Ein Turm bis zum Himmel - Frank Krause - E-Book

Ein Turm bis zum Himmel E-Book

Frank Krause

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Beschreibung

Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große! (Offb 18,2). Viele Christen meinen, die apokalyptischen Ereignisse um den Untergang Babylons kämen erst noch, der Autor jedoch glaubt, dass wir uns bereits mitten darin befinden und Zeugen des kollabierenden „Turms der Anmaßung“ sind. Offenbar geschieht vieles, von dem wir annahmen, es würde sich nacheinander ereignen, in Wahrheit nebeneinander bzw. gleichzeitig. Das Buch will sowohl die Vorstellungen darüber vertiefen, wer und was Babylon ist, als auch Orientierung geben, um in den turbulenten Wehen der Endzeit, durch die wir gehen, standzuhalten. Zudem will es den Blick auf die hinter dem Irdischen liegenden himmlischen Ereignisse lenken, die mit der „großen Hochzeit“ und der Stadt des lebendigen Gottes, dem „Neuen Jerusalem“ zu tun haben. Das Ende des einen ist der Anfang des anderen.

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Seitenzahl: 170

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Frank Krause

Ein Turm bis zum Himmel

Der Geist von Babylon, damals und heute

GloryWorld-Medien

 

 

 

1. Auflage 2022

© 2022 Frank Krause

© 2022 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany; www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006, entnommen. Hervorhebungen und in Klammern gesetzte Ergänzungen stammen vom Autor. Weitere Bibelübersetzungen:

GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017DBU: „Das Buch“. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner, © 2009 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Anmerkung zu Zitaten: Die vom Autor benutzten Zitate dienen ausschließlich der Erläuterung, Bereicherung und Untermauerung des eigenen Textes. Sie sollen zum Nachdenken anregen, inspirieren, Gedankengänge zusammenfassen und, je nachdem, den Text auflockern und den Leser zum Schmunzeln bringen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass er weder alle Werke der von ihm zitierten Autoren kennt noch zwingend deren Weltanschauungen oder sonstigen Ansichten teilt.

Lektorat: Brigitte KrauseSatz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Markus AmolschUmschlagmotiv: Pieter Bruegel the Elder – The Tower of Babel (Vienna) – Google Art Project

ISBN (epub): 978-3-95578-711-0

ISBN (Druck): 978-3-95578-611-3

 

 

Inhalt

Einführung

1 Die große Verwirrung

2 Verirrt, verwirrt, verwaist

3 Babylon ist … die Matrix

4 Die große Ernüchterung

5 Die Evolution Babylons

6 Der Preis der Hure

7 Das scharlachrote Lästertier

8 Die Mutter aller Huren

9 Der goldene Kelch

10 Das Blut der Heiligen

11 Machtrausch

12 Erleuchtetes Verständnis

13 Prophetisches Durcheinander

14 Krieg mit dem Lamm

15 Berufene, Auserwählte, Treue

16 Das Imperium implodiert

17 Bis zur Vollendung

18 Babylon, ein Pandämonium

19 Üppige Macht … mächtige Üppigkeit

20 Gott bahnt einen Weg aus Babylon

21 Der große Ausgleich (1)

22 Der große Ausgleich (2)

23 Die Gefangenen Babylons

24 Die Stadt der Fremden

25 Ich, und sonst gar nichts

26 Von ganz oben nach ganz unten

27 Babylons Menschenhandel

28 Kinderlosigkeit und Witwenschaft

29 Heilige, Apostel und Propheten

30 Herrliche Menschen

31 Die Wehen der Endzeit

32 Die große Hochzeit

33 Die Stadt Gottes

Nachwort: Von Babylon nach Jerusalem

Über den Autor

 

 

Einführung

Und sie sprachen:Auf, wir wollen uns eine Stadt (Babel)und einen Turm bauen,und seine Spitze bis an den Himmel!So wollen wir uns einen Namen machen,damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen!

1. Mose 11,9

Babylon die Große ist ein Symbol jener widergöttlichen, antimenschlichen und unnatürlichen Gesellschaft, die der Mensch jenseits von Eden und von Gott errichtet. Indes kann sie sehr religiös sein. Sie kann verschiedene Formen annehmen, aber es ist immer der gleiche imperiale Geist, der sie „reitet“. Er bildet eine Hierarchie, also im Bilde gesprochen einen „Tower“, wie den Turm von Babel, dessen Spitze in den Himmel ragen sollte. In dieser Konstruktion – die in der Bibel auch „die Welt“ genannt wird, in Abgrenzung zur „Erde“, die der Natur zugeordnet ist –, leben die Menschen zwar vereint, aber doch getrennt in verschiedenen Etagen. Die höheren Ebenen herrschen über die unteren.

Der Turm nimmt stets die Form einer Pyramide an, weil in den unteren Rängen mit der geringsten Macht die meisten Menschen leben, während es nach oben rasch weniger werden, die mit immer größeren Privilegien, Büros und Finanzen ausgestattet sind. Sie vertreten die über ihnen stehenden „Chefs“ und verwalten die unter ihnen liegenden Etagen. Ganz oben steht eine Gruppe, die sich tatsächlich Gott gleich wähnt und von der die „Normalen“ unten im Turm nicht einmal wissen, dass sie existieren, geschweige denn, was sie treiben. Aber auch sie leben vermutlich innerhalb des Turmes in der Matrix Babylons.

Im falschen Film

Diese „Matrix“ bzw. Struktur oder Ordnung ist – genau wie es in der bekannten Filmserie „Matrix“1 beschrieben wird – eine Simulation, also eine „Film“-Realität, von der wir glauben, sie sei die Wirklichkeit. In ihr spielen wir unser Leben lang als „Statisten“ unsere Rollen, die nicht wirklich unser Leben sind und von der Regie, die wir nicht kennen, für uns konzipiert wurden. Da scheinbar alle mitspielen, kommt es uns nicht in den Sinn, das „Spiel“ zu hinterfragen. Die vielen „Experten“, die doch alles besser wissen als wir, sind voll dabei und verkaufen uns professionell den Schein als Sein. „Die können sich doch nicht alle irren …“

Einer der Gründe, warum der Trug der „großen Hure“, wie die Bibel Babylon nennt, so unglaublich gut funktioniert, ist der Wein Babylons:

Ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Unzucht getrieben haben; und die Bewohner der Erde sind trunken geworden von dem Wein ihrer Unzucht (Offb 17,1-2).

Denn von dem Wein der Wut ihrer Unzucht haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Unzucht mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Kraft ihrer Üppigkeit reich geworden (Offb 18,3).

Die Menschen sind betäubt, ihre Wahrnehmung ist eingeschränkt, sie sind „vernebelt“. Das klare Denken und die nüchterne Einschätzung fallen schwer. Meiner Meinung nach tobt der große geistliche Krieg der Endzeit maßgeblich um die Wahrnehmung, man kann auch sagen: um die Erweckung. Denn Erweckung bedeutet Aufwachen aus dem Traum und dem Zauber der Hure Babylon, die uns verführt und betäubt hat, damit wir nicht merken, was gespielt wird und schön unsere zugewiesene Rolle erfüllen.

Die Babylon-Party

Bei Don Miguel Ruiz Jr. fand ich folgendes Gleichnis für den Wein der Hure:

Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie würden träumen. In diesem Traum befinden Sie sich mit Tausenden von Menschen auf einer Riesenparty, und Sie sind die einzige nüchterne Person unter lauter Betrunkenen. Alle anderen Feiernden befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Trunkenheit. Einige haben erst einen oder zwei Drinks zu sich genommen und sind nur leicht beschwipst. Die meisten sind jedoch bereits volltrunken, einige sogar so sehr, dass Sie sich auf allerlei ungewöhnliche Weisen zur Schau stellen. Sie haben womöglich sogar einen kompletten Blackout, denn ihr Verhalten scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein.Einige Partygänger zählen zu Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten, aber die meisten sind Ihnen fremd. Sie versuchen, mit einigen von ihnen ins Gespräch zu kommen, merken aber schnell, dass ihr Alkoholpegel ihre Fähigkeit, sich klar auszudrücken, verändert und ihre Wahrnehmung vernebelt hat. Sie stellen auch fest, dass jeder Gast die Party unterschiedlich wahrnimmt, je nach Grad der Betrunkenheit, und die Interaktion verändert sich mit jedem Drink, den die Gäste zu sich nehmen.Die Stimmung der Besucher reicht von extrovertiert, laut und fröhlich bis hin zu schüchtern, ruhig und missmutig. Im Laufe der Party beobachten Sie, wie jeder von ihnen zwischen zwei Polen des Stimmungsspektrums schwankt: von glücklich bis traurig, von aufgedreht bis apathisch. Die Gäste streiten und versöhnen sich wieder, sie diskutieren, akzeptieren einander und diskutieren dann erneut. Wie Sie beobachten, wiederholt sich dieses seltsame Verhalten unaufhörlich die ganze Nacht hindurch. Obwohl die Leute betrunken sind, stellen Sie fest, dass sie weniger nach dem Alkohol gieren als nach dem Drama der Party.Im Laufe der Nacht variieren Ihre Interaktionen mit den Partygängern von Person zu Person. Einige sind erfreulich, aber andere bergen das Potential, schnell explosiv zu werden. Weil ihre Wahrnehmung getrübt ist, reagieren die übrigen Partygäste emotional auf Situationen, die Ihrer Wahrnehmung nach reine Fantasie sind. Für einige von ihnen artet der Traum in einen Albtraum aus. Am wichtigsten ist jedoch, dass offensichtlich keiner auf dieser Party weiß, dies ist lediglich ein Traum.Nun stellen Sie fest, dass es sich hier nicht um eine neue Party handelt, sondern um eine, an der Sie zuvor selbst teilgenommen haben. An einem bestimmten Punkt waren Sie genauso wie die anderen. Sie durchliefen all die verschiedenen Phasen des Rausches und verhielten sich genauso wie jetzt die Leute um Sie herum: Sie unterhielten sich durch den Nebel der Betrunkenheit, schlossen sich dem tollen Partytreiben an und ließen Ihr Verhalten von der (Alkohol)Vergiftung bestimmen.Schließlich wird Ihnen klar, keiner der Partyteilnehmer erkennt, dass Sie jetzt nüchtern sind. Alle nehmen an, Sie seien, genau wie sie selbst, immer noch betrunken; sie sehen nicht Ihren Weg, sondern nur ihren eigenen; sie sehen Sie lediglich als eine Art Zerrbild, welches ihnen ihr durch den Alkohol benebeltes Gehirn vorgaukelt, und nehmen Sie nicht so wahr, wie Sie jetzt wirklich sind; sie sind auch völlig ahnungslos, welche Auswirkung der Alkohol auf sie hat. Jeder und jede ist in den eigenen Traum von der Party versunken. Sie erkennen nicht, dass sie ihre Interaktion nicht mehr unter Kontrolle haben. Deshalb versuchen sie andauernd, Sie dazu zu verleiten, sich dem Drama der Party anzuschließen, sich an dem Taumel zu beteiligen, den ihre verzerrte Wahrnehmung erzeugt hat.2

Meiner Meinung nach sind wir derzeit Zeugen, wie die rauschende Babel-Party endet und die „große Ernüchterung“ eintritt. Das ist der Anfang der Erweckung, die geschieht. Darum bietet die Hure alles auf, was sie hat, um den Traum aufrechtzuerhalten und die Menschen unbewusst zu halten, betrunken von ihrem Wein. Sie zieht dafür alle Register der Manipulation und Einschüchterung, des Framings3 und Primings4. Wie gleichgeschaltet bringen die Medien in aller Welt die gleichen „Nachrichten“, da sie alle im Besitz der Hure Babylon sind. Die Fiktion wird technisch perfekt zur Wahrheit und die Illusion zur Wirklichkeit erklärt. Wer das nicht „glaubt“, ist verdächtig und wird diffamiert.

Die Apokalypse

Die Realität ist verdeckt und kann hinter der gewaltigen „Show“ kaum wahrgenommen werden. Aber in der sogenannten „Apokalypse“, was übersetzt „Enthüllung“ heißt5, wird alles aufgedeckt und sichtbar, wie es tatsächlich ist. Abgeschminkt und ohne ihre bunten Kleider erscheint die Hure auf einmal nicht mehr so attraktiv und ihr Angebot extrem überteuert zu sein.

Die Offenbarung des Johannes wird als die (christliche) „Apokalypse“ bezeichnet, die teilweise an einige viel ältere Visionen von Daniel und Jesaja anknüpft. In diesen Visionen entfalten sich in prophetischen Bildern die „letzten Dinge“ des Weltendes, inklusive dem großen Gericht Gottes über Babylon. Vor allem das 17. und 18. Kapitel der Offenbarung werden dem Untergang Babylons gewidmet. Das hat der Gemeinde und Theologie von jeher viel Material gegeben, um sich mit dem Wesen der Hurerei auseinanderzusetzen, welches Babylon und seine Marionetten im Gegensatz zur Braut Jesu, der Gemeinde, kennzeichnet. Fatalerweise hat die Kirche – vor allem in der römischen Ausprägung – zeitweise stark die Züge der Babylon-Matrix mit ihrer Üppigkeit, ihren Geschäften und ihrem Imperialismus angenommen. In Offenbarung 17,1 ist die Rede davon, dass die Hure auf sieben Hügeln sitzt, was den Blick instinktiv nach Rom lenkt, der „Stadt der sieben Hügel“.

In kleinen Artikeln auf meinem BLOG6 hatte ich begonnen, die teilweise sehr sonderbaren Verse über Babylon in der Offenbarung und darüber hinaus zu kommentieren. Dabei schrieb ich mich tiefer in die apokalyptische Vision hinein und entdeckte immer neue Facetten der Stadt Babylon, die die Gegenkultur zur Stadt Gottes darstellt. Die eine Stadt will sich in den Himmel hocharbeiten mit ihrem hierarchischen Turm, wobei sie ungerührt über Leichen geht, die andere kommt vom Himmel hernieder und weckt die Toten wieder auf. Ihr Baumeister ist Gott selbst, der keine endlosen Sklavenheere und monströsen Verwaltungskomplexe braucht, um auf deren Rücken ein gigantisches Monument höchster Selbstherrlichkeit zu errichten.

Die Herrschaft des Menschen

Im zweiten Kapitel des Buches Daniel erklärt dieser den Traum Nebukadnezars, des Königs von Babylonien (!). Jener sah im Traum die Weltreiche in Form der imposanten Statue eines Menschen dargestellt. Die Imperien werden von Daniel von oben herab dargestellt, also vom Kopf bis zu den Füßen. Das letzte Reich – die Füße – wird durch die Vermischung von Eisen und Ton zwar einerseits stark wie Eisen sein, aber auch zerbrechlich wie Ton.

Mir fällt in diesem Zusammenhang sofort auf, dass es nie zuvor eine solch umfassende globale Vermischung der Völker gab wie heute. Flüchtlinge und Migranten fluten die Länder und sorgen für jene seltsame Kombination aus Eisen und Ton, Festigkeit und Zerbrechlichkeit zugleich. Daniel sagt: „Sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber nicht aneinanderhaften, wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt“ (Dan 2,42). Diesem Monument fällt am Ende ein Stein auf die Füße und beendet die Herrschaft des Menschen. Der Stein wächst zu einem Berg heran, der die ganze Erde erfüllt. Darüber sagt Daniel:

Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen (Dan 2,44).

Aufgrund dieser Prophetie haben wir die Hoffnung, dass nicht Babylon die endgültige Weltherrschaft übernehmen wird, sondern jener Stein, der göttlicher Natur ist (Jesus), und dass sein Reich die ganze Welt erfüllen wird. So hat Jesus in seinen Endzeitreden gesagt:

Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen (Mt 24,14).

Das Ende wird der Anfang sein …

Ein Überblick

Im Folgenden zitiere ich in Auszügen ein paar geschichtliche und biblische Fakten zu Babylon, wie sie Wikipedia in einem sehr umfangreichen Beitrag liefert. Einiges wird dem Leser vielleicht bekannt sein, aber schon diese wenigen Auszüge lassen die weltliche, aber genauso die spirituelle Bedeutung erahnen, die Babylon als „Gegen-Stadt“ zu Jerusalem zukommt.

Babylon (…) war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte des Altertums. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdads im heutigen Irak (Provinz Babil). Die Ruinen der Stadt sind u. a. von R. Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise freigelegt worden. Der Ort war die Hauptstadt des gleichnamigen Stadtstaates, der zeitweise über weite Teile des südlichen Zweistromlandes herrschte. Die Blütezeit der antiken „Weltstadt“ Babylon lag zwischen 1800 und 140 v. Chr. …Die Stadt war das Zentrum Babyloniens und ist auch durch die Hängenden Gärten der Semiramis, eines der Sieben Weltwunder der Antike, bekannt. Ursprünglich gehörte auch die mächtige Stadtmauer zu den Weltwundern …Babylon verlor mit dem Aufstieg Assyriens stark an Bedeutung und wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. zweimal von den Assyrern zerstört, 689 v. Chr. durch Sanherib. 626 v. Chr. wurde Nabopolassar zum König ausgerufen und besiegte die Assyrer, deren Hauptstadt Ninive er 612 v. Chr. mit Hilfe der Meder zerstörte. Nebukadnezar II., sein Sohn, wehrte eine Invasion der Ägypter ab und regierte über ein Gebiet von Palästina bis an den Persischen Golf. In seiner Regierungszeit stiegen Stadt und Reich zu neuer Blüte auf …Es wird geschätzt, dass Babylon von ca. 1770 bis 1670 v. Chr. und wiederum von ca. 612 bis 320 v. Chr. die größte Stadt der Welt war. Sie war vielleicht die erste Stadt, die eine Bevölkerung von mehr als 200.000 Einwohnern erreichte. … Nach dem Irak-Krieg richteten US-amerikanische Truppen im April 2003 einen Stützpunkt um Babylon ein, um die antike Stadt vor Plünderern und Grabräubern zu schützen. Polnische Truppen stießen einige Monate später hinzu und übernahmen am 3. September 2003 die Lagerführung. Der Stützpunkt beherbergte bis zu 2000 Soldaten.Tausende von Menschen leben heute in Babylon innerhalb der alten äußeren Stadtmauern, und die Bevölkerung wächst schnell, obwohl die Gesetze den Bau einschränken …Laut dem antiken griechischen Historiker Herodot war Babylon „gewaltig und prächtig gebaut wie meines Wissens keine andere Stadt der Welt“. Babylon wurde von einem riesigen Festungsgürtel umschlossen. Diese Stadtmauern von Babylon besaßen laut Herodot angeblich eine Länge von 86 Kilometern mit einhundert Toren. … Im Tempelbezirk befand sich seinen Berichten zufolge auch ein Turm, von dem es im Alten Testament heißt, man wollte damit den Himmel erreichen. Er erwähnte jedoch nicht die Hängenden Gärten …Das Ischtar-Tor, eines der neun Tore, kann man heute im Berliner Pergamonmuseum besichtigen …In der jüdischen Tora und dem christlichen Alten Testament wird für das antike Babylon der hebr. Name Babel verwendet, gedeutet als angelehnt von bâlal' „überfließen, vermischen, verwirren“. Es wird ein gewaltiger Turmbau zu Babel erwähnt (1 Mo 11,1-9 REÜ). Um die Macht der Menschen zu beschränken, habe Gott die Menschen verwirrt und ihnen verschiedene Sprachen gegeben (1 Mo 11,9 REÜ). Aufgrund dieser Kommunikationsstörung mussten sie dann den Bau beenden. Diese Geschichte ist der Ursprung der Redensart „babylonisches Sprachgewirr“ oder „babylonische Verwirrung“ …Um 600 v. Chr. eroberte Nebukadnezar II. Jerusalem und veranlasste die Umsiedelung von Teilen der Bevölkerung, vor allem der Oberschicht, nach Babylon. Dieses babylonische Exil war ausschlaggebend für die Entwicklung eines Identitätsgefühls als jüdisches Volk und wird in der Bibel ausführlich beschrieben: Babylon wird als Ort des Unglaubens, der Unzucht und der Unterdrückung dargestellt, eine Sichtweise, die sich später im Neuen Testament wiederfindet …Im Folgenden ein Überblick über die relevantesten namentlichen Erwähnungen Babylons im Tanach:

• Babylon als Teil von Nimrods Herrschaftsgebiet (Gen 10,10).

• Turmbau in Babylon (Gen 11,9).

• Eine Gesandtschaft aus Babylon pflegt diplomatische Beziehungen mit König Hiskia von Juda (2 Kön 20,12-15; 2 Chr 32,31).

• Ankündigung des babylonischen Exils (2 Kön 20,16-18).

• König Manasse von Juda wird nach Babylon deportiert (2 Chr 33,11).

• Tributabhängigkeit des Königs Jojakim von Juda gegenüber dem König aus Babylon (2 Kön 24,1); Jojakim wird nach Babylon deportiert (2 Chr 36,6) und geplünderte Tempelschätze werden ebenso dorthin gebracht (2 Chr 36,7).

• Belagerung Jerusalems durch das Heer aus Babylon zur Zeit des Königs Jojachim von Juda (2 Kön 24,10) mit anschließender Deportation nach Babylon (2 Kön 24,12.15-16; 1 Chr 9,1) – darunter auch Mordechai (Est 2,6) – und weiteren Plünderungen zugunsten Babylons (2 Chr 36,10).

• König Zedekia wird von Babylon als Marionettenkönig eingesetzt (2 Kön 24,17; 2 Chr 36,10), wendet sich dann aber von Babylon ab (2 Kön 24,20; 2 Chr 36,13).

• Erneute Belagerung Jerusalems (2 Kön 25,1) mit anschließender Vernichtung oder Deportation nach Babylon (2Kön 25,6-7.11.21); Deportation impliziert u. a. Sklaverei in Babylon (2 Chr 36,20) und wird als Strafe Gottes gedeutet (Esr 5,12).

• Nebusaradan kommt aus Babylon nach Jerusalem, um den Tempel zu plündern und zu zerstören; die Beute wird nach Babylon gebracht (2 Kön 25,8.13.20; 2 Chr 36,18).

• Von Babylon wird Gedalja als Herrscher über die Übriggebliebenen eingesetzt (2 Kön 25,22-26).

• Jojachin wird in Babylon begnadigt (2 Kön 25,27-30; Jer 52,31-34).

• Die Rückkehr der Menschen von Juda aus Babylon (Esr 2,1; 8,1; Neh 7,6) unter Kyrus dem Perser bedeutet u. a. die Zurückbringung der geplünderten Gegenstände (Esr 1,11; 5,14; 6,5), den Wiederaufbau des Tempels (Esr 5,13), die Karriere Esras (Esr 7,6.9), Unterstützung der Rückkehrenden durch die Wirtschaftskraft Babyloniens (Esr 7,16).

• Das Buch Daniel spielt in Babylonien (z. B. Dan 2,12).

• Daneben wird Babylonien in prophetischen Schriften erwähnt, v. a. in Jes, Jer und Ez.

Im Neuen Testament wird der Name Babylon bzw. das Attribut „babylonisch“ zwölfmal erwähnt. Dies geschieht zum einen in Rückblicken auf die Geschichte Israels, zum anderen in den prophetischen Reden über die Zukunft der Welt. Babylon bezeichnet hier das irdische widerchristliche Machtzentrum im Gegensatz zur Stadt Gottes, dem himmlischen Jerusalem. In der Offenbarung des Johannes wird ihre Zerstörung in den letzten Gerichten Gottes vorausgesagt. In 1. Petrus 5,13 grüßt der apostolische Schreiber seine Gemeinde aus Babylon. Manche Ausleger vermuten, dass hier Babylon als ein Pseudonym für Rom gebraucht wird. Andere hingegen verweisen auf den nicht genau feststellbaren Zeitpunkt des Verfalls der Stadt und nehmen die Bezeichnung Babylon wörtlich. Sie glauben, dass Paulus, als Apostel für die Nationen, und nicht Petrus in Rom war.In der von der Offenbarung des Johannes geprägten christlichen Symbolik gilt Babylon als gottesfeindliche Macht und Hort der Sünde und Dekadenz. Martin Luther deutete das ihm verhasste Papsttum als Hure Babylon. In Offenbarung 17,3-5 wird Babylon die Große als eine in Purpur und Scharlach gekleidete, reichgeschmückte Frau beschrieben, die auf einem scharlachfarbenen wilden Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern sitzt. Auf ihrer Stirn steht ein Name geschrieben, „ein Geheimnis: ‚Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde‘ “. Auch wird von ihr gesagt, sie sitze an „vielen Wassern“, die „Völker und Volksmengen und Nationen und Zungen“ darstellen (Off 17,1-15).7

Hinter den Kulissen

Zum Schluss der Einführung will ich darauf hinweisen, dass ich kein Endzeit-Experte bin und zu vielen Themen, etwa wer der Antichrist ist oder wann die Entrückung stattfindet, keine endgültige Meinung habe. Ich habe den Eindruck, dass hinter den Kulissen vieles, von dem wir annehmen, es komme erst noch, bereits stattfindet. Auf verschiedenen Ebenen bewegen sich unterschiedliche Prozesse mit unterschiedlichem Tempo parallel zueinander. Das würde bedeuten, dass manches, das gemäß den klassischen Endzeitlehren wie nach einem Fahrplan nacheinander abläuft, sich tatsächlich nebeneinander bewegt. So eine Gleichzeitigkeit ist schwer zu denken.

Ebenso fällt es uns im Allgemeinen schwer, Entwicklungen als nicht linear