Wim, der Wumpel - Angie Pfeiffer - E-Book

Wim, der Wumpel E-Book

Angie Pfeiffer

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Beschreibung

Weil es Julius im Matheunterricht so langweilig ist, zeichnet er ein Männchen in sein Heft. Als er es am nächsten Tag öffnet, staunt er nicht schlecht, denn es springt ihm ein kleiner Kobold entgegen. Wim ist ein Wumpeljunge und beschließt in Julius Schreibtischschublade einzuziehen. Das ist kein Wunder, denn dort gibt es jede Menge Radiergummis und Tintenpatronen und so etwas isst Wim am liebsten. Der kleine Kobold wirbelt Julius Leben ganz schön durcheinander, denn er besteht darauf, ihn überall hin zu begleiten - auch in die Schule.

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Inhaltsverzeichnis

Donnerstag

Freitag

Samstag

Sonntag

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Ein Freitag, einen Monat später

Donnerstag

Alles begann damit, dass Julius Langeweile hatte und deshalb das Bild malte. In der letzten Stunde. Das war ausgerechnet Mathe bei Herrn Schmiehoff, dem unwitzigesten Lehrer der ganzen Schule. Herr Schmiehoff schrieb Zahlen an die Tafel, erklärte langatmig und gähnte manchmal hinter der vorgehaltenen Hand. Wenn dem Lehrer schon langweilig war, wie sollten sich dann die Schüler fühlen?

Aus lauter Langeweile malte Julius im aufgeschlagenen Matheheft herum. Erst machte er in alle Nullen Augen, eine Nase und einen Mund, dann bekamen sie Ohren und Haare. Als ihn alle Nullen auf der Seite anguckten, weil er ihnen Gesichter gegeben hatte, schrieb, erklärte und gähnte Herr Schmiehoff immer noch.

So malte Julius auf der nächsten freien Seite weiter. Das ging ganz wie von selbst. Erst einen Kopf, dann den Körper, Arme und Beine. Schließlich guckte ihn ein lustiges Männchen an. Es hatte Wuschelhaare, Sommersprossen auf der Nase und blaue Augen, mit denen es zu zwinkern schien. Die Ohren waren oben komisch spitz. Es trug ein weites Shirt und Schlabberhosen. An den Füßen hatte es ziemlich große Schuhe - oder waren die Füße so groß?

Ehe Julius sich darüber Gedanken machen konnte, schellte es. Er klappte das Matheheft schnell zu, stopfte es in seinen Tornister und machte sich auf den Heimweg.

Hausaufgaben hatte er in Mathe keine aufbekommen und so blieb das Heft für heute zu.

Freitag

Der nächste Tag war der Freitag. Da gab es keinen Matheunterricht, dafür aber Julius Lieblingsfach, nämlich Sport.

Trotzdem bekam er schlechte Laune, weil es nämlich regnete. Julius hatte sich darauf gefreut auf dem Sportplatz Fußball zu spielen, aber daraus wurde nichts. Es ging in die Turnhalle, wo die Klasse das Bockspringen übte. Das konnte Julius nicht so gut, weil er einer der Kleinsten in der Klasse war. Prompt blieb er jedes Mal hängen. Er schaffte nicht einen einzigen vernünftigen Sprung über den verflixten Bock.

Beim Umziehen an Ende des Unterrichts zog Tylor Julius kräftig damit auf. Die Anderen lachten und kicherten dazu.

Tylor hatte es jedes Mal über den Bock geschafft. Kein Wunder, er war ja auch viel größer als Julius, weil er die Klasse 2 schon zum zweiten Mal besuchte und ein ganzes Jahr älter war. In der letzten Zeit ärgerte Tylor Julius öfter, aber er versuchte, einfach nicht darauf zu hören, was Tylor sagte und ihm aus dem Weg zu gehen.

Heute gelang es Julius nicht, Tylors Gemeinheiten nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er ärgerte sich ganz schön darüber.

Zu Hause angekommen roch Julius sofort, dass es zum Mittagessen Spinat geben würde und den mochte er überhaupt nicht.

Zudem war Oma zu Besuch da. Eigentlich hatte Julius seine Großeltern total gern, aber heute fing Oma ihn direkt in der Eingangstür ab und sagte: „Hey, kleiner Julius.“

Das ärgerte Julius sehr, denn so klein war er nun auch wieder nicht.

„Ich bin überhaupt nicht klein!“, mit diesen Worten pfefferte er seinen Tornister in eine Ecke des Korridors. „Was soll das denn? Was wumpelst* du deinen schönen Tornister so in die Ecke. Schäm dich“, rief Oma da aus, was Mama auf den Plan rief.

„Wirklich, Julius, jetzt sagst du erst einmal guten Tag zu Oma. Was ist das denn für ein Benehmen? Dann nimmst du deinen Tornister bitte und stellst ihn vernünftig in dein Zimmer.“

Julius zog den Kopf ein. Heute schien jeder etwas an ihm auszusetzen zu haben.

„Guten Tag, Oma und Mama“, murmelte er, griff sich seine Schultasche, verschwand in seinem Zimmer und machte die Tür fest hinter sich zu.

„Pöh, was heißt hier wumpel? Was ist das überhaupt für ein komisches Wort, wumpel? Ich wumpel gar nicht“, sagte er entrüstet und schmiss den Tornister in die nächstbeste Ecke.

„Aua!“, erklang es einen Moment später jammervoll.

Was war das? Hatte er wirklich jemanden aus der Ecke rufen hören?

„Jetzt kriege ich bestimmt eine dicke Beule“, da war die Stimme wieder.

Vorsichtig pirschte sich Julius näher und hob seinen Tornister hoch.

„Lass mich bloß nicht wieder fallen!“

Vor Schreck rutschte Julius die Schultasche aus den Händen, was wieder einen Schmerzensruf verursachte. Dieses Mal hörte Julius genau, dass er aus dem Tornister kam. Er schüttelte vorsichtig daran. „Ist da jemand?“, fragte er zögernd.

„Nein, hier ist niemand. Dein Tornister lebt und spricht mit dir, du Dummer. Was denkst du denn? Ich bin hier drin. Mach endlich auf und lass mich raus, hier ist es stockdunkel“, sagte die Stimme.

Julius überlegte. Sollte er es wirklich wagen? Vielleicht befand sich ein gefährliches Monster in seinem Tornister, das ihn anspringen würde, wenn er das Teil öffnete. Allerdings klang die Stimme nicht gefährlich, sondern eher piepsig und irgendwie lustig. Er beschloss es darauf ankommen zu lassen. Vorsichtig öffnete er den Verschluss, klappte die Lasche nach hinten und lugte in den Innenraum.

Er sah nichts. Kein Monster, überhaupt gar nichts, außer Schulbüchern, Heften und seinem Etui. Vielleicht klemmte der Besitzer der Stimme irgendwo im Inneren fest? Julius streckte die Hand aus, um im Tornister zu kramen, überlegte es sich aber schnell anders. Was, wenn das Wesen ihm in den Finger beißen würde?

Stattdessen fragte er: „Wo bist du denn? Ich kann dich nämlich nicht sehen.“

Einen Augenblick herrschte Stille. Julius dachte schon fast, dass er alles geträumt hätte.

Da erscholl die Stimme wieder: „Ich bin hier drinnen. Im Matheheft. Du musst es herausholen und aufmachen, dann kannst du mich sehen.“

Zögernd griff Julius nach dem Heft und legte es auf seinen Schreibtisch. „Wenn ich jetzt das Heft auf mache, tust du mir dann auch nichts?“, fragte er vorsichtshalber.

„Ganz bestimmt nicht, großes Koboldehrenwort“, sagte die Stimme.

„Ehrlich nicht?“

NEIHEIN, jetzt mach endlich auf! Es ist verflixt eng hier!“

Vorsichtig öffnete Julius das Heft. Er blätterte es durch, bis er zu der Seite kam, auf die er am Tag zuvor das Männchen gemalt hatte. Kaum hatte er die Seite aufgeschlagen, sprang es aus dem Heft und stellte sich auf den Schreibtisch.

Julius starrte es mit offenem Mund an. Tatsächlich sah es genauso aus, wie seine Zeichnung und irgendwie auch nicht. Das Männchen setzte sich an die Schreibtischkante und ließ die Beine baumeln.

„Da staunst du, was“, kicherte es.

Julius schluckte und nickte dann.

„Ich heiße Wim“, sagte das Männchen und schlackerte weiter mit den Beinen. „Es ist nett, dass du mich gerufen hast. Danke schön.“

Julius fand die Sprache wieder. „Wieso gerufen? Hab ich gar nicht. Du bist auf einmal da gewesen.“

Das Männchen sah ihn streng an. „Das stimmt nicht. Klar hast du mich gerufen. Oder hast du nicht dreimal das Wort ‚Wumpel’ ausgesprochen? Also hast du mich gerufen und hier bin ich.“

„Aber, aber, ich weiß gar nicht was das ist, ein Wumpel“, stotterte Julius. „Das habe ich bloß gesagt, weil Oma gesagt hat, dass ich gewumpelt habe. Mit dem Tornister. Dabei…

„Stottere nicht herum. Du hast das Wort dreimal ausgesprochen und mich damit gerufen. Jetzt wohne ich hier, jedenfalls vorübergehen.“

Das Männchen stand auf und reckte sich zu voller Größe, was nicht besonders groß war.

„Ich bin ein Wumpel. Und ich heiße Wim. Wim, der Wumpel.“