Tagebuch der Erdsängerin - Marlies Lüer - E-Book

Tagebuch der Erdsängerin E-Book

Marlies Lüer

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Beschreibung

Dies ist eine Einführung in die Welt der Drachenschwert-Trilogie. Es erwarten Sie das Tagebuch der Erdsängerin (die erste Nachfahrin des Elben Fearghas aus der Anderwelt Magiyamusa und Leseproben aus drei Büchern, dazu Zusatzgeschichten, welche nicht in den Büchern enthalten sind.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Inhaltsverzeichnis

Tagebuch der Erdsängerin

Das Tagebuch von Tibby

3 Bonusgeschichten!

Sein heimlicher Wunsch

Mein Weg zu dir

Ambers Brief

Impressum

Tagebuch der Erdsängerin

Von Marlies Lüer

Es erwartet Sie ein Einblick in die Welt Drachenschwert-Trilogie, inklusive des Tagebuches der ersten Erdsängerin und dazu drei Bonusgeschichten zu den Protagonisten Fearghas, Amber und Robena.

Im 19. Jahrhundert wurde in Schottland die erste Erdsängerin geboren. Von ihrem elbischen Vater Fearghas hat sie ihre magischen Fähigkeiten geerbt, von der Erdgöttin Gäa wurde sie berufen, die Ahnmutter von weiteren Erdsängerinnen zu sein, die in späterer Zeit, wenn die Not am größten sein wird, gebraucht werden mit ihren speziellen Fähigkeiten, wenn einst der Dämon erwacht. Ihr Schicksal wurde vor unendlich langer Zeit gewoben, von keiner geringeren Hand als der der Zauberin der ersten Hagedornkönigin, als das sagenumwobene Britannien nicht viel mehr als ein Traum der Götter war.

Das Tagebuch liegt zeitlich gesehen zwischen Band 1 „Midirs Sohn“ (19. Jh.) und Band 2 „Erdsängerin“ (20. Jh.). Die Drachenschwert-Trilogie findet ihren Abschluss in Band 3 „Schwertgeist“ (21. Jh.)

Betrachten Sie dieses Buch als eine kostenlose Leseprobe, oder Appetithappen oder ausgeworfene Angelschnur … es soll Sie verführen, die komplette Trilogie zu lesen.

Die ersten Tagebucheinträge werden von der 9jährigen Isabell, genannt Tibby, verfasst, die noch arg zu kämpfen hat mit der Rechtschreibung und auch mit der Welt der Erwachsenen. Es endet schließlich mit den Einträgen einer gereiften Frau und Mutter und Gäa-Tochter: Isabell Rosehill.

Marlies Lüer

Das Tagebuch von Tibby

(Geschrieben von der ersten Erdsängerin

im 19. Jahrhundert)

* Mama hat mir Schreiben gelernt. Da war ich sieben Jahre. Ich konnte da mein Namen schreiben und wo wir wonen. Jetzt bin ich neun. Darum kann ich jetzt fiel meer schreiben. Mama hat mir ein Tagebuch geschenkt. Das ist eine Belonung sagt sie. So wie mein Lederdrache, den sie mir zu meinem zweiten Geburtstag genäht hatte. Ich soll ühben. Papa sagt, Rechnen muss ich auch ühben. Das am meisten.

* Großonkel sagt ein Datumm gehört auch zum Tagebuchschreiben. Also: heute ist der älfte März. Ich versuche jeden Sonntag was zu schreiben. Zwischen Frühstück und Kirche. Da darf ich nie raus zum Spielen. Weil mein Kleid sonst schmut­zich wird sagt Mama. Papa sagt ich bin eine wilde Fee. Mama macht dann ein ärgerliches Gesicht. Großonkel ist mit Großtante heute bei uns zu Besuch. Er sagt Datumm schreibt man mit einem „m“. Also: Datum! Und schmutzich mit g: schmutzig!

* Heute hat Mama geweint. 9. April. Habe lange nicht im Tagebuch geschrieben. Aber darum ist sie nicht traurich. Traurich vielleicht auch mit g?

* Papa darf mir keine Gutenachtgeschichten mehr erzehln. Mama verbietet es. Sie sagt, er soll mir keine Flausen in den Kopf setzen. Was sind Flausen und wie tut man sie in einen Kopf? 18. April.

* Dritter Mai. Mama ist über Nacht bei Großtante, weil die sehr krank geworden ist. Sie kann den rechten Arm und das rechte Bein nicht mehr bewegen. Papa kann mir darum entlich wieder eine Gutenachtgeschichte erzehln. Ich habe mir die von der Farn-Fee die Blaubeerwein machen wollte gewünscht. Und weil ich dann immer noch wach war, hat Papa mir noch vom Wassakobold erzelt, der nicht mehr schwimmen wollte.

* Ich mag nicht jeden Sonntag schreiben. Elfter Juni. Nicht älfter!

* 22. August. Habe lange nicht mehr in mein Tagebuch geschriben. Geschrieben. Wir haben jetzt in der Nachbarschaft eine Lererin wohnen. Sie hat mit mir, Ainsley, Carson und Eoghan schreiben geübt. Weil unsere Eltern das Schulgeld nicht zahlen könn. Miss Fenella, ich mag sie gern. Ich habe eine Liste machen müssen von den Wörtern, die ich immer falsch schreibe. Zuhause soll ich damit weitermachen, wenn ich welche im Tagebuch finde. Sie sagt, Tagebuch schreiben ist gut für mich. Also: erzählen, Datum, endlich, schmutzig, wohnen, üben. Und immer diese –ich und –ig-Wörter! Das verstehe ich nicht. Klingt doch alles gleich. Traurig, schmutzig, trotzig (ich bin das sagt Mama), Honig, gierig, sonnig, heftig, König. Aber: wirklich, herrlich, pünktlich, ängstlich, weiblich, nützlich, freundlich.

* 8. September. Wir haben eine lange Wanderung gemacht. Waren auf dem Berg bei der Kwelle und dem Wasserfall, und dann zurück durch das Felsental, wo die Schafe grasen. Eoghan hat Tilly mit einem Stein beworfen. Miss Fenella hat ihm eine Ohrfeige gegeben. Ich habe der Lehrerin gezeigt, wo Mama und ich Heilkräuter für Großonkels Apotheke sammeln. Tilly darf jetzt mit Eoghan, Carson und mir und Ainsley üben. Miss Fenella giebt uns zwei Mal in der Woche Unterricht. Mama macht dafür ihre Kleider umsonst heile.

* 14. September. Wir sollten als Hausaufgabe schreiben, was uns bei der Wanderung am besten gefallen hat. Ich mochte am liebsten den Wassageist in der Kwelle. Er ist eine sie. Sie hat mir zuge-wunken. Miss Fenella sagt: keine Geschichten erfinden! Aber wenn es doch wahr ist! Miss Fenella sagt, das hieße dann Nümfe und nicht Wassageist. Und auch: Wasser (!) Und dann habe ich mich wieder mit ihr gestritten! Denn: Quelle. Nymphe. Wer schreibt denn solche Wörter? Dann müsste man doch Kuelle sagen und Nimp-he. Warum darf man nicht so schreiben wie man spricht?

* 15. September. Papa hat wieder sein Gesicht gemacht als ich ihm von der Nümfe (jawoll!!!) erzählt habe. So, als wolle er was dazu sagen. Aber wenn Mama dabei ist, tut er es nie.

* 29. September. Eoghan hat Carson geschubst. Carson ist mit dem Kopf an einen Fels gefallen und hat geblutet. Als er wieder stand, hat er gekotzt. Dann ist Eoghan weggelaufen. Miss Fenella hat Carson ins Pfarrhaus getragen. Sie ist ziemlig stark. Meine Freundin Ainsley und ich haben durchs Fenster geschaut. Sie haben Carson einen dicken Verband um den Kopf gemacht. Dann hat Miss Fenella einen Jungen zu seinen Eltern geschickt. Und einen zu Eoghans Vater.

* 4. Oktober. Carson ist immer noch zuhause und ziemlig krank. Eoghan nicht. Keiner kann ihn finden. (Für meine ig/ich-Liste: ziemlich!)

* 7. Oktober. Wir gehen gleich in die Kirche. Heute Morgen habe ich im Herdfeuer was gesehen. Ich glaube, Papa auch. Gibt es Feuer-Nümfen? Im Garten hinterm Haus haben wir einen großen Haselnussstrauch. Das Haselmännlein hat gestern zum ersten Mal mit mir gesprochen! Mama habe ich das nicht gesagt. Er wünscht mir schöne Träume.

* 11. Oktober. Eoghan ist wieder da. Er hatte sich in der Fraser-Höhle versteckt. Aber dann war der Hunger stärker als die Angst geworden, hat er gesagt. Sein Vater hat ihn grün und blau geschlagen zur Strafe. Jetzt hat er wieder mehr Angst als Hunger. Eoghan sagt, er will ein Guardsman bei den Scots Guards werden. Er kennt den Wahlspruch, und wenn er ihn felerfrei –fehlerfrei!– aufsagen kann, müssen sie ihn aufnehmen. Sagt Eoghan. Der Spruch heißt: Nemo Me Impune Lacessit. Das soll bedeuten: Niemand reizt mich ungestraft. Ich glaube aber nicht, dass die Soldaten Elfjährige in die Armee nehmen. Auch nicht, wenn sie so groß und stark wie Eoghan sind. Mit Miss Fenella üben wir jetzt Komma machen. An den richtigen Stellen.

* 18. Oktober. Ich habe wieder die Träume von der Großen Mama.

* 19. Oktober. Fantasie ist, wenn man sich was aus-denkt. Träume sind, was mein Kopf sich nachts ausdenkt. Erinnerungen sind, was man wirklich mal erlebt hat. Aber manchmal träumt man, was man eigentlich erinnert, und das darum wirklich ist!

* 28. Oktober. Onkel Gowans jüngster Sohn Kiron ist jetzt in der Schule. Onkel Gowan ist Schmied. Er kann das Schulgeld zahlen. Papa war früher auch Schmied. Bis das mit seiner Hand passiert ist. Er konnte lange nichts arbeiten und wir sind arm gewesen. Sehr arm. Großonkel und Groß-tante haben uns geholfen. Und Mama hat viele Kleider genäht. Als Papa dann die Arbeit im Rathaus bekommen hatte, wurde alles etwas besser. Er schreibt dort viel und räumt Akten auf, macht Botengänge und anderes. Sein Weg in die Stadt runter ins Tal ist sehr weit. Abends ist er oft müde, vor allem im Winter. Mama sagt, er schuftet für einen Hungerlohn. Aber jetzt sind wir nur noch arm, nicht mehr sehr arm.

* 30. Oktober. Die Große Mama kommt seit kurzem jede Nacht zu mir. Wir singen Lieder. Und manchmal singen die Pflanzen und Tiere auch mit uns. Das sind schöne Träume. Wenn die Mama an meinem Bett steht, stehe ich immer schnell auf, weil ich mich auf unsere Spaziergänge freue. Meinen Körper lasse ich dann im Bett. Ich habe zwei Körper. Einen richtigen und einen ganz dünnen, wie Luft, für die andere Welt. In der anderen Welt ist es immer hell und warm. Als ich mit Papa heute aus der Kirche kam, habe ich ihm davon erzählt. Er glaubt mir jedes Wort. Aber er sieht auch irgendwie besorgt aus. Mama war heute nicht in der Kirche, sie ist wieder bei Großtante Maisie.

* 2. November. Papa und ich waren auf der Bergwiese. Ich habe ihm ein paar Lieder und Töne vorgesungen, die die Große Mama mir beigebracht hat. Er sagt, die Große Mama heißt eigentlich Gäa. Er hat mir das buchstabiert, damit ich es richtig schreiben kann. Überhaupt kann ich viel besser schreiben als früher. Miss Fenella ist sehr zufrieden mit mir, sagt sie. Auf der Wiese war es sehr kalt. Papa hat mir Tanzschritte gezeigt. Er sagt, wenn ich die Bewegungen richtig mache, dann kann ich, wenn ich älter bin, Dinge mit den Pflanzen machen. Ihre Farbe ändern und so. DAS kann ich kaum glauben. Ich denke, Papa nimmt mich auf den Arm!

* 2. Dezember. Heute fiel die Zeit bei Miss Fenella aus. Wir haben einen Schneesturm. Ich habe angefangen, Papas Gute-Nacht-Geschichten aufzu-schreiben. Heute die von den blauen Schwänen und dem einen weißen.

* 8. Dezember. Großtante Maisie ist gestorben. Überübermorgen wird sie beerdigt. Wir sind alle traurig.

* 11. Dezember. Letzte Nacht war Mama Gäa wieder bei mir. Wir sind diesmal aber nicht spazieren gegangen. Sie hat mir gezeigt, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird. Sie sagt, mit Großtante Maisie ist es auch so, und mit allen Menschen, ohne Ausnahme. Auch aus uns wird mal ein schönes, federleichtes Wesen, leichter noch als die kleinste Feder. Sie sagte, wir sind dann frei und glücklich und ein hell klingender Ton im Lied der großen, heiligen Engel.

* 19. Dezember. Das Wetter ist besser, wir gehen wieder mehr nach draußen. Ich helfe Mama auch oft beim Nähen. Ich bin schon ganz gut darin. Manchmal gehe ich zu Großonkel Russel und helfe ihm, die Wohnung und die Apotheke sauber zu halten.

* 1. Januar 1878. Hogmanay ist vorbei. Wir sind ganz schön müde. Mama hatte einen prächtigen Haggis gekocht und Black Bun gebacken. Die Graupensuppe war auch lecker. Papa isst ja nur selten und wenig Fleisch, aber Mama, Großonkel Russel und ich, wir haben es uns schmecken lassen! Mama sagt, früher hat Papa gar kein Fleisch gegessen. Und früher hätte er viel Whiskey trinken können, aber nachdem er uns gefunden hatte, nicht mehr. Mama war ganz schön betrunken. Ich glaube, sie hat Unsinn geredet. Wann hat er uns denn jemals gesucht und gefunden? Wir sind doch immer alle da.

* 28. Januar. Der Winter ist sehr streng. Ich habe wieder viel Zeit, Papas Geschichten aufzuschreiben. Eoghan wohnt jetzt beim Pfarrer. Weil: sein Vater hat sich tot-gesoffen.

* 2. März. Ich war wieder bei Großonkel Russel. Wir haben die Apotheke aufgeräumt. Ich habe gemerkt, dass er langsam zu alt wird. Er verwechselt die Kräuter. Ich habe sie umgefüllt, ohne dass er es gemerkt hat. Mama hat ein ganz ernstes Gesicht gemacht, als ich es ihr erzählte. Vielleicht kann er auch nur nicht mehr richtig lesen. Ich habe kaum noch Zeit für mein Tagebuch! Ich muss Mama beim Nähen helfen und wir passen auch auf Großonkel Russel auf. Papa meint, die Trauer macht seine Augen und sein Denken schwach. Papa hat ein anderes Wort für Trauer benutzt, aber das weiß ich nicht mehr genau, es klang wie „Dullitschin“.

* 5. März. Eoghan hat mir gesagt, beim Pfarrer hat er es immer warm und die Haushälterin kocht gutes Essen. Allerdings muss er sich jetzt jeden Tag waschen.

* 9. März. Mama hat Papa angefaucht. Er soll mir doch keine Flausen in den Kopf setzen. Inzwischen weiß ich ja, was das bedeutet. Ich will aber Papas Geschichten alle hören, alle! Und ich schreibe sie auch auf. Ob Mama nun will oder nicht. Ich bin doch kein Baby mehr. Ich weiß, was echt ist und was nicht. Ich kann mit den Pflanzen singen, auch mit dem Haselmännlein hinterm Haus. Das ist echt.

* 16. März. Ich habe entdeckt, dass ich auch mit den getrockneten Heilkräutern in der Apotheke singen kann. Sie lassen mich fühlen und sehen, für welche Krankheiten sie gut sind. Großonkel hat ein großes Buch über Heilkunde. Es sind sehr inter-essante Bilder drin. Vom Inneren der Menschen. Wie guckt man denn in einen Menschen hinein? Großonkel wollte es mir nicht sagen.

* 22. März. Es ist etwas wirklich Schreckliches geschehen.

* 24. März. Mama ist ganz müde und traurig. Sie redet kaum noch mit mir.

* 29. März. Miss Fenella schaut mich ganz komisch an, wenn sie denkt, ich merke es nicht.

* 12. April. Mama hat mich angelogen. Ich weiß das von Eoghan. Und der hat es heimlich mitgehört, als der Pfarrer mit Mama und Miss Fenella sprach. Papa ist nicht einfach nur verschwunden – Papa ist im Gefängnis!

* 13. April. Ich kann nicht glauben, dass mein Papa etwas Böses tut! Mama sagt, der Bürger-meister hat ihn reingelegt. Er hat ihn etwas Besonderes malen und schreiben lassen. Und das hat andere Leute geärgert, als sie es gemerkt haben. Mama hat gesagt, das, was Papa gemacht hat, nennt man Urkundenfälschung. Sie jammert immer wieder: Wäre er doch nicht so na-iehf! (Ich will Miss Fenella noch fragen, was das Wort bedeutet, mit Mama kann man gar nicht mehr reden) Großonkel Russel meinte, sie solle froh sein, dass seit Juni 1857 die Deportation nach Australien aufgehoben sei. Aber das hat Mama nicht getröstet! Als sie das hörte, hat sie nur noch mehr geweint. Und ich hab gleich mitgeweint. Wann kommt Papa denn wieder? Die Großen wollen es mir nicht sagen.

* Datumme sind doof! Ich will keine mehr schreiben. In meinem Buch mache ich, was ich will. Erwachsene sind auch doof!

* Im Gasthof wohnen jetzt drei Prosspektohren. Mama sagt, das sind Goldsucher. Sie werden den Berg ausweiden wie eine Gans und ihm seine Schätze stehlen. Ich würde so gerne mal Gänsebraten essen!

* Mama weint viel in letzter Zeit. Dann wieder schimpft sie auf Papa. Inzwischen weiß ich ja was naiv bedeutet und wie man es schreibt. Miss Fenella hat es mir erklärt. Warum man dafür eingesperrt wird, konnte sie mir nicht wirklich begreiflich machen.

* Onkel Gowan war neulich zu Besuch. Er war aufgeregt, als er Mama von der Sprengung der alten Mine erzählte. Die Goldsucher würden jetzt mutiger. Es hätte einen Erdrutsch an der anderen Seite des Berges gegeben, sagte er. Und dann hat er geflüstert: „Das Schwert wird möglicherweise freigelegt“. Mama sagte: „Das darf Tibby nicht wissen“ und machte das Fenster zu. Tja, da hatte ich es aber schon gehört, weil ich zufällig genau unterm Fenster draußen gehockt hatte. Was für ein Schwert denn? Und warum darf ich nichts davon wissen?

* Wenn meine Sehnsucht nach Papa zu groß wird, dann hole ich mir Stift und Papier und schreibe noch mehr Gute-Nacht-Geschichten auf, und manchmal denke ich mir welche aus. Weil: Ich habe jetzt alle Geschichten von Papa im Buch, an die ich mich erinnern kann. Die, die ich selber schreibe, werde ich ihm vorlesen, wenn er wieder zuhause ist.

* Heute war ich wieder in den Bergen. Allein. Ich finde dort Vogeleier, essbare Kräuter und Beeren. Seit Papa im Gefängnis ist, reicht das Geld nicht mehr fürs Essen. Ich wachse so schnell und brauche neue Kleidung, Schuhe und das alles. Mama arbeitet sich halbtot und es kommt wenig bei rum. Wir müssen nämlich auch Papas Essen im Castle Jail bezahlen. Den Garten hinter unserem Haus pflege ich auch. Wenn Mama nicht aufpasst, spreche ich mit den Geistern der Pflanzen und sie zeigen mir, was sie brauchen, um gut zu wachsen. Ich kann mit Stolz sagen, dass unser Kohl, unsere Rüben, größer und süßer sind als die von anderen Leuten. Das Haselmännlein hat mir gesagt, dass heuer der Winter früh kommen wird, und er wird kälter sein als sonst. Darum habe ich mir was ausgedacht: Ich werde auf die Jagd gehen! Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, mit welcher Waffe ich das mache und wo ich sie herbekomme.

* Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Von einem blauen Licht. Und einem Zwerg. Als ich morgens aufwachte, fiel mir alles wieder ein. Ich war noch ganz klein gewesen, da war Onkel Gowan auch zu Besuch da. Mit einem großen Schwert! Und das hatte nach mir gerufen und mich in ein blaues Licht eingesperrt. Ich hatte Angst.

---ENDE DER LESEPROBE---