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Die Frage nach der Führung Gottes treibt seit Menschengedenken Männer, Frauen und auch Gemeinschaften um, denen Gott wichtig ist und die „seine Wege“ verstehen wollen, „die höher sind als unsere Wege, und seine Gedanken, die höher sind als unsere Gedanken“ (vgl. Jes 55,9). Wir können Gott nicht vorschreiben, wie er das zu tun hat. Er führt uns einerseits ganz individuell, jedoch finden wir in der Bibel auch allgemeingültige Prinzipien. Allein schon die Aufmerksamkeit, die wir dem Thema widmen, bahnt den Weg dafür, dass Gott uns „erreichen“ und führen kann. Dass er zu uns sprechen und uns führen möchte, daran gibt es von der Heiligen Schrift her gar keinen Zweifel, jedoch braucht es auf Seiten des Menschen „Ohren, um zu hören, und Augen, um zu sehen“. Frank Krause zeigt die sieben wichtigsten Aspekte der Führung Gottes auf. Er schöpft dabei aus reichhaltigen eigenen Erfahrungen und untersucht beispielhaft, wie Gott in den unterschiedlichsten Situationen mit Personen aus der Bibel kommuniziert hat. Alles beginnt jedoch mit einer Erweckung und Erleuchtung unseres Herzens …
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Seitenzahl: 185
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Frank Krause
Sieben Wege, wie Gott führt
GloryWorld-Medien
1. Auflage 2022
© 2022 Frank Krause
© 2022 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006, entnommen. In Klammern gesetzte Ergänzungen stammen vom Autor. Weitere Bibelübersetzungen:
GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017NGÜ: Neue Genfer Übersetzung, 2009NLB: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2017DBU: „Das Buch“. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner, © 2009 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, WittenZÜB: Die Zürcher Bibel (Ausgabe 2007)
Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.
Anmerkung zu Zitaten: Die vom Autor benutzten Zitate dienen ausschließlich der Erläuterung, Bereicherung und Untermauerung des eigenen Textes. Sie sollen zum Nachdenken anregen, inspirieren, Gedankengänge zusammenfassen und, je nachdem, den Text auflockern und den Leser zum Schmunzeln bringen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass er weder alle Werke der von ihm zitierten Autoren kennt noch zwingend deren Weltanschauungen oder sonstigen Ansichten teilt.
Lektorat: Brigitte KrauseSatz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Frank Krause und Markus AmolschUmschlagmotiv: khamkeo-vilaysing-AMQEB4-uG9k-unsplash
ISBN (epub): 978-3-95578-702-8
ISBN (Druck): 978-3-95578-602-1
Einführung
1 Wohin die Reise geht
2 Die große Täuschung
3 Gott führt uns (1) durch die Stimme unseres Gewissens
4 Gott führt uns (2) durch die Stimme der Intuition
5 Gott führt uns (3) durch die Stimme der Sehnsucht
6 Gott führt uns (4) durch sein Wort
7 Gott führt uns (5) durch Visionen
8 Gott führt uns (6) durch Prophetie
9 Gott führt uns (7) durch Engel
10 Gott führt … nicht alle gleich
11 Übergänge
12 Eine geistliche Revolution
Über den Autor
Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen;er schickt uns den Retter,das Licht, das von oben kommt.Dieses Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind,die im finsteren Land des Todes leben;es wird uns führen und leiten,dass wir den Weg des Friedens finden.
Lukas 1,77-78 GNB
Die Frage nach der Führung Gottes treibt seit Menschengedenken jeden Einzelnen und jede Gemeinschaft um, die nach Gott fragen und „seine Wege, die höher sind als unsere Wege und seine Gedanken, die höher sind als unsere Gedanken“ (vgl. Jes 55,9) verstehen wollen. Jedoch offenbart sich Gottes Führung in einer konstanten und deutlichen Art und Weise nur jenen, die den Weg der Nachfolge Christi und Hingabe an Gott auch entschlossen beschreiten. Wer nur WISSEN für theologische Diskussionen ansammeln will, wird wenig bis gar nichts von dem erleben, was in den folgenden Kapiteln besprochen wird. Darum werden wir mit der Klärung der Voraussetzungen für Gottes Führung beginnen.
… und wir können und wollen ihm nicht vorschreiben, wie er das zu tun hat. Es gibt zahllose Zeugnisse darüber, was Menschen mit Gott erlebt haben. Gott begegnete und führte sie einerseits ihnen gemäß, also ganz individuell, jedoch finden wir sowohl in solchen Berichten (Zeugnissen) als auch in der Bibel eine Reihe von Beschreibungen, wie Gott im Allgemeinen redet und führt. Es sind durch alle Zeiten hin gültige Prinzipien und Richtlinien, die uns eine großartige Orientierung dafür liefern, wie Gott führt und womit wir in der Sache rechnen können.
Wenn die Bibel etwa von Anfang bis Ende von Träumen berichtet, in denen Gott selbst, aber auch seine Boten, die Engel, Weisung geben, sollten wir auf unsere Träume achten, denn nirgendwo steht, dass Gott diese Methode geändert hat. Natürlich, es gibt verschiedene Arten von Träumen und wir müssen unterscheiden lernen, worum es sich handelt. Aber allein schon die Aufmerksamkeit, die wir dem Thema widmen, bahnt den Weg dafür, dass Gott uns auf diese Weise „erreichen“ und führen kann.
In diesem Buch wird die Rede sein von Visionen und Prophetie, von Intuition und Eingebungen verschiedener Art. Grundsätzlich gilt: Welchen Bereich wir – aus welchen Gründen auch immer – aus unserer Wahrnehmung ausschließen bzw. nicht beachten, ist ein „blinder Fleck“ in unserem Leben. Sollte Gott in diesem Bereich zu uns sprechen, bemerken wir es nicht. Was immer er dort tut, wir sehen es nicht, es bleibt uns verborgen.
Wir müssen also überprüfen, ob unsere Erwartung, wie Gott uns führt, mit dem übereinstimmt, was die Bibel und diejenigen, die es erlebt haben, uns über Gottes allgemein genutzte „Kanäle“, wie z. B. Träume, mitteilen. Erwartungen – die unbewussten noch mehr als die bewussten – spielen eine große Rolle in Bezug auf das, was wir wahrnehmen und was nicht. Sie wirken wie ein Filter.
DASS Gott zu uns sprechen und uns führen möchte, daran gibt es von der Heiligen Schrift her gar keinen Zweifel, jedoch braucht es auf Seiten des Menschen „Ohren, um zu hören, und Augen, um zu sehen“, sonst kann Gott so viel reden, wie er will, es geht an uns vorbei.
Denn dieses Volk ist im Innersten verstockt. Sie halten sich die Ohren zu und schließen die Augen, damit sie nur ja nicht sehen, hören und begreifen, sagt Gott. Sonst würden sie zu mir umkehren und ich könnte sie heilen (Mt 13,15 GNB).
Heilung ist kein punktuelles Geschehen, sondern ein Weg, der zu gehen ist. Unser Leben lang. Am Anfang des Weges mit Gott haben wir noch keine Ahnung davon, wie viel Heilung nötig ist, um unser „verstocktes Inneres“ zu erweichen, und wie umfangreich die Wiederherstellungsprozesse sind, durch die wir geführt werden, um die heilen Menschen zu werden, wie Gott uns gedacht hat und wir es wünschen.
Wenn wir uns jedoch für heil genug halten und nicht auf den Geist Gottes achten, dann bemerken wir die Zeichen und Winke Gottes zumeist nicht, egal wie deutlich sie ausfallen. Wir sind dann das, was die Bibel „blind und taub“ nennt. Wir können uns darüber beklagen, dass der Himmel uns nicht führt – und viele tun das auch –, aber es liegt stets an uns selbst, vor allem daran, dass wir „verstockt“ sind, also geistlich gesehen hart und unbeweglich, betäubt und empfindungslos.
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten (Ps 32,8 LUT).
Hier bekundet Gott seinen Willen. Seine Absicht ist schriftlich fixiert und steht für alle Ewigkeit fest: Er will jeden Menschen wie einen Sohn und eine Tochter behandeln. Er möchte uns erziehen (Aufsicht) und uns unseren ganz persönlichen Weg der Integrität, Reife und gesunden Entfaltung unseres Lebens zeigen. Mit seinen Augen will er uns leiten; das heißt, wir stehen vor ihm, sind ihm ganz nah – von Angesicht zu Angesicht. Schon an seinem Blick erkennen wir, was der Vater uns zu sagen hat.
Die „Gute-Nachricht-Bibel“ (GNB) übersetzt: „Ich lasse dich nicht aus den Augen.“ Wie tröstlich das ist! Wir werden beachtet und vom Himmel in die Geheimnisse des wahren Menschseins eingeführt. Das ist etwas, was keine Schule und auch keine Kirche leisten kann. Im besten Fall können sie Gottes Weg mit uns begleiten, aber mehr ist nicht möglich und auch nicht nötig.
Bewahre mich, wie man sein eigenes Auge (seinen Augapfel) schützt, und gib mir Zuflucht unter deinen Flügeln! (Ps 17,8 GNB).
Diese Worte des Psalmisten klingen wie eine Reaktion auf den Willen Gottes, uns mit seinen Augen leiten zu wollen. Es ist nicht eine himmlische Behörde, die uns nach Art einer Verwaltung „führt“, nein, es ist Gott ganz persönlich, der uns nicht aus den Augen lässt. Diese Präsenz und Aufsicht Gottes spielen eine wesentliche Rolle im Leben des Gläubigen. In diesem Gesehensein liegen der Trost und die Sicherheit, jederzeit auf dem rechten Weg geführt zu werden.
Das tief eingewurzelte, traumatische Gefühl, übersehen und übergangen zu werden, muss überwunden werden. Der Heilige Geist zieht diese Wurzeln der Verzweiflung und Verwaisung aus unserer Seele heraus. Bevor das nicht geschehen ist, sind wir für einen geistlichen Weg oder gar Dienst bzw. die Erfüllung einer Berufung nicht gerüstet, weil wir innerlich noch nicht in der richtigen Position als Gottes Gegenüber stehen und in seiner Gegenwart genesen, erstarken und aufleben.
Vielleicht wurde uns vermittelt, dass es sehr schwer sei, Gottes Führung zu empfangen, oder dass es nur für außergewöhnlich heilige Leute möglich sei, ihrer teilhaftig zu werden. Um es ganz klar zu sagen: Diese Annahmen sind falsch! Sowohl die Zeugnisse von Menschen aus allen Kulturen zu allen Zeiten als auch die Bibel berichten gerade das Gegenteil davon. Gott spricht auch zu nicht-bekehrten und nicht-religiösen Menschen. Er gießt seinen Geist aus über ALLES Fleisch (vgl. Apg 2,17). Er bietet seine Offenbarung und Weisung auch „bösen“ Menschen an, ja vielleicht gerade ihnen, um ihre Füße auf einen anderen Weg zu lenken – aus der Finsternis ins Licht.
Mögen die folgenden Ausführungen dem Leser eine „Erleuchtung“ über die vielfältigen Aspekte der Führungen Gottes in seinem Leben bescheren. Längst schon hat er geredet und seine Hand hat immer Schutz und Führung angeboten. Aber wie es in Jesaja heißt, sind wir häufig dermaßen mit unseren eigenen Wegen und Gedanken beschäftigt, dass wir von Gott nichts sehen und hören, weil er sich auf einer anderen Ebene bewegt als wir.
Ich war zu erfragen für die, die nicht nach mir fragten; ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: Hier bin ich, hier bin ich!, zu einer Nation, die meinen Namen nicht anrief. Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk, zu solchen, die auf dem Weg, der nicht gut ist, ihren eigenen Gedanken nachlaufen (Jes 65,1-2).
Viele Menschen kommen erst in existentiellen Krisen auf die Idee, nach Gott zu fragen und seine Hand in ihrer Biographie zu suchen. Manchmal ist selbst die christliche Gemeinde nicht in der Lage dazu, die Spuren des Handelns Gottes und seine Handschrift im Leben der Zerbrochenen zu erkennen. Es mangelt ihr an Unterscheidung, weshalb die vorliegende Ausarbeitung als eine Handreichung zum Thema der Führung Gottes für all jene gedacht ist, die verstehen, dass gerade die Christenheit aufgrund ihres direkten Zugangs zu Gott durch Jesus Christus eine hell scheinende „Lampe Gottes“ sein sollte, die Licht und Klarheit darüber bringt, was den Umgang Gottes mit den Menschen betrifft, um ihnen den Weg aus der Finsternis zu zeigen und ihre Füße auf den Pfad des Friedens zu lenken (vgl. Lk 1,79). Wenn es nach Jesus geht, ist die Gemeinde „das Licht der Welt“. Inwieweit sich das realisiert hat, mag sich ein jeder selbst fragen. Jedenfalls geht es um eine Menge Licht, das ALLES aufdeckt und sichtbar macht, wie es in Wahrheit ist.
Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen (Ps 43,3).
Um die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema göttlicher Führung zu unterstützen, habe ich ein Kurs-Heft (76 Seiten DIN A4) zum Buch geschrieben. Es vertieft jedes Kapitel mit weiteren Texten, Beispielen und Erlebnisberichten. Es stellt Fragen und gibt Anregungen aller Art, um die Prozesse der Erleuchtung und Wahrwerdung zu begleiten, durch die zu gehen ist, um „licht und leicht“ zu werden, beweglich und besser vertraut mit den Wegen Gottes.
Damit nicht genug, gibt es über meine Webseite auch noch eine kostenlose Videoserie zum Thema. Das Paket aus Buch, Kurs und Videoserie wird dem interessierten Leser und „Schüler des Geistes“ eine gute Handreichung sein, sich zu orientieren und weiterzubewegen, denn Stillstand ist keine Option. Wer sich nicht bewegt, den kann man nicht führen.
Der Titel „Sieben Wege, wie Gott führt“ lehnt sich an eine Passage in dem Buch „Die Schule des Geistes“1 von Roberts Liardon, einem amerikanischen Prediger, an. Vor vielen Jahren hatte ich das Buch auf Englisch2 gelesen und mir einige Notizen gemacht. Inzwischen ist es jedoch auf Deutsch übersetzt worden, siehe Hinweise in der Fußnote.
Vieles, was ich damals in Büchern dieser Art las, war mir fremd und verwirrend; es entsprach nicht dem, was in meiner evangelikal geprägten Gemeinde gepredigt wurde. An sich wurde dort die Frage nach göttlicher Führung im Leben des Gläubigen im Wesentlichen beschränkt auf die Bibel, aus deren Studium sich der Wille Gottes in allen Dingen erschließen sollte. Das tat er aber nicht; das moderne, technifizierte Leben bildet sich dort auch nicht so klar ab, wie wir uns das wünschen würden.
Um mit der Komplexität des Lebens klarzukommen, in welcher ich weder eine „klare, biblische Ordnung“ erkennen noch diese in meinen Alltag hineinzubringen vermochte, gestaltete ich es zunächst immer „kleiner“ und „enger“. Da verstand ich auf einmal, warum es Gläubige gibt, die eine Art Leben in „schwarz-weiß“ führen. Sie schließen die „Welt“ weitgehend aus und reduzieren das Leben dermaßen, dass sie für andere Menschen wie unsichtbar werden. Dass sie das „Licht der Welt und Salz der Erde“ sind, wie Jesus in Matthäus 5,13-16 sagt, realisiert sich nicht – auch bei mir tat es das nicht.
Um Licht und Salz zu SEIN und nicht nur die Bibelstellen darüber zu finden, braucht es eine Verwandlung in das Bild Jesu, die so umfassend ist, wie wir uns das überhaupt nicht vorstellen können, wenn wir es nicht selbst erlebt haben. Denn zuerst sagt Jesus, dass ER das Licht der Welt ist (vgl. Joh 8,12). Dann sollen WIR es sein. Wie können wir sein wie er?
Die Verwandlung in das Bild Jesu wird in der Schrift nicht in allen ihren Einzelheiten beschrieben. Anscheinend ist das nicht nötig, auch wenn wir brennend daran interessiert sind, wie das ganz genau vonstattengeht. Wir werden an den Heiligen Geist verwiesen, der mit uns den Weg der Verwandlung geht und uns Schritt für Schritt in Christus hineintaucht (tauft) und ihn uns in einer Weise enthüllt, dass wir ihn deutlich und direkt erkennen, wie er im Licht wirklich ist, und dadurch so werden wie er. Dabei werden wir zugleich die, die wir wirklich sind, weil wir in seinem Bild erschaffen wurden. Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis gehen Hand in Hand. Sehen wir ihn, sehen wir uns.
Im Sündenfall ging der direkte Kontakt mit Gott und dem Himmel verloren und wir haben unsere eigenen Gottesbilder und religiösen Vorstellungen über den Himmel erfunden. Der Heilige Geist hilft uns, diese eigenen Bilder und religiösen Mythen allesamt wieder loszuwerden und zurück in die Position des Gegenübers Gottes zu kommen, wo wir ihn erkennen können, wie er ist, und uns selbst, wie wir sind. Diese verwandelnde Erkenntnis ist von allergrößter Bedeutung. Ich nenne es eine „geistliche Revolution“.
Aus diesem Grund dreht sich ein wesentlicher Teil der Führung Gottes um diesen Aspekt: den Weg der Verwandlung. Ist uns nicht klar, dass Gott diese Absicht mit uns verfolgt, ist uns seine Führung in der Sache sehr schwer begreiflich. Ich selbst bin das beste Beispiel für jemanden, der zwar einen echten Anfang mit Jesus gemacht hatte (Bekehrung), aber dann für viele Jahre nicht die leiseste Ahnung davon hatte, worum es ging. Meine Wahrnehmung der Absicht Gottes mit mir war beschränkt, und entsprechend unkooperativ verhielt ich mich im Hinblick auf seine Führung.
Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht (2 Kor 3,18).
Wir versuchen nicht, „gute Menschen“ zu sein, so wie wir uns den mildtätigen Jesus gerne vorstellen, sondern werden transformiert – wie die Raupe sich in einen Schmetterling verwandelt. Durch ein angelernt religiöses Verhalten wird das niemals erreicht, ganz egal, wieviel Mühe wir uns geben.
Stellen wir uns kurz einmal vor, dass gläubige Menschen – ob bewusst oder unbewusst – häufig erwarten und davon ausgehen, dass der Heilige Geist ihnen bei der Nachahmung Jesu hilft. Er aber will sie in den Kokon führen, wo sie sich auflösen, um in neue Menschen verwandelt und dann noch einmal „geboren“ zu werden in einer Gestalt, die mit der „Raupe“ nicht zu vergleichen ist. Die Raupe kriecht, der Schmetterling fliegt. Der Schmetterling verkörpert in dieser Analogie das, was Christen eine „neue Schöpfung“ nennen.
Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2 Kor 5,17).
An diesem Punkt beginnen wir unsere Untersuchung des Themas Führung. Es geht zunächst um SEINS-Fragen und Identität, um Grundfragen des Lebens sowie den Anfang des heiligen Weges, den wir betreten. Ihn sind wir noch nicht gegangen; er macht uns zu göttlichen Menschen, die göttlich menschlich sind. Sind die „ersten Dinge“ nicht klar, bleibt der ganze Bereich der Führung Gottes unklar und nebulös.
Gott erwartet von uns, dass wir uns seiner Führung fügen. Dazu aber müssen wir sie erkennen. Sie kann jedoch erheblich von unseren Vorstellungen darüber abweichen, wie Gott das macht. In dieser Diskrepanz leben viele Gläubige – bis dahin, dass sie achselzuckend sagen: „Gottes Wege sind unerforschlich und bleiben für uns Menschen rätselhaft.“ Nichts könnte der Wahrheit ferner sein als das!
Die Frage der Erwartung Gottes an uns, was seine Führung betrifft, einfach nur mit „Gehorsam“ zu beantworten, reicht jedoch ebenfalls nicht aus. Gott ist kein General und wir die Befehlsempfänger. Er ist Vater und wir Kinder. Dieses Verhältnis auf Gehorsam zu reduzieren, ist meines Erachtens eine Verkürzung, die in der Geschichte schon sehr rigide und totalitäre Formen von Religion und Kirche hervorgebracht hat.
Noch einmal: Wenn die Erwartungen des Gläubigen an die himmlischen Weisungen und die tatsächliche Führung des Heiligen Geistes in zwei verschiedene Richtungen gehen, werden beide Seiten enttäuscht – sowohl der Gläubige als auch der Geist Gottes, der uns erleuchten möchte, damit wir alles im Licht sehen, wie es ist: Gott und Mensch, Himmel und Erde, Leben und Sterben, Zeit und Ewigkeit.
SEHEN wir, erübrigt sich viel Führung, denn wir können im Licht selbst gerade Schritte tun und fallen nicht über jedes Hindernis, weil wir es ja umgehen oder überwinden können.
Wir können uns vorstellen, wie gewaltig anders die Führung Gottes im Leben eines Blinden im Unterschied zu einem Sehenden ausfällt! Man kann das gar nicht vergleichen. Unser wichtigstes Gebet im Zusammenhang mit der Führung Gottes in unserem Leben ist also, dass wir ihn um das bitten, was Paulus für die Epheser erbeten hat:
(Ich bete für euch,) dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und was die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Die hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat (Eph 1,17-20).
Dieses Buch stellt im Besonderen die Unterschiede in der Führung Gottes bezüglich der Reifestufen dar, in denen die Gläubigen und Jünger sich in der Schule des Geistes befinden. Diese Unterscheidung fehlt meines Erachtens in vielen anderen Publikationen zur Frage, wie Gott führt. Alle werden dort gleichbehandelt, egal, wie reif im Glauben sie sind und wo auf dem heiligen Weg sie stehen. Offenbarungen, die für geistlich Erwachsene gedacht sind, „die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen“ (vgl. Heb 5,14), werden geistlichen Kindern vorgelegt, die damit gar nicht umgehen können, da es „feste Speise“ ist, sie aber „Milch“ brauchen. Natürlich wollen die „Kleinen“ dieselben Visionen, prophetischen Worte und geistgewirkten Träume haben wie die „Großen“; es ist aber nicht gut für sie, im Gegenteil.
Unreife Menschen haben mit ihren Fehldeutungen und eigenmächtigen Auslegungen göttlicher Inspiration schon unglaublichen Schaden angerichtet. Sie waren nicht selbstlos genug, was ein Kennzeichen der Reife ist, sondern haben sich gewaltsam am Heiligen vergriffen, um es zu egozentrischen Zwecken und manipulativ zu benutzen. Die Formulierung: „Gott hat mir gezeigt …“, kann zum Segen und zum Fluch werden, je nachdem, wie der Charakter und die Absicht desjenigen ist, der diese Worte ausspricht.
Mein Gebet ist, dass die vorliegende Arbeit zu den „Sieben Wegen, wie Gott führt“ einen Beitrag leistet, diesen Missbrauch zu verringern, indem Licht auf den rechten Gebrauch geworfen wird.
1 Roberts Liardon, Die Schule des Geistes, Verlag Adullam, Kapitel 11.
2 Roberts Liardon, School of the Spirit, Creation House 1994, Chapter 11.
Und er führte mich heraus ins Weite,er befreite mich, weil er Gefallen an mir hatte.Denn ich habe die Wege des Herrn eingehalten …
2. Samuel 22,20.22a
Gottes Führungen können auf verschiedenen Stufen der Verwandlung und der Reife des Gläubigen sehr unterschiedlich ausfallen. Ein Kind wird erzogen, sich zu benehmen, ein Erwachsener wird am Werk Gottes im Himmel und auf der Erde beteiligt. Der Radius des Kindes ist, verglichen mit dem des Erwachsenen, klein. Das Kind fährt mit dem Dreirad, der Erwachsene nimmt das Auto. Junge Gläubige können sehr frustriert sein, wenn sie die Bücher von reifen Frauen und Männern Gottes lesen, die bereits bewährt sind und eine Qualität von göttlicher Führung erleben, die für die Anfänger jenseits ihrer Reichweite liegt. Sie führt der Geist nach innen, die bewährten Arbeiter nach außen.
Um in der Analogie zu bleiben: Schon der Weg der Raupe in den Kokon hinein ist etwas völlig anderes als der Weg des Schmetterlings aus ihm heraus. Von außen ist davon nichts zu sehen, aber innen im Kokon gehen geheimnisvolle Prozesse der Wandlung vor sich. Wenn sich später eine Raupe mit einem Schmetterling unterhält, mag sie über das Maß der Freiheit des Schmetterlings und seine Abenteuer in der Weite des Himmels erstaunen. Zu IHR redet Gott nicht über Fragen des Fliegens und lehrt sie nicht die Wege der Schmetterlinge. Zum Schmetterling wiederum redet Gott nicht mehr über die Wege der Raupen, denn das hat er hinter sich.
Wenn der Schmetterling zur Raupe sagt: „Ich war mal wie du, aber du bist noch nicht wie ich“, mag das furchtbar hochmütig in den Ohren der Raupe klingen, aber es ist die Wahrheit.