TEUFELSJÄGER 161-162: Rückkehr des Bösen - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 161-162: Rückkehr des Bösen E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 161-162: Rückkehr des Bösen - W. A. Hary: "Die Blutgöttin rächt sich – und das nicht zu knapp!"   Entsetzen. Es peitschte ihn, zwang ihn in die Knie. Tränen rannen ihm über die Wangen. Er wollte schreien, aber eine eiskalte Hand packte seine Kehle, erstickte ihn. Er ballte die Hände zu Fäusten, stemmte sie auf den Steinboden. Mit aller Macht konzentrierte er sich.   "Kali!" Es waren nur seine Gedanken, die diesen Ruf aussandten. "Kali, Herrin des Bösen, Gebieterin der Schlangen!" Und die Energien der Finsternis hörten auf, ihn zu quälen. Er fühlte sich von ihnen jetzt vielmehr erfüllt mit unbegrenzter Macht über Lebende und Tote…     Wichtiger Hinweis: Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!   Coverhintergrund: Anistasius, Titelbild: Anistasius   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.  

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 161-162: Rückkehr des Bösen

„Die Blutgöttin rächt sich – und das nicht zu knapp!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 161/162

W. A. Hary

Rückkehr des Bösen

„Die Blutgöttin rächt sich – und das nicht zu knapp!“

Entsetzen. Es peitschte ihn, zwang ihn in die Knie. Tränen rannen ihm über die Wangen. Er wollte schreien, aber eine eiskalte Hand packte seine Kehle, erstickte ihn.

Er ballte die Hände zu Fäusten, stemmte sie auf den Steinboden. Mit aller Macht konzentrierte er sich.

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2017 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Titelbild: Anistasius

Coverhintergrund: Anistasius

1

Nicht mehr länger wurde der steinige Boden nur vom Blaken der Fackel beleuchtet, die seinen Händen entglitten war. Unnatürliches Licht brach aus dem Felsen. So schien es zumindest. Aber der schwarze Magier Earl Cappert wusste es besser. Für ihn hatte sich einfach nur die Dunkelheit selbst in Licht verwandelt. Er war ein wahrer Diener des Bösen, und in Nacht und Finsternis war er in seinem Element…

„Kali!“, erscholl sein Ruf und hallte tausendfach verstärkt von den hohen Felswänden wider.

„Kali, du hast mich erhört!“

Er hob den Blick. Nur zwanzig Schritte war er von dem Götzenbild entfernt, das an der Stirnseite der unterirdischen Höhle kauerte. Der Götze war vor kurzem erst von einem echten Daedrafürsten erweckt worden. Er hatte ihm gedient mit den Mächten des Bösen, die sich auf wundersame Weise mit Daedraenergien verbündet hatten.

So weit ging Earl Cappert nicht. Er hatte keinen Zugang zu der Parallelwelt der Daedras, und er begnügte sich zunächst mit dem persönlichen Kontakt mit der Schlangengöttin, die zurück ins Zwischenreich der Dämonen verbannt worden war, ohne sie zurückholen zu wollen in das Diesseits, was ihm zu diesem Zeitpunkt sowieso noch nicht hätte gelingen können.

Dass der berühmte Teufelsjäger Mark Tate ebenfalls an dem Kampf beteiligt gewesen war, ja, sogar letztlich die Hauptrolle gespielt hatte mit seinem Schavall, davon wusste er nichts. Weil die Blutgöttin selber und sogar die Kalijünger, die entkommen waren, nichts davon mitbekommen hatten. Der Teufelsjäger war für ihn gewissermaßen gar kein Begriff. Als hätte er niemals existiert.

„Kali, mein sei deine Macht und ich dein ewiges Werkzeug!“

Dann brach er zusammen. Die ganze Anstrengung war letztlich doch zu viel für ihn gewesen. Alle Macht, die er kurz zuvor noch gespürt hatte, war mit einem Schlag einfach verschwunden…

*

Ein Geräusch weckte Earl Cappert auf.

Er schreckte hoch.

Zunächst hatte er Mühe, sich zurechtzufinden. Schritte näherten sich — Schritte und Stimmen.

Earl Cappert sprang auf die Beine. Viel zu schnell. Er hatte Mühe, die dadurch aufkeimenden Schwindelgefühle unter Kontrolle zu bringen und nicht wieder hinzufallen.

Noch immer umgab ihn Dunkelheit. Jetzt machte sie ihn blind wie jeden normalen Menschen. So lange, bis er sich wieder erholt hatte.

Er bückte sich vorsichtig, tastete umher, fand die erloschene Fackel und nahm sie an sich. Dann schritt er aus, die Hände vorgestreckt. Er musste sich verstecken und sich später vielleicht unter die Touristen mischen. Denn er wusste genau, wer da nahte. Es waren Neugierige, geführt von einem Ortskundigen, der schaurige Geschichten über die Schlangengöttin Kali erzählte. Immerhin war dieser Ort hier inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden, nachdem May Harris angeblich im Alleingang sämtliche Gefahren beseitigt hatte. Nachhaltig sogar, wie nicht nur sie vermuteten. Earl Cappert war dabei, dies zu ändern, aber das durfte jetzt noch niemand merken.

Irgendwo entstand flackerndes Licht. Dort war der Eingang. Die „Behörde zur Entwicklung des Tourismus in Indien“ hatte an alles gedacht. Sie versprach den Ausländern und reichen Einheimischen Interessantes, gepaart mit Nervenkitzel. Deshalb wurden alle Besucher vor dem Betreten des Labyrinths mit Fackeln ausgerüstet. Zwar hatte man überall Lampen angebracht, aber Fackeln waren nicht nur zünftiger, sondern vor allem effektvoller.

Nur den Götzen strahlte man während der Erklärungen mit speziellen Scheinwerfern an.

Earl Cappert fand rechtzeitig eine verborgene Nische und kauerte sich hinein. Hätte man die Felsenhalle taghell ausgeleuchtet, wäre er vielleicht aufgefallen. So aber würde ihn kein Mensch bemerken.

Gegen Abend war er mit anderen Touristen gekommen. Er hatte sich unbemerkt abgesondert, um die Nacht hier zu verbringen.

Stirnrunzelnd grübelte er nach. Er konnte sich an die Geschehnisse der Nacht kaum erinnern. Was war passiert? War es ihm wirklich geglückt, mit der Schlangengöttin im dämonischen Jenseits Kontakt aufzunehmen, wie beabsichtigt?

Seine Gedanken wurden unterbrochen. Die Touristen traten ein, allen voran ein Inder mit Turban. Er sprach einwandfreies Englisch und erzählte im Plauderton:

„...und das, meine Damen und Herren, war die Opferhalle. Die Diener der blutrünstigen Schlangengöttin Kali verschleppten Menschen, um sie ihrer Gebieterin zu opfern. Sie verlangte es so. Es gibt nur ungefähre Zahlen über die Menschen, die hier im Laufe der Zeit auf grausame Weise zu Tode gekommen sind.“

Er trat an die Wand und betätigte einen Kontakt. Ein greller Scheinwerfer, an der Decke befestigt, strahlte auf einen bestimmten Punkt vor dem riesigen Götzen.

Der Schein der Fackeln tanzte über die Höhlenwände. Fasziniert schauten die Touristen auf den beleuchteten Fleck.

„Auf einen regelrechten Altar verzichtete man. Die Opfer wurden zu diesem Fleck gebracht, am Fuße des Götzen. Und dann erwachte der Götze zu unheimlichem Leben. Die Kalijünger traten zurück und...“

Aus einem Lautsprecher sickerte leises Stöhnen. Singsang mischte sich hinein, brandete auf zu einem Orkan — fast den Entsetzensschrei des Opfers übertönend.

Die Opferstelle war leer. Dennoch glaubten die Zuschauer, das unglückliche Opfer zu sehen.

Der perfekte Horror.

Nervenkitzel für die Besucher. Sie spürten Schauer auf ihren Rücken.

Ein zweiter Spot. Er zielte direkt auf das linke Bein des Götzen.

Im nächsten Augenblick bewegte es sich!

Die Besucher schrien durcheinander. Sie vergaßen für einen Augenblick, dass dies hier nur Theater war.

„Ein simpler Mechanismus, der seine Wirkung nicht verfehlte!“, berichtete der Führer gelassen. „Nur Eingeweihte wussten davon. Sie bewegten das Bein über Seilwinden. Unter dem Bein befindet sich die Schlangengrube. Die Kalijünger mussten annehmen, ihre erwachende Göttin entließe ihre Schützlinge. Die ausgehungerten Schlangen fanden das Opfer und...“ Er brach wieder ab, ließ alles erst einmal auf die Touristen einwirken.

Sie standen in verkrampfter Haltung da. Ein großer, kräftiger Mann lachte heiser, um sich gegen den Alpdruck zu wehren.

Unbemerkt von den anderen ging der Fremdenführer zum Schaltbrett und schaltete noch ein paar Lichter dazu.

Erschrocken zog sich Earl Cappert tiefer in die Felsennische zurück, um nicht doch noch entdeckt zu werden.

Das linke Bein des Götzen senkte sich nicht mehr. Hatte es der Fremdenführer vergessen?

Die Touristen waren dankbar für das zusätzliche Licht. Sie atmeten erleichtert auf und fanden sich in der Wirklichkeit wieder.

Und dann klatschten sie Beifall.

Eine Amerikanerin rief begeistert:

„Wonderful! Amazing! Das ist das Größte! Ich habe die ganze Welt gesehen und war noch nie so beeindruckt!“

Der Fremdenführer zeigte sich zufrieden. Er wusste: Erfolg ist die beste Reklame. Die Rechnung des Fremdenverkehrsverbandes ging auf. Das arme Land Indien konnte Geldspritzen gut vertragen. Hunger und Elend waren an der Tagesordnung.

Er wäre weniger zufrieden gewesen, hätte er den brennenden Blick von Earl Cappert bemerkt.

Cappert ballte die Hände zu Fäusten. Sein Hass kannte keine Grenzen mehr.

Die Schlangengöttin wird wieder regieren!, dachte er böse und knirschte mit den Zähnen. Dann wirst du der erste sein, der ihr Opfer wird! Was du hier tust, ist Ketzerei der schlimmsten Art. Deine Strafe wird furchtbar sein.

Er blickte zu dem Bildnis empor. Bei Licht besehen wirkte es nicht mehr gar so schaurig, aber immer noch schlimm genug. Die sechs Arme waren zur Seite hin weggestreckt und hielten Schlangen. Die Göttin hatte ein Medusenhaupt. Die Haare waren korkenzieherartig gedreht und sahen selber aus wie schwarze Schlangen. Ein Gespinst von Gold- und Silberfäden war eingewoben. Um die sechs nackten Arme wanden sich Metallschlangen spiralförmig herum. Der Oberkörper war dürftig bedeckt mit einem reichverzierten Phantasiegewand. Beine und Unterkörper steckten in einer Art seidenen und reichbestickten Pumphose.

Das Götzenbild der Schlangengöttin erschien riesig gegenüber den hier versammelten Menschen.

Capperts Augen fraßen sich förmlich an dem grausamen Antlitz fest. Und da hatte er auf einmal den Eindruck, dass die schräggestellten Mandelaugen den Blick erwiderten!

Schlagartig fiel ihm wieder ein, was in der Nacht passiert war.

Ihm, Earl Cappert, war es tatsächlich gelungen, den dämonischen Geist der Göttin im Zwischenreich der Dämonen zu kontaktieren! Ein lange gehegter Traum war damit für ihn in Erfüllung gegangen.

Earl Cappert war als Milliardär einer der reichsten Männer der Welt, und er war nicht auf legale Weise zu seinem unermesslichen Reichtum gekommen.

Earl Cappert war ein echter Magier — ein schwarzer Magier! Viele Jahre schon dienten ihm die Energien des Bösen.

Und durch die Verbindung mit der Schlangengöttin wollte er den Höhepunkt seiner Macht anstreben!

Er löste seinen Blick vom Götzen und heftete ihn wieder auf den Fremdenführer.

Vorhin noch hatte er noch geglaubt, mit der Rache für den Frevel warten zu müssen. Jetzt wurde ihm klar, dass bereits wieder genügend Kraft des Bösen in ihm erwacht war. Zu dieser Tageszeit war sie zwar noch abgeschwächt, doch würde sie eigentlich bereits ausreichen.

Der Fremdenführer machte noch ein paar Erklärungen. Es fiel nicht auf, dass er dabei dem Götzen immer näher kam — nicht mal ihm selber.

Die Touristen lauschten seinen interessanten Worten.

Earl Cappert, der schwarze Magier aus dem fernen Amerika, ließ ihn nicht aus den Augen. Er wartete, bis der Fremdenführer den Opferplatz erreicht hatte.

Gerade sagte der Mann:

„Natürlich blüht der Kalikult längst nicht mehr. Die englischen Kolonialherren haben ihn abgeschafft. Es gab ein schreckliches Blutbad. Sie brachten alle Kalijünger um. Niemand wagte es mehr, dem Kult zu huldigen. Vor allem war die Masse der Bevölkerung froh, nachts wieder ruhig schlafen zu können. Bis vor kurzem. Aus unerklärlichen Gründen lebte der Kult wieder auf. Neue Jünger, die dieses in Vergessenheit geratene Labyrinth mit dem Götzen fanden. Die Statue fiel damals den Engländern nicht zum Opfer. Sie hat den Kampf überdauert. Schlimme Dinge geschahen hier in Jaydan. Betroffen war vor allem die neue chemische Fabrik des Harris-Konzerns. Man hat sie einst im Rahmen der Entwicklungshilfe errichtet. Der Harris-Konzern, weltweit präsent, wollte ebenfalls etwas gegen die Armut der sogenannten Dritten Welt tun. Tja, die Erbin des Konzerns May Harris hat sich sogar selber herbemüht. Sie...“

Was er noch alles hatte erzählen wollen, blieb ein Geheimnis, denn er sah das Entsetzen in den Gesichtern seiner Zuhörer und folgte ihren Blicken.

Da sah er es selber: Aus der Schlangengrube kroch eine ganze Traube von Giftschlangen. Sie strebten auf ihn zu.

„Nein!“ Er konnte es nicht fassen — wusste er doch definitiv, dass die Grube hätte leer sein müssen.

Und dennoch krochen die Biester auf ihn zu, kaum ein Geräusch verursachend.

Totenstill war es ansonsten in der Halle geworden.

Der Fremdenführer wollte panikerfüllt schreien, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er wollte sich herumwerfen, fliehen. Auch das gelang ihm nicht. Eine unsichtbare Macht bannte ihn auf die Stelle.

Bis die Schlangen heran waren.

Ungerührt beobachtete Earl Cappert, was weiter geschah. Er selber nämlich steuerte die bösen Kräfte.

Nicht echte Schlangen waren es, sondern magische Trugbilder! Es war für ihn wie ein Rausch, diese bösen Kräfte zu steuern, die ihm das Trugbild ermöglichten.

Aber sie unterschieden sich von echten Bestien dieser Art in keiner Weise, nicht einmal in ihrer Tödlichkeit.

Die Touristen mussten tatenlos zusehen, was ihrem Fremdenführer widerfuhr.

Verzweifelt versuchten sie sich einzureden, dass dies zum Programm gehörte. Aber dafür war das alles hier viel zu echt.

Die Schlangen krochen in ihre Grube zurück, als sie ihr grausames Werk vollendet hatten. Wie echte Schlangen. Das linke Bein des Götzenbildnisses senkte sich donnernd zu Boden.

Einer der männlichen Touristen nahm sich ein Herz und trat näher. Er wollte sich davon überzeugen, dass dies alles wirklich echt war und nicht einer der Tricks, um die Touristen zu schocken. Er beugte sich zögernd über den Fremdenführer.

Eine Leiche! Ganz eindeutig!

Schritte hörte er neben sich.

Earl Cappert, der Mörder! Niemand ahnte, dass er nicht aus ihren Reihen stammte. Wer achtete schon auf die ungezählten Nischen, wenn solches geschah?

„Polizei!“, murmelte Earl Cappert und heuchelte Entsetzen. „Wir müssen die Polizei einschalten!“

2

Seit ein paar Wochen waren May Harris und ich, Mark Tate, wieder daheim. Das bedeutete für uns weniger Erholung von unserem grausigen Abenteuer mit der Schlangengöttin, sondern mehr Arbeit nicht nur weltlicher Natur.

May Harris hatte immerhin den gigantischen Harris-Konzern geerbt. Und nicht nur das: Sie war eine echte weiße Hexe!

So musste May Harris gewissermaßen ein doppeltes Erbe tragen: Einerseits musste der Harris-Konzern geführt werden, andererseits wurde sie immer wieder von schwarzen Mächten attackiert.

Was die Führung des Konzerns betraf, hatte sie in mir inzwischen eine wichtige Stütze gefunden. Zwar hatte ich gemeinsam mit meinem Freund Don Cooper in London immer noch eine Detektei, aber diese betrieb ich im Grunde genommen nur noch teilweise. Die Hauptarbeit hatte Don übernommen, seit ich von May zur Mitarbeit in der Konzernspitze verdonnert worden war. Sie war der festen Überzeugung, dass ich dafür clever genug war, um den Aufgaben und Anforderungen im Bereich der Hochfinanzen gewachsen zu sein. Nur was die magischen Fähigkeiten betraf, konnte ich ihr natürlich nicht im Geringsten das Wasser reichen. Ohne mein ultimatives Kampfmittel der Magie, mein geheimnisvolles Amulett mit Namen Schavall, wäre ich ziemlich hilflos gewesen im ständigen Kampf gegen das personifizierte Böse. Trotz meiner immensen Kenntnisse betreffend Magie und trotz der Tatsache, dass ich mindestens tausendmal wiedergeboren war…

Wie dem auch sei, immerhin hatten wir Seite an Seite gegen die höllischen Mächte der Schlangengöttin gekämpft. Obwohl May zwangsläufig dabei den Hauptpart übernommen hatte. Schließlich war sie als Konzernchefin vor Ort im wahrsten Sinne des Wortes eine hohe Hausnummer gewesen und ich eigentlich nur ihr mehr oder weniger unbedeutender weil unbekannter Begleiter.

May Harris seufzte und schob den Aktenberg zur Seite. Sie war fertig für diesmal. Erschöpft lehnte sie sich zurück. Mich wusste sie im Nebenraum. Auch ich kämpfte dort einen einsamen Kampf gegen den unvermeidlichen Papierkram.

Es wäre einfach gewesen für May Harris, alles mir und den Mitgliedern ihres Aufsichtsrates zu überlassen — zu einfach. Letzten Endes war und blieb sie die Hauptverantwortliche. Deshalb behielt sie sich in allen entscheidenden Fragen das letzte Wort vor, egal wie viel ihrer kostbaren Zeit sie dafür investieren musste.

Sekundenlang blickte sie auf die Sprechanlage. Entschlossen drückte sie die Ruftaste.

„Ja?“, meldete ich mich überrascht am anderen Ende.

„Wie sieht es aus, Darling?“

„Schlimm wäre noch geprahlt!“

„Du Ärmster! Wirst wohl heute nicht mehr fertig?“

„Glaube ich kaum, wenn du mich noch länger von der Arbeit abhältst!“

„Ein bisschen mehr Respekt gegenüber deiner Brötchengeberin würde dir nicht schaden.“

Ich machte das Spiel mit und schwenkte sofort um.

„Ich bitte um Entschuldigung, Gnädigste! Die Überarbeitung, verstehen Sie? Alles dient dem Wohle des Konzerns — und Ihrer Person! Ich mache sofort weiter, mich zu zerreißen.“

May lachte.

„Aber lass noch ein wenig dran, hörst du? Schließlich bist du nicht nur mein Generalbevollmächtigter.“

„Oh weh, was hast du vor?“

„Was sollen diese Anspielungen? Ich gehe sofort wieder aus der Leitung und lasse dich weiterschuften. Oder solltest du vergessen haben, dass wir heute Abend ein kleines Fest geben?“

„Tatsächlich?“