeren agieren. In der germanischen Mythologie ist er Symboltier des Gottes LOKI, der den Untergang der alten Götter- und Weltordnung einleitet und dadurch für einen Umbruch sorgt und etwas Neues bewirkt. In Japan ist er als Kitsune den Menschen von alters her so vertraut wie er auch gefürchtet wird. Bei den indianischen Stämmen reicht sein Spektrum vom Schöpfergott bis zum Dieb und gierigen Schurken.

HASE UND FUCHS

Eines Winters lief ein Kaninchen durch den Schnee, als es den Fuchs sah. Es war zu spät, um sich zu verstecken, denn der Fuchs hatte des Kaninchens Witterung aufgenommen. "Ich bin Ongwe Ias1, der dich frisst", bellte der Fuchs. "Du kannst mir nicht entkommen!"

Das Kaninchen begann um sein Leben zu rennen. Es rannte so schnell es konnte um Bäume und zwischen Felsen hindurch und machte einen großen Kreis, in der Hoffnung, dass es den Fuchs abhängen würde. Aber als es sich umdrehte, sah er, dass der Fuchs ihn einholte. "Ich bin Ongwe Ias", bellte der Fuchs erneut. "Du kannst nicht entkommen." Das Kaninchen wusste, dass es seinen Verstand gebrauchen musste. Es schlüpfte aus seinen Mokassins und sagte: "Lauft vor mir her." Die Mokassins begannen zu laufen und hinterließen Spuren im Schnee. Dann verwandelte sich der Hase mit Hilfe seiner Zauberkraft in ein totes, halb verwestes Kaninchen und legte sich am Wegesrand nieder.



Tausende von E-Books und Hörbücher

Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.