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Diese Sammlung von Kommentaren bietet zu Themen der Zeit eine kurze und prägnante, philosophische Sachlichkeit an, wie sie auch der Philosoph der Moderne, Friedrich Nietzsche, zu schreiben pflegte. Dabei bleibt dieser Text nicht bei der Moderne stehen, sondern geht ein wenig weiter und betrachtet auch die Schattenseiten des modernen Denkens, ohne das Lichte und Helle dieses Denkens zu negieren. Überraschende Wendungen und Pointen runden diesen Text ansprechend ab. Für alle, die sich gerade nur mit kurzen und mittleren Sentenzen zufrieden geben möchten.
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Seitenzahl: 485
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Von den Dingen und dem Sinn
Bücher von Thomas Klinger
Im Mensaion Verlag:
Die Schwäne der stillen GewaltÜber die Psychologie der Mobber
Die vielen Gesichter der Religion Eine sinnvolle Differenzierung
Über die TragödienUnd die Notwendigkeit eines friedvollen Lächelns
Menschentiefen Gedichte
170 AspekteÜber die Moderne und ihre heilige Kuh
Im Werner Kristkeitz Verlag:
Zazen ∙ Gedichte
Thomas KlingerVon den Dingenund dem SinnKommentare zuLeben, Mensch, Natur und Klima
Mensaion Verlag
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Originalausgabe – im Mensaion Verlag© 2023 by Thomas KlingerISBN-978-3-757543-34-1 (print)ISBN-978-3-757543-36-5 (eBook)Satz: LaTeX , ebgaramond and TeX4ebook, stix2Herstellung: epubli, ein Service der neopubli GmbH, BerlinUmschlaggestaltung: © by Mensaion Verlaghttps://www.mensaion.de/Umschlagbild: © by Symmetric World Art®https://symmetric-world-art.de/Besuchen Sie uns im Internet
Niemand wird mich zu Fall bringen,außer vielleicht die Lüge.
Der Bewegung der Dinge ist Sinn zu entnehmen,die Gesetze der Zeiten und Räume.Doch die Dinge können den Sinn auch beschämen,einen gültigen Sinn mancher Träumedie Wahrheit zu wissenund nicht zu vermissenden lebendigen Wuchs all der Bäume –die Beschämungen sind dann nur Schäume.
Der erste Kommentar dieser Ausgabe wurde im Juni 2021 verfasst und der letzte am 28. April 2023. Die Ordnung innerhalb des Buches entspricht weitgehend einer chronologischen Ordnung entlang ihrer zeitlichen Entstehung. Es wurde aber darauf verzichtet die jeweiligen Datumsangaben der Kommentare zu nennen, da der Zusammenhang zu gesellschaftlichen Ereignissen nicht wirklich stringent gegeben ist und es sich bei diesen Kommentaren meist um philosophische Reflexionen handelt, die unabhängig von spezifischen gesellschaftlichen Ereignissen gesehen und verstanden werden können.
Ich hoffe, dieses Buch bietet ein wenig ansprechende Erkenntnis und die Chance zu offenem und freiem Austausch. Möge Kritik nicht die Absicht haben zu vernichten, sondern konstruktiv mit den Impulsen umgehen und selbst in die kreative Linie der Bewältigung unserer aller Suche nach Erkenntnis und Wahrheit gelangen.
Die professionellen Philosophen können auch hier noch Bestätigungen finden und vielleicht Impulse eigenständig weiter zu suchen. Jeder Mensch findet seine eigenen Sinne und Werte, seine eigene Erkenntnis. Doch heißt das nicht, dass Sinn, Wert und Erkenntnis beliebig seien und „jeder sowieso nur seine eigene Wahrheit hätte“. Ich mag diesen Satz nicht, weil er nach narzisstischer Eitelkeit riecht und nicht nach dem existenziellen Drang des seelischen und geistigen Menschen allgemein gültige Wahrheit und Erkenntnis finden zu wollen. Aber gerade darin liegt das Schicksal der überlebenden Menschheit begründet, in den verbindenden und verbindlichen Wahrheiten und Erkenntnissen, über die sich jeder einigen kann und in einen freien Austausch treten, ohne dazu gezwungen zu werden.
Was bleibt, sind die Schatten und Unvollkommenheiten des Autors, meine, die sicher auch hier zu finden sind. Aber auch die Schatten der Leser, die das hell Gesagte vielleicht verdunkeln werden wollen, sei es bewusst oder unbewusst. Wer die Kritiken erkennt, die aufrichtig agieren, wird auch die unaufrichtigen erkennen. Und das ist auch die Aufgabe.
Denn sowohl durch Licht als auch durch Schatten kommt diese Existenz auf unserer Erde in die gültige Frucht des Baumes der Erkenntnis. Nur Licht und nur Schatten jeweils allein, scheinen unrealistisch für ein überlebensfähiges Leben der Kulturen, des Wissens, der Weisheit und der Natur auf dieser Erde zu sein. Wer nur das Licht sehen will, wird geblendet werden; und wer die Schatten nicht achtet, wird nicht wissen, woher das Licht kommt. Denn die Schatten in jenem bunten Licht, geben diesem noch eine Eigenheit mit, die in diesem Licht auch enthalten ist und nicht ohne es gedacht werden kann. Doch das Licht ist die Grundlage, die Schatten sind die Auflage, die Aufgabe, die Herausforderung, die der Mensch sich stellen sollte zu entdecken, zu lichten und zu beleuchten. Der Mensch ist dazu immer mehr in der Lage.
Thomas Klinger, im April 2023
Die Gelungenen haben kaum Grund zur Klage und können munter den Status Quo verteidigen und gleichzeitig den Nicht-Gelungenen Eigennutz vorwerfen. Doch das zeigte nur deren Verdrängung.
Der Atem fließt stetig im Augenblick. Das Denken: nur sprunghafter Duft.
Wer in sich etwas verdrängt und unterdrückt, wird andere dafür zu bekämpfen suchen und unterdrücken. Das Streben nach Freiheit, ist damit ein Streben von Verdrängung und Unterdrückung frei zu werden. Damit ist Psychotherapie ein freiheitliches Engagement, das in seiner Freiwilligkeit immer noch unterschätzt wird.
Wer die verletzenden Taten eines anderen zu bewältigen sucht, leistet mehr friedliebende Arbeit, als sich die meisten vorstellen. Denn sie geschieht vorwiegend im Stillen, wie unter Umständen jene Taten – aber mit entgegengesetztem Vorzeichen.
Nimm die Fragen an, die dir gegeben sind und finde die Rührung in neuen, die aus deinem Herzen stammen. Wenn du offen bleibst, wirst du die Antworten finden, die dich befrieden und dir die Ruhe schenken, die du bist.
Der freiwillige und nicht verteidigende Kampf ist die faule Frucht einer geistigen Furcht, der es an empathischem Vermögen mangelt. Es mangelt ihm an Phantasie und Kreativität, dieses Daseins in friedlicher und liebevoller Weise zu gestalten. Weshalb er für den Unfrieden, den Wettbewerb und den Hass in der Gesellschaft sorgt, an dem sie leidet.
Wenn du den Ansporn verspürst, dich an einem anderen Menschen zu rächen für ein Leid, dass er dir angetan hat, dann suche mehr die Gerechtigkeit, die den anderen seines schändlichen Verhaltens überführt und es der Nachwelt mitteilt, die der letzte und ewige Richter ist über dich und das Verhalten eines anderen, der dir Leid angetan hat. Denn wenn du auch ihm Leid antust oder ihn gar töten würdest, wirst auch du nicht besser sein als er. Aber dass du ethisch höher stehst als derjenige, der dir Leid angetan hat, sollte dir von Beginn an klar und ohne Zweifel ersichtlich sein. Eine solche Haltung befreit dich immer mehr von der dunklen Welt des Hasses und lässt dich entschieden und klug weiter streben und leben, sodass du das Leben und die Menschen lieben kannst und nicht hassen musst. Arbeite daher daran Gerechtigkeit zu erwirken und die Zukunft entscheiden zu lassen, wer als Vorbild einer sich stetig höher entwickelnden Menschheit dienen soll. Vertraue auf das Gute im Menschen, es ist das Gute in dir.
Wenn du lange gelitten hast, wird und muss die Zeit kommen, in der du wieder dem Leben und den Menschen zugewandt sein wirst. Das gelingt aber nur, wenn du in der Dunkelheit deiner Leiden dich darum bemüht hast, das Leben nicht zu verfluchen und die Menschen nicht zu verdammen. Es kann geschehen, aber wenn du ein Muster daraus machst, wird es dich hindern zurück ins Leben zu kommen, und du wirst verbittern, was nicht sinnvoll ist. Nimm dein Leiden an und suche dein Jammern zu reduzieren, vermeide Selbstmitleid und lebe deinen Hass nicht aus. Unterdrücke nichts, aber suche die Befreiung und nicht neue Ketten und Verwicklungen, die die Leiden wieder erneut aufflammen lassen und sie so nie mehr enden.
Wenn du die Sehnsucht verspürst nach Frieden und Liebe, ist es noch nicht zu spät, dass dein Leben gelingen kann. Du wirst dann größeren Erfolg erzielen als die Sportler und Kapitalisten, die große Siege und Vermögen einfahren. Denn die Sehnsucht nach Frieden und Liebe, wird sich vertiefen und festigen und nicht nur für ein einziges Ziel errungen sein und wieder erneut erkämpft werden müssen, wie im Sport und im Kapitalismus. Die Sehnsucht nach Frieden und Liebe geschieht dir sowohl im Stillen als auch in Begegnung und erfüllt sich stets und stetig im Augenblick. Die Ziele der Sportler und Kapitalisten erringen sich einzig durch Kampf und Wettbewerb. Das Ziel der Sehnsucht nach Frieden und Liebe dagegen, erfüllt sich dir unmittelbar im Augenblick. Sei wachsam und achtsam und ehre diese Sehnsucht nach Frieden und Liebe, denn es ist die Sprache deines gesunden inneren Kerns der Seele, des Herzens und des Geistes.
Menschen, die nach Siegen streben, täuschen sich in der Annahme, sie würden durch Siege von anderen Menschen geliebt und geachtet werden. Dabei haben sie doch gegen andere gekämpft und diese besiegt, ihnen Wunden und Enttäuschungen beigebracht, was ethisch keiner edlen Gesinnung entspricht. Eine edle Gesinnung sucht den kampflosen Sieg über den Kampf und Wettbewerb und Krieg, indem sie der Sehnsucht nach Frieden und Liebe folgt und die Täuschungen meidet, die ein Siegen-wollen mit sich bringt. Denn Frieden und Liebe sind nicht durch Kampf und Siegen-wollen zu erlangen.
Das Weltethos-Projekt von Hans Küng, entspricht 30 Jahre nach Erstveröffentlichung, bereits in drei Punkten der Struktur des exoterischen Christentums: 1. Es gibt einen Moses (Küng) 2. Es gibt einen Kanon an 10 Geboten, denn das Weltethos-Projekt soll mit den 17 (18) Nachhaltigkeitszielen der UN verknüpft werden, und 3. Es gibt bereits die Positionierung von Kardinälen (die Weltethos-Ambassadors). – Wenn sich aber das Christentum nicht weiterentwickelt, wird auch das Weltethos-Projekt in dieselbe Sackgasse geraten, wie ersteres, und seine Skandale haben. Die Hoffnung ist, dass die Rationalität damit weltweit in die Weltanschauungen eingeht und der prä-rationale Verweis auf Unbeweisbares weniger Gewicht erhält. Es bleibt aber nur ein exoterisches Unterfangen.
Wenn du das drückende Gefühl fehlender Anerkennung verspürst, lass dich nicht entmutigen weiter zu streben. Wenn der Gedanke aufkommt, du seist nichts wert, lass ihn weiter ziehen und ihn nicht in dein Herz eindringen. Geh einfach weiter, arbeite an deinen Dingen, sei wach und achtsam, offen und freundlich, die Anerkennung wird sich einstellen, wenn du nicht zu viel verlangst. Das drückende Gefühl fehlender Anerkennung wird sich wandeln und sich dir dann als Motivation und Inspiration neu ins Herz begeben.
Wenn du ein großes Leiden durchlitten hast und ein Mensch in deinen Kreis tritt, der dich anzieht und du von seiner Präsenz und Aufrichtigkeit berührt bist, dann wage vorsichtig eine tiefere Annäherung, die auf Gegenseitigkeit basieren muss und die zunehmend tieferes Vertrauen zwischen euch ermöglicht, sodass du allmählich für dich und deinen Kreis eine Basis schaffst, an der du genesen und wachsen kannst.
Im Leben zählen die Menschlichkeit und die Vertrauensfähigkeit. In der Welt zählen schon lange die Macht und das Geld. In einer Welt voll Menschlichkeit und Vertrauen, haben Macht und Geld keinen verderblichen Einfluss mehr. Daher sind die Menschlichkeit und die Vertrauensfähigkeit zu üben und zu praktizieren, weil auf ihnen die gute Macht und das Streben nach Einkommen basieren sollten.
Ein notorisches Misstrauen ist die Haltung eines Dummkopfs, der glaubt, dadurch seine Kritikfähigkeit zu beweisen. Aber er ist dabei mehr ein Neinsager als ein Kritiker, denn der Kritiker hat zuweilen konstruktiven Sachverstand, was einem Neinsager fehlt. Wer daher aus Kalkül einen Geist anwendet, der stets verneint, ist näher dem boshaften Verbrecher als dem Nihilisten, dem das boshafte Kalkül des Verneinens fehlt und der eher einem unbedarften Forscher gleicht, der einen oder zwei Schritte zu weit geht im Hinterfragen der Dinge und Sinne.
Die Einsamkeit ist nicht zu vermeiden, sie ist dem Menschen bewusst eingegeben und er kann nur bedingt etwas dagegen tun. In der Einsamkeit sich nicht im Schmerz zu verlieren, bedarf einer Achtsamkeit und Wachheit, die dazu geeignet ist, aus der schmerzlichen Einsamkeit eine Kraft entstehen zu lassen, die mit dem Schmerz geht, ohne sich durch ihn bestimmen zu lassen. Dies setzt die Motivation voraus, dass dies Leben eine Bewegung ist und das Gefühl der Einsamkeit auch wieder geht. Wer in der Einsamkeit auf Selbstmitleid verzichtet und in die selbsttätige Bewegung einschwingt, hat gute Chancen ein aufrechtes und selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Das Streben nach Macht und der Beherrschung von anderen, sowie die Attitüde das letzte Wort haben zu wollen und den Ton angeben zu können, führt im Ernstfall, wenn zwei solche Naturen aufeinander treffen, schlicht zum kriegerischen Kampf und damit zum Mord.
Die freie Welt ist nicht so frei, wie sie glauben mag, denn die Bedingungen der Wirtschaft und des Kapitalismus helfen nur wenigen finanzielle Freiheit zu genießen. Die meisten leben abhängig von den äußeren Bedingungen auf knappem Niveau des Einkommens, in das sie sich einzugliedern gezwungen sind. Freiheit ist aber die Abwesenheit von Zwang. Und Freiheit ist aber auch vielmehr die Anwesenheit von Kreativität und der Fähigkeit zur Äußerung, jenes sprachliche Vermögen, das, gepaart mit Menschlichkeit und Vertrauen, eine integre Persönlichkeit bewirkt. Letzteres spendet Hoffnung und ein ausgeglicheneres Gemüt, mit dem ein knappes Niveau an Einkommen kompensiert oder ertragen werden kann.
Der Kapitalismus brütet den Drang zur Gier, er verleitet die Menschen dazu, im Geld und Vermögen einen Sinn zu erkennen, den sie mit Freiheit verwechseln. Dabei ist es nur die äußere Freiheit, die das Geld ihnen geben kann, innerlich bleiben sie an unfreie Bedingungen gekoppelt, die sie sich nicht getrauen zu befreien. Freud hat darauf hingewiesen. Das unfreie System des Kapitalismus zementiert dabei die wachsende Kluft zwischen finanziell unabhängigen Reichen und finanziell abhängigen Armen. Dabei wissen die finanziell abhängigen Armen gar nicht, dass sie durch ihre Gier sich selbst in Armut halten. Der Kapitalismus wird also durch ein Entmutigen der Gier gestürzt und dadurch, dass die Menschen gleich entlohnt werden. Dadurch wird die Armut beseitigt indem die willkürlich entstandene Kluft zwischen Reich und Arm geschlossen wird.
Die Gleichheit der Menschen entspricht zunächst einem Ideal, das aber auf eine tiefere, innere Realität hinweist, die zu beachten ist, wenn es darum geht, eine gerechte Welt zu errichten. Aus dem alles Leben verbindenden Element der Einheit, folgt nicht sofort die gleiche Wertigkeit der Menschen, da die Realität auch offensichtliche Unterschiede zeigt, die ebenso zu beachten sind. Doch eine Entwicklung hin zur Gewahrung der Einheit allen Lebens, bedarf auch vielmehr eines gleichartigen Vorschusses an Rechten, Pflichten und Entlohnungen, da nur mit gleichen Bedingungen für alle, die Chancen gegeben sind, dass sich Freiheit und Einheit verwirklichen lassen. Die Gnade dabei ist, dass die Unterschiede nicht eingeebnet werden und nicht eingeebnet werden sollen, sondern erfahren und gelebt werden muss, was äußere Unterschiede und innere Einheit an schöpferischem Ausdruck ermöglichen und an kreativen Innovationen freisetzt, sodass der schöpferische Impuls weiterhin geordnete Vielfalt hervorbringt. Was der Lauf der lebendigen Dinge ist.
Wer auf Gleichheit pocht, wird dazu tendieren die Ungleichen ungerecht zu behandeln, da die Ungleichheit einer Realität entspricht. Wer also nicht die Ungleichheit akzeptiert und adressiert und gemäß beschreibender Weisen differenziert, wird die schöpferische Vielfältigkeit ignorieren und damit das Leben negieren. Wer dagegen die Ungleichheit zu sehr betont, wird den tieferen, inneren Kern der Einheit allen Lebens negieren und damit die den Menschen gemeinsame Würde ignorieren. Es ist also stets ein Balanceakt zu vollführen, wenn es darum geht, zwischen Gleichheit und Ungleichheit gerecht und angemessen die Realität zu ermöglichen, die sich in die Wirklichkeit hinein gestalten will, wobei der Frieden, im Inneren und Äußeren, der Gradmesser der Gültigkeit darstellt. Im Unfrieden wäre das Gleichgewicht der Gültigkeit gestört und damit ungültig und nicht dem Leben dienend geworden.
Wer der Attitüde gehorcht, die eigenen Ansichten anderen Menschen am liebsten überstülpen zu wollen, um eine bessere Welt damit zu gestalten, anstatt sie als einzelnen Ausdruck des schöpferischen Prozesses des menschlichen Lebens anzuerkennen, wird dazu tendieren, andere Menschen auch nicht geistig verständig und seelisch empathisch erkennen und anerkennen zu können. Er neigt zum Dogma und zur Diktion, zur Mission und Diktatur, zur Respektlosigkeit und Anmaßung, zur Unterdrückung und zum Krieg. Ihm fehlt auch die Bescheidenheit der Sanftheit des Einzelnen, der mit einem Mangel an Demut über die Vielfältigkeit, Größe und Tiefe der schöpferischen Natur und Geisteswelt seinen Platz als Sämling in der Erde noch nicht gefunden hat.
Woran ist die Wahrheit zu erkennen? Die Wahrheit liegt im Frieden des Augenblicks, in der Stille des Moments und in der gleichmütigen Bewegung von Sprache und Hören. Wer sie erfährt, weiß es, aber er braucht keine Worte dafür. Nutzt er sich Worte, um sie zum Ausdruck zu bringen, dauert es nicht lange und die genutzten Worte werden alt und schattenhaft. Die Wahrheit wird dann zwar nicht ungültig, aber sie verliert im Anbetracht der vergangenen Äußerung an Lebendigkeit und Frische. Die Wahrheit stirbt also nicht, doch der durch die Vergangenheit eingeladene Ausdruck zeigt sich verblühend oder verblüht. Die Wahrheit zeigt sich blühend immer nur im Augenblick.
Wer die Wahrheit liebt, liebt das Leben. Doch wer das Leben mag, muss noch nicht die Wahrheit lieben, denn an Wahrheit findet sich kein Gefallen, wie das Gefallen des Lebens, da die Wahrheit auch schmerzlich und leidvoll sein kann. Was der Mensch meist am Leben liebt, sind die guten Zeiten und die Vielfalt der Möglichkeiten in einer freien Welt. Wer die Wahrheit liebt, kennt auch das Unbequeme und Hässliche, das Grausame und Unmenschliche. Und dies zu kennen und zu verstehen, ermöglicht es dem edlen Gemüt, es für sich zu meiden und es anderen nicht angedeihen zu lassen. Wer dagegen nur das gute Leben mag und kennt, wird sich vor der harten Realität verschließen und sie ignorieren, verleugnen, umdeuten oder unangemessen vereinnahmen. Nur wer also die Wahrheit liebt, liebt das Leben in seiner Vielgestaltigkeit und Realität und kann eher zu einer Ruhe und Kraft gelangen, die sich in Demut vertieft und erweitert, sodass ein Genesen an der Realität und ein Erwachen und Erwachsen geschehen können.
Selbstvertrauen hat auch etwas mit Fähigkeit zu tun. Wenn du weißt, was du kannst, wirst du eher Vertrauen in dein Tun finden. Doch das ist auch eine Falle, die dich täuschen kann, denn wenn du das Falsche tust und kannst, wirst du am Leben und der Liebe vorbei leben oder diese stören und zerstören. Wenn du aber fähig zu Liebe bist, wirst du auf natürliche und friedliche Weise deine Fähigkeiten nutzen können, um der zu sein, der du bist, weil du in einem innerem Gleichgewicht lebst und äußerlich ebenso kompetent und gut agierst, sodass der Verwirklichung deines Lebens kaum mehr etwas im Wege steht. Die Welt schaut mehr auf das Äußerliche der Arbeit und dessen Notwendigkeit Fähigkeiten zu entwickeln und vernachlässigt die innere Notwendigkeit in Liebe und Vertrauen zu leben. Doch es ist zunächst und zuerst die Liebe, die notwendig ist, um in der äußeren Welt auf edle Weise zurecht zu kommen. Wenn du aber deine äußeren Fähigkeiten nicht ausprobierst und suchst zu verfeinern und zu vertiefen, wird dir auch die Liebe nicht weiter helfen, weil sie unpraktisch für das Leben geworden sein wird. Ehre und vertiefe deine Liebe und arbeite an deinen äußeren Fähigkeiten, so ist die Chance gegeben, dass dein Leben doch noch gelingt.
Wenn du ein Ziel verfolgst, das du erreichen möchtest, muss du immer dabei auch ein Scheitern mit einbeziehen und eine Demut bereits entwickelt haben, die dich in Frieden und im Selbstwert belässt, wenn du das Ziel nicht erreichen solltest. Wenn du ein Ziel verfolgst, bedarf es also einer Größe, die schon vorhanden ist, wenn du dich auf den Weg begibst und die dich trägt, weitet und vorbereitet für ein Scheitern, dass geschehen kann. Hast du diese Demut und Größe noch nicht, wird es sich auch nicht um ein großes Ziel handeln, denn je größer das Ziel umso größer die Enttäuschung, die dich niederschmettern kann und um so mehr bedarf es einer Demut und Größe die negative Energie der Enttäuschung aufzufangen und durchzustehen. Ein Ziel nicht zu erreichen, kann aber auch zu neuen Wegen führen, die dich weiter bringen, wenn du dich durch die Enttäuschung nicht zu tief und nicht zu lange verbitterst.
Die Welt ist noch nicht gerecht und noch nicht in Frieden, sie sucht nach Liebe und nach Freiheit und kann dies nicht dauerhaft finden. Die Hoffnung, in der Zukunft diese unendlichen Ideale zu erreichen, kann uns auf dem Weg halten, um konstruktiv zu streben. Und doch ist die Zukunft kein greifbares und zu erfassendes Ziel. Die Vergangenheit ist zwar vorbei, aber sie hinterlässt Spuren, die in der Gegenwart zu sehen und zu spüren sind. Daher ist es die Gegenwart und der achtsame Augenblick, der kein Garant ist, aber die Chance enthält, diese Ideale lebendig zu verwirklichen, im Augenblick. Die Welt ist noch nicht gerecht, weil die Menschen dazu tendieren, nicht in der Gegenwart des Augenblicks zu leben, sondern im vorgestellten Morgen oder dem verflossenen Gestern. Die Vorstellungen und Erinnerungen überschwemmen verführerisch die Gegenwart des denkenden Geistes des Menschen und gaukeln ihm Lebendigkeit vor, weil er glaubt im Wort sich finden zu können und das Reden ihm ein Wohlgefühl vermittelt. Aber in der Gegenwart ist nicht nur das Wort durch den wehenden Geist ziehend, es ist auch eine Stille anwesend, die alle Zeit durchdringt. Das unendliche Ideal der Gegenwart also, ist die einzige Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Liebe, da sie alles bereit hält für ihre Verwirklichung, aber zugleich auch alles vereiteln kann.
Wir können Fragen stellen und uns durch deren Deutung inspirieren lassen, weiter und tiefer zu verstehen, indem wir mit den Antworten allmählich in einen Frieden gelangen, der uns hilft in Würde zu leben und zu sterben. Aber die Fragen werden wohl niemals zu Ende gehen, zumindest ist die alltägliche und wissenschaftliche Erfahrung, dass wir auf neue Antworten auf alte Fragen stets mit neuen Fragen antworten können. Damit ist zuweilen eine Unruhe verbunden, die uns in der Zeit weiter streben lässt, um hoffnungsvoll irgendwann zu einer Ruhe zu gelangen. Aber es gibt die endgültige Ruhe nur im Tod, der wohl auch ein Tod des Fragens bedeutet. Dafür aber wäre ein Mensch in sich gefunden und hätte auf ein gewissen Portfolio von Fragen lebendige Antworten, die ihm genügen in Ruhe zu leben und zu sterben. Er wäre komplett und authentisch, wenn er nicht selbstgenügsam oder selbstgefällig daher käme. Da aber, auf Wissen bezogen, nicht vorstellbar ist, dass ein einzelner Mensch sämtliches, gegenwärtiges, in der Welt vorhandenes Wissen in seinem Geist präsent und verfügbar halten könnte, und damit auf alle Fragen stets eine zeitgemäße Antwort geben könnte, ist die Authentizität nicht mit einer mengen-artigen Wissenskompetenz verknüpft, sondern mit einer intrinsischen Qualität des Friedens und der Liebe, die auch in Demut eingestehen kann, nicht alles wissen zu können, was möglich ist, und die daher der Selbstgenügsamkeit und Selbstgefälligkeit entkommt und eine andere Qualität dafür ins Leben setzt: Die Qualität der Freiheit zur Unabhängigkeit von mengen-artigem Wissen und einer Freiheit hin zu intrinsischer Intuition, die man Weisheit nennt.
Einige Fragen sind zu stellen, und sie sind gleichsam unerschöpflich. Zum Beispiel die Frage: Was ist Liebe? Sowie die Fragen: Was ist Wahrheit? Was ist Schönheit? Was ist das Gute, das uns alle friedlich miteinander verbindet? Und ebenso andere Fragen, wie: Was ist das Böse? Und wie kommt es in die Welt? Wie wird der Mensch gewalttätig? Außerdem gibt es die unerschöpflichen Fragen: Was hat die Evolution mit der Erde und speziell mit der Menschheit vor? Welches Ziel hat Gott für uns auf dieser Erde und in diesem All vorgesehen? Wenn überhaupt. Am Ende des Fragens erscheint nicht in jedem Fall die Freiheit von Leid und Verwirrung, denn das Fragen schließt uns nicht nur einander auf und lässt Berührung und Begegnung zu, sondern es kann auch das Fragen verneint und frustriert abgebrochen worden sein, im Sinne einer Gleichgültigkeit des Herzens gegenüber unserer fast unendlichen Suche nach Sinn und Orientierung. Die Suche nach Sinn und Orientierung, ist die kontinuierliche Bewegung zur Formung des Daseins, das stetig neue Formen hervorbringt. Und der menschliche Geist, mit seinen Fragen, sucht sich ebenso stetig in neuen Formen und Weisen zum Ausdruck zu bringen. Hält er aber an einer Form fest, wird die Wiederholung eingeladen und das Dogma geboren, es wird alt und bleibt nicht frisch, obwohl der alltägliche, geistige Vollzug seiner Ausformung sich stetig zu erfrischen sucht. Die fast unerschöpflichen Fragen erzeugen dem offenen Geist eine Bewegung der Erfrischung, wie der kühle Luftzug eines Ventilators im Sommer.
Die führenden Vertreter der gegenwärtigen, westlichen Welten und deren Nutznießer, sollen sich nicht täuschen, ihr Sport und Wettbewerb und ihr Kapitalismus, sind nicht in Stein gemeißelt und nicht Natur gegeben. Im Gegenteil, sie werden sich entwickeln müssen, wie eine Pflanze, die Früchte trägt und eines Tages alt geworden sein wird und dann eingeht, vertrocknet und sterben wird. Dies wird und muss mit Notwendigkeit geschehen, die Frage dabei allerdings ist, ob der Mensch seine Zucht noch im Griff hat und sie Blüten treibt, die giftige Früchte entwickeln wird. So scheint es nämlich schon geworden zu sein, und es ist am aufgeklärten Menschen, diese Pflanze auszureißen und auf den Kompost zu werfen, wenn die giftigen Blüten bereits irreparabel an Kraft gewonnen haben, sodass einzelne Schnitte nichts mehr ausrichten und die Pflanze für den Menschen bereits verloren ist. Die Frage auch ist, ob die entsprechenden Gärtner überhaupt schon ein Auge dafür haben, was auf diese Pflanze nachwachsen wird und besseren Nutzen für die Menschheit verspricht. Wie üblich sind die Sämlinge des Neuen im Stillen zu ziehen und zu pflegen. Die Entwicklung hängt davon ab, was an Natürlichem entdeckt wurde und wie die Gärtner mit der Natur das Wesen des Sinnes von Gutem und Schönem und Wahrem kultivieren können. Solange aber noch die giftigen Früchte gierig in Mengen verzehrt werden, ohne Achtung auf das innere Gleichgewicht, wird das Gift im System bleiben und in den Boden des Neuen dringen, auch wenn die Pflanze bereits am Absterben ist und am Ende abgestorben sein wird.
Es ist die Erfahrung im tiefen Ein- und Ausatmen, die uns Entspannung und Entlastung bringt, was sich unmittelbar im Augenblick einstellt. Wenn wir Atemübungen praktizieren, wird sich ein Wohlgefühl von Weite und Genesung einstellen, sodass das alltägliche Leid der Schwere und Enge etwas erleichtert und geweitet sein wird. Wir müssen nur die Praxis regelmäßig durchführen und daraus einen Anker für den Tag oder die Woche gestalten. Beginnen kann jeder mit der kleinen und effektiven Erfahrung des tiefen Ein- und Ausatmens in wenigen Sekunden, in denen sich der Brustkorb hebt und weitet und damit die Entlastung unmittelbar spürbar wird. Im stillen Sitzen sich dann auf den Atem zu besinnen und immer wieder zu ihm zurück zu kommen, macht aus dem Atem eine Weise der Übung, die uns gut tut und die wir allmählich schätzen und ehren sollten und werden.
Die Frage des guten Lebens, ist eine Frage der Qualität von Gemeinschaft und Kommunikation, einer Qualität, die sich an Frieden, Vertrauen, Freiheit und schöpferischem Dialog misst. Die Frage des schönen Lebens, ist eine Frage der Qualität von Kunst und Erfindung, einer Qualität, die sich an Form, Farbe, Muster, Vielfalt, Tiefgang und vernünftigem und empathischem Verstehen misst. Die Frage des wahren Lebens, ist eine Frage der Qualität von Erkenntnis und Wahrhaftigkeit, einer Qualität, die sich an Worten, Zahlen, Zeichen, Struktur und Logik misst. Wer ein qualitativ hochwertiges Leben führt oder führen möchte, muss und wird in diesen drei Bereichen suchen, fragen, schauen und finden.
Solange du in die Schule gegangen bist, dachtest du vielleicht, es ist bequem das Wissen der Welt und Geschichte vermittelt zu bekommen. Aber sie lehren dir meistens noch nicht in gründlicher Weise das selbständige Arbeiten und Denken, dass du dir selbst beibringen musst. Du kannst dies ein wenig erreichen dadurch, dass du Bücher ließt, die dich interessieren und du zudem regelmäßig schreibst und deine eigenen Gedanken hervorbringst und schaust, wie du denkst und was du denkst und wie du fühlst. Es gibt keine Garantie, dass du damit glücklich wirst, aber es erhöht die Chance, dass du ein reflektierter Mensch wirst, der besser und besser verstehen lernt, wie das Leben, die Menschen und die Welt sich zeigen. Du wirst weniger bis gar nicht zu Gewalt neigen und du wirst empathisch mit anderen mitfühlen können und so besser dich und das Andere verstehen. Du musst nicht zum professionellen Philosophen werden damit, aber du kannst dir dein schlechtes Gewissen, das du durch eine ungute Erziehung erhalten hast, lindern und beseitigen, weil du mehr und mehr lernen wirst, wie und was du und andere denken und fühlen und warum. Es wird sich ein Erkenntnisgewinn einstellen, der dir Zufriedenheit, aber nicht Selbstzufriedenheit vermittelt, und du lernst Fragen zu stellen und die Antworten zu schätzen, die aus dir und die du von anderen dazu erhältst. Du wirst dich zuweilen auch einsam fühlen, aber wenn du nicht verbitterst und zynisch wirst, bleibst du aufrecht und gerade und kannst dich stetig vertiefen und veredeln.
Wenn Menschen in dein Leben treten und sie dir zu nahe kommen, weil sie dich sticheln, provozieren, aufziehen und anfeinden, sie vielleicht Lügen über dich erzählen, die dir zu Ohren kommen, dann nimm das ernst und entziehe dich ihrem Einfluss. Denn wenn du zu lange wartest und meinst, es wird schon nicht schlimmer kommen, dann könnte es sein, dass sie mehr und mehr daran arbeiten, dir zu schaden. Dies kann schleichend geschehen und geheim, sodass du die Lügen und Sticheleien ernst nehmen musst und rechtzeitig deine Konsequenzen ziehen solltest. Tust du das nicht, werden sie dir geschadet haben, und du weißt nicht, wie das zustande kommen konnte. Es hängt damit zusammen, dass du zögerst dich zu entziehen, du nur an das Gute und Harmlose in der Welt glaubst oder meinst, du seist in der Lage mit den Lügen und Verleumdungen schon irgendwie umgehen zu können. Doch du hast die Zeichen der bösen Zeit nicht erkannt, die dir schaden will. Unterschätze daher nicht die hinterhältige Wirkung von dreisten Lügen aus dem verschlagenen Munde der niederträchtigen Unliebsamen, sie sind bereit zu schaden, wenn sie das narzisstisch für befohlen halten. Du musst dich rechtzeitig schützen und in Sicherheit bringen, darauf musst du achten.
Wie nährt sich das gute Vertrauen in andere Menschen? Wie kann es gelingen Vertrauen zu finden und dennoch nicht vertrauensselig in eine Falle zu tappen und sich täuschen und verletzen zu lassen? Es gibt wohl keine Garantie, dass es nicht zu Enttäuschungen kommt, besonders, wenn Erwartungen an andere dabei eine Rolle spielen. Nichts zu erwarten heißt eigentlich, nicht enttäuscht werden zu können und zugleich, begründet, misstrauisch zu sein, sodass ein eigener Boden trägt und der Mensch dabei nicht geistig auf andere angewiesen ist. Wer aber ohne Grund und Basis misstraut, verschließt sich vor den guten Möglichkeiten der Begegnungen im Leben, ihm fehlt noch eine Klarheit für die Welt, das Gegenüber und den Menschen an sich. Wer also wenig bis gar nicht reflektiert ist, wird entweder blind vertrauen oder unbegründet misstrauen und dabei, in beiden Fällen, durch Verletzung seiner Erwartungen und des Vertrauens, geistig und seelisch abhängig sein von anderen; er steht noch nicht selbständig auf eigenem Boden und geht noch nicht frei die eigenen Wege durch die Welt. Wer einen eigenen Boden hat, von dessen Basis er seine nächsten Schritte setzt, wird achtsam im Augenblick sein und stetig prüfen und schauen, was es zu sehen und zu spüren gibt. Sein Vertrauen wird sich im Augenblick sowohl zeigen als auch bewähren, und er wird im Augenblick Misstrauen äußern, doch auch gleichsam nach neuem Vertrauen Ausschau halten. Er wird an Verstehen und Verständnis arbeiten und nicht daran, aufgrund eines Misstrauens, den Krieg zu erklären.
Von einem Ideal her gesehen, lässt sich immer etwas kritisieren und verbessern. Doch das Ideal meint, es stets besser zu wissen als andere, und es nimmt sich dafür das Recht heraus für seine Kritik, Ermahnungen oder Vorschläge. Die Frage ist, wer dem Ideal dabei schon näher gekommen ist, als alle anderen. Da die Überprüfung der Nähe zum Ideal keine einfache Angelegenheit ist und die Täuschungen der Wahrnehmung bei allen Beteiligten wirken können, muss man zur Kritik auch immer den Menschen mitdenken und empathisch nachvollziehen, der sie äußert. Die Kritik eines Dummkopfs, der nur an sich denkt und obendrein gewalttätig und absichtlich andere demütigt und respektlos behandelt, ist dabei weniger zu beachten und klarer durchschaut, als die Kritik eines Wissenden, der gut begründet und mit ehrbarer Persönlichkeit und Sanftmut freundlich, aber zuweilen bestimmt, auf eine Sache aufmerksam macht, die zu beachten ist. Doch nicht wenige Menschen verwechseln auch hier die Wissenden mit den Toren und umgekehrt, weil sie selbst Tore sind, denen etwas Wesentliches im Leben noch nicht zuteil wurde. Und weil sie es einfach nicht zu Wege bringen, ruhig und sachlich, empathisch und klug ihre Wahrnehmungen zu äußern, Fragen zu stellen, die verbinden und Antworten zu geben, die nicht dem Kläffen eines Hundes entsprechen, sondern mehr dem höflichen Geschenk eines ehrbaren Blumenstraußes.
Der jetzige Moment ist geistig stets unfassbar, und doch ist der Mensch nicht und nie von ihm zu trennen. Die Bewegungen des Geistes geschehen im Augenblick, er entfaltet sich und seine Formen auf je eigene Weise, und doch hat der Mensch nicht wirklich eine Kontrolle über ihn, denn, wenn er den Geist zu kontrollieren trachtet, wird sein Herz hart und kantig, aggressiv und ungerecht. Der Mensch sucht mit seinem Geist das Leben zu kontrollieren und eine Welt zu gestalten, die dennoch ungerecht ist. Woran liegt das? Die Gewalt des Geistes räumt sich das Recht ein, mit Macht ihren Willen durchzusetzen. Viele Menschen glauben der Gewalt, weil sie sich von deren Druck und Drohung einschüchtern und vereinnahmen lassen, weil sie verschont werden wollen. Aber das ist Feigheit in manchen Situationen, und in anderen Situationen ist es einen Augenblick oder eine Zeit lang gut auf Gegengewalt zu verzichten. Doch wenn der Mensch daraus eine Norm errichtet, wird er von der Gewalt eines Tages sich ermorden lassen ohne sich gewehrt zu haben. Der jetzige Moment wird entscheiden, wie es werden wird. Den Triumph der Gewalt zu ächten, ist in jedem Falle geboten. Die Frage nur ist, ob auch eine subtile Gewalt und ein geheimer, aggressiver Nachdruck, die Schaden anrichten, erkannt werden oder ob die Gewalttäter es schaffen sich stets im jetzigen Augenblick zu tarnen und die Nachwelt über die wahren Absichten Leid zuzufügen, zu täuschen. Nur wer schon tief im Frieden lebt und nicht stumpfsinnig und gleichgültig ist, wird dies erkennen können. Auf diesen Menschen ruht die Hoffnung des jetzigen Moments für eine gute Zukunft der Menschheit.
Die Frage danach, was nach dem irdischen Tod des Körpers geschieht und was vielleicht kommt, ist Gegenstand Jahrtausende alter Fragen der Spekulation und Annahme. Doch da wir niemanden kennen, der nach dem Tod uns davon berichtet hat, bleibt diese Frage eine Frage des Glaubens und der Spekulation. Gedanken über die Situation nach dem Tod, sind von vielen Generationen von Menschen und Kulturen als Aufforderung verstanden worden, ihrer Phantasie und Hoffnung nahezu freien Lauf zu lassen. Das Ergebnis sind die Religionen der Welt. Dass es mit dieser Frage eine Unerträglichkeit auf sich hat, ist wenigen klar, sie schließen sich den Antworten an, die ihnen Trost spenden und eine trügerische Sicherheit, die es so nicht gibt. Wahrscheinlich ist nach dem Tod einfach alles vorbei und es sind nicht Strafen oder Belohnungen, die auf uns warten, sondern das unendliche Nichts in das wir alle wieder aufgehen und eingehen. Ein Nachdenken über die Todeszeit, die sich ja bekanntlich dann für alle Zeiten so hält, ist für den denkenden Geist nicht fassbar. Der Glaube an dies oder das, führt uns, so meine ich, an der Nase herum, weshalb wir besser über das Leben nachdenken sollten, als über einen Tod. Der Tod ist unveränderlich, das Leben können wir in gewissen Grenzen selbst gestalten. Wem das Leben zu viel ist und zu schwierig und sich in den Glauben eines ewigen Lebens nach dem Tode flüchtet, macht es sich zu einfach und weiß es am Ende doch nicht besser als andere, die konstruktiv das Leben gestalten und für die Verbesserung des Lebens arbeiten. Wer es nötig hat, sich gemäß einer Belohnung zu verhalten, bleibt in der kausalen Denkweise hängen und ist damit empfänglich für allerlei Bestechung und Betrug. Und wer nur aus Furcht vor Strafen sich im Leben angenehm und gut verhalten kann, gehorcht ebenfalls einer Autorität, die ihn beherrscht und lenkt, anstatt ihn in die Mitte des Lebens selbst zu führen, wo er ohne Drohung, also freiwillig und aus freien Stücken, sein Leben frei, respektvoll und angenehm gestaltet. Belohnung betrügt also genauso wie die Androhung von Strafe. Und wer sich das im Leben ausgedacht hat, ist nicht freier und weiser, als diejenigen, die dem Glauben an Belohnung und Bestrafung folge leisten. Der freie Mensch geht seinen Weg nicht, weil andere ihm eine Belohnung versprechen oder weil andere ihm drohen, sondern weil er in seinem inneren Selbst bereits eine Freiheit gefunden hat, die ihm das Leben als wertvoll und tief vermittelt, weshalb es sich für ihn zu leben lohnt, auch ohne auf die Zeit nach dem Tod zu schauen. Der Glaubende ist dabei nicht so frei, wie der zuletzt genannte, der mehr Realitätssinn besitzt als die beiden aus Furcht oder Belohnung gehorchenden Glaubenden. Die Unfreiheit der Glaubenden schließlich, neigt dazu, das Wahre, Schöne, Gute nicht zu glauben und sich in einer ereifernden Moral als die vermeintlich besser Gesinnten zu zeigen. Aber sie irren, weil ihr Glaube bloß ein Gutdünken ist und ihr Unglaube ein Ergebnis ihrer nicht ernst genommenen Zweifel. Sie wählen nur das ihnen richtig erscheinende, aber sie haben das Richtige nicht erfahren und haben es nur im Geist angenommen und sich mit ihm haftend identifiziert. Dies, wiederum, ein Ausdruck und Beweis ihrer kleineren Freiheit, ihrer Unfreiheit, die sie insgeheim, moralisch, auf andere projizieren und meinen, sie selbst seien von dieser Unfreiheit frei. Leider ein Irrtum.
Der Mensch zögert damit, Gerechtigkeit in seine Welten zu bringen. Er hat das Prinzip des Zufalls noch nicht erkannt und damit noch nicht durchschaut, wie die Hierarchie seiner Leistungsvergütung auf der Basis von Willkür beruht. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage, beruht auf einer durch Gier getriebenen Effizienzattitüde, die meint, den größten Nutzen aus der Gesamtsituation eines Marktes ziehen zu müssen. Aber mit Gerechtigkeitsstreben hat das nichts zu tun, denn der Nutzen für die Marktteilnehmer steht im Vordergrund und nicht die gerechte Verteilung der Möglichkeiten finanzieller Gleichheit. Im Grunde sind die Preise und Kosten der Löhne Schmerzensgeld und Ausgleich von körperlichen Mühen von Menschen, die ihre Arbeit nicht freiwillig und nicht mit Freude ausführen, sondern für diese Leistung der Arbeit eine Entschädigung verlangen für ihre Anstrengungen, die ihnen im Grunde zu viel sind und die ihnen keine Freude bereiten. Darauf basiert das Prinzip von Angebot und Nachfrage: wo die Nachfrage hoch ist und das Angebot knapp, wird der Preis steigen; ist die Nachfrage niedrig und das Angebot zahlreich, wird der Preis fallen. Jeweils mit dem Ziel einen effektiven Nutzen an Möglichkeiten des Verkaufs zu erzielen. Der Umsatz soll stets maximiert werden und ist damit dem Prinzip der Gier geschuldet: So viel wie möglich daraus Nutzen ziehen. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun, die erst dann erreicht wäre, wenn das Prinzip von Angebot und Nachfrage in ein Prinzip der Fürsorge und Unterstützung verwandelt wäre. Das erste Prinzip ist von Gier getrieben, das zweite Prinzip von Mitgefühl und Liebe. Die Voraussetzung für letzteres Prinzip liegt in der konsequenten Gleichheit der äußeren Bewegungen, sodass jeder gleichen Anteil an den gemeinsamen Möglichkeiten besitzt, ein gleiches Recht der Teilnahme am öffentlichen Diskurs der bewegten Waren und Dienstleistungen. Das Recht wird durch die gleichen Einkommen gewährleistet, da so der Anteil jedes Einzelnen genau gleich hoch ist. Gerechtigkeit heißt, gleiche Behandlung, gleiche Rechte, gleiche Finanzen, gleiche Möglichkeiten. Man könnte das Geld dann abschaffen und hätte eine Gesellschaft, die der Verwirklichung der freiwilligen Arbeit entgegen geht, ohne das Geld als Machtinstrument zu gebrauchen. Und die Arbeit müsste Freude bereiten und nicht in dem Druck ausgeführt werden, eine Entschädigung für die Qual der Arbeit zu verlangen. Gerechtigkeit bedeutet auch, dass die Macht keine Rolle spielt, und jeder das erhält, was er braucht und will, er aber gleichsam nicht alles braucht, was er will und er somit auch zeigen muss, warum er was genau braucht und will. Wo sich heute noch die Vermögenden das leisten können, was sie meinen zu benötigen und zu wollen, täuschen sie sich aber noch in dieser Einschätzung, denn sie haben noch nicht erkannt, was das Leben von ihnen verlangt und nicht nur ein Markt aus Angebot und Nachfrage ihnen ermöglicht. Menschen verwirren sich in der Einschätzung des Lebens und der Welt. Sie meinen, das Leben sei ungerecht, aber sie meinen die Welt, und zwar die Welt aus Angebot und Nachtfrage, eine Welt der ungleichen Einkommen und der auf Willkür basierenden Hierarchie von finanzieller Macht. Nun ist nicht jede Hierarchie schlecht, aber eine Hierarchie, die auf Willkür und Beliebigkeit basiert schon. Eine solche Welt ist nicht gerecht, da sie den Menschen zwar mit gleichen Rechten ausstattet, sie ihm diese aber nicht zugesteht, wo es darum geht, die Einkommen zu egalisieren und den Menschen die gleichen Voraussetzungen zu gewähren, mit denen sie gleichen Anteil am Gemeinsinn erlangen können. Verhindert wird dies durch den Drang nach dem Mehr und Mehr, der auch als Gier bezeichnet wird. Eine Welt der gleichen Einkommen entmutigt diese Gier, und das Prinzip von Angebot und Nachfrage wird damit obsolet und irrelevant. Gerechtigkeit und Selbstverwirklichung hätten eine Chance. Es kann ja schließlich der Kapitalismus nicht für alle ewigen Zeiten die beherrschende Ideologie sein. Es sei denn, die Menschen wollen nicht ihre Gier ablegen, obwohl ihnen doch der Wohlstand genug Zufriedenheit zu verschaffen meint. Der Mensch muss, neben seiner Gier, auch seine nörgelnde Unzufriedenheit ablegen, die ihn daran hindert, Gerechtigkeit zu verwirklichen, denn die nörgelnde Unzufriedenheit basiert auf Gier und nicht auf dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit für alle Menschen.
Das Schwerste an der Liebe ist ihre Praxis, nicht ihre Hoffnung. Denn die Hoffnung stellt sich ein, wenn die Liebe zu schwach ist, als dass sie in der Praxis bestehen könnte und nicht weggeweht wird von den Widerständen und Stichen des Alltags. Das Geduldigste an der Liebe ist ihr Zurückkommen, wenn sie sich verzogen hatte, um der Rücksichtslosigkeit nicht mit Kampf zu begegnen, sondern sie in ihre Leere laufen zu lassen, in ihre Leere hineinlaufen zu lassen. Denn wenn sie die feine oder offene Gewalt der Rücksichtslosigkeit nicht in ihre Leere laufen ließe, würde sie das damit verwobene und zum Ausdruck kommende Leid nicht ignorieren, sondern in berührende Beziehung zu ihm treten und es damit verletzen, in dem sie es zurecht weißt und damit vermehrt und demütigt. Da die Praxis der Liebe das Leid der Rücksichtslosigkeit, in die Leere laufen lässt, übt sie sich im Geschehen lassen und somit in einer ihr selbst tief verwobenen Bewegung des Schweigens und der Stille.
Die Praxis der Liebe sucht das Leid zu lindern und nicht zu mehren oder zu demütigen, sie vielmehr sucht sich selbst in anderen zu mehren und sich nicht durch Kampf einem anderen aufzudrängen, indem er ihn zurechtweist, unterdrückt oder nach einem bestimmten Bilde gestalten will. Die Liebe hat keinen weltlichen Willen, der etwas erreichen, etwas verändern oder bessern möchte. Die Liebe hat, wenn, einen göttlichen Willen, der aus ihrer Stille heraus sich selbst zeugt, in die Welt hinein. Dies ist die Zeugungsfähigkeit der Liebe, die Produktivität der Liebe, das schöpferische Erwachsen der Liebe, die als ein Erwachen in der Welt erfahren wird.
Die Praxis der Liebe ignoriert das Leid also und lindert es so, weil die Liebe sich vom Leid nicht korrumpieren lässt, indem sie es suchte anzufassen, anzupacken und zurecht zu rütteln. All das macht das Leid nicht mit, es wird leidvoller und hasserfüllter, wenn die Liebe es berührt. Die Praxis der Liebe erkennt diese Repulsivität des Leides und den vermehrenden Charakter des Leben erstickenden Leides, den Thanatos des Leides, die vermeintliche Liebe zum Kampf, zum Streit und zur Vernichtung vor dem Leben.
Die Praxis der Liebe ist dem Grund des Lebens angeschlossen, nicht dem Grund des Todes, sie ist dem Erwachsen, Gedeihen und Blühen angeschlossen und nicht dem Verdorren, Vertrocknen und Abfallen vom Baum des Lebens, sie ist der Entwicklung zu Weiterem und Besserem, Umfassenderem angeschlossen. Der Thanatos des Leides sucht dem entgegen zu wirken, aber er ist nicht wirklich der Gegenspieler der Liebe, denn die Liebe ist Grund und Boden, auf dem der Tod erst möglich wird.
Die Praxis der Liebe ignoriert damit nicht eigentlich, sondern lässt geschehen und schaut achtsam, was geschehen muss und kann und ist bereit, da zu sein für das, was dann übrig bleibt und zurückkommt, für das, was es selbst ist in diesem Tode des Leides, des Kampfes, der Vernichtung und im Abfallen vom Baum des Lebens. Da ist die Liebe übrig und überlebend und steht bereit zu gehen mit sich und dem gesamten Dasein, das es im Grunde trägt und zum Wachsen und Blühen bringt. Die Liebe hat so den Tod nicht wirklich überwunden, doch ist sie vor ihm schon da, weil sie ihn trägt und erträgt, denn sie ist sein Grund und Boden.
So ignoriert die Praxis der Liebe das Leid der Aggression, indem sie nicht darauf eingeht, sie belässt das Leid zunächst, wie es ist, und die Praxis der Liebe kämpft nicht mit ihm. Sie ignoriert es damit nicht wirklich, sondern bleibt für das Leid bereit sich zu geben, ganz, wie sie es für sinnig und wichtig hält, als Liebe, die nicht verletzt und demütigt und nicht auf den Kampf mit dem Leid eingeht.
Der meiste, unproduktive und destruktive Streit und Kampf in der Welt, entstammt aus einem wollenden Zurechtweisen des Leides, das nicht ignoriert wird, um es doch zu beachten und durch achtsame Liebe zu beschauen. Doch die Liebe berührt nicht das Leid, sie hofft zutiefst darauf, dass das Leid der Rücksichtslosigkeit die Liebe einst verspüren wird und damit gelindert und verändert wird. Aber die Praxis der Liebe kann ein widerständiges Leid, dass im Kampf mit der Liebe steht, nicht ungeschehen machen und schon gar nicht durch zurechtweisenden Kampf. Daher muss die Praxis der Liebe zuweilen auch schweigen können und daher nicht im Groll sein und nicht hadern oder jammern, sondern wieder zurück kommen und sich erneut dem Leid widmen und geben, es lassen und nicht fassen, es schauen und ihm nicht vertrauen.
Das ist das Geduldigste, das ist das Schwerste, was mit tätigem und stetigem Verzeihen verwoben ist, das die Liebe inspiriert. Es bedarf Größe, die sich nicht groß fühlt. Es bedarf Kraft, die keine Kraft anwendet. Es bedarf Freiheit, die sich frei sieht stets in einer aufrechten und geraden Weise zu agieren und nicht einfach nur zu reagieren. Denn die Welt zeigt meist anderes, sie zeigt das Zurechtweisen, das Hadern und das Jammern der Menschen, die meinen, in Liebe zu agieren, sie nutzen das Wort der direktiven Moral und Predigten des bloßen Glaubens bar einer Erfahrung und einer Hoffnung, die selten aus der Liebe stammt, sondern aus einem Mangel an Liebe. Aber die Praxis der Liebe heißt vor allem, im rechten Moment zu schweigen und das Leid mit sich selbst allein zu lassen und so zu hoffen, dass es von selbst von sich selbst abfällt und das verspürt, was dann da ist, die Liebe, die nicht mit ihm kämpft und nicht es zurecht weißt, sondern einfach da ist, erfahrbar, erkennbar, spürbar. Daher ist das Sprechen eines Wortes immer in der Gefahr, sich zu verlieren und daher nicht in der Praxis der Liebe zu bleiben, die ein Sprechen aus dem Schweigen heraus ist, ein Wort aus der Leere und Lehre der Heiligkeit des Augenblicks.
Die Praxis der Liebe kommt daher immer wieder zurück, wobei das Leid und die Rücksichtslosigkeit im Getrennten und Gespaltenen bleiben, in der Abgeschiedenheit von sich, von Liebe und vom anderen. Die Praxis der Liebe kommt zurück, und das ist spürbar im Verzeihen und in der Annahme des anderen Leid und seiner Bedingtheit. Das Bedingungslose an der Praxis der Liebe, ist ihr fehlendes Gedächtnis, ihre Leere, die zur Lehre wurde, weil sie mit einer atmenden Weite und Tiefe immer wieder zu sich selbst findet und damit einen Sinn findet sich einem anderen zu geben. Das fehlende Gedächtnis ist nicht Erinnerungslosigkeit, sondern das Fehlen des Dranges zur Revanche, Rechtfertigung, Beschuldigung oder gar Rache, es ist das Fehlen einer Spur des Leides, ein freies Land der Entfaltung und des Blühens, Hinnehmens und Gebens.
Und wenn der Andere nicht das Leiden ist, sondern die Größe der Heiligkeit des Augenblicks, wird die Liebe wach sein und die Seele der Wesen erwachsen helfen, hin zum Eigenen, dem Schönen und Wahren und Guten, das die Liebe ist, die sich auch nicht scheut das Wort Gott in den Mund zu nehmen. In dieser Heiligkeit der Liebe des Augenblicks ist der Mensch sich selbst geworden, ein Gott nicht im Jenseits, sondern ein wahrer Mensch in der Gegenwart des Momentes Notwendigkeit; er wendet die Not ab, weil er auf das Leiden nicht eingeht und nicht mit ihm ringt oder kämpft, es nicht willentlich trösten oder lindern will, sondern es gerade durch seine Präsenz im Augenblick zur Stille bringt und daher die Liebe sich selbst findet, Gott und Mensch zu Einem geworden.
Diese Praxis der Liebe erfährt so die Weite des Trostes der heiligen Existenz des Daseins, die zu ihrem friedlichen Grund gelangt ist, jener Boden der Realität, der nicht geglaubt, sondern nur erfahren werden kann, denn der Glaube ist von der Erfahrung getrennt, ist davor oder danach, aber nicht in just diesem Augenblick präsent und den Körper-Geist durchstrahlend.
Der Alltag dagegen kennt oft nur die trockenen, grauen Zeiten, ein schnatterndes Denken und eine fast stetige Unpässlichkeit bei manchen, die sich Bahn suchen, aber dabei den Weg verlassen, der in den Augenblick der Heiligkeit führte, in eine Liebe, die nicht nur bekommen würde, sondern auch gegeben, die nicht eigentlich gefordert würde, sondern deutlich erfahren, die nicht beschuldigt würde, sondern frei und entschieden geliebt. So liebt am Ende und am Anfang die Liebe immer nur sich selbst in sich und in andern, im Hier und im Dort der Größe der Heiligkeit des Augenblicks.
Die Praxis der Liebe sucht diese Größe der Heiligkeit des Augenblicks zu üben, indem sie aus der Stille des schweigenden Geistes heraus nach Botschaft Ausschau hält, die sich erfahrend zeigen will und wie die Frucht am Baum des Lebens gegessen werden will. Die Praxis der Liebe ist Frucht und Baum zugleich, eine sich selbst zeugende innere Welt des Daseins und eine in das Außen der Welt der Form hinaus- und hineingehende Frucht des Augenblicks. So sind auch Innen und Außen eins, was nur durch die Liebe in der Heiligkeit des Augenblicks erfahren werden kann, wenn das Leid von sich selber abfällt und der Grund übrig bleibt, der alles trägt, belebt und bewegt.
In der zeitgenössischen Dichtung finden sich zuweilen die Vermutungen versteckt, ein Autor lege gar keinen Wert darauf verstanden werden zu wollen und er verstecke sich hinter seiner sogenannten Wortkunst, die mehr als eigenwillige Selbstdarstellung sich zu erkennen gibt, denn als ein authentisches Schreiben, das nach Wahrheit sucht oder Wahrhaftigkeit zum Ausdruck bringt. Es erscheint so, und dies kann ohne kurzsichtige Bewertung aufrichtig gesagt werden, eher eitel und egoisch, eng, mit gewollter Undeutlichkeit, die auch manche noch für tief und wesentlich erachten, wo solche Dichtung doch auch den Anschein erweckt, einfach kein Bemühen zu zeigen, klar und deutlich zu denken und zu schreiben.
Man muss sich in acht nehmen und schauen, was Tiefe wirklich ist und wie sie sich vermittelt. Wer nicht verstanden wird, muss noch nicht tief sein. Und wer glaubt eine Dichtung verstanden zu haben, muss dieses Verständnis erst einmal verständnisvoll darstellen und erläutern. Und wer als Autor die Absicht hat, undeutlich zu bleiben, damit andere ihn für seine angebliche Tiefe bewundern können, geht irgendwie über die Hintertür ins Haus der Erkenntnis, die dann aber den Namen nicht verdient.
Das erste Anliegen des Menschen (und nicht nur in der Dichtung) sollte Deutlichkeit sein und nicht die Nachlässigkeit nebulös bleiben zu wollen. Man muss hier auch erst einmal Erfahrungen gemacht haben, um zu wissen, was Deutlichkeit und was Nebulösität bedeuten. Deutlichkeit kann und will gedeutet werden, es kann gedeutet werden in einem klaren und begründeten Zusammenhang. Diese Deutlichkeit sucht sich der Beliebigkeit zu entziehen und eine immer wieder kehrende Bewegung hin zum Guten, Schönen, Wahren zu gestalten, was Nebulösität nicht beabsichtigt. Nebulösität führt in die Beliebigkeit und Undeutlichkeit, die Tür und Tor öffnen für Spekulation und willkürliche Interpretation.
Und es besteht der Verdacht, dass diese beiden – Deutlichkeit und Nebulösität – miteinander verwechselt werden. So als ob es sich um einen deutlichen Nebel handelt, der sich im Schreiben Ausdruck zu verleihen sucht, um eine Unklarheit, die auf Seiten des Autors liegt, zu belassen, nämlich sein gering ausgebildetes Verständnis von den Zusammenhängen des Lebens, des Geistes und der Seele, geschweige denn der Götter. Und sein gering ausgebildetes Sehnen nach Erkenntnis, steht schon in vielen dieser Zeilen, die sich durch Wortkunst zu etwas Besonderem stilisieren. Doch das Besondere ist die sich stetig vertiefende Erkenntnis des klugen und weisen Herz-Geistes und einer Seele, die gelitten hat und nicht mehr zu verdrängen beabsichtigt oder daraus ein Muster der Selbstdarstellung gestaltet, indem das Verständnis und die persönliche Rührung auf der Strecke bleiben.
Wenn ein Dichter nicht das Wahre entdecken will, nicht die Schönheit zum Ausdruck bringen möchte, dann bleibt der gute Nutzen für die Gemeinschaft der Lesenden auf der Strecke. Wie gesagt: Nicht alle schreiben so, aber meine Erfahrungen der letzten Zeit mit anderen Dichtern, deuten darauf hin. Das hört natürlich die zeitgenössische Dichterzunft nicht gerne, weil sie sich entweder auf die Form der Dichtung spezialisiert und dabei den Inhalt vernachlässigt. Oder sie spezialisiert sich auf den Inhalt der Dichtung, indem sie sich durch eigenwillige Wortkunst in die Undeutlichkeit und Nebulösität begibt. Dichtung sollte aber sowohl die Form als auch den verständlichen Inhalt, den zu deutenden Inhalt berücksichtigen und von der Willkürlichkeit der Interpretationsmöglichkeiten Abstand nehmen. Schließlich sollte die Willkür (vor dem Recht) schon im Jahre 1789 abgeschafft worden sein. Was offenbar vielschichtig noch nicht vollständig gelang.
Aber gerade die Willkür (vor der Wahrheit) bedarf heute seiner Abschaffung, nicht durch Verbot, doch durch das Bemühen eigenständige und im eigenen Herzen selbst entstandene Fragen zu beantworten zu suchen, allein und gemeinsam mit anderen. Und zwar in so klarer Weise wie möglich. Die Dichtung sollte sich an den Wissenschaften ein Beispiel nehmen und das Bemühen zur Klarheit dort anerkennen. Sie sollte auch anerkennen, dass der Autor erkannt werden muss in seinem Wesen und seiner ethischen Haltung. Wo in der Undeutlichkeit und Nebulösität dies verloren geht, begeht der Dichter Suizid ohne es zu wissen und bildet sich ein, er hätte etwas Wichtiges oder Tiefes zu sagen. Doch die narzisstische Weise des Herangehens an das Wort, hat zur Folge, dass Dichtern und Schreibenden die Wahrheit aus dem Blick gerät und sie so in ein Muster fallen, um ihre eigene Kunst einen Nebel zu errichten, der sie selbst gefangen nimmt und begrenzt.
Es geht in der Dichtung, wie auch im Leben an sich und allen Disziplinen der Weisheit, darum, sich zu befreien von den Schatten und Hindernissen der geistig-seelischen Welt und außerdem darum, die gesunden Anteile und Vollkommenheiten der menschlich möglichen Verwirklichung zu entwickeln und herauszubringen, in die Welt hinein. Der Dichter kann hier einiges leisten, weil er in seiner Ruhe zum Augenblick auch in die tieferen Sphären des Menschlichen und Kósmischen gelangen kann. Natürlich gibt es auch Dichter, die das literarische Handwerk beherrschen, doch sie bleiben in einer rein denkend-geistigen Welt stehen und sind zudem in einer in Anfühlung erkennbaren, je nach Situation, in einer selbst-mitleidigen und trotzigen Weise verhaftet. Das ist an sich nicht schlimm, wenn es sich nicht ein Leben lang hindurchzieht und dennoch ein Bemühen in Richtung Entwicklung des Gesunden zu vernehmen ist. Hierzu muss die zeitliche Folge der Werke des Dichters betrachtet werden und geschaut werden, ob eine gesunde Entwicklung stattgefunden hat und wo genau er hinauf gelangt ist.
Die Dichtung jedenfalls, die sich nicht um Klarheit bemüht, bemüht sich auch nicht um Wahrheit und Schönheit. In einer Welt, die voll von Wahrheit und Schönheit ist, wäre dieser Verzicht ein Verzicht auf Lebendigkeit und Erkenntnis und damit ein Verzicht auf Glück und Zufriedenheit, Respekt und Achtung. Es wäre der Verzicht auf die geistig-seelischen Wonnen der möglichen Entwicklung und damit eine dem Dunklen und nicht dem Hellen entgegen gehende Weise der Auseinandersetzung; es wäre eine graue und keine bunte Geisteswelt; es wäre eine ungeordnete und nicht geordnete Welt der Erkenntnis; es bliebe eine hartherzige und nicht herzensgute Welt; eine leidvolle und nicht eine das Leid lindernde und heilende Welt; es bliebe eine gottlose und keine von Liebe und Güte durchdrungene und verstandene Welt.
Zunächst: Die Krux mit dem Kapitalismus ist die folgende: Im Kapitalismus sind vor allem Gerissenheit und Nachdruck gefragt, sowie Stehvermögen, wie bei einem Boxer und Hartnäckigkeit, wie bei einem Feldherrn, und zudem, zugegeben, eine kühne Vision für das Mehr an Umsatz, Gewinn, Ertrag und Einfluss. Aber die Krux des Kapitalismus dabei ist, dass mit dieser beschriebenen Attitüde mehr die moralisch weniger ausgebildeten Individuen ihre Chancen erhalten und damit die Moral und Ethik des Kapitalismus eine, wie eben beschrieben, mehr egoische und narzisstische Charakterstruktur erfordert. Der Kapitalismus fördert und befördert solche Individuen zu Reichtum, die wie Boxer ihre Runden verbringen und dabei mit jedem Schlag ihre Gegner, die Wettbewerber genannt werden, ein wenig machtloser und angeschlagener dastehen lassen. Denn der Kapitalismus will Schlagabtausch im Wettbewerb, der angeblich das Geschäft belebe. Die Krux ist, dass dieses Wirtschaftssystem den Kampf, den es Wettbewerb nennt, zu seinem Prinzip erhoben hat und damit eine mögliche gemeinsame Basis und die gemeinsame ethische Basis der Menschheit unterminiert, gerade weil der Kampf keine moralisch und ethisch hoch entwickelte Weise des Miteinanders darstellt. Was einsichtig sein sollte.
Nur ein Wirtschaftssystem, das nicht auf Wettbewerb und Kampf beruhte, wird kein Kapitalismus sein; es wird auch nicht irgendein anderer Ismus sein, da sämtliche Ismen (Sozialismus, Liberalismus, Idealismus, Ökologismus, Ökonomismus, Feminismus, Rassismus, Nationalismus, u.a.) Ideen voll äußerer Erstarrung darstellen, die erfunden wurden, um eine geistig gewonnene Idee in die angebliche und vorgebliche Wirklichkeit zu bringen und einen griffigen Begriff dafür zu haben, der vom entsprechenden Feldherrn auf die eigenen Fahnen geschrieben wurde und der, von seinem Fußvolk schwenkend und jubelnd, hoch gehalten wird. Die viel größere Krux der Ismen ist also, dass sie selbst einen Kampf implizieren, der im Außen vollzogen werden will, weil die Erstarrung der Ideen eine innere Anteilnahme der Wesenhaftigkeit der Ideen seelisch behindert und gar unmöglich macht. Denn ein Kampf ist immer auf ein Außen bezogen, auf ein feindliches und nicht wohl gesonnenes Gegenüber und schließt sich ab von einem empfindsamen Innen des feinen, seelischen Wesens, das der Mensch ist und sein kann.
Die Krux mit allen Ismen ist also, dass es sich hier um eine Diktatur des Außen handelt, die unsere Innenwelten mitunter unterdrückt oder nicht beachtet oder diese einfach noch nicht wesenhaft gestärkt zur Entwicklung hat kommen lassen, sodass die Innenwelten noch zu schwach sind, um in der wetteifernden, brutalen Welt der Boxer und Feldherren, zur Entfaltung zu kommen. Und die Innenwelten werden von nach außen orientierten Individuen, Gemeinschaften, Institutionen und Parteien schlicht ignoriert und vernachlässigt, da sie schwerer fassbar und verstehbar sind, besonders im Lärm, Gewese und Verkehr einer hartnäckigen Außenorientierung. Der Nutzen also, den diese nach außen orientierten Wesen sich versprechen, deren Wille, vielleicht Hoffnung und vor allem Ehrgeiz, ist es, das die Innenwelten schlicht für nicht existent erachtet, weil für im Außen orientierte Wesen, ein Ding und Gegenstand das einzig Existente darstellt. So bleibt aber auch mit dieser Attitüde eine Furcht vor dem Tode übrig, die zusätzlich die Außenorientierung antreibt und so eine Sucht und fanatische Fixierung auf das Außen das Kennzeichen dieser Attitüde darstellt. Ein sich selbst beschleunigender und intensivierender Vorgang.
Klar zu erkennen ist also, dass über die Jahrhunderte nicht einfach nur ein paar seltene Individuen genügen, denen die Innenorientierung und ihre Entfaltung dennoch gelang, wie die Geschichte der Weisheitslehren aller Religionen zeigt. Es bedarf vielmehr eine wesentliche Zunahme von Individuen, denen die Innenwelten stark genug erscheinen und die entwickelt genug voran gekommen sind, sich in die Außenwelt hinein zu wagen und die dann auch noch darin bestehen können. Was, wie eingesehen werden kann, eine weitere Krux zum Ausdruck bringt.
Die Krux der Ismen aller Art, ist also ein Problem der Fixierung auf das Außen unter Vernachlässigung der Entfaltung der subtilen inneren Welten des Gewissens der Seele und der höheren Ethik und Moral der geistigen Orientierung. Wer überwiegend im Außen orientiert ist, bildet weniger bis gar nicht eine Sensibilität aus, um Innenwelten zu erkennen und zu verstehen. Dieser Mangel an Erkenntnis und Verstehen bedeutet aber, dass die Außenorientierung in einem ewigen Streit liegt mit ihren Gleichgesinnten, und das sind im Falle des Kapitalismus, die Wettbewerber und Konkurrenten; und im Falle der Politik, die anderen Parteien oder Mächtigen, die Entscheidungsbefugnis besitzen; und im Falle der Öffentlichkeiten, der Nachbar, der Nächste, der Freund, der Partner und die Kinder. Das Diktum der hoch geschätzten Streitkultur in einer Demokratie, ist damit ein andauernder und unkritisch hingenommener Selbstläufer, der kein wirkliches Interesse daran zeigt, Kriege und hartnäckigen Streit zu entmutigen, im Gegenteil, die Außenorientierung läuft so unbesehen und ungerührt von Streit zu Krieg, von Zank zu Scheidung, von Widerspruch zu Widerstand zu Austritt und Spaltung, von gewollter Versöhnung und Toleranz zu gewollter Trennung und Intoleranz.
Dies alles heißt nun nicht, dass die Menschheit gänzlich von einer Außenorientierung auf eine Innenorientierung umschwenken muss und die Außenorientierung abzulösen hätte. Es bedeutet vielmehr, dass die Außenorientierung zu ergänzen ist mit einer Innenorientierung, die sich den subtilen und feineren Welten widmet und nicht nur den groben, dinglichen und an die Zeit fixierten. Es heißt aber auch, den Schwerpunkt der Außenorientierung zu verlagern und der Innenorientierung mehr Gewicht zu verleihen. In einer freien Demokratie, in der es sämtliche Werke der Kunst und Wissenschaft, der Weisheitslehren und Religionen, frei verfügbar zu erschwinglichen Preisen oder als gemeinfreie Werke nahezu kostenlos gibt, sollte es gelingen den Heranwachsenden und Erwachsenen diesen freien Zugang schmackhaft zu machen und sie so einzuladen, ihren Schwerpunkt des Charakters der Betrachtung von Ich, Welt, Natur und Kósmos zu verlagern, um ein Gleichgewicht zwischen Außen- und Innenorientierung freiwillig, selbstverantwortlich und leidenschaftlich herzustellen. Dies wird der Menschheit nicht nur nützen, sondern ist wesentlich auch notwendig, um in der kósmischen Entwicklung auf dieser Erde zu bleiben und nicht von der Natur des Kósmos ausgestoßen zu werden. Oder vom Klima verdrängt.
Wenn zehn Zuhörer oder Leser einer Dichtung, darin jeweils etwas anderes hören und sehen, so wird behauptet, würde die Kraft und der Wert dieser Dichtung darin bestehen, eine solche Vielfältigkeit räsonierend erzeugt zu haben, und diese Dichtung wäre aus diesem Grunde der erzeugten Vielfalt heraus bereits wertvoll.
Dem entgegen zu halten ist, dass der Dichter und Autor selbst in dieser Vielfältigkeit der Deutungen verloren zu gehen scheint und nicht ganz klar wird, wer dieser Autor an sich eigentlich ist und was ihn motiviert hat zu schreiben und gerade dies oder jenes zu schreiben. Denn wenn sich die Vielfalt der Interpretationen verliert in sich selbst, bleibt der Autor auf der Strecke und geht verloren. Und die Frage wäre zu stellen, sowie die Probe zu üben, was die zehn Leser und Hörer sich gegenseitig zu sagen haben über das Wahrgenommene in dieser einen Dichtung. Es bleibt zu vermuten, dass die der Beliebigkeit nahe stehenden zehn verschiedenen Interpretationen, es verunmöglichen, dass die zehn Leser und Hörer sich nicht einig darüber werden können, was nun die Wahrheit an dieser Dichtung sei. Und in der Tat wird behauptet, es gäbe keine Wahrheit oder es hätte jeder seine eigene. Was seinerseits auf die Zersplitterung von Wahrheit oder dem, was dafür gehalten wird, hindeutet, und damit auch auf ein nur narzisstisch-egoisches Selbstverständnis der zehn Zuhörer.
Zudem wird behauptet, dass bereits die Frage nach der Wahrheit der möglicherweise beabsichtigten Bedeutung des Geschriebenen des Autors, den Geschmack mit sich bringe, eine dogmatische, absolute Wahrheit verkünden zu wollen, und in sozialistischen und diktatorischen Systemen der Vergangenheit und Gegenwart, hätte man genug solchen Irrsinns und Respektlosigkeiten gehört, die unterdrückend und versklavend unterwegs gewesen waren und sind, und davon hätte man endgültig genug. Es handelt sich also um Ressentiment und nicht um klare Erkenntnis des Geschehens der Interpretation und möglichen Beliebigkeit, die sich hier nachlässig gegenüber Wahrheit zu zeigen scheint.
Des Weiteren wird in solchen Zusammenhängen darauf aufmerksam gemacht, dass der gegenseitige Austausch der zehn Leser und Zuhörer, schon zu einem gewissen Kern der Wahrheit gelangen könne. Auf Nachfrage wird der Unterschied zwischen einem Kern dieser Wahrheiten und einer möglichen absoluten Wahrheit, als wesentlich gesehen, aber der Begriff der absoluten Wahrheit mit Dogma und Unterdrückung gleichgesetzt. Die Vehemenz mit der hier gestritten wird, deutet auch auf eine projektive Bewegung in Richtung einer Begriffsverschiebung, die lediglich zwei Worte miteinander tauscht und dabei dennoch im Sinne des anderen Wortes agiert. Dass also der Realität der verständnislosen und verwerflichen Unterdrückung in antidemokratischen Gesellschaftssystemen, sich wesenhaft erhalten hat und gibt, aber, sich selbst belügend, sich mit einem anderen Begriff ausstattet, um dasselbe psychologisch verwerfliche Spiel zu spielen. Sich selbst dieses Geschehens nicht bewusst. Es gäbe, so wird behauptet, sehr wohl einen Kern gemeinsamer Wahrheit, aber eine absolute Wahrheit gäbe es nicht. Was dieser Kern der gemeinsamen Wahrheit eigentlich sei, bleibt zunächst unbeantwortet, doch es wird entschieden dem Begriff der absoluten Wahrheit der Kampf angesagt. Es sei also wohl alles relativ. Und also beliebig, wird impliziert. Was meint: narzisstisch-egoisch.