Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Darstellung der Lebensbedingungen in einem Forsthaus in der Vergangenheit. Beschreibung in Prosa. Untermalt mit Poesie.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 130
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Titelbild
Forsthaus Streitheide – Geburtshaus des Autors aufgenommen 2007
0. Zur Einstimmung
1. Arbeiten auf Feldern und Wiesen
2. Zug- und Transportmittel
3. Die Ernte- und Pflegezeit
4. Das liebe Vieh
4.1 Tierhaltung im Forsthaus
4.2 Futterbereitung
4.3 Stall- und Tierpflege
4.4 Tierzucht - Nachzucht
5. Alles fürs Leben und Überleben
5.1 Wohnen
5.2 Der Backofen
5.3 Milch, Butter, Käse
5.4 Früchte aus Wald, Flur und Garten
5.5 Haltbar machen für den Winter
5.6 Schlachtfest
5.7 Die Imkerei
6. Kleidung und mehr
7. Große Wäsche
8. Reparaturarbeiten
9. Freizeit und Festtage
10. Die Kinder
11. Die Amtsperson
11.1 Revieraufsicht und Naturbeobachtung
11.2 Organisation der Arbeiten im Wald
11.3 Ausbildung des forstlichen Nachwuchses
11.4 Forstliche Hilfsmittel
11.5 Die Jagd
11.6 Die Hunde
12. Gewinnung von Harz
Anhang: Forsthaus Adamswalde – eine kleine Chronik
Literaturverzeichnis
Bilderverzeichnis
Ein Forsthaus im Wald, mitten in der Natur, die reine Romantik, ein ruhiges und herrliches Leben. So und ähnlich mögen gestresste Großstädter denken. War das wirklich so?
Sicher nicht! Wenn Sie die Lebensumstände etwas nachempfinden möchten, dann bitte Strom abstellen, das Bad abschließen, Telefon und Auto stilllegen, keine Gespräche mit den Nachbarn, alle Wege zu Fuß oder bestenfalls mit dem Fahrrad zurücklegen, Einkäufe höchstens einmal in der Woche in mindestens zwei km Entfernung erledigen. Ach ja schaffen Sie sich ein paar Eimer für Frisch- bzw. Schmutzwasser an, denn ihr Trinkwasser müssen Sie von der Pumpe holen und das Schmutzwasser im Eimer nach draußen tragen. Ihre Notdurft verrichten Sie bei jedem Wetter draußen im Herzhäuschen.
Bild 1 Holzpumpe
Bild 2 Herzhäuschen
So könnten Sie langsam die Lebensumstände nachempfinden. Wer kennt also heute noch den Lebensrhythmus in „einsamen“ Forsthäusern vor etwa 100 Jahren?
Wohl kaum noch jemand. Das durch den Förster bewohnte Forsthaus gibt es immer seltener. Den Charakter von vor 100 Jahren hat es ohnehin verloren. Wer wird schon so alt, dass er sich hundert Jahre und mehr zurückerinnern kann?
Ich kann das auch nicht, trotz meines Alters von fast 80 Jahren. Aber was sind schon die paar fehlende Jahre in der Menschheitsgeschichte.
Ich bin in einem Forsthaus geboren (siehe Titelfoto). Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe ich in einem Forsthaus gelebt. Meine Kindheit und einen Teil meiner Jugend habe ich also in einem Forsthaus erlebt. Das hat mich bleibend geprägt. Nur Flucht und Vertreibung, Kriegs- und Nachkriegswirren haben mein Leben in einem Forsthaus mehrmals unterbrochen oder den Umzug in ein anderes erzwungen. Außerdem machte die Zeit im und nach dem 2. Weltkrieg das Leben in einsamen Forsthäusern mit Sicherheit nicht einfacher. Heute lebe ich wieder in einem Forsthaus. Damit habe ich mir einen Lebenstraum erfüllt. Allerdings sind die heutigen Lebensbedingungen völlig andere. In manchen Punkten hat sich jedoch nicht viel verändert.
Die Beschreibungen auf den folgenden Seiten entstammen also dem eigenen Leben und Erleben. Sie sind somit authentisch und wahr.
Sehr bestimmend waren für das Leben im Forsthaus immer auch die vier Jahreszeiten, das Wetter und immer der Sonnenauf- und -untergang.
Sicher, die Tätigkeit des Försters unterlag den „Obrigkeitsvorschriften“. Der Förster bekam ein eher schmales Gehalt. Dafür gehörten Land, Wiese und Wohngebäude zu seinen Privilegien. Deshalb musste auch die Frau des Försters für den Lebensunterhalt mit sorgen.
Ihr oblag es, sicher mit Unterstützung ihres Gatten, der Kinder und anderer HelferInnen, durch Bestellung des Landes, Pflege der Wiesen und des Hausgartens sowie durch Halten von Vieh, erheblich zum Lebensunterhalt beizutragen.
Forsthäuser lagen meist weit ab vom Dorf; Strom und anderen zivilen Luxus kannte man nicht. Dafür waren andere Tugenden, heute unbekannt oder sehr selten, Teil des kargen aber harmonischen Lebens. Denn eigentlich gab es immer etwas zu tun.
Die wenigen Mußestunden füllten sich mit lesen, Erzählungen durch die Großmutter oder gelegentlicher Besucher und mit der Hausmusik. Mindestens einer in der Familie konnte ein Instrument spielen; die anderen sangen zum Spiel oder einfach nur so aus Lebensfreude.
Selbstversorgung war das „Zauberwort“! Das bedeutete Erzeugung und Verarbeitung der Produkte von Garten, Feld, Stall und Wald. Einrichtungen wie Scheune mit Tenne und Heuboden, Stall, Keller, Mieten für Heu und Stroh und Früchte, Backofen, Räucherkammer, Pökeltopf, Milchkanne, Zentrifuge oder Butterfass sind nur eine Auswahl, die eingerichtet, unterhalten, gepflegt und gefüllt werden mussten.
Die Frau des Försters führte als Hausfrau im „Inneren“ das Regiment. Sie verwertete alles und machte oft aus wenigem viel; nichts durfte umkommen. Die ganze Familie war in den Lebensablauf eingebunden. Auch Kinder, ob groß oder klein hatten ihre Aufgaben. Alle mussten anpacken. Die heutige „Fürsorge“ gegenüber den Kindern mit z.B. bringen zur und holen von der Schule waren undenkbar. Erfahrung, Können und Inspiration waren die bestimmenden Faktoren für die Hausfrau.
Der Förster ist Amtsperson. Sein Ansehen war groß; sein Lohn war eher klein. Die Aufgaben im Forstwesen sind mit den heutigen kaum vergleichbar. Eine Spezialisierung und Arbeitsteilung, wie heute, gab es damals nicht. Wer führt heut noch das Auszeichnen mit dem Beil durch? Jungwuchspflege und Kulturpflege der neuen Anpflanzungen sind Relikte der Vergangenheit. Einschlag und Holztransport werden heute mit Großgeräten erledigt. Der Kahlschlag und Wiederaufforstung der Kahlflächen sind Vergangenheit.
Keiner wird mehr in unseren Breiten das Rücken von Holz mit dem Pferdegespann durchführen. Es ist bestenfalls eine Ausnahme. Große Trucks bewegen sich auf den Forstwegen und hinterlassen ihre Spuren. Eine Langholzfuhre mit dem Pferdegespann gehört ins Museum. Kein Förster hat mehr, wie früher, ein Gespann zum Rücken und Abfahren des Holzes.
Ausstellen von Lesescheinen für Holz, Sammelerlaubnisse für Beeren und Pilze sind Vergangenheit. Nur bei wertvollem Schnittholz sind Kluppe, Nummerierschlägel und Kubiertabelle im Einsatz. Der Holzverkauf hat neue Dimensionen. Der Verkauf durch den Förster beschränkt sich auf gelegentliche Selbstwerber oder Kleinverkäufe. Aber selbst hierbei findet die Rechnungslegung über Sachbearbeiter in der Oberförsterei statt.
Das Beobachten der Natur, sammeln von Fakten und Erkenntnissen waren früher Grundaufgaben des Försters. Heute geht man „wissenschaftlich“ und zentral an solche Aufgaben heran.
Sicher führt der Förster auch heute noch die Waldarbeiter. Sie werden immer weniger und ihre Lohnabrechnung und die Lohnauszahlung sind zentral organisiert.
Die früher so häufig tätigen Kulturfrauen (Hedehexen) gibt es so gut wie nicht mehr. Zu jedem Forsthaus gehörten früher Forstlehrlinge (Eleven). Heute sind sie in entsprechenden zentralen Einheiten zu finden.
Jagd und Hege haben heute einen anderen Stellenwert. Nicht selten findet man die Einstellung: „Ein gutes Reh ist ein totes Reh“, denn Holzertrag steht oben an.
Den Kampf gegen die Wilddieberei gibt es in der früheren Art und Weise und Umfang nicht mehr. Aber Jagd und Jagdführung leistet der Förster auch heute noch. Viele Förster bemühen sich dabei, das Brauchtum zu pflegen und zu bewahren.
Bild 3 Forsthaus Bunterschütz 1947 bis 1949
Mein Traum
In meinen vielen Arbeitsjahren, einen Traum konnte ich mir stets bewahren.
Mit Aufwand, Arbeit, langem Streben, erfüllte sich mein Traum des Lebens.
Ein Forsthaus, wie in Kindertagen, Sollt`s für mich sein, muss ich euch sagen.
Die Kindheit, die ist längst vorbei. Geblieben ist die Träumerei.
Zu jedem Forsthaus gehörten Felder, Wiesen und ein Gemüsegarten. Ohne sie wäre wohl ein Leben und Überleben nicht möglich gewesen. Das waren keine riesigen Ländereien, aber sie bildeten das Fundament für die Ernährung.
Mit einfachen Hilfsmitteln und Geräten und mit umso größerer Sorgfalt wurde mit Feldern und Wiesen umgegangen und der Gemüsegarten gepflegt.
Im Wechsel baute man Feldfrüchte wie Rüben, Kartoffeln und Getreide an. Sie bildeten die Grundlage für die eigene Ernährung und die Versorgung des Viehbestandes. Im Gemüsegarten wuchsen die verschiedenen Kulturen, die für die Eigenversorgung unerlässlich waren.
Der „Kreislauf“ der Feldbestellung begann stets im Herbst. Jetzt wurde die Furche für das Wintergetreide gezogen; im Frühjahr für Kartoffeln und andere Feldfrüchte.
Der Einscharpflug mit dem eigenen Pferd zog Furche um Furche und bereitete so den Acker für die Aussaat vor. Der Einscharpflug musste mit Geschick und Können geführt werden, um eine gleichmäßige Furche zu ziehen. Nicht jeder verfügte über die erforderlichen Fähigkeiten, so dass auch oft die Hilfe von ortsansässigen Bauern von Nöten war.
Zur Bodenvorbereitung gehörten auch die Versorgung des Bodens mit Humus- und Nährstoffen. Also mussten Mist (Stalldung) oder Gründung in den Boden eingebracht werden. Zur Bodenverbesserung durch Gründung wurden die abgeernteten Getreidefelder gewählt. Die Stoppeln und Reste der Getreidehalme pflügte man leicht unter. Nur 10 bis 15 cm tief wurde der Boden umgeworfen oder nur gegrubbert, um Lupine oder Seradella einzusäen. Diese Pflanzen lieferten sowohl organische Stoffe als auch über ihr Wurzelwerk eine Stickstoffanreicherung im Boden. Teilweise nutzte man die Kultur auch als Viehfutter. So wurden und werden den leichten Böden Brandenburgs doch ansehnliche Erträge abgerungen.
Bei diesen und anderen Feldarbeiten war die ganze Försterfamilie im Einsatz. Bei den nur kleinen Flächen - zu einer Försterei gehörten etwa 3 bis 4 ha Acker- und Wiesenfläche - bestimmten einfache Arbeitsgeräte und überwiegend Handarbeit das Bild. Also war körperlicher Einsatz gefragt.
Bild 4 Pflügen mit dem Einscharpflug
Bild 5 Wesentliche Geräten zur Bodenbearbeitung und Pflege – Getreidegabel (1), Hacke (2), Mistgabel (3), Holzrechen (4), Sense (5), Einscharpflug (6)
Der für die Herbst- oder Frühjahrsfurche erforderliche und verrottete Stalldung hat sein Gewicht. Das Verladen auf den Kastenwagen, geschicktes häufchenweises Abladen auf dem Acker mit dem Misthaken und anschließendes Mistbreiten sind „Knochenarbeit“.
Man mag es kaum glauben, aber das waren meist die Aufgaben der Försterfrau und der Kinder. Besser war es, wenn im Försterhaushalt noch die Großelter oder Verwandte mit lebten oder eine Haushaltshilfe die Försterfrau unterstützte. Nicht unüblich war es, gelegentlich einen Forsteleven zur Arbeit mit heranzuziehen.
War nun die Furche gezogen wurde das Saatbett durch Nacheggen vorbereitet und die Ackerkrume verteilt. Die Aussaat des Getreides oder des Gründungsamens erfolgte durch Auswerfen aus der „Sämolle“ oder einfach aus einem großen um die Schulter geschlungenen Tuch mit der Hand.
Der Förster selbst oder eines der größeren Kinder hatten hier ihre Aufgabe. Sie trugen dazu die „Sämolle“ vor sich, in der das Saatgut lag. Es musste sehr gleichmäßig mit immer gleicher Menge geworfen werden. So konnte das Saatgut die Ackerfläche gut bedecken, keimen und gut wachsen.
Bild 6 Sämolle
Bild 7 Der Sämann mit dem Tuch
„Im Märzen der Bauer (Förster) die Rösslein anspannt. Er setzt seine Felder und Wiesen in Stand...“ Wer kennt dieses alte Lied nicht? Eigentlich müsste es Wiesen und Felder heißen, denn, wenn nicht zu nass, musste man sich erst mit den Wiesen befassen. Wer mit „offenen“ Augen im Frühjahr Wiesen betrachtet, wird oft große Schäden beobachten. Maulwürfe und vor allem Wildschweine setzen den Wiesen gehörig zu und hinterlassen unliebsame Spuren. Diese sind dringend zu beseitigen, denn bald sprießt frisches Grün und wächst für den ersten Schnitt heran. Also geht es den Erdhaufen mit Schippe und Spaten zu Leibe.
Glatt und fest walzen oder - je nach Schadensbild - übereggen sind erforderliche Arbeiten, damit das Grün üppig und gleichmäßig wachsen und ausreichend Gras für das Heu geerntet werden kann.
Im Frühjahr also, sobald es das Wetter zuließ, wurde das Feld für die Sommerkulturen wie Kartoffeln und Rüben vorbereitet. Nach Pflügen und Eggen mussten die Reihen und Abstände für das Auslegen der Saatkartoffeln oder Aussäen der Rübensaat erfolgen.
Mit dem Marker, ein Handgerät, das die Pflanzabstände und die Reihenbreite bestimmte, sorgte man auch für die Pflanzbzw. Saatlöcher. Nun wurden die Kartoffeln gelegt und die verschiedenen Rübenarten ausgesät. Alles war Handarbeit.
Mit dem Häufelpflug wurden die Saatkartoffeln bedeckt und gerade Reihen gezogen. Mit einer umgedrehten Harke zog man über die Rübensaat, um sie zu bedecken. Nun waren gute Wetterbedingungen gefragt, damit sich die Mühe später auch lohnte.
Nach dem Krieg waren auch Tabakwaren eine Mangelware. Dadurch kam der Anbau von Tabak in Mode. Auf kleinen Flächen wurden diese Pflanzen herangezogen, geerntet, aufgefädelt und getrocknet. Ob rund- oder langblättrig; es soll ein fürchterliches Kraut gewesen sein.
Nach den Arbeiten auf Feldern und Wiesen konnten nun die Beete des Hausgartens her- und eingerichtet werden. Hier war das Reich der Försterfrau. Die Eigenversorgung mit Gemüse und Kräutern oblag ihrem Können und wurde durch sie gesichert. Nicht nur ordentliche und saubere Beete erfreuten das Auge, denn bei Blumenanbau und Pflege konnte sie ihren Sinn für das Schöne zeigen.
Die relativ kleinen Flächen wurden in reiner Handarbeit bewirtschaftet, Stalldung mit der Schubkarre heranfahren, umgraben mit dem Spaten, glatt ziehen mit der Harke beschäftigte ausschließlich Försterfrau und Kinder.
Die Försterfrau hatte schon vorsorglich in Kästen Pflanzgut am Fenster herangezogen und der nötige Samen war im Herbst von den Kulturen gesichert worden.
Ließ es die Witterung zu, konnte gesät und gepflanzt werden. Im Gemüse- und Hausgarten gab es das ganze Jahr zu tun. Je nach Vegetationszeit wurde wechselnd gesät gepflanzt und geerntet aber vor allen stets mit Hacke und Harke gepflegt. Nur so konnte die Familie je nach Jahreszeit mit Gemüse und Obst versorgt werde
Frühling
Nun ist er da, der Spender neuen Lebens. Das Herz schlägt hoch und weit. Die Natur erwacht. In allen Winkeln sieht man Reges.
Es sprießt und wächst, der Blume Knospe prall. Vergessen ist die Andachtszeit. Viel Neues, Schönes, Hoffen überall.
Nicht nur Natur, auch in dir selbst ein Wandeln. Das Herz ist voll Gefühl. Ein sehnsuchtsvolles Ahnen führt zum Handeln.
Es ist der Ruf von der Natur und der Unendlichkeit. Du siehst dich um und Menschen anders an. Der Lebenssaft in dir, das ist für dich die Wirklichkeit.
Der Förster hatte jetzt anderes zu tun. Im Frühjahr war für ihn die Zeit, Hegearbeiten auszuführen. Die Jagd ruht und so konnte er sich den Wildäckern, Waldwiesen und dem Pflanzen von Mast- bzw. Wildobstbäumen zuwenden.
Auf Wildäckern gab es genug Pflegearbeiten und die Waldwiesen hatten ähnlich wie die Kulturwiesen gelitten. Also gab es auch hier viel zu tun.
Das war kein Selbstzweck! Wildäcker hatten und haben das Ziel, Wild von den Kulturflächen abzulenken. Sie ziehen das Wild durch bevorzugte Äsungsangebote an und sichern so auch den Jagderfolg. Gleiches erreichte der Förster auch durch das Anpflanzen von Wildobstbäumen oder masttragenden Bäumen an Wegrändern oder Anlegen von Streuobstwiesen.
Nach der Frühjahrsbestellung setzte die Hauptvegetationszeit ein. Herrlich, wie die Natur erwachte und sich überall neu belebte. Leider hatten auch die Wildkräuter oder sagen wir Unkräuter ihre Hochzeit. Sie machten Kulturen tüchtig Konkurrenz. Da hieß es hacken, jäten und die Kartoffeln nachhäufeln. Es gab kein Verweilen, denn auch die Rüben waren zu verziehen oder nach zu pflanzen. Bei diesen Arbeiten waren neben der Försterfrau die Kinder voll im Einsatz
Zur Bewegung von Gütern oder zum Transport von Personen diente vordringlich das Pferdegespann. Meistens ein Pferd, selten zwei Pferde, wurde eingespannt. Für Fahrten zum und vom Feld, Fahrten zur nächsten Ortschaft und Revierfahrten des Försters diente das Pferdegespann.
Bild 8 Leiterwagen
Bild 9 Kastenwagen
Je nach Zweck waren der Leiter- oder Kastenwagen das Transportmittel. Die Wagen hatten keine, wie heute üblich, mit Gummi bereiften Räder. Sie waren aus Holz, die ein Flachstahlring umspannte. Höchstens die zu besonderen Gelegenheiten benutzte Kutsche hatte Radringe aus Hartgummi.
Das Pferdegespann diente aber nicht nur der Försterfamilie zur eigenen Nutzung. Vielfach wurde das Gespann für Arbeiten im Wald, etwa für Rückearbeiten (Holzstämme aus dem Wald ziehen) oder Holztransporte eingesetzt. So konnte ein Zubrot für die Försterfamilie verdient werden. Meist gab es aber in den Oberförstereien Gespanne, die der Forstbehörde gehörten, und für solche Arbeiten bereitstanden.
Weite Revierfahrten konnte der Förster mit dem zweirädrigen Einspänner (Dokard) unternehmen oder reiten. So war auch der entfernteste Winkel im Revier ohne Störungen des Wildes erreichbar.
Bild 10 Zweirädriger Einspänner
Hierdurch waren aktuelle Kenntnisse über das Revier und die umfassende Aufsichtspflicht gewährleistet. Bei diesen Fahrten oder bei Reviergängen konnten die Waldarbeiter unterwiesen und kontrolliert und auch die Kulturfrauen beaufsichtigt werden.
Reviergänge waren weite Fußmärsche, die heute wohl kaum noch ein Förster macht. Das waren Erkundungsgänge, die