Sylt, ich komme! - Ben Bertram - E-Book
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Sylt, ich komme! E-Book

Ben Bertram

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Beschreibung

Kennt ihr das Gefühl, überflüssig zu sein und nicht geliebt zu werden? Seid ihr auch schon in Situationen gewesen, in denen ihr daran gezweifelt habt, dass es überhaupt Liebe und Vertrauen auf der Welt gibt? Bei mir war es so und ich bin glücklich darüber, dass ich endlich das Gegenteil erleben darf. Früher war ich ein Straßenhund auf Zypern, doch ich wurde gerettet und bin nun hier auf Sylt gelandet. Besser hätte ich es nicht treffen können und genau aus diesem Grund, möchte ich euch von meinem Leben auf Sylt erzählen. Kommt mit an die schönen Strände, entdeckt mit mir die Insel und begleitet mich dabei, wie aus mir, dem ängstlichen und verschüchterten Straßenhund, ein fröhlicher Inselhund wird. Habt Freude an meinen Erlebnissen und Abenteuern. Natürlich aber auch an meinen Gedanken über die Menschen.

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Ben Bertram

Sylt, ich komme!

Jake, Sylter Inselhund

 

 

 

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- gekürzte Vorschau -

Inhaltsverzeichnis

Titel

Ankunft in Deutschland

Besuch für mich

Unser Spaziergang

Ben ist wieder da

Tschüss Vergangenheit

Die Überfahrt

Der Beginn meiner neuen Welt

Duft in meiner Nase

Strand

Pipi-Runde

Der erste gemeinsame Morgen

Rosaroter Mädchenball

Stadtkern Westerland

Am Strand

Nacht voller Träume

Andere Hunde

Meine Überraschung für Ben

Fast geschafft

Der blaue Ball

Bis bald

Leseprobe aus: Leinen los!

Leseprobe aus: Strandleben

Leseprobe aus: Das Wunder von Sylt

Impressum tolino

Ankunft in Deutschland

Kennt ihr das Gefühl, fehl am Platz zu sein? Das Gefühl zu leben und dabei zu wissen, dass ihr eigentlich unerwünscht seid? Vielleicht kennt ihr sogar den Wunsch, geliebt zu werden oder endlich jemanden zu finden, dem ihr eure Liebe schenken dürft? Diese Momente, in denen ihr hofft, dass auch ihr endlich Vertrauen zu jemandem aufbauen könnt.

Mir war es so ergangen und ich möchte es niemals wieder erleben müssen.

Mein Traum war es, einfach nur glücklich sein zu dürfen. Ich hoffte so sehr, dass ich irgendwann einmal geliebt werden würde. Dass ich euch Menschen Vertrauen schenken konnte, ohne dabei enttäuscht zu werden.

Ja, ich wollte Liebe geben, Vertrauen bekommen und mit meinem eigenen Menschen eine glückliche Zeit erleben. Ich wollte ein Herrchen. Jemanden, mit dem ich durch dick und dünn gehen konnte. Jemanden an meiner Seite haben, der mich akzeptierte, wie ich war. Klar war ich anders als andere Hunde. Immerhin war ich vor noch kurzer Zeit ein Straßenhund gewesen. Ich hatte Ängste, war schreckhaft und konnte durch diese Umstände keine Nähe zulassen. Wie auch? Ich wurde verjagt, beschimpft und manchmal sogar getreten.

Doch durfte meine Herkunft wirklich daran schuld sein, dass ich mit meinen jetzt neun Monaten Lebenszeit alleine sein musste? Lag es wirklich daran, dass ich kein Rassehund, sondern ein Mischling war? Zählten nur diese verdammten Äußerlichkeiten? Immer häufiger verfluchte ich die Oberflächlichkeit der Menschen. Ich verabscheute ihre Taten und ihren nicht begründeten Hass.

Allerdings spürte ich auch noch etwas anderes in mir. Ja, ganz tief in mir drin hatte ich noch einen winzigen Funken Hoffnung. Diese Hoffnung und mein Traum vom Glück hielten mich am Leben.

Alleine war ich lange genug gewesen. Auf Zypern war es, wo ich mich als Straßenhund mit meiner Schwester durchschlagen musste. Wir hatten von dem gelebt, was wir auf den Wegen und Höfen gefunden haben. Leider wurden dabei häufiger vertrieben, als dass wir erfolgreich etwas Genießbares zu uns nehmen konnten.

Niemals wieder wollte ich eine solche Zeit erleben. Ob von nun an alles besser werden würde, wusste ich nicht. Doch immerhin wurde ich gemeinsam mit meiner Schwester am 17. Januar nach Eckernförde gebracht. Mit einem Flugzeug war es und ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, welch große Angst ich während des Fluges in meiner kleinen Transportbox hatte.

Gemeinsam waren wir in eine Pflegefamilie gekommen. Zu Menschen, die uns Futter gaben und die mir und meiner Schwester auch zeigten, dass Menschen tatsächlich nette und friedliche Lebewesen sein konnten.

Klar war ich auch hier ängstlich. Anfassen durfte mich die Pflegefamilie selbstverständlich nicht. Wenn sie es trotzdem versuchten, verkroch ich mich einfach unter einem der Sofas.

Nach fünf Tagen passierte etwas Schreckliches. Ich hatte mich gerade ein wenig mit den Menschen arrangiert, da taten sie etwas, was ich ihnen niemals verzeihen würde. Meine Pflegefamilie bekam Besuch von anderen Menschen, und als die irgendwann später wieder gegangen waren, hatten sie meine Schwester mitgenommen. Von diesem Augenblick an war ich alleine. Ganz alleine! Dieser Schmerz war der Schlimmste, den ich jemals erfahren musste. Alles hatte ich bisher mit meiner Schwester zusammen durchgestanden. Gemeinsam waren wir hierhergekommen und ich hatte daran geglaubt, dass nun alles gut werden würde. Zumindest hatte ich es gehofft.

Doch Pustekuchen. Erneut waren es die Menschen, die mir wehgetan hatten. Sehr weh sogar. Es war schlimmer als jede Prügel und als jeder Tritt, den ich zuvor auf Zypern erfahren musste. Jetzt war ich ganz alleine. Alleine bei den Menschen, die mir meine Schwester genommen hatten. Okay, zwei andere Hunde lebten hier mit mir. Doch es waren die Haushunde. Das Verhältnis zwischen den beiden Rassehunden und meiner Pflegefamilie, war ein anderes, und so stand ich einfach irgendwie dazwischen. Ich hatte Menschen und Hunde um mich herum, und doch war ich alleine.

Zwei Tage später kamen zunächst am Vormittag und anschließend auch noch am frühen Abend jeweils unterschiedliche Menschen zu Besuch. Es waren nette und freundliche Familien, die über mich jedoch nicht das Gleiche sagen konnten. Wie sollten sie auch? Eigentlich hatte mich keine der Familien richtig sehen können. Ich hatte mich nämlich nicht nur unter einem Sofa verkrochen, sondern mich zusätzlich auch noch ganz klein zusammengerollt. Egal, was sie gerufen hatten und ebenso egal, welche Leckereien vor das Sofa gelegt wurden, ich hatte mich nicht gerührt. Warum auch hätte ich es machen sollen? Mich erneut auf etwas einlassen oder irgendwelche Menschen an mich heranlassen, wollte ich auf keinen Fall. Ich war einfach an einem Punkt angekommen, der mir sämtliches Vertrauen genommen hatte.

Tatsächlich bekamen wir am nächsten Tag trotzdem wieder Besuch. Eine junge Frau war es, und eigentlich fand ich sie sogar ganz sympathisch. Doch mehr als meine Nasenspitze wagte sich auch heute nicht unter dem Sofa hervor.

Enttäuscht verließ die Frau einige Minuten später das Haus meiner Pflegefamilie.

„So geht das nicht. Raus jetzt. Komme sofort unter dem Sofa hervor.“ Laut und deutlich, fast bedrohlich, hatte der hier wohnende Mann diese Worte gesagt. Da ich nicht auch noch Ärger mit meiner Pflegefamilie haben wollte, gehorchte ich.

„Nie wieder gehst du unter das Sofa. Hier ist ab heute dein Platz!“ Erneut drangen laute und bestimmende Worte in meinen Gehörgang. Schnell verließ ich den Ort unter dem Sofa und sprang auf den alten Sessel, auf den mein Pflegevater während seiner Sätze gedeutet hatte.

Ich habe es ja kapiert. Hier ist also ab heute mein Platz und der Ort unter dem Sofa ist für mich tabu.

Während ich meine Augen geschlossen hatte, liefen meine Gedanken weiter. Eigentlich schien die Frau wirklich ganz nett gewesen zu sein. Beim nächsten Besuch werde ich versuchen, mich nicht zu verkrümeln.

Ich wollte ja schließlich hier weg. Okay, die Pflegeeltern waren ganz friedlich zu mir und Futter bekam ich auch. Doch ich fühlte mich nicht als ihr Hund. Wie auch? Immerhin bekam ich mehrmals täglich zu hören, dass sie mich nur übergangsweise aufgenommen hatten.

Ja, ich wollte versuchen, mich zu öffnen, mehr von mir zu zeigen. Zumindest dann, wenn Besuch kam, der ausschließlich wegen mir dieses Haus betrat und Gutes im Sinn hatte.

Das Problem an der Sache war jedoch, dass ich bis zum heutigen Zeitpunkt keinen Menschen an meiner Seite gehabt hatte. Niemand hatte sich so richtig um mich gekümmert. Was natürlich ebenfalls bedeutete, dass mir niemand beigebracht hatte, wie ich mich in einer solchen Situation zu verhalten hatte. Wie ich mich verhalten musste, damit ich einen eigenen Menschen bekommen würde. Ich kannte mich im Umgang mit Menschen einfach nicht aus, und es schien so, als wenn es sich auch nicht ändern würde.

Wie auch? Niemand wollte mich, und um ehrlich zu sein, war ich kurz davor meinen winzigen Funken Hoffnung zu begraben.

Traurig hatte ich die nächsten Tage auf meinem Sessel gelegen und war nur aufgestanden, wenn eine Hunderunde angesagt war oder die Futterschüssel gefüllt wurde.

Besuch von einem anderen Menschen, der ausschließlich wegen mir hier aufgetaucht war, bekamen wir leider nicht.

Besuch für mich

Dann kam der 30. Januar. Irgendwie herrschte heute Aufregung im Haus meiner Pflegefamilie. Irgendwann hatte sogar ich mitbekommen, weshalb es so war. Nach einigen Tagen ohne Besuch wollte mal wieder jemand kommen, um mich anzusehen.

Muss das sein? Mich will doch sowieso niemand! Genau diese Gedanken hatte ich in meinem Kopf. Sogar unsere morgendliche Runde war ausgefallen. Es ging nur kurz an die Straße, damit ich dort mein Geschäft erledigen konnte. Als die Zeiger der Uhr angezeigt hatten, dass es zehn Uhr war, klingelte es auch schon.

Immerhin ist der Kerl pünktlich. Warum auch immer es mir in diesem Augenblick wichtig war, ich hatte keinen Schimmer.

Natürlich blieb ich auf meinem Sessel liegen. Besser gesagt, ich verzog mich noch weiter in eine Ecke des Sessels hinein und sah dabei zu, wie die beiden Haushunde zur Tür liefen.

Kurze Zeit später kamen alle zurück in das Wohnzimmer. Alle? Nein, es war noch jemand dabei. Der fremde Mann musste der Typ sein, der für die Hektik am heutigen Morgen verantwortlich war. Doch nicht nur das. Wegen ihm durfte ich, anstatt eine Hunderunde zu drehen, nur kurz auf den kleinen Grünstreifen vor unserem Haus.

Wie auch immer. Heute hatten die Menschen Besuch bekommen. Erneut kam jemand Fremdes in dieses Haus, das niemals mein Haus und erst recht niemals mein Zuhause werden würde.

Doch irgendwie fühlte es sich heute anders an. Der Mann, der sich meiner Pflegefamilie mit dem Namen Ben vorgestellt hatte, lächelte ziemlich häufig in meine Richtung. Er tat es von seinem Platz aus, während er dabei einen Kaffeebecher in der Hand hielt. Dieser Ben machte keine Anstalten, mich zu streicheln. Er hatte nicht mal die Idee, mich kurz zu berühren. Nein, er ließ mich sein, wie ich war. Ich wurde nicht aufgefordert, zu ihm zu kommen. Sollte nicht Pfötchen geben oder vor ihm Sitz machen. Er saß einfach auf seinem Platz und schenkte mir ein freundliches Lächeln.

Die Menschen redeten miteinander. Er stellte Fragen über mich und schien interessiert an allem zu sein, was mich betraf.

„Wird der Hund noch größer?“ Mit „der Hund“ war ich gemeint.

Hey, ich habe einen Namen. Zwar einen Blöden, aber immerhin einen, der mir besser gefiel, als einfach nur Hund genannt zu werden.

„Archie ist jetzt ungefähr 41 Zentimeter hoch. Viel größer wird er nicht werden. Vielleicht noch zwei Zentimeter.“

„Okay.“ Was Ben mit diesem Wort ausdrücken wollte, wusste ich nicht. War ich ihm zu klein? Oder vielleicht sogar zu groß?

„Welche Rassen sind eigentlich in dem kleinen Kerl vermischt?“ Während seiner Frage sah er zu mir.

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Niemand weiß es. Dafür kann ich Ihnen aber sagen, dass Archie bereits kastriert ist. Leider wurde er es zu früh. Daher weiß er selbst nicht, dass er ein Rüde ist.“

WAS WEISS ICH NICHT? Was denkst du eigentlich, wie blöd ich bin? Entsetzt sah ich zu meinem Pflegevater.

„Okay.“ Erneut sagte Ben lediglich dieses eine Wort.

Dann wurde es still. Ben stellte keine Frage mehr, und auch die anderen hatten lediglich einen erwartungsvollen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

Die beiden Hunde meiner Pflegefamilie hatten inzwischen immer wieder aufs Neue versucht, an Streicheleinheiten bei diesem Ben zu gelangen. Doch sie bekamen keine. Zusammengekauert in meiner Ecke, amüsierte ich mich köstlich darüber. Unser Besuch hatte keinen Bock auf die beiden Haushunde. Ja, er ignorierte sie ebenso, wie ich es tat. Er war ein Typ wie ich, und ich musste mir eingestehen, dass mich genau dieses Verhalten neugierig auf ihn machte.

Dann drangen wieder Worte in meine Ohren.

„Archie kann nicht richtig sein Geschäft verrichten. Da er nicht weiß, dass er ein Junge ist, pinkelt er breitbeinig und hebt dabei kein Bein. Leider landet dadurch das meiste auf seinen Vorderpfoten, die daher immer wieder gewaschen werden müssen.“ Mein Pflegevater schien in Redelaune zu sein.

Halt doch einfach mal den Mund. Musst du die ganzen Insider verraten? Warte mal ab, ich werde es selbstverständlich noch lernen.

Was waren das nur für Menschen? Warum sagten sie solche Dinge über mich? Meine Schwester hatte mir gezeigt, wie man sein Geschäft erledigte und ehrlich gesagt, war es doch auch vollkommen egal, wie man pinkelt. Ich war echt entsetzt darüber, wie meine Pflegefamilie über mich sprach. Warum nur stellten sie mich vor unserem Besuch als Vollhonk dar?

Diesen Ben schien es jedoch nicht weiter zu interessieren. Während diese Sätze gesagt wurden, sah er mich einfach nur an. Er hatte einen ähnlichen Blick wie ich. Wir brauchten keine Worte und keine Berührungen. Wir verstanden uns einfach so. Dann sprach der Mann aus meiner Pflegefamilie weiter.

„Auf seinen Namen hört er auch nicht, und da er so ängstlich ist, kann Archie auch nur an der Leine seine Spaziergänge machen. Sie werden eine Hundeschule mit ihm besuchen müssen. Intensiv lernen, damit er ein normaler Hund wird.“

Ein normaler Hund? Hatte ich richtig zugehört? Was bildete sich der denn bitte ein? Ganz ehrlich, so … Meine Gedanken wurden von Ben unterbrochen.

„Ich finde, dass der kleine Mann ein ganz normaler Hund ist.“ Wie geil war das denn? Ich klappte meine Ohren nach vorne und war gespannt, was dieser Ben noch so von sich geben würde. Er hatte mich eben in Schutz genommen. Ben war es egal, was andere über mich sagten oder dachten. Er hatte sich längst ein eigenes Bild über mich gemacht. Ganz ohne Vorurteile, die ihm von anderen aufgeschwatzt wurden.

„Möchten Sie mit dem Hund vielleicht eine Runde drehen?“ Wie aus dem Nichts unterbrach mein Pflegevater die Stille.

„Klar. Gerne sogar. Oder magst du nicht?“ Ben sah mich an. Hatte er tatsächlich gefragt, ob ich mögen würde? Klar hatte ich Lust. Allerdings blieb ich erstaunt liegen. Erstaunt darüber, dass jemandem meine Meinung wichtig war.

Ja ich möchte. Aber nur wir beide! Das war jetzt unser Ding. Ich wollte weder meine Pflegefamilie noch einen der Rassehunde dabei haben.

„Warten Sie, Ben. Ich ziehe mir schnell etwas über und wir kommen mit.“ Ich hätte kotzen können. Warum nur um alles in der Welt wurde mir kein alleiniger Spaziergang mit Ben gegönnt?

„Nein.“

Hä? Hatte ich gerade richtig gehört? Ganz sicher war es jedoch leider nicht so gewesen.

„Haben Sie eben nein gesagt?“ Lachend sah mein Pflegevater zu Ben. Er schien ebenso irritiert gewesen zu sein, wie ich es war. Dann zog er seinen zweiten Schuh an.

„Ja, ich habe nein gesagt. Ich möchte alleine mit Archie nach draußen gehen. Ohne Sie und auch ohne ihre Hunde.“

Ben, du bist schon jetzt mein Held. Wie geil war das denn bitte? Ich amüsierte mich prächtig.

„Okay. Dann bleiben wir eben im Garten. Wenn etwas sein sollte, dann rufen Sie einfach laut.“

Was sollte denn sein? Dieser Gedanke flutschte durch meinen Kopf.

„Was sollte denn sein?“ Fragend sah Ben in die Runde. Tatsächlich hatte er die gleichen Worte gesagt, die ich eben gedacht hatte. Langsam wurde Ben mir unheimlich.

Allerdings auf eine sehr positive Art.

Unser Spaziergang

„Was ist? Kommst du mit?“ Ben sah mich an.

„Er wird nicht mit Ihnen gehen. Archie kennt Sie nicht und mag keine fremden Menschen. Er ist sehr ängstlich, da er viele negative Erlebnisse in seinem bisherigen Leben hatte. Außerdem gehorcht er noch nicht, und auf seinen Namen hört er ebenfalls nicht.“ Während dieser Sätze war ich bereits aufgestanden und hatte mich auf den Weg zu Ben gemacht.

„Da bist du ja. Wollen wir beide eine Runde drehen?“ Ich stand vor Ben und sah ihn an.

Logisch wollen wir. Übrigens finde ich es cool, dass wir alleine gehen.

„Dann mal los.“ Ben kniete sich vor mich hin und befestigte die Leine an meinem Halsband.

„Wir sind dann mal unterwegs. Bis gleich.“ Ohne auf die Worte meines Pflegevaters einzugehen, verließ Ben mit mir das Haus. Warum ich mich an der Seite von Ben anders, als bei allen anderen Menschen zuvor, verhalten hatte, konnte ich mir selbst nicht erklären. Ich fühlte mich von ihm angezogen. Nur angezogen? Nein, ich hatte auch noch das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Sonst wäre es auch nicht möglich gewesen, dass ich mir von ihm die Leine hätte anlegen lassen.

Als wir draußen waren, war mein erstes Ziel der Baum, an dem ich sonst auch immer direkt stoppte. Breitbeinig stellte ich mich auf das kleine Rasenstück, das sich unter dem Baum befand, und ließ einfach laufen. Es tat gut, die Erleichterung zu spüren. Erst nach einigen Sekunden hatte ich bemerkt, dass Ben mich bei meinem Geschäft beobachtete.

Hast du noch nie Hund beim Pieschern gesehen? Obwohl ich nun auch zu Ben schaute, ließ er seinen Blick nicht von mir. Dann spürte ich etwas Feuchtes an meiner linken Vorderpfote. Wieder war es passiert. Erneut hatte ich nicht aufgepasst, und schon lief mir mein eigener Urin über die Pfote. Das Ben es ebenfalls gesehen hatte, da war ich mir sehr sicher. Allerdings sagte er nichts. Stattdessen gingen wir weiter und setzten unsere Runde fort.

Ich durfte schnuppern und überall dort anhalten, wo ich es bisher noch nie gedurft hatte. Sonst ging es immer nach den Nasen der Haushunde. Sie waren es, die das Tempo und die Richtung unserer Spaziergänge bestimmt hatten. Ich war lediglich dabei und wurde von den beiden Rassehunden auch noch belächelt, wenn ich mal wieder nicht dort schnüffeln durfte, wo ich es so gerne getan hätte. Auch andere Hunde durfte ich nicht begrüßen. Ständig wurde ich weggezogen. Ganz anders war es natürlich, wenn einer der beiden Rassehunde einen Kumpel auf der Runde traf.

Als jetzt ein kleiner schwarzer Mischlingshund auf uns zukam, sah ich Ben über meine Schulter hinweg an.

Darf ich? Den kenne ich schon. Henry heißt der Hund und er scheint mich zu mögen.

Tatsächlich blieb Ben stehen und unterhielt sich mit dem Frauchen, während ich Henry freudig begrüßte. Schwanzwedelnd hatten wir uns zunächst gegenübergestanden und uns anschließend nach einem ausführlichen Beschnuppern abgeschleckt.

„Wir müssen dann mal weiter.“ Henrys Frauchen sagte diesen Satz, der dafür gesorgt hatte, dass auch wir unseren Weg fortsetzten.

Meinetwegen hätte unsere Runde niemals enden brauchen. Leider kamen wir doch irgendwann wieder am Haus meiner Pflegefamilie an.

„Da sind Sie ja wieder.“ Mit einem skeptischen Blick wurden wir begrüßt.

„Wir.“ Ben hatte nur dieses eine Wort gesagt.

„Was wir?“

„Nicht nur ich, sondern wir sind wieder da.“ Erneut hatte Ben mir ein Lächeln auf meine kleine Hundeschnauze gezaubert. Dann gingen wir in das Haus hinein. Nachdem Ben mich von der Leine erlöst hatte, machte ich mich wieder daran, meinen Platz auf dem Sessel einzunehmen. Natürlich drehte ich mich so, dass ich Ben von meinem Stammplatz aus gut im Blick hatte.

Auch die Menschen setzten sich, und nachdem einen Augenblick lang niemand etwas gesagt hatte, war es mein Pflegevater, der zu reden begann.

- Ende der Buchvorschau -

Impressum

Texte © Copyright by Ben Bertram Alsterdorfer Straße , 514 22337 Hamburg [email protected]

Bildmaterialien © Copyright by Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7394-0561-2