Demos und Magister - Thomas Klinger - E-Book

Demos und Magister E-Book

Thomas Klinger

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Beschreibung

Die Würde eines Volkes besteht in seiner Fähigkeit und seinem Bedürfnis von der Würde des Einzelnen zu lehren und zu lernen -- und sich lehren zu lassen. Denn die Unantastbarkeit des Menschlichen kann und darf dabei nicht nur als Ideal verstanden bleiben, sondern bedarf einer kontinuierlichen, umfassenden und ausgewogenen Lehre, die nicht auf den Menschen begrenzt bleibt. Die bisher gewordenen und gewachsenen Lehren der Menschheit stehen dabei in einer Aufmerksamkeit, die auch über das globale Verständnis des Menschen hinaus reichende Essenzen und vielfältige Wahrheiten vermitteln. Sie ersuchen aber auch zu zeigen, worin die Irrtümer liegen können. Licht, Glanz und Schatten, Schein. Die Entwicklungen der Lehren sind dabei nicht der Beliebigkeit unterworfen, sondern fordern tiefsinnige Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, die das Wissen erläutern und erweitern und die Weisheit schätzen und schützen. Der Gedichtband "Demos und Magister" widmet sich den Fragen und Perspektiven der Lehre und der Weisheit und den feineren Erkenntnissen, die aus dem Alltag des Einzelnen, der Politik der Vielen und der Geschichte an sich gewonnen werden können. Denn: Wer träumt nicht von einem guten Leben? Wer träumt nicht von einer friedlichen Welt? Wer dem Leben und Dasein zugewandt ist, so der Tenor des Buches, wird diese Fragen nicht nur bejahen, sondern begriffen haben, was wir alle bedürfen. Wir alle sind damit auf einem guten Weg.

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Demos und Magister

Bücher von Thomas Klinger

Im Mensaion Verlag:

Menschentiefen.Gedichte

Demos und Custos.Gedichte. Über Demokratie und ihre Verletzlichkeit

Demos und Liberator.Gedichte. Über Demokratie und ihre Potenzialität

Die Schwäne der stillen Gewalt.Über die Psychologie der Mobber

Die vielen Gesichter der Religion. Eine sinnvolle Differenzierung

Über die Tragödien.Und die Notwendigkeit eines friedvollen Lächelns

Von den Dingen und dem Sinn.Kommentare zu Leben, Mensch, Natur und Klima

Von jenem Sinn in den Undingen.Kommentare zu mir, dir, uns und dem ganzen Kósmos

170 Aspekte.Über die Moderne und ihre heilige Kuh

Im Werner Kristkeitz Verlag:

Zazen • Gedichte

Thomas KlingerDemos und Magister— Über Demokratie und ihre Lehren —Gedichte

Mensaion Verlag

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Originalausgabe – im Mensaion Verlag© 2024 by Thomas KlingerISBN-978-3-68918-017-1 (Hardcover)ISBN-978-3-68918-018-8 (Softcover)ISBN-978-3-68918-019-5 (E-Book)Satz: LATE X and TE X4ebook, ebgaramondHerstellung: treditionUmschlaggestaltung: © by Mensaion Verlaghttps://www.mensaion.de/Besuchen Sie uns im Internet

Wenn der Tag beginnt und du willst klarer schauen,suche, was du bist und sinnig werden kannst.

Jetzt ist die Nacht schon vorüber gegangen,

und kann noch auch wieder uns werden.

Wo im Dasein willst hin du gelangen

zum Stillen des Durstes der Zeit?

Wen nimmst du mit für der Liebe Verlangen

nach jenem Frieden im Leid?

Lindre stets dies und befrei, was vergangen

in ihm will fast-ewig ersterben.

Vorwort

Dieser Gedichtband widmet sich dem Thema „Volk und Lehrer“ – und zwar im Sinne der sich selbst und die Menschen lehrenden Wissenden und Weisen jenes Volkes, das über sich selbst wacht und sich selbst von den Leiden zu befreien sucht. Die ersten beiden Gedichtbände widmeten sich diesen Themen des Volkes als Wächter (Custos) und des Volkes als Befreier (Liberator). Der dritte Band nun, in dieser lyrischen Trilogie über Demokratie und Menschlichkeit, widmet sich nicht nur dem Volk als Lehrer (Magister), doch auch der Lehre und dem Lehren, aber auch der Belehrung, wo nötig. Und es ist besonders das sich selbst Lehren, im Verständnis des Strebens nach Selbsterkenntnis und Weltverständnis, die beide mit ganz eigener Leidenschaft und Erfahrung berührt sind und nahe an der Verwirklichung von Freiheit und Glück, Liebe und Frieden, stehen. Jedem steht dies offen, wer sich dazu berufen sieht, kann in einer freien und offenen Gesellschaft zu eigenen, tragfähigen und sinnvollen Erkenntnissen gelangen, die dann wohl auch keinem Selbstzweck dienen, doch dem Leben in einer sich stetig vertiefenden Freiheit und Befreiung von den spürbaren Leiden des Lebens.

Dass Lehren dabei ein zentrales Thema sind, an denen der Mensch erst frei werden kann und sich frei entfalten und entwickeln wird können und wollen, ist nicht nur Voraussetzung, sondern auch Hinführung des Strebens nach Befreiung in Freiheit und für mehr Gerechtigkeit und Frieden. Das Eingebettetsein in den umfangenden Kósmos und die Verwobenheit mit der Welt, anderen Menschen, den Mitgeschöpfen und den Bedingungen des Daseins, fordern eine kontinuierliche Beschäftigung mit den Fragen des Lebens und Überlebens und eine flexible Beweglichkeit in Sachen Einsicht und Erkenntnis. Lehren werden sich unweigerlich ergeben, wenn der Mensch sich den Erkenntnissen und Einsichten nicht verweigert, sondern er sich ihnen offen gegenüber zeigen wird und lernen und lehren wird wollen. Besonders sind die Stufen der Lehren erkennbare und verstehbare Strukturen, die eine umfassende Selbstlehre möglich werden lassen. Und damit eine differenzierte Betrachtung hin in eine integrierte Lebensweise in Frieden, Kooperation und Zufriedenheit an den Dingen, Werken und Problemlösungen der sich jeweils entwickelnden Zeit.

Da alles Dasein der Veränderung ausgesetzt ist, sind stetige Herausforderungen für den Menschen zu meistern, indem er die großen Fragen der Freiheit, des Friedens und der Sehnsucht von immer weiterer Befreiung von den Bedingungen, erneut und immer wieder erneut, in Blick nimmt. Sowohl im individuell-persönlichen Berührtsein mit ganz innigen und eigenen Fragen, als auch im gesellschaftlich-kulturellen Kontext der größeren Fragen des Überlebens miteinander und mit und in der Natur der Erde, auf die die Menschheit und alles Lebendige angewiesen ist, verlangen einen hohen menschlichen Einsatz und eine Leidenschaft, die sich Mut aneignen muss, das Wissen zu verstehen zu suchen, um die Kraft der Weisheit erfahren zu können und zu wollen, das Beste und immer Bessere – individuell und kollektiv, sozial und kulturell, lokal, regional und global – im Leben verwirklichen zu können: Den Frieden und die Freiheit, die stetig immer tieferen Frieden und Freiheit und eine stetige Linderung, Heilung und daher Befreiung von den Leiden und Bedingungen des Daseins ermöglichen. Eine Lehre wird sich ergeben, aber das Neue der Lehren wird in der Frische und Kraft des Wortes und der Taten zu spüren und zu sehen sein – und nicht im phrasenhaften Glauben, der eitlen Meinung oder der manipulativen Beeinflussung und Suggestion.

Die Gedichte in diesem dritten und letzten Band der Gedichte-Trilogie über Demokratie und Menschlichkeit, sind ebenso, wie die Gedichte in den beiden zuvor erschienen Bänden, dem lebendigen Leben zu verdanken, dem persönlichen Berührtsein mit den Leiden der Welt, der Beteiligung an den Gesprächen im privaten Umfeld, den Begegnungen mit bekannten und unbekannten Menschen in den sozialen Medien und den Lektüren der Weisheitsliteratur der letzten zweieinhalb Tausend Jahre. Immer spielte das Anliegen die tragende Rolle, lebendige und vertrauensvolle Begegnung zu verwirklichen, Berührung zu schaffen und ein Miteinander, das gemeinsam sucht an den Fragen zu arbeiten, die uns Menschen bewegen.

Manche Lehren aus dieser bewegenden Lebenserfahrung können hier nachgelesen werden, in lyrischen, teils gereimten, aber auch vielen reimlosen Versen, die hier erstmals in größerer Zahl zu lesen sind. Es sind überwiegend auch kürzere Gedichte entstanden, die zuweilen mehr Sentenz und Essenz verdichten, als situative Szenen lyrisch zu bebildern. Das Anliegen das Denken und Empfinden anzuregen, steht auch hier, wie in den Vorgängerbänden, im Zentrum des Bedürfnisses aufrichtigen Kontakt zu ermöglichen, was auch bedeutet, mitunter, an manchen Stellen, entschieden Klarheit zu schaffen und sich nicht in Beschwichtigungen oder Ausflüchten des vermeintlich guten Tones vor Deutlichkeit zu scheuen. Damit soll Unerschrockenheit zum Ausdruck kommen im Angesicht der Welten Wirren.

Lehren und Erfahrungen des Lebens werden hier versucht zu geben, natürlich aus der Sicht des Autors, der damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, was im Übrigen niemandem gelingen kann, da doch das Leben offen scheint und das Bewusstsein des geistig-seelischen Menschen kreativ einer Bewegung angeschlossen ist, die stetig Neues hervorzubringen scheint, obwohl es Wiederholungen gibt. Auch wird hier nicht ein Theoriegebäude auf lyrische Weise zu vermitteln versucht. Das Phrasenhafte der Theoriebildung, besonders, wenn sie in einen Kanon übernommen wurde, findet sich in diesen drei Lyrikbänden bei weitem nicht.

Wer dunkel denken wollte und sagen sollte, das Volk sei nicht und niemals sein eigener Lehrer und hätte keine konsistente Lehre zu vermitteln, weil ihm das Volk zu dissonant und zu zersplittert erschiene, hat nicht unbedingt Unrecht, aber er hat auch nicht zu hundert Prozent die absolut richtige Erkenntnis getroffen. Und damit ist es nie zu Ende. Wer offen bleibt, wird in so gut, wie jedem Zeitpunkt den Lehrer seiner Augenblicke entdecken, er wird ihm zuteil werden. Und er wird in seinem Herz-Geist erscheinen und seinem Körper-Geist gewahr werden, doch er wird ihn nicht zum absoluten Gott erheben, sondern ihn jeweils kurz anschauen, festhalten, stehen lassen, durchlassen und weiter gehen. Der Lehrer wird zur Lehre werden, die sich immer wieder leert und füllt zugleich, weil sie kein goldenes Vlies sein wird, keine Fahne für den Kampf, keinen Gott der Anbetung, keine Flucht vor der Realität. Er wird die Lehren nicht mitnehmen und zu einer Phrase für den Kampf erhöhen, für diese oder jene angeblich gute Sache. Ein möglicher Glaube, der sich einstellen kann, wenn seine tiefsten Antworten keine Fragen mehr entfalten lassen, kann dennoch angeschaut werden, stetig geprüft, belassen, bewegt und durchdrungen. Der Zufall ist im Spiel. Aber auch eine gegründete Struktur von bewegender Ordnung und Kunst.

Der Mensch wird der Lehre des Wissens verpflichtet sein und sieht der Wahrheit Erkenntnisse und der Wahrheit Täuschungen, er wird den Wandel des Geistes und seines eigenen Bewusstseins sehen und spüren. Er wird sich lebendig erkennen, schöpferisch an den Bewegungen der Zeit beteiligt sein und im Bewusstsein gehen, dass Offenheit Liebe ist, die Vertrauen meint und sucht und lebt – und die Misstrauen schaut, wenn der Schmerz der Täuschung ihn und andere berührt.

Lehre heißt dabei, das Innere leeren und in die Welt geben, äußern, was verinnerlicht ist, hinaustragen in die Welt und zwischen die Menschen, um sie lebendig zu bewegen, interessiert zu halten und Anregung zu sein über das blanke und vollumfängliche Werden im Augenblick. Und zwar von einem wesenhaften Grund aus. Nicht von der Oberfläche des Geistes. Es heißt, Grobes anschauen und fein durchschauen, zarte Strukturen und Ordnungen zu erkennen suchen. Es heißt daher, Feines in der Schwebe lassen und wie den Staub in der Luft durch das einfallende Sonnenlicht in seiner Schönheit erstrahlend schauen. Es heißt nicht, sich über den Staub zu ärgern oder zu ekeln. Solange der Atem ungestört sein kann und der Frieden gewahrt bleibt, wird von der Feinheit des Staubes eine Faszination ausgehen, die gerade in der Schwebe zu halten ist und nicht entschieden werden sollte. Denn gerade die Entscheidung, wird den Staub sich legen lassen und uns zum putzenden Sklaven unserer eigenen Abwertung und des eigenen Abfalls machen.

Wer die Feinheit der Worte in der Schwebe hält, wird die schwerelose Weise des Daseins eher gewahren können, als die ignorante und dunkle Bewertung über Worte, die ihm lästig erscheinen. Aber die Lästigkeit entstammt der Schwere aus der bewertenden Arroganz eines unverständigen Sinnes, der belehrt werden müsste und sich belehren lassen sollte. Wo wir aber schon auf dem Weg sind – durch Lektüre von gehaltvollen Büchern – und durch meditative Erfahrungssuche – werden wir die Pflichten und Ansprüche der Welt meistern können, ohne als unwissende Sklaven einer ungerechten Welt zu dienen. Sondern indem wir lebendig sind, als wache Fragende und kluge Schauende, die den Staub zu begreifen suchen, die unsere riesige schön-blaue Erde im fast-ewigen Kósmos zu sein scheint. Wer sich also dem Staub verweigerte, verweigerte sich der schöpferischen Einzigartigkeit in diesem All, die gerade Mal begonnen hat die von Worten geformten Sprachen zu entdecken, zu pflegen und zu entwickeln, die den Sinn enthüllen, den wir bedürfen.

Doch dieser Sinn erscheint im Laufe des Lebens auf verschiedenen Stufen des Bewusstseins. Wenn wir uns günstig entwickeln, werden wir zunehmend klarer schauen, deutlicher verstehen und feiner empfinden, was es zu schauen, zu verstehen und zu empfinden gibt. Der Blick, die Vernunft und das Gemüt, sind die drei körperlich-geistigen Instanzen, die das Schauen, das Verstehen und das Empfinden ermöglichen. Sie sind nicht wirklich voneinander zu trennen, da sie aus einem gemeinsamen Grund ihre Kraft und Feinheit erhalten. Und die Stufen scheinen in der Essenz der Wirklichkeit von menschlicher Entwicklung entfaltet werden zu können, sei es aus Gnade oder aus übender aufmerksamer Praxis heraus oder aus beidem. Wer die körperliche Entwicklung betrachtet, dem liegt nahe, dass es auch eine Entwicklung des Bewusstseins geben muss, da Materie und Geist nicht wirklich voneinander zu trennen sind und dazwischen Leben ist, das beide zu verbinden scheint. Zwar kann gedanklich und sprachlich eine Präferenz eingeführt werden, doch handelte es sich dann um Vereinfachungen oder Glauben und um unvollständige Unsauberkeit, die an Logik zu wünschen übrig ließe. Alles zusammen ist eine tiefere Essenz.

Das Schreiben der drei Teilbände dieser Trilogie erfolgte vorwiegend im ersten Halbjahr 2024. Bekanntlich waren die Enthüllungen des Journalistennetzwerkes Correctiv vom 10. Januar 2024 der Anstoß für zunächst den ersten Themenband Demos und Custos. Danach fand sich schnell Klarheit für den zweiten Band Demos und Liberator und anschließend für den dritten, hier vorliegenden Band, Demos und Magister. Im Grunde lassen sich alle drei Bände als „Wächter, Befreier und Lehrer“ verstehen, denn sie fordern und fördern das freie unabhängige Denken und Fragen und die Reflexion von Selbst und Welt. Zudem wäre ein Sinn dieser Bände erfüllt, wenn der eine oder andere Motivation finden würde, entweder mit neuer Kraft und Mut auf seinem Weg weiter zu gehen oder erstmals einen Anstoß erhalten zu können sich auf den Weg der Suche und des Fragens zu begeben.

Da nie zu viel erwartet werden sollte, darf auch kein Wunder erwartet werden. Jeder lebt aber nicht nur sein eigenes Leben, sondern immer auch ein Leben als Mensch mit Verantwortung für Antworten. Das wir alle gleich sind in unserer Verschiedenheit, haben wir damit die Freiheit ganz wir selbst zu werden, sowohl individuell als auch kollektiv. Aber gleichsam bleibt immer etwas Verschiedenheit, wenn nicht gar Fremdheit oder die Empfindung von Anderssein übrig. Dieses Spannungsfeld der Nichttrennbarkeit (von Individuum und Kollektiv, von dem Einen und dem Anderen) stetig so gut es geht zu betrachten und sich daraus geistig-seelisch zu nähren, entspricht dem Grundanliegen dieser Trilogie.

Möge es jedem Menschen Gelingen er und sie selbst zu sein und zu werden, ohne sich in einer fiktiven Vorstellung über das Ich zu verlieren. Wer auch mit einem durchschnittlichen Einkommen zufrieden sein kann und erfüllt, muss nicht im Streben nach einer großen Karriere oder dem Millionenerfolg in die Gefahr geraten sich selbst verkaufen zu müssen oder verkauft zu haben. Und wer auf der anderen Seite meint, auf Erfolg verzichten zu können oder zu wollen, hat vielleicht noch nicht ganz verstanden, dass die Fähigkeit in den weltlichen Leiden der Zeit als Menschen erfolgreich zu bestehen, eine Kraft und eine Gnade liegen, die den Erfolg des Lebens bewirken – nämlich den Erfolg durch das Vermögen zu lieben und zu geben, zu erkennen und zu verstehen, sich selbst und andere, die Welt und das Leben, zu lieben, zu erkennen, zu verstehen und daher geben zu können. Und die Gnade der Liebe ist keine, die nur davon abhängig wäre, was der Zufall für uns will, sondern stellt auch ein diesseitiger Verdienst unseres evolutionär-genetischen Gewordenseins dar. Da wir ganz sind und ungeteilt – Individuen – sind wir von diesem Verdienst zunehmend nicht getrennt, wenn uns dies mehr und mehr gelingt.

Daher wird mit zunehmendem Alter und bei günstigen und gesunden Bedingungen der älter werdende Mensch weise und durch sein gesamtes Leben eine Lehre verkörpern. Er wird Magister geworden sein – und jedem Demos zur Seite stehen.

Thomas Klinger, Juli 2024

1 Wer sagt dem Geist

Wer sagt dem Geist, wenn einer meint, dass der soll schweigen?

Ist’s doch der Geist, der zu sich meint: ich will es zeigen.

Das heißt, dass Geist nicht wollen kann gar dieses Schweigen,

da dieses Schweigen ist mehr jener Tod und ein Vereinen

mit sinnigem Sinn an diesem Tod nicht mehr zu weinen.

2 Stück und Note

Da oft der Geist an die Gleichheit nur denkt in der Zeit,

wird vermissen er noch den anderen Klang aus dem All,

da Verschiedenheit auch dieses Dasein beschreibt mit der Note,

und das Stück ist dann eins gespielt von uns all mit dem Leid.

Gleich hört der Kósmos den menschlichen Sang durch die Welt,

hört die Noten des Einen und Anderen wohl in jener Einsamkeit,

trägt nicht nach, bevorzugt auch nicht, doch oftmals der Mensch:

da der beides nicht denkt und willkürlich wählt mit dem Bauch.

3 Gleichsam gleich und ungleich

Gleichsam gleich und ungleich sind wir auf Erden geboren,

ähnlich es heißt, verwandt und bekannt – und zur Liebe bereit;

ohne das Andere, Verschiedene, die Liebe ist nichts von Belang,

gleich ist sie daher zu finden in jedem und allem durchaus.

4 Am irdischen Tisch

Früchte sind gleichsam geschenkt uns im irdischen Reich.

Luft, für lebendigen Sinn, mit den Höhen abfallend dicht.

Wasser vom Fluss und vom Meer und den Seen auf dem Land –

Sollten die Wesen genug nicht stets haben am irdischen Tisch?

5 Schweigsam genoss

Schweigsam verließ jene Liebe das Haus und fuhr in die fernere Stadt,

krank der Geliebte im Bette, verschwitzt, allein, ohne den Trost

frischen Gemüses und Säften und frisch bereitetem Tee an das Bett,

daher beleidigt der Enge in einsamer Welt, die tut, was sie will,

Rücksicht nicht nimmt auf die Schwäche im Leid, das Heilung bedarf

und auch ohne die Liebe des andern – nach wenigen Tagen genoss.

6 Am lächelnden Tag

Schweige sodann, wenn verletzen du willst die Liebe des Lebens,

lehre sie mehr durch den Kuss deiner Wärme am lächelnden Tag.

7 Wundre dich nicht

Wundre dich nicht ob der Kriege des Menschen auf unserem Erdenplanet,

Morgen schon wird uns der Frieden sein, wenn du heute ihn ehrst und verstehst.

8 Heute entscheidest du mit

Heute entscheidest du mit ob deiner Klarheit entschiedenen Sicht,

dass Wahrheit dir bleibt und weiter uns wird die Geschicke bestimmen.

Suche sie daher im Sinn eines Friedens für nicht nur dein Volk.

9 Kläre den suchenden Drang

Kläre den suchenden Drang aus dem Irrtum entlang zu entfalten,

finde die Wahrheit, die deine, an den Tagen und Nächten der Zeit.

Trinke das Wasser der Weisen und Klugen und übe stetig und gut

Trübes zu schauen und durchschaue den Traum der Betrübnis darin.

10 Freude am Tag

Freude am Tag ist nicht schwierig zu finden in friedlicher Welt;

schwer wird es in der Nacht, wenn Betrübnis zu sehr ergreift

Kluge zu schmähen und die Weisen mit Schierling verdrängt.

11 Nebel auf Erden

Nebel auf Erden sind schön und so still in Natur und dem Dorf,

doch die fragenden Nebel nach Sinn verdecken die Sicht auf das Leid,

das im Irren besteht den Weg noch zu sehen – das Ziel schon voraus.

12 Wo läge das Ziel

Wo läge das Ziel jeder Zeit ob des Strebens nach Nahrung und Sinn?

Kann im Frieden gelingen der Welt dieses edle und hohe Begehr?

Wort hier zu geben besteht nicht durch eitleres Ja oder Nein,

doch im Finden des Blühen von Vertrauen und dem Mangel an Furcht.

13 Erfüllungsgehilfe

Leicht neigt ein Mensch zu dem Strich gedankenlos Basta zu sagen,

ignorant und Erfüllungsgehilfe all der Lüge und unklaren Sicht.

14 Klammert ein Mensch

Klammert ein Mensch an dem Ziel seines Geistes Gebilde zu lang,

wird erreichen vielleicht er den Sieg in seiner bildlichen Welt,

doch sein Weg mag gezeichnet von Trümmer und Schmerzen gewesen,

die erneut ihn zum Zielen auffordern die Kämpfe frei zu gewinnen,

selbst nie zufrieden mit sich ob dem Fehlen von Frieden und Sinn.

15 Wachsen entlang

Wachsen entlang jener Stufen des Alls ist auf Erden zu sehen,

Freuden der Kinder, der Jugend, erwachsene Tiefsinnigkeit;

sollte ein Ziel es uns sein zur höchsten der Stufen zu kommen?

Oder befindet in jeder der Stufen das Glück im Friedlichen sich?

Friedlich im Traum mit den Welten vereint und gütig erfüllt

von geheimerem Klang eines höheren Sinns beim Erlauschen der Zeit?

16 Hörst du den Klang

Hörst du den Klang in dir schon, der nicht du und doch Du schon bist?

Traue dem Geist nicht das Wort, doch erst in dem schönsten des Sinns,

dass du Liebe vernimmst in dem Stück, dem stetig du tiefer vertraust.

17 Unersättlich der Mensch

Unersättlich der Mensch scheint auch heute noch hungrig zu sein,

da Moderne und Kunst, der Dichtung Musik und all die Religion

immer noch suchen die Herzen zu füllen jenes Lieblichen wegen,

das als einzige Blüte am Baum des Daseins sein Augenblick ist,

Frieden und Trost an der Zeit, nicht allein im irdischen Fleisch.

18 Verpflanzung

Mehr an Verständnis und Stütze wär gewiss vom Mensch zu erwarten,

der in den ertragreichsten Jahren dem Baum die Verpflanzung anriet.

19 Wenn der Wind der Welt

Wenn der Wind der Welt und auch Familie an deinen Ästen zerrt,

sind die Wurzeln stark zu wissen, die deinem Sinn die Früchte zeugen.

20 Vom sanften Begreifen

Baum sind wir und sind es nicht, denn manche sind nur Pflänzchen;

leicht aus dem Boden gerissen vom Übergriff der Menschen Geist,

der nicht Sturm und nicht Wind, doch Mangel an sanftem Begreifen.

21 Trage nicht lange

Trage nicht lange den Groll in deinem verärgerten Geist,

lass nicht Wurzeln ihn schlagen und reiße den Keimling aus,

denn du wirst andre und dich sonst selber bald töten wollen.

22 Das Edle tragen

Das Edle zu tragen im Herzen ist keine geistige Sache,

denn Glaube allein im Verstand zu behalten ist es noch nicht.

Das Edle ist auch nicht der Glanz der Welten voll jener Form,

die Status nur meint und Macht und den Reichtum eitlerer Zeit.

Das Edle trägt nicht die Form allein in die Welten hinein,

doch rührt mit dem friedlichen Sinn all unsere Leiden zu heilen.

23 Leiden zu tragen

Leiden zu tragen, die übrig uns sind an den Tagen und Nächten,

will nicht masochistisch uns quälen das Übel zu schlucken.

Tragen wir Liebe im Herzen, nährt sich die Seele davon,

Leiden dann wollen wir lindern, vermindern und heilen.

24 Groß scheint der Berg

Groß scheint der Berg deiner Frucht, der noch zu erklimmen,

lasse nicht ab das Wasser zu schmecken und erwachse aus dir,

dränge dich nicht in die weltliche Pflicht zu gehorchen,

nutze den Tag und die Nacht entspannt im Verkosten des Sinns.

25 Traue den Worten

Traue den Worten im Leid, wenn der rührende Sinn dich erfüllt;

Form aber sind sie doch nur, und die der Geist dir befüllt.

Wer rührte hiermit noch wen, wenn du dich selber noch liebst?

26 Körperlich krank

Körperlich krank heißt noch nicht auch krank mit dem Geist,

denn der Geist doch umfängt als Körper-Geist inneres Fleisch

bis zum Kontakt der Zellen aus der Tiefe des Alles Struktur.

27 Geistig krank

Geistig krank ist der Mensch im Mangel an Liebe und Sinn,

wenn zerrütten er wird durch den Kampf für die bessere Welt

die bestehende Welt durch die Wirren der Worte Betrug

mit der Hetze der Schuld für den anderen oder sich selbst.

28 Seelisch krank

Seelisch krank ist der Mensch im Entfachen von Krieg und Mord,

wenn verschlossen sein Sinn nicht die Fragen zum Frieden mehr hört,

mit der Furcht vor dem Tod jenen Tod noch erzeugt in der Nacht,

nun verloren im Aus einer Welt, die ihn liebt, wie er war.

29 Krankes heilen

Krankes zu heilen seit kurzem ist Sinn schon und Trost,

dies gelingt immer mehr in den klügeren Welten der Zeit

durch entwickelnden Sinn in wissenden Räumen der Zunft,

da auch Weise beachtet, Pandite, Gelehrte mit Kraft,

die ganz eigene Pfade erlaufen, fern großer Straßen der Welt.

30 Tatkraft

Wer die Tatkraft verspürt klugen Sinn zu erhellen

soll nicht warten auf mehr, da klug er schon ist.

31 Tragende Kraft

Tragende Kraft im Leben ist weniger die eigene Familie,

bei manchen zuweilen ja schon; doch nicht immer geschieht,

was soll sein, ist gewünscht und führt dich zu dem Erfolg,

der nicht weltlich muss sein mit Applaus für ein Massenprodukt,

doch indem du erfährst und bewirkst jenen Sinn aller Zeit,

der geworden dir ist und immer mehr wird, weil du liebst.

32 Familie

Familie ist nicht schon per se ein Hort vertrauter Gerechtigkeit,

es bleibt der Mensch ein loses Geschenk der freien und wilden Natur,

die ihn verwirren auch kann im Anblick der werdenden Kinder Geburt,

wenn Zufall und Schicksal entscheiden über werdende Gaben der Zeit.

33 Die Enge der Welt

Die Enge der Welt ist in Wahrheit der Mangel an Raum in den Herzen

der Menschen, die suchen zu weiten sich selbst in den Grenzen

des Daseins Natur und des Wesens der Zeit für den liebenden Trost.

Die Enge der Welt wird sich weiten mit dem Weiten der Zeit

aus der Treue zum Wahren und Guten und Schönen des Alls;

so scheint es zu werden für all unser Menschengeschlecht.

34 Menschen suchen Entwicklung

Menschen suchen Entwicklung und doch nur die Nahrung für’s Haus;

beides zu schaffen ist schwer und bedarf einer liebenden Kraft,

die dem Leid auch entsteigt und es trägt, doch ohne die Klage zu führen

und nicht zwingt sich dazu ob der Kraft, die schöpferisch, mild.

35 Mai

Mai nun zeigt blau seinen Himmel und grün jeden Strauch,

klar ist die Sicht in das All schon bei Nacht und der Hauch

kalter Zeit war grad eben noch kränklich Genesung erfordernd,

da schon zeigt auch die Sonne zunehmende Kraft und ihr Licht.

Wird der Sommer uns glücken und die Hitze das Wasser belassen?

Will das Jahr sich erfüllen, wie immer erfüllt sich ein Jahr?

Stoisch die Zeit uns entfalten hinauf zu der Blüte des Tods? –

Mai stets zeigt schön sein Gestirn und lebendig jeden Moment.

36 Anmaßung

Winzig die Erde im All, wie heute wir wissen vom Wissen,

groß mancher Mund, der meint die Wahrheit bereits zu kennen;

was noch lag vor sechshundert Jahren Unwissen im Dunkel parat,

heute, wie damals, die sich überschätzenden Gesellen

protzger Erfindung unlauter drängelnder Anmaßung.

37 Die weltliche Macht

Es ist ihnen kaum zu vergällen ob ihres Verirrtseins,