STAR GATE 099-100: Stadt im Eis - Erno Fischer - E-Book

STAR GATE 099-100: Stadt im Eis E-Book

Erno Fischer

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Beschreibung

STAR GATE 099-100: Stadt im Eis ...und "Kristallbeben"   Der große Jubiläumsband mit erweitertem Inhalt:   Erno Fischer: Stadt im Eis - "Niemand kann den Eispanzer durchbrechen!"   Nach vielen Irrungen, Wirrungen und noch mehr überstandenen Gefahren haben Heiko Chan und sein Freund Don Jaime Kapstadt erreicht – und treffen dort eine geheimnisvoll-gefährliche Frau namens Genieve Clouzot. Sie lassen sich von ihr überreden, gemeinsam mit dem Exterroristen Liberanto, den sie eigentlich hatten aufhalten wollen, dessen Befreier aus den Kerkern von Luna, Nestor Hagen, und einem geheimnisvollen kleinen Mädchen namens Lisa zur Antarktis zu fliegen. Dort gibt es eine besondere Überraschung: Clint Fisher stößt zu ihnen, in seltsamer Begleitung. Aber Heiko durchschaut ihn: Es handelt sich um einen Mann, der sein Äußeres beinahe beliebig verändern kann! Aber noch ahnt er nichts vom wahren Geheimnis des Exterroristen Liberanto, obwohl sie hier zusammengekommen sind, um es zu lüften, denn davon könnte es abhängen, ob sich die Erde von der kyphorischen Besatzung befreien kann…   DIE HAUPTPERSONEN: Heiko Chan und Don Jaime López de Mendoza Tendilla y Ledesma – der Survival-Spezialist und sein Freund kommen von einem Schlamassel in den nächsten. Lisa – das kleine Mädchen ist erst vier Jahre alt. Aber sie ist ein sogenannter PSI-Mensch, und das hat gewisse Auswirkungen, die nicht immer und vor allem nicht für jeden erfreulich sind. Liberanto – der Exterrorist heißt in Wirklichkeit Arndt Soklund und muss sich der veränderten Situation auf der Erde anpassen – und nicht nur dieser…   - Berner:Kristallbeben   - "1. Dezember 2063: Morgen, Kinder, wird's was geben…"   Nach der Invasion befindet sich die Erde unter der Knute der kyphorischen Besatzer. Doch die Kyphorer ignorieren in ihrer Überheblichkeit die Menschen auf Venus, Mars oder im Asteroidengürtel. Diese sind in ihren Augen einfach zu unwichtig. Deren Glück, denn es ist ihre Chance, in einer scheinbaren Freiheit zu überleben. Doch diese Freiheit muss teuer erkauft werden. Vor allem im Asteroidengürtel. Immer wieder gibt es Unwägbarkeiten mit tödlichen Folgen. So auch diesmal. Obwohl noch niemand hier etwas davon ahnt. Denn es beginnt so harmlos wie die berüchtigte Ruhe vor dem großen Sturm – das Kristallbeben!   DIE HAUPTPERSONEN: Josh Bronner, seines Zeichens Kommandant von CERES CENTER, des größten Außenpostens der Minengesellschaft ASTEROID INCORPORATE. Brooke Hefner, seine Stellvertreterin – gerät genauso wie er mal wieder von einem Schlamassel in den anderen…   Achtung: "STAR GATE - das Original" ist eine eigenständige Serie, die inhaltlich nichts zu tun hat mit Serien ähnlichen Namens, die im Fernsehen laufen oder im Kino zu sehen sind!    Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.   Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by HARY-PRODUCTION!

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Erno Fischer, W. Berner

STAR GATE 099-100: Stadt im Eis

...und "Kristallbeben"

Achtung: "STAR GATE - das Original" ist eine eigenständige Serie, die inhaltlich nichts zu tun hat mit Serien ähnlichen Namens, die im Fernsehen laufen oder im Kino zu sehen sind! BookRix GmbH & Co. KG81371 München

STAR GATE 099-100: Stadt im Eis

STAR GATE - das Original – Jubiläumsband 99/100

 

Erno Fischer

Stadt im Eis

Niemand kann den Eispanzer durchbrechen

 

Nach vielen Irrungen, Wirrungen und noch mehr überstandenen Gefahren haben Heiko Chan und sein Freund Don Jaime Kapstadt erreicht – und treffen dort eine geheimnisvoll-gefährliche Frau namens Genieve Clouzot. Sie lassen sich von ihr überreden, gemeinsam mit dem Exterroristen Liberanto, den sie eigentlich hatten aufhalten wollen, dessen Befreier aus den Kerkern von Luna, Nestor Hagen, und einem geheimnisvollen kleinen Mädchen namens Lisa zur Antarktis zu fliegen. Dort gibt es eine besondere Überraschung: Clint Fisher stößt zu ihnen, in seltsamer Begleitung. Aber Heiko durchschaut ihn: Es handelt sich um einen Mann, der sein Äußeres beinahe beliebig verändern kann!

Aber noch ahnt er nichts vom wahren Geheimnis des Exterroristen Liberanto, obwohl sie hier zusammengekommen sind, um es zu lüften, denn davon könnte es abhängen, ob sich die Erde von der kyphorischen Besatzung befreien kann…

 

DIE HAUPTPERSONEN:

Heiko Chan und Don Jaime López de Mendoza Tendilla y Ledesma – der Survival-Spezialist und sein Freund kommen von einem Schlamassel in den nächsten.

Lisa – das kleine Mädchen ist erst vier Jahre alt. Aber sie ist ein sogenannter PSI-Mensch, und das hat gewisse Auswirkungen, die nicht immer und vor allem nicht für jeden erfreulich sind.

Liberanto – der Exterrorist heißt in Wirklichkeit Arndt Soklund und muss sich der veränderten Situation auf der Erde anpassen – und nicht nur dieser…

 

 

Zwei Romane in einem Band!

 

Der ehemalige Sicherheitschef des Konzerns WWF (World Wide Finance) Nestor Hagen grinste. Irgendwie gefiel ihm dieser Mann da, der sich Karl Berens nannte, obwohl sich eigentlich alles in ihm dagegen sträubte, Sympathien für ihn zu entwickeln. Immerhin hatte er ihm erfolgreich vorgaukeln können, Clint Fisher zu sein. Ausgerechnet der! Wenn Heiko Chan ihn nicht entlarvt hätte … Wie lange hätte dieser Berens das Schauspiel noch durchgeführt – angeblich, um seine Fähigkeiten zu demonstrieren und damit zu beweisen, dass er für sie unentbehrlich war?

Trotzdem oder gerade deswegen: Es war nicht von der Hand zu weisen, dass Karl Berens für sie tatsächlich noch von Bedeutung sein konnte. Nicht nur als ein Mann, der innerhalb gewisser Grenzen sein Äußeres zu verändern vermochte, sondern auch als das Computergenie, das er angeblich war.

Sie standen in dem normalerweise geräumigen Spezialgleiter, mit dem sie hierher in die Eiswüste der Antarktis geflogen waren. Jetzt, da Karl Berens mit seinen drei Begleiterinnen zu ihnen gestoßen war, wurde es jedoch ein wenig eng.

Die kleine Lisa, die sich an Don Jaime klammerte, als könne dieser ihr ausreichend Schutz bieten, hatte die letzten Minuten geschwiegen. Das änderte sich jetzt schlagartig, als sie sich an Heiko Chan wandte und so laut sagte, dass alle es hören konnten: »Chef, der war dabei!«

»Wer?«, erkundigte sich Heiko Chan verständnislos.

Lisas Blick suchte und fand Liberanto alias Arndt Soklund. »Er hat dir alles genommen!«

»Wie bitte?«, reagierte dieser überrascht. Unwillkürlich ging sein Blick zu Karl Berens hinüber, denn ein Verdacht keimte plötzlich in ihm auf.

Karl Berens reagierte … erschrocken. »Du hast nichts zu suchen in meinem Kopf!«, klagte er die kleine Lisa an.

»Vielleicht solltest du einfach nur schlau genug sein, deine Gedanken besser im Zaum zu halten!«, warf ihm die Superblondine vor, die sich als Nadine Prehti vorgestellt hatte. Ihr wallendes Blondhaar war eine Sensation, ebenso wie ihr bebender, wenngleich nicht zu großer Busen, aber wer einen Blick für Details hatte, sah sofort, dass sie keine gewöhnliche Frau sein konnte. Sie war auch nicht etwa das blonde »Püppchen«, das manch einer möglicherweise in ihr sah, sondern eine ausgebildete Survival-Spezialistin, angeblich vom ehemaligen Konzern Flibo.

Karl Berens duckte sich unter ihren Worten, als befürchte er Hiebe. »Du hast ja recht, Nadine, aber was soll ich tun? Die Kleine irritiert mich gewaltig. Das Ganze macht mich ziemlich nervös. Auch dieser Liberanto.«

»Du kennst meine wahre Identität!«, klagte ihn jetzt dieser an. »Ich habe es versäumt, in deinem Kopf zu forschen, weil ich davon ausging, dass du es nicht zulassen würdest.«

»Allesamt … Telepathen?«, rief Don Jaime erschüttert. »Soll das heißen, ihr alle lest in meinem Kopf wie in einem offenen Buch?«

»Ach was!« Liberanto winkte ab, ließ dabei jedoch Karl Berens nicht aus den Augen. »Niemand forscht in deinem Kopf herum. Nicht nur deshalb nicht, weil dort sowieso nichts zu finden wäre.«

»Ach, danke der Anteilnahme!«, beschwerte sich Don Jaime beleidigt.

Liberanto lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst. »Das kann keiner von uns. Wirklich keiner. Nur untereinander, da ist das was anderes. Wir sind allesamt Mutanten, die man auch beschönigend PSI-Menschen nennt. Du müsstest dich schon sehr konzentrieren und deine Gedanken so intensivieren, als würdest du laut zu mir sprechen, damit ich sie aufnehmen könnte. Den anderen geht es nicht besser. Ich kann also getrost Entwarnung geben.« Liberanto deutete mit dem Kinn abschätzig auf Karl Berens. »Diese Kanaille hier jedoch … Wie gesagt, ich habe es versäumt. Lisa war da viel schlauer.«

Als wäre das für diese eine Aufforderung gewesen, rief sie mit ihrer hellen, piepsigen Kinderstimme: »Er hat’s getan! Er hat die Computer gemacht und alles.«

»Die Computer gemacht?« Nur Don Jaime schien nicht zu verstehen, was sie damit hatte zum Ausdruck bringen wollen.

Die Augen von Liberanto verengten sich zu einem schmalen Schlitz. Er hatte immer noch den Strahler bei sich, den ihm Nestor Hagen gegeben hatte, nach der Befreiung aus den Kerkern von Luna. Der Strahler lag plötzlich in seiner Hand, wie hingezaubert. Und seine Mündung war unmissverständlich auf Karl Berens gerichtet.

Dieser warf erschrocken die Arme hoch. »He, hallo, was soll das jetzt? Wir sind hier zusammengekommen, weil wir gemeinsam…«

»Spuck es aus, Kerl! Was ist damals passiert? Wie hast du mich um mein Konzernerbe betrogen?«

»Ich – ich konnte doch nichts dafür! Clint Fisher hatte mich in der Hand.«

»Clint Fisher?«

»Ja, klar, über die Clouzot. Die haben heimlich zusammengearbeitet. Nicht nur, dass sie dich Jahre später an ihn verriet, damit Ken Randall und Max Nergaard dich in den Ruinen von Alt-Kapstadt festnehmen konnten. Sie war auch schon mit dabei, als es um dein Erbe ging. Du galtest schließlich als tot. Wie konnte ich denn ahnen, dass…?«

»Keine Umschweife – und wehe, du belügst mich! Bleib ganz einfach bei der Wahrheit und beschränke dich auf das Wesentliche. Keine weiteren Ausflüchte will ich mehr hören. Ausschließlich reine Fakten!«

»Ich habe mich eingeschlichen, nachdem Professor Ökdör Sömöhl…«

»Dieser Schuft! Er hat meine Eltern umgebracht – und dasselbe sollte auch mir widerfahren. Er war wohl ganz sicher, dass es ihm gelungen war? Und dann bist du gekommen? Egal, das mit dem Professor weiß ich längst. Ich habe mich nur gefragt, wie es Mechanics wohl gelang, mein Testament dermaßen zu fälschen…«

»Äh, der Notar…«

»Was?« Liberanto schrie es regelrecht.

»Ja, ja, du hast doch den Notar angefordert, wegen deinem Testament. Ich – ich war zufällig schon in der Stadt. Es hat Fisher zu lange gedauert – das mit dir. Deine Eltern waren ja schon tot…«

»Weiter!«

»Ich sollte mich bereithalten. Man wollte etwas gegen dich unternehmen. Bitte, ich weiß keine Einzelheiten. Ich war nicht damit beauftragt, ganz ehrlich. Fisher hat es einfach zu lange gedauert, und dann kam tatsächlich deine Anfrage von wegen Notar. Ich habe dessen Rolle übernommen und kam zu dir. Kaum warst du wieder weg, habe ich das Ganze entsprechend gefälscht. Du weißt ja, Computer sind mein Spezialgebiet…«

»Nicht möglich!«, ächzte Liberanto. Dann schüttelte er zusätzlich auch noch den Kopf. »Ich – ich habe den Notar persönlich gekannt. Ein Vertrauter der Familie. Er hat mir einiges über meinen Vater und meine Mutter erzählt in den Jahren, nachdem ich den Konzern übernommen hatte. Deshalb…«

Karl Berens schlug beschämt die Augen nieder. Oder spielte er das nur, weil Liberanto die Waffe auf ihn gerichtet hielt?

Niemand mischte sich ein. Alle hielten sich zurück, auch Nestor Hagen. Als wollten sie dadurch vermeiden, dass die Situation eskalierte.

Liberanto zitterte jetzt am ganzen Körper; ein Zittern, das sich auf die Waffe in seiner Hand übertrug. Karl Berens schielte darauf, als fürchtete er, sie könne sich dabei selbständig auslösen, doch er wagte es nicht, etwas in dieser Richtung zu sagen.

»Weiter!«, drängte Liberanto.

»Es – es ist schon alles. Als der Professor deinen Tod meldete, wurde das Testament sozusagen rechtskräftig. Der echte Notar bekam von alldem gar nichts mit. Wahrscheinlich hat er sich am Ende nur noch gewundert, dass du einen fremden Notar bemüht hast. Jedenfalls haben die sonstigen Kontaktleute von Clint Fisher im Konzern verhindert, dass er irgendwelche Informationen bekam. Das rettete ihm das Leben, wie ich ja nicht weiter betonen muss.«

»Und jetzt bist du hier, weil die Clouzot das alles natürlich weiß. Falls es mir gelingen sollte, den Eispanzer von der Stadt zu nehmen, wärst du der bestgeeignete Mann für den Zentralcomputer. Falls dieser überhaupt noch zugänglich gemacht werden kann. Immerhin ist alles seit Jahren dick vereist. Ein Eispanzer, der durch nichts geknackt werden kann.«

»Ja, sicherlich, so ungefähr. Und außerdem, ganz ehrlich, ich wollte damit, mit meiner Hilfe nämlich, zumindest ein wenig wieder gutmachen. Ich hatte damals wirklich keine andere Wahl. Ich möchte es nur noch einmal betonen.« Karl Berens schielte wieder ängstlich auf die Waffe, die Liberanto jetzt allerdings wieder wegsteckte.

Dieser entspannte sich sichtlich. »Du würdest nicht mehr leben, Kerl, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dich tatsächlich noch zu benötigen. Glaube mir. Immerhin muss ich zugeben, dass ich selber auch nicht gerade ein Unschuldslamm bin. Nicht umsonst habe ich einmal als der größte Terrorist aller Zeiten gegolten. Das ist zwar maßlos übertrieben, aber doch nicht ganz so unbegründet. Egal, ob ich meine Taten heute bereue oder nicht: Ich musste gegen die Konzerne vorgehen, vor allem gegen Mechanics. Nicht nur dafür, dass sie mir mein Konzernerbe gestohlen haben…«

»Weswegen denn sonst noch?«, hakte Heiko Chan geistesgegenwärtig nach.

Doch Liberanto tat so, als habe er die Frage nicht gehört.

Das machte den asiatischen Survival-Spezialisten nachdenklich. Er begann zu ahnen, dass es da noch jede Menge ungeklärte Geheimnisse gab, die Liberanto ihnen vorenthielt. Nicht nur, dass er anscheinend selber nicht alles wusste und deshalb bereit war, mit ihnen gemeinsam danach zu forschen…

 

*

 

Der Ex-Sicherheitschef von WWF, Nestor Hagen, hatte die Situation aufmerksam verfolgt. Er musterte Liberanto dabei unverhohlen von der Seite: Zweifelsohne hatte dieser die Eiswüste aufgesucht, um endlich sein Erbe zurückzubekommen. So sah zumindest Hagen das. Zwar würde der Konzern genauso wenig funktionieren können wie alle anderen, seit die Besatzer sämtliche Fäden in Händen hielten, aber das schien ihm egal zu sein.

Nur eines wunderte Nestor Hagen nicht erst seit jetzt: Wenn dieses Geheimnis, das er barg, wirklich so mächtig war, wieso hatte er es nicht längst angewendet? Wieso war er als Terrorist unterwegs gewesen und hatte seine Macht nicht dazu verwendet, die verhassten Konzerne sozusagen mit einem Handstreich hinwegzufegen?

Er wusste, dass die Clouzot davon ausging, dass die Macht, die er eingesetzt hatte, um Atlantis City mittels einer unnatürlichen Eisschicht hermetisch von der übrigen Welt abzuschotten, eben nur auf diesen vergleichbar winzigen Bereich angewendet werden konnte. Hinzu kam, dass auch Liberanto, alias Arndt Soklund, nicht so ohne Weiteres in der Lage war, den Eispanzer wieder verschwinden zu lassen. Sonst hätte er das wahrscheinlich schon längst getan…

Nestor Hagen gab sich einen Ruck. »Nachdem dies alles so weit geklärt ist, jetzt mein Vorschlag: Wir fliegen mit diesem Gleiter, wohin uns Liberanto führt. Dorthin, wo es vielleicht einen Weg in die Tiefe gibt. Falls ein solcher Weg überhaupt zu finden ist?« Die Frage war eindeutig an Liberanto gerichtet.

Dieser lachte humorlos. »Ich ging damals in die Tiefe. Dazu benutzte ich einen Schacht unterhalb der unterirdischen Labors, wie euch Karl Berens sicher auch erklären kann.«

Nestor Hagen nickte. »Ich weiß ebenfalls davon«, bekannte er. »Die Clouzot hat es mir erzählt, und diese wiederum wusste es von Karl Berens, ohne dass sie mir gegenüber jedoch jemals seinen Namen erwähnt hat. Sie sagte nur, sie hätte einen Mann direkt vor Ort gehabt, einen Verbündeten. Auch von der Beteiligung von Clint Fisher wusste ich bislang nichts.«

Karl Berens schaute jetzt Liberanto an.

»Arndt Soklund, ich darf dich doch duzen, oder? Wenn es dir nicht passt, sage es einfach. Aber ich habe mich darüber gewundert, wie du das mit dem Eispanzer gemacht hast. Du musst ja irgendwie zurückgekehrt sein aus der Tiefe. Über den Schacht? Wenn ja, wie bist du dann noch aus dem Eispanzer herausgekommen?«

»Ich bin gerade dabei, das zu erklären«, konterte Liberanto ungewohnt barsch. Er zeigte seine Abneigung gegenüber Karl Berens ganz offen. »Es gibt einen zweiten Weg, gewissermaßen am Rande der vereisten Stadt Atlantis City. Ich werde dir sagen, wie du hin findest, Hagen. Setze dich ans Steuer. Alle anderen sollten jetzt erst einmal abwarten.« Sagte er und wandte sich einfach nach vorn.

Nestor Hagen folgte ihm zögernd.

 

*

 

Als Pilot hatte er sich ja bereits bewährt. Sein Können stellte er auch jetzt wieder unter Beweis. Es war gar nicht mal so weit von der Forschungsstation entfernt, wo sie sich getroffen hatten mit Karl Berens und den drei Frauen.

Liberanto schaute aufmerksam nach draußen. Eine echte Veränderung der Eisfläche konnte außer ihm niemand anscheinend feststellen.

Vor ihnen tauchte der Eispanzer von Atlantis City auf.

»Jetzt nach rechts!«, ordnete Liberanto an. Dann schloss er die Augen und schien sich zu konzentrieren.

»Stopp!«

Liberanto blinzelte, als habe ihn etwas verwirrt. Er schaute kurz in die Runde. »Wir müssen aussteigen – zumindest diejenigen, die mitgehen wollen. Ich schlage vor, erst einmal nur Heiko. Don Jaime bleibt bei Lisa. Die drei Frauen und Berens bleiben auch hier. Und Hagen lässt sich sowieso nicht zurückhalten.«

»Das kannst du vergessen!«, schnappte die Superblondine. Ihr nicht gerade kleiner, aber eben doch nicht zu großer Busen bebte wieder einmal.

Heiko Chan stellte dabei überrascht fest: He, der ist ja sogar echt! Er konnte nicht umhin: Die Blondine gefiel ihm ausnehmend gut, nicht nur deshalb, weil sie gewissermaßen eine Kollegin von ihm war. Allerdings hatte er nicht den Eindruck, als würde diese Sympathie von ihr erwidert werden.

Ist sowieso nur rein körperlicher Natur!, tröstete er sich und versuchte eine Lächeln. Sie ignorierte es einfach und kam jetzt auch nach vorn.

Liberanto seufzte. »Noch jemand, der sich nicht zurückhalten lassen will?«

Karl Berens hob nur die Hand und stellte sich anschließend neben Nadine Prehti.

»Na, ist eh jetzt egal. Schnappt euch die Schutzanzüge. Draußen ist das Wetter ziemlich mies, und es hat Frost gemeldet.« Es hatte ein Scherz sein sollen, doch niemand konnte lachen. Nicht einmal er selbst.

Nun waren sie also zu fünft. Nicht nur Liberanto, sondern auch Heiko fand, dass das zu viele waren. Ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn er allein mit Liberanto versucht hätte, den Zugang in die Tiefe zu finden.

Falls er überhaupt gefunden werden kann!, fügte Heiko in Gedanken hinzu. Wenn er nach draußen schaute, konnte er nichts dergleichen sehen. Da ragte der Eispanzer der Stadt empor. Ein mittlerer Sturm war aufgekommen und trieb Wolken von Schnee am Gleiter vorbei. Zudem würde ungefähr in einer Stunde die Nacht hereinbrechen. Um diese Jahreszeit wurde es zwar nicht stockfinster, aber ohne die Sichtgeräte, die in die Spezialanzüge mit eingebaut waren, hätten sie sich jetzt nicht mehr hinauswagen dürfen.

»Man darf gespannt sein!«, murmelte er vor sich hin. Nur Don Jaime und Lisa bekamen es mit.

Da sagte Lisa plötzlich zu der blonden Nadine Prehti: »Bleib bei mir!«

Die schaute das Kind überrascht an.

»Bleib bei mir, bitte!«, bat Lisa.

»Meinst du mich?«, wunderte sich die Blondine.

»Meine Mama hat gesagt, es sei besser so. Du bist nicht böse. Nicht richtig böse, meint Mama. Aber die Männer sind böse. Diese beiden!« Sie deutete unmissverständlich auf Nestor Hagen und Karl Berens.

»Wie kommst du nur darauf?«, beschwerte sich Karl Berens lahm.

»Du hast Böses gemacht!«, warf ihm die Kleine vor.

»Aber ich war noch niemals böse gegen Kinder, Lisa. Das kannst du mir glauben. Ich war nur dann böse, wenn mir nichts anderes übrig blieb. Kannst deine Mama ruhig fragen.« Er schien Bescheid zu wissen darüber, dass die Kleine behauptete, ihre verstorbene Mutter sei ständig bei ihr. Wahrscheinlich hatte die Clouzot ihn darauf vorbereitet.

Lisa fiel es nicht auf. »Mama sagt, es ist egal. Böse ist böse. Der da …«, sie deutete auf Liberanto, »… hat auch Böses gemacht, aber Mama sagt, er hat sich eigentlich nur gewehrt, und bestimmt hat er darauf geguckt, dass er keinem lieben Menschen etwas gemacht hat.«

Liberanto schaute sie schweigend an. Er schien vergessen zu haben, dass er sich den Sicherheitsanzug hatte überstreifen wollen.

Plötzlich sagte er bewegt: »Danke, Lisa! Das werde ich dir nie vergessen – und deiner Mama auch nicht. So nett wie du war, glaube ich, noch niemals ein Mensch zu mir. Nur meine eigene Mama und mein eigener Papa, aber ich habe das leider nicht zu schätzen gewusst. Glaube mir, ich wollte, sie wären jetzt beide hier, so wie deine Mama. Weißt du, wie sehr sie mir fehlen?«

Lisa nickte nur. Und dann lächelte sie.

Liberanto wandte sich rasch ab, damit die anderen nicht sahen, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.

Ein Terrorist, der im Ruf stand, der größte und somit der schlimmste gewesen zu sein, den es jemals gegeben hatte – mit Tränen in den Augen? Das war ihm offensichtlich selber peinlich…

 

*

 

Heiko ging voraus. Das hatte sich so ergeben, nachdem Liberanto ihm mit einem Fingerzeig die Richtung gewiesen hatte. Hagen und Liberanto schlossen sich schweigend an, gefolgt von Nadine Prehti, die mit Karl Berens den Schluss bildete.

Das Herz von Liberanto schlug ein paar Takte zu schnell. Er ahnte längst, welche Rolle ihm in diesem Spiel zugewiesen war.

Er kannte die Relikte aus grauer Vorzeit. Sie waren für die wenigen, die davon zu wissen glaubten, mehr Legende als Wirklichkeit geblieben. Auch für Genieve Clouzot, gegenüber der er sich damals in einem unbedachten Moment verraten hatte und die sich offensichtlich dennoch viel davon versprach – genug jedenfalls, um einen solchen Aufwand zu betreiben und ihn sogar aus den Kerkern von Luna zu befreien –, aber er allein wusste definitiv, dass es sie wirklich gab, und er wusste genauso definitiv, dass diese Relikte für die Vereisung und letztendlich für den absoluten Schutz von Atlantis City verantwortlich waren.

Ja, Genieve Clouzot hatte nicht umsonst für diese Begegnung zwischen ihm und den Mutanten gesorgt. Nur Heiko Chan, Don Jaime und Lisa waren zufällig in die Sache mit hineingeraten. Und der ehemalige Sicherheitschef der Clouzot war weniger der Aufpasser als mehr eine Art Verbindungsoffizier. Er würde dafür sorgen, dass vom Ergebnis der gemeinsamen Suche nicht nur Liberanto, sondern vor allem sie selbst und ihre persönlichen Pläne profitierten.

Es waren Zusammenhänge, die er als Erstes klarstellen wollte, wenn sie endlich den Weg in die Tiefe angetreten hatten und er sich in der Anwesenheit der anderen gegenüber Hagen gestärkt fühlte.

Hinter ihnen schloss sich das Außenschott der gleitereigenen Schleuse. Sie achteten nicht mehr darauf. Liberanto betrachtete stumm den hünenhaften Hagen. In früheren Zeiten, als es so etwas noch gegeben hatte, hätte Hagen bequem den Titel eines »Mr. Universum« erringen können; er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Tigers, sogar im unförmigen Schutzanzug. Liberanto fühlte deutlich genug die PSI-Ausstrahlung des Sicherheitsmannes. Es waren feine, kaum wahrnehmbare Schwingungen, die Hagen wie eine unsichtbare Aura umgaben, aus der Sicht von Liberanto gesehen.

Dieser spürte unwillkürlich eine Gänsehaut. So etwas war ihm noch nie zuvor begegnet. Hagen hatte ein hohes PSI-Potenzial, doch die Schwingungen zeigten auch, dass sein Potenzial irgendwie gestört war. Das hieß, es schlummerte zum allergrößten Teil und war so weder für seinen Besitzer noch für irgendeinen anderen verfügbar.

Wieso hatte Genieve Clouzot, als sie noch an der Macht gewesen war – immerhin als heimliche Chefin der allgewaltigen WWF –, sich nicht dieses Hagens ganz speziell angenommen, um ihn zu einer Art Supermutanten zu trainieren? Sie war doch immer auf der Suche nach solchen Talenten gewesen. Erfolgreich, wie Liberanto schon gewusst hatte, bevor sie ihn damals in Alt-Kapstadt den Männern von Clint Fisher ans Messer lieferte. Und wie er auch jetzt sehen konnte: Anhand von Karl Berens und den drei Frauen in dessen Begleitung.