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„Armageddon“, Endzeiterwartungen, Mysterien, die Verteufelung politischer Rivalen, Verschwörungstheorien aller Arten – für all dies und mehr steht in besonderer Weise die biblische Zahl 666, berühmt und berüchtigt aus der Apokalypse des Johannes, dem obskuren Abschluss der christlichen Bibel. Kaum ein Held oder Schurke der Geschichte der letzten zwei Jahrtausenden, der von seinen Gegnern nicht verdächtigt wurde, als ominöses „Tier 666“ das Prinzip des Bösen zu verkörpern: Nero, Hadrian, Mohamed, Päpste, Luther, Stalin, Hitler, … Jesus, wozu sich in unserer Zeit noch diffuse Ängste vor einer totalitären Kontrolle mittels Barcodes oder Smartphones gesellen. Auch wenn Autorenschaft und Datierung der Apokalypse umstritten geblieben ist, spielt die Handlung unstrittig im Umfeld des antiken Judentums. In zeitlichen Kontext und kulturellen Milieu betrachtet lichtet sich der mystische Nebel und offenbart die Beschreibung dramatischer Zeitgeschichte. Unser Buch erläutert die geschichtlichen, methodischen und sprachlichen Grundlagen im antiken Spannungsfeld zwischen Apokalyptik, jüdisch-römischer Kriege, Talmud und Kabbala. Die für viele Leser unerwarteten, oft wortgleichen Parallelen in den Texten des Christentums und des Talmuds verweisen dabei auf ein literarisches Messias-Duell zwischen Jesus von Nazareth und Simon Bar Kochba, die beide von ihren Anhängern mit der berühmten Stern-Weissagung der Bibel legitimiert wurden.
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Seitenzahl: 387
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Vorbemerkungen
Dieses Buch über die historischen Hintergründe zur Zahl 666 aus dem christlichen Buch der Apokalypse des Johannes ist in den Jahren 1998/99 als Nebenprodukt einer in hebräischer Sprache verfassten historischen Arbeit zu Bar Kochba entstanden. Basierend darauf entstanden im Folgejahr ein paar englische Artikel, schließlich das dieses Werk in deutscher Sprache. Erst im Frühjahr 2012 fiel es mir das Werk bei der Sichtung alter, längst nicht mehr benutzter Disketten wieder in die Hände. Auf Drängen von Freunden,1 die von den leichter lesbaren Auszügen sehr angetan waren, nahm ich es auf mich, die auf längst schon veralteten Dateienformaten wie Lotus Wordpro gespeicherte Kapitel nochmals aufzuarbeiten.
Es folgten endlos lästige Korrekturen im Layout und in der Formatierung und die leider nicht mehr übertragbaren hebräischen und griechischen Zitate die mit nicht mehr kompatibler Software geschrieben wurden neu abgetippt und im Abstand vieler Jahre teilweise „erraten“ werden.
Es entstand nun ein Privatdruck in kleiner Auflage für Freunde und Bekannte. Nun, drei weitere Jahre später werde ich, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit „dem“ Nahostkonklikt immer wieder auf das Buch angesprochen oder mit politischen Entwicklungen und Diskussionen daran, mal so mal so erinnert. Der Entschluss, das Manuskript nun doch öffentlich zugänglich zu machen, ergibt sich daraus, zumal damit das „Versäumnis“ erledigt ist.2
Auf inhaltliche Aktualisierungen habe ich weitgehend verzichtet, wohl wissend, dass das Internet nach dem Jahr 2000 die Zahl von Verschwörungstheorien und Varianten zur Erklärung der ominösen Zahl 666 noch viel weiter anwachsen ließ. Doch Hypothesen darüber, ob mittlerweile auch 9/11, Al Kai-da, smart-phones, RFID-chips, QR-Codes, Edward Snowden, Rauchmelder, Obama (dessen Limousine den Beinamen „the Beast“ trägt), ISIS“ oder Putin etwas mit dem bösen „Tier 666“ zu tun haben könnten, sind für die historischen Ausführungen dieses Buches letztlich unerheblich. Zum einem beansprucht es nicht alle Fragen zu lösen, was gegenüber künftigen Genrationen auch nicht wirklich fair wäre, zum anderen können wir uns sicher sein, dass es in naher wie ferner Zukunft keinen Mangel an Spekulationen geben wird.
Trotz seiner Methodik und Ausstattung versteht sich das Buch nicht als „akademische“ Arbeit. Auch ist das Werk, trotzdem es aus der historischen Perspektive jüdischer Quellen geschrieben ist, ganz sicher kein religiöses Werk und verfolgt entsprechend auch keine in diese Richtung weisende Absichten. Um diesen vielleicht manchem Leser unklaren Standpunkt zu verdeutlichen, zitiere ich den 1994 verstorbenen Wissenschaftler und Religionsphilosophen Yeshayahu Leibowitz, dessen Ratschläge und Einsichten mir (gerade auch in Bezug auf das Themenumfeld dieses Buches) sehr hilfreich waren. Dank gilt auch Aharon Oppenheimer und Ehud Netzer.
Auf die Frage nach dem Kommen des Messias hatte Leibowitz, der ausgewiesene Sketiker stets sehr pointiert gesagt: „Der Messias der kommt, ist der falsche.“ Ein Satz über den man nachdenken muss. Das vorliegende Buch kann dem dazu geneigten Leser dabei helfen.
Yehuda Shenef
Jerusalem, Ende Januar 2016 (tu be schwat)
1 Besonderer Dank gilt hier Margit Hummel und Chana Tausendfels.
2 Ein Namensregister wäre wünschenswert gewesen, ließ sich aber aufgrund der zahlreichen konkurrienden Schreibweisen und Verwechslungsmöglichkeiten nicht sinnvoll realisieren. Der Ebook-Ausgabe steht die digitale Suche zur Verfügung.
00 Vorbemerkung
0 Einleitung: Die Zahl eines Menschen
1 Das böse Kind
2 Quadratisch, rund und dreieckig
3 Hier bin ich Tier, hier darf ich’s sein
4 Eine Zeit, zwei Zeiten und noch eine Halbzeit
5 Der Schlüssel zum Abgrund
6 Die sieben Siegel
7 Die Babylonische Hure
8 Das Kennzeichen des Tiers
9 Das Tier 666
10 Die Bedeutung der biblischen Zahl 666
11 Das Alpha und das Omega
12 Der helle Morgenstern: Das Beispiel der Ester
13 Die Weisheit Salomos
14 Nachtrag: Der Neubau des Tempels in Jerusalem
Glossar
,
Abbildungs
- und
Literaturverzeichnisse
Kaum ein andere Zahl der Bibel beschäftigte die menschliche Phantasie im Laufe der Jahrtausende so sehr wie die berühmtberüchtigte „666“, die „Zahl des Tieres” aus der „Offenbarung des Johannes” der christlichen Bibel:
„Und es wird alle dazu veranlassen, den Kleinen wie den Großen, den Reichen wie den Bettler, den Freien wie den Sklaven, ein Kennzeichen am rechten Arm wie an der Stirn zu tragen, damit man weder kaufen noch verkaufen kann ohne das Kennzeichen, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Solcher Art ist Klugheit. Wer über das Wissen verfügt, der berechnet die Zahl des Tieres. Es ist die Zahl eines Menschen und die Zahl ist Sechshundertsechsundsechzig.”(Apok. 13.16 ff.)
Dem Text ist zu entnehmen, dass die Zahl des Tieres die „Zahl eines Menschen” sei und dass jeder, der das Wissen habe, die Zahl be- oder ausrechnen könne. Welche Art von „Wissen” setzt der Autor aber für die Lösung des „Rätsel“ voraus? Er spricht vom „Namen” und von der „Zahl” des Tieres und noch genauer sogar von der „Zahl seines Namens” und auch davon, dass man diese „ausrechnen” könne, weshalb zurecht an die bereits in der Antike gebräuchliche Methode der Zahlenwertberechnung einzelner Worte gedacht wird.
Im Hebräischen wurden die 22 Buchstaben des Alef-Bets auch zur Grundlage der Darstellung aller Zahlen (außer der nicht dargestellten Null). Der erste Buchstabe Alef war zugleich das Zahlzeichen für den Wert 1, der zweite Buchstabe Bet stellte auch die Zahl 2 dar, der dritte Buchstabe die 3, usw. Nach den Einern wurden sodann die Zehner (10-90) notiert, schließlich die Hunderter, die mit dem zweiundzwanzigsten und letzten Buchstaben Taw für 400. So setzte man nun alle weiteren Zahlen zusammen. Die 525 notierte man so als , also 400+100+20+5.3 Im Gegenzug besaß jedes hebräische Wort auch einen sog. „Zahlenwert“, weshalb man kad (= Krug) auch als Zahl 24 lesen kann.
Das hebräische Alefbet
Auch die antiken Griechen stellten ihre Zahlen mit den Buchstaben ihres Alfabets dar und gingen dabei auf die genau selbe Weise vor wie die Juden: zuerst die Einer, dann die Zehner und zuletzt die Hunderter. Da das griechische Alfabet auch nur über 24 Buchstaben verfügt, wurden drei Zahlen, nämlich die 6, die 90 und die 900 durch neue Zeichen ergänzt, die jedoch in Wörtern nicht vorkommen können. Es wurde sogar vermutet, dass die Juden nun diese Zähltechnik von den Griechen übernommen und sie nach ihrem Vorbild „Gematria” genannt hätten.
Das griechische Alfabet
Die griechische Isopsefi drückt wie die hebräische Gematria Zahlen mit Buchstaben aus und deutet Worte nach ihren Zahlenwerten. Das griechische Wort δεμος (demos) „Dorf, Volk, Gemeinde” summiert sich so zu 4+8+40+70+200, also 322. Antike Beispiele für solche Zahlenwertberechnungen und Vergleiche finden sich in der jüdischen6 wie auch in der griechischen7 Literatur in großer Zahl. Über den Grad der Verbreitung solcher Zahlenspiele gibt auch eine in Pompeji gefundene Inschrift Aufschluss, in welcher es heißt: „Ich liebe das Mädchen dessen Zahl 545 ist.” Die Zahl wurde mit den griechischen Buchstaben Φ M E (F, M, E), also als 500, 40, 5 wiedergegeben.8
Auch die alten Römer benutzten Buchstaben für die Darstellung ihrer Zahlen, jedoch nur einige wenige und ohne Bezug zu ihrem ABC:
3.
Buchstabe
C
100
4.
Buchstabe
D
500
9.
Buchstabe
I
1
11.
Buchstabe
L
50
12.
Buchstabe
M
1000
20.
Buchstabe
V
5
21.
Buchstabe
X
10
Die numerische Abfolge der auf nur sieben Buchstaben begrenzten Zahlzeichen I, V, X, L, C, D, M steht in keinem Bezug zur Ordnung des lateinischen ABC’s.9 Das sehr unpraktische Zahlensystem der Römer eignete sich nicht für systematische gematrische, bzw, isopsefische Assoziationen zwischen Wörtern und Zahlen, wie Juden und Griechen sie kannten, da nur in Ausnahmefällen die Buchstaben lateinischer Wörter zugleich auch Ziffern waren,10 wie etwa beim Wort „lux” (= Licht), das man, wenn schon nicht in nummero-logischer Folge, so aber doch auch als L+V+X, bzw. 50+5+10 lesen und auf 65 addieren kann. Erst im Mittelalter ordneten christliche Gelehrte dem lat. ABC nach jüdischen, bzw. griechischem Vorbild Ziffern zu. Wir werden dazu noch Beispiele sehen.
Die Apokalypse des Johannes ist nun aber doch in griechischer Sprache verfasst worden und geht wegen ihres Ursprungs und Inhalts zu einem wesentlichen Teil auf jüdisch-griechisches Gedankengut zurück. Die „Literaturgattung“ der Apokalyptik an sich wird - ohne immer diesen griechischen Namen zu tragen - als eine originär jüdische Literaturgattung aufgefasst.11 Die Lösung des Rätsels müsste also im hebräischen oder griechischen Sprachbereich zu „berechnen“ sein, da es keinen Grund gibt, dem Autoren des Rätsels Kenntnisse in erst viel später entstandenen Sprachen zu unterstellen.
Im Folgenden betrachten wir einige der populärsten Deutungsversuche und prüfen ihre Wahrscheinlichkeit im historischen Kontext. Anschließend daran widmen wir uns den mathematischen Eigenschaften und der Ideengeschichte der Zahl 666, ehe wir zuletzt unsere eigene Deutungen des Rätsels zum Besten geben.
3 In der selben Weise werden heute noch hebräische Jahreszahlen notiert, etwa auf Grabsteinen.
4 Wilhelm Bacher - Die exegetische Terminologie der jüdischen Traditionsliteratur, Band 1, S. 127
5 Jacob Levy - Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim, Band 1, S. 324; Gustaf H. Dalmann - Aramäisch-Neuhebräisches Handwörterbuch zu Targum, Talmud und Midrasch, S. 81
6 Mackot 23 b betont, das die „Gematria” des Wortes min (tora) 611 beträgt.
7 „Δαμαγοραν” και „λοιμον” „ισοψεφον τις ακουσας ... (AP II, 334): Beide Worte haben den Zahlenwert 270.
8 William Barclay - Die Offenbarung des Johannes, Band 2, S. 118
9 Umgekehrt lässt das Ordnungsschema 9, 20, 21, 11, 3, 4, 12 keine Systematik erkennen.
10 Seit Hadrian ist der Brauch überliefert, in römischen Inschriften Abkürzungen mit Balken über den Buchstaben zu kennzeichnen, eine Praxis, die im Übrigen heute noch im Judentum gebräuchlich ist, etwa auf Grabsteinen.
11 Siehe Hennecken / Schneemelcher - Apokryphen, Band 2: Einführung in die Apokalyptik
Schon früh deuteten christliche Gelehrte die Zahl des Tieres auf das römische Imperium und so fand der „Kirchenvater“ Irenäus (gest. um 200 n.a.Z.), dass auf Griechisch geschrieben der Begriff λατεινος (lateinos) den Wert 666 ergibt. Noch im Jahr 1838 schreibt dazu der einflussreiche katholische Gelehrte Franz Allioli in seinem umfangreichen Bibelkommentar: „Nach dem Zusammenhang hat diese Deutung die größte Wahrscheinlichkeit, und so wäre unter dem Thiere das mächtige römische Reich - Latium, die Lateiner - bezeichnet, wie dieses auch unter den übrigen Bildern des Thieres kenntlich und deutlich hervortritt.”12 In dieser „Erklärung” fehlt ein Beleg dafür, dass die Römer zur Zeit des Apokalyptikers in besonderer Weise als Einwohner „Latiums“ betrachtet wurden. Zudem wurde Latium griechisch regulär als Λατινη (Latine) geschrieben, wohingegen man die Bewohner von Latium Λατινος (Latinos) nannte. Letzteres ergibt aber nicht den gewünschten Zahlenwert 666, sondern eben nur 661. Ein weiterer Nachteil der irenäischen Deutung besteht darin, dass sie das vorgegebene Kriterium „Zahl eines Menschen” unbeachtet lässt. Aber leider berichtet keine historische oder religiöse Schrift von einer Person die als „Lateinos” bekannt geworden wäre. Um diesen Mangel auszugleichen, fehlte es dann nicht an Versuchen, römische Kaiser wie Julian „Apostatus” als das Tier 666 zu „berechnen“.13 Als weitere Lösung gab Irenäus auch den erfundenen „Namen” ευανθας (eu’anthas) an, dessen Buchstaben sich nun zwar auf den Wert 666 summieren, jedoch blieb er eine Erklärung schuldig, was das denn nun überhaupt besagen soll.
Unbestrittener Favorit und bis heute mit Abstand am häufigsten im Zusammenhang mit der 666 genannt ist der römische Kaiser Nero, den man sich ohne Peter Ustinov vor Augen kaum noch vorstellen kann. Als personifizierten Bösewicht wurde ihm der „Brand Roms“ und die darauf folgende angebliche „Christenverfolgung” angelastet. In jüngster Zeit tendiert die Forschung jedoch dazu, den „Paradefall des Erzschurken” zumindest von einigen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entlasten, zumal es fraglich wäre, warum Nero im Umfeld des jüdisch-römischen Krieges offenkundig Rom-treue „Christen“, nicht aber Juden hätte verfolgen lassen sollen.
Wie das obige Beispiel Julians zeigt, ist es keineswegs einfach, die Namen römischen Herrscher wiederzugeben, zumal diese ihren Zeitgenossen nicht zwangsläufig unter den Kurznamen geläufig waren, auf die sich die Nachwelt wohl aus Gründen der Bequemlichkeit festgelegt hat. Ein paar Beispiele authentischer (und damit üblicherweise) griechischer Namensnennungen verdeutlichen die Problematik:
Der uns heute als „Kaiser Augustus” geläufige Herrscher hieß „Kαισαρ θεος Σεβαστός Θεου υιος” (kaisar theos sebastos te’u hyios), d. h. er wurde als „Caesar Gott Augustus14 Sohn Gottes” bezeichnet. Mit der Adoption durch Gaius Julius Caesar nahm der als Gaius Octavian15 geborene Sohn des Prätors Octavian den Namen Caesars an: „Gaius Julius Caesar Augustus”. Den Beinamen Octavian führte er allem Anschein nach nicht. Er wurde auch von seinen Gefolgsleuten nie gebraucht, findet sich aber in den Schriften Ciceros, der ihn später allerdings nur noch Gaius Caesar nennt. Ab dem Jahr 40 v.a.Z. nennt sich der „junge Caesar” selbst nunmehr ”Imperator Caesar Divi Filius”, seit dem 16. Januar 27 v.a.Z. aber lautete sein offizieller römischer Herrschername: „Imperator Caesar Divi Filius Augustus”. Einen Monat nach seinem Tod am 19. August 14 n.a.Z. „vergöttlichte“ ihn der römische Senat, wie schon zuvor seinen Adoptivvater Julius Caesar, und nannte ihn „Divus Augustus”. Woran sollten wir uns nun orientieren, wenn wir versuchen wollten, den Zahlenwert seines Namens zu berechnen?
Das selbe Problem - der Überfluss an Namen und häufig wechselnde Namen - begegnet uns faktisch bei fast allen römischen Herrschern die lange genug im Amt waren und so selbstverständlich auch bei Nero. Für ihn ist offiziell belegt: „Νερον Κλαvδιος Καισαρ Σεβαστoς Γερμανικoς Αυτοκρατορ Θεος” (= neron klaudios kaisar sebastos germanikos autokrator theos).16 Zusammengerechnet ergibt das nach der griechischen Zählweise den Wert 5195. An welchen Stellen müsste man also mit der Schere ansetzen, wenn man den Namen unbedingt auf den Wert 666 reduzieren wollte? In der üblichen griech. Schreibweise ergibt aber bereits Nερών (neron) 1005.
1. das Praenomen(= Vornamen)
2. das Nomen Gentile (= Name der Gens, Sippe)
3. das Cognomen(= Beinamen, meist zur Bezeichnung einer Linie der Familie)
Nach der sog. Pisonischen Verschwörung im Folgejahr „empfahl“ Nero sogar den Tod seines früheren Lehrers, Beraters und Freundes Seneca. Im zeitgleichen Krieg mit den Juden übertrug Nero den Oberbefehl seinem General Vespasian. Im Juni 69 beging Nero Selbstmord nachdem der Senat zuvor bereits Galba zum neuen Herrscher ausgerufen hatte. Zum Zeitpunkt seines Todes war Nero noch nicht einmal 32 Jahre alt.
Wir können uns also die berechtigte Frage stellen, welchen Anlass der Verfasser der Apokalypse denn nun eigentlich gehabt haben sollte, der Nachwelt ausgerechnet den unbedarften und harmlosen 13- bis 17-jährigen Nero in seinen Thronfolger-Jahren als Sinnbild des Bösen darzustellen. Die tatsächlichen und angedichteten Grausamkeiten späterer Herrschaftsjahre haben einen solchen Bedarf nach Ausschmückung gewiss nicht wecken können, zumal jedem römischen Bürger bekannt war, dass der Caesar-Titel eben nur den Thronfolger, und nicht den Herrscher bezeichnete. Die Vermutung, der Apokalyptiker könnte gegen Ende des ersten oder zu Beginn des zweiten Jahrhunderts Nero mit „Neron Kesar” als das Tier 666 umschrieben haben, ist deshalbvöllig abwegig, weil historisch unmöglich.
Eine Variante davon ist auch die Lesart eines gleichfalls hebräisch geschriebenen „neron scheni”, eines zweiten Nero: . Grundlage dieser Spekulationen sind die bereits in der Antike verbreiteten Berichte über einen angeblich von den Toten auferstandenen Nero. Tatsächlich dürfte es sich dabei aber, wie bereits Tacitus meinte, um Nero-Doppelgänger gehandelt haben, die aus ihrer vorstellbaren äußerlichen und zum Teil wohl auch stimmlichen Ähnlichkeit mit dem berühmten Toten, versuchten etwas Kapital zu schlagen. Da die Römer ihre Toten aber in aller Regel verbrannten, bleibt ein zweiter, „wiederauferstandener“ Nero wohl nur eine bloße Gedankenspielerei, wenngleich vermutlich keine folgenlose.29 Zwar sind die Versuche, das „Tier 666” als Nero zu deuten angesichts der christlichen Legenden nicht weiter verwunderlich, jedoch basieren diese Interpretationen bereits auf dem schon vorhandenen Mythos. Zudem lassen sich mit der Person des Nero auch nicht die weiteren Angaben des Apokalyptikers über das „Tier” verknüpfen.
Es gab natürlich auch kein „Zeichen des Nero”, das an Hand und Stirn zu tragen jemals irgendjemand gezwungen gewesen wäre, weshalb auch die manchmal ins Feld geführten Brandzeichen für entlaufene und wiedergefangenen römische Sklaven hier nicht in Frage kommen.30 Sagt doch der Text ganz unmissverständlich, dass Freie wie Sklaven, Reiche wie Bettler gleichermaßen das Zeichen des Tieres zu tragen hätten. Allem Anschein nach hielt der Apokalyptiker diese Schilderung für charakteristisch, weshalb es wohl auch falsch wäre, sie anders als wörtlich zu verstehen. Selbstverständlich ist uns damit vom Autoren auch bewusst ein Kriterium zur Beurteilung des „Tieres” mitgegeben worden, das wir aber in keinster Weise mit der historischen Person des Nero in Verbindung bringen können, schon gar nicht mit seiner jugendlichen Ausgabe.
Es wurden noch einige andere römische Könige in Betracht gezogen. Zum Beispiel Gaius Caesar Augustus Germanikus (37-41), den seine Zeitgenossen vor allem unter dem Namen „gaius” kannten. Uns ist er unter seinem Spitznamen Caligula geläufig. Diesen greift auch die folgende Deutung31 auf:
(ha’aggoistos kaligulas kesar)
Caligulas eigentlicher Name Gaius bleibt unerwähnt, wohingegen der Herrschertitel Augustos mit gleich zwei „Gimmel” () und einem „Jud” geschrieben wird. Letzteres würde mit dem „Vav” sogar einen, in diesem Zusammenhang wohl äußerst denkwürdigen, fast schon jiddischen () „oi”- Laut ergeben! Am Wortende wird der Name nun sogar auch noch mit einem „Sajin” anstelle des ansonsten unüblichen „Samech” wieder-gegeben. Zudem wurde noch der Artikel (ha-) „der” vorangestellt. Auch in diesem Fall ging es den (jüdischen?) Deutern klar erkennbar darum, einen bereits einschlägig negativ beurteilten römischen Herrscher (eine „leichte Beute” sozusagen) noch zusätzlich zu verteufeln.
Das Gesagte trifft im selben Maße auf die Berechnungen bezüglich Domitian, einem weiteren Erzschurken auf dem römischen Thron (81-96), zu.
(ha-agustos domitiano kaisar)
Abgesehen von dem wieder vorangestellten Artikel „ha” erscheint der „Augustus“-Titel nun in seiner üblichen hebräischen Schreibweise. Der Name Domitian erhält aber eine ganz unerklärliche O-Endung, während Beinamen Caesar diesesmal eigenartig mit zwei „Jud” geschrieben wird und damit die griechische Aussprache „kaisar” umschreibt. Wenn man aber von einer griechischen Lesart ausgeht, müsste es demnach aber auch Domitan-os heißen und es gibt wohl auch keinen Grund dies alles auf Hebräisch zu schreiben, abgesehen davon, dass mit dem zusätzlichen „samech” der Zahlenwert nicht mehr 666, sondern 726 wäre.32
Auch das ausgedachte Kunstwort , das mir selbst vor einigen Jahren eingefallen war, ergibt den Zahlenwert 666. Es liest sich als „hatrajan” und fasst quasi in einer Art „Doppellösung” die beiden aufeinanderfolgenden römischen Könige Trajan (98-117) und Hadrian (117-138) zusammen. Obwohl Trajan seinen Neffen zu Lebzeiten weder den Caesar-Titel verliehen noch ihn adoptiert hatte,33 wäre diese, wie gesagt nur erfundene, „Zusammenfassung“ der beiden jedoch gar nicht so abwegig, zumindest dann nicht, wenn man versucht, sie aus dem Blickwinkel ihrer zumal jüdischen Zeitgenossen zu betrachten. Beide stammten nämlich aus der selben südspanischen Ortschaft namens Ithalica (nahe dem heutigen Sevilla). Hadrian begleitete seinen Onkel etwa zwei Jahrzehnte lang auf fast allen Reisen und bei all seinen Feldzügen. Er diente ihm zudem auch noch als persönlicher Sekretär34 und Redenschreiber. Man kann also durchaus mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass wenigstens der öffentliche Trajan bis zu einem gewissen Grad ein „Produkt” seines Neffen Hadrian war. Trajans offizieller Herrschaftsname lautete nun Caesar Nerva Trajanus Augustus, wohingegen Hadrian auf Inschriften als Caesar Nerva Trajanus Hadrianus Augustus erscheint. Der Unterschied ist also recht gering, zumal sich auch die beiden Namen „Trajan” und „Hadrian” dem Gehör nach ähneln.35
Eine weitere, wohl bestimmende, Parallele war, dass sowohl Trajan (in stetiger Begleitung Hadrians) als auch Hadrian als dessen Nachfoger umfangreiche militärische Auseinandersetzungen mit jüdischen Aufständischen hatten. Aus jüdischer Sicht mag da kein großer Unterschied zwischen den ähnlich klingenden römischen Königen bestanden haben. Gegen diese Lösung spricht jedoch der fehlende Beleg einer solchen zusammengefassten Schreibweise der Namen Trajan und Hadrian. Zudem setzt eine solche Deutung die Regentschaft Hadrians ab dem 11. August 117 voraus, wohingegen die meisten Gelehrten heute die Niederschrift der Johannes-Apokalypse etwa gegen Ende des ersten („christlichen“) Jahrhunderts datieren. In eine Zeit also, in der überhaupt nichts für einen späteren Augustus Hadrian sprach.
Das Nero-Kindlein als Sinnbild des Bösen?
Nero als Kind
Nero im Alter von 12 Jahren
Die nach Julian „Apostatus” zeitlich späteste Deutung der Zahl 666 fällt auf den römischen König Diokletian (284-305),36 dem wie bereits Nero und Domitian Verfolgungen von „Christen“ nachgesagt wurden:
(diokletianos kaisar)
Die Schreibweise des Herrschernamens wäre authentisch und ergibt auch tatsächlich den Zahlenwert 666. Doch wie bereits bei Domitian erscheint Caesar hier in der griechischen Aussprache als „kaisar” (wozu dann sogar auch die „os”-Endung des Namens passt). Auch grammatikalisch geht es in Ordnung. Wie wir aber gesehen haben, bezeichnete der Titel Caesar eben nicht den Herrscher selbst, sondern lediglich dessen Thronfolger. Interessanterweise ist es gerade Diokletian,37 der mit dieser Regel bricht, indem er als erster ein Herrscherkollegium bildete. Die letzten zwölf Jahre seiner Amtszeit, vom 1. März 293 bis zum 1. Mai 305, dem Tag seiner Abdankung,38 herrschte Diokletian zusammen mit seinen beiden „Caesares“ Constantinus und Galerius Maximianus in einer Art Tetrarchie. Zwar blieb Diokletian als Augustus der eigentliche Herrscher, seine beiden Mitregenten erhielten weitreichende Machtbefugnisse. Nach Diokletians Rückzug aus der Politik (der ihm die für römische Könige äußerst seltene Erfahrung ermöglichte, seine Amtszeit zu überleben, und dies sogar um acht Jahre) teilten sich die beiden bisherigen Caesaren Constantinus und Maximianus zunächst sogar den Herrschertitel des Augustus (auch dies eine Premiere!). Sie wählten sich mit Severus und Maximinus Daia ihrerseits eigene Caesares. Diese Entwicklung, deren eigentlicher Sinn darin bestand, durch möglichst breite Bündnisse das Reich „zusammenzuhalten“, trug aber ungewollt zum Zerfall des Imperiums bei. Es ist klar, dass Diokletian selbst als „kaisar” nicht in Frage kommt, zumal er auch nicht adoptiert wurde oder zum Thronfolger ernannt worden war. Zur Zeit Diokletians war die Apokalypse des Johannes zudem bereits mehrfach bezeugt, so wir den gemäßen Zeugnissen Glauben schenken können. Obwohl ihm Verfolgungen von „Christen“ nachgesagt werden, gibt es wie bei allen anderen römischen Herrschern, auch bei Diokletian, keine Hinweise darauf, dass seine Untertanen irgendeine Art von Zeichen oder Markierung an ihren Händen und Stirnen zu tragen hatten.
Nachdem das Christentum im maroden Römerreich zur vorherrschenden Religion aufstieg,50 nahm auch die latent antirömische Polemik ein Ende, zumal von jenem Zeitpunkt ab, Rom selbst sich als christliches Zentrum herausgebildet hatte. Kritik an Rom war nun Kritik am Papst. Da nun kam das an der südöstlichen Grenze entstandene islamische Reich der Kalifen nicht ungelegen, wenngleich es sich auch tatsächlich um einen ernsthaften religiösen und politischen Kontrahenten handelte. Was lag also näher, als den Stifter der islamischen Religion, Mohamed den ohnehin zweifelhaften „Dämon“ der Muselmanen selbst als das bereits in der Apokalypse des Johannes geweissagte Tier 666 zu entlarven und entsprechend zu „verteufeln”? Wurde doch so zugleich auch jeder Muslim zu einer Art „Teufelsdiener” degradiert. Der Kampfesmoral in den Reihen der Kreuzritter konnte es nicht schaden, den Gegner zu „kennen”. Die Zahl 666 „errechnete” man hier nun in griechischer Zähl- und Schreibweise Mαομετις (mahometis), wie auch in einer entsprechend strukturierten lateinischen Zählweise als
Die Deutung Mohameds als das apokalyptische Tier zeugt indirekt davon, dass die Zahl 666 im christlichen Mittelalter bereits zu einer Metapher für „den Antichristen” geworden war und sich weiter aus seinem ursprünglichen literarischen Kontext zu lösen begann. „Da es sich um die Zahl des Tieres handelt, haben alle sie auf ihren eigenen Erzfeind umgemünzt”51 Im Zeitalter der Reformation konnte der katholische Theologe Peter Bungus in seinen umfangreichen Arbeiten zur Numerologie auch Martin Luther als das antichristliche Tier 666 „belegen”:52
Es schien Bungus und seine Anhänger dabei nicht weiter zu stören, dass man auch eine lateinisierte Form des Namens Luther kaum mit einem „c” schreiben würde. Luthers Anhänger zögerten nicht lange mit einer entsprechenden „Revanche”. Sie zählten die lateinischen Buchstaben des Papsttitels „Vicarius Filii Dei” (Stellvertreter des Sohnes Gottes), die nun zugleich auch römische Ziffern waren, und erhielten so ihre 666:
Damit war das Tier 666 trotz des religösen Anstrichs entgültig zum politischen Kamfbegriff geworden. Obwohl das ohnehin schon schlichte Niveau der Berechnungen wie auch die Seriösität der Entschlüsseler immer noch etwas weiter herabsank, schindete man durch die wachsende Verbreitung von Flugschriften in der Folgezeit dann zunehmend Eindruck damit, wenn es gelingen konnte, einen unbeliebten (meist politischen) Gegner mittels angeblicher „biblischer Autorität” öffentlich zu brandmarken. So sah sich selbst auch der britische Premierminister William Gladstone (1809-1898) mit der Wiedergabe seines Familiennamens in griechischen Buchstaben konfrontiert. Sie ergab die Zahl 666: Γλαδστονη. Dabei wird es ihm sicherlich nur ein schwacher Trost gewesen sein, dass man vor ihm auch schon Napoleon Bonaparte diese zweifelhafte „Ehre“ zukommen ließ. Natürlich wurde auch dieser als Tier 666 „entlarvt“ und zwar als „L’empereur Napoleon”,53 nach der eigens zu diesem Zweck erfundenen „französischer Zählung”.54
L ‘ empereur Napoleon
Zwar ergibt auch diese Schreibweise zunächst nur den Zahlenwert 661, jedoch wertete man dabei das Apostroph von „L’empereur” als „5”, da es den den Buchstaben „e” (= 5) des maskulinen Artikels „le” ersetzte. Im 20. Jahrhundert bemühte man sich - als hätte es solcher „Beweise” bedurft - darum vorallem Stalin und Hitler als das Tier 666 zu deuten. Wie aber bereits am Beispiel des „L’empereur Napoleon” abzusehen war, wurden die Berechnungsmethoden und die Zah-lenwertzuordnungen zu den Buchstaben (des inzwischen meist lateinischen ABC’s) nach Bedarf mal so mal so verändert.
Es stellte sich schon nicht mehr die Frage, ob sich der gewünschte Name des bevorzugten Bösewichts auf den Wert 666 berechnen lassen konnte, sondern wie. Hitler55 wurde damit auf den Nenner 666 gebracht, indem man mit A=100 beginnend um je einen Schritt vorwärtszählte, bis das Ende des ABC’s erreicht war, also B=101, C=102, ...; K=110, L=111, etc. Nach diesem Zählsystem summieren sich die Buchstaben des Namens Hitler als 107 + 108 + 119 + 111 + 104 + 117 eben auf 666. „Genosse” Stalin erhielt den selben Wert zwar in griechischer Zählweise, jedoch in der völlig abwegigen Form Σταολειν (staolein). Dies bedarf alles keiner Kommentierung. In zweierlei Hinsicht originell ging hingegen der englische „Magier” Aleister Crowley (1875-1947) vor. Zum einem behauptete er, womit er zweifellos die Pointe auf seiner Seite hatte, selbst das Tier 666 zu sein, zum anderen drehte er aber auch „den Spieß” einfach um und deutete in hebräischer Schreibweise „den Namen des Jesus” als 666:
(ha’schem ha’jeschu)56
Wie konnte nun aber trotz der intensiven Bemühungen durch Generationen von Gelehrten dazu kommen, dass keine zufriedenstellende Lösung des Problems gefunden wurde? Es hat den Anschein, dass bereits die ersten Kommentatoren sich fast ausschließlich der Frage widmeten, wer denn nun jenes ominöse Tier 666 sein könnte.
Wir wollen uns deshalb also zunächst einmal mit der Zahl selbst befassen, einige ihrer mathematischen Besonderheiten aufzeigen und uns dann den der 666 in der Literatur zuerkannten „Eigenschaften” näher ansehen.
12 Franz Allioli - Die heilige Schrift des alten und des neuen Testaments - Aus der Vulgata mit dem Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert, mit Approbation des apostolischen Stuhls, Landshut und Wien 1838, VI, S. 470
13 Als „C. F. JULIANUS CAES. AUG.” Schon die reichlich willkürlichen Abkürzungen des Namens sind Beleg dafür, dass der besagte Prinzeps hier gezielt als Tier 666 diffamiert werden sollte.
15 Manche Quellen erwähnen Beinamen wie Thurinus oder Caepias.
16 Victor A. Tcherikover / Alexander Fuks - Corpus Papyrorum Judaicarum, Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, vol. II, p. 261
17 Barclay schreibt zur Deutung des „Neron Kesar” als 666: „ Es besteht kein Zweifel daran, daß die Zahl des Tieres ein Symbol für Nero ist und daß Johannes damit das Kommen des Antichrist in Gestalt Neros, dem fleischgewordenen Bösen voraussagt.” (William Barclay - Die Offenbarung des Johannes, Band 2, S. 119) Der Autor bezieht sich dabei auf den sog. „ Nero redivivus”, auf den wir noch zu sprechen kommen.
18 Karl Menninger - Number Words and Symbol Numbers - A Cultural History of Numbers, Dover Publications, New York 1969/1992, p. 267
19 Siehe in beiden Fällen beispeilsweise Dalman, wie Anm. 2, S. 278 (neron) und S. 385 (kesar)
21Nämlich Gaius Lucius, Marcus, Publius, Tiberius und Titus. Vom fünften Kind an beschränkte man sich auf Nummerierungen: Quintus, Sextus, usw. Frauen erhielten generell keine eigene Namen sondern den Vaternamen mit weiblicher Endung. Hatte ein römischer Familienvater mehrere Töchter, so war es üblich, dass er diese durchnummerierte. Claudia Tertia hieß so etwa die dritte Tochter eines Mannes aus dem Geschlecht der Claudier.
22 Die Bedeutung des Namens ist umstritten, jedoch wurde behauptet, dass die Familie leibliche Nachkommen der „Göttin” Venus wären.
23 Unser Nero war noch Augustus Ururenkel!
24 Dietmar Kienast - Römische Kaisertabelle - Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1996, S. 24 f. (zum Thronfolgertitel Caesar)
25 Sueton - Nero 6,1 und andere Passagen im Folgenden.
26 Claudius voller Herrschername lautete seit dem 25.01.41: Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus
27 die im Abstand einiger Jahrzehnte entstand und zudem hinsichtlich der Christen manchem als interpoliert gilt
28 Da nach langen Spannungen jedoch der sog. „Jüdisch-Römische Krieg“ (64-73) ausbrach, ist es plausibler, dass Juden entweder die Täter waren oder als solche verdächtigt wurden. Immerhin lebten einige tausend von ihnen in Rom. Da sie alle mehr oder minder auf einen Messias warteten, der sie von den Römern befreite, waren sie natürlich sinngemäß „Christen“. Dass sich der Begriff auf die Jesus-Anhänger bezogen haben sollte, ist hingegen kaum vorstellbar, hatten sie doch, wie später zu sehen ist, keinerlei Probleme damit, sich den Römern äußerst dienstbereit zu zeigen, ganz im Gegenteil.
29 Als solche ist sicherlich auch die Beschreibung Domitians als „zweiter Nero” aufzufassen, wie sie uns etwa in den Satiren des Juvenal begegnen. Domitians Grausamkeit dürfte die des Nero tatsächlich sogar übertroffen haben.
30 Siehe z.B. William Barclay - Die Offenbarung des Johannes, S. 117
31 Ich fand dieses Beispiel bei Internet-Recherchen als Beitrag in einem US-amerikanischen Diskussionsforum über „schwarze Magie und Satanismus”: Es ist anzunehmen, dass hier eine unbekannte, ältere „Quelle“ zitiert wurde, gibt die angegebene hebräische Schreibweise des Namens Caligula die wenig bekannte, aber historisch belegte Form καλιγολας (kaligolas) wieder!
32 Ein Umstand, der sich auf Domitians Charakter allem Anschein nach nicht positiv auswirkte.
33 Dies holte Trajans Witwe Plotina in seinem Namen nach, um so ihren Favoriten die Nachfolge zu sichern.
34 Man denke dabei an Trajans berühmten Briefwechsel mit seinem Freund Plinius dem Jüngeren.
35 trajan - drijan, Der Name Hadrian konnte für hebräische oder armäische Ohren durchaus auch als „ha-trajan”, also „der Trajan” wahrgenommen werden.
36 Die Berechnung des „Diokletianos Kaisar” als Tier 666 stammt von Frau Binkaya aus Augsburg
37 Diokletians offizieller Herrschaftsname lautete: Caesar Gaius Aurelius Valerius Diocletianus Augustus.
38 Eine beinahe einmalige Begebenheit im ansonsten von Intrigen, Machtbesessenheit und Meuchelmorden fasst zerfressenen Rom !
39 Bekannt unter dem Namen „Codex Ephraimi rescriptus C”
40 Charles - The Revelation of St. John, S. 367, Anm. 2: „This can be explained from the Latin form of the name Nero, which by its omission of the final „n” makes the sum total 616.”
41 Interessanterweise wäre ein solcher Übertragungsfehler, der auf der schriftlichen Notation der Zahl beruht so nur im Lateinischen, nicht aber im Hebräischen oder Griechischen möglich, da beide Zählsysteme für die Zahlen 10, 50, 60 jeweils eigene Zahlzeichen besitzen, wo hingen in der lateinischen Schreibweise die Zahl 60 (LX) aus den Zeichen für 10 (X) und 50 (L) kombiniert werden muss.
42 Wilhelm Bousett - Die Offenbarung des Johannes, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, 6. Aufl., S. 374
43 Charles, S. 365 verwirft beide Varianten, da die Zahl des Tieres eines Menschen Zahl sein soll.
44 Siehe u.a. Jürgen Werlitz - Das Geheimnis der biblischen Zahlen, Pattloch - Verlag, München 1999, S. 198 f. Einige Zeit vor Abschlusss seines Buches, als wir uns durch eine gemeinsame Freundin kennenlernten, machte ich den Autoren auf meine Beobachtung aufmerksam, dass die beiden römischen Herrscher Trajan und Hadrian zusammengefasst als „Ha-Trajan” eine mögliche Antwort auf das apokalyptische Rätsel der 666 sein könnte, ohne etwas von seinem Buchprojekt zu wissen. Auf S. 199 seines Werkes nimmt der katholische Theologe indirekt wohl darauf Bezug: „Aber wer weiß? Vielleicht ist ja auch bei des Rätsels Lösung noch ein kleines Geheimnis geblieben. Die hebräische Form „therion” kann nämlich in der Konsonantenschrift auch anders vokalisiert werden, nämlich „traian”. Und das ähnelt im Klang dem Namen eines römischen Kaisers, der etwas später herrschte und den man bisher kaum auf der Rechnung hatte. Ist die Apokalypse des Johannes vielleicht gar nicht so alt, wie man in der Regel annimmt?”
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