Planet der Stürme - Cordwainer Smith - E-Book

Planet der Stürme E-Book

Cordwainer Smith

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Beschreibung

Der Preis der Gerechtigkeit

Auf Henriada, dem Planeten der Stürme, trifft Casher O’Neill den Administrator, einen Exlord der Instrumentalität. Casher ist auf der Suche nach einer Waffe, mit der er Colonel Wedder, der auf Cashers Heimatwelt Mizzer die Macht an sich gerissen hat, besiegen kann. Der Administrator stellt Casher einen Großkreuzer zur Verfügung – wenn dieser ein Tiermädchen tötet. Casher muss eine Entscheidung treffen: Rache oder Gerechtigkeit?

Die Novelle „Planet der Stürme“ erscheint als exklusives eBook Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband „Was aus den Menschen wurde“ enthalten. Sie umfasst ca. 106 Buchseiten.

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CORDWAINER SMITH

PLANET DER STÜRME

Novelle

Das Buch

Auf Henriada, dem Planeten der Stürme, trifft Casher O'Neill den Administrator, einen Exlord der Instrumentalität. Casher ist auf der Suche nach einer Waffe, mit der er Colonel Wedder, der auf Cashers Heimatwelt Mizzer die Macht an sich gerissen hat, besiegen kann. Der Administrator stellt Casher einen Großkreuzer zur Verfügung – wenn dieser ein Tiermädchen tötet. Casher muss eine Entscheidung treffen: Rache oder Gerechtigkeit?

Die Novelle »Planet der Stürme« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories von Cordwainer Smith auch in dem Sammelband »Was aus den Menschen wurde« enthalten. Sie umfasst ca. 106 Buchseiten.

Der Autor

Diese Erzählung ist dem Band Cordwainer Smith: »Was aus den Menschen wurde« entnommen.

Titel der Originalausgabe

On the Storm Planet

Aus dem Amerikanischen von Thomas Ziegler

Copyright © 1993 by The Estate of Paul Linebarger

Erstveröffentlichung in GALAXY, Februar 1965

Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Stardust, München

I

»Morgen früh um zwei Uhr fünfundsiebzig«, sagte der Administrator zu Casher O'Neill, »werden Sie dieses Mädchen mit einem Messer töten. Um zwei Uhr siebenundsiebzig wird Sie ein schneller Bodengleiter aufnehmen und hierher zurückbringen. Dann wird der Schnellkreuzer Ihnen gehören. Ist das ein Angebot?«

Er streckte seine Hand aus, als ob er wollte, dass Casher sie schütteln sollte, vermutlich als eine Art Schwur oder Vertrag.

Casher wollte den Mann nicht beleidigen, griff nach seinem Glas und sagte: »Lassen Sie uns zuerst auf das Geschäft anstoßen!«

Die schnellen, ruhelosen, hin und her schießenden Augen des Administrators musterten Casher misstrauisch von oben bis unten. Warme, feuchte Seeluft wehte durch den Raum. Der Administrator schien kriegerisch, argwöhnisch, wachsam zu sein, aber unter der dünnen Maske aus Feindseligkeit verbarg sich ein anderes Gefühl, von dem Casher nur einen Hauch wahrnehmen konnte. Müdigkeit, wurzelnd in abgrundtiefer Verzweiflung; Verzweiflung, deren Ursprung allumfassende Müdigkeit war.

Dieses andere Gefühl, das Casher wie ein Schemen erschien, war tatsächlich sehr ungewöhnlich. Auf all seinen Reisen von einer besiedelten Welt zur anderen war Casher vielen merkwürdigen Männern und Frauen begegnet. Aber noch nie war er auf jemanden wie diesen Administrator gestoßen – brillant, verschroben, überheblich. Seine Anrede lautete »Commissioner«, und er war ein Exlord der Instrumentalität, der auf dem Planeten Henriada lebte, dessen Bevölkerung von sechshundert Millionen Menschen auf vierzigtausend gesunken war. Die lokale Regierung existierte nicht mehr, und dieser seltsame Mann mit dem Titel eines »Administrators« war die einzige Autorität, die dieser Planet kannte.

Er würde jedenfalls Casher O'Neill einen seiner Großkreuzer zur Verfügung stellen, und dieser war fest entschlossen, mit dessen Hilfe nach Hause zu seinem Heimatplaneten zu segeln und Colonel Wedder, den Usurpator von Mizzer, abzusetzen.

Der Administrator blickte Casher scharf und wachsam an, dann hob er ebenfalls sein Glas. Das grüne Zwielicht färbte den Likör und ließ ihn wie ein fremdartiges Gift erscheinen. Es war nur irdischer Byegarr, und trotzdem ein wenig stark.

Nach einem Schlückchen, einem einzigen Schlückchen, entspannte sich der ältere von beiden ein wenig. »Sie wollen mich vielleicht betrügen, junger Mann. Sie denken vielleicht, ich sei ein alter Narr, der auf einem fast verlassenen Planeten herumläuft. Vielleicht glauben Sie sogar, dass der Tod dieses Mädchens eine Art Verbrechen ist. Aber es ist keineswegs ein Verbrechen. Ich bin der Administrator von Henriada, und ich habe in jedem der letzten achtzig Jahre befohlen, das Mädchen zu töten. Sie ist ja noch nicht einmal ein richtiges Mädchen, kein Wahrer Mensch. Nur ein Untermensch. Ein Tierabkömmling, der in einen Diener umgewandelt wurde. Ich kann Sie auch zu einem Hilfspolizisten ernennen, wenn Ihnen das Ihren Auftrag leichter macht. Oder zum Chef der Polizei. Vielleicht ist das sogar noch besser. Ich habe seit über hundert Jahren keinen Polizeichef mehr gehabt. Sie sind mein Polizeichef. Sie werden morgen mit Ihrer Arbeit beginnen. Das Haus ist leicht zu finden. Es ist das größte und schönste aller auf diesem Planeten noch verbliebenen Häuser. Gehen Sie morgen früh dorthin. Fragen Sie nach ihrem Herrn und achten Sie darauf, dass Sie die korrekte Anrede ›Herr und Meister Murray Madigan‹ benutzen. Die Roboter werden Ihnen sagen, dass Sie draußen warten sollen. Wenn Sie hartnäckig bleiben, wird sie zur Tür kommen. Dann werden Sie ihr Herz durchbohren, genau auf der Türschwelle. Mein Bodengleiter wird eine Minute später zur Stelle sein. Sie springen hinein und kehren zu mir zurück. Wir haben das doch schon vorhin besprochen. Warum sind Sie denn nicht einverstanden? Wissen Sie denn nicht, wer ich bin?«

Casher lächelte. »Ich weiß genau, wer Sie sind, Commissioner und Administrator. Sie sind der Ehrenwerte Rankin Meiklejohn und lebten einst auf Erde Zwei. Nun, die Instrumentalität selbst gab mir die Erlaubnis, auf diesem Planeten zu landen. Sie wissen auch, wer ich bin und was ich will. An dieser ganzen Sache erscheint mir einiges seltsam. Warum sollten Sie mir den Großsegler geben – das beste Schiff Ihrer ganzen Flotte, wie Sie selbst sagten –, nur damit ich ein modifiziertes Tier töte, das wie ein Mädchen aussieht und spricht? Warum ich? Warum der Besucher? Warum der Mann von der Außenwelt? Wie können Sie sicher sein, dass dieses Mädchen tot ist? Wenn Sie den Befehl für ihre Ermordung schon achtzigmal in achtzig Jahren gegeben haben, warum ist er nicht schon lange ausgeführt worden? Doch ich sage natürlich nicht Nein. Ich will diesen Kreuzer. Ich will ihn sogar sehr. Aber was ist der Sinn all dessen? Wo ist der Haken? Wollen Sie vielleicht dieses Haus haben?«

»Beauregard? Nein, ich will Beauregard nicht. Der alte Madigan kann von mir aus darin verfaulen. Es liegt zwischen Ambiloxi und Mottile, am Golf von Esperanza. Sie können es nicht verfehlen. Die Straße ist in gutem Zustand. Sie können dort selbst fahren.«

»Was ist es dann?« Cashers Stimme enthielt einen Hauch von Beharrlichkeit.

Die Antwort des Administrators war in der Tat sonderbar. Er füllte sein großes Glas mit dem starken Byegarr. Er blickte Casher über das volle Glas hinweg an, als sei er ein Feind. Dann leerte er das Glas. Casher wusste, dass zu viel und zu schnell getrunkener Likör dieser Art ein normales menschliches Wesen töten konnte.

Aber der Administrator brach nicht tot zusammen.

Er war nicht einmal sichtlich betrunken.

Sein Gesicht färbte sich rot, und seine Augen traten fast hervor, als der scharfe 160-Promille-Likör wirkte, aber er sagte noch immer nichts. Er starrte Casher nur an. Casher, der während seines Exils gelernt hatte, sich auf die unterschiedlichsten Spielchen einzulassen, starrte zurück.

Der Administrator gab zuerst auf.

Er beugte sich vor und brach in ein vogelähnliches kreischendes Gelächter aus. Das Gelächter dauerte an und wollte nicht mehr aufhören, bis es schien, als habe der Mann alle Heiterkeit der Galaxis an sich gerissen. Casher lachte leise und kurz, aber mehr aus Nervosität als aus Vergnügen, und wartete darauf, dass der Administrator sein Gelächter beendete.

Schließlich gewann der Administrator die Selbstbeherrschung zurück. Er schenkte Casher ein breites Lächeln und ein Blinzeln, goss vier Fingerbreit Byegarr in sein Glas, leerte es, als sei es ein Schluck Wasser, und dann – nur leicht schwankend – stand er auf, trat zu Casher und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie sind ein kluger Kopf, mein Junge. Ich habe Sie belogen. Es ist mir egal, ob ich einen Schnellkreuzer habe oder nicht. Ich gebe Ihnen etwas, das überhaupt keinen Wert für mich besitzt. Zu diesem Planeten wird keiner mehr kommen und um einen solchen Kreuzer bitten. Er ist ruiniert. Er ist aufgegeben worden. So wie ich. Gehen Sie. Sie können den Kreuzer haben. Für nichts. Nehmen Sie ihn nur. Umsonst.«

Diesmal war es Casher, der aufsprang und dem fiebrigen, zügellosen kleinen Mann ins Gesicht blickte. »Ich danke Ihnen, Administrator«, rief er und versuchte, die Hand des Administrators zu ergreifen, um den Handel perfekt zu machen.

Rankin Meiklejohn wirkte furchtbar nüchtern für einen Mann, der solche Mengen von Likör zu sich genommen hatte. Er verbarg seine rechte Hand hinter dem Rücken und wollte nicht einschlagen.

»Sie können den Kreuzer haben. Ohne Bedingungen. Ohne Frist. Ohne Vertrag. Er gehört Ihnen. Aber töten Sie zuerst dieses Mädchen! Nur um mir einen Gefallen zu tun. Ich bitte Sie. Töten Sie das Mädchen. Um zwei Uhr fünfundsiebzig morgen früh. Morgen.«

»Warum?«, fragte Casher; seine Stimme war laut und kalt, und er versuchte einen Sinn aus dem Gestammel des Mannes herauszuhören.

»Nur … nur … nur weil ich es sage …«, sagte der Administrator stockend.

»Warum?«, fragte Casher, der nicht locker ließ, kalt und laut.

Plötzlich überwältigte der Likör den Administrator. Er griff nach der Sessellehne, setzte sich unvermittelt und blickte dann zu Casher auf. Er war tatsächlich sehr betrunken. Der seltsame Ausdruck, die flüchtige, verzweifelte Müdigkeit, war aus seinem Gesicht verschwunden. Er sprach geradeaus. Nur seine überdeutlichen Artikulationsbemühungen hätten einem Unbeteiligten verraten, dass er betrunken war.

»Weil«, sagte Meiklejohn, »diese Leute, Sie Narr, mehr als achtzig in achtzig Jahren, die ich mit dem Befehl nach Beauregard geschickt habe, dieses Mädchen zu töten … Diese Leute …« Er verstummte, presste die Lippen zusammen.

»Nun, was ist ihnen zugestoßen?«, fragte Casher ruhig und überredend.

Der Administrator lächelte wieder und schien am Rande eines seiner wilden Gelächter zu stehen.

»So reden Sie doch!«, rief Casher jetzt.

»Ich weiß es nicht«, gestand der Administrator. »Bei meinem Leben, ich weiß es nicht. Keiner von ihnen ist jemals zurückgekehrt.«

»Was ist ihnen denn zugestoßen? Hat sie sie getötet?«

»Woher soll ich das wissen?«, fragte der betrunkene Mann, der offenbar immer schläfriger wurde.

»Warum haben Sie das nicht gemeldet?«

Das schien den Administrator zu ernüchtern. »Melden, dass ein kleines Mädchen mich besiegt hat, mich, den planetaren Administrator? Ein kleines Mädchen, das nicht einmal ein menschliches Wesen ist! Man hätte mir Unterstützung geschickt und mich ausgelacht. Bei der Glocke, junger Mann, ich bin genug ausgelacht worden! Ich benötige keine Hilfe von außen. Sie werden morgen früh dorthin gehen. Um zwei Uhr fünfundsiebzig, mit einem Messer. Ein Bodengleiter wird Sie erwarten.« Er starrte Casher an und schlief dann plötzlich in seinem Sessel ein.

Casher rief nach den Robotern, um sich sein Zimmer zeigen zu lassen; sie nahmen sich auch des Administrators an.

II

Am nächsten Morgen, genau um zwei Uhr fünfundsiebzig, geschah nichts. Casher schritt durch den Barockkorridor, blickte in wunderschöne, unbewohnte Zimmer. Alle Türen waren geöffnet.

Durch eine der Türen vernahm er ein krankes, tiefes, blubberndes Schnarchen.

Es war natürlich der Administrator. Er lag zusammengekrümmt auf seinem Bett. Ein weißlackierter Roboterpfleger befand sich bei ihm, und der Roboter hielt um Ruhe bittend seine mechanische Hand in die Höhe. Irgendwie gelang es ihm, die Geste leicht, weich und schön erscheinen zu lassen, auch wenn er eine Maschine war.

Casher ging leise in sein Zimmer zurück, wo er Pfannkuchen, Speck und Kaffee bestellte. Durch das Panzerglas seines Fensters beobachtete er einen Tornado, während die Roboter seine Mahlzeit zubereiteten.

Die biegsamen Bäume klammerten sich mit einer solchen Kraft an den Boden, dass sie selbst der Gewalt des Sturms widerstanden. Die Säule des Tornados griff wie der Rüssel eines verrückten Elefanten hinunter in die Gärten, aber die Pflanzen nahmen den Kampf mit ihr auf. Einige Tiere flogen durch die Luft und verschwanden wieder. Dann toste der Wirbelsturm über das Haus, aber er beschädigte es nicht, sondern machte nur einen gewaltigen Lärm.

»Pro Tag gibt es davon zwei- oder dreihundert«, erklärte ein Roboterbutler. »Das liegt daran, weil wir hier keine Wettermaschinen besitzen. Es würde mehr kosten, sagen die Menschen, diesen Planeten bewohnbar zu machen, als der Planet jemals einbringen kann. Radio und Zeitungen befinden sich in der Bibliothek, Sir. Ich glaube nicht, dass der Ehrenwerte Rankin Meiklejohn vor Abend erwacht, nicht vor sieben oder acht Uhr.«

»Kann ich hinausgehen?«

»Warum nicht, Sir? Sie sind ein Wahrer Mensch. Sie können tun, was Ihnen beliebt.«

»Ich meine, ist es ungefährlich hinauszugehen?«

»O nein, Sir! Der Sturm würde Sie in Stücke reißen oder zu Tode schleudern.«

»Gehen die Menschen denn jemals hinaus?«

»Ja, Sir. Mit Bodengleitern oder mit automatischen Körperpanzern. Man hat mir gesagt, dass ein Gewicht von mehr als fünfzig Tonnen die Person im Innern eines Panzers ausreichend schützt. Ich weiß es nicht genau, Sir. Wie Sie sehen, bin ich ein Roboter. Ich bin hier gebaut worden, obwohl mein Gehirn von Erde Zwei stammt, und ich habe noch nie das Haus verlassen.«

Casher blickte den Roboter an. Er schien ungewöhnlich gesprächig zu sein. Er nutzte die Gelegenheit, um noch mehr Dinge in Erfahrung zu bringen. »Hast du jemals von Beauregard gehört?«

»Ja, Sir. Es ist das beste Haus auf diesem Planeten. Ich habe Menschen sagen hören, dass es das massivste Gebäude auf Henriada ist. Es gehört dem Herrn und Gebieter Murray Madigan. Er ist ein Altnordaustralier, ein Verzichtender, der seine Heimatwelt verließ und hier eintraf, als Henriada noch ein sehr lebendiger Planet war. Er brachte seinen ganzen Reichtum mit. Die Untermenschen und Roboter sagen, dass das Innere des Hauses ein wundervoller Ort ist.«

»Hast du es gesehen?«

»O nein, Sir. Ich habe doch nie dieses Gebäude hier verlassen.«

»Ist der Mann Madigan jemals hier gewesen?«

Es sah als, als ob der Roboter versuchen würde zu lachen, aber es gelang ihm nicht. »O nein, Sir«, antwortete er. »Er geht niemals irgendwohin.«

»Kannst du mir etwas über die Frau sagen, die bei ihm lebt?«

»Nein, Sir.«

»Weißt du irgendetwas über sie?«

»Sir, darum geht es nicht. Ich weiß sehr viel über sie.«

»Warum kannst du dann nicht darüber sprechen?«

»Man hat mir befohlen zu schweigen, Sir.«

»Ich bin«, erklärte Casher O'Neill, »ein wahres menschliches Wesen. Hiermit lösche ich diesen Befehl. Erzähle mir von ihr.«

Die Stimme des Roboters wurde abweisend und kalt. »Der Befehl kann nicht gelöscht werden, Sir.«

»Warum nicht? Hat der Administrator ihn erteilt?«

»Nein, Sir.«

»Wer dann?«

»Sie war es«, sagte der Roboter leise und verließ das Zimmer.

III

Casher O'Neill verbrachte den Rest des Tages mit dem Versuch, noch mehr Informationen zu sammeln; doch er hatte nur sehr wenig Erfolg.

Der Deputy Administrator war ein junger Mann, der seinen Vorgesetzten hasste.

Als Casher mit ihm zu Abend aß – zu zweit verzehrten sie ihre karge Mahlzeit auf Staatskosten in einem Speisesaal, der fünfhundert Menschen aufnehmen konnte –, versuchte er, direkt zur Sache zu kommen, indem er unverblümt fragte: »Was wissen Sie über Murray Madigan?«

Er erhielt eine Antwort, die so kurz und bündig war, dass sie fast grob wirkte: »Nichts.«

»Sie haben nie von ihm gehört?«, rief Casher.

»Lassen Sie mich mit Ihren Angelegenheiten zufrieden, Herr Besucher«, sagte der Deputy Administrator. »Ich lebe schon zu lange hier. Sie können fortgehen. Sie hätten nicht herkommen sollen.«

»Ich verfüge über einen Multiweltenpass der Instrumentalität«, erklärte Casher.

»Nun ja«, nickte der junge Mann, »das beweist, dass Sie wichtiger sind als ich. Reden wir nicht weiter darüber. Schmeckt Ihnen Ihr Essen?«

In seiner Kindheit, als zukünftiger Nachfolger des Diktators von Mizzer, hatte Casher gelernt, diplomatisch zu sein. Als Kuraf, sein schrecklicher Onkel, seine Herrschaft abgeben musste, hatte Casher den Staatsstreich durch die Colonels Wedder und Gibna gutgeheißen; aber nun war Wedder selbst der Herrscher und hatte eine Zeit des Terrors und der Gewalt eingeleitet. Deshalb kannte Casher diplomatische Umgehensweisen und Zeremonien, Verhandlungen und Smalltalk, und in diesem Fall griff er zu Smalltalk.

Der junge Deputy Administrator hatte nur den einen Wunsch, den Planeten Henriada zu verlassen und niemals wieder etwas von Rankin Meiklejohn zu hören oder zu sehen. Casher konnte diesen Wunsch verstehen.

Während des Essens ereignete sich ein merkwürdiger Zwischenfall.

Gegen Ende stellte Casher ganz beiläufig die Frage: »Können Untermenschen Robotern Befehle erteilen?«

»Natürlich«, erklärte der junge Mann. »Das ist einer der Gründe, warum wir Untermenschen verwenden. Sie entfalten mehr Initiative. Sie verändern bei vielen Anlässen unsere Befehle an die Roboter.«

Casher lächelte. »Ich meine es an sich anders. Könnte ein Untermensch einem Roboter Befehle erteilen, die ein wahres menschliches Wesen nicht löschen kann?«

Der junge Mann wollte antworten, obwohl sein Mund noch voll war. Er war kein sehr feiner junger Mann. Plötzlich hielt er im Kauen inne, und seine Augen weiteten sich, als er verstanden hatte. Mit halbvollem Mund sagte er schließlich: »Ich glaube, Sie versuchen über diesen Planeten zu sprechen. Sie können ihm nicht helfen. Sie sind auf Reisen. Bleiben Sie weiter auf Reisen. Vielleicht werden Sie es lebend überstehen. Ich weigere mich, dabei mitzuspielen. Ich will nichts von Ihnen, von ihm und seinen hasserfüllten Plänen hören. Ich will nur eines: fortgehen, wenn meine Zeit kommt.«

Der junge Mann begann wieder zu kauen, die Augen starr auf den Teller gerichtet.