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Der Zirkus Nüke-Nake ist nicht besonders groß. Eigentlich ist er sogar ziemlich klein. Dafür ist es ein ganz besonderer Zirkus, den man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Denn es gibt eine vergessliche Elefantendame, ein lachendes Pferd, einen Tiger, der seine goldgelben Streifen ablegen kann und zwei außergewöhnliche Dackel. Murphy, der Dackeljunge kann als einziger Hund auf der ganzen Welt einen Ohrstand machen. Dabei fängt er mit dem Schwanz Ringe, die ihm seine Partnerin Emma zuwirft. Aber eines Tages geschieht ein Unglück: Murphy und Emma zanken sich. Dabei kneift Emma aus Versehen so doll in Murphys Ohr, dass er keinen Ohrstand mehr machen kann. Deshalb verlassen Emma und Murphy den Zirkus. Natürlich suchen die anderen Artisten nach den beiden Dackeln und befreien sie aus großer Gefahr.
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Seitenzahl: 90
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Für Charlotte, Jakob, Leo, Lia, Max und für alle Enkelkinder, die mir noch geschenkt werden.
Erstes Kapitel, in dem ein ganz besonderer Zirkus vorgestellt wird
Zweites Kapitel, in dem der Zirkus in Sorglos ankommt und ein Reifen zu klein ist
Drittes Kapitel, in dem Murphy und Emma einen Plan fassen
Viertes Kapitel, in dem ein Zirkustrick misslingt und Murphy auf die Nase fällt
Fünftes Kapitel, in dem es ein Donnerwetter gibt
Sechstes Kapitel, in dem zwei Dackel sehr viel Hunger haben und Murphy etwas einfällt
Siebtes Kapitel, in dem Emma die Beherrschung verliert
Achtes Kapitel, in dem zwei verzweifelte Dackel auf die Wanderschaft gehen
Neuntes Kapitel, in der eine Suchaktion gestartet wird
Zehntes Kapitel, in dem Emma und Murphy jemanden kennenlernen
Elftes Kapitel, in dem die Zirkusmitglieder beratschlagen
Zwölftes Kapitel, in dem Murphy festgebunden wird
Dreizehntes Kapitel, in dem die Suche weitergeht
Vierzehntes Kapitel, in dem über Murphy gelacht wird
Fünfzehntes Kapitel, in dem Hamlet Hilfe holt
Sechzehntes Kapitel, in dem ein böser Mann das Fürchten lernt
Siebzehntes Kapitel, in dem es viel zu erzählen gibt
Achtzehntes Kapitel, in dem die Geschichte zu Ende geht
Der Zirkus Nüke-Nake war nicht besonders groß. Eigentlich war er sogar ziemlich klein. Jedenfalls für einen Zirkus. Es gab nämlich nur sechs Artisten und sieben Tiere.
Dafür war es ein ganz besonderer Zirkus, den man nicht alle Tage zu Gesicht bekam. Das betonte der Zirkusdirektor Lasse wenigstens einmal am Tag.
„Unser Zirkus Nüke-Nake ist der beste auf der Welt! Wir haben die besten Artisten, die besten Tiere und wir machen die besten Vorstellungen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Wenn er das sagte, nickte seine Frau Lydia.
„Und du bist der beste Zirkusdirektor der Welt, mein lieber Lasse.“
Lasse und Lydia hatten zwei Kinder.
Einen Jungen, der Bosse hieß und ein Mädchen mit dem Namen Lisa. Obwohl sie noch Kinder waren, standen sie an jedem Nachmittag und an jedem Abend in der Manege, denn sie waren Artisten. Genauso wie ihre Eltern.
Dann gehörten noch Frederik der Clown und die schöne Corinna zum Zirkus Nüke-Nake.
Frederik war seit einiger Zeit ein bisschen traurig, weil er sich in die schöne Corinna verliebt hatte und nicht wusste, ob sie ihn auch leiden mochte. Abend für Abend stand er während ihres Auftritts atemlos in der Manege und schaute hoch zur Zirkuskuppel. Hier tanzte Corinna über ein Drahtseil. Anschließend jonglierte sie mit drei Keulen. Sie warf die Keulen abwechselnd in die Luft und fing sie wieder auf, wobei eine immer in der Luft zu schweben schien.
Einmal hatte sich nicht richtig aufgepasst. Eine der Keulen war hinuntergefallen und hatte Frederik mitten auf den Kopf getroffen. Der Clown hatte nach oben geschaut und gesehen, wie die schöne Corinna vor lauter Schreck beide Hände vor den Mund gehalten hatte. Dabei fielen ihr die anderen zwei Keulen auch noch herunter. Frederic war schnell zur Seite gesprungen, weil er schon eine dicke Beule von der ersten Keule auf dem Kopf hatte. Trotzdem verliebte er sich in diesem Moment ganz doll in Corinna. Todesmutig hatte Frederic die Keulen aufgehoben, war die Leiter zum Drahtseil hinaufgeklettert und hatte ihr die Keulen zugeworfen, damit sie weitermachen konnte.
Die schöne Corinna hatte ihn ganz niedlich angelächelt. „Danke schön, mein lieber Frederic“, hatte sie gewispert und war ein bisschen rot geworden.
Das hatte ihm so gefallen, dass er von diesem Zeitpunkt an immer an sie denken musste. Leider traute er sich nicht sie zu fragen, ob sie ihn auch lieb hatte.
Oft stellte er sich mit Blumen und Schokolade vor ihren Wohnwagen. Aber weil er nicht den Mut hatte, bei Corinna anzuklopfen, legte er die Blumen leise vor ihrer Tür ab und aß die Schokolade selbst. Aber obwohl er so einen Liebeskummer hatte, brachte er in den Vorstellungen die Leute und vor allem die Kinder zum Lachen.
Natürlich gab es auch Tiere im Zirkus Nüke-Nake. Zunächst war da Elfi, die Elefantendame, auf deren Rücken Lisa saß, während ihre Mutter Lydia die Elefantendame durch die Manege führte. Lydia gab Elfi Befehle und sie machte wie auf Kommando verschiedene Kunststücke. Aber eigentlich war das nicht nötig. Elfi war schon so lange beim Zirkus, dass sie wusste, was sie machen sollte. Trotzdem tat sie so, als würde sie auf Lisas Mutter hören. Sie stellte sich zum Beispiel auf einen großen Hocker, hob das rechte Vorderbein und das linke Hinterbein an und kringelte ihren Rüssel ein. Auch tanzen konnte Elfi gut. Sie drehte sich zur Musik. Wenn sie ganz besonders gut aufgelegt war, trompetete sie die Melodie mit.
In der letzten Zeit war Elfi ein bisschen vergesslich geworden. Aber sie hatte einen ganz besonderen Trick, um alles zu behalten: Wenn sie etwas Wichtiges nicht vergessen wollte, dann machte sie sich einen Knoten in ihren Schwanz. Aber oft vergaß sie, den Knoten wieder herauszumachen, wenn sie an das Wichtige, wie zum Beispiel genug Bananen zu essen, gedacht hatte. Dann bemerkte sie ein paar Stunden den Knoten wieder und war ganz verzweifelt, weil ihr nicht mehr einfiel, warum sie ihn gemacht hatte.
Auch Ferdinand das Pferd war vor langer Zeit zum Zirkus Nüke-Nake gekommen. Eigentlich sollte Bosse auf ihm reiten und einen Handstand auf seinem Rücken machen. Das hatten sie geübt und es klappte gut. Aber dann war Ferdinand empfindlich geworden. Schon, wenn Bosse ihm den Sattel auf den Rücken legte, fing Ferdinand an zu kichern. Egal, wie dick die Decke war, die unter dem Sattel lag - es kitzelte. Erst nur ein bisschen, aber dann ziemlich doll. Vor allem, wenn Ferdinand in der Manege war. Manchmal hielt er es aus. Er schnaubte und kicherte nur ab und zu. Aber oft kitzelte es so fürchterlich, dass er sich auf dem Boden wälzen musste, weil ein Pferd sich sonst nicht seinen Rücken kratzen kann. Dann sprang Bosse schnell ab und tat so, als würde es dazu gehören, dass Ferdinand sich herumwälzte, schnaubte und lachte. Das Publikum merkte nicht, was vor sich ging. Es applaudierte begeistert.
Ein lachendes Pferd kann man ja auch nicht alle Tage sehen.
Harry der Hamster war eigentlich kein richtiger Artist, weil er keine besonderen Kunststücke machte. Er trat zusammen mit Frederik auf. Wenn die Vorstellung losging, krabbelte er in Frederiks Jackentasche und lugte dann ab und zu hinaus. Er musste gar nichts weiter tuen, als ganz normal zu gucken. Weil er immer Körner in den Backentaschen hatte und ständig auf ihnen herumkaute, sah er putzig, niedlich und lustig aus. Irgendwann während der Vorstellung nahm Frederic den Hamster aus der Tasche und setzte ihn auf den Rand der Manege. Harry lief einmal rund herum. Er machte ab und zu Männchen, während Frederic versuchte, ihn wieder einzufangen. Das sah so komisch aus, dass jedermann lachen musste.
Die Dackel Murphy und Emma traten zusammen mit Lasse, dem Zirkusdirektor, auf. Schließlich waren sie eine besondere Attraktion. Der Dackeljunge Murphy konnte viele Kunststücke. Emma, das Dackelmädchen, half ihm dabei. Zum Beispiel sprang Murphy rückwärts durch einen Reifen, den Lasse festhielt, während Emma vor ihm stand und ihm genau sagte, wie er springen sollte, weil Murphy nicht nach hinten gucken wollte. Das wäre viel zu leicht gewesen. Ein ganz besonderer Trick war es, dass Murphy einen Ohrstand machte. Das heißt, dass der Dackel auf einem seiner Schlappohren stehen konnte. Dazu machte er erst einmal einen Kopfstand. Anschließend stellte er das Ohr auf und machten den Ohrstand. Das ging aber nur mit dem linken Ohr.
„Das ist mein Artistenohr“, sagte Murphy oft ganz stolz, denn so ein Kunststück kann außer ihm kein Dackel auf der ganzen Welt.
Aber damit nicht genug. Wenn er fest auf seinem Artistenohr stand, dann warf ihm Emma fünfzehn kleine Ringe zu. Dafür nahm sie die Ringe einen nach dem anderen in den Mund. Murphy fing sie mit dem Schwanz auf. Wenn sein Schwanz nur ein kleines bisschen länger gewesen wäre, hätte er sogar sechzehn Ringe auffangen können.
Auch Tom der Tiger trat zusammen mit Zirkusdirektor Lasse auf. Zusammen machten sie allerhand Kunststücke. Lasse hielt einen brennen Reifen hoch und Tom sprang hindurch. Anschließend sprang der Tiger von einem Hocker zum anderen. Schließlich legte Lasse seine Hand mutig in Toms Rachen. Das Publikum hielt jedes Mal den Atem an, weil ein Tiger ja eigentlich ein gefährliches Tier ist und einem Menschen leicht die Hand abbeißen kann. Aber das kam für Tom nicht in Frage. Ersten, weil er Lasse gut leiden konnte und zweitens, weil er schon älter war und fast gar keine Zähne mehr hatte.
Aber es gab noch eine ganz besondere Besonderheit an Tom dem Tiger: Am Abend, bevor er es sich zum Schlafen auf seinem Kuschellager gemütlich machte, legte er nämlich seine goldgelben Streifen ab. Wie ihr ja wisst, ist ein Tiger schwarz und goldgelb gestreift. Aber nur Tom hatte die einzigartige Fähigkeit, sich die Streifen, einen nach dem anderen auszuziehen. Wenn er damit fertig war, dann hatte sein Fell eine tiefschwarze Farbe. So schwarz, dass er sich im Spiegel selbst nicht sehen konnte, wenn er seine leuchtend grünen Augen etwas zusammenkniff. Wenn er die Augen allerdings weit aufmachte, dann leuchtete sie wie grüne Sterne. Aber sonst war ohne seine goldgelben Streifen in der Nacht nichts von ihm zu sehen. So streifte er manchmal in der Dunkelheit unbemerkt umher. Dabei fühlte er sich unsichtbar und frei.
Wie alt Hamlet, der Papagei, eigentlich war, wusste niemand. Wenn man ihn danach fragte, zog er den Kopf ein und kratzte ihn sich mit der rechten Vorderkralle seines linken Fußes. Anschließend schüttelte er sich, dass die Federn nur so flogen.
„Ähm, krrr“, räusperte er sich umständlich und erzählte immer die gleiche Geschichte: „In meiner Jugend bin ich zur See gefahren. Zusammen mit dem Smutje habe ich die Küche auf Vordermann gebracht. Bald war ich in allen Häfen bekannt. Auch mit Kolumbus bin ich gesegelt. Mir hat er es zu verdanken, dass er Amerika entdeckt hat. Ganz nebenbei, das berühmte Ei des Kolumbus ... das habe natürlich ich entdeckt. Ist ja klar. Ich bin schließlich ein Fachmann auf dem Gebiet. Das war ein herrliches Leben. Der Rum ist in Strömen geflossen. Aber dann kam das entscheidende Kartenspiel. Poker natürlich. Ich habe ein wirklich gutes Blatt gehabt. Ich war sicher, dass ich das Spiel gewinne. Deshalb habe ich mich selbst als Einsatz gesetzt.“ An dieser Stelle seufzte Hamlet immer sehr traurig und ließ den Kopf hängen. „Bestimmt bin ich betrogen worden, denn ich habe verloren. Was soll ich sagen ... Der Gewinner hat mich an einen üblen Piraten verkauft. Das war eine schlimme Zeit, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Schließlich konnte ich flüchten. So bin ich hier im Zirkus gelandet. Das ist allerdings ein Glück, denn hier habe ich es gut. Selbst auf meine alten Tage, wo ich nicht mehr auftrete“, fügte er dann hinzu und strahlte Lasse und Lydia an.