Tauchfahrt ohne Wiederkehr - W. A. Hary - E-Book

Tauchfahrt ohne Wiederkehr E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

Sie hatten von den Klimaforschen den Auftrag, unter dem Nordpol zu forschen. Doch das immer noch ewige Eis war stärker als der Stahl ihres U-Bootes… Ein Thriller von Erfolgsautor W.A.Hary

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Tauchfahrt ohne Wiederkehr

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER MARA LAUE

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags geht es hier:

https://cassiopeia.press

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Tauchfahrt ohne Wiederkehr

Von W. A. Hary

Einführung:

Sie hatten von den Klimaforschen den Auftrag, unter dem Nordpol zu forschen. Doch das immer noch ewige Eis war stärker als der Stahl ihres U-Bootes…

*

„Tauchen!", brüllte Captain Mort Stuart heiser. „Sofort tauchen!"

Er wurde vom nackten Entsetzen gepackt. Er starrte durch das Periskop. Seine Kinnlade zitterte. Seine Kehle war plötzlich wie ausgedörrt

Deutlich sah er es.

Die Scheinwerfer des aufgetauchten U-Bootes waren voll aufgeblendet. Sie strahlten grell gegen eine steil aufragende Mauer aus Eis. Milliardenfach glitzerten Kristalle im Licht - wie Diamanten von unschätzbarem Wert.

Nur noch vielleicht zwei Schiffslängen war das Unterseeboot davon entfernt. Unaufhaltsam rückte das gewaltige Hindernis heran. Es verlor sich scheinbar in unergründlichen Tiefen.

„Tauchen, sagte ich, verdammt noch mal! Tauchen!", brüllte der Captain heiser und völlig unkonventionell - er, der sonst auf eiserne Disziplin so großen Wert legte.

„Negativ!", sagte eine flache Stimme irgendwo hinter ihm.

Captain Stuart hatte das Gefühl, der Schlag treffe ihn. Er stieß sich vom Periskop ab und suchte den Sprecher mit den Blicken, wobei es in seinen Augen aufloderte, als schüre der Teufel persönlich ein höllisches Feuer.

Stuart sah im wahrsten Sinne des Wortes eine kopflose Mannschaft. Sämtliche Offiziere, die im Kontrollstand anwesend waren, schauten verständnislos und hilflos zugleich auf ihre Anzeigen. Ein paar betätigten Kontakte. Vergeblich.

Captain Stuart fehlten die Worte. Er wusste genau, dass sie auf diese Eismauer los fuhren, und doch sah er jetzt tatenlos zu, weil es das einzige war, was ihm übrig blieb.

*

Die Abdeckplatte lag am Boden. Die Person schaute prüfend nach allen Seiten. Sie lauschte angestrengt und war danach sicher, nicht überrascht zu werden. Bei dem, was sie vorhatte, war das von größter Wichtigkeit - wenigstens für sie.

Die Person hatte nur einen Schraubenzieher in der Hand. Es war unglaublich, wie groß die Wirkung sein würde, die mit diesem winzigen Ding hervorgerufen werden konnte.

Das erste Mal hatte es geklappt - erst vor einer Minute und an anderer wohlausgewählter Stelle. Jetzt war die zweite Phase des Unternehmens an der Reihe.

In den Augen der Person blitzte der Wahnsinn, als ihr rechter Arm vorstieß.

Ratschend fuhr das blanke Metall zwischen den Drähten hindurch, die hier dick gebündelt verliefen.

Einen Augenblick verharrte die Person, dann begann sie mit der scharfen Spitze des Schraubenziehers zu schaben. Die ersten Funken sprühten und prasselten nieder.

„Das ist genug", murmelte sie im Selbstgespräch.

Sie ließ den Schraubenzieher los. Das Werkzeug rutschte weiter nach vorn, berührte einen blanken Kontakt und bildete für einen winzigen Augenblick eine Brücke zwischen diesem Kontakt und dem blankgescheuerten Draht.

Für eine Sekunde brach in diesem Kabelbündel die Hölle aus. Blaues Licht blitzte grell und blendend auf.

Die Kabel schmorten. Es stank intensiv nach Ozon und verbranntem Isolationsmaterial.

Blitzschnell brachte die Person die Verkleidung über den Kabeln wieder an, nachdem sie die glühenden Überbleibsel ihres Schraubenziehers noch tiefer in die Kabelstränge gestoßen hatte.

Die Verkleidung war mit den neuen Schnappverschlüssen versehen. Beim Anbringen brauchte nicht mehr geschraubt zu werden, nur noch beim Abnehmen.

Mit einem Sprung brachte sich die Person in Sicherheit, die hier Sabotage betrieb.

Keine Sekunde zu früh.

Qualm drang durch die Ritzen. Ein Zischen ertönte. Dann folgte eine dumpfe Detonation.

Die Verkleidung wurde zerfetzt. Die Reste flogen der Person um die Ohren.

Eine meterlange Stichflamme schoss aus den Kabelsträngen und brach jäh ab.

Die Person trat zögernd vor und nahm mit einem schmutzigen Lappen pedantisch die heißen Reste des Schraubenziehers auf.

*

„Volle Kraft zurück!", brüllte Captain Stuart. Das war die einzige Möglichkeit, die noch blieb.

Aber gleichzeitig mit diesem Befehl erstarb das Generatorengeräusch, das sie schon seit Wochen begleitete und an das sie sich bereits gewöhnt hatten wie der Schläfer an das nächtliche Ticken seines Weckers.

Der Befehl, der vielleicht noch die Rettung hätte bringen können, kam zu spät.

Obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, schaute der bärtige Captain Mort Stuart wieder durch das Periskop.

Er hatte sich wohl doch in der Entfernung verschätzt. Wären es wirklich nur noch zwei Schiffslängen bis zur Eismauer gewesen, hätte das Unheil schon über sie hereinbrechen müssen.

Das Unterseeboot war während der Fahrt stetig tiefer gesunken, um so der aufragenden Eiswand zu entgehen. Durch das Sonar hatten sie festgestellt, dass die Wand in einer Tiefe von rund zweihundert Metern endete. Ein Atomunterseeboot wie die USS LINCOLN konnte diese Tauchtiefe durchaus noch unterschreiten.

Im Moment befanden sie sich in einhundert fünfzig Metern Tiefe unter Meeresniveau.

Die Ballasttanks waren noch nicht völlig geflutet. Mit dem Antrieb hatten sie die Tauchgeschwindigkeit vergrößert.

Jetzt waren die Generatoren verstummt; die Fahrt verlangsamte sich, aber der Wasserwiderstand reichte nicht zur Abbremsung.

Die Eiswand war heran. Sie verlief schräg und wich nach unten ein wenig zurück. Auch das Boot hatte keine waagerechte Lage, da es sich auf Tauchfahrt befand und mit dem Bug voran nach unten ging.

Im letzten Augenblick nahm der bärtige Captain sein Gesicht beiseite, um nicht beim Aufprall das Linsensystem des Periskops ins Auge gedrückt zu bekommen.

Eine Riesenfaust packte ihn plötzlich und schleuderte ihn quer durch den abschüssigen Kommandoraum nach vorn. Hart kam er mit dem Kopf auf. Er hörte ein entsetzliches Kreischen, das Bersten von Metall und einen Ton wie von einer gigantischen Glocke. Dann verlor er das Bewusstsein.

Mit dem Bug prallte die USS LINCOLN gegen das Hindernis.

Der vordere Teil des Schiffskörpers wurde zusammengeknittert wie Papier. Die Aufprallenergien waren unvorstellbar groß.

Die Männer im Kommandoraum, die noch bei Bewusstsein blieben, bekamen es am eigenen Leibe zu spüren, als sie eine unsichtbare Kraft packte und über den Boden schleifte, gegen Wände und die Decke schleuderte.

Eis splitterte. Riesige Brocken lösten sich und rasten wirbelnd nach oben, um sich an der endlos erscheinenden, alles überdeckenden Eisglocke zu fangen.

Ein Beben erschütterte das Eis. Auch an anderen Stellen brachen in die Tiefe ragende Zacken ab. Das Ganze kam in Bewegung. Das Eis steht immer unter unerhörten Spannungen. Sie lösten sich, indem sie große Teile lossprengten.

Besonders schlimm aber war, dass sich das Schiff halb überschlug. Durch die schräg nach unten gerichtete Tauchfahrt traf der fast hundert Meter lange stählerne Leib im ungünstigen Winkel auf das tödliche Hindernis. Das führte dazu, dass sich der Turm in das Eis bohrte und völlig zerbeult wurde. Das Außenschott platzte und ließ Wasser einschießen. Es donnerte gegen das Innenschott, unter dem der Kontrollraum lag.

Die Männer hörten es und wussten, dass sie in einer Falle saßen, aus der es kein Entrinnen gab.

Das Periskop war nach unten gedrückt worden und ohne Zweifel zerbrochen.

Wasser sickerte aus einem Riss. Nicht lange, dann versiegte es. Irgendetwas hatte den Riss verstopft.

Die Männer sahen sich an. Grauen stand in ihren Augen. Im Schein der grünen Notbeleuchtung sahen die Gesichter wie die von Toten aus.

*

Es war zwar nicht ausdrücklich verboten, aber auch nicht ausdrücklich gestattet, dass Frauen auf einem U-Boot fuhren. Till Sturgess und Salina Lyon, kurz „Sally" genannt, hatten sich darüber hinweggesetzt. Nicht zum ersten Male.

Die Ausnahme resultierte aus der Tatsache, dass es sich bei der Fahrt um einen Forschungsauftrag mit nicht nur militärischem Hintergrund handelte. Immerhin ging es um die sogenannte Klimakrise, und die Klimaforscher weltweit hatten keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als ausgerechnet ein Atomunterseeboot der Kriegsmarine auf Forschungskurs zu setzen, um endlich mehr zu erfahren über die Nordpolkappe, die vom Abschmelzen bedroht war: Wie weit ging das schon unterhalb des Eises?

Sally war Geologin und Till der Zweite Offizier auf dem Boot. Er hatte gerade Freiwache.

„Wir haben nur eine halbe Stunde", hauchte Salina Lyon erregt und kuschelte sich an den bärenstarken, gutaussehenden Offizier. „Nur eine halbe Stunde!"

Ihm versagte die Stimme. Er sah nur den kirschroten Mund, der sich zum Kuss schürzte, und sonst nichts. Leidenschaftlich drückte er seine Lippen darauf. Die Leidenschaft wurde erwidert. Seine Hände gingen auf Wanderschaft.

Sally wand sich schlangengleich unter ihnen. Ihr Atem wurde glutheiß und beschleunigte sich, als Till ihren leichten Pulli hochstreifte. Darunter ertastete er die schweren, nackten Brüste.

Seine Lippen spazierten abwärts, liebkosten den sanft geschwungenen Hals des erregten Mädchens, gingen tiefer, bis… In diesem Moment geschah es! Ein gewaltiger Stoß durchlief das Schiff. Die beiden Liebenden verloren den Boden unter den Füßen und flogen durch die enge Kajüte.

Es war ihr Glück, dass sie gemeinsam in die schmale Koje krachten.

Sally stieß einen Schrei aus und klammerte sich an Till Sturgess fest.

Auf der Koje fanden sie keinen Halt. Sie wurden gegen die Wand gefegt, und da Till in seiner Bewegungsfreiheit behindert war, vermochte er nicht den schmerzhaften Aufprall zu mindern.

Das war noch lange nicht alles. Das Boot stellte sich offensichtlich auf den Kopf!

Durch die andere Koje über der ersten wurden sie aufgehalten.

Ein zweiter Stoß erschütterte das Boot. Die Koje hielt der Beanspruchung nicht stand. Sie löste sich aus der Verankerung und ließ die beiden Menschen zur Decke stürzen.

Ringsum war die Hölle losgebrochen. Durch die Stahlwände drangen Schreie herein. Und das Kreischen und Schrillen des stählernen Bootskörpers.

Sally und Till hörten den Lärm wie aus weiter Ferne. Die Decke behielt sie nicht. Schaukelnde Bewegungen warfen sie gegen die Wand über der Tür. Eine Ewigkeit verging, bis das Boot einigermaßen zur Ruhe kam. Überall knackte es in den Wandungen. Die USS LINCOLN lag leicht schräg und mit dem Bug nach unten.

Verwirrt rappelte sich Till Sturgess auf, als er schließlich halb auf der Tür lag. Er untersuchte Arme, Beine und die Rippen. Einen Knochenbruch konnte er nicht feststellen. Erleichtert atmete er auf.

Sofort wandte er sich Salina Lyon zu, die jetzt langsam an der Tür herab rutschte. Die junge Geologin war so durcheinander, dass sie zu weinen vergaß. Ihr Gesicht war nur weiß wie eine frischgetünchte Wand, und die Augen waren unnatürlich geweitet.

„Um Gottes willen, Mädchen, hast du dir was getan?", fragte Till.

Mechanisch schüttelte sie den Kopf.

Till zog sie hoch, bis sie auf ihren zittrigen Beinen stand. Er tastete sie flink ab. Sie schien wohlauf zu sein.

Aber dann brach sie schluchzend zusammen.

Er legte tröstend den Arm um sie, gerade als das Boot eine Bewegung machte und sich etwas aufrichtete.

„Mensch, Sally, reiß dich zusammen! Ich muss in den Turm. Kommst du hier alleine zurecht?", fragte er heiser.

Sie klammerte sich an ihn fest und flehte ihn an:

„Till, du darfst mich nicht allein lassen! Mein Gott, wir sinken! Merkst du es nicht? Wir sinken doch! Etwas hat uns getroffen!"

„So ein Quatsch!", sagte er wider besseres Wissen. „Ich habe zwar keinen Schimmer, was passiert ist, aber getroffen hat uns bestimmt nichts. Ich muss in den Turm! Die Vorschrift, verstehst du?"

„Nein!" schrie sie und klammerte sich noch mehr an ihn fest. Ihre Fingernägel stachen durch sein Hemd.

Till hieb ihr eine runter, obwohl er es nicht gerne tat. Das löste die Verkrampfung der jungen Geologin. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte wild.

Till küsste flüchtig ihren Nacken.

„Versteh doch, Honey, ich muss ohnehin hier verschwinden, ehe mich jemand mit dir zusammen sieht. Sie merken doch sofort, dass zwischen uns etwas ist. Du kennst unseren Alten nicht. In solchen Dingen versteht er keinen Spaß."

Es reichte nicht, um Sally zu beruhigen.

Da öffnete sich die Stahltür. Die kleine, ein wenig blasse und knabenhaft zierlich gebaute Daphne Scoville arbeitete sich herein. Ihr Gesicht war noch bleicher geworden als sonst. In ihren Augen flackerte es, als wäre sie dem Wahnsinn nahe. Aber keine Träne zeigte sich.

Till Sturgess atmete auf. Daphne war die einzige, die von ihrer kleiner Affäre wusste. Das war nicht zu umgehen gewesen, denn wenn Till kam, musste sie sich vorübergehend draußen die Füße vertreten. Bis jetzt jedoch hatte sie nichts gegen das streng verbotene Verhältnis einzuwenden gewusst.

„Gottlob, Daphne, was bin ich froh, dass du da bist", sagte Sturgess.

„Was ist denn mit uns passiert?"

Till hob die Achseln.

„Ich bin überfragt. Würdest du dich bitte um Sally kümmern? Ich muss mich auf die Socken machen. Ein solches Ereignis löst automatisch Alarm aus, auch wenn du jetzt keine Sirene hörst."

„Auf dem Gang brennt die grüne Notbeleuchtung", warf Daphne hastig ein.

Till spürte einen eisigen Schauer über den Rücken gehen. Er ahnte nichts Gutes.

Ohne ein weiteres Wort schob er sich an dem zierlichen Mädchen vorbei und hastete den Gang entlang.

Überall im Boot war Tumult ausgebrochen. In einer Kajüte hämmerte jemand gegen die Wand. Aus einer anderen torkelten zwei Besatzungsmitglieder.

Till Sturgess schob sich an ihnen vorbei und eilte, so schnell er konnte, in den Kommandostand, den er noch immer mit dem altmodischen Wort „Brücke" bezeichnete. Auf einem U-Boot dieser Größenordnung gab es keine Brücke mehr.

Bald hatte er den Aufgang erreicht und hetzte hinauf. Das Schott klemmte. Er trommelte mit den Fäusten dagegen und riss am Handrad für die Verriegelung.

Auch auf der anderen Seite bemühte man sich. Jemand schlug mit einem metallischen Gegenstand auf das Schott ein.

Es war ein aussichtsloses Bemühen.

Das Schott saß fest. Die Falle war zu.

*

Endlich verebbten die wilden Schlingerbewegungen des Bootes. Die Männer verharrten einen Moment wie betäubt. Dann erwachten sie aus ihrer Erstarrung und arbeiteten sich an das Schott heran, das nach unten führte.

„Verdammt!", fluchte der erste. „Es geht nicht auf. Es klemmt!"

Zu zweit drehten sie das Handrad. Es hatte keinen Sinn. Der Kommandoturm war so zusammengestaucht worden, dass sich alles verschoben hatte. Nicht einmal das Rad ließ sich bewegen.

Der Erste Offizier widmete sich dem Periskop, das sich am unteren Ende tief in die Bodenplatten gebohrt hatte.

„Ist auch nichts mehr damit anzufangen", knurrte er und rüttelte daran.

Im nächsten Moment spritzte ein dünner Wasserstrahl herab.

Stumm blickte der Erste Offizier darauf. Erst allmählich schien ihm zu dämmern, was der Wassereinbruch für sie bedeutete. Es war nur wenig Wasser - aber es war Wasser, salziges Meerwasser.

Er war wie vom Donner gerührt, und die anderen auch.

Die beiden, die sich mit dem Schott abmühten, gaben ihr Vorhaben auf.

„Tut doch endlich etwas!", schrie jemand, aufkommende Panik war in der Stimme.

„Was denn?", gab der Erste Offizier zurück.

Normalerweise war eine solche Disziplinlosigkeit unter dem Kommando des gestrengen Mort Stuart nicht denkbar. Diesmal schon. Und niemand störte sich daran.

Einer stürzte sich auf den dünnen Wasserstrahl, der aus der Periskopführung spritzte. Er hantierte mit einem Lappen und versuchte, den Strahl einzudämmen. Ein völlig nutzloses Unterfangen.

Sein Kamerad riss ihn an der Schulter zurück.

„Hör auf! Das hat doch keinen Sinn. Bei dem Wasserdruck!"

„Wir ersaufen!", schrie der Jüngste der Offiziere. Er riss und zerrte wie besessen am Handrad des Schotts.

Niemand gab ihm eine Antwort. Aber zwei Mann mühten sich sogleich wieder mit dem ebenfalls verklemmten Turmschott ab.

Auch dieses saß fest wie angeschweißt.

„Was ist mit dem Captain?"

Gerald Smith, der Erste Offizier, schien aus einem Alptraum zu erwachen. Er warf einen Blick in die Runde.

Captain Stuart lag zusammengekrümmt unter der Turmleiter.

Voll böser Ahnungen hastete Smith hin und drehte den Alten mit einem Ruck um.

Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich nicht. Stuart war nur mit dem Kopf aufgeschlagen, hatte das Bewusstsein verloren und sich eine prächtige Beule eingehandelt. Sein Atem aber ging regelmäßig.

Smith klopfte ihm derb die Wangen. Marineangehörige waren nun mal keiine zartbesaitete Leute.

Mort Stuart schnappte plötzlich nach Luft wie ein Karpfen auf dem Trockenen. Die Lider hoben sich so zögernd, als wären sie zu schwer. Die Augen waren verdreht, so dass zunächst nur das Weiße zu sehen war.

Der Captain hatte alle Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sein Bart zitterte und sträubte sich.

Gerald Smith spürte etwas nass und klebrig über seine Rechte sickern. Er ließ den Kopf seines Captains los und sah, dass seine Hand blutverschmiert war. Der Alte hatte nicht nur eine Beule an der Stirn, sondern eine Platzwunde am Hinterkopf.

Gerald verzog das Gesicht und wischte das Blut an Stuarts Uniformjacke ab.

Der Alte sah es verblüfft, und der unglaubliche Vorgang brachte ihn verdammt schnell in die Wirklichkeit zurück. Er zog die Beine an, kam auf die Knie und zog sich am Handlauf der Turmtreppe vollends hoch. Seine Beule glänzte im Schein der Notbeleuchtung. Aber seine Augen funkelten grimmig.

Stuart war wieder der Alte - so jedenfalls glaubte er. Er schnauzte auch sofort seine Leute an.

„Bewegung! Was gafft Ihr? Ich höre keine Meldungen! Warum sind noch keine Meldungen aus dem Boot da?"

Im nächsten Moment jedoch schnitt er vor Schmerz Grimassen und tastete vorsichtig nach der Stirn und der Beule. Er taumelte und griff nach dem Handlauf.

Der Erste Offizier wollte ihn stützen.