Ein Planet namens Shayol - Cordwainer Smith - E-Book

Ein Planet namens Shayol E-Book

Cordwainer Smith

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Beschreibung

In der Hölle

Mercer hat ein Namenloses Verbrechen begangen. Er wird auf den Gefängnisplaneten Shayol gebracht, von dem aus die Schreie und Klagen der Bestraften zu Ehren des Imperators übertragen werden. Niemand weiß, was auf Shayol vorgeht, ehe er nicht selbst dorthin kommt. Als der Chefarzt des Gefängnisses, Dr. Vomact, Mercer anbietet, sein Gedächtnis und seine Augen zu entfernen, um ihm das Leben auf Shayol leichter zu machen, ahnt er, dass seine Strafe die unglaublichen Gerüchte noch übertreffen wird …

Die Erzählung „Ein Planet namens Shayol“ erscheint als exklusives eBook Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband „Was aus den Menschen wurde“ enthalten. Sie umfasst ca. 52 Buchseiten.

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Seitenzahl: 91

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CORDWAINER SMITH

EIN PLANET NAMENS SHAYOL

Erzählung

Das Buch

Mercer hat ein Namenloses Verbrechen begangen. Er wird auf den Gefängnisplaneten Shayol gebracht, von dem aus die Schreie und Klagen der Bestraften zu Ehren des Imperators übertragen werden. Niemand weiß, was auf Shayol vorgeht, ehe er nicht selbst dorthin kommt. Als der Chefarzt des Gefängnisses, Dr. Vomact, Mercer anbietet, sein Gedächtnis und seine Augen zu entfernen, um ihm das Leben auf Shayol leichter zu machen, ahnt er, dass seine Strafe die unglaublichen Gerüchte noch übertreffen wird …

Die Erzählung »Ein Planet namens Shayol« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband »Was aus den Menschen wurde« enthalten. Sie umfasst ca. 52 Buchseiten.

Der Autor

Diese Erzählung ist dem Band Cordwainer Smith: »Was aus den Menschen wurde« entnommen.

Titel der Originalausgabe

A Planet Named Shayol

Aus dem Amerikanischen von Thomas Ziegler

Copyright © 1993 by The Estate of Paul Linebarger

Erstveröffentlichung in GALAXY, Oktober 1961

Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Stardust, München

I

Es war ein ungeheurer Unterschied zwischen der Behandlung, die Mercer auf dem Passagierschiff erfuhr, und der auf der Fähre.

Auf dem Passagierschiff rissen die Wächter Witze über ihn, wenn sie ihm das Essen brachten. »Schreien Sie nur recht schön und laut«, riet ein rattengesichtiger Steward, »damit wir auch wissen, dass Sie es sind, wenn am Geburtstag des Imperators die Klagen der Sträflinge übertragen werden.« Ein anderer, dicker Steward fuhr sich mit seiner feuchten Zungenspitze über seine dicken, purpurfarbenen Lippen und sagte: »Klarer Fall, Mann. Wenn Sie ständig Schmerzen hätten, dann wäre von Ihnen und der ganzen anderen Bande bald nicht mehr viel übrig. Irgendetwas wirklich Bedeutendes muss passieren, außer dem … wasweißich.Vielleicht verwandeln Sie sich in eine Frau. Oder in zwei Menschen. Hören Sie zu, Freundchen, wenn es wirklich etwas Verrücktes ist, dann lassen Sie es mich wissen …« Mercer sagte nichts. Mercer hatte genug eigene Sorgen, um sich auch noch über die Tagträume irgendwelcher widerlicher Menschen Gedanken zu machen.

Auf der Fähre war alles ganz anders. Der biopharmazeutische Stab war flink, unpersönlich, und ehe Mercer wusste, wie ihm geschah, hatte man ihm die Fesseln abgenommen. Sie nahmen ihm auch seine Sträflingskleidung weg und ließen sie auf dem Passagierschiff. Als er auf die Fähre übersetzte, nackt wie er war, musterten sie ihn wie eine seltene Pflanze oder wie einen Körper auf dem Operationstisch. Fast lag etwas wie distanzierte Freundlichkeit in der klinischen Flinkheit ihrer Berührungen. Sie behandelten ihn nicht als Kriminellen, sondern als Objekt. Die Männer und Frauen in ihren Arztkitteln sahen ihn an, als ob er bereits tot wäre.

Er wollte etwas sagen. Einer der Männer, älter und mit mehr Autorität ausgestattet als die anderen, sagte fest und entschieden: »Lassen Sie das mit dem Sprechen sein. Ich werde in kurzer Zeit mit Ihnen reden. Was wir jetzt tun, sind die Präliminarien, um Ihren physischen Zustand zu bestimmen. Bitte, drehen Sie sich um.«

Mercer drehte sich um. Ein Pfleger rieb seinen Rücken mit einem sehr starken antiseptischen Mittel ein.

»Das wird brennen«, erklärte einer der Techniker, »aber es ist nichts Gravierendes oder Schmerzhaftes. Wir untersuchen nur die Festigkeit Ihrer verschiedenen Hautschichten.«

Mercer, verärgert über die unpersönliche Behandlung, sagte, als es über dem sechsten Lendenwirbel zu brennen begann: »Wissen Sie nicht, wer ich bin?«

»Natürlich wissen wir, wer Sie sind«, erklang die Stimme einer Frau. »Wir haben alles in der Akte drüben in der Ecke. Der Chefarzt wird später mit Ihnen über Ihre Verbrechen sprechen, falls Sie darüber sprechen wollen. Seien Sie jetzt still. Wir führen einen Hauttest durch, und Sie werden sich sehr viel besser dabei fühlen, wenn Sie die Untersuchung nicht auch noch verzögern.« Der Ehrlichkeit halber fügte sie noch hinzu: »Und wir werden dann auch bessere Ergebnisse bekommen.«

Ohne Zeit zu verlieren, machten sie sich an die Arbeit.

Er betrachtete sie von der Seite. Nichts an ihnen verriet, dass sie menschliche Teufel im Vorzimmer der Hölle waren. Nichts deutete darauf hin, dass dies der Satellit von Shayol war, des letzten und endgültigen Ortes der Züchtigung und der Schande. Sie wirkten wie die Ärzte aus der Zeit, bevor er das Namenlose Verbrechen begangen hatte.

Sie führten eine Routineuntersuchung nach der anderen durch. Schließlich deutete eine Frau mit einer chirurgischen Gesichtsmaske auf einen weißen Tisch. »Legen Sie sich bitte darauf.«

Niemand hatte mehr »Bitte« zu Mercer gesagt, seit ihn die Wächter vor dem Palast gefangengenommen hatten. Er wollte der Aufforderung schon nachkommen, da entdeckte er, dass am Kopfende des Tisches gepolsterte Handschellen angebracht waren. Er zögerte.

»Bitte«, sagte die Frau. Einige der anderen Ärzte drehten sich um und sahen sie beide an.

Das zweite »Bitte« erschütterte Mercer. Er musste sprechen. Das hier waren Menschen, und er war wieder eine Person. Er spürte, wie sich seine Stimme hob, sich beinahe überschlug, als er sie fragte: »Bitte, Ma'am, beginnt jetzt die Bestrafung?«

»Hier gibt es keine Bestrafung«, erwiderte die Frau. »Das hier ist der Satellit. Legen Sie sich auf den Tisch. Wir werden Ihnen jetzt Ihre erste Hautfestigung verabreichen, und dann können Sie sich mit dem Chefarzt unterhalten. Und ihm alles über Ihr Verbrechen erzählen …«

»Sie wissen von meinem Verbrechen?«, fragte er, fast erfreut, als hätte sie einen guten Nachbarn erwähnt.

»Natürlich nicht«, sagte sie, »aber alle Menschen, die hier durchkommen, müssen ein Verbrechen begangen haben. Man hält sie auf jeden Fall für Kriminelle, sonst wären sie nicht hier. Die meisten wollen über ihre persönlichen Verbrechen reden. Aber halten Sie mich nicht auf. Ich bin Hauttechnikerin, und unten auf Shayol werden Sie die beste Behandlung benötigen, die wir Ihnen zukommen lassen können. Jetzt legen Sie sich auf den Tisch. Und wenn Sie dann bereit sind, mit dem Chef zu sprechen, werden Sie außer über Ihr Verbrechen auch noch über andere Dinge reden können.«

Er gab nach.

Eine andere Person mit Gesichtsmaske, vermutlich ein Mädchen, ergriff mit kühlen, sanften Fingern seine Hände und befestigte sie in den gepolsterten Handschellen auf eine Art, die er noch nie erlebt hatte. Bis jetzt hatte er immer geglaubt, jede Verhörmaschine im ganzen Imperium zu kennen, aber dies hier war etwas völlig anderes.

Die Pflegerin trat zurück. »Alles bereit, Madam und Doktor.«

»Was ziehen Sie vor?«, fragte die Hauttechnikern. »Sehr starke Schmerzen oder einige Stunden Bewusstlosigkeit?«

»Warum sollte es mich nach Schmerzen verlangen?«

»Einige Objekte bitten darum, wenn sie hier eintreffen. Ich glaube, es liegt daran, was die Menschen mit ihnen gemacht haben, bevor sie zu uns kamen. Ich nehme an, Sie haben noch keine dieser Traumstrafen erhalten?«

»Nein, die habe ich wohl bislang versäumt.« Mercer dachte: Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt irgendetwas versäumt habe.

Er erinnerte sich an die letzte Gerichtsverhandlung, während der er durch Drähte und Stecker mit dem Zeugenstand verbunden war. Der Gerichtssaal war hoch und dunkel gewesen. Helles blaues Licht fiel auf die Richter, deren Kopfbedeckungen fantastische Parodien auf die Bischofsmützen längst vergangener Zeiten darstellten. Die Richter unterhielten sich, aber er konnte sie nicht hören. Dann verschwand die Schutzdämmung, und er vernahm eine Stimme, die sagte: »Sehen Sie sich dieses weiße, teuflische Gesicht an. Ein solcher Mensch ist aller Verbrechen schuldig. Ich bin für die Schmerzstation.« – »Nicht den Planeten Shayol?«, fragte eine zweite Stimme. – »Die Dromozoen-Welt«, ertönte eine dritte Stimme. – »Das wäre das Richtige für ihn«, stimmte die erste Stimme zu. Einer der Gerichtstechniker musste bemerkt haben, dass der Gefangene unerlaubterweise zuhörte. Die Verbindung wurde getrennt.

Mercer glaubte zu dieser Zeit noch, er habe schon alles erlebt, was sich die Grausamkeit und die Intelligenz der Menschheit ausdenken konnte. Aber diese Frau meinte, er habe die Traumstrafen noch nicht erlebt. Konnte es denn im Universum Menschen geben, die noch schlechter waren als er selbst? Unten auf Shayol mussten sich eine Menge Leute befinden.