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Regeln und Kontrolle bestimmen sein Leben - bis sie sich in sein Herz schleicht
Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?
In Chaos und Angst aufgewachsen besteht der erfolgreiche Businessman Maddox Riley auf zwei Dinge in seinem Leben: Regeln und Kontrolle. Er hat seine Karriere und zwei enge Freunde - das ist alles, was er braucht. Bis Dee in sein Leben tritt. Sie stellt seine Welt auf den Kopf und weckt Gefühle in ihm, die er sich sein ganzes Leben versagt hat: Liebe, Glück, Freude. Doch kann er alles, was ihn ausmacht, aufgeben und ein neuer Mann werden?
"Es gibt verschiedene Arten von Liebesromanen. Melanie Morelands sind wie eine warme Decke in einer kalten Winternacht. Ihre Bücher besitzen einen unglaublichen Charme und lassen das Herz beim Lesen schneller schlagen." GONE WITH ROMANCE
Band 3 der neuen CEO-Romance-Serie von Bestseller-Autorin Melanie Moreland
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Seitenzahl: 439
Titel
Zu diesem Buch
Widmung
Prolog
1
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3
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5
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20
Epilog
Leseprobe
Die Autorin
Die Romane von Melanie Moreland bei LYX
Impressum
Melanie Moreland
Corporate Love
MADDOX
Roman
Ins Deutsche übertragen von Michaela Link
Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?
In Chaos und Angst aufgewachsen besteht der erfolgreiche Businessman Maddox Riley auf zwei Dinge in seinem Leben: Regeln und Kontrolle. Er hat seine Karriere und zwei enge Freunde – das ist alles, was er braucht. Bis Dee in sein Leben tritt. Sie stellt seine Welt auf den Kopf und weckt Gefühle in ihm, die er sich sein ganzes Leben versagt hat: Liebe, Glück, Freude. Doch kann er alles, das ihn ausmacht, für Dee aufgeben und ein neuer Mann werden?
Liebe ist ein allumfassendes, leidenschaftliches Gefühl, das in allen meinen Büchern zu finden ist.
Aber es gibt noch andere Formen der Liebe, mit denen mein Leben gesegnet ist. Freundschaft und Familie.
Dieses Buch widme ich meinen Freunden. Danke, dass ihr Teil meines Lebens seid – ihr erhellt meine Tage und lasst meine Welt funkeln.
Und meinen Schwestern, Sandy und Kerry, ihr seid in meinem Herzen. Ich liebe euch.
Und meinem Matthew, der für mich die Welt bedeutet. Es gibt einfach nicht genug Worte, um meine Liebe auszudrücken.
Ich lief ins Haus, kam in der Küche schlitternd zum Stehen und starrte voller Entsetzen auf die Kartons.
Mein Vater drehte sich zu mir um und funkelte mich an. »Pack deine Sachen. Wir verschwinden.«
»Nein!« Das Wort brach aus mir heraus, bevor ich es aufhalten konnte.
An meiner Wange explodierte der Schmerz, als sein Handrücken mich traf. Er wusste genau, wie es am meisten wehtat. Nach all den Jahren war er Experte darin.
»Du hast eine halbe Stunde. Alles, was dann nicht gepackt ist, bleibt hier.«
Meine Augen brannten, so angestrengt versuchte ich, die Tränen zurückzuhalten. Ich schnappte mir zwei Kartons und bemühte mich, bei ihrem Anblick nicht zusammenzuzucken. Fleckige, teils zerrissene Kartons, die mein Vater zweifellos aus einem Müllcontainer oder irgendeinem Laden geholt hatte.
Wohl wissend, dass er es ernst meinte, schaute ich mich in meinem Zimmer um. Alles, was ich jetzt nicht einpackte, würde hierbleiben. Es war jedes Mal, wenn wir umzogen, das Gleiche. Wieder einmal riss er mich aus den Gewohnheiten, die zu schaffen ein echter Kampf für mich gewesen war. Etwas, mit dem ich fertig werden musste. Jetzt würde ich mich auf einen neuen Ort einstellen müssen, eine neue Schule, neue Menschen.
Nichts davon würde mir lange genug erhalten bleiben, um mein Herz daran zu hängen. Dafür sorgte er schon.
Ich beeilte mich, meine Habseligkeiten einzupacken, und ging dabei sehr vorsichtig zu Werke. Ich besaß nicht viele Klamotten noch andere Dinge, daher versuchte ich verzweifelt, mit dem wenigen, was ich hatte, pfleglich umzugehen. Mein Vater fand es amüsant, alles zu zerstören, das mir vielleicht etwas bedeutete, also hatte ich gelernt, ihm nicht zu sagen, was ich mochte. Ich gab mich teilnahmslos, selbst wenn ich ihn dabei ertappte, wie er in meinen Sachen wühlte. Ich wusste, dass er nach Geld oder irgendetwas von Wert suchte, das er verkaufen konnte. Doch ich hatte mir angewöhnt, alles zu verstecken, was ich wirklich liebte. Lose Dielenbretter, abgedeckte Belüftungsschächte in der Wand, hinter denen zu suchen er niemals auf die Idee kommen würde, wurden meine besten Freunde.
Ich lauschte an meiner Tür, aber er war am anderen Ende des Flurs in seinem Zimmer, daher beeilte ich mich, meine Matratze beiseitezuschieben, um an die losen Bodendielen heranzukommen. Kurz fragte ich mich, ob die nächste Wohnung überhaupt den Luxus einer Matratze auf dem Boden haben würde, auf der ich nachts schlafen konnte. Ich schnappte mir den kleinen Schuhkarton, den ich dort versteckt hatte, und schob die Matratze wieder zurück. Ich wickelte ihn in eine ausgefranste Jeans und ein paar T-Shirts und legte ihn in den alten Pappkarton, dann beeilte ich mich, den Rest meiner kargen Garderobe obendrauf zu packen. Ich fügte meine wenigen Bücher hinzu und klappte den zerrissenen Deckel zu. In den zweiten Karton stellte ich meine abgetragenen Schuhe und den einen Gegenstand, der mich von Ort zu Ort begleitete. Eine alte Lampe, angeschlagen und wertlos. Außer mir bedeutete sie niemandem etwas. Aber das, wofür sie stand, bedeutete mir alles. Meine Mutter hatte mir im Schein dieser Lampe, die auf dem Tisch neben ihr gestanden hatte, immer vorgelesen. Ihre Stimme war sanft gewesen, wenn sie die Worte auf der Seite gesprochen und dabei zärtlich meinen Kopf gestreichelt hatte.
Ich schloss die Augen und stopfte mein dünnes Kissen um die Lampe herum, um sie zu schützen.
Sie war eines der wenigen Dinge, die mir von ihr geblieben waren. Er hatte keine Ahnung von der Existenz der Lampe oder den Erinnerungen, die sie für mich barg.
Ihre weiche, liebevolle Stimme, süße Worte und eine Zeit, in der ich glücklich gewesen war. Vage Erinnerungen an eine längst gestorbene Kindheit.
Das war alles, was mir von meiner Mutter geblieben war. Die Erinnerung daran, geliebt worden zu sein.
Ich kämpfte darum, sie in meinem Kopf lebendig zu halten.
Ganz gleich, wie sehr er sich bemühte, sie aus mir herauszuprügeln.
Er erschien in meiner Tür.
»Es ist nur noch Platz für einen Karton. Beweg deinen Arsch.«
»Aber …«
Er stieß mich beiseite, und meine Schulter brannte vor Schmerz, als ich damit gegen den Türrahmen knallte.
Ich gab keinen Laut von mir.
Er griff in den Karton und warf achtlos meine Schuhe hinaus. »Zieh die da an.« Dann schob er das Kissen zur Seite und hob stirnrunzelnd die Lampe hoch. Alles, was davon übrig war, war der dekorierte Fuß. Der zerbrochene und verbeulte Lampenschirm war vor langer Zeit weggeworfen worden. Der Trecker mit der erhobenen Schaufel vorne glänzte nicht mehr, die Straßenlaterne daneben war zusammengeklebt worden. Der Trecker war an den Seiten, wo ich mit den Fingern darübergestrichen hatte, wenn ich als Kind damit spielen wollte, ganz abgegriffen. Ich hörte wieder die geduldige Stimme meiner Mutter.
»Nein, Maddy, der ist nur zum Angucken, mein Kleiner. Eines Tages bekommst du einen richtigen.«
Ein Schimmer von Wiedererkennen huschte über das zornige Gesicht meines Vaters. »Was ist das denn für ein Scheiß? Wo hast du das her?«
Ich zuckte die Achseln und versuchte zu bluffen. »Es ist nur eine blöde Lampe. Ich brauche eine zum Lesen. Sie stand in einem der Häuser herum, und ich habe sie mitgenommen.«
Er zauderte, sein nicht mehr aufnahmefähiges Gedächtnis getrübt. »Ach wirklich? Na, lass sie hier. Dafür haben wir keinen Platz.«
»Nein! Bitte!« Ich konnte nicht anders als zu betteln.
Befriedigung schimmerte in seinen dunklen Augen und bestätigte, was er vermutete. »Nun, dann lass uns zusehen, dass sie hineinpasst.«
Wie erstarrt sah ich zu, wie er die Lampe hochhob und sie gegen den Fensterrahmen schlug. Sie zerbrach, der Trecker löste sich vom Lampenfuß, und die Straßenlaterne zersplitterte und fiel auf die Matratze auf dem Boden.
»Bitte schön«, höhnte er. »Pack sie ein oder lass es bleiben. Du hast fünf Minuten.«
Mit zitternden Händen hob ich den Trecker auf und steckte ihn in die Ecke des einen Kartons, den ich mitnehmen durfte. Der Rest der Lampe war Müll, irreparabel beschädigt, daher ließ ich ihn zurück. Ich würde das letzte Stück behüten und gut verstecken müssen.
Tränen tropften auf den Karton, als ich den Deckel schloss.
Ich hob meinen Karton hoch, legte meine Schuhe obenauf und ließ das Kissen zurück.
Grob wischte ich mir übers Gesicht. Ich würde ihn nicht meine Tränen sehen lassen. Diese Befriedigung würde ich ihm nie wieder geben.
Ich schaute mich nicht um, als ich ein weiteres Stück meines Lebens hinter mir ließ.
Wozu auch.
Ich schaute aus dem Fenster auf die Lichter der Stadt unter mir, nippte an meinem Whisky und genoss das kräftige Aroma, das sich auf meiner Zunge entfaltete. Im Schein der sanften Beleuchtung spiegelte sich meine Wohnung in den großen Fensterscheiben. Ordentlich, organisiert, alles an seinem Platz. Genau so, wie ich es gern hatte. Wie ich es brauchte.
Hinter mir hörte ich ein leises Klopfen. Ich drückte auf die Fernbedienung, um die Tür zu entriegeln. Ich wusste, wer auf der anderen Seite wartete. Leise Schritte näherten sich, und Dees Spiegelbild erschien im Fenster. Ich drehte mich um, lächelte sie an und hielt ihr ein Glas Whisky entgegen. Ich wusste, dass dieser ihr schmecken würde.
»Hey, Nachbarin.«
Sie nahm mir kopfschüttelnd das Glas aus der Hand und setzte sich in den Klubsessel. »Du bist so ein Idiot. Ich wohne zehn Stockwerke unter dir. Ich bin nicht deine Nachbarin.«
Ich zuckte die Achseln. »Aber beinahe.« Ich setzte mich ihr gegenüber aufs Sofa. »Mal im Ernst, hast du dich schon eingelebt?«
Sie hielt ihren Whisky hoch, betrachtete seine dunkle goldene Farbe und nahm dann einen Schluck. Ihre Lider senkten sich flatternd, als sie ihn die Kehle hinunterrinnen ließ. Sie strich sich mit der Hand über das Haar, dessen Rotblond das Licht reflektierte. Sie war so unprätentiös und dadurch sehr sexy.
Es gefiel mir.
Sie öffnete die Augen. »Gute Wahl.«
»Ich wusste, dass er dir schmecken würde.«
Lächelnd lehnte sie den Kopf zurück. »Ja, ich lebe mich langsam ein. Ich war nicht davon ausgegangen, allein zu wohnen, aber es ist schön, ein Arbeitszimmer zu Hause zu haben.«
»Stehst du immer noch unter Schock?«
Sie kicherte. »Ich sollte es zwar nicht, denn immerhin handelt es sich um Cami, aber doch, das tue ich.«
»Ich glaube, Aiden war an allem schuld, was es zum größten Schock überhaupt macht.«
Wir machten einen Kurztrip nach Vegas. Alle brauchten ein wenig Erholung, und statt dass die Frauen allein hinflogen, kamen wir mit. Am ersten Tag amüsierten wir uns gemeinsam mit Sightseeing, dem ein Abendessen folgte. Wir gingen in eine Show und spielten sogar ein wenig. Am nächsten Abend teilten wir uns zu Paaren auf, wie wir das immer taten: Emmy und Bent, Cami und Aiden, Dee und ich.
Bent und Emmy sahen sich eine weitere Show an. Dee und ich gingen in eine Whisky-Bar, von der wir gehört hatten, und Cami und Aiden verbrachten den Abend damit, das zu tun, was Touristen normalerweise so taten. Sie besichtigten den Eiffelturm, machten eine Gondelfahrt und schauten sich die tanzenden Springbrunnen an. Dann setzte Aiden, absolut typisch für ihn, alles auf eine Karte, und da wir in Vegas waren, heiratete er Cami.
Sie tauchten am nächsten Morgen beim Frühstück auf, und keiner von ihnen sagte ein Wort. Aber sie wirkten verlegen und dabei so glücklich, dass ich wusste, es war etwas im Busch. Sie bestellten sich etwas zu essen, sprachen über die Pläne für den Tag und benahmen sich, als sei nichts weiter passiert. Bis Emmy die Ringe an ihren Händen entdeckte.
»Was zur Hölle …? Cami … habt ihr … oh mein Gott, habt ihr geheiratet?«
Wir alle schauten sie an. Aiden hob Camis Hand hoch und drückte ihr einen Kuss darauf.
»Ja, haben wir«, verkündete er.
Wir starrten sie schockiert an.
»Ist die Hochzeit rechtmäßig?«, fragte Dee und schaute zwischen Cami und Aiden hin und her. »Oder habt ihr das nur zum Spaß getan?«
»Es hat Spaß gemacht, und sie ist rechtmäßig«, sagte Aiden.
Dann gerieten wir alle in Bewegung. Umarmungen, Küsse, Schulterklopfen und Gratulationen wurden ausgetauscht. Aiden sah aus wie der glücklichste Mann auf Erden, und Cami strahlte an seiner Seite. Als Emmy fragte, ob sie eine richtige Hochzeit feiern würden, schüttelte Cami den Kopf.
»Es war genau das, was wir wollten. Nur wir zwei.« Sie lächelte Dee entschuldigend an. »Wir haben uns überlegt, dass wir unser Ehegelübde im nächsten Jahr erneuern und alle mit herbringen, damit sie mit uns feiern können.«
Dee legte ihre Hand auf die ihrer Schwester. »Das klingt perfekt. Ich freue mich für dich.«
Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt genau wie jetzt gefragt, ob Dee die Hochzeit wirklich so locker nahm, wie es den Anschein hatte. Die Wochen nach unserer Rückkehr waren sehr arbeitsreich gewesen, Cami war bei Aiden eingezogen, und Dee hatte ihre neue Wohnung in dem Haus bezogen, in dem auch ich lebte. Ich hatte ihr am Abend geholfen, Kartons zu schleppen. Ein Umzugsunternehmen hatte sich um die Möbel gekümmert, aber trotzdem waren darüber viele Stunden vergangen. Wir hatten uns kaum sehen können.
Oder, mit anderen Worten, waren kaum miteinander ins Bett gegangen.
»Du hast die Überraschungshochzeit ja ziemlich gelassen aufgenommen.«
Sie nippte nachdenklich an ihrem Whisky. »Ich war schon ein wenig gekränkt, aber mir ist klar geworden, dass es Camis Entscheidung und ihr Leben ist. Sie war viel zu glücklich, als dass ich mich darüber hätte aufregen können.« Sie stieß den Atem aus. »Ich hoffe, es war keine überstürzte Entscheidung, die die beiden später bereuen werden.«
Ich runzelte die Stirn und fühlte mich genötigt, meinen Freund zu verteidigen. »Aiden liebt Cami. Er liebt sie so sehr, dass es ihm Angst gemacht hat. Als er seine Gefühle endlich annehmen konnte, hat ihn das verändert. Sie hat ihn verändert – zum Besseren. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er etwas Gutes für sich selbst annehmen können. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass er es bereuen könnte, denke ich.«
Sie legte den Kopf schräg und musterte mich. »Das klingt sehr überzeugt.«
Ich zuckte die Achseln. »Das mit den beiden funktioniert einfach.«
»Stimmt.« Sie grinste. »Du klingst übrigens außerdem wie ein echter Romantiker. Obwohl du immer darauf beharrst, keiner zu sein.«
Ich lachte. »Ich habe meine Momente. Romantik ist okay für mich … bei anderen.«
»Mir geht es genauso.«
Wir sahen uns wortlos an. Fast unmerklich veränderte sich die Atmosphäre im Raum und zwischen uns.
»Verrätst du mir, Deirdre, was du unter diesem strengen dunkelblauen Kostüm anhast?«
Sie liebte es, wenn ich ihren vollen Namen aussprach. Niemand außer mir benutzte ihn, und ich tat das nur, wenn wir allein waren.
Sie fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Glases. »Das wüsstest du wohl gern.«
Ich rutschte auf dem Sofa hin und her, und meine Erektion wuchs, während ich darüber nachdachte. Mich fragte, welches Geheimnis ich heute Nacht aufdecken würde.
Dee war ein wandelnder Widerspruch. Klassische dunkle Kostüme, Blusen in gedeckten Farben. Unaufwendige Frisur. Schlichtes Make-up. Kein Schmuck.
Doch unter dem Leinen und der Baumwolle offenbarte sich etwas ganz anderes.
Push-up-BHs aus Spitze, winzige Dreiecke, die seidige Locken bedeckten, und eine süße kleine Spalte, die mir aufs Engste vertraut war.
Satin, Spitze, Seide und Sünde.
Schwarz, Rosa, Rot, jede Farbe des Regenbogens.
Cut-Outs und bauchfreie Tops. Tangas, Boxershorts, Schulterfreies, Bustiers, Streifen, Punkte, verführerisch und sexy.
Sie besaß all das. Sie war Sex auf zwei Beinen.
»Warum zeigst du es mir nicht?« Ich zog sie mit Blicken aus.
Sie stand auf, und ihre Finger wanderten zu den Perlmuttknöpfen an ihrem Hals. Ich lehnte mich in die Kissen, und Vorfreude weckte jeden Nerv in meinem Körper.
»Langsam.«
Sie legte den Kopf schräg.
»Ich will es heute Abend langsam, Baby.«
Sie schlüpfte aus ihrem Blazer und ließ ihn fallen, der Stoff ein dunkler Teich auf dem Boden.
»Ach, wirklich?«
»Ja.« Mein Schwanz wurde härter, während sie sich bewegte. Langsam. Sinnlich. Genau so, wie ich es ihr beigebracht hatte.
»Bekomme ich eine Belohnung?«
Ich nahm meine Erektion in die Hand. »Du bekommst mich. So tief in dir, dass du mich noch tagelang fühlen wirst.«
Ihre Bluse gesellte sich zu ihrem Blazer und offenbarte das cremefarbene Spitzen-Bustier, dessen Anblick mir ein Stöhnen entlockte. Ihre Brüste waren nach oben gedrückt, kurz davor, sich aus dem engen Spitzenstoff zu befreien. Ich hätte am liebsten hineingebissen. Als ihr Rock fiel und die Strapse zum Vorschein kamen, die mit kleinen Spitzenhaltern befestigt waren, verlor ich beinahe die Beherrschung. Der Fetzen Stoff zwischen ihren Schenkeln war lächerlich winzig. Und höllisch sexy.
Ich spreizte die Beine. »Komm her.«
Sie stellte sich zwischen meine Knie. Mit den Fingern zeichnete ich ihre Oberschenkel nach, ließ sie über die Bänder und die Spitze gleiten und über ihre satinglatte Haut. Ich zog sie an mich, vergrub das Gesicht in ihrer Mitte und atmete ihren Duft ein.
Sie wimmerte, als ich meinen Mund fest an sie presste.
»Du willst mich. Ich kann riechen, wie sehr du mich willst.«
Sie umfasste meinen Kopf und hob ihn an, sodass sie mir in die Augen blicken konnte.
»Ja. Aber es gelten immer noch dieselben Regeln, Maddox. Sex. Mehr ist es nicht. Nichts hat sich geändert.«
Ich lächelte. »Das habe ich auch nicht erwartet.«
»Dann nimm mich.«
Ohne den Blick von ihr zu wenden, zerfetzte ich ihren Slip. Riss ihn mit einem einzigen kräftigen Ruck von ihrer Haut.
Ich würde sie nehmen. Ich würde sie vögeln, weil es das war, was wir taten.
Für die Außenwelt wirkten wir beide kühl, gelassen und beherrscht. Als hätten wir nichts miteinander zu tun.
Wenn wir allein waren, veränderte sich alles. Dann waren wir gierig. Explosiv und unersättlich.
Sie unterwanderte meine Selbstbeherrschung.
Ich vögelte sie, um sie zurückzuerlangen.
Das war unser Spiel. Von Anfang an.
Bis einer von uns die Regeln änderte und sich verliebte.
Ich war wieder allein. Dee blieb nie über Nacht. Dies war eine unserer Regeln. Es gab viele davon, aber diese eine hatte sich nie verändert und war noch nie gebrochen worden.
Nachdem ich mir einen weiteren Whisky eingeschenkt hatte, setzte ich mich aufs Sofa und dachte an unsere erste Begegnung zurück.
Deirdre Anne Wilson schlüpfte genauso leicht in mein Leben, wie sie am Abend von Emmys Geburtstagsfeier, die Bentley arrangiert hatte, auf die Rückbank der Limousine schlüpfte. Sie setzte sich neben mich und schlug schicklich ihre langen, sexy Beine übereinander. Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
»Du musst Maddox sein.«
»Dee, nehme ich an?«
»Ganz genau.«
Sie sah sich im Wagen um. »Hübsche Limousine.«
Ich grinste und holte eine Flasche Champagner aus dem Kühler. »Die haben wir Bentley zu verdanken.«
Sie zog wissend eine Braue hoch. »Ich glaube, meine Schwester hat darauf bestanden. Sie kennt keine Grenzen.« Sie schaute zu Cami hinüber. »Ich fürchte, Aiden wird seine liebe Not mit ihr haben.«
Ich schenkte ihr leise lachend ein Glas Schampus ein. »Um Aiden würde ich mir keine Sorgen machen. Er kommt schon klar.«
Ich schlug gegen das Dach des Wagens und brüllte Bentley zu, ein bisschen Dampf zu machen. Ich hatte Hunger und wollte, dass es endlich losging.
Als Bentley und Emmy endlich in die Limousine stiegen, reichte ich beiden ein Glas Champagner und brachte einen Toast auf das Geburtstagskind aus. Für Emmy hatte ich bereits eine Schwäche. Sie war intelligent, lebhaft und eine gute Partnerin für Bent. Dass er von jemandem derartig hingerissen war, hatte ich bisher noch nicht erlebt.
Aiden schien in Camis Bann zu stehen, und sie selbst hatte nur Augen für ihn. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihn noch ziemlich beschäftigen würde und dass er sich vielleicht auch für sie als ein guter Partner erweisen würde – falls er das zuließ.
Damit blieben Dee und ich übrig. Ich war bereit, Bentley zuliebe einen Abend nett zu sein. Ich wusste nicht, wie ich mir Camis ältere Schwester vorgestellt hatte, aber die reizvolle Frau, die neben mir saß, hatte ich nicht erwartet. Sie war von durchschnittlicher Größe und gertenschlank. Im Gegensatz zu Cami mit ihrem rasanten Aussehen und ihrer temperamentvollen Art war Dee ruhig und auf eine dezente Art hübsch. Ihre Kleider waren schlicht und unauffällig, ihr Haar kinnlang geschnitten und ihr Gesicht kaum geschminkt. Doch sie hatte etwas an sich, das faszinierend und sexy war. Ihre großen grünen Augen waren intelligent und ihre Bewegungen anmutig. Sie besaß eine tiefe, heisere Stimme und wählte ihre Worte mit Bedacht. Wenn sie lächelte, leuchtete ihr Gesicht auf, aber ganz anders als das ihrer Schwester. Cami strahlte, während Dees Züge weicher und wärmer wurden, wie das diffuse Licht der Morgendämmerung.
Ich fand sie ungemein attraktiv.
Während der nächsten Wochen trafen wir uns öfter alle zusammen, und ich lernte Dee besser kennen. Ich genoss es, mit ihr zu reden, und wir unterhielten uns über alle möglichen Themen. Sie hatte einen unglaublichen Sinn für Humor und konnte toll Leute imitieren, was mich immer zum Lachen brachte. Sie war stark und scheinbar durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und ich ahnte, dass sie hinter ihrer nüchternen Fassade Tiefgang hatte. Sie war sehr belesen, und wir hatten viel gemeinsam, aber keiner von uns beiden wollte mehr als die Zusammenkünfte unserer kleinen Gruppe. Es war schön, jemanden zum Plaudern zu haben, wenn wir alle zusammen waren. Da Bentley sich immer mehr in Emmy verliebte, ahnte ich schon, dass ich Dee nun häufiger zu sehen bekommen würde. Ich genoss ihre Gesellschaft, und ich dachte sehr oft an sie, ließ meinen verwirrenden Gedanken jedoch niemals Taten folgen. Sosehr sie mich faszinierte, ich war nicht hinter ihr her.
Bis ich eines Tages auf der Suche nach neuem Lesestoff in meiner Buchhandlung um die Ecke stöberte.
Als ich gerade einen Klappentext studierte, nahm ich aus den Augenwinkeln die Silhouette einer Frau wahr, die meine Aufmerksamkeit erregte. Sie bewegte sich geschmeidig und war hübsch, und das Sonnenlicht fing sich in ihrem hellroten Haar. Sie las die Rückseite eines Buches und strich mit dem Finger über dessen Rücken. Etwas an ihr zog mich an und schien gleichzeitig vertraut. Mit einem Grinsen begriff ich, dass es Dee war, und ich sprach sie an. »Schon etwas Gutes gefunden?«
Sie schaute erschrocken auf. Ich stand nah genug vor ihr, um die braunen Einsprengsel in ihren grünen Augen zu sehen. Lächelnd stellte sie das Buch zurück ins Regal. »Nicht wirklich.« Sie deutete auf die Bücher, die ich in der Hand hielt. »Du hattest anscheinend mehr Glück.«
»Du kannst dir eins ausborgen, wenn du möchtest. Ich neige dazu, immer gleich einen ganzen Stapel zu kaufen.«
Sie legte den Kopf schräg und formte lautlos mit den Lippen die Titel. Dann schaute sie lächelnd auf. »Das wäre wunderbar.«
»Ich wollte mir gerade einen Kaffee besorgen. Kann ich dich dafür gewinnen, mir Gesellschaft zu leisten?«
»Sehr gern.«
Als ich ihr gegenübersaß, wurde mir klar, dass wir zum allerersten Mal allein miteinander waren.
»Kommst du oft her?«
Sie schüttelte mit einem schiefen Grinsen den Kopf. »Ist das dein üblicher Anmachspruch, Maddox?«
Ich lachte leise. »Ich glaube nicht, dass ich dich vor diesem Tag schon mal hier drin gesehen habe.«
»Ich war kurz im Büro, dann bin ich hergekommen. Normalerweise schaue ich mich erst in der Mittagspause im Buchladen um.«
»Verstehe.«
Wir schwiegen, während wir an unserem Kaffee nippten, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Ich bemerkte, dass sie an der Haut an ihrem Daumennagel knabberte, und das kam mir seltsam vor. Angesichts ihrer gelassenen Art fand ich es ziemlich entzückend.
Ich wunderte mich über mich selbst. Entzückend war kein Wort, das ich oft benutzte – wenn überhaupt je.
Sie sah mir in die Augen. »Also, ist es das?«
»Ist es was?«
»Ist das dein üblicher Anmachspruch?«
Ich betrachtete sie, während ich meinen Kaffee trank. »Ich mache normalerweise keine Frauen an.«
Sie grinste. »Das überrascht mich nicht.«
»Wie bitte?«
»Mit deinem Silberfuchsding hast du das bestimmt gar nicht nötig.«
Ich runzelte die Stirn. »Silberfuchs?«
»Maddox, der Silverfox. Jung, sexy, wohlhabend, außerdem frühzeitig ergraut? Ich wette, du musst die Frauen mit Gewalt von dir fernhalten.«
Ich schüttelte belustigt den Kopf. »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber nein.«
»Wirklich? Das überrascht mich.«
Ich lehnte mich zurück, schlug die Beine übereinander und wippte mit einem Fuß. »Was ist mit dir, elegante, hübsche Deirdre? Treibst du die Anwälte in deiner Kanzlei in den Wahnsinn?«
Sie lachte. »Dee. Niemand nennt mich Deirdre. Das klingt so steif und förmlich.«
»Nein. Es ist ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau. Er passt zu dir. Nennen dich die Anwälte, mit denen du dich triffst, nicht bei deinem vollen Namen?«
Sie ignorierte meine Bemerkung über ihren Namen. »Ich treffe mich nicht mit Anwälten, genauso wenig wie mit sonst irgendjemandem aus meiner Kanzlei«, erklärte sie entschieden. »Tatsächlich treffe ich mich mit niemandem.«
»Niemals?«
Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Liebe, romantische Liebe, ist nichts für mich.«
Ich holte tief Luft, bevor ich sprach. »Warum nicht?«
»Sie ist gefährlich. Sie überwältigt und tötet einen.« Als sie meine hochgezogenen Brauen sah, fuhr sie fort: »Ich sage nicht, dass ich mich nie mit jemandem treffe. Ich habe schließlich auch meine … Bedürfnisse. Aber ich gehe keine Liebesbeziehungen ein. Ich habe gesehen, wie Liebe Menschen zerstört.« Sie hob die Hand, bevor ich etwas erwidern konnte. »Ich weiß, dass es für manche funktioniert, aber ich bin für so etwas nicht geschaffen.«
Ich leerte meine Kaffeetasse, dann beugte ich mich vor. »Ich auch nicht.«
Sie riss die Augen auf. »Wirklich?«
»Liebe ist gleichbedeutend mit Macht. Der Macht zu zerstören. Der Fähigkeit, einem anderen wehzutun und Schmerzen zuzufügen. Sie richtet Chaos an. Das bedeutet Liebe für mich. Sie zerstört Vertrauen und macht einen schwach.«
»Empfindest du in Bezug auf alle Menschen so?«
»Es gibt einige Ausnahmen. Aber für eine Frau würde ich niemals eine machen.«
Unsere Blicke trafen sich in stillschweigendem Einverständnis. Etwas in der Atmosphäre um uns herum veränderte sich, und ich spürte, wie unser gegenseitiges Verlangen wuchs. Es dehnte sich aus, drückte sich zögerlich gegen die Grenzlinien, die wir gezogen hatten. Sie stützte den Ellbogen auf den Tisch und hob den Daumen an den Mund. Mit ihren kleinen Zähnen knabberte sie an ihrem Finger. Es war eine unschuldige Geste, und doch fand ich sie provokativ.
»Ich habe auch Bedürfnisse«, murmelte ich. Dann beugte ich mich vor, zog ihr den Daumen aus dem Mund und inspizierte ihn. Die raue Haut und die Tatsache, dass sie das schon zum zweiten Mal tat, seit wir uns hingesetzt hatten, machten deutlich, dass es sich um eine nervöse Angewohnheit handelte. Langsam strich ich mit den Fingern über ihre Handfläche und legte ihre Hand dann auf den Tisch.
Sie atmete stockend ein. »Ich bin älter als du.«
»Drei Jahre«, entgegnete ich spöttisch. »Das ist gar nichts.«
»Ich meine es ernst. Ich gehe keine Beziehungen ein.«
»Ich ebenso wenig.« Ich beugte mich vor und senkte die Stimme. »Darf ich offen zu dir sein?«
»Ich bevorzuge Offenheit.«
»Ich finde dich unglaublich attraktiv, Deirdre. Sehr sexy in deinen hochgeschlossenen Kleidern und mit deinem kühlen Äußeren. Ich würde gern sehen, was geschieht, wenn du nackt und erregt bist.« Ich legte den Kopf schräg und musterte sie. »So wie jetzt – bist du dir bewusst, dass sich deine Atmung in den letzten Sekunden beschleunigt hat? Deine Wangen haben die denkbar zauberhafteste Rötung angenommen. Selbst deine Ohren sind rosa. Ich frage mich, wie weit hinunter ich dich auf diese Weise erröten lassen könnte.«
Sie wurde noch röter, verzog aber keine Miene. Sie rutschte näher heran, sodass sich unsere Knie unter dem Tisch berührten. Ihre ohnehin heisere Stimme wurde noch tiefer, was mich ungemein antörnte. »Du willst Ehrlichkeit?«
Ich nickte.
»Ich finde, dass du einer der erotischsten Männer bist, die mir je begegnet sind, Maddox. Ich sehe, wie sich dein Körper bewegt, wenn du gehst, und ich stelle mir vor, wie du dich in mir bewegst. Du benutzt beim Reden oft die Hände, und ich will sie auf meiner Haut spüren. Deine Muskeln spannen sich unter deinen teuren Anzügen an, und ich will spüren, wie sie sich unter meiner Berührung bewegen.« Sie strich sich mit dem Finger über die Lippen. »Ich will dich schmecken und zusehen, wie du dich der Lust hingibst.«
»Dann sollten wir vielleicht jetzt gehen und uns gegenseitig erkunden.«
Ein Klingelton ihres Telefons, das zwischen uns auf dem Tisch lag, verriet, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. Sie ignorierte es und sah mich weiterhin unverwandt an. Es klingelte wieder. Mit einem Seufzen griff sie danach, legte die Stirn in Falten und verzog das Gesicht.
»Gibt es ein Problem?«
»Mein Chef braucht mich im Büro.«
»Kannst du sagen, dass du keine Zeit hast?«
Sie seufzte erneut und sackte in sich zusammen. »Eher nicht.« Sie sah mich mit leicht hochgezogenen Schultern an. »Ich könnte ihn für ein Weilchen hinhalten.«
Ich schüttelte enttäuscht den Kopf. Die Stimmung war hin, aber das war wahrscheinlich auch gut so. Ganz gleich, was wir sagten, Sex würde die Situation möglicherweise nur verkomplizieren.
Und ich hasste Komplikationen.
Ich stand auf und lächelte sie an. »Ich werde dich zu deinem Büro begleiten.«
»Das brauchst du nicht.«
»Kein Problem. Ich muss sowieso in die Richtung.«
Wir schwiegen, während wir durch die Straßen gingen. Seltsamerweise hatte meine Enttäuschung sich nicht zerstreut, und das Verlangen, das ich empfand, war nicht im Mindesten verebbt. Kurz bevor wir ihr Büro erreichten, zog ich sie in eine Gasse und riss sie an mich.
Ohne ein Wort presste ich meinen Mund auf ihren. Sie schlang mir ohne zu zögern die Arme um den Hals. Ich fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und ließ sie in ihren süßen Mund gleiten, als sie ihn öffnete. Ich erforschte sie, schmeckte und neckte, und unsere Zungen kämpften miteinander um die Oberhand. Leise knurrend griff ich in ihr Haar und zog ihren Kopf nach hinten. Sie schmolz in meinen Armen, ihr Körper biegsam und ihr leises Stöhnen total anziehend. Ich leckte ihren Mund, knabberte an ihren Lippen, saugte an ihrer Zunge. Sie schmeckte nach Kaffee und Süßigkeiten und nach allem, was sie war. Sie umklammerte meinen Hals und schob die Finger in mein Haar. Viel zu früh lösten wir uns voneinander, beide atemlos und mit geröteten Wangen.
Ich streichelte ihr Gesicht. »Ein Vorgeschmack auf das, was hätte sein sollen.«
Sie hielt meine Hand fest und drückte mir einen Kuss auf die Finger. »Verflucht sei mein Chef, die Schwanzbremse.«
Die Worte waren aus meinem Mund, bevor ich es verhindern konnte. »Sorg dafür, dass das der einzige Teil seines Schwanzes ist, der jemals in deine Nähe kommt, Deirdre Wilson.«
Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und ließ sie stehen.
Wir sahen uns nicht wieder, bis Emmy entführt wurde. Als sie dann wieder zu Hause war, saßen wir alle im Wohnzimmer und warteten darauf, dass Bentley sich zu uns gesellte. Irgendwann murmelte Emmy, dass sie lernen müsse, und ging die Treppe hinauf. Nicht lange danach folgte Cami ihr, und Aiden schaute ihr hinterher, bis sie verschwunden war. Dee zog sich in die Küche zurück, und Aiden stand auf.
»Ich glaube, mit der Pizza wird das heute nichts mehr.«
»Nein.«
»Ich geh nach oben.«
Ich wusste genau, wo er hinwollte, daher nickte ich. Als er weg war, war ich ganz rastlos und zappelig. Wir hatten ein paar höllische Tage hinter uns, und meine Nerven lagen blank. Für eine Weile ging ich im Zimmer auf und ab, dann beschloss ich, mir etwas zu trinken zu holen.
In der Küche lehnte Dee an der Theke und aß ein paar Weintrauben. Sie war lässig gekleidet in Jogginghose und einem alten karierten Hemd. Sie sah … zum Anbeißen aus.
»Hey«, sagte sie.
Ich griff mir ein Bier aus dem Kühlschrank, nahm einen langen Schluck und lehnte mich an die Theke ihr gegenüber. »Hey. Wie geht es dir?«
»Gut. Und dir?«
Ich zuckte die Achseln.
»Hast du wieder Kopfschmerzen?«
»Nein«, versicherte ich ihr. In der Nacht zuvor hatte sie mich dazu gebracht, mich hinzulegen, und meinen Kopf gestreichelt, um den Schmerz zu lindern, bis ich eingeschlafen war. Ich hatte mich seltsam getröstet und umsorgt gefühlt. »Ich brauche irgendetwas. Ich weiß nur nicht, was.«
»Ich könnte dir etwas machen.«
Ich lächelte und stieß mich von der Theke ab, ohne nachzudenken. Ich strich ihr eine lose Haarsträhne von der Wange. Das Haar war weich, und ich rieb die seidige Strähne zwischen meinen Fingern. Plötzlich wusste ich, was ich wollte.
Was ich brauchte.
»Immer kümmerst du dich um alle, nicht wahr … Deirdre?«
Ihre Augen wurden groß, und die Hand, mit der sie eine Traube hielt, verharrte auf halbem Wege zu ihrem Mund. Mit einem leisen Lachen beugte ich mich vor, saugte die Traube zwischen die Lippen und kaute sie langsam. »Hmmm, süß. Köstlich«, murmelte ich. Ich stellte meine Bierflasche auf die Theke. »Weißt du, was ich noch als süß in Erinnerung habe?«
Sie schüttelte den Kopf, die Bewegung langsam und bedächtig.
Ich hob sie auf die Theke, ließ die Hände über ihre Oberschenkel wandern und spreizte sie weit, bevor ich mich zwischen sie schob. Sie begann schneller zu atmen, und die Röte, an die ich mich so lebhaft erinnerte, breitete sich auf ihrem Dekolleté aus.
Ich fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Haut. »Ah, das gefällt mir. Ich erinnere mich daran, dass ich wissen wollte, wie weit die Farbe nach unten geht.« Vorsichtig öffnete ich einen Knopf, dann noch einen, und meine Finger fanden die warme rosige Haut ihres Oberkörper.
Ich beugte mich zu ihr vor und stöhnte beinahe, als sie die Beine um mich schlang und mich näher an sich zog. »Ich erinnere mich daran, wie süß du auf meiner Zunge geschmeckt hast, Deirdre. Wie du dich angefühlt hast, als du dich an mich gepresst hast. Wie sehr ich mir gewünscht habe, dich in meine Wohnung zu schleppen, um dich zu vögeln. Es war mir sogar egal, ob du Ärger mit deinem Chef, der Schwanzbremse, bekommst. Ich wollte dich. Klingelt da etwas bei dir?«
Sie krallte die Hände in mein Hemd. »Ja.«
»Ich weiß, was ich in diesem Moment von dir brauche. Bist du bereit, es mir zu geben?«
»Oh Gott, ja.«
»Bist du dir sicher?«
Sie schob die Finger in die Brusttasche ihres Flanellhemds und holte ein Kondom hervor. »Ich habe den ganzen Tag darauf gewartet, dass du zu mir kommst.«
Ich riss sie an mich und küsste sie. Dann vergrub ich die Hände in ihrem Haar und drehte die seidigen Strähnen zwischen den Fingern. Ich verschlang ihren Mund, leckte und knabberte an ihr, während sie wimmerte und stöhnte. Sie packte mich, ihr Verlangen genauso stark wie meins. Ich hörte, dass die Küchentür geöffnet wurde, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Mir war klar, dass Bentley uns gesehen hatte, aber er verschwand schnell wieder, und es war mir auch gleichgültig. Binnen Sekunden hatte ich ihr die Jogginghose ausgezogen und ihre rosafarbene Spitzenunterwäsche freigelegt, die so winzig war, dass sie sie kaum bedeckte. Mit einem Ruck riss ich sie ihr vom Leib und schob die Finger in sie. Sie war feucht und heiß. Sie drückte sich gegen meine Hand, ihr Keuchen laut an meinem Ohr.
»Gefällt dir das, Deirdre? Gefallen dir meine Finger in dir?«
»Nicht so sehr, wie mir dein Schwanz gefallen würde.«
»Erst wirst du so kommen, dann kriegst du meinen Schwanz. Verstanden?«, zischte ich ihr ins Ohr. »Wir machen das auf meine Weise. Immer auf meine Weise.«
Sie spannte sich an, und ihre Muskeln zuckten.
»So ist es richtig, Baby. Lass dich gehen.«
Sie bog den Rücken durch, als sie kam, ihr Mund geöffnet zu einem lautlosen Schrei. Ich riss ihr das Hemd auf und saugte durch ihre hübsche, rosafarbene Spitzenwäsche an ihren harten Brustwarzen. Ich biss zu, als sie erneut den Rücken durchbog und ihr Körper nach mehr verlangte.
Ich zerrte mir die eigene Jogginghose herunter, und mein harter, schmerzender Schwanz sprang heraus. Dann streifte ich das Kondom über, während sie mich mit wildem Blick und heftig atmend dabei beobachtete.
»Oh Gott, du bist so groß.« Sie stöhnte.
»Willst du das, Deirdre? Du musst mir sagen, was du willst. Was du brauchst.«
»Ich will, dass du mich nimmst. Erlöse mich mit diesem großen Schwanz von dem schmerzenden Verlangen.«
Ich streichelte mich selbst, erfreut über ihre Antwort. »Ich erlöse dich von dem schmerzenden Verlangen, Baby. Versprochen.«
Ich versenkte mich in ihr. Die ganze Welt bestand nur noch aus überwältigender Lust. Sie war heiß, glitschig und eng. Sie kam meinen Stößen entgegen, nahm meinen Rhythmus auf und trieb mich mit ihrem Mund in den Wahnsinn, als sie an meinem Hals leckte und knabberte. Ich pumpte stetig, umfasste fest ihre Hüften und verlor mich im Rausch, den wir erschaffen hatten. Schweiß kribbelte auf meiner Kopfhaut, und mein Rücken wurde feucht. Ich schlang ihr einen Arm um die Taille und hielt sie fest, während ich in sie stieß.
»Ich komme gleich«, stöhnte ich ihr ins Ohr. »Erlaube mir, dich zu fühlen, Baby. Nimm mich mit.«
Sekunden später schrie sie leise an meinem Hals, während sie sich versteifte. Ich erstarrte ebenfalls und ließ meinen Orgasmus über mir zusammenschlagen. Ekstase raste durch mich hindurch, während ich in ihren Armen erzitterte, bis ich fertig war.
Ich hob den Kopf, sah ihr in die Augen und fragte mich, was ich dort finden würde. Sie grinste, befriedigt und entspannt. »Ich glaube, Bentley würde nicht gutheißen, was wir in seiner Küche gemacht haben.«
Ich erwiderte ihr Grinsen und war erleichtert, dass sie immer noch einfach nur Dee war. »Vielleicht sollten wir es ihm lieber nicht erzählen.«
»Dann sollten wir ihm auch nicht erzählen, wie du mich später in meinem Zimmer gevögelt hast.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ist das so?«
»Meiner Meinung nach schon.«
Ich küsste sie. »Na dann.«
Mein Lächeln erstarb, als die Erinnerungen vager wurden. Ob ich es zugeben wollte oder nicht, meine Gefühle für sie hatten damals bereits begonnen zu wachsen.
Aiden kam in mein Büro, einen Ordner unter den Arm geklemmt, eine Schachtel in der einen und zwei Kaffeebecher in der anderen Hand. Mit einem Grinsen ließ er sich gegenüber meinem Schreibtisch auf einen Stuhl sinken.
»Hey, Mad Dog.«
»Hey.«
Mit einer schwungvollen Bewegung öffnete er die Schachtel und reichte mir ein Zimtbrötchen, ein Gebäck, für das ich eine Schwäche hatte. Ich nahm es kopfschüttelnd entgegen. »Ich glaube, du bist derjenige, der das Café unten am Laufen hält.«
Er biss in sein Zitronen-Blätterteigteilchen, kaute und schluckte. »Sie machen tolles Gebäck.« Er reichte mir einen Kaffee. »Sandy ist mit Bentley unterwegs, daher musste ich mir etwas einfallen lassen.«
Ich lachte. »Du weißt so gut wie ich, dass immer Kaffee in der Thermoskanne ist.«
»Nein. Reid hat die Nacht durchgearbeitet. Er hat die Kanne mit einem Strohhalm auf seinem Schreibtisch stehen.« Er verdrehte die Augen. »Der Junge ist wahrscheinlich total aufgedreht.«
»In mehr als einer Hinsicht. Woran arbeitet er denn gerade?«
»Weiter an den Ridge-Towers. Er steckt voller Ideen.«
»Oder voll von irgendetwas anderem.« Ich nippte an meinem Kaffee. »Wo sind Bent und Sandy denn hingefahren?«
»Sie sehen sich mit Van und Olivia ein paar Häuser an.«
Ich lachte leise. Noch mehr Projekte.
»Jepp.«
Bentley liebte es nach wie vor, Häuser zu finden, sie zu erwerben und auf Vordermann zu bringen und mit Profit weiterzuverkaufen. Wir hatten eine viel beschäftigte Abteilung, die sich nur dieser Sache widmete. Ich musste zugeben, dass er wusste, was er tat. Er ließ diese Abteilung nicht zu groß werden, stellte die besten Leute ein und wählte jedes Projekt sorgfältig aus. Vince Morrison, oder Van, wie wir ihn wegen seines unglaublichen Talents als Gitarrist nannten, überwachte die Bauarbeiten, und Olivia Rourke kümmerte sich um die Entwürfe für den Umbau. Sie hatten jeweils eigene Teams, die gut zusammenarbeiteten. Es war ein profitabler Zweig der Firma.
»Wie viele?«
»Zwei in derselben Straße, die beide verkauft werden sollen. Große Häuser in New York.«
»Wunderbar. Dann ist Van erst mal beschäftigt.«
»Jepp.« Er lehnte sich gähnend zurück.
»Müde? Macht dich deine frisch angetraute Frau so fertig?«
Er lächelte und schaute auf seine Hand. Sein breiter Ehering fing das Licht ein und glänzte. Er konnte es beinahe mit dem Glitzern in seinen Augen und seinem strahlenden Lächeln aufnehmen. Mir wurde klar, dass ich Aiden zum ersten Mal wirklich glücklich sah. Er hatte lange gebraucht, um sich das zuzugestehen.
»Wir haben gestern Nacht ein bisschen gefeiert. Du weißt schon, sie ist jetzt endgültig eingezogen, und ja, ich darf sie behalten.«
Aidens Stimme klang fast schüchtern, als er das sagte. Noch etwas, das neu bei ihm war.
»Schön für dich, Mann.«
»Zumindest habe ich eine Erklärung. Was ist mit dir, du siehst auch ziemlich erschöpft aus.«
Ich tat seine Worte mit einem Achselzucken ab. »Kopfschmerzen. Kein Grund zur Sorge.«
Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern aß sein Blätterteigteilchen auf und lehnte sich dann entspannt auf dem Stuhl zurück. »Sie hat sich ein Tattoo stechen lassen.«
»Cami?«
»Ja.«
»Darf ich fragen, was für eins, oder ist das zu intim, und ich will es gar nicht wissen?«
Er lachte und klopfte sich auf den Arm. »Sie hat sich eine dieser roten Blumen abgepaust und sie sich über ihrem Herzen stechen lassen, mit meinem Namen darin. So wüsste ich, dass ich ständig in ihrem Herzen bin, meinte sie.« Er sah mich mit einem Achselzucken an. »Kitschig, oder?«
Normalerweise hätte ich ihm zugestimmt, aber ich sah, welche Gefühle das in ihm auslöste. Mit der Liebe zu Cami kam eine neue, sanftere und offenere Seite von Aiden zum Vorschein. Es rief ein seltsames Gefühl in mir hervor, so als fehlte mir etwas.
»Eigentlich«, sagte ich leise, »ist das total schön, Aiden.«
»Ja, ich denke, das ist es.« Er beugte sich aufgeregt vor. »Ich habe ihr auch etwas besorgt, aber ich habe es ihr noch nicht gegeben.«
»Ach?«
»Darlene hat mir einen Ring für sie gemacht. Ich habe ihn heute Morgen abgeholt.«
Darlene war eine Schmuck-Designerin, die wir kannten, seit sie im Auftrag von Bentley einen Verlobungsring für Emmy angefertigt hatte. Darlene war auf hochkarätige Diamanten und Maßanfertigungen spezialisiert.
»Willst du ihn sehen?«
Sein Eifer brachte mich zum Lachen. Ich streckte die Hand aus. »Gib her.« Ich öffnete den Deckel des Kästchens und stieß einen Pfiff aus. »Wow.«
»Ja. Er ist einzigartig. Cami wird ausflippen.«
Ich betrachtete den Ring noch einmal. Das Glitzern des Steins war atemberaubend. »Du hast dich doch nach diesem Schliff erkundigt, als wir uns Ringe für Bent angesehen haben.«
»Ja, stimmt. Er hat mir sehr gefallen.«
»Hast du es etwa schon damals gewusst, Aiden?«, fragte ich neugierig und gab ihm das Kästchen zurück. »Warst du da schon in sie verliebt?«
Er seufzte und schob das Kästchen in seine Tasche. »Ich glaube, ja, aber ich hatte zu große Angst, es zuzugeben. Zu große Angst, dass mich jemand verletzen könnte.«
»Ich glaube, da brauchst du dir bei deiner Frau nicht die geringsten Sorgen zu machen. Sie liebt dich heiß und innig.«
Er grinste. »Ja, das tut sie. Ich bin froh, dass sie nicht aufgegeben hat, bis ich endlich aufgewacht bin.«
Ich griff in meine Schublade und schob einen Umschlag über den Schreibtisch. »Du kannst dir das heute Abend mit ihr teilen. Dann habt ihr gleich zwei Gründe zum Feiern. Erspar mir aber morgen die Einzelheiten.«
Er öffnete den Umschlag und musterte den Inhalt. »Wofür ist das denn?«
»Ein Hochzeitsgeschenk.«
Er runzelte die Stirn. »Eine Reise nach Hawaii?«
Ich nickte. »Ihr könnt sie machen, wann immer ihr wollt. Wenn Cami mit der Uni fertig ist und ihr die Termine wisst, buche ich die Reise für euch. Natürlich inklusive Flüge, Villa, Auto und so weiter.«
»Maddox, das ist mehr als großzügig. Das ist doch nicht nötig.«
»Da bin ich anderer Meinung. Du hast geheiratet, und das musst du feiern. Du nimmst dir nie frei, es sei denn, irgendwas Schlimmes ist passiert. Wie damals, muss jetzt so vier Jahre her sein. Bent und ich können die Firma auch zwei Wochen ohne dich führen. Schnapp dir deine Frau und fahr in die Flitterwochen.«
»Stimmt, ich erinnere mich vage. Aber ich weiß nicht mehr genau, was da los gewesen ist.«
»Aber ich.«
»Ach, wirklich? Hilf meinem Gedächtnis auf die Sprünge.«
»Das war nach einem Spiel der Leafs. Damals hast du darauf bestanden, bei einem zweifelhaften Straßenverkäufer Tacos zu essen. Bent und ich haben dir davon abgeraten, aber du wolltest nicht auf uns hören. Deine Blähungen waren so schlimm, dass es im Büro nicht mehr zu ertragen war. Deshalb bist du nach Hause gegangen.«
Er legte die Stirn in Falten, dann lachte er. »Oh, richtig. Das war nicht schön.«
»Du hattest schon damals den Hang, zu sehr ins Detail zu gehen.«
Er lehnte sich leise lachend zurück und klopfte auf den Umschlag. »Danke, Mad Dog.«
»Ich glaube, Bent hat auch noch etwas für dich.«
Er senkte den Blick. »Ihr beiden …«
»Das wissen wir.«
Bevor er noch etwas sagen konnte, klopfte es an meiner Tür, und Jordan Hayes kam mit einer Mappe in der Hand herein. Als Leiter unseres Teams für die Ridge-Towers überwachte er das gesamte Projekt. Er war schon älter und ihn umgab eine Aura von Gelassenheit und Autorität. Seine Leute hatte er fest im Griff, selbst kleinen Details widmete er große Aufmerksamkeit, und was er gar nicht mochte, war Pfuscherei.
»Tolle Neuigkeiten!«
»Was gibt’s denn?«
»Wir haben einen ganzen Haufen Baugenehmigungen durchgekriegt. Wir liegen bestens im Zeitplan – tatsächlich sind wir ihm sogar voraus. In ein paar Monaten machen wir die ersten Spatenstiche.«
Aiden und ich grinsten uns an. »Sie haben recht, das sind tolle Neuigkeiten.«
»Ich werde Ihnen die avisierten Termine schicken, und Sie können mit den Marketingplänen beginnen.«
»Danke, Jordan.«
Mit einem Winken verließ er den Raum.
»Darüber wird sich Bent freuen.«
»Ja, das wird er.« Aiden griff nach dem Ordner, den er mitgebracht hatte. »Er wollte ja, dass ich mich nach anderen Agenturen für das Marketing umschaue. Mit der letzten war er nicht zufrieden.«
»Ich weiß. Hast du schon Bewerber gefunden?«
»Ja, klar. Ich habe recherchiert, Erkundigungen eingezogen und selbst mit einigen gesprochen. Ein paar von ihnen könnten geeignet sein. Eine Agentur ganz besonders.« Er hielt inne. »Willst du wirklich mehr darüber wissen? Darum musst du dich nicht kümmern, schließlich bist du der Mann für die Finanzen.«
Ich schürzte nachdenklich die Lippen. Natürlich hatte er recht, aber da in meiner Abteilung alles reibungslos lief, hatte ich Kapazitäten frei. Ridge-Towers war ein riesiges Projekt, und wie Bentley wollte ich, dass wir nur das Beste dafür zur Verfügung hatten. Einschließlich des Marketings. Die Agentur, die wir in der Vergangenheit engagiert hatten, hatte den Besitzer gewechselt, und wir waren nicht besonders beeindruckt von ihren Strategien und Konzepten.
»Ja, ich habe Zeit und würde mich gerne mit dir und Bent zusammen darum kümmern.«
»Okay.« Er reichte mir den Ordner. »Hier ist unsere engere Auswahl. Zu den ersten drei haben wir schon ein paar Anmerkungen gemacht. Ruf sie an, rede mit ihnen und notier dir, was du von ihnen hältst. Dann sprechen wir persönlich mit ihnen, hören uns ihre Ideen an und suchen uns eine Agentur aus.«
»Wunderbar.«
»Eine davon ist eine Agentur von hier. Die beiden anderen sitzen außerhalb der Stadt. Eine ist uns besonders aufgefallen.«
»Welche?«
»Die mit Sitz in British Columbia – die Gavin Group. Ein Familienunternehmen. Tolle Erfolgsbilanz. Ich habe mit dem Inhaber und dem Typen, der für uns zuständig sein würde, gesprochen. Das ist einer, der geradeheraus ist und dir keinen Mist erzählt. Ganz erpicht darauf, mehr über das Projekt zu erfahren und Ideen zu entwickeln.«
»Wir haben noch nie eine Agentur von außerhalb engagiert. Bent hat gern jemanden, der vor Ort ist.«
»Das wäre kein Problem. Die Agentur würde unsere Kontaktperson hierherschicken. Wir würden den Büroraum stellen und sie den Mitarbeiter, bis der Auftrag erfüllt ist.«
»Großartig. Ich werde mir das durchlesen und ein paar Anrufe tätigen.«
»In Ordnung. Dann lasse ich dich jetzt mal allein.« Aiden erhob sich und griff nach dem Umschlag mit dem Hochzeitsgeschenk. »Noch mal vielen Dank, Maddox. Cami wird begeistert sein.« Er streckte die Hand aus. »Ich weiß es zu schätzen, dass du an uns gedacht hast.«
Nachdem wir uns die Hand geschüttelt hatten, ging er.
Ich drehte mich mit meinem Stuhl herum und schaute aus dem Fenster. Uns.
Ich hätte nie gedacht, dass Aiden einmal Teil eines »uns« sein würde. Oder Bentley.
Ich war mir nicht sicher, was genau ich gedacht hatte. Angesichts unserer jeweiligen traumatischen Vergangenheit schien es unausweichlich, dass wir mit der Firma verheiratet bleiben würden und dass keiner von uns ein Risiko eingehen würde, was sein Privatleben traf.
Aber sie hatten es getan und waren jetzt glücklich.
Ich drehte mich wieder zum Schreibtisch und ließ den Blick durch mein gut ausgestattetes Büro wandern. Alles war an seinem Platz und wohlgeordnet, und das beruhigte mich. Meine Tage waren arbeitsreich und produktiv. Ich wusste, was mich erwartete. Ich war immer vorbereitet und auf alles gefasst. Ich hatte meine Abteilung gut unter Kontrolle, genauso, wie ich meine Gefühle unter Kontrolle hatte. Ich würde nicht zulassen, dass mir irgendjemand diese Kontrolle wegnahm.
Das war es, was mich glücklich machte.
Zumindest war es so gewesen.
Am selben Abend klingelte mein Telefon, und ich drückte auf die Lautsprechertaste, vor mir auf dem Schreibtisch der aufgeschlagene Ordner, in dem ich gelesen hatte.
»Maddox Riley«, meldete ich mich.
»Richard VanRyan von der Gavin Group am Apparat.« Eine tiefe Stimme dröhnte durch die Leitung. »Ich glaube, Sie erwarten meinen Anruf.«
»Ja, Mr VanRyan. Danke, dass Sie heute noch zurückrufen.«
»Nennen Sie mich doch bitte Richard. Sie arbeiten aber noch spät.« Er lachte leise. »Hier ist es nach sechs, also ist es in Ontario schon nach neun, glaube ich.«
»Ich arbeite von zu Hause aus, ja. Ich würde gerne mit Ihnen ein erstes Gespräch führen.«
»Freut mich, dass ich Ihnen zur Verfügung stehen kann. Ich habe mir Ihre Mappe angesehen. Ein beachtliches Konzept haben Sie da für die Ridge-Towers.«
»Ich gebe zu, wir sind stolz darauf.«
»Das sollten Sie auch«, entgegnete er. »Ich werde nicht viel von Ihrer Zeit beanspruchen, Maddox. Darf ich Sie Maddox nennen?«
»Natürlich«, murmelte ich.
»Wie gesagt, ich habe mir Ihr Projekt gründlich angesehen. Ich habe sowohl mit Aiden als auch mit Bentley gesprochen und einen Eindruck davon gewonnen, was Sie brauchen. Möchten Sie dem Ganzen noch etwas hinzufügen?«
»Abgesehen davon, dass diese Unternehmung auf längere Zeit angelegt ist und wir als Botschaft etwas Klassisches und Einprägsames suchen, fällt mir im Moment nichts ein. Sie wissen aber auch, dass wir mit zwei weiteren Agenturen im Gespräch sind, oder?«
Er machte sich nicht die Mühe, sein Lachen zu unterdrücken. »Vertrauen Sie mir, ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diejenigen sind, für die Sie sich entscheiden werden. Dafür werde ich sorgen.«
Mir gefiel seine Direktheit. »Wir würden uns gerne mit Ihnen treffen.«
»Nennen Sie Datum und Uhrzeit, und wir werden da sein.«
»Sie wollen zu uns kommen?«
»Aiden meinte, das würden Sie vorziehen, also machen wir es so.«
Ich warf einen Blick in meine Aufzeichnungen. Die Agentur vor Ort hatte darauf bestanden, dass wir zu ihnen kamen, und die andere hatte zugestimmt, zu uns zu kommen, wenn auch etwas widerwillig.
»Haben Sie bereits irgendwelche Konzepte?«
»Ich habe eine ganze Strategie entworfen.«
Jetzt war ich beeindruckt. »Und wenn sie uns nicht gefällt?«
»Fang ich noch mal von vorne an. Aber ich denke, sie wird Ihnen gefallen. Darin habe ich alle Ihre Vorgaben berücksichtigt. Klassisch, schlicht, aber mit großer Wirkung. Hinzu kommt, dass wir Ihnen für Änderungen oder Anpassungen, die Sie noch vornehmen wollen, zur Verfügung stehen. Hier in der Gavin Group bekommen unsere Kunden nur das Beste. Immer.«
Ich verzog kurz das Gesicht, konnte mich aber eines gewissen Respekts nicht erwehren. Ich ahnte, dass er nicht einfach nur angab – er fasste lediglich eine Tatsache in Worte. Ich war alle Notizen durchgegangen, die Aiden und Bentley sich gemacht hatten. Ich hatte mir verschiedene Marketingstrategien von ihnen angesehen, wie auch die der anderen Bewerber. Hatte die Referenzen überprüft, die Reid für uns zusammengestellt hatte und die beeindruckend waren. Die Gavin Group war sowohl Aidens als auch Bentleys Wunschkandidat. Meine Entscheidung gründete auf all den Informationen, die wir gesammelt hatten, und auf dem ersten Eindruck, den ich von Richard bei diesem Gespräch gewann.
»Ich finde, wir sollten ein Treffen ausmachen.«
»Großartig«, sagte er. »Ich werde meine Assistentin bitten, sich mit Sandy in Verbindung zu setzen. Dann werden wir schauen, welche Termine für uns alle passen, und dann fliegen Graham und ich zu Ihnen.« Er hielt kurz inne. »Ich werde auch Rebecca mitbringen. Sie ist diejenige, die in Toronto für Sie zuständig sein wird. Ich habe sie selbst angelernt, und sie ist perfekt für die Aufgabe.«
Ein Klingelton meines Computers ließ mich auf den Monitor schauen, und ich lächelte, als ich Dee in die Kamera an meiner Wohnungstür spähen sah. Ich drückte auf das Schlüsselsymbol, um sie zu entriegeln, und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Richard zu. »Klingt nach einem guten Plan.«
»Ich melde mich wieder. Einen schönen Abend noch, Maddox.«
»Ihnen ebenfalls, Richard«, sagte ich und beendete das Gespräch.
Ich kritzelte ein paar Notizen auf den Ordner. Wir würden uns mit den drei Bewerbern treffen, aber nachdem ich nun mit allen gesprochen hatte, war die Gavin Group mein Favorit.
Dee erschien an meiner Tür und wirkte verwirrt.
»Da bist du ja!« Sie lachte. »Ich bin es nicht gewohnt, dass die Tür aufgeht und niemand da ist.«
»Entschuldige, ich habe telefoniert.« Ich tippte auf den Bildschirm. »Ich liebe diese Funktion, muss ich sagen.«
»Störe ich?«
»Ganz und gar nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss mir nur noch kurz etwas notieren. Wenn du willst, kannst du uns einen Whisky holen.«