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Die Befreiung des Sandplaneten
Dies ist die Geschichte des Wüstenplaneten Mizzer, der alle Hoffnung aufgegeben hatte, als der Tyrann Wedder sich zum grausamen Herrscher aufschwang. Und von seinem Befreier, Casher O’Neill, über den seltsame Dinge berichtet werden. Er bereiste die Galaxis, um einen Weg zu finden, Wedder zu stürzen. Jetzt ist er nach Mizzer zurückgekehrt …
Die Erzählung „Planet des Sandes“ erscheint als exklusives eBook Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband „Was aus den Menschen wurde“ enthalten. Sie umfasst ca. 40 Buchseiten.
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Seitenzahl: 77
CORDWAINER SMITH
PLANET DES SANDES
Erzählung
Dies ist die Geschichte des Wüstenplaneten Mizzer, der alle Hoffnung aufgegeben hatte, als der Tyrann Wedder sich zum grausamen Herrscher aufschwang. Und von seinem Befreier, Casher O'Neill, über den seltsame Dinge berichtet werden. Er bereiste die Galaxis, um einen Weg zu finden, Wedder zu stürzen. Jetzt ist er nach Mizzer zurückgekehrt …
Die Erzählung »Planet des Sandes« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband »Was aus den Menschen wurde« enthalten. Sie umfasst ca. 40 Buchseiten.
Diese Erzählung ist dem Band Cordwainer Smith: »Was aus den Menschen wurde« entnommen.
Titel der Originalausgabe
On the Sand Planet
Aus dem Amerikanischen von Thomas Ziegler
Copyright © 1993 by The Estate of Paul Linebarger
Erstveröffentlichung in AMAZING STORIES, Dezember 1965
Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Covergestaltung: Stardust, München
Dies ist die Geschichte des Sandplaneten Mizzer, der alle Hoffnung aufgegeben hatte, als der Tyrann Wedder die Herrschaft des Terrors und der Gewalt einführte. Und von seinem Befreier, Casher O'Neill, über den seltsame Dinge berichtet werden – von dem Tag des Blutes, an dem er aus seiner Heimatstadt Kaheer floh, bis er zurückkehrte, um das Blutvergießen bis an das Ende seiner Tage zu unterbinden.
Überall, wo Casher hinkam, beherrschte ihn nur ein Gedanke: die Befreiung seines Planeten von den Tyrannen, die er selbst an die Macht hatte kommen lassen, als sie sich zusammen gegen seinen Onkel, den unsäglichen Kuraf, verschworen hatten. Er vergaß niemals Kaheer am Ersten Nil, weder bei Tag noch bei Nacht, wo die Pferde auf der Rennbahn um die Wette liefen, und die Wüste. Er vergaß niemals die blauen Himmel seiner Heimat und die großen Dünen der Wüste zwischen den Nilen. Er erinnerte sich an die Freiheit eines Planeten, der für die Freiheit geschaffen und ihr geweiht war. Er vergaß niemals, dass Blut der Preis für Blut, dass der Preis der Freiheit der Kampf, dass das Risiko des Kampfes der Tod ist. Doch er war kein Narr. Er war zwar bereit, sein eigenes Leben zu riskieren, aber er wollte bessere Voraussetzungen für den Kampf, damit ihn die Polizei des Diktators Wedder in seiner Heimat nicht in einer Falle fing, die er nie wieder verlassen könnte.
Und dann hatte er plötzlich die Lösung seines Kreuzzuges vor sich, ohne sie gleich erkannt zu haben. Er hatte erst das Ende aller Dinge, aller Probleme, aller Sorgen erreichen müssen. Er hatte ebenfalls das Ende aller gewöhnlichen Hoffnungen erreichen müssen. Bis er S'ruth traf. Und seitdem gehörten ihm ihre fremdartigen Kräfte, die er einsetzen konnte, wie es ihm gefiel.
Es gefiel ihm, nach Mizzer zurückzukehren, Kaheer zu betreten und sich Wedder entgegenzustellen.
Warum sollte er es nicht tun? Es war seine Heimat, und es dürstete ihn nach Rache. Mehr als nach Rache dürstete ihn aber nach Gerechtigkeit. Viele Jahre hatte er nur für diese Stunde gelebt, und jetzt war diese Stunde gekommen.
Er betrat Kaheer durch das nördliche Tor.
I
Casher trug auf Mizzer die Uniform eines Sanitätstechnikers von Wedders Armee. Er hatte die Erscheinung und den Namen eines toten Mannes angenommen, Bindaoud. Casher besaß keine Waffen außer seinen Händen, und die Hände pendelten frei an den Enden seiner Arme. Nur die Standfestigkeit seiner Füße, die kräftige Anmut, mit der er jeden Schritt machte, verrieten seine Absicht. Die Menge in den Straßen sah ihn vorbeigehen, ohne ihn zu sehen. Sie erblickte einen Mann und erkannte nicht, dass sie ihre eigene Vergangenheit Schritt für Schritt durch die Straßen gehen sah. Casher O'Neill hatte Kaheer betreten; er wusste, dass er verfolgt wurde. Er konnte es fühlen.
Er blickte sich um.
In den vielen Jahren des Kämpfens und Ringens hatte er auf seltsamen Planeten zahllose Regeln früherer Gefahren gelernt. Wachsam wie er war, wusste er, was ihn verfolgte. Es war ein Spürhund. Der Spürhund hatte die Gestalt eines kleinen, ungefähr acht Jahre alten Jungen angenommen, aus dessen Nasenlöchern zwei Rinnsale schmutzigen Rotzes liefen, der einen ewig offenstehenden Mund besaß, aus dem das grelle Gekläff des Idioten drang, Augen, die ständig hin und her wanderten. Casher wusste, dass dies ein Junge und doch kein Junge war. Es war ein Jagd- und Suchgerät, wie es oft von Obristen benutzt wurde, die vorhatten, zu Königen oder Tyrannen zu werden, ein Gerät, das von Gestalt zu Gestalt wanderte, von einem Kind in einen Schmetterling oder einen Vogel, die sich mit dem Spürhund bewegten und das Opfer nicht aus den Augen ließen; beobachten, schweigen, folgen. Er hasste den Spürhund und war versucht, alle Macht seines noch ungewohnten Geistes gegen ihn einzusetzen, so dass der Junge sterben und die in ihm versteckte Maschine zerspringen würde. Aber er wusste genau, dass eine Feuersäule und ein Schwall von Blut das Resultat wären. Er hatte vor langer Zeit schon viel Blut in Kaheer fließen sehen und hegte nicht den Wunsch, dass es sich noch einmal in dieser Stadt wiederholte.
Stattdessen verlangsamte er seine Schritte. Freundlich und gelassen drehte er sich zu dem Jungen um und sagte zu dem Jungen und der in dem Jungen versteckten Maschine: »Komm, begleite mich. Ich gehe geradewegs zum Palast, und es wird dir gefallen, ihn dir anzusehen.«
Der Maschine, ertappt, blieb keine andere Möglichkeit.
Der Idiot legte seine Hand in Cashers Hand, und irgendwie gelang es Casher, den rollenden, bedächtigen Schritt wieder aufzunehmen, der so viele seiner Jahre geprägt hatte, während er die Hand des verrückten Jungen festhielt, der neben ihm herhüpfte. Er fühlte noch immer die Maschine, die ihn mit den Augen des Jungen beobachtete. Er machte sich keine Sorgen; er fürchtete sich nicht vor Waffen, er konnte sie aufhalten. Er fürchtete sich nicht vor Gift; er konnte ihm widerstehen. Er fürchtete sich nicht vor Hypnose; er konnte sie sammeln und zurückwerfen. Er fürchtete sich nicht vor der Furcht; er war auf Henriada gewesen. Er war durch den unglaublichen Weltraum3 heimgekehrt.