Väter, Söhne und andere Sturköpfe - Brigitte Teufl-Heimhilcher - E-Book

Väter, Söhne und andere Sturköpfe E-Book

Brigitte Teufl-Heimhilcher

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Beschreibung

Seit neben Annettes Villa Waldesruh ein Doppelhaus gebaut wurde, geht es in und um die Villa Waldesruh deutlich weniger ruhig zu. In einer Haushälfte wohnen Tochter Monika samt Lebensgefährten, Kleinkind und den pubertierenden Töchtern, mit denen sie ihre liebe Not haben. In der zweiten Haushälfte wohnt Monikas Ex-Mann Udo mit Lebensgefährtin Barbara und deren 6-jähriger Sohn Alex. Für Barbara enden damit Jahre voller Zweifel und Vorwürfe, und auch Alex fühlt sich in der neuen Großfamilie sichtlich wohl. Doch dann taucht Alex‘ Vater auf und bringt nicht nur Barbaras Seelenfrieden arg ins Wanken.

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Brigitte Teufl-Heimhilcher

 

 

 

 

Väter, Söhne und andere Sturköpfe

 

 

 

 

Familien 2.0

Band 03

 

 

 

Roman

 

Impressum

Das Buch

Die Autorin

Was bisher geschah

Prolog

1. Frühling 2016

2. Damenabend

3. Nur wir und die Kinder

4. Alte Tage, neue Ideen

5. Eigenwillige Pläne

6. Der Juni-Besuch

7. Urlaubsplanung à la Patchwork

8. Franziska

9. Geschafft!

10. Eine Auszeit für die Seele

11. Barbara und der diplomatische Dienst

12. Späte Einsichten

13. Verworrene Verhältnisse

14. Grüße aus dem Norden

15. Dicke Luft

16. Erinnerungen an den Spreewald

17. Hitzewelle

18. Das Sommerfest

19. Überraschende Gäste

20. Mehr Fragen als Antworten

21. Schwester Magda

22. Septembersorgen

23. Hochwürden kommt

24. Helmuth

25. Buchhalterische Raffinessen

26. Bennos Pläne

27. Gigolos und Tanzschulmädchen

28. Der Antrag

29. Eine echt krasse Familie

30. Alte Probleme – neue Lösungen

31. Unterschiede und Ähnlichkeiten

32. Der Tag danach

Danke

Mütter, Töchter und andere Krisen

Schwiegermütter, Töchter und andere D(r)amen

Töchter,Väter und andere Freuden

Waldstettener G’schichten

Von der Autorin bisher als E-Book und Taschenbuch erschienen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deutsche Erstausgabe 2022

Copyright: ©2022 Brigitte Teufl-Heimhilcher,

1220 Wien

https://www.teufl-heimhilcher.at

Buchsatz und Konvertierung: Autorenservice-Farohi

www.farohi.com

Covergestaltung: Xenia Gesthüsen

Lektorat: Eva Farohi, www.farohi.com

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Das Buch

 

 

 

Seit neben Annettes Villa Waldesruh ein Doppelhaus gebaut wurde, geht es in und um die Villa deutlich weniger ruhig zu.

In einer Haushälfte wohnen Tochter Monika samt Lebensgefährten, Kleinkind und den pubertierenden Töchtern, mit denen sie ihre liebe Not haben.

In der zweiten Haushälfte wohnt Monikas Ex-Mann Udo mit Lebensgefährtin Barbara und deren 6-jährigem Sohn Alex. Für Barbara enden damit Jahre voller Zweifel und Vorwürfe, und auch Alex fühlt sich in der neuen Großfamilie sichtlich wohl.

Doch dann taucht Alex’ Vater auf und bringt nicht nur Barbaras Seelenfrieden arg ins Wanken.

 

 

 

 

 

Die Autorin

 

Brigitte Teufl-Heimhilcher lebt in Wien, ist verheiratet und bezeichnet sich selbst als realistische Frohnatur. In ihren „Heiteren Gesellschaftsromanen“ setzt sie sich mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragen auseinander. Sie verwebt dabei Fiktion und Wirklichkeit zu amüsanten Geschichten über das Leben – wie es ist, und wie es sein könnte.

 

 

Was bisher geschah

 

Zunächst eine kleine Zusammenfassung der handelnden Personen, zur Erinnerung bzw. zum besseren Verständnis für jene, die mit diesem Band in die Familie 2.0-Reihe einsteigen.

 

Band 1 – Mütter, Töchter und andere Krisen

 

Geschäftsfrau Annette lebt seit ihrer Scheidung allein in der Villa Waldesruh, bis ihre Tochter

Monika sich eine Beziehungspause gönnt und mit Tochter

Sarah bei ihr einzieht. Doch Sarah ist davon ebenso wenig begeistert wie deren Vater Udo.

Da Annette ihren Schwiegersohn

Udo schätzt, macht sie ihn zum Geschäftsführer ihres Unternehmens.

Während eines Urlaubs lernt Monika den Zoologen

Lorenz kennen, der ebenfalls in Scheidung lebt. Dessen Frau Johanna hat sich in ihren Jugendfreund

Alfons verliebt. Gemeinsam mit Sohn

Kläuschen ist sie zu ihm gezogen. Tochter

Petra hingegen ist bei Lorenz geblieben.

Auch Udo lernt eine neue Frau kennen, die Steuerberaterin Barbara, die für ihren 4-jährigen Sohn

Alex keinen Kindergartenplatz finden kann.

Annettes Ex-Mann

Ernst war in zweiter Ehe mit der um vieles jüngeren Ärztin

Franziska verheiratet, die beiden haben einen gemeinsamen Sohn,

Flori.

Monika und Lorenz werden Eltern und nennen ihre Tochter Katharina.

Abschließend wäre noch

Karl Niesner zu erwähnen, Franziskas Vertretung in der Ordination.

 

Band 2 – Schwiegermütter, Töchter und andere D(r)amen

 

Architekt Gernot Beranek ist Witwer. Um besser für seine Stieftochter

Lea sorgen zu können, zieht er nach Bad Brunn, vorerst in die Villa seiner Schwiegermutter

Dorothea.

Warum die Bad Brunner seinem Zuzug so skeptisch gegenüberstehen, kann er lange nicht verstehen. Zum Glück hält seine langjährige Mitarbeiterin

Christine Polvani ebenso zu ihm wie sein ehemaliger Schulkollege Wilhelm, der inzwischen Bürgermeister von Bad Brunn ist.

Aber auch Gernots ehemalige Freundin

Katrin, die zwischenzeitig mit dem Geschäftsmann

Benno verheiratet war,ist immer öfter an Gernots Seite anzutreffen.

Auch ohne die Bad BrunnerDamenrunde, bestehend aus derGemeindeärztin Betsi,

der Apothekerin Georgine,

der Boutiquebesitzerin Claudia,

der Gestütbesitzerin Xenia und der

Gärtnerin Poldi,

geht nicht viel in Bad Brunn.

 

 

 

Prolog

 

Liebste Barbara,

 

heute ist der 27. November.

Heute vor sieben Jahren hast Du mir gesagt, dass Du ein Kind erwartest. Mein Kind. Damit hast Du mich mit einem Schlag zum glücklichsten und zum verzweifeltesten Mann der Welt gemacht.

Seither habe ich Dir viele Briefe geschrieben, nur wenige haben Dich erreicht, die meisten sind den Weg alles Irdischen gegangen. Anstatt sie abzuschicken, habe ich sie zerrissen.

Ja, es ist viel passiert in dieser Zeit. Nicht so sehr innerhalb der Klostermauern, in die ich mich zurückgezogen habe, um Buße zu tun und eine Entscheidung zu treffen. Heute weiß ich, das war der falsche Weg.

Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, musste ich erst wieder zurückkommen, wieder hier in der Pfarre leben, die gleichen Lieder singen, die wir zusammen gesungen haben, die gleichen Wege gehen, die wir damals gegangen sind, um endlich zu verstehen, dass meine Schuld nicht darin lag, Dich zu lieben, sondern darin, Dich zu verlassen.

Nun möchte ich gutmachen, was ich versäumt habe. Wenn Du es willst, werde ich den Orden verlassen und mit Dir und unserem Sohn ein neues Leben beginnen.

 

In inniger Liebe

Dein Helmuth

 

Gmünd, 27. November 2015

 

 

 

1. Frühling 2016

 

Sarah nahm die Stufen, die zur Wohnung ihrer Großeltern führten, gleich im Doppelpack, klopfte nur kurz an die Tür und stand auch schon im Vorraum.

„Oma? Oma! Da bist du ja. Weißt du schon das Neueste?“

Annette grinste. „Wenn das Neueste eine bevorstehende Hochzeit sein soll, dann ja.“

„Echt? Mama und Lorenz haben es mir eben beim Abendessen verklickert. Was sagst du dazu?“

„Was soll ich schon sagen? Deine Mutter und Lorenz leben jetzt seit über einem Jahr zusammen, lieben einander, haben eine gemeinsame Tochter und bauen gemeinsam mit deinem Vater ein Doppelhaus. Also sehr überraschend kommt das nicht.“

Sarah überlegte. „Ja, schon, aber weißt du auch, wie das Ganze ablaufen soll?“

Annette lächelte. „Du hast recht, daran müssen wir noch arbeiten. Aber nicht jetzt, Opa und ich gehen heute ins Theater.“

„Deshalb bist du so aufgebrezelt.“

„Du findest mich aufgebrezelt?“ Annette warf einen kritischen Blick in den Vorzimmerspiegel. Das dunkelblaue Etuikleid mit dem weißen Gürtel passte doch ganz hervorragend zu ihrer immer noch schlanken Figur. Das Make-up war dezent und für das makellose Blond ihrer Haare sorgte ihr Friseur. „Also, mir gefällt’s.“

Sarah grinste. „Passt schon Oma, ein bisserl retro halt.“

„Soll ich vielleicht in zerfransten Jeans ins Theater gehen?“, empörte sich Annette.

In dem Moment kam Sarahs Opa Ernst im dunkelblauen Anzug aus dem Wohnzimmer. „Lieblingsenkelin, was machst du denn für einen Radau?“

„Ich geh eh schon. Aber morgen reden wir über alles. Okay? Also dann, viel Spaß!“

„Ich weiß zwar nicht, worüber wir morgen reden sollen, aber ich mache morgen abends auf besonderen Wunsch meines Sohnes Flori meine berühmten Burger. Wenn du Lust hast …?“

„Unbedingt! Wann soll ich kommen?“

„Sobald sich Oma aus dem Büro losreißt, gebe ich dir Bescheid.“

„Supi!“

Sarah spurtete in ihr Zimmer.

Nächster Punkt. Papa anrufen.

Udo wusste zwar noch nichts von der bevorstehenden Hochzeit, war aber ebenso wenig erstaunt wie Oma.

„Stell dir vor“, empörte sich Sarah. „Niemand soll eingeladen werden, außer Family. Die wollen einfach nur aufs Standesamt gehen und nachher in der Alten Post zum Mittagessen. Das war’s.“

„Wer genau ist Family?“

„Na ich, die Kids, Petra, Oma-Opa und Lorenz’ Mutter. Wobei ich nicht glaube, dass meine Stiefgeschwister in spe auch wirklich kommen werden. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Johanna Kläuschen allein mit der Bahn von Salzburg hierherfahren lässt. Die ist doch die gleiche Glucke wie Mama. Ob Petra kommt, ist auch fraglich. Ich habe dir ja erzählt, wie schräg die neuerdings drauf ist. Na, egal. Oma und ich arbeiten ohnehin schon an einem Gegenplan.“

„Wie soll der aussehen?“

„Sag ich dir, sobald wir einen haben.“

„Mach das. Eigentlich habe ich immer gedacht, wenn wir erst das Doppelhaus bezogen haben, machen wir eine Doppelhochzeit.“

„Echt jetzt? Meine Eltern heiraten zum zweiten Mal, gemeinsam, aber jeder einen anderen Partner. Das wär echt schräg“, kicherte Sarah.

„Aber originell. Damit hätten wir es sicher ins Bad Brunner Blatt geschafft“, meinte Udo.

 

***

 

„Wann kommst du heute aus der Schule?“, fragte Monika am nächsten Morgen beim Frühstück.

„Ich esse heute bei Leas Oma, Lea und ich müssen gemeinsam Mathe lernen.“

„Schön, dass ich das auch erfahre. Wann wirst du nach Hause kommen?“

„Rechtzeitig, denn am Abend bin ich bei Oma-Opa, dort gibt es Burger.“

„Hatten wir doch auch erst vor Kurzem“, warf Monika ein.

„Ja, aus Haferflocken.“ Sarahs Tonfall sagte alles.

Monika zog es vor, darauf nicht zu antworten. Andere Teenies wären froh darüber, wenn ihre Mütter eher vegetarisch kochten. Warum musste ausgerechnet ihre Tochter so ein Fleischtiger sein? Doch das Thema vermied sie besser, zumindest, solange Lorenz noch da war, denn wenn es ein Thema gab, bei dem Sarah und er sich einig waren, dann dieses. Stattdessen sagte sie: „Ich dachte, Leas Oma kann nicht kochen. Ihr könntet doch hier essen.“

„Belegte Brote kann sie.“

„Und wieso isst du abends bei Oma-Opa?“

„Na, wegen der Burger, sagte ich doch“, gab Sarah patzig zurück und setzte noch hinzu: „Umso mehr Zeit hast du für deineLieblinge.“

„Die da wären?“, fragte Monika pikiert.

„Katharina, Alex und Lorenz.“

„Genau in der Reihenfolge“, fügte Lorenz grinsend hinzu, ehe er sich eilends verabschiedete.

 

***

 

Während Lorenz sich nach dem Abendessen – endlich – dem Studium der Tageszeitung widmete, brütete Monika über dem Einkaufszettel.

„Kommt Petra dieses Wochenende eigentlich?“

Lorenz schüttelte den Kopf. „Nein, die besucht ihre Oma im Lungau.“

„Laut unserem mühsam ausgeklügelten Terminplan wäre das unser Wochenende.“

„Ich weiß, aber meine Mutter hat bald Geburtstag, und weil Petra nächstes Wochenende bei ihrer Mutter in Salzburg ist, fährt sie dieses Wochenende zu ihrer Oma.“

Monika schwankte zwischen Ärger und Erleichterung. Auch wenn Petra ihr Leben nicht einfacher machte, war sie der Meinung, Lorenz dürfe seiner Tochter nicht so oft nachgeben und schon gar nicht durften sie den Kontakt vernachlässigen.

„Übernächstes Wochenende ist schon Palmsonntag“, murmelte Monika.

Lorenz nickte. „Ich weiß, mein Schatz. Da kommt Petra dann, wie immer, am Freitag.“

„Um am Sonntag mit uns nach Salzburg zu fahren.“

„Genau. Dort tauschen wir mit meiner Ex die Kinder und fahren mit Kläuschen weiter zu meiner Mutter.“

„Ganz schön kompliziert“, seufzte Monika.

„So ist das halt in einer Patchworkfamilie, wenn die Eltern weit entfernt voneinander wohnen und …“

„Und die Stieftochter die Stiefmutter nicht leiden kann“, vollendete Monika seinen Satz. Sie konnte noch immer nicht verstehen, dass Petra das Leben im Internat dem Leben bei ihnen vorzog.

Als Johanna, Petras Mutter, sich von Lorenz getrennt hatte, war Petra bei ihrem Vater geblieben und hatte – so gut sie eben konnte – versucht, den Haushalt zu führen. Das war nicht einfach gewesen für ein Mädel von zwölf Jahren. Damals hatte Petra sich gerne von Monika helfen lassen. Und ausgerechnet jetzt, wo Monika ihr alles abnahm, ging das Kind lieber ins Internat, als mit ihnen hier zu leben? Das konnte Monika beim besten Willen nicht verstehen – sie war doch kein Unmensch! Von den Kosten fürs Internat, die das Haushaltsbudget belasteten, einmal ganz abgesehen.

„Das wollte ich eigentlich nicht sagen“, unterbrach Lorenz ihr Gedankenkarussell. „Aber Petra ist halt in einem schwierigen Alter“, verteidigte er seine Tochter einmal mehr.

Monika nickte seufzend. „Ich weiß, Sarah ist ja auch nicht ganz einfach und Stiefeltern sind offenbar per se uncool. Apropos Stiefeltern. Hast du Petra jetzt endlich gestanden, dass wir heiraten werden?“

„Mhm.“

„Ja und? Ist sie eh begeistert?“

Lorenz zuckte mit den Schultern. „Geht so. Sie möchte allerdings lieber nicht dabei sein.“

„Wie bitte? Das kann sie doch nicht machen! Wieso das denn?“

„Ach Moni, das weiß ich doch nicht“, antwortete er seufzend und setzte genervt hinzu: „Könnte ich jetzt bitte in Ruhe meine Zeitung lesen?“

„Wenn dir das wichtiger ist“, antwortete sie knapp, schnappte sich ihr Kochbuch und stolzierte damit in die Küche.

 

***

 

Lorenz seufzte. Nein, es war ihm nicht wichtiger, aber Petras Antwort war nun wirklich nicht dazu angetan, das Verhältnis zu Monika deutlich zu verbessern. Also schwieg er wohl besser. Nicht, dass er sich wieder einmal in die Nesseln setzte. Seine bisherigen diplomatischen Bemühungen waren nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen.

Das Verhalten von Tieren hatte er erfolgreich studiert, jenes von Frauen hingegen bis heute nicht verstanden. Sein Vater hatte immer gemeint, man müsse Frauen nicht verstehen, nur gut mit ihnen auskommen. Genau das versuchte er ja – war aber nicht einfach. Selbst bei Moni nicht, obwohl sie genau die Frau war, nach der er immer gesucht hatte.

Sie kamen ja auch gut miteinander aus. Wenn es Unstimmigkeiten gab, dann meist wegen der Teenies. Die gemeinsame Tochter Katharina, kaum älter als ein Jahr, war unproblematisch, sein Sohn Klaus schon weniger, aber den sahen sie nur selten, der lebte bei Ex-Frau Johanna und deren Freund Alfons in Salzburg. Nur die beiden Gören, seine Petra und Monikas Sarah, die machten ihnen ganz schön zu schaffen. Aber gut, beide waren in einem blöden Alter. Das konnte alles nur noch besser werden.

Mit diesem tröstlichen Gedanken wollte Lorenz sich wieder seiner Zeitung zuwenden, als Sarah hereinspazierte, dicht gefolgt von Annette, seiner Schwiegermutter in spe.

„Darf ich?“, fragte Annette, ehe sie sich zu ihm an den Tisch setzte.

Lorenz unterdrückte einen Seufzer und lächelte ihr zu. Schließlich lebten sie immer noch in ihrem Haus – allerdings nicht mehr lange. In wenigen Monaten würde das Doppelhaus fertig sein, das sie gemeinsam mit Monikas Ex-Mann Udo und dessen Lebensgefährtin Barbara bauten. Also legte er seine Zeitung zusammen und fragte: „Magst du ein Glas Wein?“

„Nein, danke. Ich bin eigentlich nur gekommen, um Monika etwas zu fragen. Wo finde ich sie?“

„Ist sie denn nicht in der Küche?“

Lorenz wurde einer Antwort enthoben, weil Monika soeben das Wohnzimmer betrat.

„Ach, Mutter“, sagte sie ohne sichtliche Begeisterung. „Magst du ein Glas Saft?“

„Auch das nicht. Ich bin nur gekommen, um die Kleiderfrage mit dir zu besprechen.“

Monikas Blick verriet Unverständnis. „Welche Kleiderfrage?“

„Die eurer Hochzeit vielleicht?“

„Mutter, bitte. Wir gehen aufs Standesamt, leisten eine Unterschrift, danach in die Alte Post zum Mittagessen. Dazu wird sich in meinem Kasten schon noch etwas finden.“

„Was genau?“

Moni zuckte mit den Schultern. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich habe im Moment auch weder Zeit noch Geld, um mich damit zu befassen.“

Seine Moni hielt zum Glück nicht so viel von Putz und Tand, dachte Lorenz und schwieg.

„Genau das habe ich befürchtet“, meinte Annette. „Was das Geld betrifft, so ist dein Outfit mein Hochzeitsgeschenk an dich persönlich. Etwas Zeit wirst du dir allerdings nehmen müssen. Ich habe heute schon ein paar Sachen für dich weghängen lassen.“

Annettes Mutter besaß mehrere Modegeschäfte, im Grunde war es eine Filialkette, AW-Moden. Die Firma wurde inzwischen von Monikas Ex-Mann Udo geleitet.

Monika warf Lorenz einen entnervten Blick zu. Er konnte ihr ansehen, dass ihr das nicht schmeckte. Warum eigentlich? Natürlich wusste er, dass das Verhältnis zwischen Monika und ihrer Mutter nicht immer einfach war, dazu waren sie allzu verschieden. Aber was war dagegen einzuwenden, wenn eine Mutter ihrer Tochter ein Kleid schenken wollte? Noch dazu, da Annette doch mit dem Zeug handelte. Leisten konnte sie es sich sicher auch und außerdem war es ein Hochzeitsgeschenk.

Er würde sich allerdings hüten, auch nur etwas Ähnliches zu sagen. Er war zwar kein Frauenversteher – aber blöd war er auch nicht.

 

 

 

2. Damenabend

 

Barbara küsste erst Alex, dann Udo und fragte ihn zum x-ten Mal: „Und ich kann euch wirklich allein lassen?“

„Warum nicht?“, fragte Udo, um dann grinsend hinzuzusetzen: „Hast du etwa Angst, dass wir verhungern?“

„Eher nicht.“

„Dann geh schon und genieße deinen Damenabend, ehe wir es uns doch anders überlegen.“

Barbara stand immer noch unschlüssig in der Tür. „Na dann, macht’s gut ihr beiden.“

„Tschüss, Mama“, murmelte Alex, ohne vom Bildschirm aufzusehen.

„Alex muss um acht ins Bett.“

„Wissen wir“, nickte Udo und nahm sein Tablet wieder auf.

Als Barbara endlich aus dem Haus trat, stand Monikas Auto bereits davor.

Barbara ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. „Puh, ich fühle mich ganz komisch.“

Monika sah sie besorgt an. „Brauchst du Kreislauftropfen?“

Barbara schüttelte den Kopf. „Eher eine Beruhigungspille. Ich bin noch nie allein ausgegangen, seit Alex wieder bei mir lebt.“

Monika sah sie erstaunt an. „Wie bitte? Ihr wart doch erst vorige Woche in diesem sauteuren Firlefanz-Restaurant.“

„Schon, aber da war ich mit Udo unterwegs und Alex war bei dir.“

„Ja und? Udo kommt mit Alex doch gut zurecht und war schon öfter mit ihm allein.“

„Stimmt auch, aber da habe ich gearbeitet.“

Monika schüttelte den Kopf und startete ihren Wagen. „Komische Logik. Du bist ja eine ärgere Glucke als ich. Und Sarah meint, ich sei schon der Wahnsinn.“ Dann setzte sie grinsend hinzu: „Wenn ich ihr das erzähle, ist bei dir auch der Lack ab. Das geht bei ihr neuerdings ganz schnell.“

„Dann lass es lieber. Hast du dir eigentlich schon ein Hochzeitskleid ausgesucht?“

„Hochzeitskleid, wie das schon klingt. Nein, dazu komme ich gleich noch. Zuvor wollte ich dich noch etwas bitten. Kein Wort über die Hochzeit zu den Mädels heute Abend. Denen erzähle ich es erst hinterher. Nicht, dass eine auf die Idee kommt, auf dem Standesamt aufzukreuzen oder gar nach der Trauung irgendeinen Zirkus zu veranstalten.“

„Werden deine Freundinnen nicht sauer sein?“

„Ach, weißt du“, sagte Monika, „so dick sind wir auch wieder nicht miteinander. Im Grunde habe ich nur eine Freundin, Bea. Außer dir natürlich. Aber Bea hat sich schon mit Udo nicht verstanden und Lorenz mag sie noch weniger. Das beruht übrigens bei beiden Herren durchaus auf Gegenseitigkeit. Also erfährt auch Bea erst hinterher von unserer Hochzeit. Dann wird sie stinkwütend sein, weil ich zuvor nicht ihren Rat eingeholt habe. Sie ist nämlich Anwältin.“

„Sprichst du etwa von deiner Scheidungsanwältin?“ Barbara erinnerte sich dunkel, dass Udo die Frau des Öfteren erwähnt und eine blöde Kuh genannt hatte. Das war sonst nicht seine Art.

Monika nickte und sah sich nach einem Parkplatz um.

„Als ich ihr im Vorjahr erzählt habe, dass wir vier gemeinsam ein Doppelhaus bauen, hat sie mich für geistesgestört erklärt und monatelang nicht mit mir geredet. Na ja, unsere Situation ist für Außenstehende auch schwer zu verstehen.“

„Aber für uns passt es doch“, antwortete Barbara. Es klang allerdings eher nach einer Frage als nach einer Feststellung.

---ENDE DER LESEPROBE---