Der Seele wieder Flügel verleihen. Traumata erkennen, auflösen und wieder mehr Lebensfreude spüren. - Michelle Amecke - E-Book

Der Seele wieder Flügel verleihen. Traumata erkennen, auflösen und wieder mehr Lebensfreude spüren. E-Book

Michelle Amecke

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Beschreibung

Traumata erkennen & heilen Der Begriff „Trauma“ begegnet uns im Alltag immer häufiger. Der Begriff wird sehr schnell verwendet, denn wie oft haben Sie schon die Aussage gehört „das war traumatisch“? Jeder erlebt Traumatisches auf eigene Art und Weise und manchmal verändert es uns so sehr, dass uns das Trauma unser Leben lang begleitet. Der Weg aus dem Trauma ist lang und beschwerlich. Durch Traumata fühlen wir uns ausgeliefert, machtlos und alleine. Haben Sie sich schon öfter gefragt, ob mit Ihnen etwas nicht stimmt? Dieser Ratgeber richtet sich an Menschen, die ein Trauma erlitten haben, denen es ähnlich geht. Er soll Menschen ermöglichen, einen Weg zu finden, aus diesem Trauma herauszukommen. Würden Sie gern mehr über die Entstehung von Traumata wissen? Viele Traumata entstehen schon in der Kindheit. Ursachen können Geburtstraumen, Misshandlungen oder Vernachlässigungen sein, die die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter verfolgen können. Ein Trauma kann sich in Mustern, in immer wiederkehrenden Verhaltensweisen oder Situationen zeigen, die man einfach nicht überkommen kann. Solche sich wiederholenden Erlebnisse können das Leben sehr kompliziert machen und nicht selten fühlt man sich dann hoffnungslos und entmutigt. Erfahren Sie, was Sie präventiv tun können und wie sich selbst helfen können. Trotz seelischer Wunden glücklich werden Ein Leben mit starken seelischen Wunden kann als sehr ungerecht und hoffnungslos erfahren werden. Liebevoll und sanft kann man jedoch auch mit Verletzungen glücklich werden. Erfahren Sie, was Sie tun und wie selbst gut für sich sorgen können. Die Selbsthilfeübungen, die Sie allein durchführen können, unterstützen Sie im Heilungsprozess.

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Diplom-Pädagogin und Systemischer CoachMichelle Amecke

Der SEELE wieder Flügel verleihen.

Wie Sie emotionale Wunden und seelische Verletzungen erkennen & liebevoll überwinden.

Traumata erkennen, auflösen und wieder mehr Lebensfreude spüren. 

 

 

 

 

 

 

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“… Ich bin zu der Überzeugung gelangt,

dass ein Trauma heilbar ist

und dass der Heilungsprozess ein Katalysator

für tiefgreifendes Erwachen sein kann,

ein Türöffner für emotionale und

echte spirituelle Transformation …“

(Peter Levine)

Vorwort

Der Begriff „Trauma“ begegnet uns im Alltag immer häufiger. Der Begriff wird sehr schnell verwendet, denn wie oft haben Sie schon die Aussage gehört „das war traumatisch“?

Jeder erlebt Traumatisches auf eigene Art und Weise und manchmal verändert es uns so sehr, dass uns das Trauma unser Leben lang begleitet. Der Weg aus dem Trauma ist lang und beschwerlich. Durch Traumata fühlen wir uns ausgeliefert, machtlos und alleine.

Viele Traumata entstehen schon in der Kindheit. Ursachen können Geburtstraumata, Misshandlungen oder Vernachlässigungen sein, die die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter verfolgen können. Ein Trauma kann sich in Mustern, in immer wiederkehrenden Verhaltensweisen oder Situationen zeigen, die man einfach nicht überkommen kann. Solche sich wiederholenden Erlebnisse können das Leben sehr kompliziert machen und nicht selten fühlt man sich dann hoffnungslos und entmutigt.

Ich selbst habe mich viele Jahre verzweifelt gefragt, warum ich manche Dinge, wider besseren Wissens, nicht überkommen kann. Wie ich Beziehungen lebte, war dramatisch und ungesund. Die Männer, die mir gefielen, waren ausnahmslos Alkoholiker oder Narzissten – oft beides. Das war es, was ich bei meiner Mutter gesehen hatte und auch bei meiner Großmutter. Es war das, was ich zu Hause mit meinem Stiefvater schmerzhaft über viele Jahre erlebt hatte.

Und auch wenn es mir nicht gefiel, eben unter anderem diese Art und Weise Beziehungen zu leben oder in Abhängigkeiten hängen zu bleiben – ich machte es anfangs genauso. Ich verstand nicht, was da geschah. Es schien ein unendlicher Weg zu sein, etwas, das mich entmutigte. Ich fühlte mich gefangen. Ich wollte endlich glückliche Beziehungen leben und Lebensfreude erfahren, statt mich mit dem Überleben herumzuplagen.

Eine traumatische Kindheit, die man zunächst gar nicht als solche realisiert, weil natürlich das, was man tagtäglich erlebt, normal scheint. Es ist selbstverständlich ein Schutz, sich nicht wirklich darüber im Klaren zu sein, dass man selbst eine etwas andere Art hat, mit Menschen in Beziehung zu treten oder Kontakte zu pflegen. Nein sagen zu können, eigenen Grenzen zu setzen und zu wahren, dies alles muss neu gelernt werden.

Meine eigene Entwicklung, meine Persönlichkeitsentwicklung, startete neben meinem Studium mit einigen Selbsterfahrungsseminaren in Köln, die in mir regelrechte Kronleuchter anzündeten. Ich verstand, dass es Wege aus dem Trauma herausgibt und die Möglichkeit, sich wirklich tiefgreifend zu verändern. Die eigene Geschichte als das generelle Interesse an Menschen und ihrer Entwicklung sowie die Vision, möglichst vielen Menschen eine Erweiterung ihrer Möglichkeiten aufzuzeigen, waren seit meinem Studium in meinem Fokus.

Dieser Ratgeber richtet sich an Menschen, die ein Trauma erlitten haben, denen es ähnlich geht. Er soll Menschen ermöglichen, einen Weg zu finden, aus diesem Trauma herauszukommen.

Auch wenn Sie sich schon oft gefragt haben, ob mit Ihnen etwas nicht stimmt und sich wundern, weil Sie sich an keinen sexuellen Missbrauch oder ähnliche schreckliche Dinge erinnern können, könnte ein Trauma dahinterstecken. Denn Trauma ist nicht immer der schlimmste Fall. Eine traumatische Erfahrung kann auch bei der Geburt entstehen, im Krankenhaus.

Oft wagen wir es nicht, über unsere Probleme, unsere Unsicherheiten zu sprechen. Vielleicht kennen Sie auch diese innere Unruhe, das Gefühl, dass Sie anders sein sollten oder eine gewisse Ängstlichkeit, sich Menschen zu öffnen, aus Angst vor Verletzungen. Denn meist ist die Meinung, die wir über uns selbst haben, nicht die beste. Wir fühlen uns unperfekt, haben Stimmen im Kopf, die uns antreiben, anders zu sein, keine Fehler zu machen, und in diesem Zustand ist es extrem schwer, sich einem anderen Menschen im Vertrauen mitzuteilen. Dabei wäre es so wichtig, sich für diese Gefühle nicht zu verurteilen. Das Wissen darüber kann Sie unterstützen, sich besser zu verstehen und sich weniger zu verurteilen. Das Wissen darüber kann Ihnen helfen, sich selbst in einem anderen Licht zu sehen. Bewusstsein und Bewusstheit sind der erste Schritt in eine neue Richtung.

Der Ratgeber möchte helfen, zu verstehen, was Traumata sind und was Sie selbst tun können. Daher lernen Sie hier alles Wichtige über die Ursachen von Traumata und die entsprechenden Folgen, wie die posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen und Ängste, aber auch was Sie selbst tun können. Sie lernen ohne komplizierte Fachbegriffe, wie Sie Ihre Resilienz stärken können und wie Sie wieder lernen, optimistisch durch das Leben zu gehen.

 

Kapitel 1

1.1 Wie Trauma entsteht

1.1.1 Was ist ein Trauma?

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff Trauma und seiner Definition ebenso wie mit der Frage, welchen Anteil Umwelt, Wertesystem und sozialer Kontext an der Verarbeitung eines Traumas haben. Nicht jeder Mensch erkrankt gleich schwer an einem traumatischen Erlebnis und jeder von uns ist in einem unterschiedlichen Kontext aufgewachsen, mit verschiedenen Werten und Glaubenssystemen.

Sicherlich, traumatische Erfahrungen haben eines gemeinsam: Die Erlebnisse übersteigen unsere Verarbeitungsfähigkeit und lassen uns nicht mehr los. Man könnte sagen, sie verfolgen uns, sodass wir immer wieder an das traumatische Erlebnis erinnert werden oder Schwierigkeiten haben, wir selbst zu sein, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen oder in einer Art und Weise reagieren, wie es unserem reflektierenden, erwachsenen, bewussten Ich eigentlich nicht entspricht.

Das Wort „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Verletzung“, was sehr gut beschreibt, was ein Trauma ist.

In der Medizin beschreibt der Begriff Trauma körperliche Verletzungen, in der Psychologie ist es ähnlich. Ein psychisches Trauma ist eine Verletzung der Seele, ein Ereignis, das die Seele dauerhaft erschüttert. Ursachen für Traumata können Todesfälle, Naturkatastrophen oder Erlebnisse mit Todesangst und Gefahr für Leib und Leben sein. Aber auch Augenzeugen können ein Trauma erleiden, wie zum Beispiel Ersthelfer, Rettungspersonal oder Angehörige eines Opfers. Daher muss die Person das Ereignis nicht am eigenen Leibe erleben. Es kann sogar etwas in unseren Augen Kleines sein, das ein Trauma auslöst. Denn häufig betrachten wir die Welt der Kinder mit dem Blick des Erwachsenen und verstehen nicht, dass Kinder Erlebnisse ganz anders wahrnehmen. Dinge, die wir überblicken können und die für uns normal sind, weil wir sie intellektuell greifen können, sind für Kinder häufig erschreckend und beunruhigend.

Ich erinnere mich an das Kind einer Kundin, das zufällig abends aus dem Schlaf erwachte und zu den Eltern ins Wohnzimmer ging, weil es Durst hatte. Viele Kinder werden nachts wach oder möchten länger bei den Eltern bleiben und kommen immer wieder aus dem Schlafzimmer heraus. In dieser Situation lief gerade ein – für ein Kind – albtraumhafter Film mit einer schlimmen Szene, in der gerade ein Auto schrecklich verunfallte. Das Kind nahm dies unbewusst auf und hatte später immer größere Ängste, wenn es um Fahrten im Auto ging. Niemand konnte sich dies anfänglich erklären.

Angst, Ohnmacht und Machtlosigkeit sind die schlimmsten Erfahrungen, die wir als Menschen machen können. Sowohl Tiere als auch Menschen können Traumata erleiden und jeder hat eigene Wege, ein Trauma zu verarbeiten.

Es gibt viele verschiedene Arten von Traumata. Alle haben unterschiedliche Auswirkungen auf uns und ebenso unterschiedliche Ursachen.

Sogenannte „Man-Made-Traumata“1 werden durch andere Menschen ausgelöst. Sie gehören zum Trauma der Kategorie 1 und gehören zu den häufigsten Traumaursachen. Dabei sind die Täter häufig Menschen aus unserem direkten Umfeld, wie die eigenen Beziehungspartner, Eheleute, Eltern oder nahe Verwandte. Diese Art von Trauma ist häufig besonders belastend, da es oft von Menschen verursacht wird, denen wir vertrauen. Von diesen Menschen verletzt zu werden, ist häufig besonders schlimm.

Trauma der zweiten Kategorie werden durch Naturkatastrophen oder schwere Schicksalsschläge wie Unfälle und schwere Krankheiten verursacht. Das können zum Beispiel Lebensgefahr durch Unwetter sein, wenn wir durch eine Naturkatastrophe in Gefahr geraten. Schwere Krankheiten wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle können uns ebenfalls durch die dabei einhergehende Todesangst traumatisieren. Unfälle wie Autounfälle, Stürze oder Sportunfälle haben ebenfalls häufig traumatisierende Eigenschaften.

Trauma der Kategorie 3 haben ebenfalls mit Menschen zu tun, allerdings geschehen diese nicht individuell wie Trauma der Kategorie 1. Diese Art von Traumata entsteht z. B. bei Kriegen oder Überfällen.

Es gibt mehrere Gründe, warum Traumata der Kategorie 1 besonders belastend sind. Oft werden wir von Personen seelisch oder körperlich verletzt, denen wir vertrauen. Werden wir zum Beispiel von unseren Eltern als Kind misshandelt, erleiden wir Gewalt von den Personen, bei denen wir uns geborgen fühlen sollten.

Ist der eigene Partner der Täter oder die Täterin, ist das ebenfalls für uns sehr belastend. Häufig gehen diese Traumata mit Schuldgefühlen einher, haben wir uns doch diesem Partner oder Elternteil einst aus freien Stücken anvertraut.

Der Unterschied zu den zwei letzten Kategorien besteht auch in der Dauer der traumatischen Erfahrung. Ein Trauma der ersten Kategorie hält oft jahrelang an, wie z. B. eine belastende Kindheit, ein Kind, das immer wieder vernachlässigt wird, schreien gelassen wird. Es ist nicht das eine Erlebnis und dann ist es vorbei.

Traumata durch Naturkatastrophen werden auch als belastend empfunden, treffen uns aber auf eine andere Art und Weise. Naturkatastrophen treffen uns nicht persönlich und fast immer sind noch andere Menschen gleichzeitig betroffen. Dadurch haben wir einerseits Menschen, die dasselbe erlebt haben und mit denen wir darüber sprechen können. Andererseits sind dies Dinge, denen wir uns bewusst sind, dass sie zum Leben dazugehören.

Das betrifft auch kollektive traumatische Erfahrungen wie Kriege oder Überfälle. Wir sind damit nicht alleine, denn die Tat galt nicht „uns persönlich“. Das nimmt den Betroffenen häufig zumindest bedingt das Ohnmachtsgefühl.

Natürlich treten diese Ereignisse nicht immer getrennt voneinander auf. So erleiden Opfer von Kriegen oft auch Traumata durch nahestehende Personen oder andere Formen. Daher dienen die Kategorien nur als grobe Orientierung, um einzuschätzen, was der Betroffene erlebt hat. Als Folge auf Traumata können laut der internationalen Klassifikation der Krankheiten zwei psychische Störungen auftreten:

Die akute Belastungsreaktion und die posttraumatische Belastungsstörung.

 

Die akute Belastungsreaktion

Eine akute Belastungsreaktion ist eine Folge auf psychische oder körperliche Gewalt. Sie gilt dabei nicht als psychische Erkrankung, da die Reaktion auf ein derartiges Erlebnis als normal gilt. Gewisse Belastungsreaktionen gehören zur Verarbeitung eines Traumas dazu. Doch manchmal werden sie selbst zu einer Belastung für den Patienten.2

Ein Mann stellt sich in einer psychotherapeutischen Ambulanz vor. Er ist Kampfsportler und berichtet, dass er eine Woche zuvor beim Training mit ansehen musste, wie sich sein bester Freund bei einer Übung das Genick gebrochen hat. Er sagt, dass er immer wieder das Geräusch des brechenden Genicks hört und wie sein Freund danach auf die Matte stürzte. Er leidet unter Schlafstörungen, Angstzuständen und Schuldgefühlen. Er erzählt auch, dass er sich schuldig fühle, weil er seinen Freund damals dazu überredet habe, dem Kampfsportverein beizutreten und sich beim Training nicht gut genug um ihn gekümmert habe. Er habe zugelassen, dass zwei unerfahrene Sportler miteinander trainieren. Mit einem erfahrenen Trainingspartner wäre das nicht passiert. Er zeigt Anzeichen von Depressionen, verlässt kaum noch das Haus und sagt, dass seitdem alles hoffnungslos für ihn erscheint.

Die meisten Betroffenen berichten, sich zuerst wie gelähmt zu fühlen. Sie realisieren noch nicht, was passiert ist und sind weniger empfänglich für Reize. Sie spüren kaum Angst, Wut oder Trauer und sind scheinbar in ihrer eigenen Welt gefangen.

Dazu können dissoziative Symptome kommen, als würden sie das Trauma nicht selbst erleben. Dabei haben sie das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein (Depersonalisation) oder das Erlebte von außen zu erleben (Derealisation). All das sind Schutzmaßnahmen der Psyche, um mit dem Trauma fertig zu werden. Der Betroffene entfernt sich von sich selbst, damit das Erlebnis nicht gefühlt werden muss. Die schmerzhaften Gefühle werden von einer anderen, inneren Person übernommen oder man steht im wahrsten Sinne neben sich.

Oft reagieren die Betroffenen auch mit körperlichen Beschwerden wie Herzrasen, Schwitzen oder Übelkeit. Die Reaktionen sind dabei individuell. Manche ziehen sich zurück, andere sind dagegen nervös und sehr aktiv. Wiederum andere leiden unter Gedächtnisverlust und können sich nicht an den Vorfall erinnern.

Erlebnisse werden häufig komplett ins Unterbewusstsein verschoben. Es kann allerdings später häufig zu Situationen kommen, in denen das Erlebte getriggert wird und man sich übermächtigen Gefühlen ausgesetzt fühlt. Das können z. B. bestimmte Worte sein, bestimmte Bewegungen, ähnliche Situationen wie die damals Erlebte, die man im Fernsehen sieht und so weiter.

Die Psyche hat mehrere Mechanismen, um das Trauma zu verarbeiten. Viele Traumapatienten leiden unter Flashbacks und Albträumen, weil die Psyche nicht mit dem Erlebnis umgehen kann.

 

 

Die posttraumatische Belastungsstörung

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Folge starker traumatisierender Erlebnisse. Das kann ein kurzfristiges Ereignis sein, aber auch langandauernde und wiederholende Erlebnisse.

Eine junge Rettungssanitäterin stellt sich in einer Klinik vor. Sie arbeitet seit fünf Jahren als Rettungssanitäterin und wurde ein Jahr zuvor nach einem Unwetter zu einem Einsatz gerufen. Ein Schulbus war in dem Unwetter verunglückt und viele der Kinder waren schwer verletzt. Seit dem Einsatz kann die Sanitäterin nicht mehr schlafen, da sie immer wieder die Bilder der Kinder vor Augen hat.

Nach einiger Zeit fühlt sie sich besser und geht wieder arbeiten, erleidet aber bei einem neuen Einsatz nach einem Autounfall Flashbacks und Symptome von Depressionen. Sie hat das Gefühl, nie wieder gesund zu werden und ist sehr verzweifelt. Sie hat Angst vor der Zukunft und glaubt, nie wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können.  

Ob man wirklich traumatisiert ist, bzw. ob eine PTBS vorliegt, muss natürlich sorgfältig untersucht werden. Es gibt sehr viele sich ähnelnde Krankheitsbilder, sodass es wichtig ist, genau zu klären, ob verschiedene Krankheiten sich überlappen, oder etwas ähnliches vorliegt und wenn, was genau. Erst dann kann man beginnen, konkrete Schritte mit professioneller Hilfe und Unterstützung zu gehen.

 

 

Die PTBS zeigt sich durch vielfältige Symptome:

Häufig leiden die Patienten unter immer wiederkehrenden Erinnerungen, sogenannten Flashbacks. Dabei erleben die Betroffenen anfallsartig die Erinnerungen des Traumas immer wieder, ohne etwas dagegen tun zu können. Oft werden diese Flashbacks durch bestimmte Trigger ausgelöst wie bekannte Geräusche, Gerüche oder Orte.

Viele Betroffene leiden unter Albträumen und Schlafmangel.

Um Flashbacks und Erinnerungen an das Trauma zu verhindern, meiden sie häufig bestimmte Orte und Aktivitäten, die sie an das Trauma erinnern. Deshalb vermeiden zum Beispiel Opfer von Autounfällen das Autofahren.

Viele Patienten fühlen sich wie betäubt, leiden unter Freudlosigkeit, können auch keine Angst oder Trauer zulassen.

Manche Patienten können sich nicht an das Ereignis erinnern. Sie leiden unter Symptomen wie Ängsten und Freudlosigkeit, wissen aber nicht, was genau geschehen ist. Teilweise können sie sich nur bruchstückhaft erinnern und haben ganze Zeitabschnitte vergessen.

 

1.1.2 Die Rolle unseres Wertesystems bei der Verarbeitung von Traumata

Unser Wertesystem spielt bei der Verarbeitung eines Traumas eine große Rolle. Je nachdem, was wir gelernt haben, verarbeiten wir traumatische Erfahrungen anders. Dabei spielt nicht nur das Wertesystem, sondern auch unsere Erfahrung eine Rolle. Lernen wir von Anfang an, dass es in Ordnung ist, bestimmte Menschen oder Menschengruppen zu schlagen oder zu unterdrücken, erleben wir entsprechende Erfahrungen anders. Auch der Glaube oder bestimmte Werte in Familien spielen eine große Rolle.

Meine Großmutter wurde durch zwei Kriege schwer traumatisiert, zusätzlich durch schweren sexuellen Missbrauch durch ihren eigenen Vater. Sie verlor ihren geliebten Mann im Krieg, später mit dem zweiten Ehemann ihren Sohn mit 6 Monaten aufgrund einer schweren Krankheit. Dennoch war sie eine stolze, aufrechte Frau, die ein Geschäft führte und sehr alt wurde. Sie wurde 96 Jahre alt und war in ihrem Leben kaum einmal krank.

Wie kann es sein, fragte ich mich in jungen Jahren, dass ein Mensch so stark ist, obwohl er mehrere Kriege durchstehen musste und ein schreckliches persönliches Schicksal hinter sich hat? Ich begriff, dass es der starke Glaube war, über den ich als Kind lächelte. Später wurde mir klar, dass dies ihr Anker war, der ihr half, nicht unterzugehen, sondern gesund zu bleiben und all die schrecklichen Erlebnisse zu verkraften.

Doch wie sieht es mit Kindern aus?

Inzwischen gibt es Studien, die zeigen, dass Kinder von Erlebnissen traumatisiert werden können, die Erwachsene nicht als traumatisch empfinden. Ich hatte schon gesagt, dass ein Erwachsener durch seinen Weitblick und Intellekt vieles anders beurteilt. Dadurch kann es zu Missverständnissen zwischen Eltern und Kind kommen, wenn das Kind anders auf etwas reagiert, als die Erwachsenen es erwartet hätten. Das kann der Tod eines Haustiers sein, das Verschwinden eines geliebten Stofftieres oder das bekannte Verlorengehen im Supermarkt, wobei das Kind tiefste Ängste spürt, die ein Erwachsener rationaler verarbeiten kann. Das Kind fühlt sich weder ernstgenommen noch gesehen. Wenn das Kind in solchen Situationen nicht getröstet wird, wird es ihm später schwerfallen, sich selbst zu regulieren. Das bedeutet, dass Gefühle überbordend sein können und oft schon durch Kleinigkeiten bei einem Erwachsenen ausgelöst werden können. Verlust, Angst, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Zweifel, Einsamkeit können quälende Zustände darstellen, aus denen der Betroffene sich nicht befreien kann.

Auch medizinische Eingriffe können einen Menschen traumatisieren. Nicht nur Kinder erleben hier allerdings ein Trauma. Eine schwere Operation kann selbstverständlich für jeden Menschen ein traumatisches Erlebnis darstellen, das als sehr belastend empfunden wird. Gerade in solchen Situationen fühlen wir uns schnell ausgeliefert, in denen wir Schmerzen erleiden und nicht fliehen können, besonders Kinder fühlen sich hier als Opfer. Sind Kinder dann allein und ohne Eltern längere Zeit im Krankenhaus, kommen noch weitere negative Gefühle dazu.

Viele denken mit Angst an einen Zahnarztbesuch zurück. Gerade zahnmedizinische Eingriffe sind belastend, da wir uns in seiner besonders ausgelieferten Position befinden. Während wir als Erwachsene aber noch wissen, dass der Eingriff notwendig ist und Schlimmeres verhindert, verstehen Kinder die Wichtigkeit dieser Eingriffe nicht. Besonders schlimm ist es für Kinder, wenn die eigenen Eltern das Kind dazu zwingen und ihm sogar drohen: „Wenn du das nicht tust, bekommst du Ärger.“ Verständnis und Vertrauen sind wichtige Elemente für die Entwicklung einer gesunden Bindungsbeziehung.

 

1.2 Traumata in der Kindheit

1.2.1 Warum unsere Erfahrungen entscheidend sind

Die Verarbeitung eines Traumas hängt stark mit unseren frühkindlichen Erfahrungen zusammen. Die Qualität der Bindung zu den Bezugspersonen, die wir als Kind hatten, beeinflusst unsere Fähigkeit, ein Trauma zu verarbeiten.

Traumata und Störungen bei der frühkindlichen Bindung beeinflussen sich gegenseitig. Traumata können einerseits zu Störungen des Vertrauens führen, andererseits kann eine gestörte Bindung die Menschen anfälliger für seelische Probleme machen. Je schwieriger die Entwicklung einer gesunden Bindung, desto problematischer wird es auch später, ein gesundes Vertrauen in Beziehungen aufzubauen.

Dabei ist die Bindungstheorie ein wichtiger Punkt, um die Auswirkungen der kindlichen Beziehungen verstehen zu können. Die Bindungstheorie wurde in 1950er-Jahren vom Kinderpsychiater und Psychoanalytiker John Bowlby begründet. Dabei stellte er sich den Theorien Sigmund Freuds entgegen, der bis dahin sagte, dass ein Säugling durch die orale Triebbefriedigung beim Stillen eine Bindung zu seiner Mutter aufbaue. Bowlby beschrieb ein eher biologisch angelegtes Bindungssystem. Dabei wandte er sich gegen die traditionellen psychoanalytischen Modelle, die bis dahin die Folgen von Traumata durch Trennung von Bezugspersonen nicht anerkennen wollten.

Untersuchungen an unter anderem Rhesusaffen, die von Harlow durchgeführt worden sind, bestätigten seine Vermutungen, dass Kinder als Folge von Trennungstraumata Schwierigkeiten mit ihrer Gefühlsregulation hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bowlby von der WHO beauftragt, die psychische Entwicklung von Kriegswaisen zu untersuchen. In diesem Zusammenhang teilte er seine Ergebnisse über die Auswirkungen fehlender mütterlicher Fürsorge. Damit lieferte er einen essenziellen Beitrag zum Verständnis kindlicher Bindung an die Eltern und für die Betreuung von Heim- und Waisenkindern. Die Wichtigkeit der Bindung von Eltern und Kindern kam erst zu dieser Zeit mehr ins Bewusstsein, wenn noch weniger in der Gesellschaft als bei den Psychiatern. Aber immerhin.

In seiner Arbeit sagt Bowlby, dass Säuglinge das natürliche Bedürfnis haben, die Nähe, Zuwendung und den Schutz eines vertrauten Menschen zu suchen (Bowlby, 1995)3. Die Bindung beginnt direkt nach der Geburt und soll die Nähe sicherstellen. Das Bedürfnis nach Nähe zeigen Kinder vor allem durch Greifen, Weinen und indem sie ihrer Bezugsperson nachlaufen. All das macht das Kind unbewusst und es dient dazu, die Sicherheit des Kindes zu gewährleisten.

Säuglinge haben ein natürliches Bedürfnis nach Nähe.

Verlässt also die Bezugsperson das Kind, reagiert es mit Angst, Weinen und Wut. Gerade Säuglinge, Babys und Kleinkinder können ein Verlassenwerden nicht interpretieren, selbst wenn die Mutter nur kurz den Raum verlässt, spüren sie große Angst davor, dauerhaft verlassen zu werden. Denn sie haben in dieser Lebensphase noch kein Zeitgefühl, können also nicht zwischen wenigen Minuten, Stunden oder gar Tagen unterscheiden. Zudem verstehen sie nicht, warum die Mutter den Raum verlässt, ob sie nur kurz telefoniert oder das Kind tatsächlich verlässt. Das bedeutet also für Sie, sollten Sie Kinder haben, dass Ihr Kind nicht weiß, dass Sie gleich wiederkommen. Das Kind empfindet den Abschied als für immer. Ebenso war es bei Ihnen selbst, als Sie noch Kind waren. Vielleicht können Sie sich sogar noch an Erlebnisse erinnern, als Sie selbst klein waren und die Eltern vielleicht „nur mal kurz weg“ waren.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass das Bindungsbedürfnis immer zuerst deutlich stärker ist als der Wunsch des Kindes, seine Umwelt zu erkunden. Erst wenn das Kind eine sichere Bindung aufgebaut hat, ist es bereit, die Welt zu untersuchen und zu entdecken. Natürlich nur, wenn es weiß, dass seine Bezugsperson immer in der Nähe ist. Doch zu diesem Zeitpunkt vertraut es genug, dass es diese Person nicht immer im Blickfeld haben muss. Dennoch versichert es sich immer wieder durch Blicke und Berührungen, dass sie in der Nähe ist.

Andersherum kann auch die Bindung der Eltern zum Kind kompliziert sein. Kommt es zu einer Frühgeburt, endet die Schwangerschaft oft sehr plötzlich. Die Geburt ist eine Zeit, in der sich die Mutter emotional auf das Kind vorbereiten kann, sie trägt es in sich und zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung.

Viele Mütter berichten, dass die Geburt ein intensives Erlebnis war, welches ihnen auch geholfen hat, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Obwohl die Mutter das Kind vorher neun Monate mit sich getragen hat, gespürt hat, wie es wächst, tritt und sich entwickelt und auch ihren eigenen Körper verändert, war die Geburt entscheidend, um bereit für das Neugeborene zu sein. Entfällt die natürliche Geburt zum Beispiel durch einen Kaiserschnitt oder eine plötzliche Frühgeburt, berichten Mütter, nur schwer eine Bindung zum Kind aufbauen zu können.

Bonding ist ein wichtiger Faktor für die spätere Mutter-Kind-Beziehung.

Lange Krankenhausaufenthalte und die sterile Atmosphäre machen eine natürliche Entwicklung der Mutter-Kind-Beziehung schwer. Dazu ist es aufgrund von lang andauernden Behandlungen des Kindes häufig der Mutter nicht möglich, das Kind zu berühren oder es lange zu halten und zu schützen. Fremde Hände und Menschen, grelles Licht, eine sterile Atmosphäre, Unruhe, all das sind Umstände, die den natürlichen Fluss des Bindungsaufbaus bremsen.

Normalerweise wird das Kind nach der Geburt auf den Körper der Mama gelegt. Dieses sogenannte „Bonding“ ist wichtig für die spätere Beziehung zwischen Eltern und Kind. Denn dabei nimmt das Baby den Geruch der Mutter auf und gewöhnt sich an diesen. Die Mama verliebt sich Schritt für Schritt in ihr Baby und baut eine intensive Beziehung auf. Die Hormone im Wochenbett durch Stillen und Kuscheln sorgen für starke Veränderungen in der Psyche, im Körper als auch in der Beziehung zum Baby und dem Vater des Babys. Muss das Baby nach der Geburt noch lange im Krankenhaus bleiben, fehlt dieser wichtige Schritt in der Beziehungsentwicklung. Bonding braucht Zeit und eine schöne Atmosphäre. Die Hormone Oxytocin, Prolaktin, Endorphine und auch Adrenalin sorgen für schöne Gefühle nach dem Abfall der Schwangerschaftshormone, der kurzzeitig einen Babyblues auslösen kann.

1.2.2 Sicherheit als Grundlage für eine gesunde Entwicklung

Babys fordern ihr Bedürfnis nach Sicherheit ein. Sie zeigen uns, was sie wollen, allerdings auf ihre eigene Weise. Da sie nicht mit Worten kommunizieren können, zeigen sie uns ihre Wünsche mit Weinen, Schreien, Greifen und Quengeln. Hier kommt es darauf an, dass Sie verstehen, was das Kind sagt und entsprechend darauf reagieren. Niemals versuchen Babys oder Kleinkinder uns zu manipulieren. Ihr Ausdruck ist immer echt. Wir dürfen uns vergegenwärtigen, dass ihre Möglichkeiten des Ausdrucks sehr eingeschränkt sind.

Um Ihr Baby verstehen zu können, müssen Sie feinfühlig genug sein (Reddemann & Dehner-Rau, 2020)4, um seine Bedürfnisse wahrnehmen zu können. Das Prinzip der Feinfühligkeit prägte Mary Ainsworth mit einer Forschungsarbeit, bei der sie untersuchte, auf welchen Parametern die Feinfühligkeit der Bindungsperson gegenüber den Signalen des Kindes basiert. Dabei ist es wichtig, dass die Person versteht, was das Kind möchte, dass sie die Signale richtig interpretiert und auch dem Alter des Kindes oder Babys entsprechend reagiert. Dadurch entwickelt das Kind ein gesundes Selbstvertrauen, da es lernt, dass seine Bedürfnisse akzeptiert und angenommen werden.

Babys und Kinder müssen sich mit ihren Bedürfnissen angenommen fühlen.

Das ist entscheidend für die spätere kindliche Entwicklung. Denn ein Kind, dessen Bedürfnisse ernstgenommen werden, entwickelt später mehr Selbstvertrauen und Durchsetzungsfähigkeit. Ein Kind, das sich mitteilen darf, auch durch Schreien und sofort beruhigt und getröstet wird, wird später die Chance haben, sich selbst zu beruhigen. Dies ist immens wichtig, wenn wir ins Ungleichgewicht geraten. Ist uns in der Kindheit nicht gezeigt worden, wie Trost und Vertrauen aussehen, wie man jemanden beruhigt, ihn in den Arm nimmt und so weiter, dann lernen wir es nicht. Wir haben später keine Möglichkeiten der Selbstregulation.

Ebenso essenziell ist es, dass Kinder Beachtung bekommen mit ihren Bedürfnissen und ihrem Gefühl Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das Reflektieren der Eltern bzw. Bezugspersonen über den Zustand des Kindes ist wichtig insofern, dass das Kind versteht, was es bedeutet, traurig zu sein, zornig zu sein, müde zu sein. Sage ich meinem Kind: „Du siehst heute so traurig aus, ist etwas passiert?“ hilft das einem Kind, sich selbst zu reflektieren. So beginnen wir, unsere eigenen Gefühle und Wahrnehmungen besser zu verstehen und uns bewusster zu werden.

Gehen die Eltern nicht oder nur wenig auf die Bedürfnisse ein, entsteht im Laufe der Zeit eine unsichere Bindung zwischen Eltern und Kind. Wird das Kind von den Eltern getrennt, sucht es wieder den Kontakt. Je größer die Angst des Kindes, desto stärker wird es die Bezugsperson wieder einfordern und sich irgendwann nicht mehr von anderen Menschen trösten lassen.

 

1.2.3 Wenn die Eltern psychisch krank sind

Psychische Erkrankungen sind nicht nur für die direkt Betroffenen belastend, sondern auch für die Verwandten. Doch gerade Kinder leiden besonders unter der Situation, da sie selbst nichts unternehmen können.

Die Folgen für die Kinder sind vielfältig. Viele Kinder leiden unter Ängsten, Stimmungsschwankungen und Schuldgefühlen, da sie die Situation und das Verhalten der Eltern oft nicht einschätzen können. Sie geben sich selbst die Schuld und leiden unter der Machtlosigkeit. Doch wie die Kinder langfristig damit umgehen, hängt von mehreren Faktoren ab.

Zum einen ist die Art der psychischen Erkrankungen der Eltern ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Kindes. Denn für die Kinder ist es ein Unterschied, ob die Eltern an einer Psychose, Schizophrenie oder an Depressionen leiden. Auch Suchterkrankungen der Eltern sind für die Kinder sehr belastend. Zudem ist es von Bedeutung, wie ausgeprägt die Erkrankung ist. Leichte Ausprägungen haben natürlich weniger schlimme Auswirkungen als starke Ausprägungen.

Eine große Belastung für die Kinder ist dabei die „Rollenumkehr“ (Reddemann & Dehner Rau)5. Durch die Erkrankung haben die Eltern oft Schwierigkeiten damit, sich um die Kinder zu kümmern. Dadurch geraten die Eltern in die Rolle der Person, die Hilfe braucht. Kinder, deren Eltern ihre Rolle nicht ausfüllen, fühlen sich häufig verantwortlich und versuchen, sich um die Eltern zu kümmern. Dadurch werden sie unfreiwillig zu einer verantwortlichen Person und bürden sich selbst damit großen Druck auf. Haben die Kinder kleine Geschwister, müssen sie sich häufig zusätzlich um ihre Geschwister kümmern. Natürlich gibt es auch Eltern, die dies von den Kindern erwarten. Viel zu früh wird einem Kind häufig die Verantwortung für ein Geschwisterkind übertragen und ein großer Druck durch Überforderung entsteht, der auch im Erwachsenenalter noch spürbar sein kann. Es kann zu übergroßem Perfektionismus kommen, einer großen Angst, Fehler zu machen und krankhafter Selbstkritik bis zu Selbsthass.

Ein anderer Effekt ist, dass die Kinder ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um keine Last für die sowieso schon kranken Eltern zu sein. Dadurch ziehen sie sich zurück und versuchen, ihre eigenen Probleme selber zu lösen. Da das Kind aber für eine gesunde Entwicklung selber viel Unterstützung braucht, ist so ein gesundes Wachstum gefährdet.

Zu viele Kinder müssen zu früh zu viel Verantwortung tragen.

Viele Menschen kennen das Phänomen, dass man sich „zu viel fühlt“ im Sinne von: Ich darf andere Menschen mit meinen Emotionen nicht belästigen. Ich bin zu viel. Ich bin zu anstrengend. Dies führt zu einem Verbiegen in späteren Beziehungen, einer Angst, Grenzen zu ziehen oder zu eigenen Bedürfnissen zu stehen. Diese auszusprechen und durchzusetzen ist für viele Menschen ein großes Problem. Das permanente Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse kann zu körperlichen Symptomen führen, die sehr vielfältig sein können. Unsichtbar zu bleiben scheint die bessere Option zu sein aus Angst, den Partner oder die Partnerin verlieren zu können, weil man nicht „in Ordnung“ ist, so wie man ist.

1.2.4 Geburtstraumen – Folgen für Mutter und Kind

Die Geburt des Kindes ist der Tag, auf den die Mutter lange gewartet hat. Nach den Schwangerschaftsmonaten wünscht sich die Mutter, das Baby endlich in den Armen halten zu dürfen. 10 Monate hat sie das Baby bei jedem Wachstums-Schritt begleitet.

Doch oft wird die Geburt von Komplikationen begleitet und wird dadurch zur Gefahr für Mutter und Kind. Dadurch kann es passieren, dass die Geburt, die eigentlich ein wundervolles als auch wichtiges Erlebnis für beide sein sollte, zu einem traumatischen Erlebnis wird.

Geburten werden häufig von Komplikationen begleitet.

Die Schwelle zwischen dem schönsten Tag im Leben einer Frau und einem schweren Trauma ist schmal. Von dem Verlauf einer Geburt hängt nicht nur das seelische Erleben, sondern auch das spätere Verhältnis zum Kind ab. Doch was sind die Gründe, dass die Frau die Geburt als traumatisch erlebt?

Geburtstraumata sind bis heute Tabuthemen, über die frau nicht sprechen soll. In den Köpfen vieler Leute hat die frischgebackene Mama zu strahlen und überglücklich ihr Baby in den Händen zu halten. Schmerzen? Die sind vergessen, sobald das Baby da ist. Angst? Die war doch nur kurz, jetzt ist doch alles gut. Nun zählt nur das Baby.

Von einem Trauma wird gesprochen, wenn die Frau oder das Baby von der Geburt körperliche oder seelische Schäden davonträgt. In den Kliniken muss es häufig schnell gehen, es herrscht chronischer Zeit- und Personalmangel, die Atmosphäre ist oft sehr klinisch, grelles Licht, schneller Personalwechsel und extreme Eingriffe bzw.

---ENDE DER LESEPROBE---