Schneida - Die Corona Files - Johannes Girmindl - E-Book

Schneida - Die Corona Files E-Book

Johannes Girmindl

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Beschreibung

Was macht eine Band im Lockdown? Eine Frage, die man sich im letzten Jahr wohl schon des Öfteren gestellt hat. Die Antwort findet sich, geschildert in den wohl buntesten Farben, zwischen diesen beiden Buchdeckeln. Aber lassen sie sich durch diesen Text nicht ablenken, es ist wie es ist, die drei Herren von Schneida haben zwar im Lockdown von der Musik mehr oder weniger Ruhe, gemordet wird aber wie eh und je. Hier zum ersten Mal versammelt: die komplette Trilogie der Corona Akten.

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Inhaltsverzeichnis

DYLAN

1 – Auf nach Granz

2 – Wartung

3 – Der Spanner

4 – Magnum

5 – Kommt Zeit kommt Rad

6 – Außer Spesen nichts gewesen

GIRMINDL

1 – Homeoffice

2 – Die Post bringt allen was

3 – Zombieland

4 – Sendungsverfolgung

5 – @Johnnys

OTHMAR

1 – Geschlossene Gruppe

2 – Wackelstein

3 – Heimkehr ins Chaos

4 – Beim Griechen

5 – Wandertag

6 – Saure Wurst

7 – Zwischen Sonnenblumen und Feigen

DYLAN

1 – Auf nach Granz

Dem Dylan ist das verordnete Homeoffice sowas von wurscht, hackelt er ja so gut wie immer von daheim aus, beziehungsweise ist sein Office ja ohnehin home. Der Lockdown ist für ihn also keine große Umstellung. Gut, die Veranstaltungen fallen weg, somit aber auch die mühsamen Heimwege, es hat halt alles seine beiden Seiten. Es würde hier aber nicht mit rechten (nicht im politischen Sinn) Dingen zu gehen, wenn dem Dylan nicht trotzdem etwas zu schaffen machen würde. Und nein, nicht das Schließen der Friseure stellt für den, seit langer Zeit schon einen modischen und vor allem praktischen Kurzhaarschnitt tragenden Teilzeitmusiker, eine Herausforderung dar. Es sind die geschlossenen Fitnessstudios. Und da könnte man eigentlich auch wieder sagen, sollen sie doch alle zusperren, bis auf das eine halt, in welches der Dylan in regelmäßigen Abständen seinen verbrauchten Körper schleppt. Aber was kann man da schon großes tun? Sich einer Coronademo anschließen, lautstark sich einsetzen für die persönliche Freiheit schwitzen zu können? Nun, der Dylan ist ohnehin schon aus dem Demoalter raus, er demonstriert eher im Geiste, solidarisiert sich von seiner Couch aus und lässt fünfe grade sein. Jetzt aber geht das nicht so einfach. Die Schieflage der Gewichtsbilanz setzt ihm im wahrsten Sinne des Wortes schwer zu. Und auch wenn es ihn etwas Überwindung kostet, macht er sich auf den abenteuerlichen Weg, hinunter in den Keller, um sein Fahrrad, das er sich in einem Augenblick des Übermutes zugelegt hat, ans Tageslicht zu befördern. Dank der mittlerweile endlichen Regierungsbeteiligung der Wiener Grünen, ist Wien ja mit Fahrradwegen, selbst an den unmöglichsten Orten gesegnet und somit ist es für den Dylan kein allzu schweres Unterfangen, sich seinen Weg aus der Stadt zu bahnen. Der Verkehr ist ohnedies verschwindend gering, somit stellen weite Strecken des Fahrradnetzes auch keine besondere Gefahr dar. Die vereinzelten Sonnenstrahlen streicheln Dylans Haupt und wärmen somit auch sein Gemüt. Es ist klar, Vitamin D findet man in der eigenen Wohnung höchstens in Tropfenform. Und weil der Dylan eben alles übertreiben muss, fährt er mit seinem Rand die Donau stromaufwärts. Einfach hinaus aus Wien, weg von den leeren Gassen, weg vom Feinstaub, dem Himmel entgegen. Zumindest für Heute. Neulengbach, Spratzern, Loosdorf, Melk. Der Dylan pfeift durch die Ortschaften wie ein Pfitschipfeil. Er hat fast schon vergessen wie leiwand das Fahrradfahren war. Heute schwört er sich, dass er mindestens einmal am Tag eine Radtour unternehmen würde, zumindest solange alle anderen Räder im Lande still stehen würden. Kurz nach Pöchlarn wird der Dylan, wie zu erwarten war, etwas durstig. All der Schweiß, der seinen Rücken hinabläuft, seine Stirn bedeckt, sich an seinen Achselhaaren kristallisiert, der möchte ersetzt werden. So versucht der Dylan den letzten Schwung noch zu nutzen, denn er ist mächtig schnell unterwegs, rollt durch Krummnußbaum an der Donauuferbahn, durch Marbach an der Donau um dann erst in Granz zum Stehen zu kommen. Granz, der Dylan schien sich an etwas zu erinnern, das ihm aber fixnochmal nicht einfallen wollte. Gut, es war auch egal. Er war nun mal hier, hatte Durst und sah sich um. Man denkt sich wohl jetzt: soll er sich doch einen Wirten suchen. Das war aber leichter gesagt als getan. Normalerweise befanden sich ja Gasthäuser an jeder Ecke. Oder zumindest war das Land mittlerweile schon anderweitig kulinarisch erschlossen. Das alles half aber trotzdem nichts. Es war Lockdown, oder zumindest Mittagszeit und geschlossen. Fragen sie mich nicht warum ein Wirt über die Mittagszeit sein Lokal schließt. Hier war das offensichtlich gute Sitte. Wahrscheinlich, dass die im Wirtshaus Kartenspielenden, zumindest zu Mittag das traute Heim aufsuchten. Das half dem Dylan aber auch nicht so recht. Er war durstig und weit und breit gab es keinerlei brauchbare Infrastruktur zur Versorgung. Was also nun. Zwar floss neben dem Dylan die Donau ihres Weges, eine Option war das aber wohl nicht. Es bleibt ihm also letztendlich nichts anderes übrig, als in die nächste Ortschaft zu radeln und zu hoffen, dass es dort so etwas wie einen Billa oder eben etwas in seiner ländlichen Ausführung gibt. Um sie jetzt nicht weiter auf die Folter zu spannen, natürlich findet der Dylan nix. Denn entweder hat der gesuchte Umschlagplatz für Getränke geschlossen, oder es gibt schlicht keinen. Erst in Ybbs wird er fündig. Und jetzt ist er auch über die Maske vor seinem Mund so richtig dankbar. Somit kann er seine aufgesprungenen und trockenen Lippen vor der attraktiven Kassiererin verstecken. Das leise „Danke“, das er zurücklässt nachdem er seinen Einkauf bezahlt hat, klingt etwas beunruhigend. Entweder hat er das Nehammersyndrom und bekommt die Zähne beim Sprechen nicht mehr auseinander, oder er benötigt mittlerweile wirklich dringendst eine Aufstockung seiner Flüssigkeitsreserven. Nachdem er in einem Zug die 2-Literflasche Almdudler geleert hat, beißt er in die erste der drei Leberkässemmeln. Er hat es sich verdient. Nicht nur weil er gute 100 Kilometer mittlerweile geradelt ist, man bedenke, er muss die Strecke heute ja ein weiteres Mal wieder zurücklegen, heim will er ja wahrscheinlich auch wieder, nein, er hat sich ja die letzte Woche auch nur von Bohnen ernährt. Einkaufen hat er sich nicht getraut, damit er sich nicht ansteckt, oder wie man es attraktiver formuliert: damit er andere nicht gefährdet. Somit war eine ansehnliche Ration an tierischen Nebenprodukten völlig ok.

*

Als der Dylan seine Augen öffnet hat die Sonne ihren hohen Stand gegen einen geringeren eingetauscht. Der Dylan schaut auf seine Smartwatch. Vor zwei Stunden musste er wohl eingenickt sein. Jetzt war es knapp nach drei am Nachmittag. Er würde sich, nachdem er das Jumbo Erdnuss Flips Sackerl aufgegessen hat, wieder auf den Heimweg machen. Vielleicht schaffte er es noch rechtzeitig zu Wien Heute auf seine Couch. Er war ja von klein auf schon an Nachrichtensendungen interessiert, da hatte sich auch im Laufe der Jahre nichts mehr dran geändert. Und so sollte es auch kommen, so schnell wie er es nach Ybbs geschafft hatte, ist er auch wieder daheim und sitzt pünktlich und frisch geduscht in freudiger Erwartung auf seiner Couch als die Signation ertönt.

2 – Wartung

Der Dylan ist ja nicht nur Radsportler und Kampftrinker. Nein, er hat ja auch Berufe die er zu Hobbys gemacht hat und Hobbys die jetzt sein Beruf sind. Zum Beispiel stickt er wahnsinnig gerne. Da sind lange Winterabende die optimale Zeit dazu und Weihnachtsgeschenke für die Familie fallen dabei auch immer wieder ab. Ja, ok, es ist Sommer, kein Winter in Sicht und somit widmet sich der Dylan seinen Objektiven. Eine Kamera und deren Zubehör will ja gewartet sein. Will gereinigt und geölt sein. Sonst wartet man mal ewig auf den richtigen Moment, möchte einen Orang Utang beim Stepptanz knipsen und dann kommt man drauf, dass auf dem eingesetzten Objektiv eine dicke Staubschicht ist. So etwas geht gar nicht und so etwas ist auch total unprofessionell. Also denkt sich der Dylan, nachdem er sich von seinem Muskelkater erholt hatte, der ihn mehrere Tage an die Couch gekettet hatte. (Nicht einmal sticken war in dieser Zeit möglich gewesen. Es war wirklich schlimm um ihn gestanden. Die Ulli hatte sich nicht nur Sorgen um ihn gemacht, sondern auch eine Gemüsesuppe, weil der Dylan ja aufgrund seiner jetzt auch nicht mehr in der Küche stehen und ergo auch nicht kochen konnte. Es waren richtig schreckliche drei Tage.) Aber die Zeit heilt alle Wunden und heute Morgen sagte der Dylan, kurz nach dem Aufwachen zu sich: „Es geht wieder.“

Und jetzt putzt er schon das dritte Objektiv blank. Beim Sitzen tut er sich halt immer noch ein wenig schwer, so ein Fahrradsattel ist kein Massagestuhl und wenn man richtig viel Zeit darauf verbringt, nun ja, dann erinnert man sich auch richtig lange noch daran. Das alles kann den Dylan aber nicht die Freude am Putzen seiner Fotoausrüstung verderben. Und so eine Kamera ist ja auch etwas Schönes. Man kann damit Bilder machen, die kann man ansehen und wenn man einmal gestorben ist, dann können andere diese Bilder ansehen. Oder sie werden weggeworfen, wie so vieles, wenn jemand verstirbt. Da kommen dann die Erben, die sagen, ach, die ganze Wohnung bitte besenrein, wir müssen die ja vermieten, oder verkaufen. Jaja, weg mit den Erinnerungen. Aber so weit sind wir hier noch nicht. Bis dahin werden noch viele Fotos geschossen