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Vor langer Zeit hat der König der Ozeane ein Versprechen gegeben: Wenn sein Bruder Nidög auf den Thron verzichtet, dann soll er den größten Schatz des Königreichs bekommen. Jetzt fordert Nidög das Versprechen ein. Er will die einzige Tochter des Königs mit sich nehmen, denn sie ist sein größter Schatz. An ihrem zwölften Geburtstag verschleppt er die Wasserprinzessin in den Dunkelgraben. Dort haust er in einer finsteren Höhle. Wird es der Prinzessin gelingen zu entkommen? Ein Buch für Kinder ab 5 Jahre
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Seitenzahl: 32
Ein ganz besonderes Fest
Ein seltsamer Wassermann
Eine böse Überraschung
Im schrecklichen Dunkelgraben
Tränenperlen
Der Meeresboden bebt
Unverhoffte Hilfe
Die Rettung
Heute gab es im Palast des Meereskönigs ein ganz besonderes Fest.
Die Meeresprinzessin, das einzige Kind des Königs und der Königin der Westlichen Ozeane, hatte nämlich Geburtstag. Zwölf Jahre wurde sie alt.
Das Königspaar war sehr stolz auf seine Tochter, denn die kleine Prinzessin war wunderschön.
Ihre Augen glitzerten grün wie Smaragde und schauten neugierig in die Welt. Auch ihr Haar war von einer ganz besonderen Art. Grün wie das Meer bei Sturm hüllte es sie in einen zarten Schleier.
Dazu war die Meeresprinzessin mutig, unerschrocken und neugierig. Sie wollte immer alles ganz genau wissen und ergründen.
Oft hatte sie ihre Amme zur Verzweiflung gebracht, weil sie einfach weggeschwommen war, um etwas herauszufinden oder sich etwas genauer anzusehen.
„Kind, du kannst doch nicht einfach drauflosschwimmen. Irgendwann wirst du deine Neugierde noch bereuen“, rief die Amme oft aus.
Die kleine Meerprinzessin hörte aber nicht auf sie, sondern lachte so laut, dass die Lachperlen nur so um sie herum schwebten.
„Ich passe schon auf, liebe Amme“, sagte sie bei solchen Gelegenheiten. „Überhaupt, was kann mir schon passieren, wo mein Vater doch der mächtige König der Westlichen Ozeane ist.“
Heute sollte die Prinzessin endlich ihren Namen bekommen. Dieser Tag ist für ein jedes Wasserwesen von besonderer Wichtigkeit. Erst wenn es einen Namen hat, gehört es ganz und gar zur Gemeinschaft der Wasserwesen. Das gilt für Prinzen und Prinzessinnen genau so, wie für das Kind des ärmsten Seebodennöcks.
Aufgeregt zappelte die kleine Prinzessin hin und her, während ihre Amme versuchte ihr bunte Seeanemonen in die Haare zu flechten.
„Was meinst du, wie werde ich wohl heißen?“, überlegte die Prinzessin laut. „Vielleicht Vila, aber nein, das ist zu einfach. Unda ist ein schöner Name, er würde mir gefallen. Ich bin so gespannt!“
Die Amme zog ihren Schützling lächelnd in die Arme. „Du bist neugierig wie ein Paradiesfisch. Bald wirst du deinen Namen ja wissen. Jetzt halt still, sonst werden wir heute gar nicht mehr fertig.“
Ein spielerischer Stupser auf die Nase folgte, dann beschäftigte sich die Amme wieder mit den Haaren der Prinzessin.
„Fertig, du siehst wunderschön aus, meine Kleine“, stellte sie schließlich fest. Die Prinzessin stemmte die Arme in die Hüften.
„Pah, ich bin nicht mehr klein. Wenn ich erst einmal meinen Namen habe, dann will ich alles ganz allein bestimmen und du kannst mir gar keine Vorschriften mehr machen.“
Die Amme lachte laut auf. „Das werden wir dann sehen. Jetzt warte noch einen Augenblick hier. Ich schaue nach, ob die Vorbereitungen für das Fest abgeschlossen sind. Versuch in der Zwischenzeit ruhiger zu werden. Du kannst im Thronsaal nicht so herumzappeln. Sonst denken deine Eltern noch, dass du zu jung für einen Namen bist“, mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
„Ich bin überhaupt nicht zu jung für meinen Namen. Ach, es ist alles so spannend. Ich kann kaum still und ruhig sein. Aber ich will es versuchen“, rief ihr die Prinzessin hinterher.
Trotzdem hüpfte sie auf ihrem Sitz hin und her, zupfte an ihrem Haar und wurde immer aufgeregter.
„Prinzessin, hier bin ich um die Schulden einzufordern“, ertönte plötzlich eine unheimliche Stimme hinter ihr.
Erschrocken drehte die Wasserprinzessin sich um. Hinter ihr stand der seltsamste Wassermann, den sie je gesehen hatte.
Aus einem grimmigen Gesicht schauten sie zwei Augen an, die so schwarz waren wie die dunkelste Nacht. Die Haare und der Bart waren zottelig, so als hätte der Wassermann sich noch nie gekämmt. Auch der Körper kam der Prinzessin merkwürdig vor.