Ein Neuanfang in Casco Bay - Barbara Delinsky - E-Book
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Ein Neuanfang in Casco Bay E-Book

Barbara Delinsky

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Beschreibung

Was braucht es, um eine gute Mutter zu sein? Der mitreißende Kleinstadtroman »Ein Neuanfang in Casco Bay« von Barbara Delinsky als eBook bei dotbooks. Das Leben in der Hafenstadt Casco Bay plätschert ruhig und besonnen vor sich hin, schließlich bedeutet der Name auch »Ort des ewigen Frühlings«. Hier hat Susan vor langer Zeit Wurzeln geschlagen und ihre Tochter allein aufgezogen. Gemeinsam mit ihren zwei besten Freundinnen führt sie einen florierenden Woll-Laden. Doch das Glück wird von einer Sekunde auf die andere jäh erschüttert, als die drei Töchter der Frauen verkünden, schwanger zu sein. Alle drei, und dabei sind sie erst 17 Jahre alt! Schnell zieht die skandalöse Nachricht weite Kreise und brandmarkt Susan und ihre Freundinnen als Rabenmütter. Doch was steckt wirklich hinter dem rätselhaften Pakt, den ihre Teenager-Töchter geschlossen haben? Nur eins scheint gewiss: Nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen ist, wird in Casco Bay nichts mehr sein wie zuvor … »Mit dieser zum Nachdenken anregenden Geschichte zeigt Delinsky einmal mehr, warum sie auf der Bestsellerliste zu Hause ist: Ihre Romane sind zeitgemäß, lebensnah und erfrischend.« Publishers Weekly Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der berührende Familienroman »Ein Neuanfang in Casco Bay« von New-York-Times-Bestsellerautorin Barbara Delinsky wird Fans von Susan Wiggs begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 533

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Über dieses Buch:

Das Leben in der Hafenstadt Casco Bay plätschert ruhig und besonnen vor sich hin, schließlich bedeutet der Name auch »Ort des ewigen Frühlings«. Hier hat Susan vor langer Zeit Wurzeln geschlagen und ihre Tochter allein aufgezogen. Gemeinsam mit ihren zwei besten Freundinnen führt sie einen florierenden Woll-Laden. Doch das Glück wird von einer Sekunde auf die andere jäh erschüttert, als die drei Töchter der Frauen verkünden, schwanger zu sein. Alle drei, und dabei sind sie erst 17 Jahre alt! Schnell zieht die skandalöse Nachricht weite Kreise und brandmarkt Susan und ihre Freundinnen als Rabenmütter. Doch was steckt wirklich hinter dem rätselhaften Pakt, den ihre Teenager-Töchter geschlossen haben? Nur eins scheint gewiss: Nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen ist, wird in Casco Bay nichts mehr sein wie zuvor …

»Mit dieser zum Nachdenken anregenden Geschichte zeigt Delinsky einmal mehr, warum sie auf der Bestsellerliste zu Hause ist: Ihre Romane sind zeitgemäß, lebensnah und erfrischend.« Publishers Weekly

Über die Autorin:

Barbara Delinsky wurde 1945 in Boston geboren und studierte dort Psychologie und Soziologie. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes arbeitete sie als Fotografin für den Belmont Herald, erkannte aber bald, dass sie viel lieber die Texte zu ihren Fotos schrieb. Ihr Debütroman wurde auf Anhieb zu einem großen Erfolg. Inzwischen hat Barbara Delinsky über 70 Romane veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden und regelmäßig die New-York-Times-Bestsellerliste stürmen. Sie engagiert sich außerdem sehr stark für Wohltätigkeitsvereine und Aufklärung rund um das Thema Brustkrebs. Barbara Delinsky lebt mit ihrem Mann in New England und hat drei erwachsene Söhne.

Die Website der Autorin: barbaradelinsky.com/

Bei dotbooks veröffentlichte Barbara Delinsky auch ihre Romane:

»Die Schwestern von Star’s End«

»Jennys Geheimnis«

»Das Weingut am Meer«

»Julias Entscheidung«

»Lauras Hoffnung«

»Die alte Mühle am Fluss«

»Der alte Leuchtturm am Meer«

»Sturm am Lake Henry«, Die Blake-Schwestern 1

»Der Himmel über Lake Henry«, Die Blake-Schwestern 2

»Heimkehr nach Norwich«

»Das Leuchten der Silberweide«

»Das Licht auf den Wellen«

»Die Frauen Woodley«

»Im Schatten meiner Schwester«

»Rückkehr nach Monterey«

»Drei Wünsche hast du frei«

»Ein ganzes Leben zwischen uns«

»Jedes Jahr auf Sutters Island«

»Was wir nie vergessen können«

***

eBook-Neuausgabe November 2023

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2010 unter dem Originaltitel »Not My Daughter« bei Doubleday, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2012 unter dem Titel »Das Glück meiner Tochter« im Knaur Taschenbuch.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2010 by Barbara Delinksy.

Published by Arrangement with Barbara Delinsky

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2012 bei Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ys)

ISBN 978-3-98690-628-3

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

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***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Barbara Delinsky

Ein Neuanfang in Casco Bay

Roman

Aus dem Amerikanischen von Tina Thesenvitz

dotbooks.

Für meine Leser, für ihre großen Herzen und ihre nicht nachlassende Treue

Kapitel 1

Susan Tate hatte es nicht kommen sehen. Sie wusste nur, dass Ihre Tochter anders war. Sie, die immer spontan und offen gewesen war, war ganz plötzlich undurchsichtig.

Lily war siebzehn. Vielleicht sagte das ja schon alles. Sie absolvierte das letzte Jahr an der Highschool und hatte einen übervollen Stundenplan, spielte Hockey und Volleyball und sang in einem A-cappella-Chor. Und ja, Susan war verwöhnt durch die enge Beziehung, die sie und Lily immer gehabt hatten. Sie waren eine Zweierfamilie und fühlten sich miteinander wohl.

Natürlich musste Lily ihre Flügel austesten, das wusste Susan. Doch sie hatte auch das Recht, sich Sorgen zu machen. Lily war die Liebe ihres Lebens, das Allerbeste, was ihr in ihren fünfunddreißig Jahren passiert war. Wenn es um die Dinge ging, die man im Leben erreichen konnte, war eine gute Mutter zu sein das, was sie am meisten zu schätzen wusste.

Das bedeutete zu kommunizieren, und da das Abendessen nur allzu oft von E-Mails oder SMS unterbrochen wurde, war Ausgehen angesagt. In einem Restaurant hätte Susan Lily für sich, während sie auf die Bestellung warteten, auf das Essen warteten, auf die Rechnung warteten – alles wertvolle Zeit.

Sie schlug das Steak Place vor, eindeutig protzig, doch es gab dort ruhige Nischen aus Eichen. Lily sprach sich dagegen aus und wählte stattdessen das Carlino.

Das Carlino war nicht mal Susans zweite Wahl. Oh, sie mochte die Besitzer und die Karte und die Kunst dort – alles echt toskanisch. Doch die Preise waren so vernünftig für die riesigen Portionen, dass die ganze Stadt dorthin ging, und Susan suchte Abgeschiedenheit und Ruhe, aber bei Carlino war es öffentlich und laut.

Doch sie wollte Lily einen Gefallen tun, und so gab sie nach und drängte, entschlossen, keine Spielverderberin zu sein, ihre Tochter mit einem Lächeln aus der Novemberkälte hinein in einen Kokon aus Wärme und Lärm. Als sie schließlich alle Freunde begrüßt hatten und saßen, aßen sie gemeinsam Hummus auf getoasteten Crostini, und auch wenn Lily nur daran knabberte, behauptete sie, es sei gut. Noch mehr Freunde kamen vorbei, und um ehrlich zu sein, war das nicht allein Lilys Schuld. Als Direktorin der Highschool war Susan stadtbekannt. Ein anderes Mal hätte sie es genossen, alle zu sehen.

Heute Abend aber hatte sie eine Mission. Sobald sie wieder mit Lily allein war, beugte sie sich vor und sprach leise über ihren Tag in der Schule. Da das Budget für das nächste Jahr an Thanksgiving fällig war und die Finanzen der Stadt stagnierten, waren schwere Entscheidungen zu treffen. Die meisten Personalfragen waren zu sensibel, als dass sie sie mit ihrer siebzehnjährigen Tochter hätte teilen können, doch wenn es um neue Kursangebote und Technologie ging, war Lily ein wertvoller Resonanzboden.

Susans Motiv ging tatsächlich tiefer, traf mitten ins Herz des Mutterseins. Sie glaubte, dass es Lily zum Denken aufforderte, wenn sie mit ihr Probleme der Erwachsenen teilte. Sie glaubte auch, dass ihre Tochter verständig war, und heute Abend bildete da keine Ausnahme. Lily, die vorübergehend ganz konzentriert war, stellte gute Fragen.

Sobald jedoch ihre Vorspeisen kamen – Huhn mit Cannellini-Bohnen für Lily und Lachs mit Artischocken für Susan –, wurden sie von zwei von Susans Lehrern unterbrochen, die sie begrüßten. Als sie fort waren, fragte Susan Lily nach der Chemiearbeit, die sie an diesem Morgen geschrieben hatte. Auch wenn Lily bereitwillig antwortete, lag der Schwerpunkt ihrer Erwiderung doch auf unbedeutenden Tatsachen, und ihre Munterkeit wirkte gezwungen. Sie stocherte in ihrem Essen herum und aß nur wenig.

Besorgter denn je sah Susan ihrer Tochter prüfend ins Gesicht. Es war herzförmig, so süß wie immer und wurde von langem, glänzendem sandfarbenem Haar eingerahmt. Das Haar war ein Erbe ihres Vaters, während ihre Augen – Susans Augen – haselnussbraun und klar waren und ihre Haut cremeweiß und glatt.

Sie sah nicht krank aus, fand Susan. Verletzlich vielleicht. Vielleicht gequält. Aber nicht krank.

Selbst als Lily die Nase rümpfte und sich über den Knoblauchgeruch im Restaurant beschwerte, ahnte Susan noch nichts. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich zu versichern, dass diese klaren Augen Drogenmissbrauch ausschlossen, und was Alkohol anging, so hatte sie niemals Flaschen, leere oder sonstige, in Lilys Zimmer gesehen. Sie suchte nicht aktiv danach, indem sie zum Beispiel hinter Trödel auf den obersten Regalen nachschaute. Doch wenn sie saubere Wäsche in die Schubladen zurücklegte oder Jeans in den Schrank hängte, entdeckte sie nichts, was nicht stimmte.

Alkohol wäre keine Verlockung. Susan trank Wein mit Freunden, stockte aber selten auf, so dass Lily sich nicht aus einer Bar versorgen konnte. Dasselbe mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, obwohl Susan wusste, wie leicht es für Jugendliche war, sie online zu bekommen. Es verging kaum ein Monat, ohne dass ein Schüler deshalb festgenommen wurde. »Mom?«

Susan blinzelte. »Ja, Liebes?«

»Wer ist denn jetzt zerstreut? Woran denkst du?« »An dich. Geht es dir gut?«

Kurzer Ärger flackerte auf. »Das fragst du mich ständig.«

»Weil ich mir Sorgen mache«, gab Susan zurück, griff über den Tisch und schlang ihre Finger um Lilys. »Seit dem Sommer bist du nicht mehr dieselbe. Und da ich dich liebe wie verrückt und du nichts sagen willst, muss ich mich einfach fragen, ob es nur die Tatsache ist, dass du siebzehn bist und deinen Freiraum brauchst. Bedränge ich dich?«

Lily sprudelte heraus: »Nein. Du bist in der Hinsicht die beste Mom.«

»Ist es die Schule? Du bist gestresst.«

»Ja«, antwortete Lily, doch ihr Ton sagte, dass da noch mehr war, und ihre Finger umklammerten Susans.

»Die Collegebewerbungen?«

»Das ist in Ordnung für mich.«

»Dann die Infinitesimalrechnung.« Der Lehrer für Infinitesimalrechnung war der härteste im Mathe-Lehrkörper, und Susan hatte sich gesorgt, dass Lily eingeschüchtert sein könnte. Doch was gab es für eine Wahl? Raymond Dunbar war dreißig Jahre älter als Susan und hatte sich mit seiner Stimme ihrem Aufstieg zur Direktorin widersetzt. Wenn sie ihn bäte, es lockerer anzugehen, würde er sie der Vetternwirtschaft bezichtigen.

Doch Lily meinte: »Mr. Dunbar ist nicht so schlecht.« Susan spielte mit Lilys Fingern. »Wenn ich es genau benennen müsste, würde ich sagen, dass die Veränderung im letzten Sommer eingesetzt hat. Ich habe mir das Hirn zermartert, aber du hast mir immer gesagt, dass du deinen Job liebst. Ich weiß, ich weiß, du warst am Strand, aber Kinder unter acht zu beaufsichtigen ist schwer, und Sommerfamilien können am schlimmsten sein.«

Lily strich sich das Haar zurück. »Ich liebe Kinder. Außerdem war ich mit Mary Kate, Abby und Jess zusammen.« Die Mädchen waren ihre drei besten Freundinnen und die Töchter von Susans besten Freundinnen. Alle drei Mädchen waren verantwortungsbewusst. Abby fehlte es manchmal an Führung, wie ihrer Mutter Pam, und Jessica hatte ein bisschen etwas von einer Rebellin, auch wenn ihre Mutter Sunny nicht so war. Doch Mary Kate war so beständig wie ihre Mom Kate, die für Susan wie eine Schwester war. Mit Mary Kate an ihrer Seite konnte Lily nichts falsch machen.

Nicht, dass Lily selbst nicht beständig war, doch Susan kannte Gruppendruck. Wenn sie eines als Lehrerin gelernt hatte, dann, dass der Schlüssel zum Erfolg eines Kindes zu einem nicht geringen Teil in den Freunden lag, die es hatte.

»Und mit ihnen ist nichts?«, fragte sie.

Lily wurde wachsam. »Hat Kate was gesagt?«

Susan beruhigte sie. »Nichts Negatives. Aber sie fragt ständig nach dir. Du bist ihr sechstes Kind.«

»Aber hat sie was über Mary Kate gesagt? Macht sie sich Sorgen um sie, wie du dir Sorgen um mich machst?« Susan dachte eine Minute nach und antwortete dann ehrlich. »Sie ist eher traurig als besorgt. Mary Kate ist ihre Jüngste. Kate hat das Gefühl, dass sie sich auch von ihr entfernt. Aber um Mary Kate sorge ich mich nicht, sondern um dich.« Mehrere Tische weiter brach Gelächter aus. Verärgert durch die Störung, warf Susan der Gruppe einen Blick zu. Als sie sich wieder umwandte, wirkten Lilys Augen verängstigt.

Susan hatte diesen Blick in letzter Zeit oft gesehen, und er machte ihr Angst.

Sie war jetzt ganz verzweifelt, hielt Lilys Hand noch fester und sagte leise und panisch: »Was ist los? Ich sollte wissen, was Mädchen in deinem Alter fühlen und denken, aber in der letzten Zeit kann ich das bei dir nicht mehr. Deine Gedanken sind so oft woanders – irgendwo, wo ich keinen Zutritt habe. Vielleicht sollte es in deinem Alter ja so sein«, gab sie zu, »und es würde mich nicht stören, wenn du glücklich wärst, aber du wirkst nicht glücklich. Du wirkst geistesabwesend. Du wirkst ängstlich.«

»Ich bin schwanger.«

Susan keuchte auf. Sie löste ihre Hand, setzte sich aufrechter hin und wartete auf ein neckendes Lächeln, doch da war keines. Natürlich nicht. Lily würde über so was keine Witze machen.

Ihre Gedanken rasten. »Aber ... aber das ist unmöglich. Ich meine, es ist nicht körperlich unmöglich, aber das würde doch nicht passieren.« Als Lily nichts sagte, drückte Susan eine Hand an ihre Brust und flüsterte: »Oder doch?«

»Ich bin es«, flüsterte Lily zurück.

»Wie kommst du darauf?«

»Sechs Tests, alles positiv.« »Du bist zu spät dran?«

»Nicht spät. Habe sie nicht mehr. Dreimal.«

»Dreimal? O mein Gott, warum hast du mir nichts erzählt?«, rief Susan und dachte an all die anderen Dinge, die eine ausgefallene Periode bedeuten konnte. Schwanger sein ergab keinen Sinn, nicht bei Lily. Aber sie log nicht. Wenn sie sagte, dass sie schwanger war, dann glaubte sie es auch – nicht, dass es stimmte. »Tests können völlig irreführend sein.«

»Übelkeit, Müdigkeit, Aufgeschwemmtsein?«

»Ich sehe kein Aufgeschwemmtsein«, gab Susan defensiv zurück, denn wenn ihre Tochter im dritten Monat schwanger wäre, hätte sie es bemerkt.

»Wann hast du mich das letzte Mal nackt gesehen?« »Im Whirlpool im Wellnessbereich«, antwortete sie ohne Zögern.

»Das war im Juni, Mom.«

Nun zögerte Susan doch, wenn auch nur kurz. »Es muss etwas anderes sein. Du hast doch nicht mal einen Freund.« Sie atmete durch. »Oder doch?« War ihr tatsächlich etwas entgangen? »Wer ist es?« »Das ist egal.«

»Egal? Lily, wenn du ...« Sie konnte das Wort nicht laut aussprechen. Der Gedanke, dass ihre Tochter sexuell aktiv war, war ihr völlig neu. Sicher kannte sie die Statistik. Wie sollte sie auch nicht bei ihrem Job? Aber das hier war ihre Tochter, ihre Tochter. Sie waren übereingekommen – Lily hatte es versprochen –, dass sie es Susan sagen würde, wenn sie die Pille wollte. Darüber hatten sie nur allzu oft geredet. »Wer ist es?«, fragte sie wieder.

Lily schwieg weiter.

»Aber wenn er beteiligt ist ...«

»Ich werde es ihm nicht sagen.«

»Hat er dich gezwungen?«

»Nein«, antwortete Lily. Ihre Augen blickten fest und zeigten nun keine Angst, sondern etwas, was Susan nicht benennen konnte. »Es war andersrum«, fügte sie hinzu. »Ich habe ihn verführt.«

Susan lehnte sich zurück. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie vielleicht gesagt, dass Lily erregt aussah. Und plötzlich war nichts an diesem Gespräch richtig – nicht das Thema, nicht dieser Blick und sicher nicht der Ort. Sie legte ihre Serviette neben den Teller und winkte nach dem Kellner. Der Sohn einer Familie der Gegend und früherer Schüler von Susan eilte herbei.

»Sie sind noch nicht fertig, Mrs. Tate. Stimmt etwas nicht?«

Ob etwas nicht stimmte? »Nein, äh ..., es ist nur die Zeit.«

»Soll ich das einpacken?«

»Nein, Aidan, wenn du nur die Rechnung bringen könntest.«

Er war kaum weg, als Lily sich vorbeugte. »Ich wusste, du würdest dich aufregen. Deshalb habe ich es dir nicht erzählt.«

»Wie lange hattest du geplant zu warten?«

»Noch ein bisschen länger – vielleicht bis zum Ende meines ersten Trimesters.«

»Lily, ich bin deine Mutter.«

»Aber das ist mein Baby«, sagte Lily leise. »Deshalb muss ich Entscheidungen treffen, und ich war nicht bereit, es dir zu sagen, nicht mal heute Abend. Darum habe ich diesen Ort gewählt. Aber sogar hier ist es, als könntest du in mich schauen.«

Susan war jenseits von Verletztsein. Sie hatte Lily vor allem beigebracht, nicht schwanger zu werden. Sie lehnte sich zurück und atmete aus. »Ich fasse es nicht. Bist du dir sicher?« Lilys Körper sah nicht anders aus. Was sah man schon, wenn sie dieselben Schichten übereinander trug wie ihre Freundinnen und die Tage, da Susan sie gebadet hatte, schon längst vorbei waren? »Dreimal keine Periode gehabt?«, flüsterte sie. »Dann ist das ...« »... vor elf Wochen passiert.«

Susan stand neben sich. »Wann hast du die Tests gemacht?«

»Sobald ich meine erste Periode nicht mehr hatte.« Und kein Wort gesagt? Es war eindeutig ein Statement, aber was bedeutete es? Eine Herausforderung?

Dummheit? Lily mochte nett sein, oft verletzlich, doch sie hatte auch einen eigensinnigen Zug. Wenn sie etwas anfing, wich sie selten zurück. In die richtigen Bahnen gelenkt, war das etwas Positives, wenn sie sich zum Beispiel in den Kopf setzte, den ersten Preis in Naturwissenschaften zu gewinnen, was sie auch gepackt hatte, wenngleich erst nach drei Fehlstarts. Oder als sie sich daranmachte, in der A-cappella-Gruppe für Mädchen zu singen, es im ersten Jahr auf der Highschool nicht geschafft und sich in dem Jahr auf den Hosenboden gesetzt hatte, im nächsten dann zur Managerin der Gruppe geworden war, bis sie schließlich den Platz bekommen hatte.

Aber das hier war anders. Eigensinn war kein Grund zu schweigen, wenn es um Schwangerschaft ging, und sicher nicht, wenn die zukünftige Mutter siebzehn war. Susan bekam keine Ordnung in ihre Gedanken und griff nach losen Fäden. »Wissen die anderen es?« Es war klar, dass sie damit Mary Kate, Abby und Jess meinte.

»Ja, aber nicht die Moms.«

»Und keines der Mädchen hat es mir gesagt?« Noch mehr Verletztheit. »Aber ich sehe sie doch andauernd!« »Sie haben mir geschworen zu schweigen.« »Weiß dein Dad es?«

Lily sah entsetzt aus. »Ich würde es ihm nie sagen, bevor ich es dir erzählt habe.«

»Na, das ist immerhin etwas.«

»Ich liebe Babys, Mom«, sagte Lily und regte sich wieder auf.

»Und wegen der Babys ist es okay?«, gab Susan

hysterisch zurück, verstummte aber, als der Kellner wiederkam. Sie sah auf die Rechnung, legte hin, was ein angemessener Betrag sein mochte, und schob dann ihren Stuhl zurück. Die Luft im Raum war plötzlich zu warm für jemanden, der nicht schwanger war. Als sie mit Lily im Schlepptau zur Tür ging, stellte sie sich vor, dass alle Blicke sie beobachteten. Es war wie ein Blitz aus ihrer eigenen Vergangenheit, gefolgt vom Echo der Worte ihrer Mutter. »Du hast uns Schande gemacht, Susan. Was hast du dir nur gedacht?«

Die Zeiten hatten sich geändert. Alleinerziehende Mütter waren heute nichts Ungewöhnliches. Für Susan ging es hier nicht um Schande, sondern um die Träume, die sie für ihre Tochter gehabt hatte. Träume konnten mit einem Baby nicht mithalten. Ein Baby veränderte alles.

Das Auto bot Abgeschiedenheit, doch wenig Trost und sperrte Susan und Lily in einen zu kleinen Raum mit einem Riesenabgrund zwischen ihnen ein. Susan kämpfte gegen Panik an, während die Minuten unwiderruflich vergingen, suchte nach ihren Schlüsseln und startete den Motor.

Das Carlino lag im Stadtzentrum. Beim Hinausfahren kamen sie am Buchladen, der Drogerie, zwei Maklern und einer Bank vorbei. An Perry & Cass vorbeizufahren dauerte länger. Sogar in den fünfzehn Jahren, die Susan in Zaganack lebte, hatte sich das Geschäft ausgeweitet. Es erstreckte sich nun über drei Blocks, zweistöckige Gebäude mit rot-cremefarbenen Markisen mit dem typischen Schriftzug darauf, und sie zählte nicht mal die Versandabteilung und das OnlineCall-Center zwei Straßen weiter mit sowie die Fertigung eine Meile die Straße weiter hinunter und der Vertrieb draußen auf dem Land.

Zaganack war Perry & Cass. Drei Viertel der Stadtbevölkerung arbeiteten für die Handelsikone. Der Rest lieferte Dienste für diese und für die Zehntausende von Besuchern, die jedes Jahr zum Einkaufen kamen.

Doch Perry & Cass hatte Susan nicht angelockt, als sie nach einem Ort gesucht hatte, an dem sie ihr Kind großziehen könnte. Sie stammte aus den Great Plains und hatte etwas Grünes am Meer gesucht. Zaganack lag über der Casco Bay in Maine und war mit seinen Tannen und Pinien das ganze Jahr über grün. Seine Küste war ein atemberaubendes Durcheinander aus Küstengranit, sein Hafen, Heimat für eine Handvoll Fischer, war unauffällig. Mit einer Bevölkerung, die mal größer, mal kleiner war und im Sommer von achtzehntausend auf zwanzigtausend anschwoll, war die Stadt klein genug, um eine Gemeinde zu sein, doch groß genug, um Vielfalt zu erlauben.

Außerdem liebte Susan den Namen Zaganack. Er stammte aus der Sprache der Penobscot und wurde locker gedeutet als »Menschen aus dem Ort ewigen Frühlings«, und obwohl die lokale Überlieferung behauptete, dass sich die Eingeborenen damit auf das relativ milde Wetter der Küstenstädte bezogen, interpretierte Susan dies breiter. Frühling bedeutete Neubeginn. Sie hatte einen in Zaganack gefunden.

Und nun dies? Wiederholte die Geschichte sich?

Susan war keines Gedankens fähig und fuhr schweigend. Sie verließ die Hauptstraße und fuhr vorbei an den großen Ziegelhäusern der Perrys und Casses, gefolgt von eleganten, wenn auch kleineren Häusern der jüngeren Generation. Die Häuser der einheimischen Bevölkerung fächerten sich von hier aus auf, der Kolonialstil wich dem viktorianischen und darauf Häusern, die einfacher und näher beieinander gebaut waren.

Susan lebte in einem der letzteren. Es war ein kleines Fachwerkhaus mit sechs Zimmern, die sich gleichmäßig über zwei Stockwerke verteilten, und einem offenen Speicher im dritten Stock. Nachts sah es mit seinem winzigen Vorgarten und der schmalen Auffahrt wie alle anderen aus. Tagsüber aber fiel es auf, denn es war cölinblau gestrichen und hatte meergrüne Fensterläden und einen blaugrünen Speichergiebel.

Farben waren Susans Spezialität. In ihrer Jugend hatte sie Rot geliebt, auch wenn ihre Mutter behauptete, dass es sich mit ihren Sommersprossen beiße. Dunkelgrün wäre besser, riet Ellen Tate. Oder Braun. Doch Susans Haar hatte die Farbe dunklen Sandes, und deshalb liebte sie immer noch Rot, Orange und Rosa.

Dann kam Lily, und Susans Mutter biss sich an den Farben fest. Du hast ein Fuchsienherz, wütete sie verzweifelt, als sie von der Schwangerschaft erfuhr, und auch wenn Susan das meiste, was ihre Mutter sagte, abtat, überlebten diese Worte. Da sie es hasste, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte sie fast während der ganzen neun Monate Schwarz getragen und, nachdem Lily geboren war, ein helleres, aber immer noch fades Beige. Selbst als sie anfing zu unterrichten, dienten ihr neutrale Farben und glichen die Sommersprossen aus, die sie zu jung wirken ließen.

Doch ein Fuchsienherz stirbt nicht. Es wartet nur auf den rechten Augenblick, hält sich hinter Pragmatismus zurück, während es hier und da hilflose Tropfen Farben fallen lässt. Daher blaugrüne Giebel, türkisfarbene Ohrringe, chartreuse- oder safranfarbene Schals. In dem Garn, das sie als Hobby färbte, waren die Farben noch wilder.

Susan bog in ihre Einfahrt, parkte und stieg aus dem Auto. Sie ging die Seitentreppe hinauf und betrat die Küche. In dem sanften Licht, das unter den Kirschholzschränken hervorströmte, für die sie drei Jahre lang mühevoll gespart und die sie größtenteils selbst eingebaut hatte, drehte sie sich nach Lily um.

Lily war so groß wie Susan, aber schlanker und zerbrechlicher, doch sie behauptete sich und hatte die Hände in den Jackentaschen vergraben. Schwanger? Susan konnte es immer noch nicht glauben. Ja, sie war heikel beim Essen, launisch und morgens benommen, und all das war ungewöhnlich und neu in den letzten Monaten gewesen, doch andere Beschwerden hatten ähnliche Symptome. Wie Pfeiffersches Drüsenfieber.

»Vielleicht musst du ja nur Antibiotika nehmen«, sagte sie in vernünftigem Ton.

Lily sah verblüfft aus. »Antibiotika?«

»Falls du Pfeiffersches ...«

»Mom, ich bin schwanger. Sechs Tests, alle positiv.« »Vielleicht hast du sie falsch interpretiert.«

»Mary Kate hat zwei gesehen und ist meiner Meinung.« »Mary Kate ist auch keine Expertin.« Susan empfand einen Stich. »Wie oft habe ich Mary Kate seitdem gesehen? Dreißigmal? Sechzigmal?«

»Sei nicht sauer auf Mary Kate. Es war nicht ihre Aufgabe, es dir zu erzählen.«

»Ich bin aber sauer auf Mary Kate. Ich stehe ihr näher als den anderen, und es geht um deine Gesundheit, Lily. Was, wenn etwas anderes mit deinem Körper los ist? Sollte Mary Kate sich nicht darum Sorgen machen?« Lily fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Das ist mehr als bizarr. Die ganze Zeit hatte ich Angst, es dir zu erzählen, weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest, aber nie hätte ich gedacht, dass du mir nicht glauben würdest.«

Susan wollte nicht streiten. Es gab nur eine Möglichkeit, es mit Sicherheit herauszufinden. »Was immer es ist, wir werden damit umgehen. Ich rufe gleich morgen früh Dr. Brant an. Sie wird dich reinquetschen.«

Susan war nie eine gute Schläferin gewesen und verbrachte die Nacht damit, alle Gründe durchzugehen, warum ihre Tochter nicht schwanger sein konnte. Die meisten hatten mit Verantwortung zu tun, denn wenn Susan Lily eines beigebracht hatte, dann war es das. Lily war verantwortungsbewusst, wenn es um die Schule ging. Sie lernte viel und bekam gute Noten. Sie war verantwortungsbewusst, wenn es um ihre Freunde ging, da war sie hundertprozentig loyal. Hatte sie sich nicht ein Bein ausgerissen, um für Abby zu kämpfen, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, Klassensprecherin zu werden? Als sie die Wahl verlor, hatte Lily drei Nächte hintereinander bei ihr geschlafen.

Lily war verantwortungsbewusst, wenn es um das Auto ging, kam selten einmal zu spät nach Hause, fuhr den Tank leer oder war nicht rechtzeitig da, wenn sie Susan abholen sollte.

Schwer arbeitend, treu, zuverlässig ... aber schwanger? Susan hätte ihr das abgekauft, wenn Lily einen festen Freund gehabt hätte. Unfälle passierten.

Doch es gab keinen Freund und gar keinen Grund zu glauben, dass Lily mit jemandem schlafen würde, den sie kaum kannte. War die süße Lily Tate – die wenig Make-up auflegte, in Flanellschlafanzügen schlief und einen Pullover über dem anderen trug, um ihr winziges Dekolleté vor den Blicken zu verbergen – überhaupt zu Verführung fähig?

Susan glaubte es nicht. Es musste etwas anderes sein, doch die Möglichkeiten waren erschreckend. Um zwei Uhr morgens war ihre Phantasie derart außer Kontrolle geraten, dass sie den Versuch aufgab, einzuschlafen, leise durch den Flur ging und Lilys Tür öffnete. Im schwachen Licht einer Nachttischlampe war Lily nur ein Fleck unter der Decke, und lediglich die obere Hälfte ihres Kopfes war zu sehen, dunkles Haar breitete sich auf dem Kissen aus. Ihre Jeans und ihr Pullover waren auf dem gepolsterten Stuhl, ihre Sherpa-Stiefel – einer stand, der andere nicht – auf dem Boden daneben. Auf ihrer Kommode lagen Bürsten und Klammern, Perlarmbänder, eine Socke, die sie gerade strickte. Ihr Handy lag auf dem Nachttisch neben mehreren Büchern und einer halbvollen Wasserflasche.

Ganz leise nur flüsterte Susan ihren Namen, doch sie antwortete nicht, es gab keine Bewegung in diesem Stillleben. Mädchen mit Nachttischlampe hätte sie es nennen können. Mädchen. So jung. So verletzlich.

Ihr Herz setzte aus, als sie vorsichtig zurückwich, über den Flur zur Speichertür schlich und leise die Treppe hinunterging. Dort blätterte sie an einem Eichentisch unter dem kleinen Bogen einer handgearbeiteten Lampe eine Seite ihres Blocks um, öffnete eine Tube Pastellfarbe und setzte ihren ersten kühnen Strich an. Ein Fuchsienherz? Eindeutig. Wenn etwas sie ablenken konnte, dann das hier. Sie setzte einen weiteren Strich, verwischte die Enden, fügte Gelb hinzu, um ein Grün abzumildern, dann Blau, um ein Rot zu vertiefen.

Typischerweise brachte sie die beste Arbeit hervor, wenn sie gestresst war – reine Sublimierung –, und heute Nacht machte da keine Ausnahme. Als sie fertig war, hatte sie fünf Seiten, jede mit einem einzigartigen Streifen in zwei bis fünf Farbtönen, die sich von Nuance zu Nuance wallten. Dies würden die Frühlingsfarben für PC-Garn sein. Sie gab ihnen sogar Namen: Märzverrücktheit, Frühlingsflut, Frühlingsfinsternis, Rotkehlchen in der Dämmerung und natürlich Schöpfung. Die letzte Seite war besonders lebhaft. Gewalttätig? Nein, beschloss sie. Na ja, vielleicht. Aber war Schöpfung nicht etwas Gewalttätiges? Hatte Schaffen nicht tiefgehende Folgen? Und was, wenn in Lily kein Kind heranwuchs, sondern etwas Düstereres?

Susan ging wieder ins Bett, doch jedes Mal, wenn sie eindöste, wachte sie mit neuer Angst auf. Um fünf Uhr morgens, als sie das Schlafen schließlich aufgab und aufstand, war sie überzeugt, dass ihre Tochter eine Gebärmutterzyste hatte, die man lange genug übersehen hatte, um ihre Chancen, jemals ein Baby zu bekommen, zu gefährden. Entweder das oder ein Tumor. Gebärmutterkrebs, der eine Hysterektomie und vielleicht Chemotherapie erforderte. Erschreckend. Niemals ein Kind? Tragisch.

Sie behielt ihre Ängste für sich und weckte Lily wie immer, setzte sie bei Mary Kate ab und fuhr weiter in die Schule. Die Mädchen würden später nachkommen, doch heute Morgen hatte Susan zwei Treffen mit Eltern, beide schwierig, bevor sie auf der Vordertreppe erschien, um die Schüler zu begrüßen. Erst um halb neun stand sie vor der Tür der Ärztin.

Den einzigen Termin, den sie für Lily bekommen konnte, war am späten Nachmittag, so dass Susan sich den Rest des Tages Sorgen machen musste. Das hieß, dass sie nur halbherzig E-Mails beantwortete, zerstreut war bei einer Lehrerbeurteilung und wenig Arbeit in das Budget fürs nächste Jahr steckte, das Thanksgiving beim Schulinspektor sein musste.

Sie konnte nur an eines denken, und von welcher Seite sie es auch betrachtete, es war nicht gut.

Kapitel 2

Die Ärztin bestätigte es. Lily war eindeutig schwanger. Als Susan erfuhr, dass ihre Tochter keine tödliche Krankheit hatte, war sie tatsächlich erleichtert – aber nur kurz. Die Realität, mit siebzehn schwanger zu sein, war etwas, was sie nur zu gut kannte.

Susan war selbst in der Highschool schwanger geworden. Richard McKay war der Sohn der besten Freunde ihrer Eltern. In jenem Sommer, als er gerade mit einem Abschluss in Journalismus das College verlassen und für den Herbst einen Job angeboten bekommen hatte, den er nicht ablehnen konnte, funkte es zwischen ihnen. Reine Lust, beschloss ihr Vater. Lind die Chemie stimmte. Doch Susan und Rick hatten in jenem Sommer zu viele Stunden nur mit Reden verbracht, als dass es allein um Sex gehen konnte. Sie waren sich über so viele Dinge einig – und darunter war ihr Wunsch, Oklahoma zu verlassen, nicht unwichtig –, dass, als Rick pflichtbewusst anbot, Susan zu heiraten, sie schlichtweg nein sagte.

Sie hatte ihre Entscheidung nie bereut. Bis heute erinnerte sie sich an den Ausdruck greifbarer Erleichterung auf seinem Gesicht, als sie entschlossen den Kopf geschüttelt hatte. Er hatte Träume, die sie bewunderte. Hatte es Zeiten gegeben, da sie ihn vermisst hatte? Sicher. Aber sie konnte nicht mit der Erregung seines Berufs mithalten und weigerte sich, ihn festzubinden.

Sein Erfolg bestärkte sie in ihrer Überzeugung. Er hatte als Assistent des Produktionsassistenten einer nationalen Nachrichtensendung begonnen. Nun war er ein Star und verfolgte Storys bis zum Ende der Welt als einer der führenden Kommentatoren der Sendung. Er hatte nie geheiratet, hatte nie andere Kinder gehabt. Erst nachdem er das Gesicht vor der Kamera geworden war statt das dahinter, hatte er Geld zu Lilys Unterhalt schicken können, doch sein Scheck traf jeden Monat ohne Verzögerung ein. Er verpasste nie einen Geburtstag und hatte Lily überraschen können, indem er bei einem Hockeyturnier auftauchte. Er hielt telefonisch engen Kontakt mit ihr und war ein guter, wenn auch körperlich abwesender Vater.

Rick hatte Susan immer vertraut. Anstatt aus der Ferne mitzumischen, überließ er die tägliche Elternarbeit ihr. Und nun war Lily unter ihrem wachsamen Blick schwanger geworden.

Fassungslos lauschte Susan still, während Lily die Fragen der Ärztin beantwortete. Ja, sie wollte das Baby, und ja, sie begriff, was das bedeutete. Nein, sie hatte es nicht mit ihrer Mutter besprochen, weil sie es alleine machen würde, wenn es nötig wäre. Nein, sie wollte nicht, dass der Vater einbezogen wurde. Nein, sie trank nicht. Ja, sie wusste, dass sie keinen Schwertfisch essen sollte.

Sie hatte selber Fragen – ob sie die Hockeysaison beenden durfte (ja), ob es im Winter möglich sei, noch Volleyball zu spielen (vielleicht), und ob sie bei Kopfschmerzen Tylenol nehmen dürfe (nur unter Anweisung) –, und sie klang so wie das reife, verantwortungsbewusste, intelligente Kind, das Susan großgezogen hatte, dass Susan, wenn sie nicht betäubt gewesen wäre, vielleicht gelacht hätte.

Sie schwieg, als sie die Praxis verließen, und reichte Lily die Autoschlüssel. »Ich muss zu Fuß nach Hause gehen.« Lily protestierte, doch sie beharrte darauf. »Fahr los. Ich brauche frische Luft.«

Das stimmte, auch wenn sie wenig nützliche Gedanken hatte, als sie durch die Novemberkälte ging. Sie war nicht länger betäubt, sondern kochte vor Wut. Sie wusste, es war falsch – eindeutig nicht die Art, wie eine Mutter sich fühlen sollte, und alles, was sie an ihrer eigenen Mutter gehasst hatte –, doch wie sollte sie es in den Griff bekommen?

Die kalte Luft half. Sie war ein wenig ruhiger, als sie sich dem Haus näherte. Dann sah sie Lily. Diese saß auf den Stufen vorm Haus, einen gestrickten Schal um den Hals geschlungen und ihre Steppjacke – ganz Perry & Cass – fest um sich gezogen. Als Susan näher kam, setzte sie sich aufrechter hin und sagte schüchtern: »Sei nicht böse.«

Doch Susan war böse. Wütend steckte sie die Hände in die Taschen.

»Bitte, Mom?«

Susan atmete tief durch. Sie sah weg, vorbei an den Nachbarhäusern und die Straße hinunter, bis die Reihe aus alten Ahornbäumen mit ihr zu verschmelzen schien. »Das habe ich nicht für dich gewollt«, brachte sie schließlich heraus.

»Aber ich liebe Kinder. Ich bin geboren worden, um Kinder zu haben.«

Susan drückte die Hand auf ihr schmerzendes Herz. »Ich stimme dir absolut zu. Ich habe nur ein Problem mit dem Timing. Du bist siebzehn. Du bist in der Oberklasse der Highschool und erwartest ein Baby Ende Mai, kurz vor den Prüfungen. Hast du eine Ahnung, was es heißt, neun Monate schwanger zu sein? Wie wirst du lernen?«

»Ich bin auf dem College bereits angenommen worden.« »Nun, das ist noch so was. Wie kannst du aufs College gehen? In Schlafsälen ist kein Platz für Kinderkrippen.« »Ich gehe auf die Percy State.«

»Ach, Liebes, du könntest es besser treffen.«

»Du warst auch da, und schau doch, wo du bist.«

»Ich musste dorthin. Aber die Zeiten haben sich geändert. Es ist im Moment schwer genug, einen Job zu finden, selbst mit einem Abschluss von der besten Schule.« »Genau. Also ist es egal. Alles ist machbar, Mom. Hast du mir das nicht beigebracht?«

»Stimmt. Ich habe nur nie geglaubt, dass man das auf ein Baby beziehen würde.«

Lilys Augen leuchteten auf. »Aber es ist ein Baby da«, rief sie aus und klang so sehr wie ein überschäumendes Kind, dass Susan hätte heulen können. Lily hatte keine Ahnung, was es hieß, Mutter zu sein. Den Sommer als Helferin von Müttern zu verbringen war ein Picknick, verglichen mit den täglichen Anforderungen der Mutterschaft.

»Ach, Liebes«, sagte sie und ließ sich plötzlich erschöpft auf die Stufen sinken. »Vergiss machbar. Was ist mit vernünftig? Was mit verantwortungsbewusst? Wir haben über Verhütung gesprochen. Du hättest es tun können.«

»Das geht an der Sache vorbei, Mom«, erwiderte Lily und drückte Susans Arm. »Ich will dieses Baby. Ich weiß, ich kann eine gute Mutter sein, sogar besser als die Moms, für die wir im Sommer gearbeitet haben, und ich habe mit dir das beste Rollenmodell. Du hast immer gesagt, Mutter zu sein sei wundervoll. Du hast gesagt, ich sei das Beste, was dir je passiert ist.«

Susan ließ sich nicht besänftigen. »Ich habe auch gesagt, alleinerziehende Mutter zu sein ist schwer und dass ich nie wollte, dass du ebenso kämpfen musst wie ich. Also denk übers College hinaus. Du sagst, du willst Biologin werden, doch das bedeutet eine weiterführende Ausbildung. Wenn du eine gute Forschungsstelle willst ...«

»Ich will ein Baby.«

»Ein Baby ist nicht nur für den Sommer, und es bleibt nicht lange ein Baby. Er oder sie redet und spricht und wird ein richtiger Mensch. Und was ist mit dem Vater?« »Ich habe es dir gesagt. Er weiß es nicht.«

»Er hat ein Recht darauf.«

»Warum? Er hatte dabei nichts zu sagen.«

»Und das ist fair, Lily?«, fragte Susan. »Was, wenn das Baby genau wie er aussieht? Meinst du nicht, dass die Leute reden werden?«

Ein Hauch von Eigensinn trat in Lilys Gesicht. »Mir ist es egal, wenn die Leute reden.«

»Dem Vater aber vielleicht nicht. Was, wenn er zu dir kommt und dich fragt, warum dieses Kind, das neun Monate, nachdem ihr Sex hattet, geboren wurde, seine Haare und Augen hat? Und was passiert, wenn das Kind etwas über seinen Vater erfahren will? Du hast mit zwei danach gefragt. Manche Kinder haben nämlich noch Väter. Nun bist du an der Reihe, die Mommy zu sein. Was wirst du sagen?«

Lily runzelte die Stirn. »Das werde ich entscheiden, wenn ich so weit bin. Mom, du machst das schwerer, als es sein muss. Im Moment muss der Vater des Babys es nicht erfahren.«

»Aber es ist auch sein Baby«, widersprach Susan. Sie suchte verzweifelt nach jemandem, dem sie die Schuld geben konnte, und ging die Möglichkeiten durch. »Ist es Evan?«

»Ich sage dir nicht, wer es ist.«

Susan fragte sich, ob Lily aus einem bestimmten Grund abblockte. »War er es, der das Baby wollte?«

Lily entzog ihr ihren Arm. »Mom«, rief sie aus, und ihre braunen Augen blitzten, »hör mir zu! Er weiß es nicht. Wir haben nie über ein Baby gesprochen. Er dachte, ich nehme die Pille. Ich habe es gemacht. Ich.«

Was natürlich zu den Dingen gehörte, die Susan so schwer zu schlucken fand. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, die Zurückweisung von allem, das sie ihrer Tochter beizubringen versucht hatte.

Sie wollte es verzweifelt begreifen und fragte: »Bist du sicher, dass es kein Unfall war? Ich meine, es ist okay, wenn es so war. Unfälle passieren.« Lily schüttelte den Kopf. »Du hast einfach beschlossen, dass du ein Baby willst?«

»Ich habe immer ein Baby gewollt.«

»Ein Geschwister«, sagte Susan, denn als sie klein war, hatte Lily immer um eines gebettelt.

»Jetzt bin ich alt genug, ein eigenes zu bekommen, und ich weiß, du hast dich vielleicht nicht freiwillig entschieden, vor siebzehn Jahren schwanger zu werden, aber ich schon. Es ist mein Körper, mein Leben.« Susan hatte Lily zur Unabhängigkeit und Stärke erzogen, aber zum Hochmut? Nein. Vor allem nicht, wenn es Realitäten gab, denen man sich stellen musste. »Wer wird die Arztrechnung zahlen?«

»Wir sind versichert.«

»Mit Prämien, zu denen ich jeden Monat beitrage«, betonte Susan. »Die Antwort lautet also ich. Was ist mit Windeln? Mit Milch?«

»Ich werde stillen.«

»Was wundervoll ist, wenn es klappt, aber manchmal tut es das nicht, und dann brauchst du Milch. Und was ist mit fester Nahrung und Kleidung? Und Ausrüstung? Sie werden dich nicht aus dem Krankenhaus entlassen ohne einen anerkannten Autositz, und weißt du, was ein guter Kinderwagen kostet? Nein, ich habe deinen alten nicht mehr, weil ich ihn vor Jahren verkauft habe, um dir ein Fahrrad zu kaufen. Und was ist mit Tagesbetreuung, während du die Schule beendest? Ich würde ja selbst sehr gerne bei dem Baby zu Hause bleiben, aber einer von uns muss arbeiten.«

»Dad wird helfen«, sagte Lily leise.

Ja, Rick würde es. Doch freute sich Susan darauf, ihn zu fragen? Auf keinen Fall.

Lilys Augen füllten sich mit Tränen. »Ich will das Baby wirklich.«

»Du kannst ein Baby haben, aber es wird einen besseren Zeitpunkt geben!«, rief Susan.

»Ich werde nicht abtreiben.«

»Das schlägt ja auch keiner vor.«

»Ich habe schon das Herz meines Babys schlagen hören. Du hättest es hören sollen, Mom. Es war toll.« Susan konnte nur mit Mühe akzeptieren, dass ihre Tochter schwanger war, und noch weniger, dass tatsächlich ein lebendiges Baby in ihr wuchs.

»Es hat Beine und Ellbogen. Es hat Ohren, und diese Woche entwickeln sich die Stimmbänder. Das weiß ich alles, Mom. Ich mache meine Hausaufgaben.«

»Dann nehme ich an«, sagte Susan mit einer Stimme, die sie nicht beherrschen konnte, »dass du gelesen hast, dass Teenagerschwangerschaften ein größeres Risiko für Komplikationen darstellen.« Es war teilweise die Stimme ihrer Mutter. Der Rest war die einer gescheiterten Erzieherin, deren Kreuzzug darin bestand, junge Mädchen davon abzuhalten zu tun, was sie getan hatte. Die Erzieherin hatte auf ihrer eigenen Schwelle versagt. »Ich habe mir auf dem Heimweg Vitamine besorgt«, sagte Lily bedrückt. »Glaubst du, das Baby ist in Ordnung?«

So ärgerlich sie war, so enttäuscht sie war, eine ängstliche Lily konnte sie immer erreichen. »Ja, es ist okay«, beruhigte sie sie. »Ich habe nur so eine Bemerkung gemacht.«

Lily ließ sich leicht beruhigen und lächelte. »Glaubst du, ich kriege ein Mädchen wie du?« Sie schien keine Antwort zu brauchen, was gut war, da Susan keine hatte. »Wenn es ein Mädchen ist, dann bekommt sie bereits jetzt Eierstöcke, und sie ist so groß.« Sie breitete Daumen und Zeigefinger mehrere Zentimeter aus. »Mein Baby kann denken. Sein Hirn kann Signale an seine Glieder senden, sich zu bewegen. Wenn ich meinen Finger genau dort hinlegen könnte, wo es ist, würde es auf meine Berührung reagieren. Es ist ein menschliches Wesen. Ich könnte es auf keinen Fall abtreiben.« »Bitte, Lily. Hab ich dich darum gebeten?«

»Nein, aber vielleicht wirst du es tun, wenn du darüber nachdenkst.«

»Habe ich dich abgetrieben?«

»Nein, aber du bist sauer.«

Susan warf einen flehenden Blick zu den fast nackten Wipfeln der Bäume. »O Lily, ich bin so vieles außer sauer, dass ich gar nicht damit anfangen will, es zu erklären. Wir sind nun an einem guten Ort, aber es ist nicht leicht gewesen. Ich musste zweimal so schwer arbeiten wie andere Mütter. Ausgerechnet du solltest das wissen.«

»Weil ich eine gute Tochter bin? Macht meine Schwangerschaft mich zu einer schlechten?«

»Nein, Liebes, nein.« Es hatte nichts mit gut und schlecht zu tun. Susan hatte darüber mit ihrer eigenen Mutter gestritten.

»Aber du bist enttäuscht.«

Versuch es mal mit: Mir bricht das Herz. »Lily, du bist siebzehn.«

»Aber das ist ein Baby«, flehte Lily.

»Du bist ein Baby«, schrie Susan.

Lily erhob sich und sagte leise: »Nein, Mom, das bin ich nicht.«

Susan dachte tatsächlich das Gleiche. Nein, Lily war kein Baby. Sie würde nie wieder ein Baby sein.

Der Gedanke ließ sie ein Verlustgefühl empfinden. Verlust der Kindheit? Der Unschuld? Hatte ihre Mutter auch so empfunden? Susan würde es nie erfahren. Nicht mal in den besten Zeiten hatten sie geredet, und ganz sicher nicht so, wie Susan und Lily es taten.

»Sei nicht wie Grandma«, bettelte Lily, die ihre Gedanken spürte.

»Ich bin nie wie Grandma gewesen.«

»Ich würde sterben, wenn du mich verleugnen würdest.«

»Das würde ich niemals tun.«

Lily wandte sich ihr zu, griff nach ihrer Hand und hielt sie an ihre Kehle. »Ich brauche dich bei mir, Mom«, sagte sie heftig und wurde dann sanfter. »Das ist unsere Familie, und wir machen sie größer. Du wolltest das auch, das weiß ich. Wenn es anders gewesen wäre, hättest du fünf Kinder gehabt wie Kate.« »Nicht fünf, drei.«

»Dann eben drei. Aber siehst du?«, schmeichelte sie. »Ein Baby ist nichts Schlimmes.«

Nein. Nichts Schlimmes, das wusste Susan. Ein Baby war nie schlimm. Es veränderte nur das Leben.

»Es ist dein Enkelkind«, versuchte es Lily.

»Hm«, meinte Susan. »Ich werde mit sechsunddreißig Großmutter sein. Das ist ja peinlich.«

»Ich finde es toll.«

»Nur weil du siebzehn bist und schwärmerisch – was gut ist, Liebes, denn wenn du jetzt nicht lächelst, wirst du bald Probleme kriegen. Du wirst alleine sein, Lily.

In der Vergangenheit hatten wir zwei andere schwangere Zwölftklässlerinnen und eine schwangere Elftklässlerin. Keine von ihnen wollte aufs College. Deine Freundinnen werden aufs College gehen. Sie wollen Berufe. Sie werden es nicht nachempfinden können, wie es ist, schwanger zu sein.«

Lilys Augen wurden groß vor Erregung. »Aber sieh doch, Mom, das stimmt ja nicht. Das ist ja das Schöne daran.«

Susan zog ein Gesicht. »Was soll denn das heißen?«

Kapitel 3

»Ich bin schwanger.«

»Niedlich«, antwortete Kate Mello ihrer Jüngsten und goss weiter trockene Makkaroni in einen Topf mit kochendem Wasser. »Lissie?«, schrie sie die Treppe hinauf nach ihrer Zweitjüngsten. »Wann gehst du denn nun? Ich brauche die Milch.« Sie rührte in den Makkaroni und sagte mehr zu sich selbst als zu Mary Kate, die neben ihr am Herd stand: »Warum habe ich in letzter Zeit bloß immer keine Milch mehr?« »Ich meine es ernst, Mom. Ich bin schwanger.« Kate, den Deckel in einer Hand und einen Holzlöffel in der anderen, hielt einfach die Hand an Mary Kates Stirn und lächelte. »Wir waren uns doch einig, dass du Grippe hast.«

»Es geht nicht weg.«

»Dann ist es Laktoseunverträglichkeit«, stellte Kate fest und setzte den Deckel auf den Topf. »Du bist diejenige, die mir die ganze Milch wegtrinkt. Lissie? Bitte gleich, ja?«

»Ich trinke Milch«, erklärte Mary Kate, »weil schwangere Frauen das eben tun.«

»Du bist keine schwangere Frau«, teilte Kate ihrer Tochter mit und griff nach ihrer Brieftasche, als Lissie auftauchte. Es war nicht viel drin; das Geld verschwand noch schneller als die Milch. Sie fand einen Zwanziger zwischen all den Einern und reichte ihn ihr. »Eine Gallone Milch, ein Dutzend Eier und zwei Laib Mehrkornbrot bitte.«

»Alex hasst Mehrkorn«, erinnerte Lissie sie, während sie sich die Jacke anzog.

Kate schob ihr die Autoschlüssel in die Hand. »Alex ist einundzwanzig, er kann sich eine eigene Wohnung nehmen und kaufen, was ihm gefällt. Oh, und wenn noch Geld übrig ist, kaufst du auch noch ein paar Äpfel?« Als Lissie fort war, übergab sie Mary Kate einen Stapel Teller. »Heute Abend sind wir zu acht. Mike bringt noch einen Freund mit.«

»Ich habe vor acht Wochen empfangen«, berichtete Mary Kate, während sie die Teller in Empfang nahm. Kate betrachtete ihre Tochter. Sie war blass, aber das war sie immer. Und sie sah auch immer zerbrechlich aus. Das arme Ding hatte die zarten Züge eines unbekannten Vorfahren, doch ihr Haar war ganz das von Kate – sandfarben und dick und so wild, wie es das Kind nie gewesen war. Kate steckte ihres mit Stricknadeln aus Bambus hoch, und Mary Kate band ihres zu einem Pferdeschwanz, der hinter ihr explodierte und sie noch kleiner aussehen ließ.

»Du bist nicht schwanger, Liebes«, versicherte Kate ihr. »Du bist erst siebzehn, du nimmst die Pille, und Jacob will Arzt werden. Es ist noch Jahre hin, bis ihr beide heiraten könnt.«

»Ich weiß«, gab Mary Kate in einem Anfall von Begeisterung zurück, »aber dann werde ich älter sein, und es wird schwerer, schwanger zu werden. Jetzt ist für mich die Zeit, ein Baby zu bekommen.«

Kate fühlte die Stirn des Mädchens. »Kein Fieber. Du kannst nicht im Delirium reden.«

»Mom ...«

»Mom, ist Lissie weg?« Das kam von Kates dritter Tochter, die ihren Zwilling nicht sah und sich ein Handy aus dem Durcheinander auf dem Küchentisch schnappte.

»Das ist meins«, protestierte Kate. »Ich habe nicht mehr viel drauf.«

»Das ist kein Freundschaftsanruf, Mom. Ich brauche Tampons.«

»Ich nicht«, sagte Mary Kate leise, doch da Sara Lissie anrief und Mike genau diese Minute wählte, um hereinzubrechen und zu fragen, ob er zwei Freunde zum Abendessen mitbringen könne, hörte Kate sie kaum.

»Es gibt nur Makkaroni mit Käse«, warnte sie ihn.

»Nur?«, wiederholte ihr zwanzigjähriger Sohn. »Du hast gesagt, es gäbe Hummermakkaroni mit Käse.« »Kommen sie deshalb?«

»Klar. Deine Hummermakkaroni sind berühmt. Die Typen nerven mich jeden Mittwoch wegen einer Einladung.«

»Und wenn dein Onkel beschließt, seine Fallen am Freitag einzuholen?«

»Dann schalten sie auf Freitag um. Sind nun zwei in Ordnung?«

»Zwei sind in Ordnung«, gab Kate nach und bemerkte zu Mary Kate, als Mike und Sara weg waren: »Welch ein Glück, dass es so viele gibt und der Preis niedrig ist.« »Ich versuche dir gerade etwas zu erzählen, Mom. Es ist wichtig. Ich nehme die Pille nicht mehr.«

Als Kate das hörte, drehte sie sich um. Ihre Tochter wirkte ernst. »Sind du und Jacob nicht mehr zusammen?«

»Doch. Ich habe einfach beschlossen, dass ich ein Baby will. Wusstest du, dass eine Frau fruchtbarer ist, wenn sie die Pille absetzt? Ich habe es Jacob noch nicht mal gesagt. Ich wollte, dass du es als Erste erfährst.«

Etwas an ihrem ernsten Blick ließ Kate innehalten.

»Mary Kate? Du machst keine Witze?«

»Nein.«

»Schwanger?«

»Ich mache dauernd Tests, und sie sind alle positiv.« »Seit wann?«

»Eine Weile. Ich hätte es dir schon früher erzählt, doch ich wollte sicher sein. Aber ich habe wirklich alles im Griff, Mom. Ich habe mir Bücher gekauft, und ich hole mir noch mehr Infos online. Sie haben eine Selbsthilfegruppe für Teenager, aber das brauche ich eigentlich nicht. Ich habe schon eine Gruppe.«

Kate runzelte die Stirn. »Wen?«

»Nun ja – nun, zuerst mal meine Familie. Ich meine, wir sind normalerweise zu siebt beim Essen. Heute sollten es acht sein, und nun sind es neun. Was stört da einer mehr?«

Kate hätte Mary Kate auf die hintere Veranda geschickt, um noch einen Klappstuhl zu holen, denn das bedeutete einer mehr in ihrem engen Esszimmer, wenn sie nicht damit zu kämpfen gehabt hätte, was diese gesagt hatte. »Stimmt das?«

»Ja. Außerdem liebst du Kinder. Hast du nicht fünf innerhalb von fünf Jahren bekommen?«

»Nicht geplant«, erwiderte Kate schwach. »Sie sind einfach gekommen und haben nicht aufgehört.« Erst als Will eine Vasektomie hatte machen lassen, doch darüber sprachen sie nicht oft mit den Kindern. Sie hätten über Enthaltsamkeit geredet, wenn sie geglaubt hätten, dass es eine Chance gäbe, dass die Kinder zuhörten. Realistischer war, dass sie über Verantwortung sprachen. »Aber warte, halt mal, ich war einundzwanzig, als ich mein erstes Kind bekam, und ich war verheiratet.«

Mary Kate schien sie nicht zu hören. »Und dies ist nun die nächste Generation. Ich bin gerne die Erste von uns, die ein Kind hat. Sonst bin ich immer in allem die Letzte.«

»Bei der Entscheidung, ein Kind zu bekommen, sollten beide Eltern einbezogen werden«, meinte Kate. »Du musst Jacob fragen, bevor du etwas Übereiltes tust.« »Ach, Jacob ist manchmal so ernst. Er hätte nein gesagt, und er hätte einen Haufen sinnvoller Gründe angegeben, aber manchmal muss man einfach seinem Bauchgefühl folgen. Erinnerst du dich an Disney World vor fünf Jahren? Du hast Dad und uns ins Auto gepackt und bist mitten im Winter mit uns nach Florida gefahren, und wir hatten kein Hotel gebucht oder irgendwas, aber dein Bauchgefühl hat dir gesagt, dass die Reise gut werden würde.«

»Das war ein Ausflug, Mary Kate. Dies hier ist ein Baby. Ein Baby ist für ein Leben lang.«

»Aber ich werde eine gute Mutter sein«, beharrte Kate. »Der letzte Sommer hat mir so die Augen geöffnet – zu sehen, was diese Moms taten? Zum Beispiel keine Geduld mit ihren Kindern. Ständig wollten sie sie uns aufladen, während sie am anderen Strandende saßen. Das werde ich niemals mit meinem Baby tun. Wenn es ein Junge wird, wird es ein kleiner Jacob sein. Das wäre irre.«

Kate war sprachlos. Mary Kate war die Ruhigste ihrer fünf, die Passivste und Rücksichtsvollste und nur selten so redselig. Und was hatte sie gerade gesagt? »Ein kleiner Jacob?«

Mary Kate nickte. »Ich werde noch eine Weile das Geschlecht nicht kennen, und ich weiß, es könnte auch ein Mädchen werden ...« Ihre Stimme verebbte.

Verwirrt blickte Kate sich um. Die Küche war klein. Das ganze Haus war klein. »Wo würden wir ein Baby haben können?«

»In meinem Zimmer. Das Kind im eigenen Zimmer haben ist zurzeit in. Wenn das Baby daraus herausgewachsen ist, wird Alex wahrscheinlich aus dem Haus sein und Mike vielleicht auch. Und sobald Jacob sein Medizinstudium abgeschlossen hat ...«

»Jacob ist noch nicht mal mit der Highschool fertig«, japste Kate, die das Absurde an der Situation erneut traf. »Mary Kate, sagst du mir die Wahrheit?«

»Dass ich schwanger bin?« Mary Kate beruhigte sich. »Bei so was würde ich nie lügen.«

Nein, das würde sie nicht. Sie war ein ehrliches Mädchen, vielleicht die Begabteste von Kates fünf Kindern, und sie hatte eine Zukunft vor sich. Sie plante, einen Arzt zu heiraten und selbst Dozentin am College zu werden.

»Ich meine«, fuhr Mary Kate fort, die nun schneller redete, da sie eindeutig das Entsetzen ihrer Mutter spürte, »du hast immer gesagt, ›je mehr, desto lustiger‹, dass ein lautes Heim dich glücklich macht und dass du noch mehr Kinder bekommen hättest, wenn wir reicher gewesen wären.«

»Genau, aber das sind wir nicht«, stellte Kate schlicht fest. »Dein Vater und ich hatten kaum rechtzeitig unser eigenes Collegedarlehen abbezahlt, so dass deine Brüder aufs College gehen konnten, und mit den Zwillingen und dir im nächsten Jahr ... Aber du wirst ja nicht aufs College gehen, wenn du ein Baby bekommst, oder? Wie kannst du Englischdozentin werden ohne Collegeabschluss, ohne überhaupt einen Abschluss?«

»Ich werde einen machen. Es wird vielleicht nur ein bisschen länger dauern.«

Kate konnte nicht glauben, was ihre schlaue Tochter da sagte. »Wird nur ein bisschen länger dauern?«

»Und in der Zwischenzeit bekomme ich Jacobs Baby.« »Wo? Wie? Jacobs Vater fährt einen Lastwagen, und seine Mom ist Grundschullehrerin. Wenn Jacob dich so liebt, wie er sagt, wird er mit dir und dem Baby zusammen sein wollen, doch seine Eltern können euch drei nicht unterstützen.«

»Das würde ich auch nie von ihnen verlangen«, entgegnete Mary Kate. »Außerdem will ich Jacob noch nicht heiraten. Ich will hierbleiben.«

»Damit wir dich und das Baby unterstützen können?« »Gut, dann ziehe ich eben aus.«

Kate packte ihre Tochter bei den Schultern. »Du wirst nicht ausziehen, Mary Kate. Das kommt nicht in Frage.«

»Aber eine Abtreibung auch nicht.«

»Da stimme ich dir zu, doch es gibt andere Möglichkeiten.«

»Wie Adoption? Ich werde mein Baby nicht zu jemand anderem geben.« Sie zupfte an ihrem Pullover. »Siehst du das hier? Er hat Sara gehört, und die Jeans waren von Lissie, aber das Baby gehört mir.« Die Hand auf ihrem Bauch war blass, doch beschützend.

Ja, musste Kate zugeben. Mary Kate bekam oft abgelegte Kleider von den Zwillingen – okay, sie bekam meistens Kleider von den Zwillingen –, aber machten große Familien das nicht immer so? Sie war ein Kind für aufgetragene Sachen für alles bis auf die Liebe. Kate hatte immer geglaubt, deshalb wäre es okay. »Deine Schwestern sind aus diesen Sachen herausgewachsen«, erklärte sie. »Es war gute Kleidung.«

»Darum geht es nicht, Mom. Das Baby gehört mir.« »Genauso wie du und deine Brüder und Schwestern mir gehören«, sagte Kate. »Als ich noch ein Kind war, habe ich davon geträumt, Tierärztin zu werden. Ich liebe Tiere. Aber ich habe deinen Vater noch mehr geliebt, und dann seid ihr Kinder ziemlich schnell gekommen, und ich habe euch so sehr geliebt, dass ich eine Vollzeitmutter sein wollte, was ein Glück war, denn es gab so viel zu tun für euch fünf, dass unser Haus schon so chaotisch genug war, ohne dass ich auch noch arbeiten ging. Und als ihr alle in der Schule wart, hatten wir nicht das Geld, um mir eine Ausbildung zur Tierärztin zu finanzieren. Glaubst du, ich arbeite nur zum Spaß?«

Mary Kate war kleinlaut. »Du liebst deine Arbeit.«

»Ja, aber ich könnte sie nicht machen, wenn sie sich nicht auszahlte. Wir brauchen jeden zusätzlichen Cent.« »Mein Baby wird nicht viel kosten«, sagte Mary Kate leise.

Kate nahm ihre Tochter erneut bei den Schultern, die sich an einen Traum klammerte, der schnell verblasste. »Es geht nicht ums Geld«, flehte sie sanft. »Ich will, dass alles leichter für dich ist, wenn du einmal Kinder hast. Ich will, dass deine Kinder ein eigenes Zimmer haben. Ich will nicht, dass du dich entscheiden musst zwischen Musikstunden oder Ballett, weil du beides nicht bezahlen kannst.«

Die Tür öffnete sich, und Kate blickte auf. Sie erwartete, dass es Lissie wäre, doch es war Will. Will, der sich von der Auslieferung bei PC hochgearbeitet hatte zum Meister der Abteilung, der Haare verloren und Fett angesetzt hatte, aber Kates Felsen geblieben war.

Sie spürte jedes Mal, wie sich eine Last von ihren Schultern hob, wenn Will nach Hause kam, doch nie war ihre Erleichterung größer gewesen als jetzt. »Hier ist dein Dad. Will, wir haben etwas zu bereden.«

Fünf Blocks weiter war Sunny Barros nicht nahe so erleichtert, als ihr Mann von der Arbeit heimkam. »Sie ist was?«, fragte Dan sie. Ihre Tochter war bei ihnen im Zimmer, doch er sah Sunny an, die absolut neben sich stand.

»Schwanger«, flüsterte Sunny. Sie konnte das Wort nicht noch mal laut sagen.

»Jessica?«, fragte er und wandte sich dem Mädchen zu. »Stimmt das?«

Sie nickte.

»Wer ist der Junge?«

»Du kennst ihn nicht, Dad.«

Dan sah seine Frau an. »Wer ist es?«

Sunny schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen. Entweder das, oder sie würde zu schreien anfangen.

»Mom ist wütend«, erklärte Jessica ruhig. »Ich habe ihr gesagt, dass es in Ordnung ist. Die Menschen bekommen Babys seit Adam und Eva. Sie ist überzeugt, dass es das Ende der Welt bedeutet.«

»Entschuldige mal, Jessica«, schrie Sunny, hörte jedoch auf, als ihre zehnjährige Tochter ins Zimmer hüpfte. »Darcy.« Sie zeigte nach oben. »Geige üben. Noch zehn Minuten.«

Das Kind sah verletzt aus. »Ich begrüße doch nur Daddy. Hi, Dad.«

Sunny zeigte wieder hoch und wartete nur, bis Darcy weg war, bevor sie Jessica ansah. »Sag ihm, was du mir noch erzählt hast.« Sie sah zu Dan. »Jessica hat das geplant.«

»Geplant, schwanger zu werden?«

»Beschlossen, dass sie ein Baby will«, erläuterte Sunny. Wenn Jessica nach der einen Sache gesucht hätte, die das geordnete Leben aus den Fugen heben könnte, das sich Sunny so sorgfältig zurechtgezimmert hatte, so hatte sie sie gefunden.

»Stimmt das, Jessica?«, fragte Dan.

Jessica betrachtete ihn gleichmütig. Sie war ein großes Mädchen mit langem braunem Haar und Dans Fähigkeit, sich auszudrücken, und sprach voller Selbstvertrauen. »Ein Kind auf die Welt zu bringen ist das Wichtigste, was ein Mensch tun kann. Ich will Spuren hinterlassen.«

»Mit siebzehn?«

»Das Alter spielt keine Rolle. Es geht darum, was in einem steckt. Ich werde die beste Mom sein, die es gibt.«

»Mit siebzehn«, wiederholte Dan. Er sah Sunny an und kratzte sich am Kopf. »Wie ist das gekommen?« Sunny antwortete nicht. Sie verschränkte die Arme vor dem bevorstehenden Sturm und wartete. Dan war schlau, weit über die Verträge hinaus, die er für Perry & Cass aushandelte. Er sah Ursache und Wirkung und war unglaublich vorhersehbar. Sunny hatte das immer an ihm geliebt, doch jetzt würde es gegen sie arbeiten.

Man musste ihm zugutehalten, dass er zuerst andere Möglichkeiten in Betracht zog. »Ist es der Druck in der Schule? Angst vor dem College?«

Jessica lächelte selbstgefällig. »Meine Noten sind super. Das ist einer der Gründe, warum ich wusste, ich könnte dies hier tun.«

Sie hatte das Hirn ihres Vaters – Zehnte in ihrer Klasse ohne große Mühe –, doch dies hier hatte nichts mit Noten zu tun oder offensichtlich auch nicht mit Hirn, befand Sunny. »Hast du eine Ahnung ...«, setzte sie an, verstummte aber, als Darcy wieder hereingewirbelt kam.

»Meine Lampe ist gerade ausgegangen. Sie braucht eine neue Birne.«

»Ich tausche sie in einer Minute aus«, sagte Sunny und drehte sie um. »Bis dahin benutze das Deckenlicht.«

»Ich mag kein Deckenlicht.«

»Benutze es«, befahl Sunny und wandte sich wieder den anderen zu. »Und da ist noch ein Problem. Was sagen wir Darcy, damit sie in sieben Jahren nicht dasselbe tut? Das ist das schlimmste Beispiel, das du ihr setzen kannst.«

Dan hob eine Hand und sagte zu Jessica: »Du hast davon geredet, nach Georgetown zu gehen.« »Die Percy State tut es auch.«

»Tut es auch?« Er senkte die Stimme. »Ist es Adam?«

»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«

»Jessica!«, schrie Sunny.

Dan hob erneut die Hand, um für Ruhe zu sorgen. »Du gehst doch mit Adam, oder?«

»Das tue ich, aber er ist nicht die Liebe meines Lebens.« »Er muss dich heiraten, wenn er der Vater dieses Babys ist«, meinte Sunny.

»Ich habe nicht gesagt, dass er der Vater ist«, beharrte Jessica. »Außerdem macht das Spenden von Sperma einen Mann nicht zum Vater. Beteiligung tut es, und der Vater dieses Babys wird nicht beteiligt sein. Ich ziehe es selbst groß.«

»Du ziehst es selbst groß?«, fragte Dan. »Das ergibt doch keinen Sinn.«

»Vielleicht nicht für dich und Mom. Wenn alles in der Welt so sauber ist wie eure Küche ...«

»Was stimmt nicht mit dieser Küche?«, fragte Sunny erschrocken. Ihre Küche – ihr Haus – war größer als viele andere in der Stadt und spiegelte Dans Position als Leiter der Rechtsabteilung von PC sowie Sunnys Stellung als Abteilungsleiterin von Haushaltswaren wider. Sie hatte jeden Zentimeter des Hauses selbst eingerichtet und war stolz auf die saisonalen Zugänge aus dem Geschäft wie die handgeblasene Schale aus Pinienzapfen auf dem Tisch. Ihre Küche spiegelte alles wider, für das sie so schwer gearbeitet hatten. Sie hatte keinen Angriff aus dieser Ecke erwartet.