Teresa von Avila - Gabriele Ebert - E-Book

Teresa von Avila E-Book

Gabriele Ebert

0,0

Beschreibung

Dieses Büchlein dient als Einführung in das Leben und Werk von Teresa von Avila (1515-1582), dieser außergewöhnlichen spanischen Frau aus dem 16. Jh. Sie war Ordensreformerin und gründete den Zweig der Unbeschuhten Karmeliten, war Mystikerin, Schriftstellerin und Seelenführerin. Mit Johannes vom Kreuz gründete sie den Männerzweig. In Pater Jerónimo Gracián fand sie einen engen Freund und Gleichgesinnten. Sie musste viele Widerstände bei den Klostergründungen und den Streit zwischen den Beschuhten und Unbeschuhten Karmeliten erleben, bis zwei Jahre vor ihrem Tod der Reformorden endlich von Rom anerkannt und vom ursprünglichen Orden unabhängig wurde. Sie gründete siebzehn Frauen- und zwei Männerklöster in ganz Spanien.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 68

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Teresa von Avila (1515-1582), Gemälde von Peter Paul Rubens, 1615

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kindheit und Jugend

Im Menschwerdungskloster in Avila

Die Bekehrung

Das Kloster San José

Die Klostergründerin

Johannes vom Kreuz und das erste Männerkloster in Duruelo

Weitere Gründungen

Pater Jerónimo Gracián und die Ordensstreitigkeiten

Die letzten Jahre

Die Werke Teresas

Chronologie

Literaturverzeichnis

Einleitung

Dieses Büchlein dient zur Einführung in das Leben und Werk von Teresa von Avila (1515-1582), dieser außergewöhnlichen spanischen Frau aus dem 16. Jahrhundert. Sie war die Gründerin des reformierten Ordens der Unbeschuhten Karmeliten, Mystikerin, Schriftstellerin und Seelenführerin. Obwohl sie oft krank war, war sie unermüdlich tätig, viel auf Reisen und musste viele Widerstände überwinden. Mit Johannes vom Kreuz gründete sie nach dem reformierten Frauen- auch den Männerzweig. In Pater Jerónimo Gracián fand sie einen engen Freund. Die Inquisition und die verworrenen Ordensstreitigkeiten zwischen den Beschuhten und Unbeschuhten machten ihr zu schaffen. Sie erlebte einen Tiefpunkt, an dem es schien, dass ihre Reform gescheitert war. Doch schließlich setzte sich ihr Werk durch. Die Unbeschuhten erhielten 1580 durch ein Breve von Papst Gregor XIII. eine eigene Provinz und damit ihre Selbstständigkeit.

Sechs Jahre nach ihrem Tod brachte Fray Luis de León Teresas Werke heraus. 1614 wurde sie seliggesprochen, 1617 zur Schutzpatronin Spaniens ernannt, 1622 heiliggesprochen, 1965 zur Schutzpatronin der spanischen Schriftsteller ernannt und 1970 zur Kirchenlehrerin.

Kindheit und Jugend

Teresas Leben ist durch viele Quellen wie Briefe und ihre Schriften sehr gut bezeugt. Dazu gehört auch ihre Autobiografie, Vida, die sie auf Wunsch ihres Beichtvaters schrieb und die bis zur Gründung ihres ersten Reformklosters San José in Avila reicht.

Teresa de Ahumada wurde am 28. März 1515 in Avila, Kastilien, geboren. Sie war das dritte Kind aus zweiter Ehe von Alonso de Cepeda mit Beatriz de Ahumada. Seine erste Ehefrau Catalina del Peso, mit der er zwei Kinder hatte, war bereits nach zweieinhalb Jahren Ehe 1507 gestorben. Zwei Jahre später heiratete er, inzwischen 29 Jahre alt, die 14jährige Beatriz de Ahumada, die ihm zehn Kinder zur Welt brachte und mit erst 33 Jahren starb.

Alonso de Cepeda war der Sohn des begüterten jüdischen Kaufmanns Juan Sánchez de Toledo und dessen Frau Inés de Cepeda. Als die Inquisition in Toledo ihr Tribunal aufschlug, wurde Juan Sánchez, wie viele andere Juden, 1485 zusammen mit der gesamten Familie getauft. So gehörte er zu den sogenannten „Conversos“, einer bis ins 18. Jahrhundert hinein diskriminierten Bevölkerungsschicht Spaniens. Etwa 1490 zog er mit seiner Familie nach Avila, um möglichst unbelastet von seiner Vergangenheit ein neues Leben zu beginnen. Er kaufte sich einen Adelstitel, damit er und seine Familie fortan vor Repressionen geschützt waren.

Zum historischen Hintergrund: 1516 ging in Spanien die Herrschaft der Katholischen Könige Fernando und Isabel zu Ende. Unter ihrem Regiment hatte das unerbittliche Auge der Inquisition über die dogmatische Reinheit des katholischen Glaubens gewacht. Die Juden wurden des Landes verwiesen oder zwangsbekehrt, und Amerika wurde entdeckt. In Wittenberg schlug Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an die Kirchentür, und die Kirchenspaltung nahm ihren Anfang. Zu Teresas großen Zeitgenossen zählte u.a. Ignatius von Loyola (1491-1556).

Teresas Kindheit war von Frömmigkeit geprägt, vom Wunsch, den Himmel um jeden Preis zu erringen, und von der Angst vor der Hölle. Als sie acht war, las sie mit ihrem elfjährigen Lieblingsbruder Rodrigo zusammen Heiligenlegenden. Daraufhin beschlossen sie, es den Märtyrern gleich zu tun. „Als ich die Marter sah, welche die heiligen Frauen für Gott durchmachten, schien es mir, dass sie sich das Eingehen in den Genuss Gottes sehr billig erkauften, und so sehnte ich mich sehr danach, so zu sterben, doch nicht aus Liebe, die ich zu ihm zu haben glaubte, sondern um in so kurzer Zeit von den großen Gütern zu genießen, die es im Himmel gab, wie ich las. So tat ich mich mit diesem Bruder zusammen, um zu beraten, welches Mittel es dazu gäbe. Wir kamen überein, uns ins Land der Mauren aufzumachen und aus Liebe zu Gott zu bitten, uns dort zu köpfen.“1 Ob die beiden tatsächlich ausrissen, wobei ein Onkel sie auf der Brücke am Stadtrand einfing, wie oft erzählt wird, bleibt offen.

Dann beschlossen die Geschwister, Einsiedler zu werden. „In einem Garten, den es zu Hause gab2, versuchten wir, so gut es ging, Einsiedeleien zu bauen, indem wir kleine Steine aufschichteten, die aber bald wieder einfielen; so fanden wir keine Abhilfe für unseren Wunsch.“3

Wenn sie mit anderen Mädchen spielte, bauten sie Klöster und spielten Nonnen, was damals nicht unüblich war, gab es für die Frauen doch nur die zwei Möglichkeiten: zu heiraten und eine Familie zu gründen oder ins Kloster zu gehen.

Teresa liebte Ritterromane, also Liebes- und Abenteuerromane mit einer romantischen Heldengeschichte, die im 16. Jahrhundert sehr populär waren und die auch ihre Mutter las. Dabei musste sie Acht geben, dass es ihr Vater nicht bemerkte. Sie verbrachte, wie sie schrieb, viele Stunden am Tag und auch in der Nacht damit und wartete sehnsüchtig auf jede Neuerscheinung. Man bedenke dabei, dass zur damaligen Zeit bei Spanierinnen das Privileg, lesen und schreiben zu können, nur auf drei Prozent zutraf.

Teresas Mutter starb Ende 1528 nach der Geburt der jüngsten Tochter Juana mit erst 33.

„Ich erinnere mich, dass ich kaum zwölf Jahre alt war, als meine Mutter starb.4 Da ich zu begreifen begann, was ich verloren hatte, ging ich todtraurig zu einem Bild Unserer Lieben Frau und bat sie unter vielen Tränen, meine Mutter zu sein.“5

Als Teresa älter wurde, wurde sie eitel. „Als ich nun, sobald ich aus diesem Alter herauswuchs, zu begreifen begann, welche natürlichen Reize mir der Herr gegeben hatte (die dem Sagen nach zahlreich waren), da begann ich, obwohl ich dem Herrn dafür hätte danken sollen, mich all ihrer zu bedienen, um ihn zu beleidigen.“6

„Ich begann, aufwändige Kleider zu tragen und mir zu wünschen, durch mein Aussehen zu gefallen, mit viel Sorge um meine Hände und Haare, mit Parfum und allen Dummheiten, derer ich dazu habhaft werden konnte – und das waren viele, denn ich war sehr eitel.“7

Außer ein paar Cousins kamen allerdings keine Männer ins Haus. Mit ihnen steckte sie zusammen, unterhielt sich und hörte zu, wenn sie von ihren „gar nicht erbaulichen Liebeleien und Kindereien“ erzählten. Sie fasste Zuneigung zu einer Cousine, die, wie sie schrieb, einen schlechten Einfluss auf sie hatte, „denn sie war bei allem, was ich als Zeitvertreib nur machen wollte, mit dabei und zog mich sogar noch tiefer hinein, da sie mich an ihren Unterhaltungen und Dummheiten beteiligte.“8 Sie liebte Klatsch und Tratsch, lernte das Schachspiel, putzte sich heraus, übte sich in Gesellschaftstanz, ritt gerne aus und ließ sich von ihren Cousins bewundern.

Doch dem allem schob ihr Vater schließlich einen Riegel vor, nachdem seine älteste Tochter María geheiratet hatte und Teresa somit ohne weibliche Aufsicht war, indem er sie mit etwa siebzehn in das Internat des Augustinerinnenklosters Santa María de la Gracia (U.L. Frau von der Gnade) in der Stadt steckte, wo junge Damen aus dem Adel erzogen wurden. Damit entzog er sie dem Einfluss der Cousins und Cousinen.

„Die ersten acht Tage dort litt ich sehr, aber mehr wegen meines Verdachts, dass man meine Eitelkeit erkannt hätte, als deshalb, weil ich mich dort befand.“9 Doch dann lebte sie sich ein. Sie war beliebt und fühlte sich wohl. Sie fand eine enge Beziehung zu der jungen Novizenmeisterin, die sich auch um die Klosterschülerinnen kümmerte, und ihr Einfluss wirkte sich positiv aus. „Und wenn ich eine Schwester beim Beten in Tränen geraten sah und andere Tugenden, dann wurde ich ganz neidisch auf sie; denn in diesem Punkt hatte ich ein so kaltes Herz, dass ich die ganze Leidensgeschichte hätte lesen können, ohne auch nur eine einzige Träne zu vergießen; und das bereitete mir Kummer.“10