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Nach »Fluch der Bestimmung«, »Sehnsucht nach Ihr« und »Magie des Blutes« ist »Ruf der Wölfin« der vierte und letzte Teil der Kurzromanserie um die wölfischen Gestaltwandler.
Es ist kaum zu glauben: Allein die Stimme und der Anblick Joannas reichen aus, um die Welt des bisherigen Frauenhelds Luca aus den Angeln zu heben. Auch Joanna erkennt in ihm ihren Seelengefährten und will zu ihm. Nur dumm, dass Luca seinen Flug erreichen muss. Kaum ist er wieder zu Hause, wirft ihnen das Schicksal weiterhin dicke Knüppel zwischen die Beine und ein Missverständnis wird ihnen zum Verhängnis. Gut, dass Luca so hartnäckig ist. Oder?
Dieser Kurzroman hat 76 Normseiten, enthält 18.814 Wörter und 115.724 Zeichen (mit Leerzeichen).
Im Anhang befinden sich zudem zwei Leseproben für Freunde des Fantasygenres.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
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„Was ist los mit dir, Luca? Mach endlich hinne“, drängelte Tobi. „Seit fünf Minuten schaust du dich um, als wärst du paranoid geworden.“
Paranoid? Ja, so kam er sich an diesem Abend tatsächlich vor. Vor besagten fünf Minuten hatte er zusammen mit seinem Freund und Kollegen Tobias das hell erleuchtete Flughafengebäude betreten. Und seit ziemlich genau diesem Augenblick fühlte Luca etwas wie eine auf ihn gerichtete Präsenz, was natürlich Blödsinn war. Wer oder was sollte hier schon etwas von ihm wollen? Aber er hatte diese Empfindung nun einmal und wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Hast du schon mal das Gefühl gehabt, als wäre jemand hinter dir her?“, entgegnete Luca.
„Denkst du ernsthaft, dir will einer an den Kragen?“
„Natürlich nicht. So fühlt es sich auch nicht an. Nicht gefährlich. Irgendwie anders. Besser. Ich kann das schlecht erklären.“ Wieder warf Luca einen Blick durch die Halle, aber jeder schien mit seinen eigenen Dingen beschäftigt zu sein.
„Hier sind jede Menge Menschen. Es würde mich nicht wundern, wenn dir die eine oder andere Frau tatsächlich hinterher sieht. Es gibt viele, die auf den südländischen Typ stehen.“ Tobias zuckte vielsagend mit den Augenbrauen. „Meinst du das mit besser?“
„Na ja, ähnlich. Aber hier sieht keine hinter mir her.“
Tobias studierte nur kurz die Anzeigetafel, dann wies er nach rechts. „Wir müssen in die Richtung. Und hör endlich auf, dich umzudrehen, sonst bekommen wir an der Sicherheitskontrolle noch eine Sonderbehandlung“, warnte er ihn vorsorglich. „Ich habe keine Lust, wegen deines Verfolgungswahns den Flug zu verpassen!“
„Schon gut, ich hör ja schon auf.“ Obwohl Luca sich liebend gern weiter umgeschaut hätte, um zu ergründen, woher dieser Eindruck kam, zwang er sich, nach vorn zu sehen. Tobias hatte recht. Rational betrachtet ergab sein Gefühl keinen Sinn. Niemand schenkte ihm an diesem Ort besondere Beachtung. Aber Gefühle waren nicht rational und an seinem änderte sich auch nichts, wenn er versuchte, es zu ignorieren. Es kniff ihn förmlich in den Nacken.
Den Check-in brachten sie im Nullkommanichts hinter sich, sodass sie auf direktem Weg zur Sicherheitskontrolle gehen konnten. Alles lief ab wie immer, ohne Probleme, nur dass Lucas Nerven vibrierten wie eine angeschlagene Saite. Es wurde sogar immer schlimmer, als würde diese Präsenz sich nähern. Wenn er nur wüsste, wo das herkam. Trotzdem traute er sich nicht, sich umzuschauen, damit sein Freund nicht schon wieder damit anfing.
„Siehst du“, meinte Tobi, dem gar nicht aufgefallen war, dass Luca immer nervöser wurde, „es geht d…“
Irgendwo hinter ihnen in der Halle rief eine Frau mit einer engelsgleichen und dennoch lauten Stimme „Hey!“ und veranlasste nicht nur die beiden Männer dazu, sich umzudrehen.
Ihr Anblick traf Luca wie ein Faustschlag. Er haute ihn regelrecht aus den Schuhen. In diesem Moment existierten nur er und sie in diesem Universum. Die Zeit verlangsamte sich, dehnte sich von Sekunden zu Minuten und von Minuten zu Stunden.
Obwohl sie gerade erst um die Ecke gekommen und noch ein paar Meter entfernt war, bemerkte er die kleinsten Details an ihr, als wäre sie direkt vor ihm. Sie bewegte sich mit raubtierhafter Eleganz in Zeitlupe in seine Richtung und fixierte ihn, winkte ihm zu. Wirklich? Ihm? Der unverhohlene Ausdruck der Freude in ihrem Gesicht brachte sein Herz zum flattern. Fasziniert blickte er ihr entgegen, vollkommen weggetreten.
Die dunkelbraunen Locken mit dem rötlichen Schimmer wippten bei jedem ihrer Schritte und umspielten dabei ein ebenmäßiges Gesicht mit großen bernsteinfarbenen Augen, die von einem dunklen Wimpernkranz eingerahmt wurden. In ihm stieg das Verlangen auf, einen Kuss auf ihre zierliche Nase zu setzen und sich dann weiter nach unten zu ihrem vollen Mund vorzuarbeiten, nur um von diesem zu kosten.
Die Frau war hochgewachsen mit anbetungswürdig weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen, zusätzlich betont durch ihr elegantes Leinenkostüm. Es wirkte zerknittert, als hätte sie längere Zeit gesessen – wie bei einem Flug. Wohlgeformte Beine mit schlanken Fesseln lugten unter ihrem Rock hervor, Beine, die er gern um seine Hüfte spüren würde. Dazu müsste sie natürlich erst einmal den Koffer abstellen, den sie hinter sich her zog, und ihre prall gefüllte Aktentasche ablegen, mit der sie geschäftsmäßig aussah – geschäftsmäßig, aber auch wunderschön.
Besonders weit war sie noch nicht gekommen, als plötzlich ihr Rollkoffer anfing zu schlingern und sich gleich darauf ein Rad löste. Der normale Zeitablauf setzte wieder ein.
Abgelenkt drehte sie sich zu dem Fiasko um und bückte sich, wobei der Stoff des Rockes über ihrem herrlich runden Hintern spannte.
Luca war versucht, ihr zu Hilfe zu eilen, doch Tobias hielt ihn auf. „Hallo, Erde an Luca. Los jetzt, Mann! Das Flugzeug – du erinnerst dich?“, sagte er und schob ihn weiter auf die Sicherheitskontrolle zu.
Kaum bewegten sich die beiden wieder, sah sie auf und rief mit panischem Unterton: „Warte auf mich!“
Das Pochen seines Herzens musste weithin zu hören sein. Seine Beine fühlten sich plötzlich an, als wären sie aus Gummi, ein flatteriges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus und Hitze durchflutete seinen Körper, nur weil sie ihn ansah und verlangte, dass er wartete. Sogar seine Hose war auf einmal viel zu eng. Verlegen hielt er die Jacke davor, sodass sie die wachsende Ausbuchtung verdeckte.
„Sie könnte Hilfe gebrauchen“, sagte Luca mit kratziger Stimme.
„Aber nicht von uns. Hier gibt es noch mehr Menschen, die ihr helfen können. Wir müssen weiter“, entgegnete Tobias.
Es stimmte, denn sie waren sehr spät dran. Dennoch hätte Luca liebend gern Zeit geschunden, um ihr behilflich zu sein und sie so kennenzulernen.
Er war sich auch nicht sicher, ob sie wirklich ihn mit ihrem Ruf gemeint hatte. Immerhin kannte er sie nicht und sie hätte damit ebenso einen anderen ansprechen können, der in seiner Umgebung stand.
Aufmerksam sah er sich um. Mehrere Leute hatten sich umgedreht und starrten die Frau an, die sich wieder erhob und nun versuchte, den Koffer mit nur einem Rad nach sich zu ziehen. Das sah jetzt weniger raubtierhaft aus und schon gar nicht elegant, änderte aber nichts daran, dass sie wunderschön war.
In einigen Gesichtern ihrer Beobachter las er Gier, in anderen Abschätzigkeit, aber niemand sah aus, als fühle er sich direkt angesprochen, niemand außer ihm. Und sie nickte ihm zu, als hätte sie seine Unsicherheit gespürt und machte eine Mundbewegung, die aussah, als würde sie ihr „Warte!“ wiederholen, nur dieses Mal stumm.
„Kennst du sie?“, fragte Tobi. Beide standen jetzt vor der Sicherheitskontrolle und stellten ihr Handgepäck zum Scannen auf das Band.
Als Luca den Kopf schüttelte, ging Tobias zum Bodyscanner weiter und merkte an: „Schade. Du hättest uns einander vorstellen können. Hat ‘ne heiße Figur! Der würde ich es gern mal so richtig besorgen. Ich ließe dir auch was über.“
„Wie bitte?“ Luca sah Tobias entgeistert an, doch sein Kumpel schaute an ihm vorbei und betrachtete die Göttin mit lüsternem Blick.
Irgendetwas rastete in Luca aus. Ein Gemisch aus Wut und Eifersucht wühlte sich plötzlich heiß und scharf durch seine Eingeweide und ließ ihn seine Fäuste ballen. Wie konnte Tobias es wagen, so über sie zu reden? Was fiel ihm ein, sie dermaßen gierig anzusehen, als wäre sie irgendeine Edelnutte? Der Mann, der das Glück hatte, mit ihr zusammen zu sein, musste sie ein Leben lang auf Händen tragen!
Er war kurz davor, seinem Freund und auch allen anderen, die sie mit solchen Blicken bedachten, eine reinzuhauen. Noch ein respektloses Wort …!
Tobias trat in den Körperscanner. Auf einmal schaltete sich Lucas Hirn wieder ein und schnell schüttelte er den Kopf, als könne er sich dadurch von diesen neuen, merkwürdigen Anwandlungen befreien. Was war nur los mit ihm? Er ließ sich doch sonst nicht so leicht provozieren – und schon gar nicht wegen einer Frau, die er gar nicht kannte. Unter Anstrengung zwang er sich, die Hände wieder zu öffnen und drängte seine unbändige Wut zurück.
„Musst du dich so herablassend äußern?“, antwortete er stattdessen grimmig und laut genug, dass Tobias das auch hörte. Noch einmal sah er zu ihr hinüber. Eigentlich war er dran, durch das Gerät zu gehen, aber alles in ihm sträubte sich dagegen.
Mit ihrer rosa Zunge befeuchtete sie die wundervollen Lippen. Er wollte sie, wollte ihre Lippen auf seinen spüren und ihre Zunge in seinem Mund. Sie war die Frau seiner Träume, wie für ihn gemacht. Wahrscheinlich war es tatsächlich nur ein Traum, aber dennoch ein sehr schöner.
„Hey, das war ein Witz! Nun komm. Du bist dran.“ Mit dieser Aufforderung löste Tobias den Bann. Er hatte mit Sicherheit keine Ahnung, wie knapp er und Luca einem Desaster entgangen waren. Eine Schlägerei im Flughafen war kein Kavaliersdelikt. „Komm schon. Wir müssen los, sonst lassen die uns nicht mehr an Bord.“
„Das war nicht besonders witzig!“, konterte Luca, der nur sehr widerstrebend mitging.
„Okay, verstanden, du Spielverderber. Keine Witze über scharfe Frauen mehr. Nun komm!“
Ihr laut flehendes „Bitte! Komm zurück!“ ließ Luca noch einmal innehalten und sich umsehen. Sie stand jetzt genau vor der Sicherheitskontrolle, kam aber nicht hindurch. Und sie wirkte beinahe verzweifelt. Er war versucht, zurückzugehen, ihr Trost zu spenden, warum auch immer sie so unglücklich dreinschaute, doch sein Freund schob ihn energisch voran, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand.
„Denk daran: Dieser Flug ist wichtig! Keine Frau der Welt ist es wert, auf den besten Geschäftsabschluss in der Firmengeschichte zu verzichten“, drängelte er.
‚Doch, wenn es die Richtige ist‘, dachte Luca und seufzte. Dennoch gab er seinen Widerstand auf und folgte Tobias zum Gate. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass es sich bei der Frau wirklich um die Frau seines Lebens handelte, auch wenn sein Körper ihm gerade jede Menge Gründe dafür lieferte. Wenn er die Jacke jetzt angehoben hätte, wären sie von den Sicherheitsbeamten sicherlich noch einmal wegen Verdachts auf eine versteckte Waffe zurückgerufen worden. Trotzdem. Einzig eines – zugegeben sehr intensiven – Gefühls wegen den Job aufs Spiel zu setzen, würde ihm nicht einfallen, und wegen seines verräterischen Schwanzes sowieso nicht.
***
Fassungslos sah Joanna von Welten zu, wie der Mann ihres Herzens um die Ecke verschwand. Lediglich sein Duft hing noch wie ein letzter Gruß in der Luft. Ihre Nasenflügel bebten, als sie seinen Geruch inhalierte. Er würde nach Edinburg fliegen, wie sie der Anzeigetafel entnahm – dorthin, wo sie gerade herkam. Dabei hatte er sie gesehen und wenn sie seinen Gesichtsausdruck richtig interpretierte, hatte ihr Blickaustausch ihn ebenfalls tief berührt. Zudem waren ihr das Feuer der Wut in seinen Augen und die geballten Fäuste aufgefallen, bei der blöden Bemerkung über sie. Ein paar Wortfetzen hatte sie dank ihres hervorragenden Gehörs mitbekommen, trotz der lauten Umgebungsgeräusche in der Halle, und seine Reaktion hatte ihr imponiert.