Texas Ranger 08: Gefahr am Little River - Alfred Wallon - E-Book

Texas Ranger 08: Gefahr am Little River E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Die Siedler am Little River befürchten weitere Überfälle durch die Comanchen und Kiowa. Viele Familien bangen um ihr Leben und flüchten von ihren Farmen. Doch andere wollen ihr Land bis zuletzt verteidigen und bleiben. Die Lage spitzt sich mit jedem weiteren Tag zu. Für Texas Ranger Sam Sheridan und seine Kameraden beginnt ein gnadenloser Kampf.

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In dieser Reihe bisher erschienen

4701  Alfred Wallon Tod am Rio Blanco

4702  Alfred Wallon Canoma muss sterben

4703  Alfred Wallon Die erste Rebellion

4704  Alfred Wallon Kampf ohne Gnade

4705  Alfred Wallon Die Helden von Alamo

4706  Alfred Wallon Vergeltung für Alamo

4707  Alfred Wallon Überfall auf Parkers Fort

4708  Alfred Wallon Gefahr am Little River

4709  Alfred Wallon Rinder für Texas

4710  Alfred Wallon Das Fort am Colorado River

4711  Alfred Wallon Entscheidung am Elm Creek

4712  Alfred Wallon Hinterhalt am Trinity River

4713  Alfred Wallon Der Commanchen-Jäger

4714  Alfred Wallon Der Ritt nach Laredo

4715  Alfred Wallon Blutiger Sommer (Frühjahr’25)

4716  Alfred Wallon Tödlicher Herbst (Frühjahr’25)

GEFAHR AM LITTLE RIVER

TEXAS RANGER

BUCH 8

ALFRED WALLON

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book lieferbar.

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Copyright © 2023 Blitz-Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier 

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Redaktion: Alfred Wallon

Logo: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-95719-368-1

4708 vom 12.08.2024

INHALT

Der Ausbruch

Eine eindeutige Warnung

Ein Grab in der Wildnis

Auf der Flucht

Stunden der Entscheidung

Angriff der Comanchen

Padoucas Racheschwur

Kampf um die Walker-Farm

Ein Lügner wird entlarvt

Spuren der Gewalt

Historische Anmerkungen zum vorliegenden Roman

Über den Autor

DER AUSBRUCH

31. Mai 1836

Nashville-on-the-Brazos

In der Town Hall gegen 20:00 Uhr

„Die Lage ist nach wie vor sehr ernst“, sagte Colonel Edward Burleson und blickte die vier Männer an, die er zu einer Besprechung in die Town Hall in Nashville-on-the-Brazos gebeten hatte. „Nach dem Überfall auf -Parkers Fort müssen wir mit weiteren Überfällen rechnen. Ich gehe davon aus, dass das die Comanchenstämme noch mehr ermutigen wird, ihren Kampf gegen die Siedler und Farmer fortzusetzen. Also müssen wir die Siedler warnen. Deckt sich das mit Ihren bisherigen Erkenntnissen, Mister Sheridan?“

Sam Sheridans Miene verhieß nichts Gutes, als er das Wort ergriff. Er und einige seiner Kameraden hatten in den letzten Tagen einige Kriegertrupps bemerkt, die das Land durchstreiften. Zwar hatten die Indianer immer wieder die Flucht ergriffen, wenn sie den Texas Rangern begegneten. Aber für Sheridan war das kein Zeichen von Angst, sondern vielmehr Teil einer Taktik. Die -Comanchen vermieden jetzt meistens den direkten Kampf gegen die Texas Ranger, weil sie um deren Gefährlichkeit wussten. Wenn es zu direkten gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen war, hatten die Comanchen immer Verluste in den eigenen Reihen hinnehmen müssen. Und genau das sollte jetzt vermieden werden. Deshalb traten die Krieger immer einen raschen Rückzug an und bündelten ihre Kräfte stattdessen wieder, sobald es um abgelegene Farmen ging.

„Dem muss ich zustimmen“, meinte er, während er zu seinem Kameraden Henry Karnes schaute und erkannte, dass dieser kurz nickte. „Die Region wird sich in einen Hexenkessel verwandeln, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern. Die Siedler müssen gewarnt werden. Dann sollen sie selbst entscheiden, ob sie fliehen oder bleiben wollen. Nur muss es jeder von ihnen wissen, und zwar so schnell wie möglich.“

„Deshalb habe ich Sie ja kommen lassen“, erwiderte Burleson. „Sie und Ranger Karnes werden gleich morgen früh aufbrechen. Das gilt auch für Ranger John Beal und Ranger Jack Hobson. Von Ihnen hängt viel ab, -Gentlemen.“

„Was sollen wir tun, wenn die Leute ihre Farmen nicht verlassen wollen, Colonel?“, erkundigte sich Ranger John H. Hobson, den aber jeder Jack nannte. „Wir können sie doch nicht mit Gewalt dazu zwingen?“

„Natürlich nicht“, entgegnete Burleson. „Aber es geht in erster Linie darum, dass sie die Konsequenzen kennen müssen, wenn sie auf ihrem Land bleiben wollen.“

„Das müssten sie doch eigentlich schon längst wissen, nachdem sich der Überfall auf Parkers Fort herum-gesprochen hat“, meinte Beal. „Das hat sich doch wie ein Lauffeuer verbreitet. Wenn es den Roten schon gelingt, eine bis vor wenigen Wochen sichere Festung wie Parkers Fort zu überfallen und Frauen und Kinder zu -verschleppen, dann dürfte doch eigentlich klar sein, dass die Chancen für die Menschen auf kleineren und abgelegeneren Farmen viel geringer sind.“

„Das wissen Sie und wir alle, Ranger Beal“, sagte -Burleson. „Aber denken Sie auch daran, dass viele dieser Menschen schon einmal fliehen mussten, als Santa Annas Soldaten den Krieg nach Texas gebracht haben. Für die Siedler und Farmer geht es mittlerweile um nichts anderes als ihre Existenz. Sie müssen ihre Felder bestellen, damit sie im Herbst eine gute Ernte einfahren können. Wenn ihnen das nicht gelingt, dann müssen sie aufgeben.“

„Ist eine gute Ernte mehr wert als das eigene Leben?“, fragte Henry Karnes mit einem überaus skeptischen Blick. Er war selbst kein Farmer und konnte nur schwer diese Gedankengänge nachvollziehen. Sam Sheridan dagegen kannte die Problematik aus eigener Erfahrung und wusste, was das bedeutete, und deshalb meldete er sich jetzt wieder zu Wort.

„Für viele Farmer ist es schlichtweg Sein oder Nichtsein“, meinte er. „Die Menschen werden nicht begeistert darüber sein, wenn sie von uns erfahren, wie ernst die Lage ist. Selbst wenn einige unserer Leute zum Schutz der Farmer vor Ort bleiben und ihnen helfen, ist das keine Garantie. Auf der Hornsby-Farm sind ehemalige Kameraden von uns gestorben. Ihr erinnert euch sicher noch?“

Ein kurzer Blick in die Runde zeigte Sheridan, dass die Männer wussten, wovon er sprach. Reuben Hornsby, seine Frau und die drei Kinder hatten diesen Angriff -überlebt, aber die drei ehemaligen Kameraden -Haggard, Cain und Williams waren von den Comanchen und Kiowa umgebracht worden.

„Wir müssen einen solchen Flächenbrand unter allen Umständen verhindern“, sagte Colonel Burleson, bevor Sheridan weitersprechen konnte. „Ich verlasse mich darauf, dass Ihnen das gelingt. Von Ihrem Einsatz wird viel abhängen. Denken Sie daran, wenn Sie morgen bei Sonnen-aufgang losreiten.“

„Das werden wir tun, Colonel“, antwortete Sheridan für seine Kameraden. Er und Henry Karnes sowie Beal und Hobson wollten sich schon abwenden und den Besprechungsraum verlassen, als ihn Burlesons Stimme innehalten ließ.

„Auf ein Wort noch, Ranger Sheridan“, sagte Burleson. „Warten Sie bitte noch einen Moment.“

Sheridan schaute kurz zu Karnes und deutete ihm an, schon mal vorzugehen. Karnes wusste, dass Burleson wohl wieder einen weiteren Sonderauftrag für Sheridan plante und ihm das wohl zuerst unter vier Augen mitteilen wollte, bevor es die anderen Ranger erfuhren.

Nachdem die drei anderen Ranger den Raum verlassen hatten, blickte Sheridan den Colonel erwartungsvoll an, was ihm dieser zu sagen hatte.

„Die Situation gerät immer mehr außer Kontrolle“, sagte Burleson. „Sam Houston ist sehr besorgt über die derzeitigen Entwicklungen, und ich weiß bald nicht mehr, was ich ihm sagen soll. Wenn es uns nicht in den nächsten Wochen gelingt, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, dann wird es noch eine schlimmere Landflucht werden als vor einigen Monaten. Das wird unsere Republik auf Dauer so schwächen, dass ganze Regionen auf Dauer unbewohnbar bleiben werden. Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung von Texas wäre das ein gewaltiger Rückschritt. Das können wir nicht zulassen.“

„Und was sind Houstons Pläne?“, fragte Sheridan. „Ich nehme an, dass er sich darüber Gedanken gemacht und vielleicht sogar schon Pläne ausgearbeitet hat?“

„Ja“, lautete Burlesons Antwort. „Eigentlich hätte diese Entscheidung schon viel früher getroffen werden müssen. Dass Sie das auch so sehen, weiß ich. Darüber müssen wir jetzt aber nicht mehr im Detail reden. Ich bin jedenfalls froh, dass wir ab diesem Sommer auf Dauer mehrere einsatzbereite Ranger-Bataillone haben werden. Die Regierung stellt dafür das notwendige Geld und entsprechende Ausrüstung zur Verfügung. Wer sich also jetzt zum Dienst verpflichtet, wird für die nächsten Monate oder gar Jahre einen sicheren Job haben. Wir können nur noch mit einer dauerhaften Präsenz Erfolge erzielen. Farmer, die sich uns nur hin und wieder freiwillig anschließen, sind nicht effektiv genug.“

„Endlich“, murmelte Sheridan, als er das hörte. In der Tat hatten er und seine Kameraden sich auch schon darüber Gedanken gemacht, aber bisher waren alle ihre Bedenken, die sie vorgebracht hatten, immer überhört worden. Wahrscheinlich hatte der Überfall auf Parkers Fort den Ausschlag gegeben, dass man in Austin auch zu der Überzeugung gekommen war, dass nur ein hartes und entschlossenes Durchgreifen die gewünschte Ruhe bringen würde. Auch wenn dieser sicher mit Gewalt durchgesetzte Frieden wahrscheinlich einige Opfer fordern würde, ganz sicher auch auf beiden Seiten.

„Umso wichtiger ist es, wenn wir jetzt gute Vorarbeit leisten“, fuhr Burleson fort. „Es darf nicht noch einmal zu einer so großen Landflucht kommen wie zu Zeiten der mexikanischen Invasion. Es ist aber dennoch Zeit erforderlich, um diese Bataillone aufzustellen. Somit gilt für Sie und Ihre Kameraden Folgendes: Tun Sie alles, um die Farmer zu beruhigen. Sie können gerne erwähnen, dass unsere Präsenz ab Juli in der gesamten Region um Nashville--on-the-Brazos, Bastrop und weiteren Regionen für spürbare Entlastung sorgen und den Menschen die Sorge um ihre Existenz nehmen wird.“

„Glauben Sie wirklich, dass sich die Siedler und Farmer von diesen Argumenten noch überzeugen lassen, Colonel?“, fragte Sheridan. „In diesen zwei Monaten kann noch sehr viel geschehen, was die Menschen zweifeln lassen wird.“

„Das ist mir schon klar“, antwortete Burleson. „Aber anders geht es eben nicht. Ich setze da voll und ganz auf Sie und Ihre Kameraden, Ranger Sheridan. Sie ver-fügen alle über ausreichende Erfahrung und Einfühlungs-vermögen, um die Menschen davon zu überzeugen.“

„Ich kann es zumindest versuchen, Colonel“, meinte Sheridan. „Aber ob es immer klappt, ist eine ganz andere Sache.“

Er konnte sich diese Worte einfach nicht verkneifen, weil er wusste, wie gefährlich sich die Situation mittlerweile zugespitzt hatte. Dass Burleson von dieser Skepsis nicht begeistert war, wusste er. Aber seit er den Stern der Texas Ranger trug, hatte er immer offen und ehrlich zur Sprache gebracht, was er auch dachte. Und das musste auch ein Mann wie Edward Burleson akzeptieren, auch wenn er das nicht gerne hörte.

„Viel Glück“, sagte Burleson zum Abschluss des Gespräches. „Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen und dass Sie gute Nachrichten überbringen.“

Sheridan erwiderte nichts darauf. Er verabschiedete sich von Burleson mit einem kurzen Händedruck und verließ dann den Raum. Draußen warteten Karnes, Beal und Hobson schon ungeduldig auf ihn.

„Was gibt’s denn Neues, Sam?“, wollte Karnes wissen. „Was hat der Colonel dir denn anvertraut, was wir nicht hören sollten?“

„Er hätte das auch sagen können, als ihr noch mit im Raum wart“, erwiderte Sheridan. „Wie du weißt, ist ein offenes Wort manchmal besser, als mit der Wahrheit zu lange zu zögern.“

„Und was ist diese Wahrheit?“

„Er hat nur gesagt, dass in spätestens zwei Monaten mehrere Rangerbataillone dauerhaft zur Verfügung stehen und dass man das in Austin endlich genehmigt hat“, klärte Sheridan Karnes, Beal und Hobson auf. „Meiner Meinung nach kommt dieser Beschluss viel zu spät.“

„Hast du das dem Colonel auch so gesagt?“, fragte Beal.

„Ja“, antwortete Sheridan. „General Houston braucht viel zu lange, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ihr wisst ja, was ich davon halte, wenn Politiker zu lange und zu ausführlich über bestimmte Dinge diskutieren. In manchen Angelegenheiten muss man eben schnell reagieren. Zwei Monate unter diesen Umständen können schlimme Folgen haben.“

„Weiß das der Colonel auch?“ Hobson konnte sich diese Frage nicht verkneifen.

Sheridan nickte.

„Dann bin ich gespannt, was noch so alles passiert“, sagte Karnes. „Es wird viel Ärger mit den Siedlern und Farmern geben. Ganz zu schweigen von den Comanchen. Darauf möchte ich wetten.“

Sheridan ersparte sich eine Bemerkung, denn er wusste, dass Karnes nur das ausgesprochen hatten, was die anderen dachten.

* * *

31. Mai 1836

Bastrop

In einem abgeriegelten Kellergewölbe unterhalb der Town Hall

Kurz vor Mitternacht

„Wir müssen hier raus!“, sagte Chauncey Tibbs, während er in dem Raum unruhig auf und ab ging. „Ich halte das hier sonst nicht mehr aus. Verdammt, was sollen wir tun, Art?“

Man konnte Tibbs ansehen, dass er mit seinen Nerven am Ende war. Das silberne Licht des Mondes, das durch das kleine vergitterte Fenster fiel, sorgte wenigstens für etwas Licht in diesem ansonsten dunklen und feuchten Raum. Aber er war nicht der Einzige, dem Gedanken an Flucht durch den Kopf gingen. Auch Sol Bancroft und Ezra Bannerman waren nervös. Sie zeigten das nur nicht so deutlich wie ihr Kumpan Tibbs.

„Wir werden hier schon rauskommen“, sagte Art -Fisher, der im Gegensatz zu seinen Kumpanen die Ruhe selbst war. „Wir müssen nur noch ein wenig Geduld haben.“

„Geduld?“, fragte Tibbs und schlug mit der Handfläche gegen die weiß gekalkte Wand. „Hast du vergessen, was man uns gesagt hat? In zwei Tagen werden wir baumeln. Der Rangercolonel hat sehr deutliche Worte gefunden, bevor er und diese verfluchten Ranger Bastrop verließen. Die Bürger haben über uns Gericht gehalten, und wenn es nach denen gegangen wäre, dann hätten sie uns am liebsten gleich aufgehängt.“

„Was sie aber nicht getan haben“, versuchte Fisher, seinen aufgebrachten Kumpan zu beruhigen. „Statt-dessen haben sie uns eingeschüchtert und bedroht. Gut, das Urteil steht zwar fest, aber es wird erst in zwei Tagen vollstreckt.“

„Und wie?“, fragte nun auch Sol Bancroft. Er war noch etwas geschwächt von der Verletzung, die er sich durch eine Kugel aus der Waffe eines Rangers eingefangen hatte. Sein rechter Oberarm war verbunden, und jedes Mal, wenn er ihn zu schnell bewegte, verspürte er noch Schmerzen. Zum Glück war wenigstens das Fieber abgeklungen, das ihn einen ganzen Tag lang gequält hatte. Das änderte aber auch nichts daran, dass mit jeder weiteren Stunde die Chancen immer geringer wurden, von hier zu entkommen.

Auch Ezra Bannermann war nun neugierig geworden, welche Lösung Fisher parat hatte. Die Männer, die mit den Comanchen schmutzige Geschäfte gemacht hatten, waren weit davon entfernt, an Wunder zu glauben, denn ihre Chancen standen denkbar schlecht.

„Jetzt hört mal alle gut zu“, wandte sich Fisher an seine Kumpane. „Für mich stand schon von Anfang an fest, dass wir von hier entkommen müssen. Aber ich wollte erst Gewissheit haben, dass Colonel Burleson und seine Ranger Bastrop verlassen. Habt ihr denn nicht gehört, was einer von den Wachposten gestern Morgen zu dem zweiten Mann gesagt hat?“ Er blickte bei diesen Worten fragend in die Runde und musste kopfschüttelnd fest-stellen, dass er wohl der Einzige gewesen war, der das mitbekommen hatte.

„Nein“, sagte Bancroft. „Was hat er denn gesagt?“

„Dass Burleson und die Ranger nach Nashville-on-the-Brazos geritten sind“, antwortete Fisher. „Sie wollen die Farmer und Siedler in dieser Region vor weiteren Comanchen-Überfällen warnen. Ist doch klar, was das bedeutet, oder?“

„Die Ranger werden alle Hände voll zu tun haben“, schlussfolgerte Bannerman, nachdem er einen kurzen Moment überlegt hatte. „Und was hat das mit uns zu tun?“

„Na was wohl?“, lautete Fishers Antwort, während er sich insgeheim fragte, warum Bannerman nicht begreifen wollte, welche Möglichkeiten sich dadurch eröffneten. „Die Bürger haben das Urteil gefällt, und für die meisten Einwohner von Bastrop sieht es so aus, als wenn wir uns damit abgefunden haben, dass wir in zwei Tagen unter dem Galgen stehen und gehenkt werden. Deshalb stellen sie während der Nacht nur einen einzigen Wachposten auf. Das ist die Gelegenheit für uns, Leute. Seht ihr das denn nicht?“

„Wir sitzen wie die Ratten in der Falle“, sagte Tibbs. „Wie sollen wir denn jemals hier unbemerkt rauskommen, Art? Die Tür ist verriegelt, und die kriegen wir ohne Werkzeug nicht auf.“

„Manchmal frage ich mich, wie du überhaupt dein Leben bis jetzt hinbekommen hast, Chauncey“, meinte Fisher. „Aber ich will es dir und euch allen jetzt sagen, wie wir das machen. Sol, du hast plötzlich wieder Fieber bekommen und große Schmerzen, oder?“

Bancroft grinste auf einmal, als ihm klar geworden war, worauf Fisher hinauswollte.

„Aber ja, Art“, antwortete er sofort. „Verdammt, ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Dieses verdammte Fieber macht mich richtig fertig.“ Während er das sagte, streckte er sich am Boden aus und begann laut zu stöhnen. Bannerman und Tibbs sahen das zwar, wussten aber immer noch nicht, was sie jetzt tun sollten.

Fisher wusste natürlich, was zu tun war. Er ging sofort zu Bancroft und forderte ihn mit einer -unmissverständlichen Handbewegung auf, noch lauter zu stöhnen.

„Du musst schreien, Sol“, sagte er zu ihm. „Nun mach schon. Ezra, du hältst dich bereit. Wir müssen den Wachposten so verunsichern, dass er die Tür aufschließt und hereinkommt. Begreift ihr das? Chauncey, du hast Magenschmerzen bekommen. Das Essen, das wir bekommen haben, war wohl schlecht. Beeil dich. Leg dich hin und stöhne einfach zum Gotterbarmen. Den Rest überlässt du einfach mir und Ezra, verstanden?“

Tibbs hatte nun ebenfalls begriffen, was Fisher vorhatte, und deshalb stellte er keine unnötigen Fragen mehr. Er tat das, was man ihm gesagt hatte, ging in die Knie und stöhnte zum Gotterbarmen. Bancrofts Schmerzensschrei und sein Wehklagen musste der Wachposten draußen hören!

* * *

1. Juni 1836

Im Gang vor dem Kellergewölbe unterhalb der Town Hall

Zwanzig Minuten nach Mitternacht

Hal Rogers ertappte sich immer wieder beim Gähnen und musste sich jetzt förmlich dazu zwingen, die Augen offen zu halten. Er war müde und fragte sich schon zum wiederholten Mal, was eigentlich passieren würde, wenn er einfach nur kurz die Augen schloss und ein kleines Nickerchen hielt. Das würde ohnehin niemand bemerken. Was sollte denn auch schon passieren, wenn er einfach mal eine halbe Stunde schlief? Die schwere Tür war verriegelt und das kleine Fenster innendrin vergittert. Da kam niemand raus, und wenn man es ganz genau nahm, dann war auch kein Wachposten erforderlich, der auf die Gefangenen aufpasste. Von hier gab es nur einen Weg hinaus, und der führte direkt zum Galgen, den man heute Morgen bereits zu errichten begonnen hatte. In zwei Tagen war der ganze Spuk vorbei, und diese verfluchten Waffenhändler würden in der Hölle landen und dafür büßen, was sie angestellt hatten.

Rogers war Ende vierzig und kräftig gebaut. Er arbeitete als Gehilfe drüben in der Schmiede von Bastrop und war ein Mann mit einem schlichten Gemüt. Er konnte hart arbeiten, wenn man das von ihm verlangte, und war zufrieden, wenn er am Ende des Monats für seine Arbeit entlohnt wurde. Er machte sich auch nicht viele Gedanken über das, was außerhalb von Bastrop passierte. Rogers wusste zwar, dass es Unruhen gegeben hatte, weil diese verfluchten Rothäute wieder damit begonnen hatten, abgelegene Farmen zu überfallen und teilweise Frauen und Kinder verschleppten, aber für ihn waren all diese dramatischen Ereignisse ganz weit weg. Er lebte in der Stadt und fühlte sich sicher, und letztendlich war es das, was für ihn zählte.

Als die Texas Ranger die Comancheros in die Stadt gebracht hatten, hatte er natürlich den Zorn der Bevölkerung mitbekommen. Die Menschen hatten die Verurteilung dieser gewissenlosen Halunken gefordert, und das war ja dann auch geschehen. In zwei Tagen würde es so weit sein, und dann hatte der Henker jede Menge zu tun. Für die Texas Ranger war die Sache damit erledigt, und deshalb hatten sie Bastrop auch mittlerweile wieder verlassen, weil sie woanders dringender gebraucht wurden.

Um auch den anderen Bewohnern zu zeigen, dass man in bestimmten Situationen auf ihn zählen konnte, hatte er sich schließlich bereit erklärt, in dieser Nacht die Wache zu übernehmen und auf die Todeskandidaten aufzupassen. Hal Rogers machte sich nicht viele Gedanken über eventuelle Risiken. Für ihn war das einfach nur ein Job, den er ausführen und bei dem es keine Probleme geben würde. Die Town Hall war ein massives, ganz aus Stein errichtetes Gebäude, und der Kellerraum, in dem man die -Comancheros bis zu ihrer Hinrichtung eingesperrt hatte, besaß nur ein einziges, mit starken Gittern versehenes Fenster, durch das man nicht entkommen konnte. Auch die Tür bestand aus Holz mit zusätzlichen Eisenbeschlägen, und man konnte sie nur öffnen, wenn man den Schlüssel dazu besaß. Und das war in dieser Nacht Hal Rogers.

Er bemerkte gar nicht, wie sein Kopf sich auf die Brust senkte und er wenige Sekunden später auch schon eingeschlafen war. Dieser Schlaf wurde dann jedoch plötzlich unterbrochen, als auf der anderen Seite der Tür ein lautes Stöhnen erklang. Gefolgt von einem Schmerzensschrei, der Hal Rogers zusammenzucken ließ. Er war dadurch so plötzlich aus dem Schlaf gerissen worden, dass er im ersten Augenblick völlig verwirrt war und gar nicht wusste, was er jetzt tun sollte, weil ihm Dutzende von Gedanken durch den Kopf gingen und er spürte, wie aufgeregt er auf einmal war.

Im selben Moment schlug jemand von innen mit der Faust mehrmals gegen die Tür.

„Hilfe!“, rief eine Stimme. „Verdammt, jemand muss uns helfen!“

Hal Rogers griff jetzt nach seiner Rifle, die natürlich nur wenige Schritte neben der Bank, auf der er saß, an der Wand lehnte. Er musste schlucken, weil jetzt genau das eingetreten war, womit er niemals gerechnet hätte.

„Was ist los?“, rief er. „Gebt Ruhe da drin, verstanden?“

„Sol hat wieder Fieber bekommen!“, hörte Rogers jemanden rufen. „Wenn du es nicht glauben willst, dann mach auf und schau selbst nach, Mann. Außerdem war das Essen schlecht. Chauncey hat sich den Magen verdorben. Wollt ihr uns vielleicht vergiften und euch das Aufhängen sparen?“

Bei den letzten Worten wurde erneut gegen die Tür geschlagen. Rogers war jetzt so aufgeregt, dass er im ersten Moment gar nicht wusste, was er tun sollte. Auf so etwas war er nicht vorbereitet, und ihm hatte auch niemand gesagt, wie er sich in solch einem Fall am besten verhielt.

„Was ist jetzt?“, erklang erneut die fordernde Stimme. „Wenn Sol stirbt, dann bist du daran schuld!“

Wenn es etwas gab, was Hal Rogers überhaupt nicht akzeptieren konnte, dann waren es ungerechtfertigte Schuldzuweisungen. Er hatte nichts damit zu tun. Er war lediglich der Wachposten für diese Nacht. Nicht mehr und nicht weniger. Und ausgerechnet jetzt geschah etwas Unvorhergesehenes, das eine rasche Entscheidung erforderte. Eine Entscheidung, bei der er um diese Uhrzeit niemanden um Rat fragen konnte. Ein Gedanke jagte deshalb den anderen, während wieder gegen die Tür geschlagen wurde und das laute Stöhnen im Kellerraum immer deutlicher zu hören war.

Hal Rogers nahm jetzt den Schlüsselbund in die Hand, der auf der Bank neben ihm lag.

„Tretet alle zurück von der Tür!“, rief er jetzt. „Ich komme rein. Aber Gnade euch Gott, wenn ihr mich reinzulegen versucht!“

Er war so aufgeregt, dass er sich mit dem Schlüsselbund verhedderte. Das kostete wieder zusätzliche Zeit und machte ihn noch nervöser, als es ohnehin schon der Fall war. Endlich hatte er es geschafft, und der Schlüssel drehte sich im Schloss herum. Zusätzlich schob er noch den breiten Riegel nach hinten, mit dem die Tür ebenfalls noch gesichert war, nahm die Rifle hoch und öffnete dann die Tür.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Hal Rogers aufgefallen wäre, dass das laute Stöhnen jetzt deutlich abgenommen hatte, als er die Tür öffnete. Aber Rogers war eben ein Mensch, der in bestimmten Situationen seine Grenzen erreichte, und genau das geschah auch jetzt wieder. Nur wusste er das nicht.

„Was ist los?“, fragte er mit gereizter Stimme. „Was ist passiert?“

„Schau doch selbst!“, antwortete der Anführer der Waffenhändler. „Sol geht es dreckig. Er hat wieder -Fieber bekommen. Er braucht einen Arzt. Und Chauncey hat Magenschmerzen!“

Hal Rogers blickte abwechselnd von dem verletzten Sol Bancroft zu Chauncey Tibbs, der ebenfalls am Boden hockte und sich den Magen hielt. Diese Situation überforderte ihn vollkommen, und deshalb achtete er für einen kurzen Moment nicht auf Ezra Bannerman, der seine Position gewechselt hatte und aus seinem Blickfeld verschwunden war.

„Du musst einen Arzt holen!“, lenkte Fisher nun wieder die Aufmerksamkeit auf sich. „Jetzt gleich, verstehst du?“

„Aber ich muss doch erst ...“, wollte Rogers sagen, brach dann aber mitten im Satz ab, als er schräg hinter sich plötzlich ein heftiges Keuchen bemerkte. Instinktiv wollte er sich ducken und dabei seine Rifle hochreißen, aber diese Reaktion kam viel zu spät. Ein heftiger Schlag traf ihn seitlich gegen den Kopf, und er schrie in Panik auf. Er sah, wie sich ein zweiter Mann plötzlich auf ihn stürzte und ihm dann die Rifle entriss.

Nur wenige Sekunden später traf ihn dann ein zweiter Schlag gegen den Kopf, der ihn in einen tiefen dunklen Schacht stürzen ließ.

* * *

1. Juni 1836

Im Kellergewölbe unterhalb der Town Hall von Bastrop

Gegen 00:30 Uhr

Art Fisher grinste voller Triumph, als er sah, dass sein Plan aufgegangen war. Er und seine Kumpane hatten einfach Glück gehabt, dass der Wachposten auf diesen Trick hereingefallen war. Ihn zu überrumpeln, war keine große Sache gewesen. Jetzt war der Weg frei, und nun mussten sie nur noch unbemerkt das Gewölbe verlassen und sich auf schnellstem Weg Waffen und Pferde besorgen.

„Los jetzt!“, sagte Fisher zu den anderen Männern. „Sehen wir zu, dass wir von hier verschwinden.“

Das brauchte er Bancroft, Bannermann und Tibbs nicht zweimal zu sagen. Sie schlossen sich ihm sofort an. -Fisher hatte die Rifle des niedergeschlagenen Wachmanns an sich genommen, und Bancroft hatte dessen Pistole und Messer eingesteckt. Tibbs schloss die Tür als Letzter hinter sich zu und ließ den Schlüssel stecken. Dann folgte er seinen Kumpanen über die steinerne Treppe nach oben.

Die Treppe endete in einem Gang, an dessen Ende sich eine große Tür befand, die ins Freie führte. -Fisher nahm jedoch nicht diesen Weg, sondern wählte den Hinterausgang. Zum Glück hatte er sich die räumlichen Gegeben-heiten eingeprägt, als man ihn und seine Kumpane hierhergebracht und eingesperrt hatte. Er erinnerte sich deshalb auch wieder an den Schrank, der links vor dem Hinterausgang stand und dessen Tür mit einem kleinen Schloss gesichert war. Für Bancroft bedeutete das jedoch kein Problem. Er kannte sich mit solchen Dingen aus und setzte die Messerklinge so ein, dass sie einen kleinen Spalt zwischen den beiden Türen schuf. Und der war groß genug, dass Fisher sie mit roher Gewalt öffnen konnte. Dass das Holz dabei splitterte und das Schloss deshalb nutzlos geworden war, ließ ihn nur noch abfällig grinsen. Weil er wusste, dass es sich lohnen würde, den Inhalt des Schranks zu inspizieren.

„Ich wusste es“, murmelte er. „Los, bedient euch!“

Im Schrank befanden sich drei weitere Rifles, Pulver und Kugeln. Fisher hatte den Inhalt des Schranks gesehen, als man ihn und seine Kumpane in den angrenzenden Raum geführt und Gericht über sie gehalten hatte. Seit diesem Zeitpunkt wusste er, dass sie die Waffen aus diesem Schrank brauchten, um sich notfalls den Weg freizuschießen. Sie mussten es nur schaffen, aus dem Kellerraum zu gelangen, und das hatten sie ja nun geschafft.

„Woher wusstest du eigentlich, dass ...?“, fragte Tibbs, der immer noch nicht glauben wollte, welches Glück sie jetzt hatten.

„Man muss nur Augen und Ohren offenhalten, -Chauncey“, antwortete Fisher. „Selbst in kritischen Momenten. Es findet sich immer eine Gelegenheit. Man muss sie nur nutzen.“

Weiterer Worte bedurfte es nicht. Fisher ging als Erster zur Hintertür und schüttelte stumm den Kopf darüber, dass sie nicht verschlossen war. In Bastrop gingen die Menschen anscheinend davon aus, dass innerhalb der Stadtgrenzen niemals etwas passierte, das die Bürger gefährdete. Umso leichter war es deshalb für Fisher und seine Kumpane, dies für sich zu nutzen.

* * *

1. Juni 1836

Bastrop – zwischen Town Hall und Mietstall

Gegen 01:00 Uhr in der Nacht

Die Main Street und die große Plaza lagen verlassen im Mondlicht. In keinem der Häuser brannte Licht. Ein Zeichen dafür, dass die Einwohner von Bastrop alle schliefen und niemand auch nur den Hauch einer Gefahr ahnte. Umso besser war das für Art Fisher und seine Kumpane. Niemand würde sie daran hindern, ihre Flucht fortzusetzen. Wenn sie in diesen entscheidenden Minuten niemand dabei störte, wie sie ihre Pferde aus dem Stall holten, die Tiere sattelten und dann rasch die Stadt verließen, würde sie niemand mehr aufhalten können.

Wo sich ihre Pferde befanden, hatte Fisher ebenfalls mitbekommen. Einige der Bewohner, die das Urteil gesprochen hatten, waren sehr gesprächig gewesen, als man ihn und seine Kumpane nach der Gerichts-verhandlung in den Keller gebracht hatte. Fisher hatte einige Worte aufgeschnappt, die ihm alle Informationen gaben, die er brauchte, um einen Plan zu beschließen, und zwar bereits in dem Moment, als das Todesurteil beschlossene Sache gewesen war und er erfahren hatte, dass es bis zur Hinrichtung noch einige Tage dauern würde. Im Gegensatz zu Bancroft, Bannerman und Tibbs war er nämlich fest entschlossen, sich mit allen Mitteln gegen das Unvermeidliche zu wehren.

Jetzt zahlte sich seine Beharrlichkeit aus. Mit schnellen Schritten überquerten die jetzt bewaffneten Comancheros die Straße und schauten wachsam nach links und rechts. Aber es gab nichts, was sie misstrauisch gemacht oder sie gewarnt hätte. Nach wie vor blieb alles still. Niemand ließ sich blicken. Außerdem wurde der Mond in diesen entscheidenden Minuten von einigen Wolken verborgen, und das sorgte für zusätzliche Sicherheit.

Fisher erreichte als Erster das Stalltor. Es war nur angelehnt, aber nicht verriegelt. Er musste grinsen, als er sich vorstellte, dass er und seine Kumpane höchstwahrscheinlich reiche Beute machen konnten, wenn sie sich dazu entschlossen hätten, vor ihrer Flucht noch einige Häuser zu durchsuchen und Wertsachen zu stehlen, während die Besitzer tief schliefen.

Im Stall befanden sich sechs Pferde, und die Männer brauchten nicht lange, um ihre eigenen Tiere sofort zu erkennen. Während sich Fisher mit der Rifle in der Hand am Stalltor postierte und von dort aus die Straße überwachte, sattelten seine Kumpane die Pferde.

„Nun macht schon!“, erklang Fishers ungeduldige Stimme. „Geht das nicht schneller?“

„Du hättest uns ja helfen können“, antwortete Tibbs mit gepresster Stimme. In seinen Augen blitzte es kurz wütend auf. Fisher konnte das zwar nicht sehen, aber der Tonfall seines Kumpans sagte genug. Er registrierte das und beschloss, bei der nächsten passenden Gelegenheit Tibbs zu sagen, was er von dessen Verhalten hielt.

Die Pferde schnaubten, als sie aus den Boxen geführt wurden. Die Tiere, die den Comancheros nicht gehörten, verhielten sich jetzt unruhig. Eine Stute in der linken Box ganz hinten begann zu wiehern und mit den Hinterläufen auszukeilen, als Bannerman sein Pferd direkt daneben aus der Box holte. Holz splitterte mit einem lauten berstenden Geräusch, und Bannerman fluchte. Jetzt hatte er es besonders eilig, das Pferd aus dem Stall zu holen, und er atmete erleichtert auf, als es ihm endlich gelungen war.

Art Fisher bemerkte den Lärm und zuckte zusammen, als er im Haus nebenan plötzlich ein flackerndes Licht bemerkte. Er murmelte einen leisen Fluch und schaute zu seinen Kumpanen.

„Wir müssen los!“, stieß er mit gepresster Stimme hervor. „Jemand hat den Lärm gehört!“

Noch während die letzten Worte über seine Lippen kamen und er nach den Zügeln des Pferdes griff, das Tibbs für ihn gesattelt hatte, war plötzlich eine wütende Stimme vor der Tür des Hauses zu hören, wo Fisher gerade das Licht gesehen hatte.