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Der Pole Maurice Frydman (1894 oder 1901-1976) war eine bedeutende Persönlichkeit, obwohl über ihn nicht viel bekannt ist. Er war ein enger Schüler von Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj. Als Elektroingenieur kam er in den 1930er Jahren nach Indien, wo er in Bangalore eine Fabrik für Transformatoren aufbaute und an den Wochenenden ein regelmäßiger Gast im Ashram von Ramana war. Bei Swami Ramdas legte er das Mönchsgelübde ab und erhielt den Namen Swami Bharatananda. Mit Krishnamurti, mit dem er viel diskutierte und in dessen Organisationen er zeitweise arbeitete, verband ihn eine enge Freundschaft. Er war wesentlich am Aundh-Experiment des kleinen Fürstenstaates Aundh beteiligt und verhalf ihm zur Demokratisierung. Für Gandhi entwickelte er ein Spinnrad, half bei der Planung der Flucht des Dalai Lama nach Indien und kümmerte sich darum, dass die geflohenen Tibeter Land zur Ansiedlung erhielten. Zudem stellte er die Gespräche des Maharshi in "Maharshi's Gospel" zusammen und übersetzte die Gespräche von Nisargadatta Maharaj aus dem Marathi ins Englische, woraufhin das bekannte Buch "I Am That" entstand.
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Einleitung
Maurice Frydmans Leben: Apa Pant berichtet
Die späteren Jahre
Maurice Frydman und Ramana Maharshi
Maurice Frydman und Nisargadatta Maharaj
Literaturverzeichnis
Über den Polen Maurice Frydman (1894 oder 1901–1976) ist nicht besonders viel bekannt, obwohl er eine bedeutende Persönlichkeit im Umfeld von Mahatma Gandhi, dem Aundh-Experiment des indischen Fürstenstaats Aundh, Ramana Maharshi, Nisargadatta Maharaj und Jiddu Krishnamurti war. Er förderte den Austausch der Literatur zwischen Indien und Polen, half den tibetischen Flüchtlingen nach dem Einmarsch der Chinesen in Tibet, in Indien einen Platz zum Bleiben zu finden, und war an der Planung der Flucht des Dalai Lama nach Indien beteiligt. Zudem stellte er „Maharshi’s Gospel“, eine Sammlung von Fragen und Antworten mit dem Maharshi, zusammen, die auch viele seiner eigenen Fragen enthält, und übersetzte die Gespräche Nisargadatta Maharajs mit den Besuchern von Tonbandaufnahmen aus dem Marathi ins Englische, wobei das umfangreiche Werk „I Am That“ (Ich bin) entstand.
Maurice war ein Karma-Yogi, der sofort zur Tat schritt. Er hinterließ nichts Biografisches und hielt sich stets im Hintergrund. So ist die Quellenlage dürftig.
Am meisten über ihn berichtet Apa Pant, der Sohn des Rajas des Fürstenstaates Aundh. V. Ganesan, der Großneffe von Ramana Maharshi, hat ihm in seinem Buch „Ramana Perya Puranam“ ein Kapitel gewidmet, David Godman hat in einem Interview frei über ihn erzählt, und Srinivasan hat in einem Online-Dokument versucht, die Fakten zusammenzutragen. Zudem gibt es noch einen Erlebnisbericht von Barry Gordon aus Maurice’ späten Jahren.
Maurice’ Leben ist in seiner Betonung des Handelns einmalig unter den Schülern von Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj und auch von Interesse in Bezug auf die Geschichte Indiens. Deshalb ist es sicherlich einer Lektüre wert.
Maurice Frydman
Apa Pant (1912-1992) war der älteste Sohn von Bhawanrao Shriniwasrao Pant Pratinidhi, dem Raja von Aundh, einem der zahlreichen Fürstenstaaten in British Indien. 1937, nach seinem Studium in England, traf er Maurice Frydman zum ersten Mal und blieb ihm bis zu dessen Tod verbunden. Er betrachtete ihn nicht nur als Freund, sondern auch als seinen Guru und schrieb für die Zeitschrift des Ramanashram „The Mountain Path“ einen ausführlichen Artikel, der hier in voller Länge wiedergegeben wird.1
„Ich muss in der Tat in vielen vergangenen Leben eine Menge Punya (spirituelle Verdienste) erworben haben, um es verdient zu haben, einen so einzigartigen Führer, Freund und Philosophen wie Swami Bharatananda, alias Maurice Frydman, zu treffen. Obwohl er sich stets im Hintergrund hielt, war sein Einfluss auf Ereignisse und Menschen, der immer gleichzeitig auf verschiedenen Bewusstseinsebenen erfolgte, unermesslich.
Maurice war es, der mich dazu brachte, vier der größten Weisen unserer Zeit zu begegnen. Er führte mich innerhalb weniger Monate nach meiner Ankunft aus England 1937 nach Abschluss meines Studiums zu Sri Ramana Maharshi. Auf Anregung von Maurice traf ich Sri J. Krishnamurti, und der Kontakt blieb über fünfzig Jahre bestehen. Maurice war es auch, der mich Mahatma Gandhi vorstellte. Von da an wurde ich ein regelmäßiger Besucher in Sevagram2. Und 1975 schließlich, nur wenige Wochen bevor er den Körper verließ, war seine letzte Handlung, mich zu Sri Nisargadatta Maharaj zu bringen.
Sein Leben des Experimentierens und der Erfahrung war mit der Botschaft und dem Werk dieser vier großen Seelen verbunden. Aber Maurice machte uns alle – seine Freunde und Anhänger – zu Mitpilgern auf seinem Weg, indem er uns drängte, beriet und uns oft unter Druck setzte, aufrichtig, einfach und wahrhaftig zu sein. Er schaute dich ständig mit diesen freundlichen, durchdringenden Augen an, sah in dich hinein, durch dich hindurch, still und mitfühlend, und deckte sofort alle deine Macken und Probleme auf, körperliche, emotionale, mentale und spirituelle. Er zog dich dann schonungslos für deine Verfehlungen zur Rechenschaft und gab dir sofort direkte und korrekte, aber oft unverdauliche und sogar verstörende Ratschläge. Viele haben ihr Leben nach einem kurzen Kontakt mit Maurice Frydman revolutionär verändert.
Genau das ist mir in jenem November 1937 passiert, als ich unerwartet mit Maurice Frydman in Bangalore konfrontiert wurde.
Bhawanrao Shriniwasrao Pant Pratinidhi, Raja von Aundh, 1922
Ich war gerade von einem viereinhalbjährigen Studienaufenthalt in Oxford und London zurückgekehrt und war ein sehr aufgeweckter junger Mann, der sich einbildete, ein ‚revolutionärer Kommunist‘ zu sein. Ich wollte Britisch Indien bekämpfen und den Kommunismus in Indien errichten – ein neuer Zukunftstraum! Ich war der älteste überlebende Sohn meines Vaters, Raja Bhawanrao. Er war damals 61 Jahre alt, und ich war 25. Er verstand meine Begeisterung und auch meine Impulsivität. Er sorgte dafür, dass ich eine dreimonatige ‚Ausbildung‘ in der Verwaltung des Staates Mysore erhielt, dem damals idealsten und am besten geführten der 675 Fürstenstaaten Indiens. Vater gab mir auch einen Privatsekretär, der sich um mich kümmerte, einen Chauffeur mitsamt einem neuen Auto und einen Diener. Innerhalb einer Woche nach meiner Ankunft in Bangalore war ich in Hochform und genoss diese Zeit der ‚fürstlichen‘ Ausbildung in vollen Zügen.
Es wurde ein strikter Zeitplan für Besuche in Einrichtungen und Fabriken mit anschließenden Unterweisungen und Gesprächen aufgestellt. Einer dieser Besuche galt der staatlichen Elektrofabrik am Rande von Bangalore. Sri Bharatananda – Maurice Frydman – war seit 1935 Direktor und Hauptgeschäftsführer dieser Fabrik.
Als Auslandsrückkehrer und Prinz war ich es gewohnt, sehr respektvoll behandelt zu werden. Ich sprach immer mit meinem besten Oxford-Akzent, hatte ein herablassendes, fürstliches Lächeln auf den Lippen und betrug mich höflich. Maurice hingegen war in sehr schlechter Laune. Ein Jahr zuvor hatte er Sannyas (das Mönchsgelübde) genommen und begonnen, nach seinen Gelübden zu leben.
Als man Sir Mirza Ismail berichtete, dass sein brillanter und tüchtiger Ingenieur-Direktor sich den Kopf rasiert und Sannyas genommen hatte, dass er in safranfarbenen Gewändern zur Arbeit ging, um sein tägliches Brot bettelte und seinen gesamten Lohn (3.000 Rupien pro Monat) an die Armen und Bedürftigen verschenkte, war der Großwesir wütend. Er schickte nach ‚diesem Herrn Frydman‘, um ihn daran zu erinnern, dass er einen Ingenieur und keinen Sannyasin eingestellt hatte, und verbot ihm, von nun an das Mönchsgewand zu tragen.
Maurice seinerseits erklärte, er werde seine Stellung sofort aufgeben, da es seine persönliche Angelegenheit sei, wie und was er esse oder trage, und dass es ihm freistehen müsse, seinem eigenen Lebensstil zu folgen, solange ‚ich all diejenigen zufrieden stelle, die an der Qualität meiner Arbeit als Ingenieur und Geschäftsführer interessiert sind.‘ Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, demzufolge Maurice nur dann europäische oder mysorische Kleidung tragen musste, wenn ein VIP die Fabrik besuchte. Als er mir zuliebe einen Anzug anziehen musste, war Maurice in schlechtester Laune.
Als ich aus dem Auto ausstieg, wartete Maurice an der Tür, doch statt mein Lächeln zu erwidern, sagte er barsch: ‚Nun, junger Prinz, kennen Sie sich mit Elektrizität aus, oder verschwende ich meine Zeit mit Ihnen?‘
Ich stieg natürlich schnell wieder in den Wagen und wollte die Tür zuknallen, als Maurice seinen Fehler bemerkte und mich fast aus dem Auto zerrte. ‚Ich wollte Sie nicht beleidigen. Verzeihen Sie mir‘, entschuldigte er sich, und ich sah zum ersten Mal, wie sich ein gewinnendes Lächeln auf seinem sonnengebräunten Gesicht ausbreitete. Innerhalb von fünf Minuten nach diesem ganzen Drama waren wir uns einig. Und so blieb es vierzig Jahre lang bis zu seinem Tod am 9. März 1976 und darüber hinaus bis heute.
Von Anfang an war ich tief beeindruckt von Maurice‘ systematischer, geordneter und sehr disziplinierter Persönlichkeit. Seine Intelligenz war enorm, seine Einfachheit brillant, seine spontane, echte Liebe überwältigend. Es gab nichts Falsches, Oberflächliches oder Überflüssiges an Maurice. Seine Reaktion auf seine Umwelt war immer messerscharf und unmittelbar und stets mitfühlend. Es gab nie eine Lücke zwischen dem, was er sah und fühlte, und seinem unmittelbaren Handeln. Wenn er einen Bettler in Lumpen sah, gab er ihm sein ganzes Essen und auch sein Hemd, ohne jemals darüber zu theoretisieren. Es gab keine Dogmen, keine Theorien, keine Hypothesen, nur spontanes, direktes Handeln. Er gehörte keiner politischen Partei, Religion und keinem ‚Ismus‘ an.
Einmal, 1943 in Bombay, sprach meine Frau Nalini, die damals in den Dörfern des Staates meines Vaters als Gynäkologin praktizierte, mit ihm über ihre Arbeit. Sie erzählte von den finanziellen Schwierigkeiten des armen Aundh, auch nur die nötigsten Arbeitsmittel zu beschaffen. Maurice fragte: ‚Wie viel Geld brauchen Sie sofort?‘ Nalini sagte aus dem Stegreif: ‚Zehntausend Rupien‘, was damals eine große Summe war. Am nächsten Morgen kam Maurice mit 10.000 Rupien in 100- Rupien-Scheinen. ‚Nalini, fang an zu arbeiten‘, sagte er. Das war die Art und Weise, wie mein Guru lehrte: direktes, mitfühlendes Handeln durch praktisches Beispiel.
Maurice Frydman wurde 18943 im jüdischen Ghetto von Krakau in Südpolen geboren, das damals zum zaristischen Russland gehörte.