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Die sieben Plagen, der Durchzug durchs Rote Meer, der Berg Sinai mit den Gesetzestafeln, zuletzt der Tanz um das Goldene Kalb. Hier enden vorerst die Abenteuer. Torgo trennt sich von den Israeliten, heiratet Bethseba und wird in einer Wüstenoase sesshaft. Sein Freund Jargo zieht mit seiner Geliebten und den Israeliten in die Wüste.
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Seitenzahl: 149
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TORGOPrinz von Atlantis
In dieser Reihe bisher erschienen
3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten
3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter
3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao
3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis
3705 Charles de Clermont Der Untergang von Atlantis
3706 Charles de Clermont Das Gastmahl des Todes
3707 Charles de Clermont Das Orakel von Delphi
3708 Charles de Clermont Verrat in Hellas
3709 Charles de Clermont Bei den Säulen des Herkules
3710 Charles de Clermont Die Rache der Königin
3711 Charles de Clermont Im Land der Pyramiden
3712 Charles de Clermont Auf Leben und Tod
3713 Charles de Clermont Das Gespenstergrab
3714 Charles de Clermont Die sieben Plagen
3715 Charles de Clermont Das Geheimnis
3716 Charles de Clermont Die Verfolgten
Charles de Clermont
TORGOPrinz von Atlantis
Die sieben Plagen
Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Rupert BauerTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-629-3
Die Nomaden traten zum Angriff auf die Hütte Reguels an.
In diesem Augenblick flammten in der Umgebung des Hauses Feuer auf. Feurige Ballen waren es, welche die Wiese hinab kollerten und ihren Weg geradewegs auf die Nomaden zunahmen, die vor Schreck aufschreiend ihre Deckung verließen.
„Flieht, wenn euch euer Leben lieb ist!“, tönte vom Hause eine Stimme her. Es war Torgos Stimme und gleichzeitig flitzten Pfeile durch die vom Schein der Flammen erhellte Dunkelheit.
„Zurück, bleibt stehen, seid ihr von Sinnen!“, rief der Anführer der Nomaden, doch er konnte nichts mehr hinzufügen.
Von einem Pfeil getroffen stürzte er zu Boden und hauchte röchelnd sein Leben aus. Sein Tod war für die, welche noch zauderten, das Signal zum allgemeinen Rückzug. Man hörte sie noch eine Weile im Gebüsch und auf den Hängen des Berges lärmen, doch dann blieb es still. Torgo und seine Freunde traten hervor.
„Das hast du gut gemacht!“, rief Jethro anerkennend. „Das war Hilfe in der Not!“
Auch Jargo lachte zufrieden. Aaron aber drängte es, nach seinem Bruder und dessen Frau zu sehen.
„Kommt mit nach der Hütte!“, rief er. „Wir wollen sehen, wie es Zippora geht!“
Und sie betraten die Hütte Reguels. Da sahen sie Reguels Töchter um das Bett der Wöchnerin stehen. Moses aber hielt ein zappelndes, kleines Bündel in den Händen. Er und Zippora strahlten vor Glück.
„Wir wollen ihn Gersom nennen“, rief Moses aus. „Seht her, meinen erstgeborenen Sohn!“
„Weshalb nennst du ihn Gersom?“, fragte Jethro verwundert.
Moses wurde ernst.
„Weil er ein Fremder in diesem Lande ist, wie sein Vater. Erst das Land, das uns der Herr verheißen hat, wird seine Heimat sein.“
Die Kunde von der Rückkehr Moses und Aarons, seines Bruders, drang bald bis nach Memphis und kam dem Pharao zu Ohren. Moses und Aaron hatten die Ältesten der Israeliten versammelt und berichteten ihnen von dem, was Moses auf dem Berg Horeb erlebt hatte. Und eines Abends versammelten sich in der Ziegelei die Arbeiter im Scheine der Fackeln und Aaron redete zu ihnen.
„Zu meinem Bruder sprach der Herr: Ich will euch von den Lasten Ägyptens befreien, von eurem schweren Dienst erretten und euch aus diesem Lande führen. Und ich will euch in ein Land führen, darüber ich meine Hände aufgehoben habe, dass ich es Abraham, Isaak und Jakob gebe. Das will ich euch zum Besitze geben, ich, der Herr!“
Torgo und Jargo hörten es. Auch Bethseba stand bei ihnen. Sie wohnten gemeinsam der Versammlung bei. Viele der Juden hörten diese Rede gerne. Aber die meisten von ihnen schüttelten die Köpfe. Sie hielten es für ein Ding der Unmöglichkeit, dass sie jemals Ägypten würden verlassen können.
„Es ist fürwahr keine leichte Aufgabe“, bemerkte Torgo.
„Man sollte es nicht für möglich halten“, wunderte sich Jargo, „aber ich dachte mir, dass diese Kunde Begeisterung auslösen würde, und das ist nicht der Fall! Dieses Volk will lieber für die Ägypter weiterschuften, als dass es Mut beweist! Sie verdienen es ja gar nicht, dass Moses und Aaron ihretwegen Kopf und Kragen riskieren!“ Aber die beiden Männer gaben nicht auf. Sie waren erfüllt von ihrer Sendung.
„Wir müssen das Dankopfer veranstalten“, sagte Moses. „So, wie es mir der Herr geraten hat. Wir müssen nach Memphis und den Pharao bewegen, dass er uns und unseren Leuten die Erlaubnis gibt, drei Tagereisen weit in die Wüste zu ziehen, um dem Herrn zu opfern!“
Jargo lächelte augenzwinkernd.
„Seid ihr erst einmal in der Wüste, dann seid ihr wohl nicht zu halten und kehrt nie mehr zurück? Das ist doch wohl der Grundgedanke dabei, oder? Ich fürchte, der Pharao wird euer Vorhaben durchschauen. Ich an eurer Stelle würde nicht damit rechnen, dass er euch die Erlaubnis gibt!“
„Erst müssen die Juden dich und Aaron als ihren Führer anerkennen“, riet Torgo. „Erst wenn du dieses Volk sicher bist, kannst du es wagen. Und wie wollt ihr euch verteidigen, falls ihr angegriffen werdet?“
Moses schüttelte den Kopf. „Der Herr wird uns verteidigen“, antwortete er zuversichtlich. „Ich rechnete nicht damit, dass uns der Pharao die Erlaubnis gibt. Aber der Herr wird ihn strafen und ihn zwingen, uns nicht, nur eine kurze Strecke, sondern ganz und für immer außer Landes zu lassen.“
„Darauf bin ich aber neugierig“, meinte Jargo skeptisch.
Doch Bethseba glaubte an ein Gelingen.
„Vor den Toren von Memphis, in den Augen des Nils, steht ein hohler Baum“, berichtete sie. „Dort liegt ein Schatz vergraben. Ich habe ihn aus Griechenland mitgebracht. Ihr werdet Mittel brauchen. Ich schenke euch alles, Moses und Aaron, zur Erreichung eures großen Zieles.“
„Wir wissen, wo der Schatz liegt“, bestätigten Torgo und Jargo.
„Dann fahrt morgen mit uns nach Memphis“, schlug Moses vor. „Ja, wir brauchen Mittel! Unsere Eltern haben kaum das Nötigste zu Leben. Wenn Aaron und ich keine Zeit zur Arbeit finden, und wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, als in der Ziegelei Lehmziegel für Ägypten zu verfertigen, dann haben sie kaum genug zu essen, den anderen, die für uns arbeiten werden, wird es bald ebenso ergehen!“
„Gib ihnen davon, sie sollen genug haben, um sich alles, was sie brauchen, kaufen zu können!“, riet Bethseba.
„Aaron und ich wollen zum Pharao“, erklärte Moses. „Wenn Torgo und Jargo uns nach Memphis begleiten wollen, dann könnten wir mit dem Schatze zurückkehren!“
„Wir kommen mit“, sagte Torgo zu ihm.
Am anderen Morgen machten sich die vier Männer in einer Nilbarke nach Memphis auf. Bethseba war bei Levi, Miriam und Zippora geblieben. Sie wagte nicht, ihre Verwandten in Memphis aufzusuchen. In Memphis angekommen, begaben sich Aaron und Moses in den Palast, um sich eine Audienz bei Ramses zu erwirken, während Torgo und Jargo erst einmal Bethsebas Angehörige besuchten, um ihnen mitzuteilen, dass sie nun wieder im Lande sei. Danach wollten sie sich in der Nilau als Schatzgräber betätigen. Moses und Aaron hatten Glück. Es war allgemeiner Audienztag heute und Ramses empfing sie in der Audienzhalle seines Palastes, umgeben von einen Hofstaat von Ratgebern, Gelehrten, Beamten und Priestern. So sahen Moses und Ramses einander nach langer Zeit wieder.
„Ich habe von euren Umtrieben schon gehört“, sprach er sie finster an. „Ihr haltet eure Leute von der Arbeit ab und führt aufwieglerische Reden.“
„Herr“, entgegnete Moses. „Wir kommen im Namen unseres Gottes zu dir, in dessen Namen wir auch zu dem Volke reden. Es ist ein großer und mächtiger Gott. Ich bin diesem Gott begegnet. Er hat mir geholfen, alle Israeliten drei Tagereisen durch die Wüste zu führen, um ihm einen Gottesdienst abzuhalten.“
Ramses stutzte erst, dann schüttelte er den Kopf.
„Was ist das für ein Gott, von dem du sprichst und den ich nicht kenne?“, fragte er. „Hier in diesem Lande bin ich der oberste Gott!“
Moses schüttelte den Kopf.
„Du bist kein Gott des Volkes Israel“, entgegnete er mutig. „Unser Gott ist der Herr, der befiehlt, dass du uns ziehen lassest, damit wir ihn anbeten und ihm opfern.“
Ramses lachte.
„Du scheinst nicht zu wissen, mit wem du sprichst“, erklärte er. „Mir befiehlt niemand! Seid froh, wenn ich euch nicht für eure frechen Reden bestrafen lasse!“
Aaron wagte eine Einwendung.
„Aber ...“, sprach er, doch Ramses sprang wütend auf und ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen.
„Von euch und euresgleichen sind schon zu viel in meinem Lande!“, rief er zornig. „Wollt ihr dieses nichtsnutzige Pack mit euren Flausen von einem Hebräergott auch noch von der Arbeit abhalten? Schert euch aus meinem Hause!“
Ramses Augen schimmerten dunkel vor Zorn. Moses und Aaron zogen es vor, dem Befehl Folge zu leisten, obwohl ihnen damit an diesem Tage eine totale Niederlage zuteil war.
Als sie gegangen waren, wandte sich Ramses an seine Berater.
„Was sagt ihr dazu?“, fragte er sie empört. „Habt ihr gehört, wie frech sie mir kamen?!“
„Wir können keine neuen Götter im Lande dulden!“, rief einer der Priester und streckte abwehrend alle Finger von sich. „Wir allein wissen den Weg zur Seligkeit!“
„Sie haben nicht genug Arbeit, das ist alles“, erklärte ein Steuereinnehmer. „Es geht ihnen zu gut und deshalb kommen sie auf so dumme Gedanken!“
„Das ist ein gutes Wort“, fand Ramses nach kurzer Überlegung. Und er befahl den Amtleuten: „Gebt den Juden kein Stroh mehr zum Ziegelbrennen. Sie sollen sich das Stroh selbst zusammenlesen.“
„Wenn sie Stroh sammeln müssen“, sprach einer, „dann werden sie keine Zeit mehr zum Ziegelbrennen haben!“
„Doch“, erklärte Ramses hart. „Sie sollen nachts sammeln und am Tag brennen. Sie erhalten nur so viel an Nahrung, als sie entsprechend abliefern. Bei dieser Methode werden sie schon auf andere Gedanken kommen!“
Torgo und Jargo hatten das Erdreich um die Wurzeln des hohlen Baumes aufgegraben und die Ledersäcke, in denen der Reichtum Roduros lag, ans Tageslicht gebracht. Sie waren mit ihrer Arbeit gerade fertig, als sie Moses und Aaron sich mit bedrückten Mienen langsam nähern sahen.
„Nun, wie steht es?“, fragte Torgo gespannt.
„Es kam so, wie es vorauszusehen war“, berichtete Moses düster.
„Tröste dich“, meinte Torgo. „Sieh, der Schatz ist noch da! Damit lässt sich schon allerhand anfangen.“
„Wenn wir es nur für unser Volk nicht noch schlimmer gemacht haben“, fürchtete Aaron bekümmert.
Und als sie abends stromauf zurück zur Ziegelei fuhren, merkten sie, dass Aaron mit seinen Befürchtungen Recht hatte.
Alle Arbeiter befanden sich auf den Feldern, um Stroh zu sammeln. Moses und Aaron ließen sogleich eine Versammlung ausrufen.
„Wir müssen mit den Leuten reden!“, rief Moses und sie machten sich eilig auf den Weg. Doch sie trafen niemanden dort an. Erst nach einer Weile kam Vater Levi. Er maß seine Söhne mit finsterem Blick.
„Was hast du, Vater?“, fragte Moses erschrocken. „Was ist in der Ziegelei los? Ich habe die Ältesten und das Volk zu einer Versammlung gerufen!“
„Da wirst du wohl für dich allein predigen“, brummte Levi. „Niemand hat Zeit, dich anzuhören. Und das ist vielleicht gut so. Sei froh, wenn sie dich und Aaron in Frieden lassen! Euch haben wir es zu danken, dass wir nun doppelt schuften müssen!“
Und er berichtete, dass die Amtleute des Pharao den Befehl zum Strohsammeln überbracht hatten, noch ehe die beiden Brüder mit ihren Freunden aus Memphis zurückgekehrt waren.
„Und das ist überall im ganzen Land so, in der ganzen Provinz Gosen! Es wird gehen bis an die Grenze von Median, wo die Macht des Pharao klein und die Furcht vor den Räubern groß wird“, setzte Levi hinzu.
„Da habt ihr ja etwas Schönes angerichtet“, sagte Zippora, den kleinen Gersom wiegend.
„Ihr vergesst den Schatz!“, rief Torgo aus. „Helft damit den Ärmsten!“
„Nun wollen wir erst einmal sehen, wer zur Versammlung kommt“, brummte Jargo skeptisch.
Und als die Stunde der Versammlung gekommen war, standen die Freunde allein auf dem Versammlungsplatz. Düster brannten ihre Fackeln. Verlegendes Schweigen, betretene
Gesichter. Niemand war gekommen, Moses zu hören. Oder doch? Doch! Da kamen sie, schüchtern, einzeln, erst nur wenige, und dann mehr. Moses stand ergriffen. Bethseba aber erfüllte eine Welle der Freude und Torgo drückte ihre Hand.
„Sie kommen“, sagte sie glücklich. „Sie kommen!“
„Oh glaubet mir!“, rief Moses laut den Menschen zu und breitete seine Arme aus. „Glaubet mir, die ihr gekommen seid! Dies Herrn Hand ist über uns! Vertraut ihm, dem Herrn! Er wird uns erretten aus aller Not!“
Der Schatz des Räubers Roduros fand nun seine Verwendung. Mit seiner Hilfe wurden die Ratgeber des Pharao bezahlt.
Aber schwer ruhten auf Moses die Last der Verantwortung und die Sorgen. Er fand wenig Schlaf und der Schlaf, den er fand, schenkte ihm keine Erquickung. Aber er brachte ihm ein neues Gesicht. Er hörte im Traume die Stimme des Herrn.
„Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao tun werde: Ich bin der Herr. Ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als der allmächtige Gott und habe meinen Bund mit ihnen aufgerichtet, dass ich ihnen das Land Kanaan geben wolle. Und ich habe die Wehklage der Kinder Israels in Ägypten gehört und an meinen Bund gedacht. Siehe, ich habe dich zum Gott über dem Pharao gesetzt und Aaron soll dein Prophet sein. Wenn der Pharao zu euch sagen wird, beweiset eure Wunder, so sprich zu Aaron: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Thron! Und der Stab wird zur Schlange werden. Und am Morgen, wenn der Pharao baden geht, tritt an das Gestade und sprich zu ihm: Der Gott der Hebräer hat mich zu dir gesandt. Lass mein Volk gehen, damit es mir in der Wüste diene. Aber wenn du nicht hören willst, dann sollst du erfahren, dass ich der Herr bin. Siehe, ich will mit dem Stabe das Wasser schlagen und es soll sich in Blut verwandeln. Und wenn du dich dann noch weigerst, mein Volk ziehen zu lassen, dann will ich ganz Ägypten mit Fröschen plagen. Sie sollen bis in dein Haus, in deine Schlafkammer und in dein Bett kommen. Und ist das noch nicht genug, dann schlage ich mit meinem Stab in den Staub und er wird sich in Mücken verwandeln und sie werden Mensch und Vieh plagen. Und Hundsfliegen werden kommen. Also sagt der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk gehen, dass sie mir dienen. Und wenn er sich weigert, wird meine Hand sein über dem Vieh auf dem Felde mit einer schweren Pestilenz. Und alles Vieh der Ägypter wird sterben, doch von dem Vieh der Kinder Israels nicht eines. Und es werden Geschwüre ausbrechen an den Menschen. Und ich will einen großen Hagel regnen lassen, dergleichen in Ägypten noch nicht gewesen ist.“
Und wieder fuhren Moses und Aaron nach Memphis und begehrten, den Pharao zu sprechen. Und Ramses empfing sie wie unlängst im Audienzsaal und in Gegenwart seiner Berater.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte er finster.
„Wir kommen in der gleichen Sache wie neulich“, erklärte Aaron. „Wir möchten, dass du dem Volk Israels erlaubst, in die Wüste zu ziehen, um dort einen feierlichen Gottesdienst für den Gott der Hebräer abzuhalten. Du hast diese unsere Bitte nicht gewährt. Nun ist Gott der Herr zornig. Er wird dich strafen. Er wird dir seine Macht beweisen.“
„Womit denn?“ Ramses lachte finster.
„Aaron, nimm den Stab!“, befahl Moses.
Und Aaron gehorchte. Er warf den Stab vor die Stufen des Thrones. Die Männer im Saale schrien auf und Ramses starrte voll Entsetzen auf die steinernen Stufen, auf denen sich eine schwarze Schlange wandte. Moses hob die Schlange auf; sie wurde in seiner Hand zum Stock. Da fasste sich Ramses. Ein geringschätziges Lächeln umspielte seine Züge.
„Ich vergaß“, wandte er sich anzüglich an Moses, „wo du deine Jugend verbracht hast und was du einst werden solltest. Du hast viel gelernt, mein ehemaliger Bruder und dass du das nun gegen mich und gegen die ausspielen willst, die dir das Leben schenkten und dich erzogen, setzt deiner Undankbarkeit die Krone auf. Ruft mir die Beschwerer und Gaukler! Ruft mir die Priester, die in solchen Künsten geübt sind! Und jetzt, du großmächtiger Prophet deines Gottes, wirst du eine Vorstellung erleben, bei der dir schwarz wird vor Stöcken, die sich vor deinen Augen in Schlangen verwandeln!“
Man ging, um die von dem Pharao Befohlenen zusammenzurufen. Und sie kamen. Es waren ihrer sechs oder sieben.
„Was befiehlst du, Herr?“, fragte einer von ihnen.
„Macht mir das Kunststück mit dem Stock, der zur Schlange wird!“, befahl Ramses.
„Gerne, Herr! Erlaube nur erst, dass wir unsere Stöcke holen.“
Sie gingen und kamen nach kurzer Zeit wieder. Ein jeder von ihnen hatte einen kurzen, schwarzen Stock in der Hand.
„Werft sie diesen beiden Juden vor die Füße!“, befahl Ramses.
Im nächsten Augenblick wimmelte der Platz, an dem Moses und Aaron standen, vor Schlangen.
Da rief Moses: „Aaron wirf den Stock dazu!“
Und Aaron gehorchte.
„Habt ihr noch nicht genug von dem Viehzeug?“ Ramses lachte, als sich nun auch noch Moses Stock in eine Schlange verwandelte. Aber wie erstaunte er, als diese Schlange eine Artgenossin nach der anderen anging, anfiel, biss, verzehrte und verschlang, solange, bis auch die letzte in ihrem Leibe verschwunden war. Da lag sie nun still, wurde starr, immer mehr das Aussehen des Holzes annehmend, bis Moses sie aufhob und sich auf den Stock stützte.
„Nun?“, fragte er gelassen den Pharao.
Dass Schlangen ihre Artgenossen verschlingen und im Zustand der Übersättigung bewegungslos werden, ist bekannt.
„Mit euren Zaubereien erschreckt ihr mich nicht“, erklärte Ramses abweisend, während sich die Priester und Beschwörer, Verwünschungen gegen Aaron und Moses murmelnd, entfernten.
„Dies ist nur ein Anfang“, erklärte Moses. „Wir warnen dich. Erfülle den Wunsch des Herrn, wenn du dir und deinem Volk viel Ungemach ersparen willst.“
„Macht euch nicht lächerlich“, wies Ramses sie ab. „Es war recht amüsant, einen einstigen Prinzen als Beschwörer bei Hofe zu sehen. Vielleicht kannst du dir damit dein Brot verdienen, Moses, dann bleibt dir möglicherweise die Ziegelei erspart. Und jetzt geht. Ich will euch so bald nicht mehr sehen.“