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Brad Corner hatte viele Jahre gespart, um sich in Nebraska eine kleine Farm zu kaufen. Auf der Fahrt dorthin wird der Bus von Gangstern überfallen, die ihm seine gesamten Ersparnisse abnehmen. Es war nicht der erste Überfall auf einen Überlandbus, und es hatte auch Tote gegeben. Corners Schwester Francis erzählt dem Privatdetektiv Nick Wilson von ihrer Sorge um ihren Bruder, der sich sein Geld von den Dieben zurückzuholen will.
Der erfolgreiche Detektiv macht sich gleich mit seiner Mitarbeiterin Jane Morgan auf, um den Verbrechern das Handwerk zu legen …
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Wolf G. Rahn
Busticket in den Tod
Ein Nick Wilson-Krimi
Inhaltsverzeichnis
Impressum:
Das Buch
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Hier ist eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn erschienen Romane, weitere, auch aus anderen Genres, finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens.
Copyright © by Authors / Coverdesign / Firuz Askin / Edition Buxon, 2023
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv/Xebusch-Verlag
Dieser Band enthält die Neuausgabe eines bereits früher veröffentlichten Romans, der behutsam bearbeitet und neu korrigiert wurde.
Verlag: Edition Buxon. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
Brad Corner hatte viele Jahre gespart, um sich in Nebraska eine kleine Farm zu kaufen. Auf der Fahrt dorthin wird der Bus von Gangstern überfallen, die ihm seine gesamten Ersparnisse abnehmen. Es war nicht der erste Überfall auf einen Überlandbus, und es hatte auch Tote gegeben. Corners Schwester Francis erzählt dem Privatdetektiv Nick Wilson von ihrer Sorge um ihren Bruder, der sich sein Geld von den Dieben zurückzuholen will. Der erfolgreiche Detektiv macht sich gleich mit seiner Mitarbeiterin Jane Morgan auf, um den Verbrechern das Handwerk zu legen …
***
Busticket in den Tod
Ein Nick Wilson-Krimi
Der Abendhimmel leuchtete hell. Das Land, durch das der Bus fuhr, war flach. Nur in weiter Ferne erhob sich wie ein tiefschwarzer Scherenschnitt eine sanfte Hügelkette.
Weizenfelder schickten ihr leuchtendes Gold zu den Reisenden herüber. Ein friedliches Bild.
Brad Corner lehnte sich zufrieden zurück. Er war glücklich, endlich den entscheidenden Schritt getan zu haben. Entgegen aller pessimistischen Freunde, die ihm einreden wollten, dass man heutzutage von der Landwirtschaft nicht mehr dementsprechend leben könne.
Er war nicht anspruchsvoll. Und vor allem war er keiner jener hektischem Karrieretypen, die sich in dem Hexenkessel New York wohlfühlten. Mochten sie ihn einen Aussteiger nennen, er wusste genau, was er tat.
Acht Jahre hatte er nur für dieses eine Ziel gearbeitet und jeden entbehrlichen Dollar gespart. Jetzt befand sich eine ansehnliche Summe in seiner Brieftasche. In bar. Denn dadurch sparte er bei dem Landkauf volle siebeneinhalb Prozent.
Brad Corner schloss die Augen und sah das kleine Farmhaus vor sich, das er nur von Fotos kannte und das morgen bereits ihm gehören würde. Francis, seine Schwester, hatte ihn zwar für verrückt erklärt, aber gerade sie würde die Erste sein, die sich mit ihm über seine Erfolge freute. Sie musste ihn, sobald es ging, besuchen.
Der junge Mann mit der blonden Stoppelfrisur und dem erwartungsvollen Blick zog eine goldene Uhr an einer Kette aus der Westentasche. Ein Erbstück seines Vaters. Im Grunde das Einzige, was ihm seine Eltern an materiellen Gütern hinterlassen hatten. Sein Vater war in New York an der Börse bankrott gegangen. Seitdem hasste Brad Corner diese Stadt, in der nach seiner Überzeugung nur die Skrupellosen überleben konnten.
In Nebraska konnte man noch atmen. Dort waren die Menschen frei. Es gab vielleicht weniger Millionäre, aber mit Sicherheit auch weniger Verzweifelte. Er freute sich auf dieses Land.
Brad Corner blickte auf die Uhr und ließ sie wieder in seiner Tasche verschwinden. Ob er versuchte, ein wenig zu schlafen? Der Mann neben ihm versuchte immer wieder, ein Gespräch mit ihm anzufangen, aber er wollte nicht reden. Er wollte von seiner Zukunft träumen.
Irgendwann würde er eine Frau kennenlernen. Eine, die zu ihm passte. Die Kleine, die zwei Reihen vor ihm mit ihrer Mutter saß, würde ihm zum Beispiel gefallen. Doch daran durfte er jetzt noch nicht denken. Erst musste er eine gesicherte Existenz gründen. Dann war für das Privatleben immer noch Zeit.
Die meisten Mitreisenden waren Touristen, die das Land aus der Nähe kennenlernen wollten. Ihn hatte Francis unbedingt in ein Flugzeug stecken wollen. Dann wäre er in wenigen Stunden in North Platte gewesen.
Er hatte aber einen Horror vorm Fliegen. Es war ihm ganz einfach nicht sicher genug. Man las doch jeden Tag in der Zeitung, was da alles passierte. Motorenschaden, menschliches Versagen, Entführungen, Katastrophen und oft genug ein Streik des Bodenpersonals.
Nein, da nahm er lieber die Strapazen einer fast zweitägigen Reise in Kauf und vertraute sich der Inter Trailways mit ihren farbenfrohen Überlandbussen an. Das Schlimmste, was da passieren konnte, war ein Reifenwechsel, und sogar der war ihnen während der gesamten Strecke erspart geblieben.
Brad Corner wurde plötzlich nach vorn geschleudert. Er prallte mit der Stirn gegen die Lehne seines Vordermannes und fluchte über den Fahrer, der so scharf gebremst hatte.
Ein paar Frauen auf der anderen Seite schrien hysterisch auf und riefen nach der Polizei.
Ein kleines Kind begann zu weinen.
Der Mann neben Brad Corner wurde kreidebleich. Er packte seinen Nachbarn an der Schulter und schüttelte ihn.
»Sie bringen uns um«, schrie er dabei. »Sie werden uns alle umlegen. Ich will hier raus!«
Brad Corner begriff noch immer nicht. Erst als er die vermummten Gestalten draußen neben dem Bus sah, als er die Maschinenpistolen in ihren Fäusten erkannte, wusste er, was die Glocke geschlagen hatte.
Seine Kollegen nannten ihn Jim, the Oak, weil er groß und kräftig wie eine knorrige Eiche wirkte. Bei den Fahrgästen war er beliebt, denn trotz seines anstrengenden Jobs war er stets fröhlich und hilfsbereit.
Jim liebte seinen Beruf, den Kontinent, den er Tag für Tag auf seiner Route durchquerte, und die Menschen, die er an ihr Ziel brachte. Er fühlte sich frei und wie der stolze Besitzer dieses prächtigen Busses, obwohl er nur ein kleiner Angestellter bei der Gesellschaft war.
Das Fahren war seine Leidenschaft. Nächsten Monat würde ihn die Inter Trailways ehren. Eine halbe Million Meilen hatte er für sie bereits heruntergerissen. Eine stramme Leistung. Das Besondere daran war aber, dass er während der ganzen Jahre nicht in einen einzigen Unfall verwickelt war und sich auch nur ganz unbedeutende Geldstrafen eingehandelt hatte. Das sollte ihm mal einer nachmachen. Es gab zu viele Holzköpfe auf der Straße, die sich ihre Fahrlizenz anscheinend gegen ein paar Päckchen Kaugummis eingetauscht hatten.
Der Typ da vor ihm zum Beispiel gehörte zu dieser Kategorie. Dabei sollte man von einem Berufsfahrer etwas mehr erwarten. Aber heutzutage bildete sich ja jeder ein, einen Truck fahren zu können und damit das große Geld zu machen. Die Praxis sah dann meistens anders aus.
»O Boy, die Straße gehört dir doch nicht allein. Lass mich wenigstens vorbei! Danach kannst du wieder sämtliche Spuren für dich beanspruchen«, murmelte Jim.
Der Truck mit dem hohen, silbrig glänzenden Auflieger fuhr in abenteuerlichen Schlangenlinien vor dem Bus her. Der Fahrer schien betrunken zu sein, denn er reagierte weder auf Jims Licht oder Hupzeichen.
Jim überlegte, ob er über CB-Funk mit dem Trucker Kontakt aufnehmen sollte. Er wusste, welchen Kanal diese Cowboys der Highways üblicherweise benutzten.
Schon langte er zum Mikrofon und betätigte den Kippschalter, als sich der Auflieger plötzlich vor ihm querstellte.
Jim stieg voll auf die Bremse und ließ das Mikrofon dabei fallen.
Er achtete nicht darauf. Auch nicht auf das entrüstete Geschrei hinter sich, denn seine Aufmerksamkeit wurde durch etwas anderes in Anspruch genommen.
Die Türen des Aufliegers flogen auf. Ein paar Männer sprangen heraus. Sie trugen Gesichtsmasken und sie hielten Maschinenpistolen in den Fäusten.
Jetzt entsann sich Jim, davon gehört zu haben, dass in letzter Zeit mehrfach Überlandbusse überfallen worden seien. Wie zur Zeit der guten alten Postkutsche.
Nicht mit ihm! Er ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Wenn er auf der Straße blieb, kam er an dem Truck nicht vorbei. Aber er schaffte es bestimmt, ein Stück neben der Straße zu fahren.
Er würgte den Rückwärtsgang rein und gab impulsiv Gas.
Die Reisenden schrien erneut auf. Auch sie hatten die Bedrohung längst erkannt.
Jim trat die Kupplung, während er das Lenkrad hart nach rechts einschlug. Mit dem niedrigsten Gang versuchte er, an dem Hindernis vorbeizukommen.
Zwei der Maskierten senkten die MPis und feuerten. Orangerote Feuerzungen leckten nach dem Bus und zerfetzten die Reifen auf einer Seite. Der Bus ging in die Knie.
»Mach die Tür auf, du Narr!«, schrie einer der Gangster wütend. »Oder willst du, dass wir dich abknallen?«
Jim wusste, dass ihn die großen Glasscheiben nicht schützen konnten. Es war wohl auch vernünftiger, erst gar nicht den Revolver hervorzuholen. Das reizte die Halunken nur. Sie würden ihre Drohung sonst wahr machen. Dann war es aus mit der Ehrung im kommenden Monat.
Ruhe bewahren! Die Schufte waren mit Sicherheit nur scharf auf Bargeld und Wertgegenstände.
Er trug auch die Verantwortung für die Reisenden. Er musste sie unversehrt ans Ziel bringen. Viele von ihnen hatten ohnehin eine Versicherung abgeschlossen.
»Seien Sie vernünftig!«, rief er beschwörend nach hinten. »Leisten Sie keinen Widerstand. Befolgen Sie die Anweisungen der Gangster. Dann wird keinem etwas geschehen.«
Er drückte auf einen der vielen bunten Knöpfe auf dem Armaturenbrett, und zischend schwang die Tür zurück.
Schwüle Luft quoll zwischen die Reihen, und die Schwüle mischte sich mit der Angst.
Einer der Gangster, ein kräftiger Kerl in dunkler Kleidung und mit schwarzen Haaren, blieb vor der offenen Tür stehen und zögerte.
Dann riss er die MPi hoch und schoss.
In den vielstimmigen Entsetzensschrei der Reisenden hörte man Jims qualvolles Aufstöhnen. Seine Augen weiteten sich. Die rechte Hand zuckte zur Ablage, wo sie den Revolver wusste. Doch dafür war es jetzt zu spät.
Sterbend brach der Fahrer über dem Lenkrad zusammen.
Der Gangster schickte eine zweite Salve in die CB-Box unter dem Dach. Dann ließ er zufrieden die Waffe sinken.
»Aussteigen!«, befahl er scharf. »Einer nach dem anderen. Falls einer ’ne Waffe trägt, wirft er sie vorher durch die Tür. Sollten wir sie erst hinterher bei ihm entdecken, geht es ihm dreckig. Vorwärts! Worauf wartet ihr noch?«
Brad Corner überlegte fieberhaft. Was sollte er tun? Wenn er das vorher geahnt hätte, wäre er nie in einen Bus eingestiegen.
Er sah, wie sich die vordersten Plätze leerten.
Zuerst verließen zwei Teenager den Bus. Sie hatten während der ganzen Fahrt gekichert. Jetzt stand Panik auf ihren Gesichtern. Sie klammerten sich aneinander und wurden von den Gangstern johlend in Empfang genommen.
Sie mussten ihr Geld, die Armbanduhren und den Schmuck abliefern, obwohl der nur ein paar Dollar wert war.
Ein baumlanger Kerl stieß sie mit seiner MPi vor sich her. Sie mussten zusehen, wie der Nächste um seine Wertgegenstände erleichtert wurde.
Einer nach dem anderen kam an die Reihe. Ein paar besaßen eine Schusswaffe. Keiner riskierte sein Leben. Alle befolgten den Befehl des Killers. Sie hatten gesehen, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
Geld und Schmuck wanderte in bereitgestellte Ledertaschen. Wenn eine gefüllt war, schleppte sie ein Vermummter in den Auflieger.
Ein anderer zerrte den toten Fahrer von seinem Sitz und schleifte ihn hinter ein Gebüsch. Dann klemmte er sich selbst hinter das Lenkrad und fuhr den Bus von der Straße herunter. Die zerschossenen Reifen klatschten dabei gegen das Blech.
Auch der Truck gab nun endlich die Straße frei. Er stellte sich so, dass er den Bus und alles, was dahinter geschah, weitgehend verdeckte.
Unterdessen setzten die übrigen Gangster die Plünderung fort. Zwei öffneten die großen seitlichen Klappen, hinter denen sich das Gepäck der Reisenden befand. Sie trugen sämtliche Koffer und Taschen in den Auflieger, dessen Doppeltür wie ein gefräßiges Maul geöffnet war. Sie interessierten sich nicht für den Inhalt. Sie waren sicher, eine Menge Brauchbares zu erbeuten.
Besonders scharf aber waren sie auf Bargeld.
Brad Corner war sich im Klaren, dass sein Traum von der eigenen Farm ausgeträumt war, wenn die Lumpen das Geld bei ihm fanden. Verstohlen zog er die Brieftasche heraus, entnahm ihr fast sämtliche Scheine und verbarg sie unter seinem Hemd auf der bloßen Haut.
Minuten später war er an der Reihe. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Ruhe.
»Her mit den Mäusen!«, fuhr ihn der Maskierte an.
Brad Corner griff in die Brusttasche und holte die dünne Ledermappe hervor.
Der Gangster warf sie in die neben ihm stehende Tasche, ohne ihren Inhalt zu prüfen. Dann griff er nach der Uhrkette.
»Lassen Sie mir die Uhr! Bitte!« Brad Corners Stimme zitterte vor Erregung. »Sie ist ein Andenken an meinen toten Vater.«
»Hör auf zu flennen!«, herrschte ihn der Verbrecher mitleidlos an. »Sonst ist sie für mich ein Andenken an einen toten Trottel.«
Er riss die Uhr an sich und schickte sie hinter der Brieftasche her.
»Der Nächste!«
Trotz seiner ohnmächtigen Wut war Brad Corner froh, so billig davongekommen zu sein.
Er ließ sich zu den anderen dirigieren, die zum Teil schluchzend, zum Teil fluchend mit ihrem Schicksal fertig zu werden versuchten.