Torgo - Prinz von Atlantis 05: Der Untergang von Atlantis - Charles de Clermont - E-Book

Torgo - Prinz von Atlantis 05: Der Untergang von Atlantis E-Book

Charles de Clermont

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Beschreibung

Der Zorn Bels ließ Atlantis in den Fluten des Meeres versinken.Torgos Reich geht in der Apokalypse unter. Nur Torgo, Jargo, Bethseba und Nebussor können sich retten. Und noch jemand …

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TORGOPrinz von Atlantis

In dieser Reihe bisher erschienen

3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten

3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter

3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao

3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis

3705 Charles de Clermont Der Untergang von Atlantis

3706 Charles de Clermont Das Gastmahl des Todes

3707 Charles de Clermont Das Orakel von Delphi

3708 Charles de Clermont Verrat in Hellas

Charles de Clermont

TORGOPrinz von Atlantis

Der Untergang von Atlantis

Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-620-0Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Als der Tag über Atlantis anbrach, konnte man erst die Folgen des Erdbebens erkennen. In der Stadt waren schwere Verwüstungen entstanden. Der Tempel des Bel war zur Gänze eingestürzt das Götzenstandbild vernichtet. Auf den Zufahrtsstraßen zur Stadt zeigten sich breite Risse und Sprünge im Erdreich, welche Fahrzeuge, Fußgänger und Reiter zu Umwegen durch die Felder zwangen.

Bleich und übernächtigt kehrten die Menschen aus der Umgebung der Residenz in ihre Heimstätten zurück, welche sie zum Teil in argem Zustand wiederfanden.

Menschen waren, soweit sich bisher übersehen ließ, in dieser Nacht des Schreckens keine zu beklagen gewesen. Aber man wusste nicht, was weiter im Inneren der Insel geschehen war. Dort konnten die Schäden durchaus noch ärger sein und es war nicht ausgeschlossen, dass dort das Beben auch Menschenleben gekostet hatte. In dem Prinzen war in jener Nacht eine Verwandlung vor sich gegangen, die sich seine Umgebung nicht zu erklären vermochte. Allmählich kehrte die Dienerschaft, kehrten Torgos Freunde in den Königspalast zurück, aber der Prinz begegnete ihnen einsilbig und mit Zurückhaltung.

Auch Jargo merkte mit Staunen, dass der Prinz ihm gegenüber kühl blieb. Er kam nicht auf den Gedanken, dass es Torgo als Unrecht empfinden könne, dass sich Jargo in der Stunde der Gefahr um seine nächsten Angehörigen gekümmert habe und berichtete dem Prinzen von dem ernsten Zustand, in dem sich sein Vater befand.

„Nimm den Heilkundigen des Hofes und sage ihm, dass es mein Wunsch ist, dass dein Vater gesund gepflegt werde“, ordnete der Prinz an und Jargo entfernte sich mit vielen Dankesworten, aber doch auch dem Gefühl im Herzen, dass zwischen Torgo und ihm nicht mehr alles so sei wie früher.

Er versprach, bald zurück zu sein. Der Prinz hatte vor, zu einem Inspektionsritt aufzubrechen. An diesem Ritt sollten auch Rostan und Nebussor teilnehmen. Rostan war der Urheber dieses Plans. Er hatte in dem Prinzen die Neugier nach dem Bergwerk geweckt. Obwohl der Königspalast infolge seiner stattlichen Bauart durch das Beben kaum Schaden genommen hatte, war es Rostan doch nicht entgangen, wie es in der Stadt selbst aussah. Umso mehr fürchtete er nun für die Arbeiten im Inneren des Berges und er war schon am frühen Morgen beim Prinzen erschienen, um ihm die Reise vorzuschlagen. Man konnte sich dann gleich an Ort und Stelle davon überzeugen, was geschehen war und die nötigen Anordnungen treffen. In den frühen Vormittagsstunden brach die kleine Reise­gesellschaft auf, unter Begleitung einer Kohorte von Hauptmann Alwas Kriegern. Die drei Hauptleute selbst blieben in der Stadt zurück. Teils, weil trotz der gewonnenen Seeschlacht gegen die Griechen die Lage an der Küste unsicher war, teils aber auch, weil es die neue politische Lage erforderte, dass sie sich gemeinsam mit den im Rat verbliebenen Ältesten um die öffentliche Ordnung zu kümmern hatten. Torgo schied diesmal gerne von der Residenz. Zu bitter war für ihn die ­Erinnerung an die persönlichen Enttäuschungen, welche er in der vergangenen Nacht erlitten hatte. Ein uneingestandener, heimlicher Hass gewann in seiner Seele Boden und machte ihn gefügig für die Pläne Rostans, dessen Ziel es war, in Atlantis ein unumschränktes Schreckensregiment aufzurichten. Bethaseba, die einzige Getreue, ließ Torgo im Palast zurück. Er setzte sich selbst an die Spitze der Reiterkolonne, gefolgt von Jargo, Rostan und dessen kleinem Diener Nebussor und durch das östliche Stadttor ging es hinaus ins offene Land und von da den Bergen entgegen. Numrod, der Herrscher des Kupferbergwerks ahnte nichts von dem hohen Besuch, der ihm bevorstand. Das war gut so, denn sonst hätte er keine ruhige Minute mehr gehabt. Bergwerkssklaven und Wachmannschaften waren seit Stunden damit beschäftigt, die Toten ans Tageslicht zu schaffen, welche durch den Einbruch der Stollen verschüttet worden waren. Wie durch ein Wunder waren Taaf und Shidra, die beiden Hohepriester Bels, welche man nach dem Attentat auf den alten König zu Zwangsarbeit verurteilt hatte, einem schrecklichen Ende entgangen. Der gewaltige unterirdische Dom, den Rostan in ein riesiges Laboratorium, in eine Werkstatt zur Ausführung seiner Erfindungen umgewandelt hatte, zeigte Risse und Sprünge an den Wänden, die eine Fortführung der Arbeiten als gefährlich erscheinen ließen. Aber an Rostans Geräten selbst und an einem noch unfertigen, im Bau befindlichen Brennspiegel für die Küstenbefestigungen, war kein Schaden entstanden.

„Los, macht die Stollen vom Schutt frei, schafft die Toten und Verwundeten fort“, befahl Numrod. „Wer arbeitsfähig ist oder es bald wieder werden kann, bleibt im Bergwerk. Die Toten und Sterbenden aber werft hinab in die Geierschlucht.“

Diese unmenschliche Maßnahme wurde von Numrods Schergen ausgeführt. Man war an diesem Orte gewohnt, über Leichen zu gehen. Numrod, der ein Herz für seine Wachhunde hatte, besaß keines für seine Mitmenschen.

Man war mit den ärgsten Aufräumungsarbeiten am Ende und machte sich daran, die Stollen zu sichern und fackelndes Erdreich zu treffen, als die Posten auf den Wachtürmen das Nahen des Reiterzuges Prinz Torgos meldeten.

„Wer kann das sein?“, fragte sich Numrod unwillig. „Ob etwa Rostan so schnell aus der Hauptstadt zurückkehrt?“

Kurz darauf war er nicht wenig erstaunt, auch den Prinzen bei sich zu sehen.

„Wie steht es, Numrod?“, war Rostans erste, besorgte Frage. „Hat das Erdbeben bei euch großen Schaden angerichtet?“

„Es ist nicht der Rede wert“, log Rostan, um sich beim Prinzen beliebt zu machen. „Alle deine Geräte sind so unversehrt, wie du sie verlassen hast Rostan. Du kannst sogleich die Arbeit wieder aufnehmen. Wir haben ein paar Arbeitssklaven verloren, aber wir verlieren täglich welche und es kommt ja immer wieder Nachschub. Ich hoffe, dass man mir bald wieder welche liefert.“

Der Prinz nickte finster. „Es ist damit zu rechnen, Numrod“, sagte er.

„Und wie steht es in der Hauptstadt?“, wandte sich Numrod an die Umstehenden.

„Schlimm genug, das ist gewiss“, erzählte Nebussor, „ich habe so eine schlimme Nacht noch nicht erlebt, so wahr meine Wiege im fernen Persien stand. Ich hoffe nur, sie wiederholt sich nicht, sonst bliebe ich keinen Tag länger in Atlantis.“

Numrod kratzte sich hinterm Ohr. An die Möglichkeit, dass sich das Beben wiederholen könne, hatte er noch gar nicht gedacht.

„Ich hoffe, dass es nicht wiederkommt“, erklärte jedoch Torgo beruhigend. „Seit ich denken kann, gab es dergleichen nie in unserem Reiche. Wir lebten ungestört und ruhig. Den Göttern hat es gefallen, uns zu erschrecken und uns ihre Macht zu zeigen.“

„Ja“, pflichtete Numrod bei, „das sagen Shidra und Taaf auch. Sie sagen, es sei Strafe dafür, dass man die Priester Bels ins Bergwerk verbannte.“

Numrod lachte.

„Hoffentlich glauben das nicht auch andere Leute“, meinte Jargo besorgt.

„Sie mögen es ruhig glauben“, knurrte Torgo“, es würde ihnen nichts nützen.“

Überrascht sah Torgo auf. Noch nie hatte er seinen Herrn so hart reden hören.

„Recht so“, lobte jedoch Rostan. „Und nun Prinz, folge mir hinab in dein unterirdisches Reich, in welchem deine Sklaven und Diener für die Sicherheit von Atlantis arbeiten.“

Kapitel 2

Als die Sonne sank, näherten sich die ägyptischen Galeeren unter der Führung von Tach-Hamon einer abgelegenen Stelle der Küste. Hauptmann Sarga, welcher die Seestreitkräfte der Atlanter befehligte, hatte einen schweren strategischen Fehler begangen. Er hatte seine Flotte dort konzentriert, wo er eine Wiederholung des Angriffs befürchten zu müssen glaubte. Dass ein neuer Gegner von einer ganz anderen Stelle angreifen könne, damit hatte er nicht gerechnet. Als die Galeeren im Schutze der Dunkelheit landeten und die ägyptischen Krieger an Land spien, fanden sie keinen nennenswerten Widerstand bei der überraschten Bevölkerung. Fast tausend gut ausgerüstete Männer näherten sich im Eilmarsch der Hauptstadt, in der man des Erdbebens wegen an andere Dinge dachte, als an Verteidigung, schon gar nicht nach der Landseite hin, da die Heerführer ihre Aufmerksamkeit auf die See konzentrierten. Auf dem Wege nach der Residenz überfielen die Ägypter ein atlantisches Heer­lager und erbeuteten in einem erbarmungslosen Kampf fast fünfhundert Streitwagen und die dazugehörigen Pferde.

Tach-Hamon triumphierte. „Nur jetzt keine Zeit verlieren“.

Er hatte durch die Schlacht mehrere Stunden verloren, aber er hoffte, noch vor Sonnenaufgang die Hauptstadt erreicht zu haben. Aber die Kunde von den in Eilmärschen herannahenden feindlichen Truppen eilte dem ägyptischen Heer doch wie ein Lauffeuer voran und noch während der Nacht erreichte sie die Residenz, wo sie ungläubiges Staunen und neue Verwirrung auslöste. Alwa schickte seine Truppen aus der Zitadelle auf die Wälle und Wusso bereitete sich auf eine Verteidigung des Schlosses vor, während seine Männer gleichzeitig überall vergeblich nach Prinzessin Nif-Iritt, Nimbur, Gül-Gül und Sil suchten. Man fand nichts als einen toten Wachposten. Irgendwo mussten die ägyptische Prinzessin, ihr blinder Berater und ihre beiden Dienerinnen über die Mauer des Gartens gelangt sein. Tatsächlich hatte Nimbur, kaum dass ihm das Gerücht von der ägyptischen Heeressäule zu Ohren gedrungen war, seine Maßnahmen ergriffen.

„Jetzt ist die Stunde gekommen, wo sie uns als Geiseln verwenden werden“, hatte er zu Nif-Iritt gesagt, „und dies müssen wir, selbst um den Preis unseres Lebens verhindern. Wir müssen aus der Stadt gelangen und unserem Heer entgegengehen.“

Gül-Gül hatte noch von ihrem letzten, missglückten Fluchtversuch her einen Dolch im Besitz. Auch die Kleider waren noch vorhanden. So gingen sie bei Nacht und Nebel über die Mauer, was Nif-Iritt und Nimbur viel Beschwernis verursachte und einem Atlanter das Leben kostete. Die Stadtmauer war durch das Erdbeben an mehreren Stellen geborsten. Breite Sprünge klafften in dem morschen Mauerwerk, das schon Jahrhunderte überdauert hatte. An einer solchen Stelle kletterten die vier Flüchtlinge über die Trümmer und standen nun zum ersten Mal außerhalb der Stadt, in der sie die Zeit ihrer Gefangenschaft verbracht hatten. Sie kamen gerade zur rechten Zeit, eine Viertelstunde später wurde die Mauer von Alwas Truppen besetzt, die sich zur Verteidigung vorbereiteten.

„Wohin jetzt?“ fragte Nif-Iritt, als sie auf der Landstraße standen.

„Wäre ich doch sehend!“, klagte Nimbur, „hätte ich mein Augenlicht wieder, wie einst!“

„Bediene dich unserer Augen, Nimbur“, sagte Gül-Gül. „Sage uns, was du wissen willst und wir werden dir erzählen, was wir sehen.“

„Wo befinden wir uns?“, fragte Nimbur.

„Offenbar auf einem Acker.“

„Sind Leute in der Nähe?“

„Rechts von uns läuft eine Straße. Ich höre Lärm von dort und sehe das Licht von Fackeln.“

„Die Straße scheint demnach ungewöhnlich belebt?“

„So ist es Nimbur. Es sind Flüchtlinge, welche die Stadt zu erreichen suchen.“

„So haben wir mehr Glück, als ich zu hoffen wagte. Wir sind an der richtigen Stelle, wir brauchen nichts zu tun, als die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen als die Flüchtlinge. Dann werden wir gewiss auf unsere Landsleute stoßen. Aber betreten wir die Straße nicht. Wir könnten Kriegern begegnen oder Leuten, denen unsere Marschrichtung auffällt und verdächtig erscheint. Das wäre vielleicht unser Ende.“

„Gut!“, sagte die energische Gül-Gül, „wenn du es erlaubst Prinzessin, werde ich uns führen. Wir bleiben außer Sichtweite der Straße.“

„Führe uns“, bat Nif-Iritt, „bringe uns sicher zu den Ägyptern. Ich will dich belohnen, sobald wir wieder am Hofe des Pharao sind.“

Gül-Gül setzte sich an die Spitze des Zuges. Sie hielt Nimbur an der Rechten und blieb mit ihm unausgesetzt im Gespräch. Er fragte nach jeder geringsten Kleinigkeit und es wurde nun tatsächlich so, dass sie beide eine Einheit bildeten. Sein Verstand und ihr Augenlicht ergänzten einander. Die Prinzessin war langer, nächtlicher Wanderungen ungewohnt. Der kleine Zug stolperte über Erdschollen, Kaninchenlöcher und allerlei Hindernisse und Nif-Iritt klagte bald über Fußschmerz und Müdigkeit. Aber Nimbur packte sie bei ihrem Ehrgeiz und vor allem bei ihrer Furcht, von den Atlantern überrascht zu werden. Sie waren erst dann gerettet, wenn sie die Spitze der ägyptischen Heeressäule erreicht hätten. Plötzlich hörten sie im Dunkel der Nacht, aus der Richtung der Hauptstadt kommend, unheimlich röhrende Laute. Der Boden schien neuerlich zu erbeben. Und dann sahen sie in breiter Schwarmlinie dahineilend und sie überholend die Schatten riesiger, unheimlicher Tiere, auf deren Rücken seltsame kleine Türme schwankten. Es waren Kampfelefanten der Atlanter, welche Alwa den anstürmenden Ägyptern entgegenschickte, um sie aufzuhalten.

„Wir geraten mitten in eine Schlacht“, sagte Nimbur besorgt.

Nif-Iritt hatte noch nie Elefanten gesehen. Die gewaltigen Tiere mit ihren drohend erhobenen Rüsseln und ihren Stoßzähnen flößten ihr Furcht und Schrecken ein.

„Sie werden unsere Landsleute niedertrampeln!“, bangte sie, „wer weiß, was für schreckliche Waffen die Atlanter noch gegen sie einsetzen werden!“

„Weiter, trotzdem weiter“, drängte Nimbur. „Je weiter wir von der Hauptstadt fort sind, umso besser ist es. Bis jetzt hat man uns noch nicht gefunden, aber sicher suchen sie uns schon. Wahrscheinlich würden sie uns töten, als den Ägyptern ausliefern.“

Und so hasteten sie weiter ihres Weges. Plötzlich blieb Gül-Gül stehen.

„Halt“, flüsterte sie, „hört ihr nichts?“

Sie hielten an und lauschten. Jenseits eines Hügels, der in der Nacht dem Rücken einer riesigen Schildkröte glich, hatte sich ein fürchterlicher Lärm erhoben, dessen Laute der Wind bis hierher trug. Offenbar waren dort die Elefanten der Atlanter mit dem ägyptischen Heer zusammengestoßen.

„Wir müssen einen Bogen schlagen!“, rief Nimbur. „Wir müssen versuchen, das Schlachtfeld zu umgehen und die Flanke der Ägypter zu erreichen.“

Keine Zeit war zu verlieren, denn sicher würden die Ägypter vor dem ebenso unerwarteten wie ungewohnten Gegner zurückweichen. Die vier Menschen begannen zu laufen. Auch Nif-Iritt biss die Zähne zusammen. Es ging um ihre Freiheit, um ihr Leben. Keuchend und die letzte Kraft aus ihren Lungen pressend, umgingen sie den Hügel in einem Zeitraum von über einer Stunde. Im Osten färbte sich der Himmel bereits hell. Im fahlen Licht des dämmernden Tages bot sich ihnen ein ­schreckliches Bild.

Immer noch war die Schlacht nicht entschieden, doch die Elefanten, auf deren Rücken durch Aufbauten gedeckte Bogenschützen saßen, waren eine fürchterliche Waffe. Sie fassten ihre Gegner mit den Rüsseln und schleuderten sie durch die Luft, trampelten kurz und klein was ihnen in den Weg kam und das ägyptische Heer befand sich in dauernder, wilder Fluchtbewegung. Unterdessen führte Alwa aus dem Gebiet der Stadt und aus der Umgebung derselben durch Stafetten herbeigeholte Truppenverstärkungen heran. Das wussten Nif-Iritt und Nimbur noch nicht. Aber sie sahen trotzdem, dass keine Zeit zu verlieren war. Sie umgingen das Schlachtfeld, bis sie weit hinter demselben Tach-Hamons Befehlsstand erblickten. In seiner Nähe wurden sie von ägyptischen Soldaten aufgegriffen, die nicht wenig überrascht waren, sich in ihrer Muttersprache angeredet zu hören. Man hielt die vier für atlantische Spione. Doch Nimbur verlangte energisch, vor den Befehlshaber gebracht zu werden.

Tach-Hamon hatte im Augenblick allerdings andere Sorgen. Er hatte um ein Haar den Befehl gegeben, die Gefangenen zu liquidieren, als er Nimburs lautes Schreien hörte, welches verkündete, dass es Prinzessin Nif-Iritt sei, die hier zu den Truppen ihres Vaters geflohen wäre.

„Nif-Iritt!“ rief Tach-Hamon.

„Bringt mir die Leute, rasch! Wenn sie es wirklich sind, so ändert das alles!“

Immer näher kam der Lärm der Schlacht. Die Ägypter wichen zurück. Einige der Elefanten waren ­durchgebrochen und tauchten plötzlich in gefährlicher Nähe des Befehlsstandes auf.

Kapitel 3

In wilder Hast jagte ein Reiter durch die Bergschluchten und durch die Serpentinenstraßen aufwärts, die nach dem Kupferbergwerk führten. Er fiel fast von dem schäumenden Pferd, als sich vor ihm das Tor öffnete.

„Der Prinz!“, rief er, „wo ist der Prinz? Ich komme von Hauptmann Alwa!“

Der Prinz befand sich gerade im Felsendom, in dem bis vor kurzem noch Erz geschürft worden war und wo Rostan jetzt an der Verwirklichung seiner phantastischen Einfälle arbeitete. Der völlig erschöpfte Bote wurde zu Torgo gebracht.

„Herr!“, rief er noch immer atemlos, „deine Hauptstadt ist in Gefahr!“

„Was ist geschehen?“, fragte Torgo erschrocken.

„Fremde Schiffe sind gelandet und haben Krieger an Land gesetzt. Wir sind mitten im Kampf und bedürfen Deiner!“

„Wie war das möglich?“, fragte Torgo erstaunt, „wie konnten sie landen, ohne dass sie vernichtet wurden?“

„Sie stehen mit bösen Mächten im Bunde. Unsere Schiffe haben sie gar nicht gesichtet.“

„Du erzählst Märchen!“

„Nein Prinz, es ist so wie ich sage, wir bedürfen Deiner, die Hauptleute sandten mich, dich zu ­benachrichtigen, dass du sogleich nach der Hauptstadt kommen mögest.“

„Sind der Angreifer viele?“

„Es scheint so. Und noch etwas Schlimmes hat sich ereignet. Die gefangene Prinzessin ist verschwunden. Man hat alles nach ihr und ihren Leuten abgesucht, sie aber nicht finden können. Die Hauptleute befürchten, dass es ihr gelungen ist zu den feindlichen Truppen zu gelangen.“

Torgo ließ einen Ausruf des Zornes hören. „Kaum kehrt man der Stadt den Rücken!“, rief er, „passieren die schlimmsten Dinge.“

„Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben Herr“, meinte Jargo begütigend „als dass wir unverzüglich die Rückreise antreten.“

„Das ist leider notwendig“, erklärte Torgo. „Aber ebenso nötig erscheint es mir, dass man die Arbeit hier fortsetzt. Nach dem was ich gesehen habe, kann man ohne Verzug damit beginnen. Rostan, ich beauftrage dich, so rasch als möglich eine Anzahl von Spiegeln herzustellen. So viele als nötig sind, um die Insel nach allen Seiten hin zu beherrschen.“

Rostan verbeugte sich. Der Prinz eilte davon, von Jargo und dem Boten sowie Numrod begleitet, während Rostan und Nebussor in der Felsenhalle zurückblieben.

„Der Prinz ist schlechter Laune, das ist gewiss“, ­konstatierte Nebussor. „Aber ich an seiner Stelle wäre es ebenso, so wahr meine Wiege im fernen Persien stand.“