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Torgo reist mit Nif-Iritt nach Ägypten. Er fühlt sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen.Zur gleichen Zeit überschlagen sich die Ereignisse am Hof von Pharao Ramses.
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Seitenzahl: 148
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TORGOPrinz von Atlantis
In dieser Reihe bisher erschienen
3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten
3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter
3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao
3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis
3705 Charles de Clermont Der Untergang von Atlantis
3706 Charles de Clermont Das Gastmahl des Todes
3707 Charles de Clermont Das Orakel von Delphi
3708 Charles de Clermont Verrat in Hellas
3709 Charles de Clermont Bei den Säulen des Herkules
3710 Charles de Clermont Die Rache der Königin
3711 Charles de Clermont Im Land der Pyramiden
3712 Charles de Clermont Auf Leben und Tod
Charles de Clermont
TORGOPrinz von Atlantis
Im Land der Pyramiden
Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Rupert BauerTitelfoto: Oziel Gómez von PexelsTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-626-2
In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book erhältlich!
Es war in den Tagen der Regentschaft Sethos I. als ein großes Schiff den Nil stromaufwärts fuhr. Der Himmel spannte sich in einer tiefblauen Wölbung über das sonnenüberflutete Land. Das matte Grün der Landschaft zu beiden Seiten des Stroms erfreute das Auge der Männer auf Deck der Galeere, welche schon viele Wochen lang nichts als die unendliche Wasserwüste des Meeres zu Gesicht bekommen hatten. Noch mehr aber erfreute der Anblick Nif-Iritt, die Tochter des Pharao. Sie war durch Jahre in der Fremde gewesen und kehrte nun heim. Was hinter ihr lag, war nun wie ein böser Traum, der zu Ende geträumt war: die Zeit der Gefangenschaft in Atlantis und die Tage ihres Königtums an der Seite eines ungeliebten Gatten in Griechenland, aber auch die glückliche Einsamkeit auf einer vergessenen Insel, nur geteilt mit dem geliebten Mann, Torgo, dem atlantischen Prinzen. Er allein war lebendiges Zeugnis für alles Erlebte. Ihre Augen tranken sich satt an dem so lang entbehrten Bilde der heimatlichen Landschaft, aber immer wieder kehrten ihre Blicke auf Torgo zurück, der hoch aufgerichtet, wenige Schritte von ihr entfernt, am Bug des Schiffes stand und den Strom hinaufblickte. Seine kraftvolle Gestalt hob sich als Silhouette ab von dem Flimmern der gleißenden Wasserfläche. Nif-Iritts Blicke liebkosten seine starken Schultern. Ihr Ohr sehnte sich nach einem Wort von ihm. Aber nichts war zu hören als der laute Rudersang der Sklaven und das Rauschen der Wellen, welche der stromauf gerichtete Bug zerteilte. Nif-Iritt trat zu Torgo. Sie war noch schöner geworden, neu aufgeblüht unter der Sonne Ägyptens.
„Torgo! Sieh, das ist meine Heimat. Sah dein Auge jemals ein Land wie dieses? Was sind Atlantis versunkene Auen, was sind selbst die Küsten Griechenlands gegen das Tal des Nils?“
Er wandte sich ihr zu, neigte sein Haupt herab zu ihr und lächelte. „Ja, es ist schön“ sagte er. „Es ist wunderschön!“
„Jeder Ruderschlag bringt uns der Stadt der Tempel und Paläste näher, in welcher mein Vater herrscht. Wenn die Sonne sinkt, werden wir dort sein.“
Ein Schatten glitt über Torgos Antlitz. Sie bemerkte es.
„Du scheinst dich nicht mit mir zu freuen?“ Sie fragte ihn verwundert. „Was schafft dir üble Laune?“
„Nif-Iritt“, antwortete Torgo ernst, „du weißt was es ist. Dein Vater wird mich als Feind behandeln. Es ist dumm von mir, dich zu begleiten. Viel klüger wäre es, jetzt an Land zu gehen und irgendwo zu verschwinden. Wir könnten einander heimlich wiedersehen. Er stockte bei diesem Worte. Heimlich? War das wirklich seine Art? Vor wenigen Monden noch hätte er jedem der ihm eine solche Handlungsweise zugemutet, mit dem Schwert geantwortet. War das Nif-Iritts Einfluss?
Doch Nif-Iritt schüttelte den Kopf. „Sei ohne Furcht“, erwiderte sie. „Du kommst als mein Retter und Freund in das Land meines Vaters. Man wird dich so empfangen, wie ich es wünsche. Doch selbst wenn dies nicht der Fall wäre, dein Plan ließe sich nicht verwirklichen. Du kannst das Schiff nicht verlassen, ohne dass es die Männer an Bord bemerken. Du kämest nicht lebend an Land. Und weit bis ins Wasser reicht vom Ufer her das Schilf: das ist das Reich der Krokodile. Wo es einsam ist, lauern sie zwischen den Halmen auf Beute.“
Unwillkürlich zeigte Torgo seine Messer. „Ich kenne Krokodile“, versicherte er, „ich weiß mich zu verteidigen“.
Nif-Iritt hob abwehrend die Hand. „Du kämest nicht durch“, versicherte sie. „Sie sind viele und haben die Macht. Und tötest du sie, fällst du den Priestern zum Opfer. In diesem Land sind Krokodile heilig.“
„Seltsame Götter habt ihr“, erklärte der Prinz verwundert.
„Auch mein Vater gehört zu ihnen“, antwortete Nif-Iritt lächelnd.
Torgo schüttelte mit stummem Erstaunen den Kopf.
Nif-Iritt lachte fröhlich. „Es ist ganz anders als du denkst“, erklärte sie. „Wie kannst du die Macht eines Krokodiles mit der Macht des Herrschers über das obere und das untere Ägypten vergleichen! Und zweifelst du etwa an der Göttlichkeit meines Bruders? Lernst du die beiden Reiche kennen, gibst du gewiss selbst zu, dass nur ein Gott sie gemeinsam regieren kann.“
„Sind sie so unterschiedlich?“, fragte Torgo.
Nif-Iritt legte ihm die Hand auf den Arm. „Setzen wir uns unter den Baldachin“, schlug sie vor, „und lassen wir uns Kühlung zufächeln. Ich will dir einiges erzählen, was zu wissen für dich gut ist.“
Sie nahmen unter dem prächtigen Baldachin, welcher an Deck aufgespannt war, um Schatten zu spenden, auf weichen Kissen Platz und Nif-Iritt begann.
„Ich habe oft bemerkt, dass man im Ausland der Pharao für den Titel des Herrschers über Ägypten hält. Dies ist falsch. Der Pharao heißt so viel wie Der Palast. Gemeint ist der Wohnsitz des Herrschers und was vom Pharao kommt, kommt folglich von ihm.“
Torgo sah verwundert auf. „So ist das“, sagte er. „Und welchen Titel trägt dein Bruder nun wirklich?“
„Er hat ihrer fünf. Man nennt ihn den Sonnengott oder den Mann der Sut-Pflanze und der Biene: dies symbolisiert sein Herrschertum über Ober- und Unterägypten. Wenn du an den Herrscher denkst, genügt das Wort Ma-at, und jeder weiß, wen du meinst.“
„Und besitzt er diese Eigenschaften auch wirklich?“
„Jeder ägyptische Herrscher besitzt sie. Ob er sie auch gebraucht, ist eine andere Sache“, antwortete Nif-Iritt diplomatisch. „Diese Gaben werden ihm von Re, der zur Stunde der Geburt in seinen Leib eintritt, mitgegeben. Stirbt der Pharao, ist der Gott in seinem Nachfolger schon lebendig. So sind der Pharao und der Sonnengott stets eins.“
„So ist er also unumschränkter Herrscher?“, fragte Torgo.
„Gewiss. Mein Vater ist Gott und König, er ist der oberste Priester und der oberste Feldherr zugleich, der oberste Richter und der oberste Beamte.“
„Aber diese Aufgabe kann er doch gar nicht allein bewältigen.“
„Gewiss nicht, er hat hohe Würdenträger eingesetzt, welche ihn beraten und ihm Ressorts abnehmen. Doch Herr über Leben und Tod bleibt er allein.“
„Es hängt also alles von seiner Gnade ab?“
„Gewiss, Torgo. Doch sei ohne Sorge. Du kannst meinem Worte vertrauen. Du bist im Reiche meines Vaters in Sicherheit.“
„Das sagst du, doch du warst nun eine lange Zeit fort und weißt nicht welche Verhältnisse zurzeit an eurem Hofe herrschen.“
„Was soll sich schon geändert haben?“
„Du als Frau merkst das vielleicht nicht so, Nif-Iritt. Doch ich habe den Hof meines Vaters mit wachen Augen erlebt, da er einmal der meine werden sollte. Ich weiß, dass sich alle Höfe in einem Punkt gleich sind: es herrscht ein ewiger heimlicher Kampf um Gunst und Macht. Eine Intrige löst die andere ab. Sicherheit und Bestand gibt es da niemals.“
„Wer soll am Hofe meines Vaters intrigieren?“, fragte sie. „Die Macht bleibt der göttlichen Familie so oder so erhalten, weil sie niemand anders ausüben kann. Meine Mutter ist zugleich meine Tante. Gelangt einer meiner beiden Brüder an die Macht, wird er wohl meine Schwester heiraten und mich ehelicht vielleicht der zweite.“
„Das sind seltsame Verhältnisse, das muss ich wohl sagen“, erklärte Torgo „und dennoch scheinen auch sie mir keine Garantie gegen Hofintrigen zu sein. Es gibt Höfe, an denen der Sohn den Vater, der Bruder den Bruder tötete oder töten ließ. Die Geschichte manchen Throns wird mit Blut geschrieben. Und oft sind es die Berater, welche die wahren Schuldigen sind, oder jene mächtigen Beamten, die es nach deinen eigenen Worten auch hier in Ägypten gibt.“
„Ja, ja, du hast recht: es mag so sein, wie du sagst Torgo. In mein Leben wurde dergleichen noch nie getragen.“
„Nicht?“ Torgo lächelte zweifelnd. „Denke nur an den Hof in Griechenland! Wurde da nicht auch dein Leben berührt? Denke an deinen Gatten, den man auf eine Waldlichtung lockte und dort tötete, um den Weg zur Revolution frei zu haben! Und du selbst, wurdest du nicht auch das Opfer einer Intrige, als man dich in das Haus jenes Schmieds in Athen lockte, um dort die Abdankung von dir zu erpressen? Aber so schlimm muss es ja nicht immer sein. Oft gibt es nur ein kleines Ränkespiel um bescheidene oder auch größere Vorteile, um Posten, um Ehre, um Reichtum. Oh, sprich mir nicht dagegen, Nif-Iritt, es war in Atlantis am Hofe meines Vaters nicht anders. Ich kenne es. Ägypten wird ganz gewiss keine Ausnahme sein!“
Nif-Iritt wurde nachdenklich.
„Möglich ist es freilich“, musste sie zugeben. Doch dann kehrte ihre Zuversicht wieder und sie warf stolz den Kopf in den Nacken. „Du hast die Tochter des Pharao gerettet“, erklärte sie stolz. „Man wird es dir zu danken wissen.“
„Es gibt viele Arten von Dank“, entgegnete Torgo langsam.
Heftig schüttelte Nif-Iritt den Kopf.
„Nein, nein“, rief sie und legte ihre rechte Hand auf seinen Arm, „du stehst unter meinem Schutz. Wer einen Speer gegen dich schleudert, der trifft auch mich.“
„Wollen wir hoffen“, dass dein Vater und die Männer und Frauen am Hofe deines Vaters so denken wie du“, sagte Torgo. „Wenn sie es täten, freilich, dann wüsste ich mich in Sicherheit. So aber will ich wachsam sein: Schon oft hing mein Leben davon ab, dass ich die Augen nicht schloss, wenn es besser war, sie offen zu halten.“
Nif-Iritt antwortete darauf nicht. Ihre Augen suchten wieder das Grün des Ufers, dahinter sah man in einiger Entfernung vom Strom Kulturen. Das Land war bebaut, die Frucht auf den Feldern gedieh üppig. Häuser und Gehöfte wurden sichtbar und auch der Strom selbst belebte sich. Barken und Boote glitten an dem Schiffe vorbei. Man grüßte und winkte hin und wieder. Die Ägypter waren ein fröhliches Volk. Das sah der Prinz und allmählich kehrte seine Zuversicht wieder. Doch immer versonnener wurde Nif-Iritts Antlitz. Ihr Geist eilte die Wasserstraße voraus bis in die Stadt ihres Vaters. Sie dachte an ihre Familie, an die ihr lieb gewordenen Stätten ihrer Kindheit, welche sie nun wiedersehen sollte. Und Stunden später wurden diese Träume Wirklichkeit. Als sich der Himmel mit den Tinten der Dämmerung färbte, tauchten die kolossalen Tempel und Paläste in der Ferne auf. Die Spitzen hoher Obelisken erglühten im letzten Sonnenlicht. Häuser, Treppen, Straßen, Zinnen und Mauerwerk waren bald zu unterscheiden, und was da auf ihnen wogte, waren Menschen, denn die Kunde von der Rückkehr Nif-Iritts war dem Schiffe vorausgeeilt. Längst hatte sich Torgo wieder erhoben, doch Nif-Iritt ergriff seine Hand. Seite an Seite standen sie aufrecht unter dem Baldachin, während der Jubel der Massen das landende Schiff umbrauste. Auf dem Dache eines riesigen Tempels standen Bläser mit seltsam gebogenen, langen Hörnern. Ihr Ruf war weithin zu hören. Mit allen möglichen Instrumenten wurde Lärm und Musik gemacht. Als die Galeere an dem Platz anlegte und die Brücke ans Ufer hinabgelassen wurde, erreichte der Jubel seinen Höhepunkt. Ein Teppich von Palmwedeln, welche man von den Bäumen geknickt und damit die Straße bedeckt hatte, führte durch das gewaltige, zu beiden Seiten mit seltsamen, wuchtigen Götterfiguren bestandene Tor in das Innere der Residenzstadt, während die Anlegestelle selbst sich als weiter, von reliefgeschmückten Quadermauern begrenzter, rechteckiger Platz darbot. Auf diesem Platze hatten sich die höchsten Würdenträger des Reiches eingefunden. Schon von weitem erkannte man den von zwölf prächtigen Pferden gezogenen prunkvollen Streitwagen des Pharao. Von den Häuptern der Tiere wallten bunte Federn, ihr Geschirr und der Wagen selbst blitzten von Zierrat aus edlem Metall. Der Herrscher selbst schien auf dem Wagen zu stehen, aber man konnte ihn nicht genau erkennen.
„Mein Vater!“, rief Nif-Iritt Torgo zu, „das ist mein Vater! Sieh, es sind alle gekommen uns zu begrüßen! Komm, wir wollen an Land und ihnen entgegen gehen!“
Wieder befiel Torgo jenes ungewisse Gefühl der Besorgnis, eine innere warnende Stimme. Aber der Großartigkeit des Augenblicks konnte er sich nicht entziehen.
„Komm“, wiederholte Nif-Iritt.
Seite an Seite schritten sie über die Landungsbrücke hinab aufs feste Land gefolgt vom Kapitän und den Männern des Schiffes. Aber diese blieben in respektvoller Entfernung zurück, während Nif-Iritt über den Palmenteppich schritt, von Torgo gefolgt. Noch lauter als vorhin brauste der Jubel auf. Nif-Iritt schritt auf den Streitwagen ihres Vaters zu, zu dessen beiden Seiten man jetzt zwei kleinere bemerkte.
„Das sind meine Brüder“, sagte Nif-Iritt zu Torgo so laut, dass dieser sie verstehen musste, „meine Brüder Ramses und Moses. Du wirst sie sogleich kennen lernen! Sie sind Prinzen und dir gleich.“
„Und deine Schwester?“
„Ist wohl im Palast geblieben. Wir werden sie dort begrüßen.“
Die beiden ägyptischen Prinzen sprangen von ihren Wagen und eilten ihrer Schwester entgegen.
„Nif-Iritt! Nif-Iritt!“
Ramses war der stürmischere von beiden. Sein nackter Oberkörper glänzte in der Sonne, als er seine Schwester mit seinen Armen umschlang. Seine Augen leuchteten förmlich vor Wiedersehensfreude.
„Meine Schwester!“, rief er, „wie freue ich mich, dich wieder in meinen Armen halten zu dürfen! Wie lange habe ich dieses Glück entbehrt. Moses, Bruder komm her und sieh unsere Schwester, wie fröhlich sie ist!“
Nun trat auch Moses herzu. Er war nicht viel größer als Ramses, nicht so geschmeidig wie dieser, doch offenbar nicht weniger kampfgewohnt. Hinter seiner hohen Stirn ließen sich mancherlei Gedanken vermuten. Sein Auge ruhte voll Freude auf Nif-Iritt, wanderte aber dann zu Torgo.
„Wer ist dieser hier?“, fragte er.
Doch es blieb ihnen keine Zeit zu Erklärungen. Der Vater hatte seinen Streitwagen verlassen und war ihnen einige Schritte entgegen gegangen. So löste sich denn Nif-Iritt aus den Armen Ramses und eilte ihrem Vater zu. Torgo folgte ihr mit seinen Blicken. Doch dann fühlte er ein Augenpaar mit zwingendem Blick auf sich ruhen. Er wandte sich um und sah Moses Blicke mit seltsamen Ernst auf sich ruhen.
Der Palast war eine weitläufige Anlage mit offenen, ungedeckten Hallen, Gärten und gedeckten Gemächern. Er war sowohl Wohn- als auch Verwaltungsgebäude und alles in allem ein Bauwerk von imposanten Formen und Ausmaßen. In einer der Vorhallen saß Torgo. Es war kühl. Nur die Wärme einer Fackel, welche nahe von ihm an der Wand stak, brachte eine Spur von Annehmlichkeit. Die Halle war dunkel, kahl und leer. Gewaltige Steinfliesen bedeckten ihren Boden. Die Decke schloss sich nicht zu einer Kuppel, sondern ließ ein Viereck frei durch welches die Sterne Ägyptens schimmerten. Hin und wieder vernahm der Prinz den Schritt von Wachen, welche außerhalb der Halle patrouillierten. Was wurde nun aus ihm? War er hier Gast oder Gefangener? Sollten sich seine Befürchtungen bewahrheiten? Als der Pharao erfahren hatte, wer der Fremde war, der da an der Seite seiner Tochter an Land gegangen war, waren Wolken des Unmuts über seine Stirn gezogen. Dann hatte sich Nif-Iritt ins Mittel gelegt. So war er schließlich mit in den Palast gebracht worden und kühl hatte man ihm empfohlen, in dieser Halle zu warten. Stunden waren seitdem verflossen. Einige Male hatte er versucht einfach davon zu gehen, aber wie zufällig war dann jedes Mal ein Posten erschienen und seine Haltung war nicht misszuverstehen. Und nun? Was sollte nun werden.
In einem der Wohngemächer schritt Nif-Iritt aufgeregt auf und ab. Sethos, der Herrscher, saß finsteren Blicks auf dem Schemel. Bei ihm standen Nif-Iritts Brüder und ihre Schwester Nefritiri.
Die Stimmung war gedrückt, ja man kann sagen aufgebracht.
„Wie konntest du diesen Mann in unser Haus bringen“, sagte eben Ramses wütend. „Wenn er dir schon das Leben gerettet hat, wie du sagst, so dass wir ihm Dank schulden, so bleibt er doch nichts anderes als ein Feind. Glaube mir, wenn Atlantis noch existierte, er würde anders mit uns reden als er es heute tut.
„Aber ihr vergesst, dass meine Schwester als Frau fühlt und denkt“, sagte Nefritiri, sich für Nif-Iritt verwendend.
„Wie soll ich den Mann als Gast in meinem Hause und Reiche willkommen heißen, der dich gefangen hielt und der mich das Blut vieler Krieger kostete?“, fragte Sethos, der Herrscher.
„Ich danke dir Nefritiri, wandte sich Nif-Iritt an ihre Schwester, du bist älter als ich und weißt mich selbst mehr zu deuten als ich. Ja, es ist wahr, Torgo bedeutet mir viel.“
Ramses ballte die Hände zu Fäusten. „Er ist ein Eindringling“, rief er, „der sich in unser Land wie in das Herz meiner Schwester geschlichen hat.“
Moses hob die Hand ein wenig und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.
„Wir wollen es nicht übereilen“, sagte er, „und diesen Menschen verurteilen bevor wir ihn kennen. Er hat die Bräuche in Atlantis nicht gemacht. Mein Vater, kann man dich zur Verantwortung ziehen für die Taten jener, die vor dir auf Ägyptens Thron saßen. Einer war ein Dichter und kein Regent. Er liebte die Künste und alles Schöne, und das Reiches Festigkeit schwand dahin. Dieser Prinz aus Atlantis ist nicht für das zu verachten was sein Vater tat.“
„Wohl gesprochen“, meinte Sethos nach kurzem Überlegen. „Und dennoch, wir müssen an das denken was das Volk über uns spricht.“
„Das war kein schwierig zu lösendes Problem“, meinte Nefritiri nach kurzem Nachdenken. „Niemand braucht zu erfahren, dass er Prinz von Atlantis ist.“
„Ja, das wäre vielleicht ein Weg“, meinte auch Sethos, zum Nachgeben bereit.
„Und wenn er nun seine Herkunft nicht verleugnen will?“, wandte Moses ein.
„Ich wüsste eine ganz einfache Methode, um alle diese Fragen zu lösen“, erklärte Ramses finster und griff nach seinem Gürtel, in welchem ein kurzes Schwert stak.