Spiel mit dem Feuer - Amy Taylor - E-Book

Spiel mit dem Feuer E-Book

Amy Taylor

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Ich kann es kaum glauben, du hast tatsächlich heute schon Feierabend?« Dr. Felicitas Norden hatte bereits zwanzig Minuten in der großen Halle der Behnisch-Klinik gewartet und begrüßte jetzt freudig ihren Mann. Daniel Norden hatte als Chefarzt und Klinikleiter so gut wie nie pünktlich Dienstschluss. Umso mehr hatte sie sich über seine kurze Nachricht gefreut, dass sie auf ihn warten solle, er sei gleich da. Auch für sie war es eher eine Seltenheit, sich wie geplant auf den Heimweg machen zu können. Sie war schließlich die Leiterin der Pädiatrie in derselben Klinik und hatte, wie er, stets viel zu tun. Beide übten ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. Aber ihre gemeinsame Freizeit war ihnen ebenfalls heilig und gerade, weil sie so knapp bemessen war, genossen sie diese seltenen und wertvollen Momente. »Dann lass uns schnell nach ­Hause gehen, bevor wieder etwas dazwischen kommt.« Daniel lächelte vielversprechend. »Wir machen uns heute einen schönen Abend, zu zweit.« Er fasste sie am Arm und steuerte mit ihr zusammen den Ausgang an. »Was ist denn da los?«, fragte Fee. Auch Daniel stutzte. An der Auffahrt zur Notaufnahme war Hochbetrieb. Das war nichts Ungewöhnliches, aber dass mehr Polizeiautos als Rettungsfahrzeuge dort standen, war schon auffällig. »Was mag da passiert sein?«, überlegte er.

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Chefarzt Dr. Norden – 1200 –

Spiel mit dem Feuer

Brianna hofft auf die Liebe

Amy Taylor

»Ich kann es kaum glauben, du hast tatsächlich heute schon Feierabend?« Dr. Felicitas Norden hatte bereits zwanzig Minuten in der großen Halle der Behnisch-Klinik gewartet und begrüßte jetzt freudig ihren Mann. Daniel Norden hatte als Chefarzt und Klinikleiter so gut wie nie pünktlich Dienstschluss. Umso mehr hatte sie sich über seine kurze Nachricht gefreut, dass sie auf ihn warten solle, er sei gleich da. Auch für sie war es eher eine Seltenheit, sich wie geplant auf den Heimweg machen zu können. Sie war schließlich die Leiterin der Pädiatrie in derselben Klinik und hatte, wie er, stets viel zu tun. Beide übten ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. Aber ihre gemeinsame Freizeit war ihnen ebenfalls heilig und gerade, weil sie so knapp bemessen war, genossen sie diese seltenen und wertvollen Momente.

»Dann lass uns schnell nach ­Hause gehen, bevor wieder etwas dazwischen kommt.« Daniel lächelte vielversprechend. »Wir machen uns heute einen schönen Abend, zu zweit.« Er fasste sie am Arm und steuerte mit ihr zusammen den Ausgang an.

»Was ist denn da los?«, fragte Fee. Auch Daniel stutzte. An der Auffahrt zur Notaufnahme war Hochbetrieb. Das war nichts Ungewöhnliches, aber dass mehr Polizeiautos als Rettungsfahrzeuge dort standen, war schon auffällig.

»Was mag da passiert sein?«, überlegte er. Gleich darauf erhielt er die Antwort. Isabella Kleinlein, die neue Kraft am Informationsschalter, eilte aufgeregt auf ihn zu. »Herr Chefarzt, gottseidank, dass ich Sie noch erwische. Gerade kam ein Anruf aus der Notaufnahme, ob Sie noch im Haus sind.«

Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, in der Daniel zögerte. Dann drückte er seiner Frau seine Aktentasche in die Hand, küsste sie auf die Stirn und sagte zu Frau Kleinlein: »Ich komme.«

In der Notaufnahme bot sich ihm ein schrecklicher Anblick. Als Arzt war er einiges gewöhnt, aber das ließ selbst ihn als erfahrenen Mediziner schaudern.

»Gut, dass Sie noch da sind«, hörte er den Leiter der Notaufnahme, Dr. Berger. »Ich brauche Sie hier.« Die beiden Ärzte wechselten einen entsetzten Blick.

»Was ist das?«, fragte Daniel.

»Keine Ahnung, aber gut, dass das Ding noch drin ist. Die Sanis haben gut reagiert und nichts unternommen, bis der Notarzt eintraf. Sonst …« Dr. Berger schüttelte vielsagend den Kopf.

»Sonst wäre der Mann verblutet«, vollendete Daniel seinen Satz. »Warum ist er noch nicht im Schockraum?«

»Schockraum!«, befahl Dr. Berger laut rufend in Richtung der Pfleger und Schwestern, die sich bereits für ihren Einsatz bereithielten. »Gehen Sie aus dem Weg!«, fuhr er die Polizisten an. Es kam öfter vor, dass nach Unfällen oder vermutlichen Verbrechen die Polizei im Haus war, aber warum gleich in einer so großen Besetzung?

»Thorsten Sommer, 42, tiefe Bauchverletzung, Kreislauf instabil, Atmung vorhanden, ohne Bewusstsein.« Die Info kam von einer jungen Sanitäterin, die sichtlich mitgenommen wirkte. Auch sie hatte eine derartige Verletzung noch nie gesehen.

»Wo ist der Notarzt?«, rief Daniel. Das Chaos um ihn herum ärgerte ihn. »Gehen Sie doch zur Seite!«, fuhr er die Polizisten an. »Sie können hier nichts beitragen, das sehen Sie doch. Kommen Sie morgen wieder!«

»Der Notarzt musste gleich zum nächsten Einsatz«, antwortete die Sanitäterin und reichte ihm ein handgeschriebenes Protokoll. »Hier steht drauf, was der Patient bekommen hat.«

»Was wollen Sie denn hier?«, hörte er Dr. Berger unwirsch in die Menge rufen. Erst jetzt bemerkte Daniel, dass sich in den schmalen Fluren der Notaufnahme nicht nur Rettungskräfte und Polizeibeamte befanden. Fotoapparate klickten, das Aufblitzen von Kameras blendete ihn kurzzeitig. Irgendjemand hielt ihm ein Mikrofon vors Gesicht. »Können Sie schon etwas sagen?«, fragte eine Stimme. »Wie schwer sind die Verletzungen? Wird er es überleben?«

»Wer hat die Presse hier herein gelassen?«, brüllte er verärgert. Es kam sehr selten vor, dass der besonnene Arzt die Fassung verlor, aber das hier war einfach zu viel. »Sorgen Sie doch endlich für Ordnung hier!«, rief er den Polizeibeamten zu.

»Ach, jetzt sollen wir doch hierbleiben«, maulte einer davon. Die anderen drei taten ihr Bestes, um die Menge zu beruhigen.

»Keine Fotos!«, schrie Dr. Berger. »Ja sind wir denn hier im Zirkus?! Was fällt Ihnen ein? Wenn Sie nicht sofort damit aufhören, zeige ich Sie an! Sie behindern unsere Arbeit, sehen Sie das nicht?!«

Die Presseleute mussten nachgeben. Einer nach dem anderen verließ das Gebäude, nicht ohne noch eine letzte Chance wahrzunehmen, wenigstens ein Foto von den beiden Ärzten zu schießen. Der Patient selbst war längst in den Schockraum geschoben worden. Ein resoluter Pfleger hatte sich breitbeinig in die Tür gestellt. An ihm kam keiner vorbei.

»Alle sollen raus!«, rief Dr. Berger aufgebracht. »Auch Sie!« Seine Worte waren an eine blasse Frau mit auffallend roten Haaren gerichtet, die mit angstvollen Augen wie erstarrt in einer Ecke stand und keine Anstalten machte, zu gehen. »Oder sind Sie eine Angehörige?«

»Nein … ja … nicht direkt«, stotterte die Frau.

»Ja was denn nun? Sie sehen doch, wir müssen uns um den Patienten kümmern. Gehen Sie und kommen Sie morgen wieder.« Dr. Berger folgte Daniel in den Schockraum. Endlich konnte die Tür hinter den beiden Ärzten geschlossen werden. Daniel billigte den ruppigen Ton seines Kollegen absolut nicht. Ein derartiges Verhalten war unentschuldbar, aber es war leider nichts Neues beim Leiter der Notaufnahme. Allerdings war jetzt keine Zeit für Kritikgespräche. Er hatte längst erkannt, dass hier jede Sekunde zählte.

»So, nun wollen wir mal sehen, was wir hier haben«, murmelte Dr. Berger. »Das Ding hier bleibt drin!«, herrschte er eine Krankenschwester an.

»Ich wollte doch nur …«, stotterte Schwester Inga.

»Zur Seite wollten Sie gehen!«, blaffte er. »Machen Sie Platz für den Chef.«

»Ich bin ja schon da, Doktor Berger.« Daniel versuchte, Ruhe in die Situation zu bringen. »Wir können … das Ding hier … nur im OP herausziehen. Geben Sie dort Bescheid, kündigen Sie uns an«, befahl er knapp Schwester Inga. »Ist Doktor Schulz noch im Haus? Wenn nicht, holen Sie ihn. Sofort. Wir brauchen hier den Chef der Anästhesie. Es wird knifflig.«

Die Notoperation dauerte volle vier Stunden. Daniel operierte selbst, Dr. Berger assistierte, Dr. Schulz kümmerte sich um die Narkose. Die drei Ärzte arbeiteten hoch konzentriert. Mehrmals mussten sie fürchten, den Patienten zu verlieren. Der dramatisch hohe Blutverlust ließ den Kreislauf des Verletzten immer wieder in den Keller rutschen. Letztlich schafften sie es doch, fürs Erste sein Leben zu retten. Er war zwar noch längst nicht über den Berg, aber die Arbeit der Chirurgen war hiermit erst einmal beendet. »Dr. Schulz, übernehmen Sie den Patienten auf die ITS?«, fragte Daniel.

»Natürlich, Chef. Sie können ruhig nach Hause gehen. Ich bleibe hier und sorge dafür, dass der Patient auf die Intensiv kommt. Wir tun alles, damit er überlebt. Morgen wissen wir hoffentlich mehr.«

Erschöpft trat Daniel den Heimweg an. Er hoffte, dass seine geliebte Frau noch wach war, obwohl sie am nächsten Morgen, wie er, früh aufstehen musste. Sie wusste, dass ihr Mann nach solchen Einsätzen am besten in ihren Armen Ruhe und Erholung finden konnte. Aber sie hatte noch aus einem anderen Grund auf ihn gewartet.

»Im Radio haben sie schon darüber berichtet«, begann sie. »Es war wohl ein Überfall.«

»Schon klar, dass ein Gewaltverbrechen vorliegt. Er wird wohl nicht aus Versehen in die Waffe hineingefallen sein, die in seinem Bauch steckte«, knurrte er. Sofort war ihm bewusst, dass er sich im Ton vergriffen hatte. »Verzeih, mein Feelein«, bat er kleinlaut. »Ich bin völlig durch. Können wir morgen reden?« Ihre Antwort hörte er nicht mehr. Daniel war in den Armen seiner Frau eingeschlafen.

*

»Papa, du bist in der Zeitung«, flötete Desiree Norden fröhlich. Die quirlige Tochter der Nordens hatte schon am frühen Morgen die Tageszeitung aus dem Briefkasten geholt und wedelte damit vor Daniels Nase herum. Beinahe hätte er seinen Kaffee verschüttet.

»Gib schon her«, sagte er gereizt. »Was machst du überhaupt noch hier, solltest du nicht längst auf dem Weg zu deinem Praktikum sein?« Er hatte zwar geschlafen, aber die Anstrengungen des vergangenen Abends steckten ihm noch in den Knochen. »Die waren aber schnell«, bemerkte er. »Das ist doch erst ein paar Stunden her und schon steht es in der Zeitung. Noch dazu auf der Titelseite!«

»Hätten die dich nicht fragen müssen?«, fragte Fee. »Oh weh, und Doktor Berger ist auch dabei!«

Daniel starrte fassungslos auf die Titelseite der Zeitung. Das Foto nahm die Hälfte des Blattes ein. Doktor Berger war mit wutverzerrtem Gesicht abgebildet. Das Foto wurde offenbar genau in dem Moment geschossen worden, wo er die Journalisten energisch des Raumes verwiesen hatte. Direkt neben ihm stand Daniel. Sein Blick war genau in die Kamera gerichtet.

»Wer ist das?«, fragte Desiree. Sie stand hinter ihrem Vater und schaute ihm über die Schulter.

»Du meinst die junge Dame? Keine Ahnung. Das muss die Frau sein, die Doktor Berger ebenfalls rausgeworfen hat. Vielleicht eine Angehörige. Wir werden es sicher heute im Lauf des Tages erfahren. Kann mir mal jemand kurz den Artikel vorlesen, damit ich mich gleichzeitig fertig machen kann? Ich denke mal, es wird heute viel zu tun geben.«

Fee griff zur Zeitung und fasste zusammen, was sie las. »Der Täter wurde noch nicht gefasst. Da steht, eine Kollegin habe ihn gefunden, mit der Hellebarde im Bauch.«

»Hellebarde? Das Ding war eine Hellebarde?«, fragte Daniel verständnislos. »Wie kommt man heutzutage zu so einer Waffe? Jetzt ist mir auch klar, warum ich nicht gleich erkannt habe, was da in seinem Bauch steckte.« Er war bereits im Flur und zog seine Schuhe an. »Was steht da noch?«

»Er wurde auf dem Mittelaltermarkt gefunden, der gerade im Zentrum aufgebaut ist«, las Fee laut vor.

»Den kenne ich. Heute wollte ich eigentlich dorthin, aber das kann ich jetzt wahrscheinlich vergessen, oder? Nach so einem Vorfall ist er bestimmt geschlossen«, vermutete Desiree.

»Mittelaltermarkt! Deshalb war er so seltsam angezogen«, sinnierte Daniel. Beim flüchtigen Kuss auf die Stirn seiner Frau war er bereits in Gedanken bei seinem Patienten. Fee sah es ihm nach. Sie wusste, wie sehr er sich für das Wohlergehen seiner Schützlinge engagierte und dieser Fall war eindeutig etwas ganz Besonderes.

In der Klinik wurde er bereits von seiner Assistentin Katja Baumann empfangen. »Die Polizei wartet in Ihrem Büro, Chef«, informierte sie ihn. »Soll ich Ihren Kaffee trotzdem schon bringen?«

»Ja, gern. Ich glaube, die Herren nehmen auch gern eine Tasse.« Die beiden Polizeibeamten nahmen sein Angebot sehr gerne an. Daniel erkannte sie vom Vorabend wieder. »Na, wie ich sehe, hatten Sie auch eine kurze Nacht. Was kann ich denn für Sie tun?«

»Wann können wir mit Ihrem Patienten sprechen?«, begann der ältere der beiden. »Wir müssen unbedingt wissen, was passiert ist. Vielleicht kann er uns den Täter oder die Täterin beschreiben oder sogar einen Namen nennen. Hat er eventuell…«

»Moment mal«, unterbrach Daniel. »Um Ihre Frage vorweg zu nehmen: Nein, er hat nicht eventuell … Sie meinen sicherlich, ob er gestern noch etwas sagen konnte. Nein, konnte er nicht. Er war bei seiner Einlieferung ohne Bewusstsein und als ich ihn nach der Operation auf die Intensivstation bringen ließ, war er noch immer in Narkose. Ob er jetzt ansprechbar ist, wage ich zu bezweifeln, aber ich muss mich auch erst einmal kundig machen.« Er griff zum Telefonhörer. Nach einem kurzen Gespräch mit dem diensthabenden Arzt auf der Intensivstation informierte er die Beamten, dass Herr Sommer noch immer bewusstlos war und dass sie ihn nicht sprechen konnten.

»Wir werden zwei Kollegen zu seinem Schutz schicken«, kündigte der jüngere Polizist an. »Wir werten den Überfall eindeutig als Mordversuch und solange wir nichts Näheres wissen, müssen wir davon ausgehen, dass er nach wie vor in Gefahr ist. Bitte sorgen Sie dafür, dass die Presse nichts von seinem Zustand erfährt. Der mutmaßliche Täter soll nicht informiert werden, dass sein Opfer noch lebt. Er lebt doch noch?«

Daniel seufzte. »Ja, wie gesagt. Er ist ohne Bewusstsein und die Prognose ist nicht gut. Und das mit der Presse ist bereits gestern Abend gründlich schief gegangen. Ich sage gleich auf der ITS Bescheid, dass niemand Auskunft bekommt. Wir bräuchten übrigens den Kontakt zu den Angehörigen. Wissen Sie darüber Näheres?«

»Nein, leider nicht. Wir wissen lediglich, dass Herr Sommer auf dem Mittelaltermarkt als Feuerschlucker tätig ist. Er ist zum ersten Mal dabei, hat man uns gesagt. Deshalb weiß von den Kollegen fast niemand etwas über ihn.«

»Fast niemand?« Daniel war es gewöhnt, genau zuzuhören. Feine Zwischentöne überhörte er selten.

»Naja, da war eine Frau, eine Kollegin. Sie hat ihn gefunden. Ihrer Reaktion nach zu urteilen, steht sie ihm nahe, aber sie behauptet, auch nichts Genaues über ihn zu wissen.«

»Hat sie eine rote Haarmähne? Dann habe ich sie gestern gesehen. Sie war hier und ich denke, sie wird wieder kommen.«

»Genau. Sie ist wegen ihrer Haare wohl unverwechselbar. Brianna heißt sie, Brianna Green, sie stammt aus Irland. Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, zählt sie zu den Verdächtigen, wie jeder und jede andere aus dem Umfeld des Opfers auch. Wir werden sie sicherlich heute im Lauf des Tages noch einmal genau befragen.«

»Das bedeutet, wir dürfen sie nicht zum Patienten lassen«, stellte Daniel fest.

»Keinen. Sie lassen bitte keinen zum Patienten. Das ist sehr wichtig, hören Sie?«

»Ja, ja schon gut, ich habe verstanden. Jetzt entschuldigen Sie mich. Wenn ich für die Sicherheit unseres Patienten sorgen soll, muss ich die Kollegen auf der Station sofort informieren. Sie halten mich bitte auf dem Laufenden?« Daniel erhob sich und machte den Polizeibeamten damit unmissverständlich klar, dass die Unterredung hiermit beendet war. Sein erster Weg führte ihn direkt zur Intensivstation. Vor dem verschlossenen Eingang traf er auf eine verängstigte Frau. Er schätzte sie auf Anfang dreißig. Das Auffallendste an ihr waren ihre tiefschwarz glänzenden Haare, die ihr offen über die Schultern fielen.

»Können Sie mich bitte mit hineinnehmen?«, bat sie mit brüchiger Stimme.

»Nein, leider nicht. Sie müssen hier klingeln«, Daniel deutete geduldig auf die Gegensprechanlage. »Dann müssen Sie sagen, wer Sie sind und zu wem Sie wollen und dann werden Sie eingelassen.«

»Das ist ja das Problem. Man lässt mich nicht rein«, gab sie aufgebracht zurück.

»Zu wem wollen Sie denn?« Die Antwort ließ Daniel aufhorchen.

»Thorsten Sommer! Er wurde gestern hier eingeliefert. Ich bin seine … seine … Kollegin.«

Daniel überlegte kurz. Der Patient durfte keinen Besuch bekommen, zu seiner eigenen Sicherheit. Außerdem war er vermutlich noch gar nicht ansprechbar. »Wie gesagt, es tut mir leid. Herr Sommer kann keinen Besuch bekommen, es gibt Gründe hierfür. Aber würden Sie mir trotzdem ein paar Fragen beantworten?«