170 Aspekte - Thomas Klinger - E-Book

170 Aspekte E-Book

Thomas Klinger

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Beschreibung

In 170 kurz gefassten Gedanken werden entlang des modernen Verständnisses des Prinzips Leistung, dessen Schattenseiten und Glanz beleuchtet. Dabei bringt sich allmählich eine alternative Möglichkeit zum Erhalt eines hohen und wachsenden kulturellen Niveaus ins Gespräch. Dass die Moderne und ihr führendes Prinzip blinde Flecken zeigen, ermöglicht den Ausblick zur Weiterentwicklung jenes leistungsbezogenen Selbstverständnisses. Ein Nachwort ergänzt den Text und erläutert den Grundgedanken.

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170 Aspekte

Dieser Text wird weltweit (weitere) Forschungen inspirieren (müssen), die nicht lediglich neue Daten generieren werden können, sondern auch Klarheit darüber, von welchen Bedürfnissen die Menschen der verschiedenen Gesellschaften, Kulturen und Denkweisen, gemeinsam berührt und bewegt sind. Denn von deren Berücksichtigung und Verwirklichung hängt nicht nur das Überleben der Menschheit ab, sondern ihre friedliche und gerechte Erfüllung und weitere Entfaltung in diesem Sinne.

Bücher von Thomas Klinger

Im Mensaion Verlag:

Die Schwäne der stillen GewaltÜber die Psychologie der Mobber

Die vielen Gesichter der Religion Eine sinnvolle Differenzierung

Über die TragödienUnd die Notwendigkeit eines friedvollen Lächelns

MenschentiefenGedichte

Von den Dingen und dem Sinn Kommentare zu Leben, Mensch, Natur und Klima

Im Werner Kristkeitz Verlag:

Zazen ∙ Gedichte

Thomas Klinger170AspekteÜber die Moderneund ihre heilige Kuh

Mensaion Verlag

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Originalausgabe – im Mensaion Verlag© 2023 by Thomas KlingerISBN-978-3-757543-75-4 (print)ISBN-978-3-757543-76-1 (eBook)Satz: LaTeX, ebgaramond and TeX4ebook, lmodernHerstellung: epubli, ein Service der neopubli GmbH, BerlinUmschlaggestaltung: © by Mensaion Verlaghttps://www.mensaion.de/Umschlagbild: © by Symmetric World Art®https://symmetric-world-art.de/Besuchen Sie uns im Internet

„You may say I’m a dreamerBut I’m not the only oneI hope someday you’ll join usAnd the world will be as one“

„Du wirst sagen, ich sei ein TräumerDoch ich bin nicht der einzigeIch hoffe, eines Tages wirst du dich uns anschließenUnd die Welt wird einig sein“

– John Lennon, „Imagine“ –

Erkenntnis und Verstehen sind zu erst zu sehen.

Denn wo sie fehlen sollten, die Menschen gerne grollten.

Denn ohne diese beiden, werden Menschen leiden.

So übe daher beide, traut und frei und froh,

damit der Mensch wird’s wirklich ebenso.

Inhaltsverzeichnis

xiiiWidmung 1 – 208Aspekt 1 – 170209Nachwort

Widmung

Diese 170 Aspekte plus Nachwort sind zu aller erst ein Angebot zum Anschauen, Nachdenken und Betrachten und sie stellen zunächst keine Forderungen zur Erfüllung dar. Sie sind in erster Linie ein philosophischer Beitrag, der von dem Bedürfnis nach Erkenntnis geleitet ist und sie sind daher kein Ausdruck eines politischen Manifests.

Diese 170 Aspekte plus Nachwort bieten, unter Umständen, für manche Leserinnen und Leser, neuartige, ungewöhnliche und überraschende Gedanken und Beschreibungen der weltweit agierenden Moderne an, die auf Widerstände und Kritik stoßen könnten, die aber argumentativ auf gegründetem, rationalem Boden ruhen. Wer ihnen eine Chance gibt, wird Neues dazu lernen und erkennen können, was auf diesem Boden gedeihen kann. Dabei stellen diese 170 Aspekte plus Nachwort keine Saat dar, sondern die anfängliche Beschreibung des fruchtbaren Bodens, der seine Ernten hatte und Unwetter überlebte, aber auch immer schon seine schädlichen Rückstände zeigte, die wir betrachten sollten, wenn wir als Menschheit uns benigne (gutartig) weiter entwickeln und am Leben bleiben wollen.

Diese 170 Aspekte plus Nachwort sind ein Ergebnis von Erfahrungen und Beobachtungen in unserer modernen, global gewordenen Welt der vergangenen Jahrzehnte meiner bisherigen Lebenszeit, durch das Studium von Autoren und Autorinnen der letzten zweieinhalb Jahrtausende ergänzt. Sie sind kein Ergebnis einer abschließenden Analyse des Zustandes der Moderne und ihrer möglichen Weiterentwicklung. Sie sind inspiriert durch die Freude am Leben, durch die Leidenschaft zur Wahrheit und durch die Wahrhaftigkeit der sprachlichen Möglichkeiten, die selbstredend auch ihre Grenzen haben.

Daher möchte ich schon jetzt um etwas Nachsicht und Gelassenheit bitten. Gleichsam möchte ich eine Einladung aussprechen, selbständig weiter zu denken und offen und interessiert nach aufkommenden Fragen im eigenen Bewusstsein Ausschau zu halten. Die Folge könnte sein, in einen bewegenden Austausch mit dem gestellten Thema treten zu wollen, der die uns gemeinsame Moderne in einem gründlicheren Licht zu verstehen sucht und damit erst den Boden bereitet, auf dem eine weitere, fruchtbare Entwicklung erwachsen kann. Darin liegt Hoffnung. Und darauf sollte nicht verzichtet werden.

Mögen also diese 170 Aspekte plus Nachwort in vertrauensvoller Offenheit und mit sanfter Güte besprochen werden. Denn es ist noch lange der Mensch in gesunder und friedlicher Weise zu fördern und er noch nicht an seinem Ziel angekommen. Sein Ziel, vielmehr, ist eine kontinuierliche Entwicklung in der friedlichen und gesunden Gegenwart, die sich im Einklang und in Harmonie mit dem gesamten Kósmos bewegt und erwächst.

Der Mensch sei daher freundlich aufgefordert und daran erinnert, nach was er sich wohl stets sehnen wird, insgeheim oder schon bewusst, in seinem Inneren: Nämlich danach, ein wahrhaftiges Leben zu führen (mit Freiheit, Wahrheit und Vertrauen); ein gelassenes Denken zu praktizieren (mit Liebe, Gerechtigkeit und Ernsthaftigkeit); einem innigen Fühlen gewahr zu sein (mit Friedfertigkeit, Angenommen-sein und Güte); ein starkes Herz zu haben (mit Bewusstheit, Anschauung und Differenzierung) und einem Willen zur Integration zu folgen, um ein immer besser gelingendes Miteinander der gesamten Menschheit zu verwirklichen.

Es können gerne auch über die Ferne Briefe und Emails gewechselt oder andere, legitime Wege einer aufrichtigen Begegnung gegangen werden.

Möge der Mensch gelingen und er den Frieden erlangen, nach dem er sich sehnt und der nicht nur ihm, doch auch anderen und dem Ganzen der Erde, zum Leben nützen.

Thomas Klinger, im April 2023

1 Eins

Leistung ist der Gott der Moderne. Er gibt den Menschen Schutz, Sicherheit und Kontinuität, sowie Kraft, Verlässlichkeit und Ansehen.

2 Zwei

So ist Leistung auch die heilige Kuh der Moderne. Der Mensch verehrt sie und betet sie an. Sie darf nicht angetastet, nicht kritisiert und nicht geschlachtet werden. Die Selbstverständlichkeit mit der die Leistung diesen Status für sich beansprucht, stammt aus dem Überlebensprinzip des Lebens selbst, denn dieses will sich erhalten. Die Kritik daran ist daher heikel.

3 Drei

Warum beten die Menschen die Leistung an? – Weil sie ihnen Stärke verspricht, eine Stärke, die sie unmittelbar selbst erbringen oder mittelbar ihnen gegenüber erbracht wird. Damit ist die Leistung ein Schutz vor Schwäche, Armut und Schaden. Sie ist der Schutz vor der Niederlage in einem Krieg. Denn die allgegenwärtige Bedrohung an Leib und Leben durch die gegebenen, äußeren Bedingungen (der Natur und der anderen Wesen), zeugte dem Menschen weitgehend ein Selbstverständnis, das sich in einer feindseligen (und daher kriegerischen) Welt verortet sah und dort ein Leben zu gestalten gezwungen war, das sich dennoch lohnt zu leben. Dass er dabei allzeit bereit sein musste, sich zu verteidigen, um am Leben zu bleiben, ist ein Ausdruck der Notwendigkeit des Schutzes vor der Niederlage in dieser als feindselig (und damit kriegerisch) wahrgenommenen Einbettung in die äußere Natur. Und dass er sich damit aufgefordert sah, nachhaltige Bedingungen zu schaffen, die ihm Unverletzlichkeit und Schutz versprachen, ließ ihn für diesen aufgezwungenen Krieg rüsten, um dem Krieg zuvor zu kommen und gegen ihn zu bestehen.

4 Vier

Wie aber ist das Verständnis von Leistung, in unserer heutigen (2022) Moderne, gestaltet? Es dominiert die Messbarkeit der Leistung. Leistung ist meist messbar und stellt damit auch ein Mittel der rationalen und wissenschaftlich-technischen Methode dar. Die Messbarkeit wird durch das Zählen und die Zahlen gewährleistet.

5 Fünf

Leistung ist aber nicht in jedem Falle messbar. Es gibt Leistung, die an Status und Ansehen orientiert ist. Und es gibt Leistungen, die ohne Anstrengung und Bedingung gewährt werden (können) oder fließen manchen (benannten und definierten) Personengruppen, wie Arbeitslosen und Mittellosen (in meist geringem Maße) oder wenigen (seltenen), vermeintlich glücklichen Menschen, wie Großerben und Lottogewinnern (dann in hohem Maße) zu.

6 Sechs

Der (moderne) Mensch achtet eine hohe Leistung mehr als eine geringe Leistung. Die hohe Leistung wird gefordert und verehrt, die geringe Leistung wird oft ignoriert oder gar verachtet. Handelt es sich, andererseits, um eine Fehlleistung, wird diese mindestens ermahnt oder aber bestraft und manchmal, im Nachgang, der Mensch erneut geschult. Da zwischen hoher und geringerer Leistung ein Unterschied in der Bewertung und ihrer Konsequenzen praktiziert wird, ist die Leistung also mit einer Hierarchie verwoben, die zum Ausdruck bringt, was erwünscht ist und was nicht. Diese Hierarchie ist damit die Folge des vorgenannten Bedürfnisses des Schutzes vor der Niederlage in einem Krieg (Aspekt 3), das aus der wahrgenommenen Feindseligkeit der äußeren Natur erwächst. Dadurch muss sichergestellt werden, dass stets eine hohe Leistungsfähigkeit vorhanden ist, um die Stärke zur Verfügung zu haben, den Schutz zu gestalten und zu garantieren und die Gefahren zu minimieren oder ihnen mit größeren Erfolgsaussichten begegnen zu können.

7 Sieben

Die zahlenmäßigen Schulnoten, in der (modernen) Erziehung, bewerten überwiegend die messbaren Leistungen der Kinder, Jugendlichen, Auszubildenden und Studenten. Dadurch werden diese jungen Menschen unterschiedlich stark geachtet und unterschiedlich stark respektiert, da diese zahlenmäßige Erfassung der Leistungen der jungen Menschen, hierarchisch geordnet ist, wie eben genannt (Aspekt 6). Hier ist also, für den Wert eines Menschen (und seine Leistungsfähigkeit), ein diskriminierendes und deklassierendes Element enthalten (ungeachtet dessen, ob diese Hierarchie zum Überleben notwendig ist und das Bedürfnis des Schutzes befriedet).

8 Acht

Anders. Durch diese zahlenmäßige Leistungsbewertung, in den (modernen) Schulen und im Selbstverständnis des (modernen) Menschen, wird also eine Hierarchie eingeführt und ist damit verwoben. Die höher und besser gemessene Leistung wird mehr geachtet und geschätzt als die nur niedrig gemessene Leistung. Der Bessere (der Sieger) wird (menschlich) geachtet, der Schwächere (der Verlierer) zuweilen (psychologisch) degradiert. Dadurch kommt die Verfänglichkeit der Diskriminierung und Deklassierung an den Menschen heran (und fordert ihn).

9 Neun

Den Menschen werden, durch diese damit verbundene Selbstverständlichkeit und Hierarchie, eine Rangfolge suggeriert und angetan. Der alltägliche Umgang und die Erfahrungen der Menschen mit dieser Rangfolge, zeigen dabei zweierlei Gegensätzliches, nämlich: Verehrung und Verachtung. Im ersten Falle werden Autoritäten, Experten und Fachleute konstituiert. Im zweiten Falle zeigt sich dies schon früh, im Alltag, durch Respektlosigkeiten, Arroganz und Schuld und daher auch als Missachtung der Menschenwürde. Daher ist zu fragen: Sollte nicht die Menschenwürde jedem Menschen gleichermaßen, unabhängig seiner Leistungsfähigkeit, zugehen und zustehen? Kurz: Die Diskriminierung der Menschenwürde, stammt aus der suggerierten und implizit geforderten und erwarteten Rangfolge, aufgrund der Notwendigkeit Schutz und Überleben zu sichern. Daher auch die Frage: Kann der Mensch sich frei machen von der Furcht vor dem Ableben und Tod und daher sich selbst und anderen, in gleichrangiger Weise, würdig begegnen?

10 Zehn

Also weiter. Die Hierarchie der Leistungsbewertung entscheidet darüber, wer später sozial respektierter, geachteter, beachteter und geschätzter wahrgenommen wird und wer nicht. Sie entscheidet auch darüber, wer später eine höhere finanzielle, berufliche Entlohnung für seine Arbeitsleistung erhält und wer nicht. Damit wird, durch diese noch unkritisch angenommene (und von Furcht getragene) Selbstverständlichkeit und dieses damit verwobene unreflektierte Selbstverständnis (das eine Folge des Schutzbedürfnisses vor der Niederlage im Krieg gegen die äußeren, natürlichen Bedingungen, darstellt), soziale und finanzielle Ungleichheit ermöglicht.

11 Elf

Diese noch unkritisch angenommene (und von Furcht getragene) Selbstverständlichkeit dieser Hierarchie der Leistungsbewertung, trägt nicht einfach den individuellen, persönlichen Unterschieden der Menschen Rechnung. Sondern sie trägt spezifischen Unterschieden Rechnung (denn der Mensch ist unterschiedlich begabt, mit unterschiedlichen und spezifischen Anlagen, Talenten und Fähigkeiten). Denn die Befriedigung des Bedürfnisses an Schutz vor den äußeren Lebensbedingungen (also auch vor der Niederlage im Krieg gegen die äußere Natur), kann nicht von jedem Menschen gleichermaßen befriedigt werden (da Menschen mit unterschiedlichen Anlagen, Kräften, Talenten und Fähigkeiten ausgestattet sind).

12 Zwölf

Die dabei stattfindende Fokussierung auf wenige (passende) Begabungen, Anlagen, Fähigkeiten und Kräften der Menschen (wie zum Beispiel nur die Zahlen orientierten, sportlichen oder die kognitiven Fähigkeiten), brütet eine einseitige Hierarchie der Leistungsbewertung des Menschen. Dies kann eine doppelte Ungerechtigkeit (und daher Strafe) bewirken. Und zwar in dem Falle, in dem ein Mensch Begabungen und Anlagen besitzt, die nicht im Fokus der einseitigen Leistungsbewertung einer Gesellschaft stehen und er gleichsam in den Disziplinen, die im Fokus der einseitigen Leistungsbewertung einer Gesellschaft stehen, keine guten Leistungen zeigen kann.

13 Dreizehn

Diese Hierarchie der (einseitigen) Leistungsbewertung, zementiert damit (nicht nur diskriminierende und deklassierende, sondern auch) soziale und finanzielle Ungleichheiten und Unterschiede. Zuweilen handelt es sich dabei um soziale und finanzielle Verwerfungen, die wirklich als Ungerechtigkeiten bezeichnet werden können und die sich bisher nicht wirklich im Fokus des Verständnisses befanden und nicht nur hingenommen, sondern bisher, noch gar nicht erkannt wurden. Hier und im Folgenden aber, werden, nach und nach, die aus der Überlebensnotwendigkeit resultierende Ungleichheit und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten und sozialen und finanziellen Verwerfungen, beleuchtet. Dabei ist zu beachten: Das Licht soll (in erster Linie) Erkenntnis und Wahrheit spenden – und nicht Schuld andichten.

14 Vierzehn

Was als hohe Leistung, hoher Status oder hohes Ansehen fungiert, ist nicht in jedem Fall mit einem entsprechend hohen Niveau einer ethisch-moralischen Gesinnung und Haltung, ihrerseits, verbunden. Denn das Bedürfnis zu überleben ist noch nicht ethisch-moralisch am Ende einer Wertehierarchie angekommen, sondern stellt ein Bedürfnis dar, aus dessen Befriedigung eine Werthierarchie erwächst. Der aber damit assoziierte Kampf und Krieg, seinerseits, (aus der Wahrnehmung der Feindseligkeit von Leben und Welt), stehen mittlerweile auf der Skala im unteren Bereich der Werthierarchie. Es wird sich im Folgenden zeigen, warum. Der Frieden und die Liebe stehen darüber und an höher Stelle dieser Werthierarchie.

15 Fünfzehn

Beispiel. So wird ein kognitiv begabter Mensch, der damit seinen Lebensunterhalt verdient und erfolgreich ist, meist nicht nach seiner, vielleicht niedrigen, ethisch-moralischen Gesinnung oder niedrigen sozialen oder empathischen Kompetenz entlohnt (Denn diese Entwicklungslinien sind unabhängig voneinander). Sondern nur für seine hohen, kognitiven Fähigkeiten allein, die unabhängig der ethisch-moralischen und sozialer Wahrnehmung fungieren und in einer entsprechenden Ausbildung und einem Studium dieser kognitiv begabten Person, keinerlei Rolle gespielt und nicht in Fokus der Leistungsbewertung gestanden haben werden.

16 Sechzehn

Durch eine solche (einseitige) Fokussierung auf ausgewählte Fähigkeiten, festigt sich gesellschaftlich eine (einseitige und tendenziöse) Leistungshierarchie, die lediglich ein verfälschtes Bild des Menschen widerspiegelt, individuell und kollektiv. Der Fokus dieser (modernen und einseitigen) Leistungshierarchie, findet sich in der Wissenschaft und Technik, der Wirtschaft und dem Kapital, sowie dem (modernen) Sport wieder. Die genannten Disziplinen stellen daher bereits eine geschichtlich gewordene Auswahl einer (einseitigen) Leistungsbetrachtung dar, die sich flächendeckend breit gemacht hat und den beherrschenden Charakter der Menschheit und seiner Welten darstellt. Damit ist auch die Macht nicht gleichmäßig und gerecht verteilt, sondern folgt der (einseitigen) Leistungsbetrachtung. Dass auch hier der Umstand einer vehementen Diskriminierung und Deklassierung zu verzeichnen ist, spricht für sich.

17 Siebzehn

Die ethisch-moralische Gesinnung, ihrerseits (um bei diesem Beispiel aus dem Spektrum der menschlichen Fähigkeiten zu bleiben), geht einher mit einem begründeten und gelebten, hohen, weiten und tiefen Verständnis von Liebe, Respekt und Toleranz, sowie Gerechtigkeit, Frieden und Wahrheit. Im Folgenden vier Aspekten soll dies noch etwas weiter skizziert werden.

18 Achtzehn

Liebe (die auch um die Leiden und den Schmerz weiß), Respekt (der auch um die Verachtung und die Missachtung weiß) und Toleranz (die auch um die Grenzen und die Bedingungen weiß) sind nicht messbare Leistungen, die durch innere Wahrnehmung und empfundenes Feingefühl, durch kluges Argument und erfahrene Weisheit, durch mutige Tatkraft und starke Entscheidungsfähigkeit, zum Ausdruck kommen. Sie können nicht durch Zahlen dargestellt werden. Sie sind qualitative Fähigkeiten und Leistungen des Menschen.

19 Neunzehn

Liebe wird selbstverständlich vorausgesetzt und erwartet (aber oft enttäuscht), Respekt wird oft missachtet und verkannt (und manchmal autoritär eingefordert) und Toleranz wird oft falsch verstanden und argumentativ verflachend vereinfacht (und daher auch missbraucht).

20 Zwanzig

Gerechtigkeit und Recht (die auch das Unrecht und die Schuld kennen), Friedfertigkeit und Frieden (die auch um die Feindschaft und den Krieg wissen) und Wahrhaftigkeit und Wahrheit (die auch die Lüge und die Leugnung kennen) sind nicht messbare Leistungen, die nur durch eigene Verinnerlichung und geistig-seelische Arbeit an den Themen bewusst gemacht werden können. Sie können nicht durch Zahlen dargestellt werden. Sie sind qualitative Fähigkeiten und Leistungen des Menschen.

21 Einundzwanzig

Gerechtigkeit und Recht werden meist gefordert oder angenommen bereits vorhanden zu sein (was aber noch nicht der Fall sein muss), Friedfertigkeit und Frieden werden meist erhofft und ersehnt (wird aber oft, gerade auch im Alltag, mindestens verbal gebrochen) und Wahrhaftigkeit und Wahrheit werden oft für alles Mögliche beansprucht und zugewiesen (was aber meist nicht bereits, in einer rationalen Weise, Wahrhaftigkeit und Wahrheit sind, sondern oftmals beliebige, mitunter ungare und gedankenlose oder sogar irrationale Meinung und narzisstisches Selbstinteresse).

22 Zweiundzwanzig

Das Streben nach Leistung, die durch Zahlen messbar und fassbar ist und das in der heutigen (2022) Welt gefordert wird und selbstredend anerkannt ist, fungiert als Möhre vor der Nase der Kinder, Jugendlichen, Auszubildenden und Studenten. Sie alle werden dazu erzogen, messbare Ergebnisse zu liefern, die danach durch Zahlen hierarchisch bewertet und geordnet werden. Das entspricht der Einseitigkeit einer Erziehung, die entwicklungsfähig sein sollte, aber noch vom Diktum der Messbarkeit beeindruckt ist, die das moderne Denken eingebracht hat.

23 Dreiundzwanzig

Der Gott der Moderne und sein (einseitiger, diskriminierender und deklassierender) Leistungsanspruch, sowie die Verwirklichung seines Leistungsdenkens, irrt sich aber in einem wesentlichen Punkt: Es ist in der heutigen (2022) Moderne viel weniger die Notwendigkeit gegeben, gegen die äußere Natur zu bestehen und daher einen leistungsorientierten Krieg gegen sie zu führen und hohe Leistungen zu fordern; denn es ist lediglich die durch Geburt, die Gene, die historisch-gesellschaftliche Geschichte und die Gnade der Natur und Evolution hervorgebrachte Leistungsfähigkeit des Menschen, die ihn dazu befähigt, auf gewissem Gebiet eine hohe Leistung zu erbringen. Und diese geschenkte Gnade des Talents, fußt weit weniger auf eigenem Willen, als mehr auf dem „Willen“ der (körperlich-geistigen) Natur, des (soziokulturellen) Umfeldes und des (genetisch-evolutionären) Zufalls.

24 Vierundzwanzig

Zwar wird ein, durch den genetisch-evolutionären Zufall, geschenktes Talent, durch kontinuierliche Übung verfeinert, gestärkt und zur Vervollkommnung gebracht. Aber der weitere Erfolg dieses verfeinernden und stärkenden Übens, ist nicht möglich, ohne den zuvor sich ereigneten und als natürliche Gabe und Geschenk dargereichten Zufall der genetisch-evolutionären Gnade und des soziokulturellen Zufalls der Erziehung und Entwicklung, auf die der Mensch, durch seinen persönlich-individuellen Willen, so gut, wie keinen Einfluss hat. Weil wir Menschen auch, durch unserem Willen entzogene, Umstände, Kräfte und Mächte, geworden sind und weiterhin werden. Weil wir nicht allmächtig sind und nicht alles in der eigenen Hand haben können.

25 Fünfundzwanzig

Dadurch ist das Dogma der Leistungsgerechtigkeit, nach dem die hohe Leistung auch hoch belohnt und entlohnt werden sollte (und die geringe Leistung nur gering entlohnt und belohnt) ihrer Grundlage entzogen und erscheint vielmehr willkürlich und zufällig gesetzt (Und in der Tat, setzt der Zufall den Menschen in die Welt und nötigt ihm ein Überlebensprinzip auf). Denn: Weshalb sollten wir Menschen den genetisch-evolutionären oder soziokulturellen Zufall heranziehen (der allen Menschen gleichermaßen zugekommen ist und der alle Menschen gleich gemacht(!) hat), um darauf eine Hierarchie der sozialen und finanziellen Ungleichheit zu errichten? Dies ist aber nicht der bloße Beginn eines gerechten (oder für einen Kommunismus gehaltenen) Egalitarismus, sondern der Ausdruck eines rationalen Fundaments für eine Weltgesellschaft, die in Frieden zu leben kommt und den Krieg nicht mehr für unvermeidlich hält, sondern ihn abgeschafft haben wird.

26 Sechsundzwanzig

Wo aber etwas willkürlich und zufällig errichtet worden ist (wider besseren Wissens, aus einem Mangel an Erkenntnis und Wahrheit und der aufgezwungenen Folge der Notwendigkeit zu überleben) und sich rationalen Argumenten noch uneinsichtig zeigen sollte, ist es gerade daher noch möglich, diese Willkür zu korrigieren und den Zufall rational und gesellschaftlich angemessener, durch eine höhere, ethisch-moralische Ordnung zu ergänzen. Nämlich eine Ordnung, die der Vielschichtigkeit (den vielfältigen Entwicklungslinien) des Menschen Rechnung trägt und nicht lediglich einer Einseitigkeit seiner Fähigkeiten, die nur die Kraft und Stärke, die Macht und Gewaltbereitschaft fördert und fordert, die mit dem körperlich Gegebenen verbunden ist und das geistig-seelische vernachlässigt. Aber es ist gerade letzteres, das sich später entwickelt hat, das nun die Potenziale besitzt, dies Dasein des Menschen zu einen und dennoch sein Überleben zu sichern. Es bedarf daher einer Ergänzung und Würdigung.

27 Siebenundzwanzig

Die in der Moderne (und schon lange) vorhandenen, sozialen und finanziellen Ungleichheiten, erscheinen somit als zufällige und willkürliche Ungerechtigkeiten und als Verwerfungen einer noch unentwickelten Vergangenheit, die sich der rationalen Denkweise und Methode noch nicht sicher sein konnten und sich daher, zu diesen damaligen Zeiten, als noch nicht vernünftig erweisen konnten. Diese Ungerechtigkeiten schweben, in ihrer Willkür und Zufälligkeit, daher argumentativ in der Luft, wenn das Bild zutrifft, dass die Rationalität erst einen fruchtbaren Boden bereitet, der den Kontakt zur Realität und Wirklichkeit herzustellen in der Lage ist. Die damit zeitlich zurückliegende, historische Beliebigkeit und notgedrungene Willkür und Zufälligkeit, die von der Gleichheit aller Menschen (durch den genetisch-evolutionären und soziokulturellen Zufall) damals noch nichts gehört hat (und auch noch gar nichts davon hören konnte), steht nun an der Schwelle, sich durch Rationalität und Vernunft lehren zu lassen und in ein Verstehen zu kommen, das den ersehnten Frieden zu verwirklichen sucht.

28 Achtundzwanzig

Beispiel. Viele Menschen leisten viel, werden aber nicht entsprechend entlohnt und kommen daher auch nicht auf einen grünen Zweig der Zufriedenheit und der Genugtuung. Für sie ist es nie genug, weil es zu wenig ist, was sie erhalten, und daher werden sie auf den Pfad des Kampfes und Frustes gesetzt, der letztlich nie befriedigend ist. Das Glück, die Sicherheit und der innere Frieden bleiben auf der Strecke, weil das Verhältnis von Einsatz und Entlohnung, durch die ungleiche Entlohnung, im unteren Bereich der Skala, nicht ausreichend ist. Diese Menschen brennen aus, resignieren oder werden stumpf.

29 Neunundzwanzig

Beispiel. Manche Menschen leisten wenig, erhalten aber aus Aktien, Erbe oder Vermögensanteilen, eine Unmenge an Geld und Macht und haben dabei das Vermögen nicht aus eigener Leistung erarbeitet. Ob sie wirklich glücklich sind und intellektuell, sowie ethisch-moralisch etwas Gehaltvolles der Gesellschaft geben können, ist fraglich. Ihr Verhältnis von Entlohnung und Einsatz, durch die ungleiche Entlohnung im oberen Bereich der Skala, ist über die Maßen hoch, weil ihr Einsatz gering ist und ihre Entlohnung äußerst hoch. Diese Menschen haben freie Ressourcen und Zeit, die sie meist nicht zum Nutzen der Gesellschaft nutzen, sondern zur Unterhaltung und zum billigen Zeitvertreib. Es klafft also die gewünschte Relation zwischen der Höhe der finanziellen Freiheit und des Vermögens und der Höhe der leistungsbezogenen und verfügbaren Fähigkeiten und des Engagements, auseinander. Das hierarchische Leistungsprinzip ist inkonsequent.

30 Dreißig

Würde die Möhre des Geldes vor der Nase des Wollens wegfallen, weil alle Berufszweige und Tätigkeiten des Menschen mit demselben Einkommen vergütet würden, verschöbe sich die Aufmerksamkeit der Berufswahl auf die eigenen, wirklichen und intrinsischen Stärken und Wünsche. Das gesellschaftliche Ansehen wäre nicht vom Geld geleitet und geprägt, sondern rückte den individuellen Menschen in den Vordergrund, gäbe ihm Würde, innerliche Anteilnahme, Ordnung und Orientierung, sowie nicht nur die eigenständige Kraft zu Verwirklichung und Glück, sondern auch die Freiwilligkeit des Dienstes am Nächsten und der Gesellschaft.

31 Einunddreißig

Durch diese Gleichverteilung der Gehälter, würde die Gier und der Neid entmutigt werden, da die persönlichen, intrinsischen Vermögen und Fähigkeiten im Vordergrund stünden. Es würde eine gleich-verteilte Wertschätzung des individuellen Menschen zum Ausdruck kommen und der Kampf um Ressourcen und Einfluss entmutigt werden. Macht wäre von Respekt und Dienstbarkeit geleitet und befreiend orientiert und nicht durch Gier, Neid, Furcht oder Gehorsam und Unterwerfung gelenkt und befördert. Wer meint, dies sei unrealistisch oder naiv, der sollte sich die genannten und skizzierten, rationalen Grundlagen hierzu noch einmal durchdenken (beispielsweise Aspekt 25). Dass es zu einer Gleichgültigkeit und einem Desinteresse der Menschen bzgl. gemeinsamen gesellschaftlichen Aufgaben kommen würde, ist nicht naheliegend oder zwingend. Der Mensch erhielte einmal mehr Gelegenheiten, sich selbst intrinsisch und ganzheitlich zu verwirklichen und am gesellschaftlichen Ganzen zu partizipieren. Als Teil des Ganzen, das aktiv selbst Ganzes zu werden beabsichtigt.

32 Zweiunddreißig

Zudem wäre, bei einer Gleichverteilung der Einkommen, eine Orientierung am Sein führend und zu fördern. Die Orientierung am Haben wäre entmutigt, behielte aber ihren nutzbringenden (und nicht sinnstiftenden) Charakter, der ihr gebührt. Der Schutz von Umwelt, Natur und Klima, bekäme eine Förderung, da die Menschheit sich am werdenden Dasein auf dieser Erde orientieren würde und nicht an dem, welche besitzergreifende Macht und eingebildete Freiheit sie damit erlangen könne.

33 Dreiunddreißig

Die Selbstreflexion und Selbsterkenntnis des Menschen würde daher gefördert werden (müssen), damit die Menschen, während ihres Lebens, erkennen lernen können, was sie können und wollen und worin sie Zufriedenheit, Erfüllung und Glück in der Tätigkeit finden können, ohne sich, durch die Degradierung mit einem unterdurchschnittlich niedrigen Einkommen, diskriminiert zu finden. Der Mensch würde der Wahrheit und Erkenntnis mehr Raum und Zeit schenken und daher der Liebe (in ihrer praktischen Konsequenz).

34 Vierunddreißig

Die Motivation, der Gesellschaft und sich selbst zu dienen, wäre streng intrinsisch