Deine Stimme in meinem Herzen - Amy Taylor - E-Book

Deine Stimme in meinem Herzen E-Book

Amy Taylor

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Juliane zuckte zusammen. Seit sie an diesem Morgen aufgewacht war, spürte sie im Unterleib immer wieder diesen ziehenden Schmerz. Zuerst hatte sie gehofft, sie müsse nur abwarten und sich so verhalten wie sie es immer tat, wenn ihr Körper irgendwelche ungewohnte Signale sandte: Eben abwarten. Wird schon wieder vorbeigehen. Aber dieses Mal klappte ihre sonst so bewährte Strategie nicht. Im Gegenteil. Es wurde immer schlimmer, die Abstände kürzer und nun war der Schmerz so stark, dass sie nur noch nach vorne gekrümmt stehen konnte. Im Büro hatte sie sich krankgemeldet, was bisher äußerst selten vorgekommen war. Ihre Hausärztin hatte sie zum Glück kurzfristig drangenommen, aber sie konnte ihr nicht helfen. "Am besten wird es sein", hatte sie mit ernstem Gesichtsausdruck gesagt, nachdem sie mit der Untersuchung fertig war, "wenn ich Sie in die Klinik einweise. Es muss unbedingt ein Ultraschall gemacht werden und vor allem eine Blutuntersuchung. Wenn ich Ihnen jetzt Blut abnehme und die Probe ins Labor schicke, haben wir das Ergebnis frühesten morgen, wahrscheinlich erst übermorgen. Ich vermute, es könnte der Blinddarm sein und da sollten wir nicht warten. Ich rufe Ihnen am besten einen Krankenwagen. Juliane war geschockt. "Ins Krankenhaus? Ist es denn so schlimm? ", fragte sie verängstigt. "Das wird sich herausstellen, Frau Wagner. Gehen Sie mal davon aus, dass Sie mit Ihren neunundzwanzig Jahren keine ernste Erkrankung haben, aber eine Blinddarmentzündung ist vom Alter unabhängig.

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Chefarzt Dr. Norden – 1223 –

Deine Stimme in meinem Herzen

... doch ein Unglück kommt selten allein

Amy Taylor

Juliane zuckte zusammen. Seit sie an diesem Morgen aufgewacht war, spürte sie im Unterleib immer wieder diesen ziehenden Schmerz. Zuerst hatte sie gehofft, sie müsse nur abwarten und sich so verhalten wie sie es immer tat, wenn ihr Körper irgendwelche ungewohnte Signale sandte: Eben abwarten. Wird schon wieder vorbeigehen. Aber dieses Mal klappte ihre sonst so bewährte Strategie nicht. Im Gegenteil. Es wurde immer schlimmer, die Abstände kürzer und nun war der Schmerz so stark, dass sie nur noch nach vorne gekrümmt stehen konnte. Im Büro hatte sie sich krankgemeldet, was bisher äußerst selten vorgekommen war. Ihre Hausärztin hatte sie zum Glück kurzfristig drangenommen, aber sie konnte ihr nicht helfen.

„Am besten wird es sein“, hatte sie mit ernstem Gesichtsausdruck gesagt, nachdem sie mit der Untersuchung fertig war, „wenn ich Sie in die Klinik einweise. Es muss unbedingt ein Ultraschall gemacht werden und vor allem eine Blutuntersuchung. Wenn ich Ihnen jetzt Blut abnehme und die Probe ins Labor schicke, haben wir das Ergebnis frühesten morgen, wahrscheinlich erst übermorgen. Ich vermute, es könnte der Blinddarm sein und da sollten wir nicht warten. Ich rufe Ihnen am besten einen Krankenwagen.“

Juliane war geschockt. „Ins Krankenhaus? Ist es denn so schlimm?“, fragte sie verängstigt.

„Das wird sich herausstellen, Frau Wagner. Gehen Sie mal davon aus, dass Sie mit Ihren neunundzwanzig Jahren keine ernste Erkrankung haben, aber eine Blinddarmentzündung ist vom Alter unabhängig. Die kann jeder bekommen. Ich rate Ihnen, sich heute noch in der Notaufnahme der Behnisch-Klinik vorzustellen. Dort kann man die nötigen Untersuchungen sofort vornehmen. Die Klinik liegt am nächsten, und außerdem kenne ich den Chefarzt persönlich, Doktor Daniel Norden. Ein sehr kompetenter Arzt.“

„Na gut, wenn Sie meinen. Einen Krankenwagen brauche ich nicht, ich nehme den Bus.“ Jetzt bereute sie es, nicht auf ihre Ärztin gehört und das Angebot ausgeschlagen zu haben, denn eine neue Schmerzwelle überschwemmte ihren Unterleib. Juliane brach der Schweiß aus. Ihr wurde übel und ihr Kreislauf machte schlapp. Gerade noch rechtzeitig, bevor ihre Knie nachgaben, konnte sie sich auf einen der Sitzplätze im Wartehäuschen an der Bushaltestelle fallen lassen. Tief ein- und wieder ausatmen, sagte sie sich. Wie sie es in ihrem Yogakurs gelernt hatte … den Schmerz wegatmen … konzentrier dich! Erleichtert spürte sie, wie sich der Krampf in ihrem Bauch nach und nach löste. Jetzt könnte der Bus kommen, hoffte sie, aber sie musste noch zehn Minuten warten. Bis zur Behnisch-Klinik waren es vier Haltestellen. Das hatte sie auf dem Fahrplan gesehen, vorhin, als sie die wenigen Schritte von der Arztpraxis bis hierher mühsam hinter sich gebracht hatte. Vier Haltestellen! Sie hoffte inständig, dass sie im nächsten Bus einen Sitzplatz ergattern konnte.

Ausgerechnet jetzt klingelte ihr Handy. Wer rief sie denn so unerwartet an? Jochen vielleicht? Sofort bereute sie ihren spontanen Gedanken. Jochen hatte sich vor zwei Wochen von ihr getrennt – nach zwei Jahren Verlobungszeit! Er rief sie ganz bestimmt nicht an. Sie versuchte, den Stich in ihrem Herzen zu ignorieren und kramte ihr Handy aus der Handtasche. Das Display zeigte eine unbekannte Nummer an. Bestimmt wieder so ein dummer Werbeanruf, vermutete sie. Juliane beschloss, den Anruf zurückzuweisen. Aber es dauerte keine Minute, bis es erneut klingelte. Widerwillig nahm sie das Gespräch nun doch an.

„Wagner …“ meldete sie sich, aber sie bezweifelte, ob der Anrufer sie verstanden hatte, denn er fiel ihr sofort ins Wort.

„Sagen Sie mal, was denken Sie sich eigentlich?“ Eine aufgebrachte Männerstimme drang an ihr Ohr. Bevor sie etwas antworten konnte, fuhr der Mann mit seinen Vorwürfen fort. „Mein Sohn ist im Krankenhaus, und Sie sagen mir kein Wort darüber? Wann wollten Sie mich davon in Kenntnis setzen, dass David einen Unfall hatte? Das wird Folgen für Sie haben, darauf können Sie sich verlassen!“

„Aber …“

„Ich werde Sie beim Jugendamt melden! So eine unzuverlässige Person kann nicht als Tagesmutter arbeiten! Ich sage Ihnen eines: Wenn meinem Kind etwas Ernstes passiert ist, dann ziehe ich Sie zur Rechenschaft. Wie kommen Sie dazu, ihn alleine mit dem Fahrrad draußen herumfahren zu lassen, womöglich ohne Helm?“

„So warten Sie doch kurz …“ Juliane hatte mehrmals versucht, den Anrufer zu unterbrechen und den Irrtum aufzuklären, aber er redete einfach immer weiter.

„Wo wollte er denn überhaupt hin? Wenn mich die Klinik nicht angerufen hätte, wüsste ich überhaupt nicht, dass ihm etwas passiert ist. Ich wäre immer noch der Meinung, dass er bei Ihnen gut behütet ist und wartet, bis ich ihn abhole. Wie jeden Tag!“

„Jetzt hören Sie mir doch mal zu“, schrie Juliane aufgeregt ins Telefon. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich nur so bemerkbar machen konnte. Sie musste so laut sein wie der Anrufer. Ihre Strategie ging auf. Der Mann hielt inne.

„Sie haben sich verwählt. Ich heiße Juliane Wagner. Keine Ahnung, wen Sie erreichen wollten, mich jedenfalls nicht.“

„Stimmt.“ Die Stimmlage des Anrufers wurde mit einem Schlag freundlicher. „Sagen Sie bloß, ich habe mich tatsächlich verwählt!“

„Sag ich doch“, blaffte sie zurück. Unter anderen Umständen wäre sie freundlicher gewesen, aber tief in ihrem Bauch kündigte sich die nächste Schmerzwelle an. Außerdem glaubte sie, etwas Feuchtwarmes an ihren Schenkeln zu spüren, so als ob sie ihre Monatsblutung bekommen hätte, die schon längst überfällig war. Aber da Juliane zu den Frauen mit stets unregelmäßigem Zyklus gehörte, hatte sie sich bis zu diesem Augenblick keine Gedanken darüber gemacht. Einerseits war sie erleichtert, dass die Schmerzen aller Wahrscheinlichkeit von ihrer Periode kamen, andererseits hatte sie noch nie vorher derartige Probleme gehabt. Außerdem war sie auf diese Situation nicht vorbereitet. Hektisch stand sie auf … alles nur das nicht! Sie wollte auf der Sitzfläche keine Spuren hinterlassen. Das wäre ihr furchtbar peinlich gewesen.

„Ich habe jetzt keine Zeit“, fauchte sie ins Telefon. Der Anruf war zusätzlicher Stress für sie und sie wollte ihn so schnell wie möglich loswerden – auch wenn die Stimme des Mannes etwas in ihr auslöste, was sie in ihrer jetzigen Situation überhaupt nicht einordnen konnte.

„Ich dachte, ich hätte die Tagesmutter meines Sohnes in der Leitung. Wissen Sie, ich wurde gerade von der Behnisch-Klinik angerufen. David, mein Sohn, ist dort eingeliefert worden, er hatte einen Fahrradunfall und die Tagesmutter …“

„Jaja, das tut mir leid, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Ich wünsche Ihnen, dass Ihrem Kind nichts weiter passiert ist. Mein Bus kommt gerade, ich muss nämlich auch in die Klinik. Wiederhören!“

„Martin Reiber ist übrigens mein Name und alles Gute auch für Sie“, hörte sie noch, bevor sie auflegte. Ihre ganze Konzentration galt nun der Aufgabe, trotz der Schmerzen in den Bus steigen zu können, in der Hoffnung, einen sicheren Stehplatz zu ergattern, denn setzen konnte sie sich jetzt ja wohl nicht. Auch wenn sie für ihren Zustand jetzt eine Erklärung hatte, so wollte sie sich doch untersuchen lassen, umzukehren kam nicht in Frage. Meine Güte, in einer solchen peinlichen Situation hatte sie sich noch nicht befunden! Zum Glück war der Bus nahezu leer. Die Fahrt in die Behnisch-Klinik dauerte keine zehn Minuten, aber ihr kamen sie wie eine halbe Ewigkeit vor. Juliane versuchte, sich wieder auf ihre Atemübungen zu konzentrieren. Der Schmerz kam und ging und kam wieder. Aber sie schaffte es, aufrecht stehen zu können.

Diese Stimme! Martin! Ein Mann, der eine derartig tiefe und vibrierende Stimme hatte, musste einfach Martin heißen. Ein anderer Name hätte gar nicht zu ihm gepasst. Trotz der Schmerzen musste sie lächeln. Welche Gedanken hatten sich denn jetzt auf einmal in ihr Hirn geschlichen? Wahrscheinlich würde sie mit diesem Martin nie mehr etwas zu tun haben, und außerdem sollte sie sich jetzt nur auf sich selbst konzentrieren. Wenigstens hatte sie etwas Ablenkung von ihren Schmerzen, während sie sich noch einmal das Telefongespräch ins Gedächtnis rief. Hatte David denn keine Mutter, oder warum musste er sich als Vater in einer solchen Situation kümmern? Wenn sie Kinder hätte, würde sie wollen, dass die Tagesmutter sich an sie wenden würde – wenn es überhaupt eine Tagesmutter gäbe. Ach … Jochen fiel ihr wieder ein. Sie hatte auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm gebaut, von einer Familie und einem Häuschen im Grünen geträumt. Aber es kam anders. Oder besser gesagt, es kam eine Andere. Jochen hatte sich wegen einer neuen Liebe von ihr getrennt und das konnte sie noch immer nicht fassen.

Endlich hielt der Bus vor der Behnisch-Klinik. Nun musste sie nur noch den Weg bis zum Eingang schaffen und dann erst einmal zur Toilette. Sie hoffte, dass es dort Hygieneartikel gab, oder dass es zumindest im Kiosk etwas zu kaufen gab, was sie in ihrer misslichen Situation brauchen konnte.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Die freundliche, warmherzig klingende Frauenstimme gehörte zu einer Ärztin, die ihre Hilflosigkeit vermutlich erkannt hatte.

„Ich bräuchte bitte die Toilette und eventuell vorher den Kiosk, falls es so etwas hier gibt?“, presste Juliane zwischen ihren Lippen hervor, denn sie wurde gerade von der nächsten Schmerzattacke geschüttelt.

„Doktor Felicitas Norden“, stellte sich die Ärztin vor. „Kommen Sie mit, ich bringe Sie zur Notaufnahme, schaffen Sie den Weg, oder soll ich einen Rollstuhl organisieren?“

„Es geht schon“, hoffte Juliane. Sie ließ sich widerspruchslos am Arm nehmen und in Richtung Notaufnahme führen. In der Gegenwart der freundlichen Ärztin fühlte sie sich sofort ein wenig ruhiger. Hier wurde ihr geholfen, das spürte sie instinktiv.

„Ich begleite Sie in die Notaufnahme und übergebe Sie dort unserem Kollegen, Doktor Berger“, meinte Felicitas Norden. „Ich selbst bin die Leiterin der Kinderklinik an diesem Haus und denke, Ihre Bauchschmerzen müssen zuerst einmal internistisch abgeklärt werden, aber wie gesagt … nicht mein Fachgebiet.“

„Wie sagten Sie, war Ihr Name?“, keuchte Juliane, denn eine weitere Schmerzattacke hatte sie fest im Griff.

„Doktor Felicitas Norden. Und ich sehe schon, Sie wundern sich jetzt über die Namensgleichheit mit dem Klinikchef, nicht wahr? Kommen Sie hier entlang. Geht’s noch oder soll ich nicht doch lieber einen Rollstuhl holen?“

„Nein, es geht schon. Und ja, ich wundere mich. Meine Hausärztin hat mir eine Einweisung in die Behnisch-Klinik gegeben, ich soll zum Chefarzt, Doktor Daniel Norden.“

„Das ist mein Ehemann. Ich werde ihm gleich Bescheid geben, sobald ich Sie in die bewährten Hände von Doktor Berger gegeben habe. Nur Mut. Hier wird alles getan, was in unserer Macht steht.“ Beruhigend streichelte sie der Patientin über den Rücken. „Hier sind wir schon.“

*

Felicitas Norden warf ihre blonden Kringellocken in den Nacken. Sie stand im Büro ihres Mannes, um ihr Versprechen einzulösen.

„Feelein, wie schön, dass du mich besuchst“, rief er, als er sie erblickte. „Aber wie du dreinschaust, kommst du nicht zu mir, um deinem geliebten Ehemann einen Kuss zu geben, stimmt´s? Du hast deinen Medizinerblick in deinen bezaubernden, strahlendblauen Augen. Was ist los?“

„Ein Notfall. Ich habe gerade eine junge Frau in die Notaufnahme begleitet, sie hat starke Unterleibsschmerzen. Ihre Hausärztin hat sie zu dir geschickt, vielleicht kannst du nach ihr sehen? Einen Kuss bekommst du trotzdem.“

„Ich soll mich in die Höhle des Löwen begeben? Dorthin, wo Kollege Berger sicherlich alles bestens im Griff hat und immer so begeistert ist, wenn ich mich als Chef einmische?“ Schelmisch zwinkerte er seiner Frau zu. „Kannst du das wirklich verantworten? Wer weiß, in welchem Zustand mich der Löwe aus seiner Höhle wieder entlässt.“

„Ach, du wirst schon – wie immer – die richtigen Worte finden, da bin ich mir ganz sicher. Und wenn du doch ein paar Federn lassen musst, kannst du dich schon mal darauf freuen, dass ich dich heute Abend sehr liebevoll pflegen und trösten werde.“

„Wenn das so ist … wie heißt denn die Patientin?“, fragte er, während er bereits von seinem Schreibtischstuhl aufstand und im Hinausgehen seiner Assistentin Katja Baumann mit einem freundlichen Kopfnicken zu verstehen gab, dass er im Haus unterwegs sein würde. „Notaufnahme“, rief er ihr noch zu und dann konzentrierten sich seine Gedanken bereits auf das, was ihn wohl erwarten würde. Aber für einen flüchtigen Kuss auf die Wange seiner Ehefrau hatte er immer Zeit. Für einen kurzen, innigen Moment sahen sie sich tief in die Augen, bevor er sich auf den Weg machte.

„Ah, Chef, ich wollte Sie gerade anfunken.“ Der Leiter der Notaufnahme, Dr. Erik Berger, kam ihm auf dem Flur entgegengelaufen.

„Ja, ich weiß, eine junge Frau …“

„Nein, dafür brauche ich Sie nicht. Verzeihen Sie, aber das, was die junge Dame wahrscheinlich hat, liegt nicht in Ihrer Kernkompetenz.“

„Sie werden mir sicherlich gleich sagen, welche Kompetenz, die ich nicht habe, hier gefordert sein könnte?“ Daniel spürte einen leichten Anflug von Ärger in sich aufsteigen, den er aber sofort wieder beiseite schob. Er kannte die flapsige Art von Kollege Berger zur Genüge. Wenn er nicht ein so hervorragender Notfallmediziner gewesen wäre, hätte es sicherlich schon längst mehr als einen Grund für mindestens eine Abmahnung gegeben. So aber sah er ihm seine manchmal etwas ungehobelte Wesensart nach und blieb freundlich.