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Bei einem folgenreichen Unfall fährt der passionierte Industriekletterer Jason Waters auf den teuren Jaguar des reichen und charismatischen Casinobesitzers Michael Cole auf. Als Jasons Versicherung den Schaden nicht bezahlen will, sieht der selbstbewusste Skycity-Inhaber seine Chance gekommen, dem attraktiven Extremsportler ein brisantes Angebot zu unterbreiten, um dessen Schulden bei ihm zu tilgen.
Doch wie viel Schauspielkunst muss Jason dabei tatsächlich aufbringen und wie viel davon ist echt? Der eigentlich Heterosexuelle wird mit ungeahnten Gefühlen überschwemmt, denen er sich nur schwer entziehen kann. Und auch der bekennend/offen homosexuelle Michael Cole droht seinem eigenen Spiel zu erliegen. Ist der Einsatz zu hoch oder können beide siegreich daraus hervorgehen? Nicht weniger als bedingungslose Liebe steht auf dem Spiel.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.
Die Skycity-Reihe geht in die erste Runde: Nichts geht mehr.
(Bei diesem Buch wurde die Rechschreibung überarbeitet, Inhalte haben sich nicht verändert!)
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Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
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Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Bücher der Skycity-Reihe:
Band 1: Rien ne va plus - Nichts geht mehr
Band 2: Eye in the sky - Kein Spiel ohne Risiko
Band 3: Texas Rodeo - Die Würfel rollen
Band 4: Reno Nights (in Vorbereitung)
Bonusbände: "Einsam an Valentin" kostenlos bei BookRix lesen!
Mist, verdammter! Jason sah durch die Scheibe seines Mietwagens und stellte fest, dass er soeben an der roten Ampel in das Heck einer Luxuslimousine gekracht war. Stöhnend legte er den Kopf aufs Lenkrad und verfluchte dieses beschissene Jahr. Als ihn seine langjährige Freundin im Frühling verlassen hatte, war er noch davon ausgegangen, dass es nur besser werden konnte, aber das Schicksal hatte ihn eines Besseren belehrt.
Im Sommer starb dann sein Vater und er blieb allein zurück. Nicht nur familiär allein, nein, auch geschäftsmäßig. Er und sein Vater hatten vor Jahren Jasons Hobby, das Bergsteigen, zum Beruf gemacht und arbeiteten seither Tag für Tag zusammen. Sie bildeten jahrelang ein eingespieltes Team. Nach Sams Tod hatte er vor der Frage gestanden, wie es mit No limits weiter gehen sollte. Doch hier war Rob, der älteste und beste Freund von Sam, in die Bresche gesprungen und hatte die Vaterstelle bei Jason übernommen, geschäftlich und privat. Beide überrollte der plötzliche Herzinfarkttod von Jasons Vater und Robs besten Freund. Die gemeinsam verarbeitete Trauer schweißte sie zusammen. Jetzt, vier Monate später, hatten sie sich zu einem gut eingespielten Team zusammengerauft. Jason kletterte und arbeitete in schwindelnden Höhen und Rob sicherte.
Als ob das Jahr nicht schon schwierig genug war, jetzt hatte er auch noch diesen Verkehrsunfall am Bein. Dabei konnte er sich diesen zurzeit gar nicht leisten. Nach seines Vaters Tod hatte Jason festgestellt, dass viele Versicherungen nicht auf dem neuesten Stand waren. Daher war er gezwungen einige zu erneuern, andere zu kündigen und auch fehlende abzuschließen. Und jetzt würde er tatsächlich kurz nach Vertragsbeginn die Geschäftshaftpflichtversicherung in Anspruch nehmen müssen. Es handelte sich leider um einen beträchtlichen Schaden. Er war mit Wucht auf das Heck des eleganten dunkelgrünen Jaguars aufgefahren.
Ein lautes Hupen holte Jason ins Hier und Jetzt zurück und er riss den Kopf vom Lenkrad hoch. Durch die Scheibe sah er, wie die Fahrertür der dunkelgrünen Luxuslimousine aufschwang und dunkelblaue Hosenbeine erschienen. Ein schlanker, elegant gekleideter Mann entstieg dem teuren Auto. Langsam bewegte er sich zum Heck seines Wagens und besah sich den Schaden. Ständig blickte der Mann vorsichtig über die Schulter, denn die anderen Verkehrsteilnehmer überholten rücksichtslos. Sie fühlten sich durch den Unfall blockiert und aufgehalten. Dementsprechend benahmen sie sich, ständig hupte es oder es wurde übermäßig Gas gegeben, als käme es auf die paar Sekunden an.
Michael, seine Familie nannte ihn simpel Mike, schüttelte resigniert den Kopf. Seinen Wagen, das schnittige PS-Monster, hatte er erst vor einem Jahr fabrikneu gekauft. Jetzt hing die Stoßstange herab und den Kofferraumdeckel, inklusive Kotflügel, zierte eine große Delle. Kopfschüttelnd stützte er die Hände in die Hüften und überlegte wie lange der Wagen jetzt in der Werkstatt verschwand. Er würde einen Leihwagen brauchen und er hasste es in fremden Autos herumzufahren.
Michael hörte das Öffnen der Pickuptür und ein Schatten erschien neben ihm auf dem Asphalt. Der Fahrer des anderen Wagens besah sich den entstandenen Schaden. Michael drehte den Kopf und sah auf. Wow! Was für ein Kerl! Mindestens eins neunzig groß, sportlich, schöne straffe Muskeln und die Haare! Er bewunderte die blond gesträhnte Löwenmähne, natürlich durch das Sonnenlicht entstanden, nicht durch einen teuren Friseurbesuch, und das Gesicht ein wahrer Traum. Der Fahrer des Unfallwagens hatte hohe Wangenknochen, leuchtende blaue Augen, eine gerade Nase, ausdrucksstarke Lippen und das Ganze rundete ein markantes eckiges Kinn ab. Die langen Beine steckten in verwaschenen Blue-Jeans und die großen Füße in Arbeitsstiefeln. Die breite Brust wurde von einem engen T-Shirt umspannt und betonte auf großzügige Art die straffen Muskeln. Was für ein Anblick! Schade nur, dass neunzig Prozent dieser Prachtkerle nichts für das eigene Geschlecht übrig hatten.
Jason drehte sich zu dem Fahrer des Jaguars. Sein Blick glitt an dessen Körper entlang und er kam nicht drum herum festzustellen, dass der Mann steinreich aussah. Er wirkte selbstbewusst und hatte einen leicht arroganten Zug um den Mund. Er war etwas kleiner als er selbst, kurzes schwarzes Haar, dem man den teuren Schnitt auch ansah. Der elegante und definitiv maßgeschneiderte Armani-Anzug betonte die gute Figur des Trägers. Ein Sportler, schätze Jason, wahrscheinlich ein Läufer oder Schwimmer. „Es tut mir leid mit Ihrem Wagen. Ich gebe Ihnen meine Karte. Ich bin versichert“, mit diesen Worten wand er sich vom Unfallgeschädigten ab. Jason schätzte den anderen auf Mitte dreißig, er selbst war Ende zwanzig. Er beugte sich über den Fahrersitz hinüber zum Beifahrersitz und kramte in seiner Arbeitstasche nach einer Visitenkarte.
Dies nutzte der Anzugträger um sich die attraktive Kehrseite des anderen Mannes anzusehen. Knackige muskulöse Arschbacken, perfekt verpackt in hellem Denim. Michael unterdrückte ein Stöhnen und schob schnell seine Hand in die Tasche der Anzughose und rückte seinen schwellenden Schwanz zurecht. Wann war ihm zuletzt so etwas passiert? Er hatte sich normalerweise besser im Griff. Dass der reine Anblick ihn so anturnte, passierte selten.
Jason tauchte wieder aus dem Wageninneren auf und streckte dem Schwarzhaarigen die Karte hin. Nickend nahm dieser sie entgegen und warf einen Blick darauf. „No limits“ stand in Großbuchstaben darauf und direkt darunter der Name Jason Walters, die Mobilnummer und eine Anschrift inklusive E-Mail und Fax. Was war das für eine Firma? Der Name kam ihm bekannt vor, doch woher?
„No limits? North Carolina?“, fragte er daher nach.
Sein Gegenüber betrachtete besorgt den immer stärker werdenden Verkehr und wich auf den Gehsteig zurück. Michael folgte ihm und bewunderte die koordinierten Bewegungsabläufe. Er ging rückwärts und ohne die vorbeibrausenden Autos aus den Augen zu lassen, stieg er über die Bordsteinkante, dabei kam er nicht einmal den Radfahrern auf dem Radweg in die Quere. Dann antwortete der Blonde: „Meine Firma ist spezialisiert auf Höhenarbeiten, Brückensanierungen, Glasreinigung an Hochhäusern, Checks von Windrädern und so ein Kram. Mein Partner und ich arbeiten weltweit. Übermorgen bin ich an der Fassade des Skycity zu Gange, dem Casino, Sie wissen schon.“ Bei dieser Aussage handelte es sich nicht um Aufschneiderei, Jason sprach nur Tatsachen aus und auch sein Ton klang dementsprechend.
Nach diesen Worten grinste der Dunkelhaarige und meinte: „Ja, ich weiß. Jetzt fällt es mir wieder ein. Das Glas wird gereinigt. Dann sehen wir uns dort, ich sitze nämlich hinter einer dieser Fensterscheiben. Ich bin Michael Cole.“
Natürlich kannte Jason diesen Namen. Er stand schließlich im Briefkopf des Casinos und somit auf seinem Auftrag. Er war seinem Auftraggeber in den Kofferraum gerauscht. Mist. Folgeaufträge würde es da wohl keine geben. Nickend bestätigte er, dass er wusste wen er vor sich hatte und sagte dann in neutralem Ton: „Wenn es Ihnen Recht ist, melde ich den Schaden meiner Versicherung und komme dann übermorgen nach meiner Arbeit bei Ihnen im Büro vorbei und gebe Ihnen die Daten.“ Sein Blick blieb gleichsam fragend und abwartend.
Michael nickte und meinte: „Moment!“ Dabei zückte er sein Smartphone und checkte den Kalender. „Ja, dann bin ich im Casino. Am besten fragen Sie bei meinen Assistenten nach, es kann sein, dass ich nicht im Büro bin, sondern irgendwo im Haus.“ Nickend bestätigte er somit die Vereinbarung.
Da der Verkehr auf der Straße immer mehr wurde, die Rushhour zu Feierabend kam in Gang, trennten sich die Männer zügig und räumten die Straße. Michael fuhr direkt zur Werkstatt und beauftragte die Reparatur seinen Autos. Seufzend wartete er anschließend auf das Taxi, das ihn ins Casino bringen sollte. Seinem Assistenten schrieb er eine SMS, damit ihm für in der Nacht ein Leihwagen zur Verfügung stand und er nicht wieder auf eine der gelben Mietkutschen angewiesen war.
Jason fuhr in sein Hotel und parkte den Wagen auf dem Hotelparkplatz. Langsam ging er nochmal zur Front des Dodge und betrachtete den Schaden. Er hatte Glück gehabt. Das Rammgitter war zerkratzt und ein Scheinwerferglas gesprungen. Aber beim Jaguar sah es schlimm aus. Das würde eine Stange Geld kosten. Mit diesen Gedanken marschierte er frustriert in die Lobby.
Mit schnellen Schritten durchquerte Michael Cole die Automatenhalle des Skycity. Er kam zu spät. Der Unfall hatte ihn viel Zeit gekostet und er konnte es definitiv nicht ausstehen, wenn sein Arbeitsablauf durcheinander geriet.
Heute würde die Tour durch die exklusiven Spielräume kürzer ausfallen. Die einarmigen Banditen waren fast alle besetzt und die Kellnerinnen gingen routiniert mit ihren Tabletts zwischen den Gästen hindurch. Nirgends standen leere Gläser herum, also machten die Mädchen ihren Job gut. Michael vertrat die Ansicht, dass nur gut bezahltes Personal auch gute Arbeit leistete und daher verdienten die Bedienungen im Besonderen und das Personal im Allgemeinen über Tarif. Zufriedene und gut bezahlte Angestellte stahlen nicht, betrogen nicht und hintergingen ihren Arbeitsgeber auch nicht, dies in Kombination mit dem guten Betriebsklima schaffte ein optimales Arbeitsumfeld für alle Beteiligten. Ebenso durfte jeder sein Trinkgeld behalten. In vielen Casinos wurde das Geld einbehalten und am Ende des Monats zusammengeworfen und gleichmäßig geteilt. Aber auf diese Art wurden die Unfreundlichen bevorzugt und die Zuvorkommenden benachteiligt. Diese Politik gab es im Skycity nicht.
Nach der Automatenhalle ging es durch einen torartigen Durchgang zu den Black-Jack-Tischen. Auch dort war alles so wie es sein sollte. Roulette und Poker wurde in den beiden Nebenräumen gespielt. In einigen Séparées wurden geschlossene Pokerrunden und ähnliches abgehalten.
Am Ende der Halle befanden sich die Aufzüge. Der linke und der rechte brachte die Gäste in die Hoteletagen und der mittlere fuhr hinauf in den Turm. Das Zentrum des Casinos war ein ehemaliger Fernsehturm mit drehender Kuppel. In den USA gab es davon nur zehn Stück und der hier in Reno lag ursprünglich am Stadtrand. Doch durch die stärkere Besiedlung lag er mittlerweile im Amüsierviertel der Stadt und Michael hatte damals die Gunst der Stunde genutzt und ihn gekauft. Die Stadt hatte ihn loswerden wollen, da er der Zeit hinterher hinkte. Das Fernsehsignal wurde heute per Kabel oder Satellit übertragen und nicht mehr über Funk. Jetzt beherbergte die große Glaskuppel Büros und das exklusive Sky-Restaurant. Es bot Drei-Sterne-Essen in noblem, elegantem Ambiente. Man musste einen Tisch Monate im Voraus reservieren, wenn man hier speisen wollte. Auch der berühmte französische Sternekoch sorgte für den guten Ruf des Restaurants. Der Lift brachte ihn schnell auf die Höhe von zweihundertzwanzig Metern. Das leise Klingeln kündigte die Ankunft der Kabine an und der stolze Besitzer des Casinos schritt mit leicht beschwingtem Schritt über den schwarzen Teppich zu seinem Büro.
Freundlich begrüßte er seinen Sekretär Thomas Audley. Der junge Mann meldete ihm die verpassten Anrufe und erinnerte ihn an das Treffen mit Phillip Lamb, einem hochkarätigen Berufsspieler, der an diesem Abend im Hotel einchecken sollte. Wie in den meisten Casinos üblich, wurden solche Spieler persönlich durch die Geschäftsleitung begrüßt und teilweise auch zum Essen eingeladen. So auch in diesem Fall. Lächelnd dachte er über Phillip Lamb nach. Er zählte zu den weltbesten Pokerspielern und erlag niemals seinen Gefühlen, sondern pokerte diszipliniert und kalkuliert. Er handelte immer bedacht und minimierte das Risiko so gut es ging. Mit diesem Verhalten zog er weitere gut betuchte Spieler an, wie Motten das Licht. Jeder hatte das Gefühl, ihn schlagen zu können. Er täuschte gekonnt und zog sie dann alle ab. Dabei erwirtschaftete er dem Casino ebenfalls stattliche Gewinne mit dem Drumherum, wie Hotel, Restaurant und anderem Zeitvertreib, beispielsweise Black Jack und Roulette. Was Phillip für Michael vor allem interessant machte, war die Tatsache, dass man mit ihm auch privat viel Spaß haben konnte. Er war gesellig, warmherzig und hatte auch etwas für Männer übrig. Ihm war es egal, ob er einen Mann oder eine Frau im Bett hatte, nur attraktiv musste er oder sie sein. Er legte zusätzlich Wert darauf, dass sein Bettpartner etwas im Kopf hatte. Phillip verabscheute Dummköpfe.
Michael betrat sein Büro, die breite Glasfront bot einen einmaligen Blick auf das abendliche Reno. Die Sonne versank hinterm Horizont und warf gelb-orangene Strahlen auf die Stadt. Alles wirkte bei dieser Beleuchtung einladend und anziehend. Nur bei Nacht, wenn die Lichter der Häuser und der Straßen glänzten und funkelten, wirkte die Glitzermetropole noch schöner.
Michaels Gedanken kehrten zu dem Crash vom Nachmittag zurück. Wo steckte wohl der attraktive Fassadenkletterer? Ob er jetzt gerade ebenfalls einen Blick für die schöne Stadt übrig hatte? Vermutlich nicht. Nur Einheimische brachten Bewunderung für ihr Zuhause auf und sahen darin etwas Besonderes. Warum interessierte er sich überhaupt dafür? Der Mann hatte sicher nichts für ihn übrig. Für Jason Walters war Michael Cole sicher kein Thema. Kopfschüttelnd hakte er es ab und dachte über den Verlauf des anstehenden Abends nach.
Michael durchquerte auf direktem Weg das Sky-Restaurant. Am besten Tisch saß Phillip Lamb und erwartete ihn bereits. Genüsslich trank dieser ein Glas Rotwein und betrachtete die nächtliche Kulisse um sich herum. Der Spieler war schlank und androgyn. Seine Gesichtszüge passten ebenso zu einer Frau, wie auch zu einem Mann und das glatte braune schulterlange Haar unterstützte noch diesen metrosexuellen Eindruck. Der extrem attraktive Spieler nutzte diese Tatsache auch gründlich aus, es gefiel ihm, mit seinen Mitmenschen zu spielen, zu sehen, wozu er sie bringen konnte. Männer hatten sich schon in seinem Bett wieder gefunden, obwohl sie durch und durch hetero waren. Ebenso hatte er schon Orgien zu Dritt oder in Gruppen veranstaltet und die Teilnehmer hätten noch Stunden vorher geschworen, dass sie für solche Spielarten nicht zu haben seien. Phillips Blick richtete sich nun auf Michael und taxierte ihn. Einladend leuchteten die braunen Augen und ein Lächeln legte sich auf die elegant geschwungenen Lippen.
„Guten Abend, Michael“, sanft und schmeichelnd klang diese Begrüßung.
Der Angesprochene erwiderte das Lächeln und freute sich auf die ereignisreiche Nacht die vor ihm lag. Mit Phillip war es immer gut und heute würde da keine Ausnahme sein, auch wenn seine Gedanken regelmäßig zu einem gewissen Dodge-Fahrer abschweiften. Sei es drum, jetzt und hier galt es.
Kaum hatte sich der Casino-Inhaber gesetzt, brachte ihm der Kellner bereits sein bevorzugtes Getränk, ein Glas Chablis in einem bauchigen Kristallglas, extra für diesen französischen Spitzenwein. Sie stießen an und unterhielten sich rege. Zuletzt sahen sie sich vor einem dreiviertel Jahr und tauschten daher Neuigkeiten aus. Wo hatte Phillip gepokert, wer war im Skycity zum Spielen gewesen, wo wollte Phillip als nächstes hin? Über das Vier-Gänge-Menu und die gute Unterhaltung verging die Zeit wie im Flug und die beiden Männer brachen gegen elf Uhr in Phillips Hotelzimmer auf.
Jason saß an der Hotelbar und genehmigte sich einen Whisky pur. Sein Blick lag auf dem stummgeschalteten Fernseher, auf dem das Footballspiel lief. Eigentlich hatte er mehr für Baseball übrig, aber in der Not frisst der Teufel bekanntermaßen Fliegen. Er hatte einen äußerst unangenehmen Abend hinter sich. Er hatte mit der Versicherung telefoniert und mit Ernüchterung festgestellt, dass der Versicherungsschutz nicht griff. Für einen Mietwagen hätte er eine separate Versicherung beim Verleiher abschließen müssen. Hatte er aber nicht gemacht, da er davon ausgegangen war, dass dieser in der geschäftlichen Haftpflicht mit abgedeckt war. Er saß nun auf einem Schaden von mehreren tausend Dollar und wusste nicht, wie er diesen bezahlen sollte.
Der Frust nagte an ihm und das in jeder Hinsicht. Sein Leben ging mit Schwung den Bach hinunter. Das Geschäft lief kostendeckend und er und Rob konnten auch einigermaßen davon leben, aber es blieb eben wenig für Rücklagen. Jason ging davon aus, dass die wenigen Reserven nicht ausreichten, um die zusätzlichen Kosten zu decken.
Ebenso störte ihn sein zwangsweiser Single-Status. Jenny hatte ihn verlassen, weil sie Jasons Job zu sehr stresste. Sie verabscheute es, dass er ständig durchs ganze Land reiste, um dort in schwindelnden Höhen etwas zu Streichen, zu Warten oder was er sonst so tat. Erstaunlicherweise hatte sie sich nie über bestehende Ängste beklagt. Niemals waren von ihr Mahnungen bezüglich seiner Vorsicht gekommen. Entweder hatte sie ihm vertraut oder es war ihr simpel und einfach egal gewesen. Heute vermutete er zweites. Die Blondine hatte sich keine Sorgen gemacht, weil sie im Falle des Falles einfach weiterziehen wollte, wie sie es auch jetzt gemacht hatte. Jenny wechselte damals nahtlos zu einem Investment-Banker, der besaß eine große Villa, fuhr einen großen Wagen und hatte ein siebenstelliges Jahreseinkommen. Dort hatte sich Jenny immer gesehen und Jason nur als Trittstein oder Zeitvertreib auf dem Weg dorthin benutzt. Seufzend ließ er die gold-braune Flüssigkeit im Glas kreisen, bevor er sie in einem Zug hinunter stürzte.
Jetzt musste ihm noch etwas einfallen, um die horrende Summe für die Reparatur des grünen Schlittens zu bezahlen. Vielleicht konnte er die Kosten ja mit ihrem Auftrag verrechnen?
Phillip und Michael kamen in der Hotelsuite recht schnell zur Sache. Sie kannten sich schon länger und wussten, was sie von einander zu erwarten hatten. Geschickt schälte Michael sein Gegenüber aus dem Seidenhemd. Der Spieler hüllte seine schlanke, nicht allzu große Gestalt gerne in eleganten Zwirn, verabscheute aber Anzüge. Daher hatte er modische Designerjeans mit Lederschuhen und einem Seidenhemd kombiniert. Der Casinochef kam schnell zur Sache. Kurze Zeit später fanden sie sich auf der breiten Liegewiese, die sich hier Hotelbett nannte, wieder. Vollkommen hüllenlos verwöhnten sie einander. Hände strichen über heiße Haut, Fingernägel kratzen sachte über aufgestellte Nippel und kräftige Finger umfassten die geschwollenen Glieder. Reibend, leckend und streichelnd katapultierten sie sich gegenseitig ins Nirwana. Michael kniete hinter der gebeugten Gestalt, sein noch immer steifes kondomverhülltes Geschlecht steckte im Hintern des anderen. Seufzend fuhr er über dessen geraden, glatten Rücken und genoss die Nachwehen ihres Geschlechtsverkehrs. Es war schön gewesen, aber es fehlte doch emotionale Nähe, kein bisschen anders, wie eine schnelle Nummer in einem Gayclub. Okay, doch etwas anders, sie ließen sich mehr Zeit, verwöhnten sich gegenseitig und kamen auch beide auf ihre Kosten. Trotzdem nicht die Erfüllung, die sich ein schwuler Mann auf Dauer wünschte.
Mit geschlossenen Augen ließ sich Michael treiben und seine Gedanken kehrten erneut zum Unfall zurück. Diese straffen Schenkel und der ansehnliche Hintern von Jason Walters waren auch nicht zu verachten gewesen. Leider nichts zu machen.
Kopfschüttelnd vertrieb er diese Empfindungen und kehrte ins Hier und Jetzt zurück. Geschickt löste er sich aus der hitzigen Enge seines Bettgefährten, hielt dabei das gefüllte Kondom fest und verknotete es mit flinken Fingern. Ungerührt stand er auf und verschwand unter die Dusche. Phillip fläzte sich auf der breiten Matratze und dämmerte im Halbschlaf dahin, während im Badezimmer das Wasser rauschte. Mit kräftigen Strichen fuhr Michael seinen Körper entlang, seifte sich ein und spülte alles wieder ab. Wieder wanderten seine Gedanken umher. Er war jetzt in einem Alter, indem andere heirateten und Väter wurden, geschäftlicher Erfolg stand hingegen auf seine Fahne geschrieben. Trotzdem wünschte er sich eine anhaltende Partnerschaft, in der er mit seinem Lebensgefährten den Erfolg genießen konnte. Nur hatte er nichts in Aussicht, doch er suchte auch nicht. Vielleicht sollte er das jetzt nachholen und anfangen sich mit offenen Augen durch die Welt zu bewegen?
Jason lag im Bett, ständig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. An Schlaf war einfach nicht zu denken. Schlaflos in Reno! Gottverdammt! Wenigstens musste er morgen auf nichts rauf steigen. Planung und Materialbeschaffung stand morgen auf dem Programm. Übermorgen ging es dann wieder in die Höhe. Er freute sich bereits auf die Ersteigung des ehemaligen Fernsehturmes. Wobei eine Ersteigung eigentlich gar nicht stattfand, vielmehr seilte er sich von oben ab und hing dann in luftiger Höhe. Er genoss eine schöne Aussicht, wenn sie sich ihm bot. Der freie Blick auf Lake Tahoe, der nicht weit von Reno lag, war etwas Besonderes. Das Reinigen der Fenster gehörte zu den ganz einfachen Sachen. Ob er an der senkrechten Wand eines Wolkenkratzers oder an den schrägen Scheiben einer Aussichtskuppel hing, machte für den Fassadenkletterer keinen Unterschied. Wichtig waren dabei die Absicherung und die Vorbereitung. Doch diese Gedanken brachten ihm keinen Schlaf. Ruhelos drehte er sich auf den Bauch und versuchte über etwas anderes nachzudenken. Sex, beschloss er, immer eine nette Abwechslung. Doch seine Fantasie ließ ihn auch hier im Stich. Er konnte sich im Moment einfach keine Frau in irgendwelchen anzüglichen Posen vorstellen. Resigniert stand er aus dem Bett auf und ging ins Bad. Seine Boxershorts schob er über die Schenkel und stellte sich unter die Dusche. Unter dem warmen Wasser entspannte er dann und rieb sein noch schlaffes Geschlecht. Die mechanische Stimulation funktionierte, sein Körper war gut konditioniert und sein Penis füllte sich mit Blut. Das feste Auf und Ab brachte ihn ans Ziel. Stöhnend schoss sein Ejakulat hervor und verteilte sich auf der gläsernen Duschkabine. Eine wohlige Mattigkeit breitete sich in seinem Körper aus. Nach dem Abtrocknen tapste er zurück zum Bett und schlief dann auch gleich ein. Traumlos verbrachte er die nur noch kurze Nacht.
In der linken Hand hielt er sein Smartphone und mit der rechten drückte Michael seine Bürotür auf. Er hatte gerade mit seiner kleinen Schwester telefoniert. Mittlerweile erinnerte sie ihn fast täglich an die Hochzeit am übernächsten Wochenende. Cousine Betsy heiratet ihre Jugendliebe, seit der High-School waren die beiden ein Paar und Michael gönnte ihnen ihre Liebe und das gemeinsame Glück. Ihn störte aber die Tatsache, dass er in Texas erscheinen und sich wieder einmal dem ganzen Familien-Clan aussetzen musste. Sie wollten ihn gern zum Hetero-Männchen umerziehen. Sie hatten es noch nicht kapiert, dass er sich in seinem Alter definitiv festgelegt hatte, man wechselte nicht spontan die Vorlieben.
Michaels Blick fokussierte wieder auf die Fensterfront in seinem Büro. Normalerweise kam er nie so früh ins Casino, denn oft wurde seine Anwesenheit abends benötigt und ein Sechzehn-Stunden-Tag war auf Dauer nicht produktiv. Solche Leistungen verlangte er seinen Angestellten nicht ab und zwang sie sich selbst in der Regel auch nicht auf. Aber heute machte er eine Ausnahme. Der Fensterputzer war am Fernsehturm zu Gange. Eigentlich sollte ihn das nicht interessieren, tat es aber. Am Vortag konnte er es sich nicht verkneifen, nochmal in den Vertrag zu schauen und stellte fest, dass das Abseilen und Sichern um acht Uhr in der Frühe beginnen sollte und die Reinigungsarbeiten bis sechzehn Uhr abgeschlossen sein mussten. Da er sehen wollte wie der attraktive Fassadenhüpfer seine Bürofenster putzte, musste er rechtzeitig anwesend sein. Also hatte er seinen Assistenten beauftragt, um acht im Büro zu sein und ihn anzurufen, wenn die Putzaktion begann. Toms Anruf kam gegen zehn und Michael erschien eine knappe Stunde später im Büro.
Im Moment fuhr Jason mit seinem Lappen gerade über die letzten Fenster des Restaurants. Dann würde er zu den Büros wechseln.
Gespannt wartete Mike ab. Sein Büro war das erste nach dem Restaurant. Doch es dauerte und dauerte. Der Casino-Inhaber gehörte nicht zu den geduldigen Menschen, also ging er nachsehen.
Jason lehnte mit dem Rücken gegen die letzte Restaurantscheibe und hing gemütlich in den Tragegurten seines Klettergeschirrs. In einer Hand hielt er ein Sandwich und in der anderen eine Trinkflasche, wie sie auch Radsportler verwendeten. Die Flasche konnte er auf seinem Rücken an einem Clip sichern, denn in diesen Höhen war Durst etwas äußerst unangenehmes, denn man kam schwer an Nachschub.
Michael amüsierte sich über das Bild, das sich ihm bot. Der Kerl war wirklich attraktiv. Seufzend kehrte er in sein Büro zurück und ließ ihn in Ruhe seine Pause machen. Naja, durch die Scheibe konnten sie sich eh nicht unterhalten. Wenigstens konnte er die extrem gute Aussicht genießen.
Jason baumelte in luftiger Höhe und blickte über Reno. Die Stadt wirkte gigantisch, sogar aus dieser Höhe. Spielcasinos, Hotels, Wohnanlagen, Einfamilienhäuser, Hallen, Industrieparks und Grünanlagen so weit das Auge reichte. Aber alles ein bisschen schmuddelig und wenig anheimelnd. Keine Stadt war perfekt. Das Wetter konnte man als die schönste Eigenschaft der Metropole bezeichnen. Sogar jetzt im September herrschten noch 25°C und es war nur mäßig bewölkt. Folglich brauchte er sich keine Sorgen machen, dass seine Arbeitsaktion wegen Regen, Sturm oder Gewitter abgebrochen werden musste.
Nachdenklich blickte der Industriekletterer auf die Armbanduhr. Er verstaute die Trinkflasche an ihrem Haken und streifte die fingerlosen Handschuhe wieder über. Fachmännisch wechselte er die Position und hakte sein Kletterseil eine Sicherung weiter. Die nächsten Fenster waren die Scheiben unterschiedlicher Büros. Er hatte vor dem Mittagsandrang mit dem Restaurant fertig sein wollen, da er sich beim Arbeiten sonst wie ein Affe im Zoo fühlte. Das hatte er geschafft. Per Funk gab er an Rob auf dem Dach durch, dass es weiter gehen konnte. Dieser ließ ihm einen neuen Eimer mit Wasser herab. Den sicherte er an seinem Gurtzeug und begann mit geübten Griffen die Glasflächen zu reinigen. Seine Füße hatte er links und rechts auf die Aluprofile gestemmt und hielt sich so an Ort und Stelle. Einschäumen, Abziehen, Trockenreiben und wieder von vorne, Fenster für Fenster. Jason hatte Übung und bewies ein enormes Tempo bei solchen Routineaufgaben.
Erst beim nächsten Fenster bemerkte er, dass das Büro besetzt war. Er konzentrierte sich und fokussierte den Blick auf das Innere des Gebäudes. Da es außerhalb heller war, konnte er den Büroangestellten schwer ausmachen. Erst nach mehreren Sekunden erkannte er den Casinochef Michael Cole. Dieser sah ihm interessiert zu und hob dann grüßend die Hand. Danach konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit. Er las ein mehrseitiges Schriftstück, umblättern, lesen, wieder blättern. Jason sah fasziniert zu, doch was fesselte ihn da so? Da drin saß ein Mann im Anzug, das Jackett hing über dem Bürosessel, den Ellbogen hatte er nachdenklich auf den Schreibtisch aufgestützt und blätterte in Unterlagen. Gedankenversunken betrachtete der Gebäudekletterer die Szene. Klar sah der Kerl gut aus, doch warum fiel ihm das auf? Naja, als passionierter Bergsteiger hatte Jason viel für die Natur übrig und ein Mensch war die Krönung der Schöpfung. Auf diese Art konnte er sich seine eigenen Gedankengänge plausibel machen und sie für sich selbst akzeptieren. Es irritierte ihn trotzdem, dass ihm das glänzende schwarze Haar auffiel, ebenso dass das Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den bereits wieder sprießenden dunklen Bartstoppeln wirklich gutaussehend war.
Seufzend konzentrierte er sich wieder auf die gleichmäßigen Arbeitsabläufe und schob den Mann hinter Glas aus seinen Gedanken.