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Sein Name war Robert LeRoy Parker, bekannt wurde er jedoch unter dem Namen Butch Cassidy. Zusammen mit seinem Freund Sundance Kid und einer Bande Gesetzloser, die sich Wild Bunch nannten, überfiel er Banken und raubte Eisenbahnzüge aus.Die Eisenbahngesellschaften und die Pinkerton-Detektei hetzten die Wild Bunch, bekamen die beiden Bosse jedoch nie zu fassen. Cassidy, Sundance Kid und dessen Geliebte Etta Place flohen nach Südamerika, um dort ein neues Leben zu beginnen. Keine Überfälle mehr, keine Verbrechen, das hatten sie sich geschworen. Aber dann kam alles anders.
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Seitenzahl: 150
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Western Legenden
In dieser Reihe bisher erschienen
9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache
9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato
9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen
9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen
9005 Dietmar Kuegler Tombstone
9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang
9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod
9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin
9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana
9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas
9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs
9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk
9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition
9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen
9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer
9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen
9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell
9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr
9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee
9020 R. S. Stone Die Hand am Colt
9021 Dietmar Kuegler San Pedro River
9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen
9023 Dietmar Kuegler Alamo – Der Kampf um Texas
9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker
9025 R. S. Stone Blutiger Winter
9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge
9027 Alex Mann Dreitausend Rinder
9028 R. S. Stone Schwarzes Gold
9029 R. S. Stone Schmutziger Job
9030 Peter Dubina Bronco Canyon
9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt
9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille
Alfred Wallon
Butch Cassidy wird gejagt
Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-542-5Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
„Robert LeRoy!“, brüllte die Stimme über den Hof. „Wo zum Teufel steckst du denn schon wieder? Komm bloß her, du Faulpelz! Es gibt viel zu tun. Pack gefälligst mal mit an!“
Der Junge, dem die wütenden Rufe des Farmers galten, lehnte am Pfosten eines alten Corrals und starrte geistesabwesend auf die fernen Hügel am Horizont. Der geheimnisvolle Lockruf des Abenteuers ging von ihnen aus.
Der 23-jährige Farmerjunge mit dem struppigen Blondhaar ertappte sich bei dem Gedanken, von hier irgendwann sang- und klanglos zu verschwinden. Was gab es denn in dieser gottverdammten Wildnis außer Sand und Staub? Leben konnte man hier nicht – aber zum Sterben war es zu viel ...
„Junge, komm jetzt endlich!“, rief die Stimme seines Vaters erneut. „Oder muss ich dir erst wieder die Hammelbeine lang ziehen? Himmel noch mal – ist das vielleicht ein fauler Kerl! Und so was nennt sich mein Sohn.“
Robert LeRoy Parker seufzte kurz auf. Mit schweren Schritten ging er zum Stall hinüber, wo sein Vater schon auf ihn wartete. William Parker war ein etwa 50-jähriger Mann von kräftiger Gestalt – ein gläubiger Mormone, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, dieses Stückchen Wüste in einen Garten Eden zu verwandeln. Von dieser Idee war er so sehr besessen, dass er die Wirklichkeit schon gar nicht mehr wahrnahm oder vielleicht auch gar nicht mehr wahrnehmen wollte ...
Die Farm wirkte alt und zerfallen, der Boden gab nichts mehr her – und die wenigen Rinder, die die Parkers besaßen, waren klapperdürr. Und wenn einmal ein richtiger Sturm über dem Land tobte, dann würden die wacklige Scheune und das wurmstichige Farmhaus wie Kartenhäuser zusammenbrechen! War das etwa das Paradies, von dem sein Vater geträumt hatte?
William Parker hantierte in der dämmrigen Scheune in der Sattelkammer und drehte sich um, als er die Schritte seines Sohnes vernahm.
„Na, das wurde aber auch höchste Zeit“, knurrte er und legte das Zaumzeug beiseite. „Robert LeRoy, dieser Sattel da muss geflickt werden, und anschließend machst du den Stall sauber!“ Seine Stimme klang barsch und väterlich zugleich.
Robert LeRoy Parker schob sich den speckigen Hut in den Nacken und nickte stumm. Dann machte er sich über das Zaumzeug her. Der Farmer musterte seinen schon erwachsenen Sohn und verließ nachdenklich und kopfschüttelnd die Scheune.
Mit dem Jungen wurde es immer schwieriger. Er hatte nichts als Flausen im Kopf und träumte von einem Leben in Saus und Braus. Aber solche Hirngespinste zählten hier draußen nicht. Auf dieser Farm mussten alle hart zupacken, damit sie über die Runden kamen – und das hatte William Parker schon mehr als einmal zu Robert LeRoy gesagt.
Der Farmerjunge flickte mit mechanischen Bewegungen und verbissener Miene den brüchigen Sattel. Sein Blick schweifte am Eingang der Scheune vorbei, hinüber zu den fernen Bergen, über denen die Sonne ihr helles Licht ausstrahlte. Robert LeRoy Parker wusste, dass der Tag nicht mehr fern war, an dem er von hier verschwinden würde. Dieses eintönige und stumpfsinnige Leben war die Hölle für einen Burschen wie ihn ...
Robert LeRoy Parker zügelte die graue Stute am Fuß eines von Ocotillosträuchern bewachsenen Hügels. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in den gleißenden Sonnenhimmel. Um die Mittagszeit war die Hitze hier draußen am schlimmsten. Sein Vater hatte natürlich darauf bestanden, dass er, Robert LeRoy, unverzüglich nach den Rindern auf der Nordweide sah. Als wenn das nicht auch noch Zeit bis zum Nachmittag gehabt hätte!
Der 23-jährige Sohn des Mormonen William Parker ahnte nicht, dass dieser Tag sehr entscheidend für sein weiteres Leben werden sollte. Seine Zukunft würde ganz anders verlaufen, als er selbst es sich je erträumt hätte. Der Junge schimpfte wie ein Rohrspatz, dass er in der Hitze schuften musste, und trieb die Stute an.
Er ritt den Hügel hinauf und entdeckte im dichten Gestrüpp zwei Rinder, die sich wohl dorthin verirrt hatten. Robert LeRoy lenkte die Stute zum Gebüsch und trieb mit schrillen Schreien die Tiere den Hügel hinunter. Die Rinder waren störrisch und wollten erst nicht so recht, aber der Junge konnte sich durchsetzen. Er arbeitete hart, bis er die Rinder zusammengetrieben hatte.
Der Zaun musste auch mal erneuert werden. Immer wieder brachen Tiere aus, obwohl sein Vater das Ding schon oft geflickt hatte. Es half nichts: Hier musste ein ganz neuer Draht her – sonst wurde es nie besser. Gleich heute Abend würde er mit seinem Alten mal darüber sprechen ...
Unwillkürlich wandte er den Kopf, als er auf der anderen Seite des Hügels Rinder vernahm. Hatte er vielleicht ein oder zwei Tiere übersehen? Der Junge wendete sein Pferd und beschloss, nach dem Rechten zu schauen.
Staub wirbelte auf, als er die Anhöhe hinaufritt. Als er den höchsten Punkt erreicht hatte, sah er in einiger Entfernung einen unbekannten Reiter, der gerade mit dem Lasso eines der Tiere eingefangen hatte. Robert LeRoy gab seinem Pferd die Zügel frei und ritt hinab in die Senke.
Als er näherkam, konnte er die Gestalt des Unbekannten besser erkennen. Der Mann ritt einen braunen Morgan-Hengst und war selbst groß und hager. Sein Haar war schon ergraut – aber die eisblauen Augen wirkten noch jung und strahlten irgendetwas aus, das Robert LeRoy faszinierte.
„Sie haben eins unserer Rinder am Lasso, Mister“, stellte der Junge sachlich fest und bemerkte auch, dass der andere die rechte Hand ziemlich nahe am büffelledernen Waffengurt hatte. „Sie wollten das Rind doch nicht etwa stehlen?“
Der Mann mit den grauen Haaren hätte jetzt schießen können, denn der Junge war unbewaffnet. Als gläubiger Mormone hielt William Parker nichts von Schusswaffen, und das hatte er seinem Sohn mehr als einmal deutlich zu verstehen gegeben. Der Mann, dem Robert LeRoy begegnet war, spürte aber, dass an diesem Farmerburschen irgendetwas haftete, was er nicht mit Worten beschreiben konnte. Es war so, als wenn sich zwei Menschen ganz plötzlich begegnen, die das Schicksal füreinander bestimmt hat.
„Und wenn’s so wäre?“, fragte der Mann mit dunkler Stimme und grinste. „Willst du mich daran hindern, Junge?“
„Ich müsste es wohl tun“, antwortete Robert LeRoy nachdenklich. „Aber ich mach’ es nicht, weil’s mir egal ist. Ein Rind mehr oder weniger ändert auch nichts an diesem verfluchten Farmerleben. Also nehmen Sie das Rind von mir aus und verschwinden Sie ...“
Der Mann musterte den Jungen von Kopf bis Fuß.
„Du hast erkannt, wo’s langgeht, Boy“, murmelte er. „So ein helles Bürschchen wie du hat ein besseres Leben verdient. Hau von zu Hause ab und hänge dir die Welt um den Hals, solange du’s noch tun kannst ...“
Die Worte des Mannes zündeten ein Feuer in Robert LeRoys Seele an. Ein wilder Entschluss überfiel ihn.
„Würden Sie mich denn mitnehmen, Mister?“, fragte er und wartete gespannt auf die Reaktion seines Gegenübers. „Schließlich haben Sie heute fette Beute gemacht – oder?“ Er grinste.
„Eigentlich sollte so ein alter Wolf wie ich seine eigenen Wege gehen“, erwiderte der Mann in der schäbigen Kleidung. „Aber hol mich der Teufel, Bursche – irgendwie gefällst du mir ... und ich denke schon, dass dir der alte Mike Cassidy noch was beibringen kann. Wie heißt du überhaupt, Junge?“
„Robert LeRoy Parker!“, stieß der Junge freudestrahlend hervor und grinste bis über beide Ohren. „Heißt das, Sie nehmen mich mit? Wann reiten wir los?“
„Heute Nacht!“, antwortete Cassidy, erstaunt über die drängende Ungeduld des Burschen. „Um Mitternacht werde ich hier auf dich warten. Wenn du kommst, okay! Wenn nicht, reit ich allein weiter. Also sei pünktlich!“
Dann wendete er seinen Hengst und zog das Rind am Lasso hinter sich her.
„Mister Cassidy, was ist mit dem Rind?“, fragte Robert LeRoy.
„Ich werde es verkaufen, du Grünspecht!“, rief der Grauhaarige zurück. „Schließlich braucht man doch ein bisschen Startkapital, oder?“
Robert LeRoy winkte ihm lachend zu.
Der Mond ergoss sein milchiges Licht über die Hügel, als Robert LeRoy Parker sich auf und davon machte. Anfangs war ihm gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass er seinen Vater und seine Mutter praktisch im Stich ließ – aber eine große Hilfe war er ja sowieso nicht gewesen. Die beiden würden es auch ohne ihn schaffen!
Robert LeRoy redete sich ein, dass er eine solche Gelegenheit nicht noch mal bekam. Also packte er unbemerkt das Notwendigste zusammen, schlich sich lautlos in den Stall und sattelte die graue Stute. Ohne einen Blick hinter sich zu werfen, verließ er die kleine Farm, die ihm für Jahre ein Zuhause gewesen war. Er sollte sie nie mehr wiedersehen.
Mike Cassidy erwartete ihn an der verabredeten Stelle. „Du bist spät, Junge“, sagte er. „Ich wollte schon wegreiten. Weiß der Teufel, weshalb ich noch auf dich gewartet habe!“
Dann lenkte er sein Pferd herum und ritt ohne ein weiteres Wort in Richtung Süden davon. Robert LeRoy Parker zuckte die Achseln und folgte ihm schweigend.
Sie ritten die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen. Der Junge wusste nicht mehr, wo sie waren, denn so weit wie jetzt war er noch nie von zu Hause weg gewesen. Wahrscheinlich befanden sie sich irgendwo südlich von Eureka Springs – aber genau wusste er es auch nicht.
Dagegen schien sich Cassidy hier ganz gut auszukennen. Er ritt auf eine Felsengruppe aus rotem Sandstein zu und zügelte dort sein Pferd.
„Hier lagern wir“, entschied er. „Steig ab und leg dich für ein paar Stunden hin! Mach keine Dummheiten und warte ab, bis ich wiederkomme – ist das klar?“
Der Junge wollte zwar widersprechen, wagte es aber dann doch nicht, als er in die harten Augen Cassidys blickte. Der alte Gauner hatte irgendwas vor. Während Robert LeRoy absattelte und die Decken auf dem steinigen Boden ausbreitete, ritt Mike Cassidy davon.
Der 23-jährige Farmerjunge wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ihn ein Tritt in die Seite urplötzlich weckte. Robert LeRoy schoss hoch wie von einer Tarantel gebissen und blickte aus schlaftrunkenen Augen in das grinsende Gesicht Cassidys, während die Sonne gerade am östlichen Horizont emporstieg.
„Während du geschnarcht hast wie ein Bär, hab’ ich Kaffee gekocht“, sagte Cassidy. „Komm rüber, ich hab’ was mit dir zu besprechen!“
Robert LeRoy schälte sich aus den Decken. Die Nächte waren kalt hier draußen, und sein Körper war ganz steif. Dankbar nahm er den Becher mit heißem Kaffee entgegen.
„Schieß los, Mike!“, sagte er dann. „Was hast du auf dem Herzen?“
„Da drüben hinter den Felsen liegt Fairview, Junge“, sagte der Outlaw ruhig und wies in die Richtung. „Ich war mal kurz dort und hab’ mir die Stadt angesehen. Ein richtiges kleines verschlafenes Nest, sag’ ich dir – genau richtig für uns!“
„Was willst du damit sagen: Genau richtig für uns?“, meldete sich Robert LeRoy zu Wort. „Ist da eine Rinderherde, die wir uns unter den Nagel reißen können?“
„Rinder!“, stieß Cassidy verächtlich hervor und schüttete den Rest seines Kaffees in die Büsche. „Damit geben wir beide uns nicht mehr ab. Junge, wir werden in die Bank gehen und diese geschniegelten Geldsäcke um einige hundert Dollar erleichtern! Was hältst du davon?“
„Du willst eine Bank überfallen?“, stieß Robert LeRoy wild hervor. „Mann, wenn die uns schnappen, ist der Teufel los! Willst du das wirklich riskieren?“
„Ich denke, du wolltest ein schönes Leben haben, Boy?“, antwortete Cassidy wütend. „Glaubst du vielleicht, dass das mit den ein oder zwei Rindern klappt, die wir ab und zu mal abstauben? Nein, Junge – wenn wir was aus uns machen wollen, dann müssen wir schon was bringen! Also holen wir uns das Geld – klar, Butch?“
Er nannte ihn Butch, weil ihm der Name Robert LeRoy nicht passte und Butch viel besser klang. Seiner Meinung nach jedenfalls.
„Du brauchst eine Waffe, Amigo!“, fuhr Cassidy dann fort und zerrte einen alten Armeecolt unter seiner Jacke hervor. „Hab’ ich in Fairview billig gekauft. Er gehört dir, aber ballere nur nicht in der Gegend damit herum, verstanden?“
Die Augen des jungen Butch leuchteten auf. Noch nie hatte er zuvor eine eigene Waffe besessen – und jetzt schenkte ihm Mike sogar einen Colt. Das war mehr, als er sich jemals erträumt hatte.
„Wie wollen wir’s machen, Mike?“, fragte Robert LeRoy unsicher.
„Das sage ich dir unterwegs, Butch! Jetzt beeil dich, okay?“
Fairview war eine kleine Stadt in der trostlosen Landschaft zwischen dem Utah Lake und dem Muddy Creek. Eine Main Street – und zu beiden Seiten der Straße einige Häuser, die auch schon bessere Zeiten erlebt hatten. Als Mike Cassidy und Butch von Norden her in die Stadt ritten, stellte sich ihnen als Einziger ein struppiger Köter kläffend in den Weg. Mike vertrieb ihn mit einem Fluch.
Vor einem kleinen Store fegte ein Mann mit einer schmutzigen Schürze den Zugang zu seinem Laden. Unwillkürlich hob er den Kopf, als er die beiden Reiter bemerkte.
„Nun setz mal ein schönes Grinsen auf, Butch“, forderte Mike Cassidy den 23-Jährigen auf. „Die Leute dürfen nicht misstrauisch werden!“ Um seine Worte zu bekräftigen, nickte er dem Storebesitzer freundlich zu und griff zum Gruß an seinen alten Armeehut.
Butch folgte dem Outlaw die Main Street hinauf, bis er wenige Yards entfernt an der rechten Straßenseite das Gebäude der City Bank entdeckte.
„So, und schon sind wir am Ziel, Junge“, sprach Cassidy und zügelte sein Pferd. „Ich geh’ jetzt rein, und du wartest hier draußen auf mich. Keine Sorge, es dauert nicht lange! Wenn es brenzlig wird, dann ballerst du mit deinem Colt einfach ein bisschen in der Gegend herum. Aber schieß ja auf niemanden – hast du verstanden?“
Robert LeRoy alias Butch nickte und sah zu, wie Cassidy vom Pferd stieg und die Zügel lose hängen ließ. Der Outlaw schaute nochmals kurz nach links und rechts, dann betrat er Augenblicke später die Tür zur Bank, die sich selbsttätig hinter ihm schloss.
Butch war schon ein wenig mulmig zumute. Zu Hause hatte er haarsträubende Geschichten von wahnwitzigen und dreisten Banküberfällen gehört – und jetzt war er selbst bei einem solchen mit dabei. Er drehte sich im Sattel um und spähte hinüber auf die andere Straßenseite. Zu dieser Vormittagsstunde war zwar noch nicht all zu viel los, aber immerhin waren Menschen unterwegs. Menschen, die misstrauisch werden konnten, wenn er hier einfach so vor dem Bankgebäude wartete.
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite die massige Gestalt eines Mannes entdeckte, der zu ihm herüberschaute. In der Morgensonne erkannte er den Messingstern, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte.
Butch schielte wieder zum Eingang der Bank. Mike brauchte ja fast eine halbe Ewigkeit. Hoffentlich beeilte er sich jetzt, denn der Junge wurde schon ziemlich nervös, und der Sheriff auf der anderen Straßenseite trug auch nicht gerade dazu bei, ihn fröhlich zu stimmen ...
Endlich öffnete sich die Tür, und Mike Cassidy trat mit schnellen Schritten heraus. In seiner linken Hand hielt er einen alten Leinensack. Wortlos schritt er zu seinem braunen Hengst und stieg auf.
„Und?“, fragte Butch neugierig. „Hat’s geklappt, Mann?“
„Halt jetzt den Mund, Junge!“, zischte der alte Outlaw. „Machen wir lieber, dass wir davonkommen.“
Im gleichen Moment, als die beiden ihren Pferden die Zügel frei gaben, wurde die Tür wieder aufgerissen, und ein älterer Mann mit Glatze schrie gellend um Hilfe. Dies machte wiederum den Sheriff aufmerksam, der Butch ohnehin die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Scheiße“, sagte Mike Cassidy. „Los, Junge! Jetzt geht’s aufs Ganze.“ Mit diesen Worten trieb er sein Pferd an und zog gleichzeitig seinen Paterson-Colt aus dem Holster.
Staub wirbelte auf, als Mike Cassidy mit einem schrillen Rebellenschrei die Main Street entlang ritt und dabei Schüsse auf den Sheriff abgab, der sich hastig in Deckung brachte. Butch tat es ihm gleich und schoss ebenfalls, jedoch mehr in der Absicht, die umstehenden Passanten zu erschrecken, die ebenfalls eiligst das Weite suchten.
Mike und Butch galoppierten wie die Wilden aus Fairview heraus, und die Kugeln, die ihnen der erboste Gesetzeshüter nachschickte, flogen weit am Ziel vorbei. Das war Mike Cassidys große Stunde. Dieser gerissene Hundesohn hatte mitten am helllichten Tag die Bank beraubt und war auch noch mit heiler Haut davongekommen.
Sie ritten noch eine ganze Weile, bis sie sicher waren, dass sie die Verfolger abgeschüttelt hatten.
„Und? Was ist, Mike?“, fragte Butch erneut. „Wie viel hast du erbeutet?“
„Lumpige 200 Dollar, Mann!“, stieß Mike Cassidy hervor, und er brachte es sogar noch fertig, trotz dieser miesen Nachricht zu grinsen. „Die Lohngelder, mit denen ich gerechnet hatte, kommen erst morgen. Ist das nicht ein Witz, Butch? Da veranstalten wir einen solchen Zirkus, und das für lächerliche 200 Dollar ...“
Den ganzen Sommer über war Robert LeRoy Parker, genannt Butch,