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Er ist in diplomatischer Mission unterwegs, um einen über Jahrzehnte schwelenden Konflikt zu beenden.
Sie ist Autorin und lebt ihre erotischen Fantasien in ihren Geschichten aus.
Eigentlich ist ihr Planet für ihn tabu. Aber da ist sie, die Frau, die die Lösung einiger seiner Probleme bedeuten kann.
Als er plötzlich vollkommen nackt in der Kälte vor ihr auftaucht, ist sie mehr als nur fasziniert von ihm. Sie will ihm helfen, nicht ahnend, dass sie sich bereits am nächsten Tag auf einem Raumschiff befinden wird – als sein Besitz. Und auf einmal ist sie Teil einer Geschichte, die sie sich bisher nur hat ausdenken dürfen.
Folgen Sie Namir und Jasmin auf ihrer faszinierenden Reise durch das Weltall. Lassen Sie sich verzaubern von ungewöhnlicher Erotik und fiebern Sie mit bei einer spannenden Jagd nach der Liebe des Lebens und ausgleichender Gerechtigkeit.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Divina Michaelis
Der Fremde,
der vom Himmel fiel
Roman
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Namir
Ein langgezogener Ton heulte durch das Schiff und rotes Licht wies jeden an Bord auf die Schwierigkeiten hin, in denen wir steckten. Voller Entsetzen betrachtete ich die Daten auf der Anzeige. Wichtige Außenbordmodule funktionierten nur noch eingeschränkt – das Ergebnis eines der unsäglichen Streiche meiner Söhne. Man sollte meinen, dass sie jetzt, im Erwachsenenalter, Abstand von unsinnigen Handlungen nähmen, stattdessen behielten sie sie bei und hoben sie zusätzlich auf ein höheres Niveau. Wieder einmal fragte ich mich, was es brachte, die genetischen Komponenten aufs Genaueste bestimmen zu können, wenn deren Einfluss auf die Charaktereigenschaften lediglich eingeschränkt möglich war.
Sie verhielten sich wie Kinder in den Körpern Erwachsener und hatten es dieses Mal ungeheuer witzig gefunden, einen Meteoritenschwarm mittels Laserkanonen zu pulverisieren, sodass die dadurch entstandenen winzigen Partikel sich um die Außenhülle unseres Raumschiffs legten und in die kleinsten Ritzen eindrangen. Es war, als hätte der Beschuss eine Art Abwehrsystem der leblosen Materie in Gang gesetzt, das den Angreifer kampfunfähig machte und weitere Schwierigkeiten verursachte.
Eilos, den Hauptplaneten des Wega-Systems, zum verabredeten Zeitpunkt zu erreichen, war in diesem Zustand nicht möglich. Das wiederum torpedierte bereits im Vorwege meine Bemühungen, endlich Frieden mit den Weganern zu schließen.
Es war mir ein Rätsel, warum dieses Volk uns seit einem halben Jahrhundert immer wieder angriff. Möglicherweise hätte mein Vater es mir sagen können, aber während seiner Regentschaft war er nie auf die Vorfälle eingegangen, vielleicht weil er dachte, er würde noch lange regieren und das Problem irgendwann selbst lösen. Doch dann starb meine Mutter bei einem Unfall, woraufhin sich mein Vater das Leben nahm, sodass mich meine Krönung zum Primal vollkommen unvorbereitet traf. Erst bei der Regierungsübernahme stellte ich fest, dass die Weganer für etliche Verluste bei unserem Volk sorgten, welche mein Vater den Betroffenen jedes Mal aus der Staatskasse ersetzte, als wäre es seine Schuld. Er musste einen Grund dafür gehabt haben, aber das Wissen darum hatte er mit ins Grab genommen.
Im Grunde richteten die Weganer lediglich materielle Schäden an. Sie umgingen sämtliche Schutzmaßnahmen, stahlen Waren, bereicherten sich an unserem Erz, zerstörten Lagerhäuser oder andere Gebäude, in denen sich gerade niemand aufhielt. Sie waren wie ein Stachel im Fleisch, der sich nicht entfernen ließ und in unregelmäßigen Abständen zu Problemen führte. Sie gingen zum Glück nie so weit, Menschen zu töten oder zu verletzen, der einzige Grund, der den Rat dazu gebracht hätte, einzuschreiten. So blieb alles an mir hängen.
Frühere Bemühungen, das Gespräch zu suchen, um Frieden zu schließen, waren immer wieder ablehnend beschieden worden. Trotzdem hatte ich nie Vergeltungsmaßnahmen in Betracht gezogen, weil es sich lediglich um dingliche Schäden handelte. Obwohl es nervte, sah ich keinen Grund, Menschenleben für eine Gegenwehr aufs Spiel zu setzen, denn das wäre die Folge davon, wenn alles außer Kontrolle geriete. Dinge konnte man ersetzen, Menschen nicht – von dem Ärger, den ich mir dann mit dem Rat einhandeln würde, einmal ganz abgesehen.
Endlich, nach fünfzig Jahren, hatte sich Abnamas, der Präsident der Weganer, dazu bereiterklärt, mit mir in Verhandlung zu treten. Das musste ich nutzen, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, und das ging nur persönlich. Aber dafür musste ich den vereinbarten Termin einhalten.
Dank meiner Söhne konnte ich froh sein, wenn Abnamas überhaupt noch ein Wort mit mir wechselte, anstatt mich wieder unverrichteter Dinge nach Hause zu schicken – oder in Mordgedanken zu verfallen. Solche schwirrten mir indes gerade selbst im Kopf herum, und ich wünschte mir, bei jedem Einzelnen meiner fünf Söhne verhütet zu haben. Oder besser noch: Ich hätte die Ehe mit Gabama gar nicht erst eingehen dürfen. Ich hatte geheiratet, weil ich sie entzückend fand und ich nur für den Fall der Fälle nicht den gleichen Fehler wie mein Vater machen wollte. Dabei war die Wahrscheinlichkeit, dass auch ich irgendwo in diesem Universum meine Seelenfrau fand, so verschwindend gering, dass eine vorsorgliche Ehe kaum nötig gewesen wäre. So etwas kam in ein und derselben Familie üblicherweise kein zweites Mal vor, nicht einmal auf dem gleichen Planeten.
Wie dem auch sei – sollte es doch passieren, war ich jetzt auf der sicheren Seite. Und schließlich hatte ich so früh wie möglich Kinder gewollt, weil es mich als Einzelkind nach einer Familie dürstete. Dafür musste ich jetzt in Kauf nehmen, dass meine Söhne unser aller Sicherheit gefährdeten, wenn ich es nicht endlich schaffte, sie zur Räson zu bringen.
Da die Gefahr durch den Meteoritenstaub für uns nur mittelbar bestand, gab ich den Befehl, den Alarm abzuschalten und den nächstmöglichen Planeten anzufliegen, um eine Säuberung einzuleiten.
„Was habt ihr euch dabei gedacht?“, schrie ich die Jungs an. Ich richtete den Blick auf Morina, meinen Ersten Offizier, die beschämt auf ihre Füße starrte. Sie war eine äußerst fähige Frau, darum verstand ich nicht, wie es zu diesem Chaos kommen konnte. „Wieso hast du sie überhaupt an die Laserkanonen gelassen?“
Morina räusperte sich. Leise antwortete sie: „Es tut mir leid. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich das verhindert. Ich weiß, das ist unentschuldbar, Eure Majestät.“
„Und wieso konntest du es nicht?“, hakte ich nach. Rafi, mein Ältester, verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen, während die anderen vier in lautes Gelächter ausbrachen. „Still!“, schnauzte ich sie an. Daraufhin verstummten sie zwar, trotzdem entkam dem einen oder anderen immer wieder ein Glucksen.
„Ich war festgeklebt.“ Beschämt schaute Morina zu Boden.
„Woran?“
Esamé, der Erstgeborene der Zwillinge, konnte sich nicht mehr zurückhalten und brach erneut in Lachen aus, woraufhin die anderen vier einfielen. Es reichte! Ich warf meinen Söhnen einen Blick zu, der ihnen eigentlich das Blut in den Adern gefrieren lassen sollte, doch sie fanden das Ganze dermaßen erheiternd, dass er dieses Mal keine Wirkung zeigte.
„Na schön. Da ihr es so lustig findet, Morina an etwas kleben zu lassen, werden wir mal sehen, wie es euch dabei ergeht.“ Auf einmal verstummte das Gelächter und die Mienen meiner Söhne schwankten zwischen Unglauben und plötzlich aufkommender Panik.
„Pa, nein. Es tut uns leid. Wir werden das nie wieder tun“, ergriff Rafi das Wort.
„Oh, mein Sohn, das werdet ihr mit Sicherheit nicht“, antwortete ich bestimmt. Es war ein großer Fehler gewesen, sie bei ihrer Mutter aufwachsen zu lassen, die sich aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung immer viel zu viel herausgenommen hatte. Meine Söhne hatten nie gelernt, was es hieß, Verantwortung zu übernehmen. Keiner von ihnen käme als Thronfolger infrage.
Erfindungsreich waren sie definitiv, nur lenkten sie ihre Energie in falsche Bahnen, machten Streiche, für die anderen Arrest drohte. Wegen ihrer Herkunft war stets mehr als ein Auge zugedrückt worden. Aber das hatte jetzt ein Ende. Es wurde Zeit, dass sie endlich einmal die Konsequenzen für ihre Handlungen trugen und ich wollte es ihnen dieses Mal nicht einfach machen. Ich wandte mich an Morina.
„Also? Woran haben sie dich kleben lassen?“ Ich bemerkte die Blicke meiner Söhne, die Morina anscheinend per Gedankenkraft zum Schweigen bringen wollten, und tatsächlich sagte sie kein Wort. Da ich nicht glaubte, dass meine Söhne solche unwahrscheinlichen Talente wie Gedankenkontrolle beherrschten, musste meinem Ersten Offizier das Ganze dermaßen peinlich sein, dass sie es lieber verschwieg. Tatsächlich gab es noch andere Wege, das herauszubekommen.
„Gut, da du nicht reden willst … Fedina, zeig mir den letzten Streich meiner Söhne.“
„Nein Majestät, bitte nicht!“ Entsetzen zeichnete Morinas Gesicht, als Fedina, unsere Bord-KI, bereits ein Hologramm in halber Größe erscheinen ließ, auf dem Morina zu sehen war, wie sie darum kämpfte, vom Toilettensitz fortzukommen.
„Fedina, Szene beenden!“, sagte ich schnell. Der nackte Hintern meines Ersten Offiziers war das Letzte, was ich sehen wollte. „Wie hast du das Problem gelöst?“, fragte ich sie so unbeteiligt wie möglich. Ihr Gesicht war so rot angelaufen wie ein Pranatenkamm in der Brunft, und es war unverkennbar, dass sie sich in Grund und Boden schämte.
„Ich habe Fedina gebeten, den Doc zu benachrichtigen. Der hat mir mit einem Lösungsmittel geholfen“, erklärte sie so leise, dass ich sie kaum verstand.
Ich schürzte die Lippen und nickte. Dann hielt ich die Hand auf. „Wer von euch hat den Kleber? Her damit!“ Mein Ton duldete keinen Widerspruch.
Folmar, der Jüngere der Zwillinge, griff zögernd in seine Hosentasche, zog eine kleine Spritze heraus und überreichte sie mir.
„Morina, zurück auf deinen Posten. Ihr dagegen kommt mit!“, befahl ich. Mit den Störenfrieden im Schlepptau machte ich mich auf den Weg zum nächstgelegenen Waschraum.
„Pa, bitte …“ Semos Stimme bekam einen flehenden Ton und die anderen fielen mit ein, da ihnen offenbar bewusstwurde, wie ernst ich meine Drohung meinte.
„Wir werden das irgendwie wiedergutmachen.“ Auch Rafi versuchte mich von meinem Vorhaben abzubringen, und Holas nickte heftig, um das zu bestätigen.
Ich drehte mich zu ihnen um und sah sie bedauernd an. „Ich glaube euch sogar, dass ihr im Moment davon überzeugt seid, das zu tun.“ Trotz meiner Worte drückte ich einen kleinen Klecks des Superklebers auf den Toilettensitz. „Rafi, deine Hand!“
Entsetzt sah er mich an. „Aber Pa“, protestierte er.
„Deine Hand! Jetzt! Die Hand oder das Gesicht. Such es dir aus!“ Widerstrebend streckte er mir die Hand entgegen. Ich nahm sie und drückte sie auf den Klebefleck. Rafis Gesicht wurde kreideweiß.
„Du tust es wirklich“, keuchte er fassungslos, während er dabei zusah, wie ich einen zweiten Klecks auf den Sitz presste.
„Jetzt du, Holas!“
Nach und nach klebte ich die Hände meiner Söhne an der Toilette fest. „Fedina, informiere den Doc, dass er meine Söhne befreien soll, sobald wir gelandet sind. Bis dahin werden sie genug Zeit haben, in sich zu gehen“, sagte ich in den Raum hinein, und die weibliche Stimme der KI antwortete: „Verstanden, Eure Majestät. Voraussichtliche Zeit bis zur Landung: drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten.“
Als ich in der Tür stehend zu meinen Söhnen sah, musste ich grinsen. Sie waren auf die Knie gesunken und schubsten einander, um möglichst viel Platz innerhalb des begrenzten Raumes um die Toilette zu erhalten. Für fünf große Bengel war es ziemlich eng. Ihren Ärger richteten sie ausschließlich gegeneinander, nicht gegen meine Anordnung. Dass keiner von ihnen auf den Gedanken gekommen war, sich mir zu widersetzen, fand ich befriedigend. Andererseits wäre Widerstand auch Hochverrat gewesen, ein Delikt, das schwere Konsequenzen nach sich gezogen hätte. Nicht einmal ihre Herkunft hätte sie davor schützen können. Vielleicht war bei ihnen doch nicht alles verloren.
Für die Landung wurde ich nicht gebraucht, also verzog ich mich in meine Suite und machte es mir auf der Couch gemütlich. Mit abwesendem Blick an die Decke grübelte ich, was ich bei meinen Söhnen hätte anders machen sollen. Natürlich standen die Regierungsgeschäfte stets ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Ich konnte die Probleme des Volkes nicht zugunsten meiner Familie vernachlässigen. Für die Erziehung waren andere Leute zuständig gewesen, Personen, die ich extra dafür eingestellt hatte. Wie konnte ich ahnen, dass die Prinzen sich unter deren Aufsicht so negativ entwickelten? Vielleicht hätte ich sie voneinander trennen sollen. Gruppendynamik war ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Obwohl meine Jungs auf Asmanita, unserem Heimatplaneten, in der letzten Zeit ruhiger geworden waren, hatten sie sich auf diesem Schiff bereits einiges geleistet. Dafür musste es einen Grund geben, den ich nicht kannte. Mir fehlten Ideen, ihre Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Das ihnen verordnete tägliche Kampftraining hielt sie jedenfalls nicht davon ab, sich Unsinn auszudenken. Irgendwie musste ich sie dazu bringen, sich anderweitig auszutoben, aber wie? Ich brauchte Hilfe.
„Fedina, kannst du mir sagen, wie ich meine Söhne davon abhalten kann, so viel Blödsinn zu machen? Warum tun sie das?“
„Einen Moment, Eure Majestät. Ich werde Informationen einholen und ein paar Berechnungen anstellen“, antwortete sie. Es dauerte ein paar Sekunden, in denen Fedina einen holografischen Ball im Raum umherschweben ließ, der ununterbrochen die Farbe wechselte. Als er sich auflöste, sagte sie: „Eure Söhne waren auf Asmanita immer dann besonders aktiv, wenn sie einige Tage enthaltsam leben mussten. Die Lösung ist, ihnen Geschlechtsverkehr zu ermöglichen.“
Zwar war ich nicht davon ausgegangen, dass die Prinzen ständig keusch gelebt hatten, aber der Zusammenhang erstaunte mich. Seit wir unterwegs waren, hatten sie sich mit ihren Streichen von Tag zu Tag gesteigert. Wenn Fedinas Analyse stimmte, erzielten die Jungs bei den Frauen an Bord anscheinend keine guten Erfolge. Auf Asmanita mussten sie sich dagegen reichlich ausgetobt haben. Ich runzelte die Stirn.
„Tatsächlich? Weißt du, mit wem sie sexuellen Kontakt hatten?“
„Natürlich, Eure Majestät. Mit der Köchin, dem Kindermädchen, der Kammerzofe Eurer Frau, der Frau Eures Ersten Sicherheitsbeamten und der des Dritten, der Lehrerin für asmanitische Geschichte, der Frau des Gärtners, der Frau des Kanzlers, der Bäckerin, der …“
„Danke, Fedina, das reicht. Sie haben sich also nur an verheiratete Frauen gehalten?“
„Von den Tempeldienerinnen beim Halechmafest abgesehen, ja. So vermeiden sie Komplikationen und eine möglicherweise daraus resultierende Hochzeit. Insbesondere Ihre Hoheiten Rafi, Esamé und Folmar sind sehr auf ihre Freiheit bedacht, aber sie haben Holas und Semo dahingehend beeinflusst, ebenso zur Vorsicht zu neigen.“
„Vorsicht ist prinzipiell nicht verkehrt. Allerdings sehe ich das Techtelmechtel mit vermählten Frauen nicht als Lösung an. Du meinst also, wir sollten das ändern und sie verheiraten? Das wird ihnen nicht gefallen“, wandte ich ein.
„Das wird sich nicht vermeiden lassen. Alt genug sind sie und sie müssen lernen, dass das Leben nicht nur aus Spaß besteht, sondern auch Pflichten beinhaltet. Ihr habt Eure Söhne zwar mitgenommen, um Arrangements als Begleiter für sie zu treffen, aber das allein wird sie nicht zur Vernunft bringen. Eine Hochzeit ist dagegen eine andere Sache. Zudem sind Ehen ein probateres Mittel als eine Begleitung, um Allianzen zu schaffen und zu festigen.“
Das wusste ich nur zu gut, denn mein Zusammentreffen mit Gabama war ebenfalls arrangiert gewesen. Es hätte gereicht, sie als Begleiterin in meinen Haushalt aufzunehmen, ohne sie zu heiraten, doch die Ehe gab der Allianz mit Rania mehr Substanz, als eine Begleitung es getan hätte. Auf eine gewisse Art und Weise hatte ich Gabama am Anfang sogar geliebt, bis sich die Gefühle für sie verflüchtigt hatten. Fünf Söhne waren aus der Verbindung hervorgegangen. Nachdem der letzte das Erwachsenenalter erreicht hatte, ließ sich meine Gattin von mir scheiden und trat in einen Tempel zur Findung ihres Selbst ein – ebenjenen Tempel, der jedes Jahr ein Fest veranstaltete, auf dessen Höhepunkt sich die Frauen als Teil des Rituals verschiedenen Männern hingaben.
„Ich müsste also ein paar Bräute für sie suchen und das Problem wäre gelöst?“
„Das wäre die Ideallösung, Eure Majestät. Übergangsweise kämen auch Frauen ohne Heiratsabsichten infrage.“
Schön, es gab also eine Lösung. Nur wo sollte ich auf die Schnelle fünf Frauen herbekommen, die sich meinen Söhnen für Sex zur Verfügung stellten? An Bord fanden wir sie jedenfalls nicht, sonst hätten wir diese Probleme nicht. Zudem befanden wir uns weitab von jedwedem zivilisierten Planeten, und ich kannte keinen, der auf dem Weg zum Wega-System lag und unsere Besucherkriterien erfüllte. Da lediglich Kontakt zu alten Völkern erlaubt war, also jenen, die wie wir den Weltraum bereisten, blieben alle Planeten mit jungen Kulturen außenvor. Ohne Umwege kämen wir nicht an entsprechende Damen, und Umwege konnten wir uns nicht erlauben, weil wir wegen des letzten Streichs meiner Söhne so viel Zeit verloren hatten.
Nachdenklich betrachtete ich den bunten Ball, der wieder einmal im Raum herumschwebte und anzeigte, dass Fedina mit irgendwelchen Berechnungen beschäftigt war. Wenn es eine Lösung gab, würde Fedina sie finden, hoffte ich.
„Ich war so frei, die Frauen zu ermitteln, die die besten Verbindungen ergeben und mit den jeweiligen Hoheiten am kompatibelsten sind“, unterbrach Fedina meine Gedanken. „Mit ihnen bestünde die Chance auf eine dauerhafte Ehe – natürlich begrenzt auf die Lebenszeit der Frauen.“
„Nur zu!“ Ich wedelte mit der Hand, als könnte ich ihre Antwort dadurch beschleunigen, und wünschte, eine derart weit entwickelte KI hätte es bereits vor meiner Begegnung mit Gabama gegeben.
„Die Auserwählte für Euren Sohn Holas könnten wir von Eilos aus in sechs Tagen erreichen. Die Haulaner wollten sowieso ein Bündnis mit uns eingehen, und eine Ehe würde dieses unterstützen. Von dort aus bräuchten wir ungefähr siebzehn Tage, um Prinz Semo seiner passenden Frau zuzuführen. Kantanida ist ein wenig urwüchsig, aber Semo wird damit umgehen können. Damit wären diese beiden bereits in guten Händen. Die anderen drei fänden ihre Bräute in unserer Heimat.“
Ich stöhnte laut auf. Bis wir wieder zurück auf Asmanita wären, hätten meine Söhne das Schiff zerlegt. Selbst wenn ich zwei von ihnen aus der Gleichung nähme, reichten die drei anderen, um für reichlich Ärger zu sorgen – zumal die Zwillinge und Rafi diejenigen waren, die sich die Streiche ausdachten. Holas und Semo liefen lediglich mit. Das war also keine Option.
„Nein, das dauert zu lange. Wir müssen die Zeit bis dahin überbrücken. Gibt es keine schneller erreichbaren Alternativen? Vielleicht liegt ein Vergnügungsschiff auf dem Weg nach Eilos – oder wenigstens in der Nähe. Du weißt, dass Kredits keine Rolle spielen. Wir dürfen durch den Umweg nur nicht allzu viel Zeit verlieren.“
Bei näherer Überlegung war selbst ich der Idee der käuflichen Liebe nicht abgeneigt. Meine sexuelle Durststrecke dauerte bereits viel zu lange, denn schon Jahre vor der Trennung hatte Gabama mich nicht mehr in ihr Bett gelassen. Umso mehr war ich in meinen anderen Aufgaben aufgegangen und hatte gewisse körperliche Bedürfnisse unterdrückt. Das hier wäre die Gelegenheit, dem ein Ende zu setzen und sich endlich wieder als Mann zu fühlen. „Wenn du schon dabei bist, such‘ auch eine Frau für mich. Ich kann etwas Ablenkung gebrauchen.“
„Sofort, Eure Majestät“, antwortete Fedina. Wieder schwebte der holografische Ball die Farbe wechselnd durch den Raum und löste sich nach einiger Zeit in Luft auf. „Ich bin fündig geworden, und das Ergebnis ist sogar besser, als Ihr erwartet. Würdet Ihr mir glauben, dass Eure Va’a in relativer Nähe zu unserem jetzigen Standort lebt?“
Irritiert setzte ich mich auf und rieb mir die Stirn. Es war vollkommen unmöglich, dass eine KI, die nur eine ungefähre Auffassung von der Komplexität menschlicher Gefühle hatte, jemandes Seelenfrau erkannte. Künstliche Intelligenz konnte fast alles berechnen, aber das sicher nicht. Hätte sie lediglich auf die Kompatibilität bezüglich der Interessen abgezielt, hätte ich es ihr geglaubt, aber das …
„Natürlich nicht. Das ist wohl kaum möglich. Fedina, ich wollte lediglich etwas Zerstreuung. Die Frau, auf die ich einen Besitzanspruch erheben werde, muss nicht nur nach deinen Berechnungen hundertprozentig zu mir passen, sondern auch gefühlsmäßig. Bei einer Seelenfrau ist es, als träfe einen der Blitz direkt ins Herz, so hatte es mir mein Vater erklärt. Der Zufall spielt jedenfalls eine große Rolle beim Finden seiner Va’ana und keine Berechnung eines Computers kann das ändern.“
„Es war auch Zufall, dass ich auf Eure Seelenfrau gestoßen bin, Eure Majestät. Sie ist die Richtige.“
„Fedina, Menschen sind anders. Wir brauchen mehr als eine theoretische Übereinstimmung der Charaktere. Liebe ist nicht errechenbar, sie passiert einfach.“
„Das mag bisher so gewesen sein, Eure Majestät, aber wollt Ihr wegen Eures Zweifels die Chance verpassen, sie zu treffen? Seht sie Euch unverbindlich an. Ich bin überzeugt davon, dass ich richtig liege.“
Diese KI war hartnäckig. „Also gut. Wo finde ich die Frau?“
„Sie lebt gar nicht so weit entfernt. Sobald wir wieder starten, können wir ihren Planeten in siebenunddreißig Stunden und achtzehn Minuten erreichen. Das ist nur ein kleiner Umweg für die Frau, die Euch ergänzt.“
Auf einmal überkam mich ein merkwürdiges Gefühl, ähnlich wie Angst, nur nicht ganz so greifbar. Bisher hatte ich nie gedacht, jemanden zu finden, der eine so große Bedeutung in meinem Leben einnähme wie meine Mutter für meinen Vater. Es war wenig sinnvoll, sich in falschen Hoffnungen zu verrennen. Zudem stimmte etwas an Fedinas Ausführung nicht.
„Von welchem Planeten sprichst du? Es gibt keine Planeten der R-Klasse in der Nähe unserer Route. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich für eine Va’a bereit bin“, wiegelte ich ab. „Und was ist mit den Frauen für meine Söhne? Deswegen hast du die Suche doch überhaupt begonnen“, wandte ich ein.
„Verzeihung, Eure Majestät, aber ich muss widersprechen. Ihr braucht eine Frau an eurer Seite, die Eure Bedürfnisse auf Dauer erfüllt und Eure Seele wärmt, und diese Frau passt perfekt. Sie wäre sogar eine gute Gefährtin, wenn sie nicht Eure Va’a wäre. Ihre Lebenssituation ist zurzeit so angespannt, dass sie kein Problem mit einem Ortswechsel haben wird. Wenn Ihr es schafft, ihr Herz zu erringen, könnt Ihr nur gewinnen. Und was die Hoheiten betrifft: Mit ihr wäre auch dieses Problem gelöst, sofern Ihr Euch dazu durchringen könnt, sie bei Bedarf mit Euren Söhnen zu teilen, bis diese ihren Bräuten zugeführt werden.“
Skeptisch hob ich eine Augenbraue. „Eine Frau für uns alle, Fedina? Ich soll die Frau, die du als meine Seelenfrau bezeichnest, von meinen Söhnen besteigen lassen?“ Das erschien mir etwas absurd, zumal sie es dann auch wollen sollte.
„Gewiss. Es wäre natürlich nicht von Dauer.“
Die Antwort kam so selbstverständlich, dass ich darüber nachdachte. Es fiel mir nicht schwer, eine Frau zu teilen, der ich lediglich sehr zugetan war. Schon bei Gabama hatte es mir nichts ausgemacht, dass sie sich andere Männer in ihr Bett geholt hatte, wenn ich verhindert war. So gesehen hätten meine Söhne durchaus andere Väter haben können – sähen sie mir nicht so ähnlich. Aber das wäre in Ordnung gewesen. Für einen Primal stand sein Volk immer an erster Stelle, nicht seine Ehefrau. Und ich zweifelte daran, dass die Frau, von der Fedina sprach, mehr Bedeutung für mich bekäme als meine ehemalige Gemahlin. Nicht, dass ich dem Gedanken an eine Seelenbindung abgeneigt wäre, aber es gehörte mehr dazu als nur ein paar Berechnungen.
Andererseits war Fedina der Prototyp einer KI, die sämtliche Eventualitäten mit einbezog und damit bisher durchweg präzise Ergebnisse lieferte. Seit sie auf der Zanahé installiert war, hatte sie nicht ein einziges Mal mit einer Einschätzung danebengelegen. Wenn Fedina also behauptete, es gäbe eine Frau, die alle Kriterien erfüllte und die ich lieben könnte, dann war die Wahrscheinlichkeit gar nicht mal gering, dass es stimmte. Nur meine Va’a war sie ganz bestimmt nicht und sie käme allein.
„Es gibt doch sicherlich mehr als diese eine Frau dort, und auch das Konzept der käuflichen Liebe sollte überall bekannt sein. Warum suchst du dann nicht noch ein paar weitere für meine Söhne aus?“
„Weil dieser Planet normalerweise für uns tabu ist. Der Zivilisationsstatus ist M3-Klasse.“
Das war also der Haken – und zwar ein gewaltiger. „Das ist nicht dein Ernst!“, entgegnete ich. „Du weißt, dass ich mich strafbar mache, wenn ich nur einen Fuß auf die Oberfläche setze. Von wegen unverbindlich anschauen.“
„Eigentlich hätte ich diesen Planeten gar nicht berücksichtigt, aber da Ihr es mit der Suche eilig hattet, habe ich auch dort geforscht, Majestät. Er ist zu rückständig, die Raumfahrt steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb wir mit den Bewohnern theoretisch nicht in Kontakt treten dürften, da habt Ihr recht, Eure Majestät. In Anbetracht dessen, dass es der Heimatplanet Eurer Va’a ist, sieht das jedoch anders aus. Es verstößt nicht gegen intergalaktisches Recht, seinen Besitz zu sich zu holen, wenn er sich auf einem an sich verbotenen Planeten befindet. Nur andere Frauen mitzunehmen wäre ein Gesetzesverstoß.“
Vertraute ich Fedinas Berechnungen genug, um ein Gesetz zu übertreten? Denn wenn die Frau nicht hielt, was meine KI versprach, wenn ich in ihr nicht meine Seelenfrau erkannte, war mein unverbindliches Auftreten dort ein übles Vergehen. Die Konsequenzen wären mehr als unangenehm. Und ich würde gewiss nicht die Seele der falschen Frau an mich binden, nur um einer Strafe zu entgehen. Zähneknirschend versuchte ich, eine Entscheidung zu treffen.
„Du meinst also wirklich, sie wäre die perfekte Wahl für mich?“, vergewisserte ich mich.
„Nicht nur für Euch, sondern für die gesamte Problematik, Eure Majestät. Ihr werdet mit diesem kleinen Umweg einen Schritt in eine wundervolle Zukunft wagen und gleichzeitig die Hoheiten unter Kontrolle bekommen. Ich nehme an, Ihr verfolgt weiter Euren Plan, mit Präsident Abnamas Frieden schließen zu wollen?“
Was sollte jetzt diese Frage? Hauptsächlich deswegen waren wir doch unterwegs. Wollte ich nur meine Söhne fortschaffen, gäbe es andere Wege.
„Natürlich. Darum müssen wir uns beeilen.“
„Dann bleibt leider nicht viel Zeit vorab zum Kennenlernen Eurer Va’a, was das Ganze ein wenig verkompliziert, Eure Majestät. Sie weiß nichts von Seelengefährten. Das, was auf sie zukommt, könnte sie dermaßen durcheinanderbringen, dass ihre Gefühle Amok laufen, wenn Ihr es falsch angeht. Ich werde zeitnah berechnen, welche Umstände vorherrschen müssen, um das zu vermeiden.“
Mit einem Stöhnen legte ich mir den Arm über die Augen. Der Zeitmangel war ein weiteres Problem. Ich musste verrückt sein, wenn ich mich auf diese Sache einließ, aber Fedina war überzeugt …
Wenn sie unrecht hatte, bekäme ich Ärger. Das durfte ich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber sollten ihre Berechnungen stimmen, wollte ich nicht die Chance verpassen, die einzige Seelenfrau zu finden, die das Universum für mich vorsah. Ich erinnerte mich an die innige Liebe, die zwischen meinen Eltern geherrscht hatte, ihre tiefe Verbundenheit – selbst ohne Seelenbindung –, und verspürte auf einmal Sehnsucht danach. Wenn ich das auch haben konnte, war es das Risiko wert.
„Tu das“, wies ich Fedina an. „Zieht mich der Rat allerdings zur Rechenschaft, weil du dich geirrt hast, werde ich dafür sorgen, dass du deinstalliert wirst.“ Ich runzelte die Stirn. Brachte es etwas, einer KI zu drohen?
„Selbstverständlich, Eure Majestät. Glücklicherweise wird das nicht passieren. Nun brauche ich noch Eure Bestätigung. Seid Ihr einverstanden?“
„Gut, ich stimme zu, dass wir Kurs auf diesen Planeten nehmen. Stell mir alle Informationen zusammen, die für den Aufenthalt dort nötig sind. Also – wo müssen wir hin?“ In der kurzen Zeit, die mir bis zur Ankunft blieb, wollte ich so viel wie möglich über die Heimat dieser besonderen Frau erfahren.
Das Hologramm eines Sonnensystems erschien vor mir und ein winziger blauer Planet zog meinen Blick auf sich, als Fedina bereits antwortete: „Sie lebt auf dem dritten Planeten des Solaris-Systems. Das dortige Volk nennt ihn Erde.“
Jasmin
Fahles Licht drang aus den Schaufenstern der angrenzenden Geschäfte und erhellte den Weg vor meinen Füßen nur minimal. Es platschte, als mein nächster Schritt in einer Pfütze landete, doch ohne weiter darauf zu achten, ging ich mitten hindurch. Meine Strümpfe waren bereits durchfeuchtet, da machte das zusätzliche Wasser keinen großen Unterschied mehr.
Eigentlich waren sowohl das nasskalte Wetter als auch die Uhrzeit – es war beinahe Mitternacht – zum Spazierengehen eher ungeeignet, aber ich brauchte die frische Luft, um meine Gedanken zu sortieren. Mit tief zwischen den Schultern eingezogenem Kopf ging ich die Einkaufsstraße entlang, den Blick auf meine Füße gerichtet, und grübelte über meine Situation nach.
Mein dringlichstes Problem war, anständige Arbeit zu finden. Meine bisherigen, schlecht bezahlten Jobs hatten etwas Geld in die Kasse gespült, von dem Frank und ich uns zusätzlichen Luxus geleistet hatten, mehr aber auch nicht. Und der Verkauf meiner Bücher brachte lediglich ein kleines, monatliches Taschengeld. Solange ich keinen Bestseller schrieb – da ging es mir nicht anders als den meisten anderen Autoren –, war es vollkommen unmöglich, von den Einnahmen zu leben.
Genau das war der Knackpunkt. Ich brauchte eine neue Wohnung, weil Frank mich in seinem Haus nicht mehr haben wollte. Es gab zu viele Differenzen zwischen uns, um sie aufarbeiten zu können, und nach zehn Jahren Beziehung hielt er ein Zusammenleben mit mir plötzlich für unzumutbar. Da der Kontakt zu all meinen ehemaligen Freunden und Bekannten im Laufe der Zeit abgebrochen war, gab es auch niemand anderen, bei dem ich wenigstens vorübergehend unterkommen könnte. Ich war ziemlich am Arsch!
Um Frank nicht unnötig über den Weg zu laufen, hatte ich mir im Keller seines Hauses eine kleine Schreib-, Wohn- und Schlafecke geschaffen, aber ein Dauerzustand war das nicht. Der Raum verfügte nur über ein winziges Fenster, die Luft war muffig und das Platzangebot nicht sonderlich üppig. Es war ein Notbehelf, nichts weiter. Außerdem war das, was für mich als Bett fungierte, eines von diesen Gartenloungemöbeln mit einer unbequemen Auflage. Ich musste ausziehen, keine Frage, aber ohne Arbeit gab es kein Geld und ohne Geld war an eine eigene Wohnung gar nicht erst zu denken, also hatte die Jobsuche Priorität.
Zum Glück wollte Frank ab morgen Früh für einen Monat auf Geschäftsreise gehen, somit hatte ich das Haus erst einmal für mich. Diese Zeit wollte ich nutzen, um mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Es war gewiss einfacher, wenn mir nicht ständig ein nörgelnder Mann im Nacken hing. Sobald ich ihn losgeworden war und alles in den richtigen Bahnen lief, würde ich mein Leben so gestalten, wie es mir passte, ohne ständig auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen und dabei selbst zurückzustecken. Jedenfalls würde ich mir nie wieder einen Freund suchen, der nur an seine Karriere dachte und kaum Interesse an meinen Wünschen und Bedürfnissen zeigte.
Mein nächster Freund sollte mich nicht nur beim Streiten zum Schreien bringen, so wie Frank es tat. Ich wollte endlich einmal unverfälschte, heftige Leidenschaft spüren. Ich wollte erleben, wie es ist, vor lauter Glück zu schreien, vielleicht sogar beim Sex. Neue Erfahrungen sammeln, Freude am anderen erleben – unter dem würde ich keine feste Partnerschaft mehr eingehen. Und wenn das hieße, dass ich auf ewig Single bliebe und Männer nur noch für eine Nacht mit nach Hause nähme, dann wäre es halt so.
Ja, Bedürfnisse hatte ich so einige, sexuelle Fantasien, die ich ausschließlich in den Geschichten auslebte, die ich schrieb. Aber das Schreiben war immer nur ein kleiner Trost, es befriedigte mich nicht wirklich. Und dabei gab es viel, das ich gerne ausprobiert hätte. Wenn Frank nur nicht so überaus konservativ und zudem noch karrieregeil gewesen wäre …
Ein lautes Poltern riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt wurde ich mir meiner Umgebung wieder bewusst. Es kam aus einer Einfahrt, die unbeleuchtet zwischen zwei Geschäften lag. Etwas rutschte scheppernd über den Boden, als wäre jemand gegen eine Blechdose getreten, dann ertönte ein tiefes Stöhnen. Angestrengt starrte ich in die Dunkelheit, konnte jedoch nichts erkennen.
Gerade wollte ich weitergehen, da hörte ich unregelmäßige Schritte wie von nackten Füßen, schlurfend, platschend, und wieder dieses Stöhnen. Unwillkürlich assoziierte ich die Geräusche, die sich langsam näherten, mit den Zombiegeschichten, die ich hin und wieder las, und meine Nackenhaare stellten sich auf.
„Ganz ruhig, Jasmin, Zombies gibt es nicht“, flüsterte ich mir selbst Mut zu. „Es ist nur deine Fantasie, die da gerade mit dir durchgeht.“ Trotz dieses Wissens drängte mich alles zur Flucht. Ich war im Begriff, einen Schritt zurückzumachen, als mir der Gedanke in den Kopf schoss, wie viel wahrscheinlicher es war, dass dort jemand in einer Notlage steckte. Also kratzte ich sämtliche Courage zusammen und fragte laut: „Hallo, brauchen Sie Hilfe?“
Tatsächlich bekam ich eine Antwort, die ich jedoch nicht verstand. Ein Mann redete in einer mir unbekannten Sprache, aber es klang angestrengt und heiser.
Ratlosigkeit machte sich in mir breit. Ich wollte auf keinen Fall einen Fuß in die dunkle Einfahrt setzen. So etwas taten nur die Dummchen in Filmen und jeder wusste, wie so etwas ausging. Aber wenn jemand in Not war, durfte ich ihn auch nicht einfach zurücklassen.
Etwas lauter als notwendig rief ich: „Hallo. Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen? Oder vielleicht die Polizei?“ Anstelle einer Antwort hörte ich nur ein Husten und schwach gemurmelte Worte. Da ging es jemanden tatsächlich schlecht. Ich nahm mein Handy in die Hand und wollte gerade den Notruf wählen, da fiel mir ein, dass es über eine Taschenlampenfunktion verfügte. Vielleicht sollte ich zunächst einmal nachsehen, um was für eine Art Notfall es sich handelte, bevor ich bei der Rettungsleitstelle anrief, denn das würde mit Sicherheit gefragt.
Der helle Lichtstrahl fraß sich durch die Dunkelheit und enthüllte einen Mann, dessen Anblick sämtliche Gedanken aus meinem Hirn fegte. Meine Kinnlade fiel nach unten. Überrascht betrachtete ich die Gestalt, die nur einem Traum entschlüpft sein konnte. Der Kerl sah aus wie ein gefallener Engel – im wahrsten Sinne des Wortes –, ein dunkelhäutiger, gefallener Engel mit blondem Haar. Nur seine Flügel fehlten.
Das war lächerlich! In Natura gab es solche Männer nur selten, trotzdem wurden sie haufenweise in Romanen verwurstet, als feuchter Traum sehr, sehr vieler Frauen. Selbst in meinen Büchern fanden sich solche Naturgewalten, was zwar kitschig war, mich aber nicht daran hinderte, sie zu den Helden meiner Romane zu machen. Es ging ja nur darum, sich Appetit zu holen, ein Kribbeln zu spüren und in Gedanken durchzuspielen, was wäre, wenn. Doch dieser Kerl hier war kein herbeifantasierter Traumtyp, sondern ein realer Mensch. Die gesamte Szene ähnelte solchen, die man sich nur ausdenken konnte. So begannen Geschichten. Sie passierten nicht real. Und trotzdem …
Vorsichtshalber kniff ich mir in den Arm. ‚Autsch!‘ Nein, das hier war echt. Dann musste es irgendeinen anderen Haken an dem Typen geben. Vielleicht hatte er üblen Mundgeruch, einen fürchterlichen Charakter oder sein Lachen glich dem einer Hyäne. Womöglich benahm er sich schlecht, rülpste und flatulierte im Beisein anderer. Ich glaubte keinesfalls, dass er so makellos war, wie er aussah, aber ich war vollkommen fasziniert von ihm.
Nackt wie am Tag seiner Geburt lehnte sich der Mann schwer gegen die Mauer. Mit einer Hand beschattete er seine Augen, darum war sein Gesicht zum Teil verdeckt. Aber das, was ich sonst noch sah, war vielversprechend kantig, drahtig muskulös und äußerst männlich. Sein wundervoll definierter Körper wirkte im Licht meines Handys leicht verschmutzt, das blonde Haar stand verwuschelt von seinem Kopf ab, als wäre er soeben aus dem Himmel gestürzt. Vielleicht die Flucht eines Liebhabers aus einem Fenster? Ich leuchtete kurz die Wände in der Höhe ab, aber die bestanden aus solidem Mauerwerk. Wie kam er bloß hierher?
Scham schien der Mann nicht zu empfinden, da er keinerlei Anstalten machte, sein Gemächt zu verstecken, aber das hatte er sowieso nicht nötig. Leicht verstört schaute ich etwas länger als notwendig hin und leckte mir über die Lippen, bevor ich meine Augen wieder auf sein Gesicht richtete.
Normalerweise war ich nicht so oberflächlich, sonst wäre ich kaum mit Frank zusammengekommen, aber ich war auch nicht blind. Bei diesem Anblick flatterte etwas heftig in meinem Bauch und mir lief das Wasser im Mund zusammen. ‚Verdammt!‘ Der Mann brachte meine Gedankengänge vollkommen durcheinander. Wilde Fantasien machten sich in meinem Hirn breit, in denen er, ich und ein großes Bett die Hauptrolle spielten, und ich konnte nichts dagegen tun. Dieser Typ sah einfach zu himmlisch aus!
Erneut sagte er etwas in dieser undefinierbaren Sprache. Versunken horchte ich seiner herrlichen Gänsehautstimme, doch dann legte er eine Dringlichkeit in seine Worte, die mich endlich aus meiner Erstarrung riss. Ich senkte mein Handy zu Boden, um ihn nicht mehr zu blenden, und prompt arbeitete er sich schwerfällig weiter in meine Richtung.
Was tat ich hier eigentlich? Es war kalt, dem Mann ging es offensichtlich nicht gut und er hatte nichts an. Ohne baldige Hilfe würde er mit Sicherheit krank werden, wenn er es nicht schon war, und hier gab es nur mich. Ich musste mich um ihn kümmern.
Schnell überbrückte ich die Distanz zwischen uns, zog meine Jacke aus und legte sie ihm über die Schulter. Sie war bei Weitem nicht groß genug, um sie ihm anziehen zu können, aber sie hielt zumindest ein bisschen Kälte von ihm ab. Dass er zitterte, war kein Wunder.
Als ich seine Haut streifte, durchfuhr mich ein merkwürdiges Prickeln, fast wie ein Stromschlag. Irritiert hielt ich inne, besann mich dann aber darauf, dass ich hier war, um ihm zu helfen, anstatt irgendwelchen eingebildeten Empfindungen nachzuspüren.
„Wo sind Ihre Sachen? Sind Sie überfallen worden? Soll ich die Polizei rufen? Cops? Policia? Les Flics?“, fragte ich in der Hoffnung, mich ihm verständlich zu machen, aber er schüttelte nur den Kopf und antwortete erneut in seiner unverständlichen Sprache. Trotz der Dunkelheit spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, als erwartete er etwas Bestimmtes von mir.
Was sollte ich bloß mit ihm machen? Hierlassen war keine Option. Die Polizei verstand ihn bestimmt so wenig wie ich, sodass auch sie ihm nicht helfen konnten, außer sie steckten ihn mit einer warmen Decke in eine Ausnüchterungszelle, um ihn darin übernachten zu lassen. Aber er machte nicht den Eindruck eines Betrunkenen, also hatte er dort nichts verloren.
Jetzt, so ohne Jacke, kroch die Kälte auch in meine Glieder, und ich mochte mir nicht ausmalen, wie es ihm ging. Also musste er zunächst ins Warme, und die einzige Möglichkeit, die mir abgesehen von der Polizei einfiel, war das Haus meines Ex-Freundes. Frank war mit Sicherheit schon im Bett, sodass ich diesen nackten Halbgott unbemerkt in den Keller schleusen könnte. Um alles Weitere würde ich mir später Gedanken machen.
Ich stellte mich neben ihn und half ihm, sich auf mich zu stützen. Er war schwer – und ich ziemlich froh, dass ich ganz in der Nähe wohnte.
Am Haus angekommen kramte ich umständlich den Schlüssel aus der Seitentasche der Jacke, die um seine Schultern lag, und schloss auf. Bevor wir reingingen, wandte ich ihm mein Gesicht zu und legte den Zeigefinger vor die Lippen. Ich wusste nicht, ob er diese Geste verstand, aber da er nickte, hoffte ich einfach, dass wir es problemlos nach unten schafften, ohne von Frank erwischt zu werden.
Die Treppe hinunter ging es erheblich leichter, da er das Geländer zu Hilfe nahm. Unten führte ich ihn direkt zu meinem winzigen Wohnbereich. Ich setzte ihn auf meinem Behelfsbett ab und forderte ihn mit Worten und Gesten auf, dort zu warten. Anschließend besorgte ich eine Schüssel mit warmem Wasser, einen weichen Lappen und ein Handtuch.
Als ich wiederkam, fiel mir als Erstes der herbe, maskuline Geruch auf, der mittlerweile mein kleines Kämmerchen erfüllte und meine Sinne Alarm schlagen ließ. Verdammt, roch er gut! Ich wollte in diesem Duft baden, mich darin wälzen und ihn tief in mein Gedächtnis einprägen. So zu riechen sollte verboten werden, da er ungebührliche Fantasien entfachte. Hatte er in Pheromonen gebadet, oder was?
Er saß noch genauso in sich zusammengesunken da, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Meine Fantasie ging mit mir durch. Ich sah ihn vor meinem geistigen Auge, wie er aus dem Himmel in die Einfahrt stürzte und ein im Hof liegender Müllberg seinen Fall bremste. Wie könnte jemand aus dem Nichts fallen – und warum?
Meine Überlegungen waren Unsinn, klar! Aber da ich nicht wusste, was ihm wirklich zugestoßen war, fand ich es nur legitim, mir eine Geschichte zu seinem Zustand auszudenken. Nicht umsonst war ich Autorin.
Völlig fertig sah er aus – wie ein tragischer Held, der so viel durchgemacht hatte, nur um zu der Liebe seines Lebens zu gelangen. Ich wünschte, diese Frau wäre ich. Aber so etwas gab es nur in Märchen und Geschichten, und das war gewiss nicht der Grund, warum er sich nackt aus der Einfahrt geschleppt hatte. Viel wahrscheinlicher war er Opfer eines Überfalls, nur die Fantasie fand ich viel interessanter.
Ich betrachtete ihn genauer. Seine Haut hatte die Farbe von dunklem Karamell, was ihm zusammen mit den blonden Haaren einen äußerst exotischen Eindruck verlieh. Sein Kopf hing nach unten, sein Rücken war gebeugt. Mit muskulösen Armen stützte er sich auf den ebenso muskelbepackten Oberschenkeln ab. Seine Hände hingen jedoch genauso schlaff hinunter wie sein Kopf. Trotz des Eindrucks von Schwäche war ihm deutlich anzusehen, wie viel Kraft in seinem Körper steckte.
Erneut verglich ich sein Aussehen mit meinen Romanhelden. Meine Leser würden mir womöglich vorwerfen, dass der Mann viel zu perfekt sei, aber ich konnte nichts dafür, dass er so aussah, es war halt so. Es gab aber auch keinen Grund, seinen Anblick nicht zu genießen. Ich bedauerte jetzt schon, dass dieses Prachtexemplar mich in Bälde verließ, denn er regte sowohl meine Sinne als auch meine Fantasie an. Nur schade, dass ich alles andere als Idealmaße hatte, sonst hätte ich vielleicht mehr von seiner Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Zumindest könnte ich das jetzt Erlebte in einem meiner nächsten Bücher verwenden. „Der Fremde, der vom Himmel fiel“ wäre ein passender Titel. Daraus ließ sich bestimmt eine hervorragende erotische Geschichte entwickeln. Bedauerlich, dass sich das wie immer nur in meiner Vorstellung abspielen würde.
Ich seufzte und nahm ihm meine Jacke ab. Im Moment lebte ich in der Wirklichkeit, und die schrieb vor, seine Haut zunächst vom Dreck zu befreien. Mit all dem Schmutz, der an ihm haftete, wollte ich ihn nicht in meinem Bett haben, nicht einmal als Held meiner Fantasie.
Unter der schwächlichen Kellerbeleuchtung wuselte ich um ihn herum und wusch ihm nacheinander Gesicht, Schultern, Arme, Rücken, Brust, Beine und Füße. Die gesäuberten Partien trocknete ich sofort wieder ab, damit er nicht noch mehr auskühlte. Er saß derweil mit geschlossenen Augen und hängenden Schultern vor mir und ließ die Säuberung über sich ergehen, als hätte er kein bisschen Energie in sich.
Einzig sein Penis zeigte, dass noch Leben in ihm steckte, und ihn umfuhr ich großzügig, um nur ja nicht dagegen zu kommen. Nicht dass ich nicht versucht wäre, sein bestes Stück zu berühren und festzustellen, was sich damit anstellen ließe, aber die Situation war skurril genug und ich wollte sie nicht ausnutzen. Der Mann hielt sich in einem fremden Land auf, war schmutzig, unterkühlt und hatte anscheinend einiges durchgemacht. Da waren sexuelle Avancen von einer dicken Frau sicherlich das Letzte, was er gebrauchen konnte – trotz seiner schwellenden Männlichkeit.
Ziemlich sicher war ich nicht sein Typ. Dieser Mann war wie ein aktiver Sportler mit gut ausgebildeten Muskeln bestückt. Als ich ihn beim Waschen genauer begutachtete, bekam ich den Eindruck, dass sogar seine Muskeln Muskeln hatten, obwohl sie nicht unnatürlich wirkten. Er musste viel trainieren, um so einem Körper zu bekommen – oder er hatte besonders gute Gene.
Ich war absolut unsportlich und wartete lediglich mit einer sehr runden Figur auf, die sich weitab der Idealmaße einer Frau positionierte. Frank hatte es mir jahrelang übelgenommen, dass ich von meinem Gewicht nicht herunterkam. Von seinem Gestichel wurde ich auch nicht schlanker, und zusätzlich fühlte ich mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohl. Wie könnte also so ein Adonis jemals Interesse an mir aufbringen?
Sobald ich den Mann von dem gröbsten Dreck gereinigt hatte, nahm ich seine Hand und legte ihm den Lappen hinein. Erst jetzt schlug er die Augen auf und sah mich an.
Ich war wie vom Donner gerührt! Es musste an dem Kellerlicht liegen, dass seine Iris lila wirkte, denn das war eine Augenfarbe, die real nicht existierte. Sie faszinierte mich unglaublich, und egal, ob sie wirklich oder nur ein Ergebnis dieses Lichtes war, mich überrollte das Bedürfnis, stundenlang in diesen Augen zu versinken. Doch dann löste er den Blick von mir und schaute auf den Lappen in seiner Hand. Er sagte etwas, das wie eine Frage klang, und mir schoss das Blut in den Kopf, als ich von dem Lappen auf seine Genitalien zeigte, um ihm begreiflich zu machen, dass er sich dort selbst säubern musste.
Seine Mundwinkel hoben sich. Und nein, er hatte keine Grübchen, aber das Lächeln war trotzdem umwerfend. Erneut suchte er Blickkontakt und zog mich in den Bann seiner Augen, die jetzt sogar ein bisschen belustigt wirkten, während er sich in gemächlichem Tempo dort wusch, wo ich mich nicht herangetraut hatte. Dafür, dass es ihm eben noch so schlecht gegangen war, wirkte er jetzt erstaunlich agil. Aber vielleicht täuschte ich mich auch und es handelte sich nur um einen kurzfristigen Energieschub.
Diese Vermutung bestätigte sich, denn sobald er fertig war, brachte ich die Sachen weg, und als ich wiederkam, lag er zugedeckt an der Außenkante meines Bettes auf der Seite – augenscheinlich schlafend. Seine Atmung ging ruhig und gleichmäßig, ganz anders als meine, denn erst jetzt ging mir auf, dass ich sehr, sehr nah bei ihm liegen musste. So riesig war er mir vorher gar nicht vorgekommen, als ich ihn zu mir geschleppt hatte.
Kurz überlegte ich, ob ich mich nicht lieber auf das Sofa im Wohnzimmer legen sollte, aber dann müsste ich Frank morgen früh erklären, warum ich nicht im Keller schlief, und er hasste Fremde in seinem Haus. Nein, um Ärger zu vermeiden, war es unumgänglich, dass ich mein Bett benutzte. Also zog ich mir einen Schlafanzug an, kroch vorsichtig vom Fußende aus in das Bett und legte mich hinter meinen Überraschungsgast Rücken an Rücken. Viel Platz zur Wand hatte ich nicht. Es reichte gerade eben, um sich in eine einigermaßen angenehme Schlafposition zu bringen.
Ich lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen, genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging und unter meiner Bettdecke für ein angenehmes Klima sorgte. Träge ließ ich mich von seinem Geruch einlullen und dämmerte fast augenblicklich weg.
*
Namir
Das war sie also, die auserwählte Erdenfrau. In der schmutzigen Gasse hatte ich sie noch nicht sehen können, doch bereits der Klang ihrer Stimme hatte für wohltuende Schauer auf meiner Haut und ein Kribbeln in meinem Magen gesorgt. Gut, die Kälte war ebenfalls ein Grund für meine Gänsehaut gewesen, aber ich wusste, was mir gefiel, und dieses weibliche Wesen verzauberte mich auf Anhieb.
Zwar hatte ich auf Hilfsbereitschaft gehofft, aber nicht in diesem Umfang damit gerechnet. Sie haute mich damit komplett um, und ich musste zugeben, dass Fedina vollkommen recht gehabt hatte – ebenso wie mein Vater. Ihre erste Berührung traf mich wie ein Blitz, ein heißer Stromstoß, der mir durch den Körper fuhr und mein Herz anrührte – und das noch bevor ich überhaupt wusste, wie bezaubernd sie aussah.
Jasmin hieß sie, der Name einer Blume dieses Planeten, wenn ich Fedina richtig verstanden hatte, und wie eine Blume roch Jasmin auch – süß und anziehend. Außerdem war sie klein, herrlich kurvig und hatte, wie sich später bei Licht zeigte, lange braune Haare, die ein wunderschönes, ovales Gesicht einrahmten. Die zarte Haut war von einer reizvollen Blässe, sofern sie vor Schüchternheit nicht gerade entzückend rot anlief. Ihre großen Augen waren mir bereits im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung aufgefallen, doch jetzt sah ich, dass sie von einem hinreißenden Grau waren und von dichten, dunklen Wimpern umgeben.
Ihre Augenfarbe faszinierte mich besonders, denn auf Asmanita waren graue Augen sehr selten. Aber auch der Rest von ihr war ungeheuer liebenswert. Sie besaß genau die richtige Portion Mitgefühl und hatte trotz der eigentlich unheimlichen Szene nicht das Weite gesucht, was zeigte, dass es ihr ebenfalls nicht an Mut mangelte. Genau den würde sie bei mir brauchen, denn laut Fedina waren die Dinge, die ich mit Jasmin zumindest während der Reise vorhatte, in ihrer Kultur eher die Ausnahme als die Regel, und sie entsprechend unbedarft. Trotzdem würde sie es lieben, hatte mir die KI versichert.
Anfangs war ich nur wenig davon angetan, wie schwach ich mich geben musste, und auch die Kälte auf meinem nackten Körper war äußerst unangenehm – zumal ich mir nicht sicher war, ob die Frau wirklich meine Va’a war oder ich gerade ein Verbrechen beging, das der Rat ahnden würde, bekäme er davon Wind. Aber ich musste dieses Risiko eingehen, wollte ich an der Situation an Bord etwas ändern. Nach Fedinas Berechnung war genau dieses hier die Ausgangssituation, die die schnellsten Ergebnisse brachte, um Jasmin für mich einzunehmen. Sie sollte mich hilflos sehen und sich ihren eigenen Reim darauf machen. Das würde irgendetwas mit ihrem Vorstellungsvermögen tun, hatte Fedina gesagt, wodurch Jasmin sich eher auf ihre Rolle einließe.
Im Grunde war das Manipulation einer Person auf hoher Ebene, und auf einmal kam es mir wie Verrat vor, was ich hier tat. Aber für eine länger dauernde Kennenlernvariante, in der wir irgendwann zu dem gleichen Ergebnis gekommen wären, fehlte mir schlicht die Zeit – sowohl wegen meiner sonstigen Verpflichtungen als auch wegen meines eigentlich illegalen Aufenthalts auf diesem Planeten.
Wenigstens wusste ich jetzt, warum Fedina sie als die richtige Frau für mich bezeichnet hatte. Schon diese kurze Begegnung im Dunkeln hatte mich all den Frust vergessen lassen, der mich noch an Bord des Schiffes belastet hatte. Mein ganzer Körper war am Kribbeln, während sie mich stützte und meine volle Konzentration auf sich zog. Als Jasmin mich dann in das Untergeschoss eines Hauses lotste, sah ich sie erstmals richtig und war wie verzaubert. Nicht nur, dass ihre innere Schönheit weithin strahlte, auch äußerlich war sie so wundervoll, dass ich sie am liebsten sofort mit aufs Schiff genommen hätte. Jasmins Nähe erfüllte meine Seele mit Ruhe und mein Herz pochte schneller vor Verlangen. Ein unbeschreiblich warmes Gefühl flutete durch mich hindurch. Zu wie viel war diese Frau wohl imstande, wenn ich sie erst einmal richtig zu meiner Va’a gemacht hatte?
Jetzt war es meine Aufgabe, sie in kürzester Zeit von mir zu überzeugen. Dafür musste ich allerdings in ihrer Nähe bleiben, also grübelte ich über mein Vorgehen nach, sollte sie mich hier unten unterbringen, während sie ganz woanders schlief.
Fedina hatte mich gewarnt, dass ich mich möglichst eng an den Plan halten musste, um sie für mich zu gewinnen. Jede Änderung könnte Jasmins Widerstand auslösen, der es mir schwerer machte, an mein Ziel zu gelangen. Aber zu meinem Erstaunen hatte ich mir vollkommen umsonst Gedanken darüber gemacht. Das Bett, auf dem sie mich absetzte, war nicht nur von vornherein bezogen, sondern sah benutzt aus und roch nach ihr. Anscheinend schlief sie hier – und nicht nur das: Auf dem kleinen Tisch neben ihrer Bettstatt stand etwas, das den Computern ähnlichsah, die es bei uns vor Urzeiten gegeben hatte. Ein Teller mit einem angebissenen Teigstück stand daneben, außerdem ein gläsernes Behältnis mit flüssigem Inhalt, sicherlich zum Trinken gedacht. Kleidung war ordentlich auf einem Stuhl gestapelt und ein weiterer Kleiderstapel lag daneben.
Verbrachte sie hier unten ihr Leben? Das war unwürdig. Kein Wunder, dass Fedina bei Jasmin eine gewisse Bereitwilligkeit voraussetzte, ihre Situation zu ändern. Selbst als zeitweilige Liebesdienerin hätte sie es bei mir tausendmal besser gehabt. Aber für sie war ein anderer Posten vorgesehen, der meiner Va’a, und ich freute mich bereits darauf, sie für den Rest meines Lebens an mich zu binden.
Während sie mir den Schmutz vom Körper wusch, musste ich mich arg zusammenreißen, denn wie sie mit dem feuchten Lappen über meine Haut fuhr, erregte mich enorm. Es war schlimm genug, dass mein Penis deutlich zeigte, wie es in mir aussah. Am liebsten wäre ich sofort über Jasmin hergefallen, doch das durfte ich keinesfalls tun, wollte ich sie nicht verschrecken. Sie sollte sich zunächst im Schlaf an mich gewöhnen. In einigen Teilen der Ruhephase nahm der Mensch etwas wie Nähe, Geräusche und Gerüche wahr, hatte Fedina erklärt. Sie setzten sich, grob gesagt, im Gehirn fest und schufen eine gewisse Vertrautheit, die ich am folgenden Morgen zu intensivieren gedachte. Darum war es wichtig, dass sie in der Nacht bei mir blieb.
Genau diese Nähe war leider einer der Unsicherheitsfaktoren in Fedinas Gleichung, denn Jasmin konnte es sich überlegen und an einem anderen Ort übernachten. Dann müsste ich meine Strategie ändern.
Im Grunde war ich ihr dankbar, dass sie meinen Genitalbereich beim Waschen ausgespart hatte, denn es fiel mir schwer genug, den erschöpften Mann zu spielen, der sich kaum noch aufrecht halten konnte. Trotzdem amüsierte mich ihre Schüchternheit. Schon bald würde sie sie ablegen, dafür wollte ich sorgen.
Kaum verschwand Jasmin nach oben, um das Waschzeug wegzubringen, legte ich mich dicht an der Außenkante auf die Bettstatt, sodass hinter mir noch Platz blieb, deckte mich zu und tat, als ob ich schliefe. Sie sollte gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich woanders hinzulegen. Und da ich schlafend harmloser wirkte als im Wachzustand, ging mein Plan auf.
Als sie wieder hereinkam, spürte ich ihr Zögern. Ihr Atmen war in der Stille des Raumes zu hören, ein leises Seufzen verließ ihren Mund – ein entzückender Laut. Ich konnte mir vorstellen, wie sie vor dem Bett stand, überlegte und schließlich mit den Schultern zuckte. Sie hatte sich entschieden. Nach einem Kleidungswechsel, der von einem leisen Rascheln begleitet wurde, kroch sie hinter mir unter die Decke und drehte mir ihren Rücken zu.
Schon bald atmete sie gleichmäßig. Als ich sicher war, dass sie schlief, drehte ich mich zu ihr um, legte einen Arm über sie und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Ihr Duft machte mich süchtig. Ja, diese Haltung gefiel mir erheblich besser, denn ich spürte ihren Körper auf ganzer Linie an meinem. Einzig die Kleidung störte noch, aber das würde sich schon sehr bald ändern.
Jasmin
Der Fremde drückte sanfte Küsse auf meinen Hinterkopf und flüsterte mir mit seiner verführerischen Stimme Worte ins Ohr. Ich verstand sie zwar nicht, aber ich liebte sie. An meinem Steiß spürte ich eine Härte, die mir bewies, wie erregt er war, als wäre ich die begehrenswerteste Frau auf der Welt. In diesem Moment vergaß ich meine Körperfülle. Hitze durchströmte mich und sandte ein herrliches Prickeln in meine Mitte. Mein Leben lang wollte ich schon so geweckt werden. Schade, dass es nur ein erotischer Traum war.
Seine große Hand glitt unter mein Schlafanzugoberteil über meinen Bauch, kroch an meiner Vorderseite nach oben – wobei er meinen Arm beiseiteschob – und umfuhr mit federleichten Berührungen meinen Busen. Kaum dachte ich darüber nach, dass er die Brust komplett umfassen sollte, tat er auch das und zwirbelte mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig die erregt abstehende Brustwarze. Das fühlte sich so gut an, dass ich mich mit meinem Rücken enger an ihn presste. Seine Nähe und sein Duft berauschten mich und die Küsse in meinem Haar vermittelten mir die Vorstellung, attraktiv zu sein – endlich einmal.
Träume waren schon etwas Praktisches, denn in gewisser Weise bestimmte das eigene Unterbewusstsein die Handlung. Ganz deutlich spürte ich, wie seine Erektion zunahm. Herrje, wie groß konnte er werden? Natürlich hatte ich ihn schon erregt gesehen, aber das? Im Wachzustand hätte ich mich auch mit der ursprünglichen Größe zufriedengegeben. Meine Fantasie war wirklich schmutzig!
In mir wuchs der Wunsch, dass der Mann seine Hand nach unten bewegte und sie tief in meine Schlafanzughose schob, um zu prüfen, wie nass ich bereits war. Danach würde er sicherlich zufriedene Laute von sich geben, mich meiner Kleidung entledigen und sich zwischen meine Beine legen, um seinen unglaublich großen Phallus in mir zu versenken. Die harte Schwellung, die momentan gegen meinen Hintern drückte, versprach ein besonderes Erlebnis zu werden. Wenn ich sie nur endlich in mir spürte …
Aber hier hatte mein Traum einen Sprung wie eine Schallplatte, denn der Mann hinter mir dachte gar nicht daran, meinem Wunsch zu folgen, sondern knetete nur meine Brust immer weiter, was zwar die Hitze steigerte, aber nicht mein Bedürfnis befriedigte. Das irritierte mich. Hatte mein Unterbewusstsein irgendetwas fehlgedeutet? Vielleicht konnte ich meinen Traummann dazu bewegen, wenn ich meinen Po an seiner Härte rieb, also wackelte ich ungeduldig mit meinen Hüften, um ihn mehr zu reizen.
Das Ergebnis war, dass er mich in die Brustwarze kniff. Der überraschende Reiz setzte meinen Körper unter Strom und schoss mich sofort auf eine Ebene kurz vor dem Höhepunkt. Ein lautes Stöhnen entwich meinem Mund und ich spürte, wie sich der Mann hinter mir leicht aufrichtete.
In einem schneller werdenden Rhythmus zwirbelte er jetzt meine Brustwarze und kniff hinein – mit stetig steigendem Druck, während er hingebungsvoll an meinem Hals knabberte. Meine Nerven schossen heiße Stromstöße durch meinen Leib, mein Hirn stand unmittelbar vor einem Kurzschluss. Mit seiner Stimulation schob er mich direkt auf die Klippe zu, ohne meinen Unterleib überhaupt berührt zu haben, so intensiv, dass ich es nicht mehr aushielt. In dem Augenblick, in dem aus seinem Knabbern ein starkes Saugen wurde, war es so weit: Ich zerbarst! Ich keuchte heftig in seinen Armen, als sich meine Vagina immer und immer wieder um eine Leere zusammenzog und ich meinen Po verloren an die Härte hinter mir presste, die eigentlich in mir sein sollte.
Noch während ich in den letzten Zuckungen lag, zupfte etwas an meinem Unterbewusstsein und schob sich immer weiter in den Vordergrund. War es möglich, in einem Traum so heftig zu kommen, ohne aufzuwachen? Und dann riss ich die Augen auf. Mit Schreck erkannte ich: Es war alles real! Ich hatte eben in den Armen des Fremden einen Orgasmus erlebt. Oh Gott, wie peinlich! Er musste mich für ein furchtbares Flittchen halten.
Ruckartig vergrößerte ich die Distanz zu ihm, was in Anbetracht der Nähe zur Wand nicht besonders gut funktionierte. Schließlich drehte ich mich herum und blickte beschämt zu ihm auf. Statt der erwarteten Missachtung sah ich lediglich ein verruchtes Lächeln in seinem Gesicht. Er ließ seine Hand unbeeindruckt auf meiner Hüfte liegen und streichelte mich weiter.
„Was hast du getan?“, fragte ich mit belegter Stimme und aufgeregt pochendem Herzen. Verdammt! Das hier war eine Szene, die auch in einem meiner Bücher hätte spielen können – mit mir als überrumpelte Protagonistin, die trotz der Absurdität des Ganzen von der Handlung profitierte. Dabei hatte ich immer geglaubt, dass solche Dinge lediglich in der Fantasie so gut wären und die Realität nur einem faden Abklatsch glich.
Das hier gefiel mir so sehr, dass ich versucht war, diesen Roman zu leben, solange sich der Fremde mit mir abgeben wollte – was zeitlich zweifellos sehr begrenzt sein würde. Spätestens wenn er mich bei vernünftiger Beleuchtung in vollem Umfang erblickte, dürfte seine Lust verglühen. Außerdem musste er in sein anderes Leben zurückkehren, in das ich wohl kaum hineinpasste. Da gab ich mich keinen Illusionen hin.
Sollte ich das wirklich tun? Einfach mitspielen und einmal im Leben, wenn auch nur kurzfristig, jemandes Zuwendung genießen? Es war ein Wagnis in mehrfacher Hinsicht. Ich war emotional so ausgehungert, wenn ich ihm jetzt näherkäme, bräche mir sein Verschwinden womöglich das Herz. Schon jetzt flatterte es aufgeregt in meinem Bauch. Und der Mann war ein Traum in jeder Beziehung, von seinen herrlich sehnigen Füßen über seinen muskulösen Körperbau bis hin zu seinem markanten Gesicht – von der Härte, die sich eben noch gegen mich gedrängt hatte, gar nicht zu reden. Andererseits bekäme ich mit Sicherheit nie wieder so eine Gelegenheit wie heute. Ich müsste wohl den Rest meines Lebens davon zehren.
Es gab noch ein weiteres Risiko: Ich wusste nichts von dem Mann. Vielleicht war das seine Masche, Frauen zu verführen und sie später zu kidnappen, um sie dann seinem Harem zuzuführen. In meinen Romanen könnte so etwas durchaus passieren. Allerdings kamen die Frauen dabei trotzdem auf ihre Kosten, solange sich ihr Entführer nicht als geistesgestört entpuppte. Dieser Mann hatte das Potenzial dazu, auch mir so eine außergewöhnliche Behandlung zu bieten, wie meine Protagonistinnen sie in den Geschichten erfuhren. Er hatte mich allein durch die Stimulation meiner Brustwarten zum Höhepunkt gebracht!
„Du bist nicht zufällig ein Psychopath oder so etwas?“ Die im Grunde unsinnige Frage konnte ich mir nicht verkneifen. Als gäbe er es zu, wenn es so wäre. Vielleicht störte er sich deswegen nicht an meiner Figur – oder weil es für ihn eine einmalige Sache war, lediglich ein netter Fick, um die Morgenlatte loszuwerden. Schwierig, seine Intention zu erraten, wenn man sich nicht einmal miteinander unterhalten konnte. Andererseits: Wer wollte mich schon entführen?
Seine unverständliche Antwort glich einem zufriedenen Schnurren, welches mir eine Ganzkörpergänsehaut verpasste. Alles an diesem Mann war aufregend und perfekt. Auch seine lila Augenfarbe hatte sich nicht geändert, trotz der Tatsache, dass der Raum jetzt durch schwaches Tageslicht erhellt wurde. Fasziniert versank ich in dem tiefen Blick, den er mir schenkte. Was fand er bloß an mir? Ich konnte mir partout nicht erklären, wieso sich ein Halbgott wie dieser Fremde mit mir abgab.
Ich musste furchtbar aussehen, ungeschminkt und mit Haaren, die morgens stets den Eindruck vermittelten, als wäre in der Nacht ein Kissen auf meinem Kopf explodiert. Die über zwanzig Kilo zu viel auf den Rippen sprachen ebenso wenig für mich. Trotzdem hatte mir der Mann gerade einen Orgasmus verschafft und sah mich ohne das geringste Anzeichen von Verachtung, Missmut oder Reue an. Im Gegenteil. Es fühlte sich an, als wäre er noch nicht mit mir fertig, und das war gut so, denn eines wollte ich unbedingt, nämlich ihn zwischen meinen Beinen haben.
‚Bitte mache es wahr!‘, sandte ich gedanklich ein Stoßgebet an einen Gott, an den ich nicht glaubte – oder vielleicht auch an den, der direkt vor mir lag. Und er erhörte mich.
*
Namir
Unglauben spiegelte sich in Jasmins Gesicht, und dieser Ausdruck machte sie noch viel anziehender. In diesem Augenblick hätte ich zu gern gewusst, was ihr durch den Kopf ging. Ich hatte mit allen möglichen Reaktionen gerechnet, sogar mit Abwehr oder dass sie entrüstet aus dem Bett spränge. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen verharrte sie in einer Art Schockstarre und sah mich mit riesigen Augen an wie ein Felsun, das aus Versehen direkt vor seinem Jäger gelandet war.